Aggression während der Therapie

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Schafhase
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Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo an alle. Meine Partnerin, wir sind seit neuen Jahren zusammen, ist an Depressionen erkrankt und nun seit fast 7 Wochen in stationärer Behandlung. Vorher hat sie seit über einem Jahr Antidepressiva bekommen, ohne eine Therapie zu machen. Obwohl aller Beteuerungen, dass Ihre Erkrankung aus Ihrer Sicht nicht an mir liegt, da sie solche Phasen schon vor mir hatte, kommen nun in dieser Therapie immer mehr Vorwürfe gegen mich ins Spiel. Das teilweise in sehr aggressiver verbaler Form, immer nur am Telefon, sehen wollte sie mich in der Zeit nur zweimal. Ich habe von einer Betroffenen schon gehört, dass sie selber höchst aggressiv aus einer solchen Therapie kam. Das diese Therapien darauf ausgerichtet sind, nur auf sich selbst zu schauen und andere sind egal habe ich schon mehrfach gehört und gelesen. In einem Gespräch sollte auch ich sagen, was mich in der letzten Zeit belastet, das wurde von ihr alles umgedreht und mir selbst in die Schuhe geschoben. Seit Monaten mache ich hier in unserem gemeinsamen Haus alles allein. Die Hunde, putzen, waschen, Frühstück was so im Haus anfällt. Im übrigen auch nur meine Schuld, putzen: macht sie in ihren Augen für mich nicht gut genug, macht sie nicht mehr. Waschen: hängt sie aus ihrer Sicht für mich nicht richtig auf, macht Sie nicht mehr. Frühstück: sie vergisst was, passt mir nicht, macht sie nicht mehr. usw. usw. Alles wird gedreht und gewendet, bis es in meine Schuhe passt. Wie gesagt, die Aggression, die mir da entgegen schlägt, macht mir wirklich Sorgen. so kenne ich sie nicht. Ich habe damals eine liebevolle, aufmerksame Frau kennen und lieben gelernt. Von dieser ist nichts mehr übrig, kaum noch liebe Worte, keine Nähe, nichts und von mir wird nur blindes Verständnis erwartet. Nun sind die acht Wochen bald rum und ich habe Angst, was kommt, wenn Sie wieder hier ist. Im September waren wir noch im Urlaub, dort war sie wie ausgewechselt und dann kam nach dem Urlaub der ganz große Einbruch und ich habe die Welt nicht mehr verstanden, auch, da sie mit mir nicht darüber geredet hat. In einer Selbsthilfegruppe, die sie seit Oktober besucht, wurde ihr eingeredet, sie müsste auch Zuhause gar nicht darüber reden wie es ihr geht, das würde ich sowieso nicht verstehen. Auf meine Frage, ob es nicht gut wäre, wir würden auch zusammen mit jemandem über die Probleme sprechen, bekam ich zuhören, sie hat ihre Selbsthilfegruppe und ich solle mir doch einen Therapeuten suchen, mit dem ich dann reden soll. Wie soll das den funktionieren? Ich bin im Moment sehr verzweifelt und verstehe die Welt nicht mehr. Grüße Schafhase
Sheemie
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Sheemie »

Hey Schafhase,
willkommen hier und voll gut, dass du dich dich hier umguckst/schreibst, ich glaube, zu sehen, dass es anderen ganz ähnlich geht, kann schon voll helfen :-).

Am wichtigsten:
Schafhase hat geschrieben:dass Ihre Erkrankung aus Ihrer Sicht nicht an mir liegt
Schreib dir das irgendwo hin, auch wenn Vorwürfe kommen (oder etwas als Vorwurf ankommt...) - die Erkrankung liegt definitiv nicht an dir.
Mein Exfreund hat mir diese Vorwürfe gemacht und ich hab es immer auf die Krankheit geschoben, stimmt ja auch, aber es damit auch zu krass entschuldigt und hatte mit super Schuldgefühlen zu kämpfen und war selber in so einer Abwärtsspirale aus Schuld, mich gleichzeitig trotz Trennung um ihn kümmern usw. - was natürlich letztlich niemandem etwas gebracht hat. Mittlerweile habe ich eine für mich sehr gesunde Haltung entwickelt, dass ich sobald er mit Schuld und so anfängt abschalte - Handy ausmache, oder was weiß ich. Um mich selber zu schützen!!
Schafhase hat geschrieben:Das diese Therapien darauf ausgerichtet sind, nur auf sich selbst zu schauen und andere sind egal habe ich schon mehrfach gehört und gelesen
So wie du es schreibst klingt es sehr negativ - ich würde sagen Therapien sind dafür da auf sich zu schauen, weil man selber ja nun mal die Krankheit hat. Wenn ich eine Chemo wegen Krebs mache, gucke ich auch nur auf mich. Dass andere da egal sind - nee, das kann glaub ich bei Anderen so ankommen, aber soziale Beziehungen, außer acht zu lassen wäre ja total kontraproduktiv - aber sich selbst vielleicht neu verorten in Beziehungen, mehr auf Augenhöhe anstreben usw. - das kann für beide Seiten ziemlich anstrengend sein.

Ich glaube man kommt mit so einem Schuld/in die Schuhe schieben usw.-Denken nicht weiter. Es geht nicht um Schuld. Sie schafft bestimmte Dinge momentan nicht (Haushalt und so), und wahrscheinlich fühlt sie sich schon total schlecht deswegen (weil man "noch nicht mal" so etwas einfaches schafft!) und dann kann es ja einfacher sein für sie, Dir da die Schuld zu geben.

Und gleichzeitig - blindes Verständnis? Eben nicht für verletzendes Verhalten, also du hast ja trotzdem Bedürnisse, Gefühle, Grenzen und bist nicht ihr*e Ärzt*in oder so.
Also ja, man muss die Krankheit natürlich mitdenken - kann aber ja trotzdem sagen "Das verletzt mich." und dann vllt.mit der Kommunikation warten. Mein Ex war halt auch immer mega aggressiv - und dann haben wir da mal drüber geredet - dass er denkt, dass es mich mehr enttäuscht hätte wenn er z.B.eine Verabredung abgesagt hätte. Und für mich war voll selbstverständlich, dass man absagt, wenn man sich nicht gut fühlt, wo ich das auch zu zähle. Ist zwar schade, aber ein Treffen, wo er mega aggro ist, also das geht doch erst recht nach hinten los. Wir hatten dann die Verabredung, dass wir halt beide sagen, wenn es sich nicht richtig anfühlt, sich zu treffen, dass wir lieber ein gutes Treffen haben, als eins "weil man halt verabredet war". Naja, hat langfristig nicht geklappt wie du merkst, aber glaube, wir waren mit vielen vernünftigen Sachen auch zu spät :-(.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass ihr Vorschlag, dass du dich auch nach einer Angehörigengruppe oder so umguckst ziemlich klug. Machst du ja auch schon in die Richtung, wenn du hier liest/schreibst.

Vielleicht etwas chaotisch, ich hoffe, du kannst was draus ziehen! Lass dich nicht runterziehen und hör auf deine Grenzen!! Ehrlich!

Lieber gruß
Schafhase
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo Sheemie. Vielen Dank für deine Worte. Eine Gruppe für Angehörige gibt es hier in der Gegend offensichtlich nicht wirklich und ganz ehrlich, selbst zu einem Psychologen zu gehen, ist für mich nicht der richtige Weg. Die letzte Woche ist ja nun angebrochen und ich habe heute von Ihr erfahren, dass Sie Sorge hat, hier Zuhause noch nicht zurecht zukommen. Auf meine Frage, ob ich etwas tun kann, um es einfacher zumachen, hieß es nein. In den Gesprächen dort sind wohl doch Gründe aufgetaucht, die nicht mit mir direkt zu tun haben. Darüber werden wir reden, wenn sie wieder hier ist. Ich hoffe, es kommt mit der Zeit wieder alles in Ordnung, neun Jahre Beziehung aufgeben, wäre sicher auch ein großer Fehler. Nun mit der Situation vorn Augen, dass auch der Weg nach Hause schwer ist, belastet mich das auch wieder. Manchmal frage ich mich, ob ich dem allem gewachsen bin. Ich hatte vorher schon eine sehr schwere Beziehung zu einer schweren Alkoholikerin und da war es so, dass ich an allem immer Schuld war. Das ging allerdings mit massiver psychischer und auch körperlicher Gewalt einher. Ich möchte nur nicht wieder die sein, die unter solchen, wie soll ich es nennen, Manipulationen unter geht. Ja, ich habe ein großes Problem damit, so etwas dann auch `dankbar` anzunehmen. Ich habe mich gefragt, wo diese Frau geblieben ist, die früher so liebevoll und aufmerksam war. Ist diese nun für immer fort? Kann so etwas verloren gehen? Nun ja T-7, der Countdown läuft. Nun bin ich wieder in sorge, dass sie hier über meinen Beitrag stolpert, da ja dieses Forum auch schnell zu finden ist und sie selbst vielleicht auch hier unterwegs ist. Und diese Geschichte wieder zu erkennen ist ja auch einfach. Ja, ich selbst bezeichne mich oft als paranoid. Aber andererseits, wenn man es neun Jahre mit mir aushält, kann ich so verkehrt nicht sein. Nun, auf jeden Fall, danke ich, für Deine Antwort und werde schauen wie es weiter geht und ich denke, hier auch weiter berichten. LG
Sheemie
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Sheemie »

Hey...,
Schafhase hat geschrieben:Aber andererseits, wenn man es neun Jahre mit mir aushält, kann ich so verkehrt nicht sein.
Du bist mit Sicherheit nicht verkehrt!! Bestimmt hast du auch mal Sachen gemacht/gesagt die nicht "richtig" waren, aber richtig, wenn ihr zwei es 9 Jahre geschafft habt eine Beziehung zu führen, werdet ihr beide ja offensichtlich nicht so verkehrt sein - und ihr gehört beide zu der Situation jetzt, ihr habt beide die Entscheidung getroffen, die Beziehung bis jetzt in einer bestimmten Art zu führen und könnt auch beide was dazu tun, die jetzt vielleicht ein bisschen anders zu gestalten.
Schafhase hat geschrieben:In den Gesprächen dort sind wohl doch Gründe aufgetaucht, die nicht mit mir direkt zu tun haben. Darüber werden wir reden, wenn sie wieder hier ist.
Vielleicht ein bisschen langsamer? Also - sie war 8 Wochen in einem geschützten, abgetrennten Raum, ihr habt beide eh Angst und Sorge, wie das Zusammenleben weitergeht - ich würd das Reden langsam angehen lassen. Vielleicht erstmal gucken, ob man sich etwas schöne/entspannte Zeit gönnt, Reden, wenn die andere Person noch gar nicht bereit ist bringt ja letztlich keiner was.

Ich denke, die Aggressionen haben gar nicht viel mit dir zu tun, sondern sind ein Umgang von ihr mit der Krankheit. Die können trotzdem verletzen, also das würde ich gar nicht als entweder oder verstehen. Bei mir und meinem Ex hat das alles eigentlich am besten geklappt, wenn ich ganz klar gesagt habe, dass das gar nicht klargeht und er mich mega verletzt. Letztlich habe ich ihm damit ja überhaupt erst die Möglichkeit gegeben, sich zu entschuldigen, weil er so sehr mit sich beschäftigt war, dass er von selber nicht gesehen hat, dass ich verletzt bin. Und dann kamen halt auch aufrichtige Entschuldigungen, in denen es nicht darum ging, dass er was dafür kann, sondern das deutlich wurde - er kann für viele Dinge nichts, weil sie an der Krankheit liegen - und erkennt trotzdem, dass das krass verletzend sein kann und das tut ihm trotzdem leid. Mir hat das dann total gereicht, aber ich habe irgendwann gemekrt, dass ich diese Entschuldigung oder Erklärung brauche um klarzukommen.
Verantwortung für die Krankheit und auch die damit einhergehenden Symptome übernehmen und eben nicht denken, ach, grad bei meinen engsten Menschen gehts ja.

Aber denk daran, dass die Therapie erst mal nichts mit dir oder eurer Beziehung zu tun hat! Ich mache selber auch Therapie - und das war ein super wichtiger Punkt für mich, dieses Gefühl, das ist ganz meins. Kann ich was von erzählen - muss ich aber nicht. Und auch meine Gefühle sind meins. Also, du hast 0,0 Schuld an irgendwas - aber du hast auch keine Verantwortung für ihre Therapie und damit aber auch kein "Recht" ihr da reinzureden. Das klingt blöd, aber ich find grad keine anderen Worte.

Ich glaub schon, dass es die andere Frau noch gibt...aber eben vielleicht auch etwas anders. Sie macht ja nicht umsonst eine Therapie, da geht es ja auch drum, Dinge zu ändern. Also - auch wieder persönliches Beispiel - ich habe definitiv in meiner Therapie gelernt, früher mal zu sagen, wenn es mir nicht gut geht und nicht quasi bis zum Zusammenbruch/Ausraster zu warten. So ganz kurz zusammengefasst ;-). Und ja - da mussten sich auch Leute in meinem Umfeld umstellen und mit ein paar Leuten ist das Verhältnis deutlich distanzierter seitdem. Die meisten freuen sich total "mir auch mal helfen zu können" und trotzdem ist das für mich jedesmal trotzdem schwer und manchmal find ich dann auch nicht die richtigen Wort, was eventuell auch mal aggressiv wirken kann.

Das tut mir leid, dass du schon mal so eine schwere Beziehung hattest. Kannst du denn daraus was ziehen, also dass du schneller Grenzen ziehst? Frage nur, weil das denke ich bei mir so ist - nach der Erfahrung mit meinem Ex, dass ich da sehr viel schneller zu mache, wenn irgendwas mit Schuldgeben etc.kommt.

Alles Gute dir
Schafhase
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo wieder :-)

Ich versuche es mal ein wenig langsamer. Mir geht nur soviel durch den Kopf und dann fliegt es alles schnell und ungeordnet auf die Tastatur....

(helfen Leerzeilen bei der Übersicht??)

Zum Thema reden, das kam NICHT von mir, ich würde es auch anders angehen, aber danach geht es ja nicht.

Ich weiss nicht, seit Mittwoch, scheint in den Therapiegesprächen etwas aufgetaucht zu sein, dass nun vieles klären soll, laut ihr, darüber will sie mit mir reden. Was auch immer das heisst. beteuert wurde allerdings, es liege nicht an mir persönlich und ich solle mir keine Sorgen machen. Ich bin mir allerdings sicher, da stimmt etwas nicht, sprich, das war um mich zu beruhigen. Ich habe meine Gründe dafür, dass so anzunehmen, das kann ich aber nicht erklären.

Zum Thema, ich solle äußern, dass auch mir mit dieser Situation nicht gut geht, das wurde nicht um geringsten Akzeptiert. Krank ist sie, nicht ich und sonst müßte ich mir ne Therapie suchen.

Wie hat eine Freundin gesagt, wenn es dir damit so schlecht geht, brauchst du keine Therapie, sondern eine Trennung von dieser Person, die dir so schadet. Nun ja.

Weiß nicht, wir sind bei T-4, ich schlafe keine Nacht durch, komme auf der Arbeit nicht zurecht und sehe aus wie der Tod auf Latschen, einen Vorteil hat es, ich mag kaum was Essen, so dass ein paar Kilo abgehen ;-). Aber ich esse immer wenigsten ein wenig und Polster ist genug da.

Und ja, die neun Jahre kommen natürlich nicht irgendwoher, es war wirklich fast die berühmte Love-at-first-Sight. Wir kannten uns aus einer meiner früheren Beziehung, da deren Kinder zusammen im Kindergarten waren. Damals hat allerdings meine Ex alles getan, sie von mir fern zu halten.
Als wir uns nach Jahren wieder trafen, machte es fump und um, bei beiden.

Aber ich frage mich manchmal, ob solche Ärzte nicht auch Schaden anrichten können, wenn sie den Menschen in der Therapie 8 Wochen das Hirn weich waschen.
Und eh nun große Aufschreie kommen, ich habe diese Theorie, auch von Menschen aus dem medizinischen Bereich, bestätigt bekommen.
Denn, wenn es nach acht Wochen noch immer nicht besser ist, bzw. scheint es mir diese Woche wieder schlimmer geworden zu sein. Wofür war diese ganze Qual dann gut? Sie sagt, ihr geht es dort gut, ja, aber, das ist nicht nun mal nicht das reale Leben. Und genau auf dieses normale Leben hätte sie doch wieder dort vorbereitet werden sollen, und nicht darauf, nach acht Wochen dort nicht mehr weg zu wollen.

Wir wissen alle, das Leben ist kein verfluchter Ponyhof und auch kein Strawberryfield. Aber das macht die Herausforderung an uns aus. Wir sind ja leider nicht alle mit einem goldenen Löffel im Mund geboren.
Naja, wieder nur meine Meinung.


Auf jeden Fall tut es gut, hier so anonym darüber schreiben zu können.

Vielen Dank, dass Du dir die Zeit nimmst mir hier zu antworten.

LG
soulivre
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von soulivre »

Schafhase hat geschrieben:Aber ich frage mich manchmal, ob solche Ärzte nicht auch Schaden anrichten können, wenn sie den Menschen in der Therapie 8 Wochen das Hirn weich waschen.
Ich finde das ist eine sehr fatale Einstellung als Angehöriger..
Für den Depri geht es ums gesund werden.
Und die Klinik ist ein geschützter Raum.

Zu 8 Wochen..es gibt Patienten die nach 8 Monaten erst wieder ins richtige Leben zurück "können".

Plattitüde wie "Wir wissen alle, das Leben ist kein verfluchter Ponyhof und auch kein Strawberryfield."
ist genau das was ein Depri genausowenig braucht wie "krieg mal den Arsch wieder hoch"..

Soooo wird niemandem geholfen....nix verstanden..ich lehne eine solche "Hilfe" ab..
Schafhase
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Ja, ich frage mich dass mit den Ärzten weil es ihr anscheinend immer schlimmer geht und ich mit Menschen aus dem medizinischen Bereich auch gesprochen habe, die nichts von solchen Therapien halten.

Zwei persönlich therapierte können auch nicht verstehen, dass es offensichtlich keine Besserung gibt bei ihr, sondern das Gegenteil eintritt, eine davon hat Kontakt zu ihr.

Ich bin auch nur hier um zu verstehen, wie damit umzugehen.

Das mit dem Ponyhof tut mir Leid, das ist meine Einstellung zu meinem Leben und würde ich ihr im Leben niemals direkt sagen. Kann ich mich nur für entschuldigen.
Sheemie
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Sheemie »

Hey,

ja, das kenn ich mit dem zu schnell schreiben und absenden, und schriftlich kann ganz schön viel auch blöd ankommen manchmal. Immer nochmal drüber lesen am besten ;-)!!

Also, zunächst mal zu der Zeitfrage und dem "schlimmer werden". Das ist eigentlich eine ganz schön häufige Nebenwirkung, dass es sich am Anfang in einer Therapie erst mal manche Sachen zu verschlimmern scheinen. Zum teil auch nur für Angehörige - weil die Person halt vor allem auf sich gucken MUSS, weil sie ja gesund werden will. Mit hilft manchmal, das mit anderen Krankheiten zu vergleichen, wo die Abgrenzung oft leichter fällt (mir zumindest), also wenn sie jetzt was weiß ich, Krebs hätte und eine Chemo machen würde - hey, das dauert auch oft über ein Jahr und es wäre viel klarer, dass es erst mal darum geht, diese Behandlung durchzustehen. Und by the way - ich denk auch, dass 8 Wochen nicht besonders lang sind - häufig geht es ja eher darum einen lebenslangen Umgang damit zu finden!

Ich glaube, es bringt überhaupt nichts, so krass auf sie zu gucken, wie schnell ist sie gesund, wie schnell wirkt irgendwas, wie schnell ist alles wieder "normal"? Wenn du auf die Frau von früher hoffst, dann kannst du nicht viel tun, als zu abzuwarten und zu hoffen, dass sie einen guten Umgang mit der Krankheit findet.

Und - ehrlich, das jetzt eher als selber Betroffene statt als Angehörige - red ihr bloß nicht die Therapie aus. Auch nicht mit so Vermutungen - natürlich kann es auch komisch Therapeut*innen, Ärzt*innen usw.geben, aber das muss von ihr kommen, das wird sie schon merken. Also, alle Menschen, die ich kenne, die Therapien gemacht haben usw., da waren genug bei, die am Anfang bei jemand nicht so gutem gelandet sind und das natürlich gemerkt haben und dann nach jemand neuem gesucht haben. Also da waren schlechte Erfahrungen bei - das haben die Betroffenen aber selber formuliert und erkannt. Die sind ja nicht blind oder so plötzlich. Ich glaub du wirst nicht drum herum kommen, ihre Entscheidung und ihren Weg zu akzeptieren.

Und...mehr auf dich zu gucken!! Man muss auch nicht super krass krank sein, um selber mal ein paar Termine bei eine*r Therapeut*in zu machen.

Das ist jetzt überhaupt nicht böse gemeint, eher als Frage - du wirkst auch ein bisschen aggressiv bei manchen Sachen? Kein Vorwurf, ich kenne das selber nur zu gut, was sich für Aggressionen anstauen, wenn man an wahrscheinlich zu vielen Stellen eine Faust in der Tasche gemacht hat aus Verständnis und Rücksichtnahme und plötzlich denkt "und was ist mit mir, mir geht es doch auch nicht gut". Dann ist man aber schon viel zu weit (darum mein Ansatz, eben nicht so oft eine Faust machen, sondern früh genug trotzdem sagen, wenn einen was verletzt, dann ist man aber noch viel mehr in der Lage, das trotzdem rücksichtsvoll zu machen). So ein Satz wie "kein Ponyhof" - ja nee, natürlich nicht. Aber Depressionen sind eine Krankheit, die nichts mit sich zusammenreißen, nicht so anstellen oder was auch immer zu tun hat.

Und der Umgang als Angehöriger ist eine ANDERE Baustelle - das kann man nicht gegeneinander aufrechnen. Klar, kann man und im Selbstmitleid versinken oder in gegenseitigen Schuldzuweisungen - das bringt aber glaub ich keine*r was.

DIR geht es ja nicht gut. Also, solltest du nicht da mal lieber nach gucken? Du schreibst von ganz schön vielen Einschränkungen - Schlafstörungen, Essprobleme (ich halte da übrigens gar nix von, so Essprobleme als "oh wie praktisch, ich nehm nebenbei was ab" zu beschönigen). Wäre es nicht ein Versuch, dass du anfängst, auf dich zu gucken, unabhängig von ihr? Du bist nicht für sie verantwortlich und kannst ihr in ihrer Therapie nur ganz wenig helfen - außer das ihr Ding sein zu lassen. Und umgekehrt aber genauso - sie ist nicht verantwortlich dafür, dass es dir gut geht, dass ihre Therapie sie auf das Leben mit dir vorbereitet, usw.!

Und ja natürlich besteht die Möglichkeit, dass du dich trennst. Oder umgekehrt, sie sich von dir trennt. Also, lange Geschichte, aber habe ich getan und letztendlich aus dem Grund den du geschrieben hast - mein Ex hat mir nicht gut getan (und ja, jetzt schlag ich mich mit Schuldgefühlen und Liebeskummer/Vermissen rum, aber trotzdem besser als vorher)- und ja klar, das waren bei uns zwei mit Depressionen und so - aber letztlich würd ich das auch gar nicht als großartig anders als bei jede*r gesunden Beziehung sehen.

Hoffe, das war jetzt nicht zu durcheinander..., viele Grüße
soulivre
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von soulivre »

Hi Schafhase,
gute Geste im letzten Satz..

Nun hab auch ich mal komplett gelesen..

Zunächst zu Menschen, mir egal ob Doc, die von Therapie nix halten. shut up..
Ich finde das dermaßen erschreckend, anmaßend und ahnungslos..da koche ich als Depri.
Verwundert bin ich auch über Therapie-Betroffenen die nicht verstehen das erstmal keine Besserung eintritt.

Soooo..nur für Dich...ein Erklärungsversuch..sicher nicht die letzte Weisheit..

Im geschützten Raum einer Klinik kann bei der Therapie auch sowas wie die Büchse der Pandora geöffnet werden. Vieles was zur Depression beiträgt wird vllt erst dort erkannt, thematisiert und bearbeitet.
Wenn das richtig tief rein geht ist es zunächst Schock, Erkenntnis und dann Aufgabe dran zu arbeiten.
Es ist etwas Gutes das gefunden zu haben. Das dauerhafte "Denken" rätseln und nicht weiterkommen hat ein Ziel zur Heilung.
Ja, das kann auch Wut erzeugen. Ich kenne das. Wut auf mich Wut auf..... und Wut schafft Energie..die war vorher nicht da..mir hat das u.a. geholfen wieder gesund zu werden.

Was sind schon 8 Wochen im Vergleich zum Leben draussen. Das es bei Unsicherheit des Patienten draussen bestehen zu müssen nach der Entlassung auch zu Unsicherheit (gemeint Verschlechterung) in der letzten Woche kommen kann; aber klar..einfach menschlich.
Das hab ich alles selbst gesehen, erlebt etc..

Eigentlich müsstet ihr die vorangegangenen Wochenenden schon "geübt" haben ?
Was war denn dann los ?

erstmal genug

Grüße

Soul
Schafhase
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo Soul, Du hast geschrieben:

Eigentlich müsstet ihr die vorangegangenen Wochenenden schon "geübt" haben ?
Was war denn dann los ?

Heißt das, wir hätten uns sehen sollen, als Vorbereitung quasi? Aus der Therapie heraus?

Sie lehnt es komplett ab mich oder andere zu sehen. Die Abmachung war, wenn sie es will, meldet sie sich. wir haben uns einmal nach zwei Wochen gesehen und dann nach zwei Wochen noch einmal kurz, also jetzt vier Wochen nicht mehr. Danach kam nichts mehr. Letzte Woche fragte ich einfach mal, ob ich nicht kommen soll und wir gehen einfach nur Essen. Antwort: nein, ich will niemanden sehen, der nicht selbst betroffen ist.
Und das eine Woche bevor sie nach Hause kommt.
Das macht mir natürlich auch wieder Sorgen.

Grüße
Schafhase
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hey Sheemie,

ja, das mit dem schlimmer werden, habe ich auch gelesen und gehört, aber meist in einem viel früheren Stadium, als kurz vorm Ende.

Und ich habe ihr natürlich nicht in die Therapie geredet. Keine Frage.

Ich versuche ja auf mich zu schauen auch zur Ruhe zu kommen, aber da nun die Zeit abläuft, ist das auch wieder schwieriger, da ja bei mir auch Angst mit im Raum steht.

Auch Angst, hier falsch zu reagieren, wenn sie wieder hier ist, und dann etwas schlimmes anzurichten.

LG
soulivre
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von soulivre »

Schafhase hat geschrieben:Eigentlich müsstet ihr die vorangegangenen Wochenenden schon "geübt" haben ?
Was war denn dann los ?
Es wird ab der 2. Therapiewoche meist angeboten das Wochenende zuhause zu verbringen.
Normalität üben. Natürlich kann im Einvernehmen der Patient auch in der Klinik bleiben.
Eine Woche vor der Entlassung kann das sogar verpflichtend sein damit der "Schock" nicht so groß ist.

Das ist offensichtlich nicht passiert.
DieNeue
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von DieNeue »

@ soulivre: Kann auch vielleicht davon abhängen, wie weit die Klinik von zuhause weg ist. Ich war damals so weit weg, das hätte sich für ein Wochenende gar nicht rentiert. Von anderen, die in der Nähe gewohnt haben, habe ich das auch mitbekommen. Waren aber insgesamt nicht sooo viele, weiß aber nicht, wo die anderen alle herkamen.
Auf einer anderen Station gab es die ersten paar Wochen auch eine generelle Kontaktsperre.
DieNeue
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Schafhase,

erstmal zu dem Thema, dass es in der Therapie schlechter wird:
Ich habe es in der letzten Klinik selber erlebt, dass es mir schlecht ging und auch danach richtig schlecht ging. Das lag aber weniger am Therapiekonzept der Klinik oder daran, dass es überhaupt eine Psychotherapie war, sondern am Verhalten der Therapeuten.
Ich gehe hier nicht näher darauf ein, denn ich möchte nicht, dass hier jetzt noch mehr Vermutungen aufgestellt werden, was bei ihr in der Klinik läuft, denn das kann völlig anders sein als bei mir.

Ich muss aber leider dem widersprechen, dass jeder Patient es selbst checkt, wenn in der Therapie was falsch läuft. Ich habe in der letzten Klinik schon bemerkt, dass die Therapeuten sich komisch benehmen, das aber immer auf mich bezogen, dass ich die einfach nicht verstehe. Ich war aber so fertig und brauchte so dringend Hilfe, hatte auch nicht die Möglichkeit noch mehr Krankheitssemester an der Uni einzulegen, dass die Klinik meine letzte Rettung war. Ich war oft kurz davor zu gehen, dachte aber immer "Was wenn es am Ende doch noch gut gelaufen wäre, ich aber gegangen bin?" Also habe ich es  durchgezogen. Die ganzen drei Monate.
Mittlerweile empfinde ich die Zeit dort tatsächlich als eine Art Gehirnwäsche, denn es hat mich sehr beeinflusst.
ABER: Es gab viele Patienten auf der gleichen Station, für die die Therapie dort gut war, die davon profitiert haben und denen es danach besser ging. Allerdings gab es auch noch eine Person, der es ähnlich wie mir ging.
Es kommt zum einen immer darauf an, ob Patient und Therapeut zusammenpassen. Zum anderen auch, wie die Therapeuten arbeiten, ob sie wirklich ihre Sache gut machen. Ich sage nicht, dass ich eine einfache Patientin war, und ich glaube auch nicht, dass die Therapeuten das mit Absicht getan haben. Wenn ich mir jetzt im Nachhinein ansehe, wie die gearbeitet haben, waren sie ziemlich inkompetent.
Das bestätigen mir auch Fachleute und ich habe mittlerweile so viel Therapieerfahrung, dass ich das einschätzen kann. Damals aber nicht und vor allem nicht in meinem Zustand.

Trotz dieser Erfahrung finde ich Psychotherapie an sich sehr gut und überlege auch nochmal eine zu machen. Mit meiner ersten Klinik und meiner ambulanten Therapie habe ich gute Erfahrungen gemacht, auch wenn manches auch nicht einfach war und ich an manchen Dingen noch lange zu knabbern hatte. Bei Psychotherapie fällt und steht eigentlich alles mit der Kompetenz des Behandlers und der Passung von Patient und Therapeut.

Von daher würde ich auch niemandem eine Therapie ausreden, nur diese Klinik würde ich niemandem empfehlen.

Dass sie Angst hat, es nach der Klinik nicht zu schaffen, kann ich schon nachvollziehen. Man lebt ja eine ganze Zeit lang in einem "Schonraum" und kommt dann wieder in den kompletten Alltag mit seinen ganzen Anforderungen zurück, die einen vor der Klinik oft überfordert haben.
Was ich aber bei meiner anderen Klinik erlebt habe, war, dass ich vor dem Ende der Klinikzeit dachte, ich habe nichts gelernt, ich kann nichts, weil ich das nicht benennen konnte. Die anderen Patienten haben z.B. immer gesagt, sie merken, dass ihnen die Entspannungsübungen was bringen - ich hab da nichts gemerkt, dachte das funktioniert bei mir nicht.
Kaum war ich aber zuhause im Alltag, hab ich die Übungen regelmäßig gemacht und es hat plötzlich funktioniert! Man merkt oft erst im Alltag selber, was man gelernt hat. In der Klinik bekommt man im Prinzip nur die Werkzeuge, anwenden lernen muss man sie dann im Alltag. Das kann man in der Klinik schon auch üben, aber nur in einem begrenzten Maß.
Schafhase hat geschrieben:Krank ist sie, nicht ich und sonst müßte ich mir ne Therapie suchen.
Das ist schon krass... auch die Einstellung der Selbsthilfegruppe, dass man zuhause nicht darüber reden soll, weil die Angehörigen das eh nicht verstehen. Kann ich mir nur so erklären, dass da lauter Leute sind, die zuhause kein Verständnis bekommen und das Thema deshalb lieber gar nicht anschneiden. Und dann solche Tipps weitergeben.

Was du machen könntest, wäre dich mal beim Sozialpsychiatrischen Dienst beraten zu lassen. Die kümmern sich auch  um Angehörige (und dafür muss man auch nicht krank sein ;))

Generell ist es natürlich gut, wenn sich auch Angehörige selber Hilfe holen, bei manchen Sachen ist es besser mit jemand  anderem zu reden und auch auf sich zu schauen. Allerdings finde ich es schon wichtig, dass man auch miteinander kommuniziert.

War sie die letzten Jahre eigentlich eher so, dass sie Kritik oder Ärger geäußert hat oder hat sie eher alles in sich reingefressen? Ich frage das, weil du geschrieben hast:
Schafhase hat geschrieben:Im übrigen auch nur meine Schuld, putzen: macht sie in ihren Augen für mich nicht gut genug, macht sie nicht mehr. Waschen: hängt sie aus ihrer Sicht für mich nicht richtig auf, macht Sie nicht mehr. Frühstück: sie vergisst was, passt mir nicht, macht sie nicht mehr. usw. usw. Alles wird gedreht und gewendet, bis es in meine Schuhe passt.
Nur kurz vorab: Es sind keine Unterstellungen, was ich dir jetzt schreibe, sondern alles nur Mutmaßungen, die stimmen können oder auch nicht. Wenn nicht, dann vergiss sie einfach, ansonsten hilft es vielleicht.

Ich kenne es von mir früher, dass ich einige symbiotische / abhängige Beziehungen hatte, u.a. zu meiner besten Freundin. Ich hatte zwar schon eine eigene Meinung, hab mich aber trotzdem ziemlich angepasst, meinen Ärger immer runtergeschluckt, auch weil ich den damals gar noch nicht wirklich wahrnehmen konnte (habe erst in der Therapie gelernt, meine Gefühle wahrzunehmen und einzuschätzen). Meine beste Freundin und ich haben nie gestritten.
Als ich dann gelernt habe, meine Wut wahrzunehmen und mal richtig sauer auf meine beste Freundin war, hab ich ihr mal deutlich die Meinung gesagt, weil ich das Problem mit ihr klären wollte. Damit kam sie aber gar nicht klar und hat dann den Kontakt abgebrochen. Für sie waren das nur Vorwürfe und wahrscheinlich ein kompletter Rumdumschlag, und mit sowas hat sie bei mir niemals gerechnet, denn sowas kannte man einfach nicht von mir.
Wenn man lernt seine Wut besser wahrzunehmen, fällt man da auch sehr leicht von der anderen Seite vom Pferd. Spreche da auch aus Erfahrung ;)

Von meinen Eltern kenne ich es auch, dass mein Vater sehr perfektionistisch ist, meine Mutter aber nicht so. Er ist dann oft mit seiner Arbeit nicht zufrieden, mit der Arbeit von anderen, die genauso gut oder sogar etwas schlechter ist, ist er aber total zufrieden. Meine Mutter hat dann manchmal gar keine Lust mehr, irgendwas zu machen, weil sie denkt, so wie sie es macht, passt es ihm nicht. Auch wenn er sagt, so wie sie es macht, ist es gut, gilt das dann nicht, weil er, wenn er es so gemacht hätte wie sie, auch nicht zufrieden ist. Er ist aber eigentlich nur mit sich selbst so kritisch.
Deswegen dachte ich bei der Stelle, dass es bei euch vielleicht auch so sein könnte, dass du ihr das vielleicht gar nicht so sagst, es aber bei ihr unbewusst so ankommt. Vielleicht hat sie vieles auch in sich hineingefressen und das ist dann ihre Art sich zu "wehren". Ähnlich wie der "Rundumschlag" bei mir. Du beschreibst sie ja auch als sehr aufmerksam... das war ich damals auch. Und bin ich immer noch, manchmal auch zu viel.

Zudem ist es bei Depressionen auch so, dass man sehr empfindlich auf Kritik reagiert. Vielleicht reagiert sie auch einfach deshalb über.

Aber wie gesagt, das sind nur Überlegungen, keine Unterstellungen. Aber vielleicht kannst du was damit anfangen.

Dass du keinen Appetit hast und es dir schlecht geht, kann ich gut verstehen. Du weißt ja, dass irgendwas problematisches auf dich zukommt. Aber nicht zu wissen, was das ist, macht sowas noch viel schlimmer, finde ich.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Sheemie
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Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Sheemie »

Was glaubst du denn, was du schlimmes anrichten kannst? Also Du schreibst ja auch so "Zeit ablaufen" - das klingt halt nach super Stress und Druck - für dich und damit ja auch für sie! Das klingt ganz schön anstrengend :?.

Also, allein organisatorisch, wie habt ihr das Zurückkommen denn abgesprochen? Also sowas wie, holst du sie ab, steht sie einfach vor der Tür? Weiß sie denn von deinen Befürchtungen? Könnt ihr nicht wenigstens noch so etwas vorher bereden, OHNE so komplizierte Fragen zu bereden? Was weiß ich, frag sie, ob du was kochen sollst, wenn sie nach Hause kommt. Dann hat man ein verhältnismäßig unverfängliches Thema, man weiß auch direkt, was passiert (essen :-)), und es ist nicht ALLES so unsicher und unklar?

Um mal wieder die Perspektive zu wechseln - ich stell mir das halt gar nicht cool vor, wenn sie zurückkommt und dann in so ein aufgeladene, ängstliche und angespannte Stimmung kommt. Ohne, dass nur du dafür sorgen musst, dass es nicht so ist.
soulivre
Beiträge: 273
Registriert: 2. Dez 2019, 07:02

Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von soulivre »

Hi @all,
so unterschiedlich sind eigene Therapieerfahrungen..that's life..

Ich schreibe hier mit meinen Erfahrungen aus Sicht Depri um euch Angehörigen ein Fenster zu öffnen.

Mal unabhängig von meinen Erfahrungen und Berichten hab ich hier im Thema den Eindruck einer "Opferdarstellung".

"Ich mache alles, es ist nie richtig, böse den Kontakt abzubrechen, wat nu ?

Ob mit oder ohne Krankheit..Es gehören immer zwei dazu eine solche Situation zu stricken..

Ich habe auch schonmal den Kontakt in Therapie abgebrochen. Aus Selbstschutz. Um wieder gesund zu werden und mich dann mit aller Kraft der Situation zu stellen zu können.
Das war nicht aus der Luft gegriffen sondern hatte Gründe.

Was ist hier der Beitrag oder die Einsicht oder darauf zugehen des Angehörigen ?
Ich verstehe jede Unsicherheit wenn kein Kontakt mehr da ist.
Es gibt aber einen Grund....

Der Kampf um eine glückliche Beziehung mit einem "Depri", der ebenfalls kämpft, ist kraft und nervenraubend. Es lohnt sich Klarheit zu haben. Für beide Seiten.

Nun, wir "Leser/Schreiber" hier im Forum "leben" von dem was uns gegeben wir.
Ungeschriebenes können und sollten wir hinterfragen. Es ist für mich nicht böse gemeint..
Einfach aufrichtig "füttern". Dann wird das schon ;-))

Grüße

Soul
Schafhase
Beiträge: 9
Registriert: 29. Jan 2020, 16:36

Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo zusammen,
danke für Deine Antwort.
Es war bei uns beiden hier immer so, dass wir nicht viel geredet haben, ich nicht, weil Sie nie wirklich gut auf Kritik reagiert hat und sie nicht, weil, keine Ahnung. Weil es einfacher war?!

Andererseits, denke ich auch, immer alles zu hinterfragen und immer alles anzusprechen, kann mehr Diskussionen heraufbringen, als man es eigentlich beabsichtigt hatte, gerade, wenn dein gegenüber nicht sehr kritikfähig ist.

Des weiteren habe ich in meiner vorigen Beziehung jeden Mist ausdiskutieren müssen und es unweigerlich, ob der Alkoholsituation meiner damaligen, zu bösen Situationen kam.

Zum Thema Ihrer Rückkehr: ich hatte um ein kurzes Gespräch gebeten, im dem ich gefragt habe, was ich tun kann, um ihr die Rückkehr einfacher zu machen, und eben nicht direkt falsch zu agieren. Ihre Antwort war, es gebe nichts besonderes auf das ich achten solle. Nein, abholen kann ich sie aus beruflichen Gründen nicht, denn da müsste ich eine Person in der Firma um Hilfe bitten, dessen Hilfe lehnt SIE aber ab. So plane ich, hier zu sein, wenn sie ankommt, soweit sich das abschätzen lässt, es ist wohl öfter mal nicht so einfach mit dem `auschecken` hat sie mir gesagt. sie vergleicht die Klinik selbst manchmal mit einem Hotel. Da es nicht um die Ecke ist, lässt sich das mit dem hier sein wohl abpassen. Um das mit der Rückkehr einfacher zu machen, hatten wir abgesprochen, ich bringe ihr das Auto, was war unser zweites kurzes Treffen in ihrer Zeit dort.

Aus Ihrer Sicht geht es ihr sehr gut in der Klinik, so dass sie dort auch nicht weg will.
Aber die acht Wochen sind rum und ich weiß nicht, wie es mit einer Verlängerung Aussieht, ob so etwas überhaupt möglich ist. Mit mir hat sie darüber nicht gesprochen.

Ich wünschte einfach, sie würde mehr mit mir reden, wir hätten auch in den letzten
Wochen Zeit gehabt das zu tun. Ich wäre jeder Zeit zu ihr gefahren, das weiß sie auch. Aber nach unserer Absprache, lag diese Entscheidung nicht bei mir. Nun steht diese Rückkehr in drei Tagen an und ich habe wirklich Angst. Ich will ja nicht falsch machen oder sagen.
Schafhase
Beiträge: 9
Registriert: 29. Jan 2020, 16:36

Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

aus Versehen schon gesendet, bevor ich fertig war.

Das Essen war auch meine Idee, aber sie hat keine Wünsche, also habe ich mir etwas überlegt, mit dem nichts falsch sein kann und kein keine großen Vorbereitungen benötigt, falsch dahingehend, das sie sich offensichtlich wieder Low-Carb ernährt.

Ihre Ansage war, wir reden, wenn Sie wieder hier ist, es wäre etwas neues aufgetaucht in der Therapie, dass sie früher so nicht war genommen hat. Weiter Fragen, eben wie du meintest Sheemie, wurden abgelehnt mit dem Hinweis, ich solle mit keine Sorgen machen. Nun weiß ich leider, dass das nicht stimmt, das habe ich durch einen dummen Zufall, von außerhalb, mit bekommen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sie am Freitag etwas von ihrem jüngeren Sohn erfahren hat, das sie nun verständlicherweise wieder runter zieht. Aber auch darüber wollte sie nicht mit mir reden.


LG
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Schafhase,

das tut mir echt leid, dass sie immer so dicht macht.
Du weißt also sicher, dass es irgendwas mit dir zu tun hat und was negatives ist?

Du achtest ja sehr darauf, dass alles für sie passt, wenn sie kommt, dass du nichts falsch machst. Würde ich wahrscheinlich genauso machen, weil es mir ähnlich gehen würde. Hatte neulich auch erst eine Situation mit meiner Nachbarin, wo auch ein klärendes Gespräch stattfinden sollte, ich wusste, es kommt negative Kritik an mir, aber ich wusste auch nicht genau, was ihr Problem ist und was auf mich zukommt. (Da ging es mir vorher übrigens genauso schlecht wie dir, kein Appetit, Bauchschmerzen, abgenommen usw...)
Aber eigentlich, wenn sie keine Ansprüche stellt oder sagt, was sie will, braucht sie dann auch nicht meckern, dass irgendwas nicht passt. Du kannst ja keine Gedanken lesen. Wenn sie was bestimmtes will, muss sie es sagen und auch rechtzeitig.
Wenn du also in ihren Augen bei dem ersten Treffen irgendwas "falsch" gemacht hast, sag dir, dass du nichts falsch machen kannst, wenn sie dir nicht sagt, was richtig und falsch ist.
Man kann sich nicht an Spielregeln halten, wenn es keine gibt.

Vielleicht kannst du dich auf die Begegnung und das Gespräch so vorbereiten, dass du nicht nur auf sie achtest und dass für sie alles passt, sondern auch für dich. Dass z.B. nicht nur sie das Essen mag, sondern du auch. Oder dass du dir auch die Erlaubnis gibst, das Gespräch abzubrechen, wenn es dir zu viel wird. Damit du nicht zum Spielball in dem Gespräch wirst, mit dem sie machen kann, was sie will, sondern, dass auch DU mitbestimmst, wie die Begegnung verläuft.

Das Gespräch mit meiner Nachbarin ist übrigens erstmal wegen ihr total eskaliert, wir wollten schon total wütend auseinandergehen, da hat sie dann von sich noch mal eingelenkt und gemeint, wir sollten doch nochmal in Ruhe reden. Dann haben wir sehr lange geredet, viele Missverständnisse geklärt und zumindest "offiziell" ist jetzt alles geklärt. Ich habe zwar immer noch Angst vor ihr, weil sie so ausgeflippt ist, aber es wird besser. Und es ist zumindest alles geklärt und diese angespannte Stimmung ist weg, wo ich wusste es ist was, aber nicht was.
Selbst wenn euer Gespräch blöd anfängt, vielleicht wird es am Ende ja doch gut.

Ich wünsche dir alles Gute und dass es nicht so schlimm wird wie befürchtet.

Liebe Grüße,
DieNeue
Schafhase
Beiträge: 9
Registriert: 29. Jan 2020, 16:36

Re: Aggression während der Therapie

Beitrag von Schafhase »

Hallo Neue, ja ich weiss es sicher, möchte aber diesen anderen dort nicht mit hinein ziehen, da diese Information ganz klar ein Versehen war.

Und klar mache ich mir Gedanken, das ist mein Wesen. Ich versuche in erster Linie den anderen alles recht zumachen, was mir in dieser Situation ja auch am sinnvollsten erscheint, da sie aus der Therapie kommt und nicht ich. Das ist auch ok so. Ich tue aller für meine Frau, was ich kann. Auch wenn es für mich vielleicht in dem Moment nicht das ideale ist. Aber so bin ich. Nur so hilflos wie jetzt war ich noch nie. Ich habe heute Nachmittag gefragt, ob sie Lust hat zu telefonieren, hat sie gegen Abend gelesen, ich dachte, es könnte für beide die Spannung raus nehmen, nicht mal eine Reaktion.
Und das Essen, ist für beide ideal ;-) darauf hab ich geachtet, hatten wir uns am ersten Treffen dort noch drüber unterhalten...

LG
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