Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Wartezeit

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uli2705
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Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Wartezeit

Beitrag von uli2705 »

Hallo.
Ich wollte Euch darüber informieren, das seit wohl erst Neuestem Online-Therapien gibt. Ich mache gerade seit ca. 1 Woche eine. Ist eine neue Therapieform.

Habe zuerst Fernseh-Werbung hierüber gesehen. Dann bei meiner Krankenkasse nachgefragt. War überrascht, als ich eine positive Antwort bekam. Es gibt wohl mehrere Adressen...meine ist selfapy.com

Konnte mich sofort anmelden...keine Wartezeit. :hello:
Meine KK zahlt 100 %.


Vielleicht hilft es.
Zuletzt geändert von uli2705 am 14. Jan 2020, 22:50, insgesamt 2-mal geändert.
shivaladiva
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Re: Online Therapie per Krankenkasse

Beitrag von shivaladiva »

Hallo Uli,

danke für den Tipp! Bitte schreibe doch, wenn Du es einrichten kannst, auch bei Gelegenheit mal über Deine Erfahrungen. Und wie läuft das mit der Erstattung durch die Krankenversicherung?

Wünsche Dir, dass es Dir hilft!

LG :hello:
uli2705
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Re: Online Therapie per Krankenkasse

Beitrag von uli2705 »

Also: gerade erst seit 1 Woche dabei. Habe Kontakt mit einem Psychologen/ Therapeuten. Kann wählen zwischen telefonischem Kontakt und/ oder Text/ Chat- Nachrichten. Habe erst einmal 2.es gewählt.
Mir geht es sehr gut dabei. Einfach, weil ich quasi ständig Kontakt mit ihm hätte. Heißt: ist eine Drucksituation oder akute Angelegenheit , tippe ich das in den Chat (auch Handy). Bekomme innerhalb von 24 Std. Antwort. Selbst dadurch geht es mir schon wesentlich besser. Und bin auch schon ruhiger geworden.
Von daher hilft es mir bereits..ist eine große Erleichterung.

Meine Kasse zahlt zu 100 % :hello:
Habe wie gesagt bei meiner Kasse angefragt. Mail mit mit Link erhalten. Konnte mich sofort anmelden und auch beginnen...ohne Wartezeit.

Wollte dies an Betroffene unbedingt weiter geben.
Ob das nun bei allen Kassen so ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Zuletzt geändert von uli2705 am 14. Jan 2020, 22:46, insgesamt 3-mal geändert.
shivaladiva
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Re: Online Therapie per Krankenkasse

Beitrag von shivaladiva »

Hallo Uli,

wow, das hört sich ja echt toll an! Danke für die Info und weiterhin viel Erfolg :hello:
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Nico Niedermeier »

Aber wenn man sich das Team ansieht...dann erkennt man, dass man mit lauter Ausbildungskandidaten arbeitet..es hat nur eine einzige Person eine abgeschlossene Ausbildung (die jeder Therapeut mit Kassenzulassung hat), alle anderen sind in der Aus- und Weiterbildung.....
Da gehts also erstmal ums "billig sein", denn die Ausbildungskandidaten kosten sicher bedeutend weniger, als "fertige Psychotherapeuten"....
Ganz private Meinung der Moderation UND es gibt die meisten Teile solcher Programme auch kostenlos über die Stifung (I fight depression)
Sul
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Sul »

Die Stiftung Warentest hat im Juni 2019 8 Programme zur Akutbehandlung und Prävention von Depressionen getestet. 4 Programme waren empfehlenswert: Deprexis24, Depression Akut, Depression Prävention von Get.on und Moodgym. Alle Programme für schwere Krankheitsverläufe nicht geeignet.
Ansonsten teile ich die Meinung von Herrn Niedermeier.
Begleitend zu einer Psychotherapie und evlt in der Wartezeit auf einen Therapieplatz finde ich persönlich diese Onlineprogramme nützlich bei "leichteren" Befindlichkeitsstörungen.
Selbst habe ich ein Umgang-mit-Stress-Programm von Selfapy ausprobiert, brach es aber auch im 2. Anlauf wieder ab, weil etwas in der Programmierung nicht stimmte (die Selbsteinschätzung wurde verdreht dargestellt) und ich persönlich meine Motivation nur mit menschlichem Kontakt Face-to-Face aufrechterhalten kann.
Viele Grüße, Sul
vierUhrdreißig
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo in die Runde,

ich mache neben meiner ambulanten tiefenpsychologisch fundierten Therapie das Tool ifightDepression und finde es sehr hilfreich. Es wirkt verhaltenstherapeutisch und ist eine gute Unterstützung für mich, um meine Zeit in der Therapie nicht mit verhältnismäßig kleinen und unbedeutenden Alltagsthemen zu "verschwenden". Ich spüre bereits Veränderung, was meinen Schlaf und die Gestaltung meines Alltags mit positiven Aktivitäten angeht - und bin erst bei Workshop 2/7. :)
Ist ebenfalls kostenlos, man braucht nur einen Arzt/eine Ärztin, die sich dafür weiterbilden lässt und einem den Zugang freischaltet. Ist aber laut meinem Arzt nur ein sehr geringer Aufwand.

Kann der Moderation mit den "Billigkräften" nur zustimmen. Klar einerseits ist es eine super Sache, dass die Personen in ihrer Ausbildung bereits weitere Erfahrungen sammeln und sie werden vermutlich von der "fertigen" Kraft angeleitet und unterstützt. Hört sich für mich trotzdem etwas ausbeuterisch an - gerade mit dem täglich erreichbar sein.. Kann aber trotzdem helfen. Solange du dich gut damit fühlst @uli und es dir hilft ist das ja trotz allem super! Allgemein bin ich der Meinung, dass es Zeit wird, solche Alternativen mehr zu implementieren. Es herrscht akuter Mangel an Therapieplätzen und solche Programme sind gerade bei leichten Depressionen sehr hilfreich bzw. können zur Überbrückung bis zum Therapiebeginn nützlich sein. Wir sind da in Deutschland noch sehr hintendran. Anderswo (Norwegen, Island) ist das schon viel verbreiteter, einfach weils da manchmal kaum eine andere Möglichkeit gibt, wenn die nächste "Stadt" viele km entfernt ist.

Viele Grüße, halb 5
Cynthia
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Cynthia »

Die Ausbildungskandidaten haben aber den aktuellen Stand der Wissenschaft und sind sicher sehr bemüht, motiviert und engagiert. Manch älterer Therapeute hat vlt. die Grenzen von Psychotherapie erkannt und macht den Job nur noch, weil er nichts anderes mehr findet. Ich erlebe diesen Zustand gerade bei einem jungen Zahnarzt. Ich bin quasi seine erste Patienten. Er will alles richtig machen und gibt sich viel Mühe mit mir. Und er redet mit mir. Dafür dauern die Behandlungen länger. Aber das nehme ich in Kauf. Seine älteren Kollegen in der Praxis wollen über mich bestimmen und nehmen mich im Grunde genommen nicht ernst. Und das, obwohl ich im Gegensatz zur Mehrheit der Patienten gut informiert bin und nicht alles mit mir machen lasse. Merke: "Nur wer informiert ist kann nicht verarscht werden."
Sul
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Sul »

Ausbildungskandidat*innen haben nur den aktuellen Stand der Wissenschaft, wenn ihnen dieser von erfahrenen Dozenten an ihrem Ausbildungsinstitut oder im Praktikum vermittelt wird. Aber Psychotherapie ist ja nicht nur das Anwenden von Techniken sondern Beziehungsarbeit. Und da ist mir persönlich ein erfahrener Psychotherapeut lieber. Aber ich habe auch schon "ausgebrannte" Psychotherapeut*innen erlebt und das war nicht wirklich aufbauend.
Peter1
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Peter1 »

Hallo Sul
Ich mache meine KVT an einer Ausbildungsambulanz. Ich hätte keine bessere Thera finden können. Ich stehe aber auch auf dem Standpunkt, das ältere Therapeuten meist auf eingefahrenen Gleisen fahren. Im Gegensatz dazu sind jüngere Theras meist ehrgeiziger, und arbeiten nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Salvatore
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Salvatore »

Guten Abend,

@Cynthia:
Cynthia hat geschrieben:Ich erlebe diesen Zustand gerade bei einem jungen Zahnarzt. Ich bin quasi seine erste Patienten. Er will alles richtig machen und gibt sich viel Mühe mit mir.
Auch ich habe gerade eine zahnärztliche Behandlung bei einem Berufsanfänger hinter mir. Leider ist er bei einer eigentlich einfachen Behandlung ohne Komplikationen (herausgebrochene Füllung) zuerst auf der einen und dann auf der anderen Seite vom Pferd gefallen, Ergebnis: eine Woche lang Schmerzen in Folge eines geschundenen Mundinneren. Auf meinen Hochsprung aus Lageposition (unbetäubter Nerv mit Bohrer getroffen) folgte meine pantomimische Interpretation eines Zitteraals, was den jungen Mann so unvorbereitet traf, dass er keine Ahnung hatte, wie er damit umgehen sollte. Sein brandneuer Abschluss mit Bestnote hat mir also überhaupt nichts gebracht.

Mein (einziger) ambulanter Therapeut war seinerzeit auch noch in der Ausbildung. Er war für mich die absolut beste Wahl und ich empfinde es als großes Glück, damals auf ihn getroffen zu sein. Trotzdem würde ich sagen, dass es hübsch gewesen wäre, wenn er da schon mehr Erfahrung gehabt hätte, weil wir dann vermutlich viele frustrierende Gespräche nicht hätten führen müssen. Auf der anderen Seite fand ich es hilfreich, dass er nur wenig älter ist als ich und wir somit in einer ähnlichen Lebensrealität aufgewachsen sind, z.B. befanden wir uns in der Phase des gefühlten "Technik gibt's nicht" hin zu "Keine Technik gibt's nicht" in einer ähnlichen Altersphase und gehören weder zu den Digital Dinosaurs noch zu den Digital Natives.

Die Diskussion "Wer ist besser?" finde ich obsolet, weil sie niemals pauschal geführt werden kann. Dafür ist es zu individuell. Heute stehe ich an einem anderen Punkt im Leben und würde Stand jetzt lieber zu einem erfahrenen Therapeuten gehen wollen. Dilettanten gibt es überall. Alte Therapeuten können ausgebrannt und eingefahren sein. Junge Therapeuten können ungeduldig und unflexibel sein. Einen ehrgeizigen Therapeuten würde ich wohl eher nicht wünschen, das finde ich genauso schlimm wie ausgebrannt, nur am anderen Ende des Spektrums. Und dass die einen "meist" das eine und die anderen "meist" das andere wären, kann ich wirklich nicht beurteilen. Da frage ich mich auch, wie viele Kandidaten durchgetestet wurden, dass sich da überhaupt ein Muster ergeben könnte.
Mir war es lieber, zu einem Mann zu gehen - viele Frauen sehen das anders und die Empfehlungen lauten ja auch in der Tat, Frau zu Frau und Mann zu Mann.
Cynthia hat geschrieben:Merke: "Nur wer informiert ist kann nicht verarscht werden."
Das stimmt wohl nur in der Theorie. Es gibt genügend rhetorische Mittel, um ausgerechnet jene aufs Kreuz zu legen, die sich für besonders gut informiert halten, ganze Berufszweige ernähren sich davon (jeder Verkäufer). Der Mensch ist naturgemäß ein Idiot. Ein informierter Mensch ist eben ein informierter Idiot (das ist nicht despektierlich gemeint).
In der Praxis stellt sich zudem die Frage, woher die eigenen Informationen ursprünglich stammen und nach welchen Kriterien man feststellt, dass diese den Informationen der anderen überlegen sind. Sag mir, was du beweisen willst und ich liefere dir die Studie, die das beweist. Sich zu informieren ist immer eine gute Idee. An irgendeinem Punkt muss man aber auch anfangen zu vertrauen. Und aufhören zu theoretiseren und anfangen zu machen. Ob ein Therapeut passend ist und eine Therapie anschlägt, kann man nicht im Vorfeld eurieren, egal wie lange man sich damit beschäftigt.

uli2705 hat geschrieben:Mir geht es sehr gut dabei. Einfach, weil ich quasi ständig Kontakt mit ihm hätte. Heißt: ist eine Drucksituation oder akute Angelegenheit , tippe ich das in den Chat (auch Handy). Bekomme innerhalb von 24 Std. Antwort. Selbst dadurch geht es mir schon wesentlich besser. Und bin auch schon ruhiger geworden.
Dies allerdings erzeugt in mir doch ein gewisses Unwohlsein. Ich finde, es klingt ein wenig zu sehr nach einer neu erschaffenden Abhängigkeit. Dass es sich gut anfühlt, erschließt sich mir sofort. Aber mach das zwanzig Mal so und beim 21. Mal kommt keine Antwort - was dann? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass da dann irgendjemand anders als mit Angst, Unruhe oder ggf. Panik reagiert, schließlich hat man sich selbst auf diese Art der Hilfestellung konditioniert und schawupp hat man zusätzlich zu dem bestehenden Problem noch ein neues dazu. Sinniger finde ich es, als Patient da selber durchzumüssen und im Nachgang aufzudröseln, warum das ein Problem war, warum die Lösung des Problems gut oder seinerseits ein Problem war, warum die Bewältigung gescheitert oder gelungen ist, wie man in Zukunft mit einem ähnlichen Problem umgehen möchte o.ä. Zum oben genannten Vorgehen möchte ich das Stichwort "erlernte Hilflosigkeit" ins Spiel bringen. SMS finde ich als alleiniges Kommunikationsmittel für einen therapeutischen Prozess genauso ungeeignet wie bspw. Email.

Ich durfte in der Entstehungsphase eines dieser Tools testen. @Doc, war das iFightDepression? Weiß nimmer, die liebe Frau Blume hat mir das vermittelt.
Ich finde, dass es - so wurde es bereits angesprochen - gut geeignet ist, um die Wartezeit zu einer face-to-face-Psychotherapie zu überbrücken. Eine solche ersetzen kann sie in meinen Augen nicht, nicht mal ansatzweise. Weil ich der Überzeugung bin, dass am Ende des Tages nicht der Inhalt zählt, sondern die Menschlichkeit.

LG, Salvatore
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Cynthia
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Cynthia »

Und trotzdem muss man bestmöglich informiert sein. Aber das wollen viele nicht, so meine Erfahrung.
Sul
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Sul »

Hallo Peter1,
wie kommst du auf die Idee, dass ältere Therapeut*innen "meist auf eingefahrenen Gleisen fahren"? Ich kenne sehr erfahrene Therapeut*innen, die im Laufe ihrer Berufstätigkeit mehrere psychotherapeutische Verfahren gelernt haben und sehr flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Klient*innen reagieren können. Und vergiss nicht, dass "deine Thera" von erfahrenen Supervisor*innen angeleitet wird... Und ob "ehrgeizige" Therapeut*innen wirklich mehr erreichen, mag ich persönlich bezweifeln, weil jede/r sein eigenes Tempo hat.
Viele Grüße, Sul
Lieblingsuli
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Lieblingsuli »

Sul hat geschrieben:Und vergiss nicht, dass "deine Thera" von erfahrenen Supervisor*innen angeleitet wird
Das interessiert mich. Kannst du bitte etwas mehr darüber schreiben? Was macht so ein Supervisor?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Sul »

Ein Supervisor an einem Ausbildungsinstitut ist (sollte) ein erfahrener Psychotherapeut sein, der die Ausbildungskandidaten berät, anleitet, zur Reflexion anregt, die Qualität der Behandlung gewährleistet. Die Ausbildungskandidaten müssen nach jeder 4. Therapiestunde zum Supervisor bzw. in eine Supervisionsgruppe und "ihren Fall" besprechen.
Lieblingsuli
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Lieblingsuli »

Aus gegebenem Anlass muss ich dir noch eine Frage stellen: Gilt das nur für Ausbildungsinstitute? Meine Thera trifft sich regelmäßig in kleinem Kreis und ich nehme mal an, dass sie dort ihre Fälle bespricht. Wird dieser Kreis dann auch von einem Supervisor geleitet?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Sul »

Für Ausbildungskandidaten ist eine engmaschige Supervision verpflichtend!
Viele fertige Psychotherapeuten gehen aber weiterhin zu einem Supervisor oder sind in einer Supervisionsgruppe, die dann von einem Supervisor geleitet wird. Es gibt aber auch noch sogenannte Intervisionsgruppen, wo es ohne Leitung um einen kollegialen Austausch geht. Dient alles der Qualitätssicherung und natürlich auch der Psychohygiene der Therapeuten.
Ein Sommertag
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Ein Sommertag »

Hallo Peter,
hast Du denn in Deiner Laufbahn überhaupt schon erfahrene Therapeuten kennengelernt, um diese Vorurteile zu verbreiten?

Und bitte, was sind "wissenschaftliche Erkenntnisse", wenn es sich um das Erleben und Verhalten eines Menschen handelt?
Können diese überhaupt verallgemeinert werden, oder ist es nicht eher so, dass auf jeden einzelnen und seine Bedürfnisse individuell eingegangen werden sollte?

Ich habe, sowohl an der Uni als auch durch eigene Therapie mit erfahrenen Therapeuten zu tun gehabt. Wie oben schon erwähnt wurde, haben diese im Verlauf ihrer Karriere oft mehr als nur eine Therapierichtung erlernt und verfügen über einen vollen Werkzeugkoffer. Regelmäßige Weiterbildung ist ja auch Pflicht. Außerdem verfügen sie über einen immensen Erfahrungsschatz, nicht nur was einzelne Methoden betrifft, sondern auch über kritische Lebenssituationen, die oft in ähnlicher Weise viele Menschen betreffen und wissen diese somit sensibel einzuschätzen und damit umzugehen. Und wenn dann die eine Methode nicht funktioniert, gibt es optimalerweise noch einen ganzen Fundus anderer Vorgehensweisen.

Heutzutage dominiert die Verhaltenstherapie, was nicht bedeutet, dass diese besser oder hilfreicher wäre als andere Verfahren, sondern dass man diese einfacher vermessen kann und somit besser ins aktuelle Paradigma passt. Daher sind es vielleicht sogar die jüngeren Therapeuten, die mangels Alternative auf ihr Verfahren eingefahren sind.
Ok, die Verhaltenstherapie hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, ich persönlich finde sie dennoch nicht besonders anspruchsvoll. Inhalte zu reframen und umzudenken kann ich mir selbst beibringen, dafür brauche ich keinen Therapeuten.

Ein weiteres Bedenken habe ich bezüglich der Übertragung und Gegenübertragung, die sich in jedem therapeutischen Arbeitsbündnis ereignet. D.h. der Klient überträgt Erfahrungen, die er in der Kindheit mit den Eltern gemacht hat, auf den Therapeuten, die Therapeutin. Diesbezüglich ist es für mich stimmiger, wenn der Therapeut nicht jünger ist als ich selbst.

Einen ehrgeizigen Therapeuten würde ich nicht unbedingt wollen. Wie würde ein solcher wohl bei ausbleibendem Erfolg empfinden?
Mir persönlich ist Empathie viel wichtiger und dass es zwar schon ein Ziel gibt, dass aber ich und meine derzeitigen Fähigkeiten es sind, die den Zeitpunkt der Zielerreichung steuern.

Supervision finde ich gerade in dem Bereich unerlässlich!

Liebe Grüße
Sommertag
Salvatore
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Salvatore »

Cynthia hat geschrieben:Und trotzdem muss man bestmöglich informiert sein.
Nein, offensichtlich muss man das nicht. Denn:
Cynthia hat geschrieben:ich im Gegensatz zur Mehrheit der Patienten gut informiert bin
Und:
Cynthia hat geschrieben:das wollen viele nicht
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Lieblingsuli
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Lieblingsuli »

Sul hat geschrieben:Es gibt aber auch noch sogenannte Intervisionsgruppen, wo es ohne Leitung um einen kollegialen Austausch geht.
Ich glaube, an so etwas nimmt meine Thera regelmäßig teil. Wenn es gut für mich ist, kann sie dies gerne tun. Ich vertraue ihr.
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
yellohmellow
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von yellohmellow »

Sul hat geschrieben:Die Stiftung Warentest hat im Juni 2019 8 Programme zur Akutbehandlung und Prävention von Depressionen getestet. 4 Programme waren empfehlenswert: Deprexis24, Depression Akut, Depression Prävention von Get.on und Moodgym. Alle Programme für schwere Krankheitsverläufe nicht geeignet.
Ansonsten teile ich die Meinung von Herrn Niedermeier.
Begleitend zu einer Psychotherapie und evlt in der Wartezeit auf einen Therapieplatz finde ich persönlich diese Onlineprogramme nützlich bei "leichteren" Befindlichkeitsstörungen.
Selbst habe ich ein Umgang-mit-Stress-Programm von Selfapy ausprobiert, brach es aber auch im 2. Anlauf wieder ab, weil etwas in der Programmierung nicht stimmte (die Selbsteinschätzung wurde verdreht dargestellt) und ich persönlich meine Motivation nur mit menschlichem Kontakt Face-to-Face aufrechterhalten kann.
Viele Grüße, Sul
Ich halte von den so viel gepriesenen Online Therapien auch nicht viel. Begleitend zu einer „echten“ Psychotherapie mag es nützlich sein. Aber keinesfalls als vollwertiger Ersatz für eine Psychotherapie von Mensch zu Mensch.

Jens Spahn, der Bundesgesundheitsminister, setzt allerdings voll auf Digitalisierung. Warum? Man darf spekulieren, daß dahinter nicht nur menschenfreundliche Motive stehen. Hinter Spahn steht die mächtige Lobby der Ärzteschaft, denen es lange schon mißfällt, daß der Finanzierungstopf der Krankenkassen nicht mehr nur Ihnen „gehört“, sondern daß auch Psychotherapeuten darauf zugreifen dürfen. Aber die Lobby weiß auch, daß sie das nicht völlig abstellen kann, deshalb wird der digitale Ansatz hoch geredet.

Es kann gut sein, daß demnächst vor einer Therapie von Mensch zu Mensch der depressiv Betroffene erst mal von der KK so eine Online Therapie verordnet bekommt. Er sollte dann möglichst immer schön die Hausaufgaben bzw. die Programmteile erledigen, ansonsten wird die KK dem „faulen“ Depressiven mitteilen, daß er nicht wirklich therapiewillig ist und deswegen auch keinen Anspruch hat auf eine echte Therapie.

Das wäre dann die Schöne Neue Welt des Jens Spahn.

LG yellohmellow
Emma1968
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Emma1968 »

Wenn aber "face-to-face" nicht möglich ist, so wie in Zeiten wie diesen und man steckt in einer Krise, soll man Däumchen drehen, mehr Medikamente futtern oder es mit einem solchen Angebot versuchen?
Meine Krankenkasse bietet auch etwas an, allerdings nicht gültig für mein Bundesland, das blickt man nicht.
Das Leid der Kreatur und das Leid des Menschen gehören zusammen, und der Blick des geängstigten Tieres mahnt uns, Mensch zu werden - in der Menschheit (Reinhold Schneider)
Salvatore
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Re: Online Therapie per Krankenkasse - (bei mir) keine Warte

Beitrag von Salvatore »

Das Online-Toll "iFight Depression" ist wegen Corona ohne Verschreibung durch einen Arzt für jeden verfügbar:

https://www.deutsche-depressionshilfe.d ... ssion-tool
Normalerweise setzt iFightDepression eine Begleitung durch einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten voraus – denn Studien belegen, dass Online-Programme dann besonders wirksam sind. Da viele Patienten durch das Corona-Virus zuhause bleiben müssen und Hausärzte an ihre Belastungsgrenzen stoßen, ist das Programm nun für 6 Wochen auch ohne Begleitung zugänglich. Betroffene können sich formlos über die E-Mail-Adresse ifightdepression@deutsche-depressionshilfe.de für das Programm anmelden und werden innerhalb von 24 Stunden freigeschalten.
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
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