Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Umfeld

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Rami
Beiträge: 10
Registriert: 3. Jan 2020, 14:13

Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Umfeld

Beitrag von Rami »

Hallo zusammen,
Bin mir zwar nicht sicher ob die Überschrift meine Frage trifft, aber ich hoffe man weiß was ich meine.
Ich frage mich, was man als Angehöriger tun kann,
um der Erkrankten Person etwas von ihrer Last zu nehmen.
Z.B. da sein, zuhören ohne etwas zu sagen, nicht berühren wenn die Person nicht selber kommt oder dergleichen ?
Klar ist dies von betroffenem zu betroffenem unterschiedlich, würde so aber nen kleinen Überblick von Möglichkeiten vermitteln.
Was habt ihr so für Erfahrungen gemacht oder vielleicht gibt es Betroffene die es aus Ihrer sicht weise schildern können!?
Ich bin recht neu in dieser Thematik, gebe mir aber alle Mühe das Best mögliche für meine Partnerin zu tun, um ihr kein schlechtes Gefühl zu vermitteln.
Ich hoffe auf einen regen Erfahrungsaustausch
Mfg Rami
DieNeue
Beiträge: 5807
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von DieNeue »

Schau mal hier, vielleicht hilft dir das:
https://www.diskussionsforum-depression ... 57&t=35827" onclick="window.open(this.href);return false;
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo Rami,

Wie du schon selbst gesagt hast, ist das bei jedem unterschiedlich. Ich kann dir meine Ansicht kurz schildern. Als Vorwissen dazu vielleicht: Ich lebe mit meinem Partner zusammen und ich bin prinzipiell eine Person, die viel (körperliche) Nähe braucht.

Was mir am meisten hilft, ist die Akzeptanz und das Verständnis, das ich (glücklicherweise!) von Angehörigen erfahre. Gerade meine Eltern haben oft Fragen, wie die Krankheit eigentlich ist und wie sie sich äußert. Sie kamen vorher einfach nie so sehr in Berührung damit. Trotzdem bin ich froh, dass meine Angehörigen das Thema selten von selbst anschneiden. Wenn ich damit anfange gehen sie gut damit um und hören zu. Aber selbst nachfragen tun sie nicht - was ich meistens gut finde: so können keine Grenzen überschritten werden und ich muss mich nicht mit dem Thema beschäftigen, wenn ich gerade nicht möchte. So wird es mir ermöglicht, die Besuche bei/von Angehörigen oder Freunden zu genießen ohne ständig mit meiner Krankheit konfrontiert zu werden. Das ist nicht bei allen Betroffenen so. Auch viele im Forum hier berichten davon, dass ihnen Heuchelei und was sonst noch vorgeworfen wird. Sowas wäre definitiv kontraproduktiv.

Speziell in meiner Beziehung bin ich sehr dankbar dafür, dass mein Partner mir immer das Gefühl gibt, nicht allein zu sein und ich mir sicher sein kann, nicht allein durch die scheiße gehen zu müssen. Er fragt mich öfter, wie es mir gerade geht - ohne dabei eine Grenze zu überschreiten, wenn ich mal selbst keine Ahnung habe, wie ich meinen Zustand beschreiben soll. Oder fragt nach, ob eine anstehende Unternehmung machbar ist oder es mir zu viel wird. Bspw. Bei Unternehmungen mit Freunden handhaben wir es so, dass ich entscheide, ob ich mitkommen möchte oder nicht. Er lebt seinen Alltag ganz normal und das ist gut so - immer zuhause bleiben, wenn ich mal gar nicht will wäre sehr kontraproduktiv. Ausnahme, wenn es wirklich überhaupt nicht geht und ich mich z. B. gerade gar nicht beruhigen kann - eben, wie beschrieben: nicht allein sein zu müssen, aber zu können.
Außerdem sprechen wir alles offen aber respektvoll an. Wenn ich feststelle, dass ein bestimmtes Verhalten mich immer wieder triggert, dann sage ich das. So kann er verstehen, warum ich negativ auf ihn reagiere obwohl er es vielleicht gut gemeint hat. Genauso umgekehrt. Wenn er merkt, dass ich sehr sehr dünnhäutig bin und mich von quasi allem angegriffen fühle meldet er mir das zurück und ich merke dann schnell ob ich (bzw die Krankheit) übertreibt oder eben nicht. So vermeiden wir Missverständnisse und haben die Möglichkeit uns zu erklären und zu entschuldigen.
Was mir außerdem hilft ist ein gewisses Maß an Forderung. Wenn ich nur rumliege und gar nichts tue, obwohl ich weiß, dass es besser wäre, z. B. Spazieren zu gehen. Dann 'zwingt' er mich (sehr liebevoll!) dazu. Nimmt mein Handy aus der Hand, zieht mir die Decke weg, zieht mich von der Couch HOCH. Nimmt mich ganz feste in den Arm. Und wir gehen los. Aber auch hier: wenn er merkt, dass mich das überfordert und ich z. B. gleich anfange zu weinen, weils absolut nicht geht. Dann lässt er das auch wieder und ist einfach da.
Ich denke jedoch, dass vorgenannte Dinge nur klappen, wenn auf beiden Seiten ein gewisses Maß an Selbstreflektion und viel Empathie und Einfühlungsvermögen da sind. Sonst kann es schnell in Instrumentalisierung oder Überfürsorge / Bevormundung schwappen.
Insgesamt eben ein gutes Maß zwischen da sein und fordern vs. Auf Bedürfnisse achten und eingehen. Die Krankheit sollte nicht ignoriert werden, aber auch nicht alles überschatten und omnipräsent sein.

Würde jetzt sehr viel und durcheinander. Habe einfach drauf losgeschrieben, weil ich glaube, dass meine Tipps dann 'echt' sind. Ich hoffe es geht deiner Freundin bald besser und ich konnte dir zumindest ein wenig helfen.
Viele Grüße, halb 5
Lieblingsuli
Beiträge: 1253
Registriert: 28. Sep 2018, 12:22

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Lieblingsuli »

Freut mich, dass du so tolle Menschen in deinem Umfeld hast. Ich habe leider die Erfahrung von Ausgrenzung machen müssen.
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
shivaladiva
Beiträge: 190
Registriert: 5. Nov 2019, 23:26

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von shivaladiva »

Hallo Rami,

Du hast ja schon viele gute Tipps bekommen und ich schätze es sehr, dass Du Deine Partnerin bestmöglichst unterstützen möchtest. Deine eigenen Anregungen: "z.B. da sein, zuhören ohne etwas zu sagen, nicht berühren wenn die Person nicht selber kommt oder dergleichen ?" grenzen meines Erachtens schon an Perfektion - Respekt! Das zeugt von einer wundervollen Achtung und tiefem Mitgefühl.

Und viel mehr braucht es meiner Erfahrung auch gar nicht: Achtung, Respekt, Verständnis, die Bereitschaft, sich mit der Erkrankung zu beschäftigen und Mitgefühl.

Aber bitte bedenke bei all Deinem Engagement auch: Werde nicht zu einem Therapeuten für Deine Partnerin - bleibe Ihr Parnter. Entwickle Dich nicht zu einem Co-Kranken: Depressionen sind zwar nicht 'ansteckend', können einen Partner aber auch ziemlich runterziehen, so dass die Gefahr einer Erkrankung des Partners nicht unbedacht bleiben sollte. Denke bei aller Rücksichtnahme an Deine eigenen Bedürfnisse und stärke Dich selbst durch Auszeiten, Entspannungen und Dingen, die Dir/Euch Freude bereiten.

Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich schätze Dein Engagement sehr, aber ich möchte Dir auch die Risiken aufzeigen, sich zu sehr einzubringen. Ich/wir handhaben es so: jede/r hat 50 % in der Beziehung und wenn es dem andern mal nicht so gut geht - sei es aufgrund einer Depression oder aus anderen Gründen - stützt der/die Partner/in den/die andere/n, bis der/die andere es wieder auf die 50 % geschafft hat. Und nur so funktioniert meines/unseres Erachtens eine Beziehung auf Dauer: auf Augenhöhe.

Und man tut dem andern auch keinen Gefallen damit, sich nur und ausschließlich mit seiner/ihrer Erkrankung zu beschäftigen. Der Mensch ist an einer Depression erkrankt, aber er ist mehr als nur ein depressiver Mensch: auch an dieser Krankheit leidende Menschen haben Qualitäten und Eigenschaften, die es hervorzuheben und zu schätzen gilt, will sagen: es gilt, die in der Phase einer Depression latenten Ressourcen zu stärken, an Positives zu erinnern und sich nicht nur mit den Problemen der Krankheit zu beschäftigen.

Ich hoffe, dass Dir meine Ausführungen weiterhelfen. Falls Du noch Fragen haben solltest, schreibe mir gerne :hello:
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Inchen517 »

..soweit die Theorie.

Hallo ihr alle und schon mal danke, dass ihr hier seid. Ich lese und lese schon seit Tagen und damit helft ihr mir sehr.

Theoretisch bin ich ganz bei euch, was ihr so schreibt bzgl. des Umgangs mit dem Erkrankten. Aber praktisch is es sooooo unglaublich schwer. Bei all der Fürsorge und all den depressiven Moment und auf einmal ist wieder alles gut, ich bin total durcheinander und finde einfach keinen grünen Zweig zwischen für ihn da sein, für mich da sein und völlig normal leben ohne gedanken an die krankheit. Es is für mich sehr neu. Wir sind seit 1,5 jahren zusammen, ich wusste es von anfang an, aber es war bisher nicht so akut. Und ich bin überfordert und suche weitläufig nach hilfe: hier, ich habe mich bei einer beratung für angehörige angemeldet und eine selbsthilfegruppe für angehörige hab ich auch gefunden. Aber bisher nur hier gelesen. Möchte nach und nach alles probieren um rauszufinden, was mir am meisten hilft um ihm so passend wie möglich zu helfen. Ich bin leider ein recht anhänglicher typ und jmd., der reden als die beste medizin beschreibt. Und ich sag euch, mit einem depressiven menschen is das die denkbar blödeste kombi. Nun besteht also meine aufgabe darin für ihn da zu sein und mich nich zu verlieren. Wie soll das gehen?!?!? Ich bin für eure ratschläge sehr dankbar.. viell kommt ja auch mal einer und haut mir eins mit der pfanne über, damit ich wieder klar denken kann und merke, was richtig und falsch is.. grüße, inchen
conniee
Beiträge: 25
Registriert: 13. Jan 2020, 14:28

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von conniee »

Erstmal möchte ich sagen, dass du schon jetzt stolz auf dich sein kannst, dass du so eine gute Freundin für ihn bist und alles versuchst, damit es euch beiden gut geht. Ich weiß, dass das nicht viele schaffen.
und ja, ich kann verstehen, dass das echt schwer ist umzusetzen, aber ich denke manchmal ist eben weniger auch mehr. Versuch die Krankheit zu "ignorieren", sei aber für ihn da, wenn er reden möchte.
dann ist es glaube ich eine sehr gut Idee zu dieser Selbsthilfegruppe zu gehen. Vielleicht kannst du deine Freund überreden auch einer beizutreten?
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Inchen517 »

Danke conniee, das tut gut zu lesen. Vorallem, weil ich oft das gefühl hab, alles falsch zu machen. Ich tu mich sehr schwer damit, zu verstehen, dass sein handeln nichts mit mir zu tun hat. Ich muss mich eigentlich stumm schalten, aber mit wachem auge. Und das ist eine riesen herausforderung. Vor ca 2 wochen fing es an, auch so, dass man von ausgehen konnte, dass es länger anhält. Er zog sich zurück, starrte in der gegend rum, suchte keine nähe und ließ auch keine zu. Das is für mich echt schwer, weil wie gesagt, ich bin das menschgewordene klammertier. Ich habmein bestes versucht, es hat hin und wieder gekracht und irgendwann sagte ich ihm, dass ich ihn nicht im stich lasse, aber alleine machtlos bin. Er hat mir versprochen, dass er zum therapeuten geht. Bis jetz nix passiert. Aber heute geht es ihm gefühlt super.. soviel nähe wie heute hatten wir die letzten zwei woche nich. Wie es wohl morgen wird?! Ich wünsche mir und euch ganz viel kraft, willen und durchhaltevermögen
Sheemie
Beiträge: 27
Registriert: 19. Dez 2019, 14:57

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Sheemie »

Hey hey hey - du darfst Sachen falsch machen, du bist keine Therapeutin, keine Ärztin oder so!! Genau wie in jeder anderen Beziehung. Und wenn du ihn anranzt - natürlich ist das nicht unbedingt konstruktiv - aber trotzdem total okay und menschlich!!! Du hast Bedürfnisse, die auch einen Platz haben müssen (wo und wie kann man ja gucken), du hast Launen, du hast gute und schlechte Tage - und damit, genau damit bist du komplett "richtig". Und du tust doch schon genau die richtigen Sachen, dich informieren, dich austauschen, wo man sich vllt.auch mal bei jemandem ausheulen oder auskotzen kann - immer nur eine Faust in der Tasche machen geht nicht, auf jeden Fall nicht lang.

Ich komme leider gerade aus einer gescheiterten Beziehung, v.a.wegen dieser Dreckskrankheit (wobei wir beide Betroffene waren, zwar auf sehr unterschiedliche Art, und, Überraschung, er kam/kommt never auf die Idee, sich in so einem Forum "für mich" zu informieren, was Teil des Problems war!) :cry:
Vielleicht helfen dir ja trotzdem ein paar meiner Erfahrungen.
conniee hat geschrieben:aber alleine machtlos bin.
Für seinen Umgang mit der Krankheit - JA. Bist du. Du bist seine Partnerin, du kannst ihn nicht retten, dass kann nur er mit professioneller Hilfe und Du kannst ihn supporten. Bei mir haben meine ganzen Rettungsversuche (weil, dass ich jetzt so schlau daherschreibe heißt natürlich null, dass ich das so hingekriegt habe) dazu geführt, dass er eben nicht die Verantwortung für sich und für die Beziehung übernommen hat - ich bin ja immer wieder eingesprungen. Nicht bewusst natürlich, aber ich bin stärker, ich krieg mein Leben auf die Reihe und ich bin unglaublich mitfühlen (ZU mitfühlend) und konnte ihn nicht alleine lassen, wenn er sagt Hilf mir hilf mir! Und jetzt, habe ich mich getrennt - und seitdem schafft er es jeden Tag zur Klinik zu gehen, er kriegt Sachen hin.

Du bist aber nicht machtlos, an Dir kleine Dinge zu ändern, oder besser gesagt, deine Perspektive zu ändern, dich mehr um dich zu kümmern, dir was Gutes zu tun. Klammern und zu anhänglich bei der Person sein - das kann natürlich ganz schön unter Druck setzen. Vielleicht kannst du das mit Freund*innen bereden, wo du dann ein bisschen Ersatzklammern kannst, wenn du merkst, dass du grad nicht zu ihm kannst. Vllt.findest Du Sachen, die du dir in so Momenten gönnen kannst. Saunatag. Massage. Kinoabend. Essen gehen. Und berede das mit ihm, ob er das nicht zumindest symbolisch irgendwie unterstützen kann - ganz explizit als Wunsch, dass du auch Hilfe brauchst, um Kraft für den Support zu haben. Akku aufladen habe ich das immer genannt, also dass ich "gute Phasen" abgewartet habe und ihm dann irgendwas lowlevelliges vorgeschlagen habe, also so was wie, wenn er eh kocht, daraus ein "oh, du kannst fürt mich kochen". War ein bisschen Beschiss, aber hat geholfen - einmal mir und ihm aber auch, weil dieses Gefühl anderen zu helfen, ja auch total gut sein kann. Da muss man aber den richtigen Moment abpassen...damit es eben nicht unter Druck setzt.

Liebe Grüße
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Inchen517 »

Danke sheemie.. ich denke halt, umso mehr ich mich um mich kümmere, umso mehr ich ihn „alleine“ lasse, umso mehr entfernen wir uns doch. Und dann passiert genau das, was dir passiert, dass die beziehung vorbei is. Das tut mir wirklich leid für dich! Aber viell is es auch das, was passieren muss. Ich bin ratlos. Machts gut für heute
Sheemie
Beiträge: 27
Registriert: 19. Dez 2019, 14:57

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Sheemie »

Wie gesagt, das waren jetzt auch nur meine Erfahrungen und es kommt ja immer total auf die individuelle Erscheinungsform der Krankheit an. Ich bin ja selber auch Betroffene - und ich hätte mir definitiv mehr Unterstützung gewünscht. Gleichzeitig...naja, wer weiß wie weit ich dann jetzt wäre - vllt.war es sogar das bessere, dass ich "gezwungen" war, dass alleine (mit meinem Therapeuten, mit meinen Freund*innen) zu schaffen.
Ich glaube in Bezug auf meinen Ex - mehr Entfernung wäre GUT gewesen, für mich und eben für ihn auch, wie ich ja jetzt sehe - ich bin weg und er kriegt nimmt das "sich Hilfe holen" viel viel ernster.

Hmm, vllt.verdeutlicht ein Vergleich mit einer anderen Krankheit das - habe vor einiger Zeit einen Freund begleitet, der Krebs hatte. Da war es sozusagen viel "einfacher" mit den Rollen, weil ja klar war, ich werd wohl kaum die Chemo machen, ich geb keine Medikamente, ich halt mich mit irgendwelchen Ratschlägen zurück, weil ich halt von dem medizinischen Kram keine Ahnung hab (also natürlich habe ich mich damit beschäftigt und wusste irgendwann auch einiges, aber da wäre nie diese Rollenvermischung passiert). Bei Depressionen ist halt das gemeine, dass es ja erst mal so aussieht wie bei jeder gesunden Person auch, man ist halt mal trauig, weint und dann braucht man eine Schulter zum Anlehnen. Wenn es aber tatsächlich Depressionen sind, reicht diese Schulter nicht und es besteht aber die Gefahr, das beide, sowohl Angehörige*r als Betroffene das denken, so "hilf mir doch einfach mehr, dann wird alles gut" und es braucht professionelle Hilfe.
Damit meine ich nicht, dass die Schulter nicht da sein soll - biete sie an, aber ich glaub es ist wichtig, die Rollen klar zu haben und den Unterschied zu sehen, ob du gerade unterstützt oder versuchst zu "heilen" (um in dem Vergleich mit anderen Krankheiten zu bleiben).

Alles Gute Dir und ganz viel Kraft...
conniee
Beiträge: 25
Registriert: 13. Jan 2020, 14:28

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von conniee »

Hi Inches517,
um nochmal auf deine Nachricht zu antworten. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie schwer es für dich ist aber natürlich auch für ihn. Um mal aus Erfahrung zu sprechen, kann ich sagen, dass ich auch oft kompliziert bin und einfach alleine sein will. wenn sich dann aber alle um mich herum von mir entfernen, macht es das ganze nur echt schlimmer und ich gebe mir die schuld. ich denke du hast ihm das ganz gut klargemacht, dass du ih ja nicht im stich lassen wirst.
Wie wäre es, wenn du mal mit einem guten Freund oder seinen Eltern redest, die dann ihn vielleicht davon überzeugen können, zum Therapeuten zu gehen? Ich denke, dass ist der Schritt, den er jetzt auf jeden Fall gehen sollte.
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Inchen517 »

Hey conniee, danke für deine antwort. Eltern is ein blödes thema, dann wirds nur schlimmer. Seinen besten freund habe ich bereits geheimerweise eingeweiht. Er hat leider auch nur gesagt, ein therapeut wäre die einzig wahre lösung oder zumindest ein groooooßer schritt in die richtige richtung. Es gabe ja vor ca 2 jahren eine zeit, wo er schon mal in einem tiefen loch saß. Damals hatte besagter freund ihm gut helfen können. Ich weiß nich, in welchem kontakt sie gerade stehen. Kann gut sein, dass sie per whats app kontakt haben. Weiß ich aber nicht. Kann auch gut sein, dass mein freund mauert. Aber mehr als ihm bescheid geben, kann ich halt nich.
conniee
Beiträge: 25
Registriert: 13. Jan 2020, 14:28

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von conniee »

Hi nochmal, die Eltern solltest du dann doch lieber nich einweihen. Was ist, wenn du mal mit seinem Arzt sprichst? Ich weiß nicht, ob das funktioniert, aber vielleicht kann der dir noch tipps geben oder am besten noch mit deinem Freund reden...
Du selbst kannst natürlich, wie du gesagt hast, nicht mehr machen, als ihm eine Therapie zu raten. Du musst auch aufpassen, dass dich das alles nicht zu sehr belastet. Du hattest geschrieben, dass du dich bei einer Selbsthilfegruppe angemeldet hast, ich hoffe, dass das geklappt hat oder auf jeden Fall klappen wird.
Bis dahin versuch wie gesagt auch an dich zu denken, triff dich mit Freundinnen und unternimm etwas, das dich hoffentlich ein bisschen ablenken kann.
soulivre
Beiträge: 273
Registriert: 2. Dez 2019, 07:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von soulivre »

Moin Inchen517..
bei aller Führsorge..das Einweihen von Eltern bis Arzt halte ich für sehr verkehrt..
Das ist Aufgabe des Patienten..des Depri's..
Mit dem besten Freund kann ich vllt noch verstehen..aber mehr ?
Das ist übergrifflich.

Wenn der Rat zur Therapie nicht angenommen wird ist auch das noch immer selbstbestimmt. Auf irgendeine Art zwingen oder Druck ausüben finde ich kontraproduktiv.

Grüße

Soul
DieNeue
Beiträge: 5807
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von DieNeue »

Zu seinem Arzt würde ich auch nicht gehen. Außerdem hat der eh Schweigepflicht.
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Was wünschen sich an Depressionen Erkrankte von ihrem Um

Beitrag von Inchen517 »

Ja Arzt find ich, geht zu weit.. wobei, sie wäre im Thema, würde ich dann aber eher als Hilfe für mich machen. Ich finds ok, wenn man eine Person wählt, die dem Betroffenen nahe steht. So wie bei ihm sein bester Freund. Der kennt ihn ja auch schon jahrelang. Und da er die Problematik ja kennt, überlasse ich es ihm, ob er auf ihn zu geht oder nich. Er kennt meinen freund vermutlich sogar besser als ich. Ich bin da aber ebenfalls der meinung, die entscheidung, etwas zu tun und die umsetzung dessen, liegt alleine bei ihm.
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