Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Sternchen111
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Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Sternchen111 »

Hallo zusammen.
Ich hab lange nichts mehr hier geschrieben und habe jetzt erstmal diesen Tread von vorne bis hinten gelesen.
Wir haben alle so viel gemeinsam und jeder von uns muss rausfinden was und wie viel man (er-)tragen kann. Das soll jetzt nicht abwertend oder egoistisch klingen.
Ich kenne meinen Freund etwa 1 3/4 Jahre und er hat mir sehr zeitig erzählt, dass er Antidepressiva nimmt. Die erste Zeit war jedoch erstmal alles ok und ich dachte, er sei super eingestellt.
Letzten März hatte er dann die für "uns" erste heftige Phase, in der mich von heute auf morgen verlassen hat, mit allem drum und dran..Nach fünf Wochen kam er reuemütig wieder und seine Gefühle waren 1000fach verdstärkt. Nach der Hölle kam für mich der Himmel. Das hielt dann bis Ende Oktober. Wir waren noch zusammen ein paar Tage in Holland,danach kam die nächste Welle.
Wieder die Flucht und am liebsten alles beenden...Wir hatten dann mehrere Wochen nur sporadisch Kontakt,auch weil ich ihm die Zeit geben wollte. In der Zeit habe ich mich dann auch hier angemeldet und selbst eine Therapeutin um Rat gefragt.
Ich habe mittlerweile so viel gelesen und die Krankheit teilweise verstehen gelernt, dass mein Verständnis schon enorm ist. Was ich aber auch gelernt habe und das von der Therapeutin, ist dass wir als Angehörige nichts tun können, wir unbedingt bei uns und unseren Problemen bleiben müssen, auch wenn das sooooo schwer ist, denn wir wollen unserem geliebten Menschen ja helfen und!! dass wir auf keinen Fall Cotherapeut spielen dürfen. Wir begegnen unseren Partnern dadurch nicht mehr auf Augenhöhe.
Anfang Dezember hatte er Geburtstag und das war dann für mich der Anlass zu testen wo ich dran bin,bzw ob ich wieder an ihn ran komme. Ich hab ihm ein kleines Geschenk vor die Tür gestellt und gemaltes Bild meiner Tochter. Es hat ihn sehr berührt und er hat sich darauf hin gemeldet.
Er hat schon länger wieder gefühlt, dass wir ihm nicht egal sind und wir ihm viel bedeuten, aber sein schlechtes Gewissen war zu groß sich zu melden. Er war dann auch immer noch der Überzeugung er sei nicht gut für mich und ich solle doch ganz weit weglaufen vor ihm.
Wir haben dann lange geredet und wieder zu uns gefunden...
Aber...es ist irgendwas anders in mir..Er hat die Phase noch nicht überwunden, das merke ich. Und das belastet mich sehr.
Auf der einen Seite weiß er dass er auch therapeutische hilfe braucht, findet aber keinen Platz auf Kassenleistung, sieht aber auch nicht die Notwendigkeit, dann was privat zu zahlen..
Er redet mit mir schon auch über Gefühle, aber eher selten. Aber es reicht um zu wissen,was in ihm vorgeht.Ich bin auch die einzige mit der überhaupt mal darüber spricht. Ich glaub selbst seiner Phychiaterin sagt er nicht wie es ihm wirklich geht.
Nur mein Verständnis schwindet immer mehr, wenn er auf der einen Seite sagt, dass er HIlfe braucht, aber nichts tut. Und er braucht sie dringend. Ich kann ihm nicht helfen.
Ich weiß,dass sein Loch gerade sehr tief ist und es wird nicht besser von allein. Stattdessen flüchtet er sich in die Arbeit und macht damit seinen Kopf noch voller. Wenn er dann frei hat ist er nur müde, ausgelaugt und antriebslos..alles was wir kennen..
Es kostet ihn alles so unendlich viel Kraft.
Ich versuche meine Bedürfnisse so gut es geht zurückzustellen.Aber ds merkt er natürlich auch und das belastet ihn wiederum...alles ein Teufelskreis.
Eigentlich warte ich momentan wieder jeden Tag darauf, dass er alles wieder hinschmeißt und das macht mich momentan echt fertig.
Das mit "ich mach mein Ding" ist nämlich auch nicht meine Stärke :roll:
Ich liebe ihn ja..Aber er ist nicht mehr der Mensch in den mich verliebt hab,wenn die Welle kommt..
Ich hab grad auch keinen Rat, es kostet viel Kraft, der Kopf sagt dies, das Herz sagt das.
Ich kann euch nur raten,selbst mal einen Therapeuten aufzusuchen, wenn man verzweifelt ist und mal eine professionelle Sichtweise braucht. Es hat mich schon bestärkt.
Ich denke, ich werde auch wieder hingehen.

Wie war das?
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende...

LG
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Inchen,

komm mal wieder runter! :) Solange dein Partner keine Suizidgedanken hat, kann doch nicht viel passieren!
Inchen517 hat geschrieben: es könnte sein, dass es, wenn man nicht da ist, einen moment gibt, in dem der betroffene einen braucht. und man ist nicht da. heißt also, wenn ich mir jetzt überlege, ich fahre jetzt ins kino, essen, weiß der geier, hält mich davon mein schlechtes gewissen davon ab. das ist doch eine situation, in der beide nur verlieren können: bleibt man, nervt man womöglich, geht man, hadert man permanent mit sich.. ich hätte keine ruhe, würde ich wohin gehen und eben nicht für ihn da zu sein
Bist du seine Freundin oder seine Babysitterin? ;) Dein Freund ist erwachsen und auch wenn es ihm schlecht geht, kann er alleine zuhause bleiben ohne dich! Natürlich kann es auch einen Moment geben, wo er dich brauchen könnte, vielleicht hilft dir meine Erfahrung aus Betroffenensicht da etwas: Mir ging es lange Zeit sehr schlecht, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe. Ich weiß jetzt nicht, ob ihr zusammenwohnt... Ich war damals froh, wenn wer da war, und ich bin auch heute noch froh, wenn wer da ist und sich meine Sorgen anhört, wenn ich anrufe. Aber ich war damals auch mal ganz froh, wenn einfach mal keiner daheim war und ich die Wohnung für mich hatte. Da konnte ich machen, was ich wollte, es hat niemanden gestört, wenn ich was gemacht habe, ich hatte meine Ruhe, konnte mal in Ruhe Tagebuch schreiben, und wenn mir nach Heulen war, konnte ich so laut heulen, wie ich wollte und wie es mir gut tat und es war niemand da, der sich gleich wieder Sorgen gemacht hätte.
Jetzt geht es mir manchmal auch schlecht, weil ich ein konkretes Problem habe, und dann rufe ich auch manchmal meine Eltern an. Wenn ich spät abends noch anrufe, ist meine Mutter manchmal etwas genervt, weil sie nicht gerne abends noch Probleme wälzt, weil sie dann nicht einschlafen kann. Ab und an werd ich dann auch mal abgewiesen oder ich merke, dass sie genervt ist. Ich muss aber auch lernen, dass das nicht wegen mir als Person ist, sondern weil es ihr dann nicht gut geht. Und ich kann ja wann anders auch mit ihr drüber reden. Das ist manchmal schwer auszuhalten, aber in den allerallerschlimmsten Situationen haben sie dann schon zugehört, auch wenn es schon spät war.

Nicht jeder Moment, wo man jemanden braucht, ist überlebenswichtig! Und manches muss man selber aushalten und durchstehen.
Ich denke auch nicht, dass es diesen EINEN ausschlaggebenden Moment gibt, der das Leben deines Freundes wieder zum Guten wendet, nur weil du für ihn da warst, als er dich gebraucht hat. Es ist eher die Stetigkeit, mit der man zu mir hält, die mir Sicherheit gibt. Auch wenn man mal nicht kann. Wenn du bei ihm bist, bist du ja da, falls er dich braucht. Das ist schon mal eine gewisse Kontinuität, da kann man schon auch mal weggehen, ohne dass sein komplettes Weltbild zerstört wird. ;) Ist ja nicht so, dass du ihn komplett im Stich lässt.

Das einzige, das dich davon abhält wegzugehen, ist dein schlechtes Gewissen. Solange es nicht dein Freund ist, der dich abhält, weil er dich wirklich gerade braucht, brauchst du aber kein schlechtes Gewissen haben.

Wenn du jetzt dein Kind in den Kindergarten schickst, dann sitzt du ja auch nicht die ganze Zeit neben dem Telefon und wartest darauf, dass die Erzieherinnen irgendwann mal anrufen, weil irgendwas ist. Im Kiga sind die Erzieherinnen dazu da, um auf dein Kind aufzupassen, weil es noch zu klein ist. Dein Freund ist erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen (wie gesagt, solange er keine Suizidgedanken hat - in dem Fall sollte er aber sowieso in eine Klinik).
Gut wäre, wenn er etwas Werkzeug hätte, womit er sich konkret helfen könnte, damit er die Situation nicht nur "aussitzen" muss. Aber das ist generell wichtig für ihn, selbst wenn du da bist.
Vielleicht helfen ihm diese Videos hier:
https://www.youtube.com/playlist?list=P ... zWh4DtG_BZ" onclick="window.open(this.href);return false;

Ist dein Freund denn körperlich fit? Bei mir war es schon mal so, dass ich so erschöpft war, dass ich es nicht mehr geschafft habe, vom Tisch zum Kühlschrank zu gehen und mir dann ein Brot zu schmieren. Das hat dann meine kleine Schwester gemacht (die war damals so 12 oder so, hat sich ein Geschirrtuch über den Arm gelegt, wie eine Kellnerin meine Bestellung aufgenommen und mir dann zwei Nutellabrote gebracht ;))
Wenn dein Freund keine solchen körperlichen Probleme hat, dürfte es aber solche Situationen auch nicht geben.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Und wie gesagt, du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du mal weg bist.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Wenn ich merke, dass sich jemand meine Probleme zu sehr zu Herzen nimmt, hält es mich irgendwann auch manchmal davon ab, über meine Probleme zu reden, weil ich den anderen nicht belasten will. Also wichtig ist eigentlich, dass du stabil bleibst - das ist wichtig für dich aber auch für deinen Partner.
Inchen517
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Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Inchen517 »

Das is sooooo schwer.. aber ich danke dir für deine worte. Das schlimme is, ich weiß das alles!
Inchen517
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Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Inchen517 »

Hallo DieNeue,

die erste Antwort galt eigentlich NottingHill, aber passt zu deiner eigentlich auch.

Also, ja wir wohnen zusammen, und im Moment is er erkältet zuhause. Männergrippe.. er hat unglaublich viel zeit für sich und ihm fällt die decke auf den kopf. Suizidgedanken hat er nur, wenn er ordentlich getrunken hat, zumindest spricht er sie dann aus und sucht dann auch meine hilfe. Sonst macht er alles zu 95% mit sich selbst aus. Er hat mir vesprochen bescheid zu geben, wenns kritisch wird, so dass ich handeln kann. Ich weiß, dass du recht hast!!!!!! Aber, weils einfach für mich so neu is, is es echt schwer. Und zudem bin ich kein typ, der sich viel um ein leben als einzelne person macht. Und ja, ich merke auch, dass es nix bringt, wenn ich da rumgammle bei ihm. Is mir alles bewusst. Ich hoffe, dass ich einfach noch einen moment brauche um mich an die situation zu gewöhnen. Habe ihn heute morgen seit langem mal wieder gefragt, wie es ihm denn abgesehen der erkältung so geht. Er meinte, bis auf moment ab und zu is er recht entspannt. Nehm ich mal so hin.. werde mich dennoch weiter informieren um im thema zu bleiben. Das hier nimmt mir auch schon sehr gut den wind aus den segeln. Dein „komm mal runter“ is genau das, was ich brauche. Danke! :) aber das einzige, was mich wirklich so richtig aufregt, er sucht sich keine professionelle hilfe. Aber er hats mir versprochen. Auch hier abwarten?
Stefan_67
Beiträge: 6
Registriert: 28. Aug 2019, 09:55

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Stefan_67 »

Hallo an alle,

all das was ich hier lese kann ich so gut nachvollziehen. Die kleiste Äußerung setzt meine Frau teilweise unter Druck. Es ist nicht möglich wirklich was zu planen. Der Antrieb oder die Vorfreude fehlt alleine schon um den Sommerurlaub zu planen.....

ICH BIN FÜR EINE PARTY!!!!!!

Einfach drauf losreden ohne sich Gedanken machen zu müssen, feiern und tanzen bis in den Morgen :-) Das wäre klasse.
Ich wohne im Ruhrgebiet. Damit die Leute die Interesse haben auch genug Zeit zum planen haben würde ich den Juni vorschlagen. Ort und Location ??? Was meint ihr??? IAm besten irgendwo mittig in unserem Land.

Grüße

Stefan
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Inchen517 »

:( ich wohn im gebiet hamburg.. aber prinzipiell find ich die idee klasse!!!
Monokel
Beiträge: 26
Registriert: 15. Nov 2019, 12:45

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Monokel »

das thema hatten wir schon mit xer party :). wir sind zu zerstreut!
komme aus München. Bin dabei , aber nicht in den Pfingstferien!!
TBL
Beiträge: 16
Registriert: 19. Jan 2020, 16:39

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von TBL »

Hallo!
Ich lese eure Beiträge und finde meine derzeitige Situation wieder.
Ich glaube, dass mein Mann an einer Depression leidet.
Darf ich etwas ausholen?
Seit fast 19 Jahren sind wir zusammen. Er ist 43, ich bin 41. Seit 16 Jahren sind wir verheiratet. Wir haben 2 Kinder, 11 und 15. Wir haben ein Haus, gute Jobs, eine gute Ehe - dachte ich.
Mein Mann leidet unter mehreren Autoimmunkrankheiten, 2015 bekam er Krebs, den er überstanden hat. Er zeigte nie Angst vor dem Krebs. Im November 2018 starb mein Vater, sein Freund nach 1,5 schlimmen Jahren. Er schloss ihm die Augen. Er war ein toller Ehemann, ein toller Vater. Wir hatten viel Alltagsstress. 3 Wochen nach Papas Tod trifft er auf einer Weihnachtsfeier eine 15 Jahre jüngere Kollegin. Er küsst sie sofort, fängt eine Affäre an. Er hat sich wie ein ganz anderer Mensch verhalten mit ihr. Er sagte, wir waren ihm egal. Anfang März 2019 wollte er uns verlassen und zu ihr. Er wäre nicht glücklich, mit ihr aber. Er meinte, dass unsere Ehe lange am Ende wäre. Ich habe dies nie so empfunden. Den nächsten Tag hat er mit dieser Frau Schluss gemacht, sich total verändert und mir bis September jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Dann fing er Anfang September an, still zu werden. Ihm war bei der Arbeit immer schlecht, er hat oft geweint. Zu nichts hatte er Lust. Er war unzufrieden. Zu mir war er weiterhin liebevoll. Dann gegen Ende September sind wir auf einer Hochzeit gewesen. Er war lieb und nett. Er geht ins Bett. Am nächsten Morgen steht er auf, weint und sagt, dass er mich nicht mehr liebt, nicht mehr anziehend findet und geht. Zu dieser Affäre. Er hatte sie 4 Tage vorher in der Arbeit getroffen, mit ihr telefoniert und meinte nun, unsere Beziehung wäre der Anlass für sein Unglück. Er war 7 Wochen mit dieser Frau liiert, wieder komplett verändert. Die Kinder wollten keinen Kontakt zu ihm. Wieder plötzlich, von heute auf morgen, trennt er sich und sagt, er wolle sein altes Leben zurück. Er hätte immer an uns gedacht, Alpträume gehabt, war schweißgebadet, total unglücklich. Er dachte, dass unser Leben, ich ihn unglücklich machen würde, aber er hätte nun begriffen, dass es anderer Balast wäre. Dass er nie zufrieden ist, immer mehr will, obwohl er alles hat, nichts ordentlich zuende bringt. Er ist langsam wieder zu mir gekommen,war glücklich und euphorisch. Bis Anfang des Jahres. Da wurde er wieder still, interessierte sich nicht mehr für mich. Er trug 2 Wochen mit sich rum, dass er befürchtet, wieder einen Tumor zu haben. Sein Verhalten wurde komischer. Er nahm noch nichtmal mehr seine Hand. Auf der Arbeit war er genervt wegen einer neuen Stelle. Alles war immer egal. Am Montag nun platzte es heraus, dass er total unglücklich ist und unzufrieden. Er möchte seine Freunde nicht treffen, meint, dass seine Liebe für mich nicht reicht, dass etwas in unserer Beziehung nicht stimmt. Den Auslöser weiß er nicht, ich wäre toll. Auf mein Bitten hat er einen Termin beim Arzt gemacht, aber irgendwie belächelt er dieses. Ich habe diese schlimme Situation nicht mehr ausgehalten und ihn gebeten, zu gehen. Alle waren seit der Affäre trotzdem nett zu ihm. Er ist unglücklich, sagt, dass er sich deswegen immer schlecht fühlen wird. Er hat alle seine Sachen gepackt und meint, dass unsere Beziehung keine Zukunft hat. Er will nicht kämpfen. Alle paar Wochen sind bei ihm diese Einschläge. Das ist doch nicht normal. Er schläft schlecht. Ist gleich morgens traurig, ihm ist auf der Arbeit übel, er meint, dass er an meinem Leiden Schuld ist. Außerdem hat seine Libido abgenommen. Ihm ist alles egal, er ist so unzufrieden, immer müde und erschöpft.
So ein langer Text. Ich weiß nicht, was er jetzt wo macht. Ob er den Arzttermin wahr nimmt. Findet ihr hier eine Depression wieder?
Er sagt, dass er selber nicht mehr weiß, was richtig ist. Er sagt, dass er mir nichts erzählen mag, mich nicht trösten mag, aber ich die wichtigste Person in seinem Leben bin, die alles für ihn tut.
Liebe Grüße.
Löwin_2210
Beiträge: 15
Registriert: 15. Dez 2019, 10:45

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Löwin_2210 »

Hallo liebe TBL,
eine Diagnose aus der Ferne sollte hier niemand anstellen. Die Frage ist ja auch, ob und wie dir damit geholfen wäre. Dein Mann muss sich Hilfe holen, um wieder klar zu sehen -sei es, weil er "nur" in einer Lebenskrise steckt oder weil er tatsächlich Depressionen hat.
Ich erkenne schon so einiges von meinem depressiven Noch-Ehemann darin wieder, aber meiner Erfahrung nach hilft das Wissen, dass sich das Verhalten durch eine Depression erklären lässt, nur in bestimmter Hinsicht weiter. Damit meine ich, dass dieses Hin und Her deines Mannes zwischen dir und seiner Affäre ja so oder so irgendwann einer Erklärung seinerseits bedarf, auf die du dich dann auch verlassen kannst. Und dann musst du entscheiden, ob das etwas ist, mit dem du "arbeiten" kannst bzw. was euch noch als Paar eine Chance lässt. Aber bis er so weit ist, dass er wieder klar sehen und sich klar dazu äußern kann, wird sicherlich einige Zeit ins Land gehen und bis dahin musst du sein Verhalten als Realität annehmen und dich fragen, wie du jetzt in diesem Moment deines Lebens damit umgehen kannst und möchtest. Sicherlich spielen bei dieser Entscheidung auch eure Kinder eine Rolle, so wie du die Situation beschreibst, werden sie auch in gewissem Maß betroffen sein und vielleicht ein wenig Abschirmung brauchen.
Auf jeden Fall ist das keine leichte Situation und du hast schwere Entscheidungen zu treffen. Wie gesagt, ich finde einiges aus meiner eigenen Beziehung darin wieder und weiß, wie schwer es ist, klar zu denken und Distanz zu dem geliebten Partner einzunehmen, insbesondere wenn man den Eindruck hat, derjenige ist gerade nicht er selbst und kann aufgrund seiner eigenen Krise die Chancen, die man zusammen noch hat, einfach nicht sehen. Ich fühle mit dir! UNd wünsche dir viel Kraft, den für dich richtigen Weg zu finden!
Löwin_2210
Beiträge: 15
Registriert: 15. Dez 2019, 10:45

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Löwin_2210 »

Und noch ein Beitrag für alle:
Ich habe in den vergangenen Tagen auch ein bisschen im Betroffenen-Teil gelesen und mir fällt doch sehr auf, dass die Beiträge dort zwar sehr vielschichtiger sind, ist ja klar, wir Angehörigen können uns ja bspw. nicht über die Wirkungen von Therapie und Psychopharmaka austauschen oder den Umgang mit den zahlreichen Symptomen. Aber während es hier eigentlich fast nur um die Auswirkungen der Krankheit auf die Beziehung geht, meist ist ja der Rückzug aus der Beziehung das alles beherrschende Problem, scheint das bei den Betroffenen keine Rolle zu spielen. Damit will ich ganz bestimmt nicht sagen, dass denjenigen das egal ist, aber es scheint doch so zu sein, dass die Auseinandersetzung mit der Paarbeziehung in der Depression eher von nachrangiger Wichtigkeit ist. Ist ja letztlich auch so gar nicht überraschend, aber es fiel mir doch auf... Ich würde mich über Rückmeldungen von selbst Betroffenen sehr freuen!
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Löwin,
Löwin_2210 hat geschrieben:
Aber während es hier eigentlich fast nur um die Auswirkungen der Krankheit auf die Beziehung geht, meist ist ja der Rückzug aus der Beziehung das alles beherrschende Problem, scheint das bei den Betroffenen keine Rolle zu spielen. Damit will ich ganz bestimmt nicht sagen, dass denjenigen das egal ist, aber es scheint doch so zu sein, dass die Auseinandersetzung mit der Paarbeziehung in der Depression eher von nachrangiger Wichtigkeit ist.
Ich denke, dass das auch damit zu tun haben könnte, dass viele im Betroffenenteil gut funktionierende Beziehungen haben.
Ihr Angehörigen kommt ja eigentlich nur hier her, wenn ihr Probleme mit dem Betroffenen habt, sprich Probleme in der Beziehung. Von den Betroffenen kommen ja aber auch Leute ins Forum, die in intakten Beziehungen leben, aber eben grundsätzliche Probleme mit der Krankheit haben.
Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass dort nicht jeder Beziehungsprobleme wälzt. Viele Betroffene haben in Beziehungen (egal welcher Art) eher Probleme, wenn der andere sich nicht bemüht sie zu verstehen, blöde Sprüche kommen etc. Es liegen also völlig unterschiedliche Voraussetzungen vor.

Vielleicht hilft dir das weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
Inchen517
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jan 2020, 12:02

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Inchen517 »

Hallo Löwin,

ist das nich logisch, gerade weil wir uns hier in einer angehörigen-diskussion befinden? Als partner und angehöriger ist das erste, was bei einem ankommt, die wahrnehmung, es ist etwas anders in unserer beziehung. Man fragt sich, warum ist das so und das erst recht, wenn einem viell gar nicht bewusst ist, dass der partner depressiv ist. Dann kommt man also an den punkt sich zu fragen, was mache ich falsch oder was ist falsch an mir. Der partner sagt dazu viell nichts, wenn man es anspricht oder sogar fallen sätze wie „es hat nichts mit dir zu tun“ spätestens dann ist man doch, zumindest geht es mir so, vollends verunsichert? Er sagt er liebt mich, will die beziehung nicht aufgeben, aber behandelt mich wie luft. Entweder man fällt dann in eine endlose traurigkeit, sucht die fehler und sieht trotzdem den fehler bei sich oder man geht dem ganzen auf den grund. Oder beides. Bei mir beides. Mein fehler war dann, dass ich zuviel zu schnell herausfinden wollte und so richtig in seinen wunden gewühlt habe. Ich wusste es einfach nich besser. Und, ich habe von mir auf ihn geschlossen. Aber das was mir gut tut ist für ihn das komplett falsche, zumindest im moment. Ich denke immernoch, dass meine weise wesentlich besser is als seine, aber er hat nun mal ein anderes denken. Aber zumindest bin ich so ein stück weiter gekommen und habe mir so meinen weg selber gesucht, ihn aber immer im augenwinkel. Jetzt, nachdem ich für mich entschieden habe, dass die isolation von mir für ihn wirklich nichts zu bedeuten hat, geht es mir besser. Aber der gedanke, er will mit mir nich mehr zusammen sein, kommt trotzdem ab und an. Aber eigentlich tut er nichts, was darauf schließen lässt. Was ich sagen will, ich denke, es ist sehr logisch als nicht betroffener so zu denken und es ist, für frauen sogar schwerer, diesen selbstzweifelnden gedsnken wegzuschieben und sich auf die suche nach dem eigentlichen grund zu machen, warum es ist wie es ist. Es ist verdammt schwer, viell sogar unmöglich, mit den augen eines betroffenen zu sehen. Ich versuche es dennoch, einfach aus dem grund, dass ich dieser scheiß beschissenen krankheit diesen triumph nicht gönnen werde. Wenn sich die liebe mit der zeit verliert, nun gut, is dann so.. aber nicht „ich weiß nich weiter, ich trenn mich“ zumindest ist das noch mein denken.. ich melde mir, wenn sich das ändert, denn es ist wirklich sauschwer.. so liebe löwin, bin ich noch im thema?! :)
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von Succubus »

Löwin_2210 hat geschrieben:Und noch ein Beitrag für alle:
Ich habe in den vergangenen Tagen auch ein bisschen im Betroffenen-Teil gelesen und mir fällt doch sehr auf, dass die Beiträge dort zwar sehr vielschichtiger sind, ist ja klar, wir Angehörigen können uns ja bspw. nicht über die Wirkungen von Therapie und Psychopharmaka austauschen oder den Umgang mit den zahlreichen Symptomen. Aber während es hier eigentlich fast nur um die Auswirkungen der Krankheit auf die Beziehung geht, meist ist ja der Rückzug aus der Beziehung das alles beherrschende Problem, scheint das bei den Betroffenen keine Rolle zu spielen. Damit will ich ganz bestimmt nicht sagen, dass denjenigen das egal ist, aber es scheint doch so zu sein, dass die Auseinandersetzung mit der Paarbeziehung in der Depression eher von nachrangiger Wichtigkeit ist. Ist ja letztlich auch so gar nicht überraschend, aber es fiel mir doch auf... Ich würde mich über Rückmeldungen von selbst Betroffenen sehr freuen!
Hallo Löwin,

welche Art von Rückmeldung wünscht Du Dir denn? Einen Erklärungsversuch wieso das so ist? Eine Antwort auf die Frage ob bzw. in welchem Maße eine Auseinandersetzung mit der Paarbeziehung erfolgt?

Liebe Grüße
Don't feed the troll :-)
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo an alle,
ich bin eine Betroffene und in folgender individueller Situation:

Manchmal geht die innere Leere und Gefühllosigkeit so weit, dass ich nichts mehr positives fühlen kann. Also auch keine Liebe für meinen Partner. Und es zerreißt mich innerlich. Ich habe unendlich große Angst, dass die Beziehung deshalb scheitert und dass die Krankheit es schafft mich so sehr zu sabotieren, dass ich die Beziehung aufgebe. Fast täglich habe ich in solchen Phasen Panikattacken deswegen. Weil ständig Gedankenzwänge bezüglich fehlender Gefühle für meinen Partner auftreten. Es ist so ein verzweifelter und tiefer Schmerz, wenn ich mir selbst rational einreden muss, dass die Liebe noch da ist. Dass sie da ist und 'nur' von der scheiß manipulativen Krankheit überschattet wird, weil diese das fühlen positiver Dinge verhindert.

Was ich euch damit sagen möchte: Jede Depression ist anders. Und jede Betroffene Person geht anders damit um. Es gibt keine allgemeingültige Antwort, ob das Betroffenen egal ist oder nicht.
Aber es kommt durchaus vor, dass es Betroffenen nicht egal ist und es ihnen selbst so verdammt weh tut.

Ich hoffe euch hilft das zumindest ein bisschen, auch wenn die Antwort wie so oft lautet, dass es individuell verschieden ist.

Viele Grüße,
Halb 5
ZimtundZucker
Beiträge: 76
Registriert: 25. Okt 2019, 12:04

Re: Gefühlsverlust für Partner/in ein Tabuthema?

Beitrag von ZimtundZucker »

Ihr Lieben,
hallo vieruhrdreisig,

danke für eure Geschichten. Wie geht's euch allen und wie haben sich die Dinge bei euch weiter entwickelt?

Herzliche Grüße
Antworten