Wie übersteht ihr Tiefs?

ZimtundZucker
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von ZimtundZucker »

Hallo DieNeue,

danke für dein Feedback. Da hast du was mich angeht ins Schwarze getroffen. Grenzen zu ziehen fällt mir nicht immer leicht. Bei meinen Kindern in der Erziehung. Bei diesem männlichen Gegenüber in anderer Hinsicht. Jeder hat ja so seine Baustellen.

Ein Symptom dieser Krankheit sind Stimmungsschwankungen. Ein Syptom dieser Krankheit sind, so hab ich mir das angelesen, weil ich ja brav meine Hausaufgaben gemacht hab, Aggressionen. Bei Männern mehr als bei Frauen. Ich geh also davon aus, wenn ihm sowas passiert, also schreien, bei körperlichen Geschichten wär ich sofort weg, dass er sich bedrängt fühlt, nicht mehr Herr seiner Sinne und Reaktionen ist. Und dass das eben die Krankheit ist und nicht sein eigentliches Ich. Das sagt mir auch mein Bauchgefühl. Siehst du das anders?

Danke für deine Offenheit!
LG
Caro77
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Caro77 »

Hallo Ihr,

also.....

unser Nachbar hat auch Stimmungsschwankungen.
Wenn es bei ihm ganz schlimm ist, dreht er die Musik so laut auf, dass das ganze Viertel beschallt wird. Er sitzt dabei allein im Haus.

Das neue Jahr habe ich so um 2.30! hiermit in Dauerschleife angefangen.
Es geht immer noch schlimmer.:-(

https://www.youtube.com/watch?v=q0hyYWKXF0Q" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Der kastrierte Goldhamster hat ihn aus seinem Tief gezogen, für mich war es der Horror!

WIr hätten die Party feiern sollen, aber nicht hier!

EInen guten Neustart für uns alle!

Mary
DieNeue
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Herr Rossi,

deine Frage kann ich leider nicht wirklich beantworten.
Ich kenne es hauptsächlich von meinen Eltern, dass meine Mutter meinem Vater Tipps gegeben hat. Seine Reaktion: Hm... ja... weiß nicht... ne... hm...
Kaum hat der Therapeut das gleiche gesagt, war es plötzlich logisch und wurde eher akzeptiert. Keine Ahnung, woran das liegt. Mein Vater hat große Probleme damit, jemandem zu vertrauen, vielleicht liegt es daran und ein Therapeut hat ja schließlich mehr Ahnung von der Psyche als ein Laie. Vielleicht kann man es damit vergleichen wie wenn man irgendeine andere Frage hat, z.B. zur Lohnsteuererklärung, da frage ich auch beim Experten nach und nicht bei meinem Kumpel, den ich zwar schon lange kenne und der nur mein Bestes will, der sein Halbwissen aber auch nur von wikipedia hat.

Vielleicht lässt man sich auch eher was von jemandem sagen, der neutraler ist? Der nicht so involviert ist und die Situation von außen sieht. Ist jetzt aber nur so eine Überlegung.

Naja, und dann kommt es, denke ich, wahrscheinlich noch drauf an, was es für Tipps sind, wie man sie formuliert (du musst dies, du musst das...ist nicht so günstig ;)), vielleicht auch, in welcher Situation man sie bringt. Und vielleicht schwingt bei Tipps von Angehörigen auch wieder etwas mehr Druck mit, weil die Angehörigen ja natürlich hoffen, dass der Betroffene den Rat annimmt und es ihm endlich bald wieder besser geht (und damit den Angehörigen ja auch). Auf den Therapeuten hat es kaum Einfluss, ob der Klient seine Tipps umsetzt oder nicht. Das frustriert ihn vielleicht auf Dauer, aber im Endeffekt hat das keinen Einfluss auf sein Privatleben. Angehörige beutelt es aber ja immer auch mit rum.

Vielleicht fühlt es sich auch blöd an, wenn man immer die Hilfe vom anderen kriegt, und der eine zum "Stärkeren" und der andere zum "Schwächeren" mutiert?
Oder man will in der Situation gar keine Tipps, sondern braucht nur jemanden zum Zuhören und in den Arm nehmen.
Vielleicht merkt man auch, dass der andere sich schwertut einen zu verstehen und Tipps von jemandem anzunehmen, der einen nicht mal wirklich versteht, ist nicht immer so gut.

Aber das sind jetzt alles nur Mutmaßungen.
Meine Mutter hat immer wieder mal festgestellt, dass sie genau das gleiche gesagt hat wie der Therapeut und ich glaube, mittlerweile sieht sie es eher so, dass sie gar nicht so schlecht ist mit ihren Tipps. ;)

Woran ich auch denken musste, ist, dass es bei Kindern auch oft so ist, dass sie woanders Sachen essen, die sie zuhause nie essen würde. Die Tochter meiner Nachbarin hat bei mir immer liebend gern Paprika gegessen, zuhause war der aber immer eklig. Die Nachbarin hat dann sogar erzählt, ihre Mutter hätte mal früher einer Bekannten Reste von irgendeinem Gericht gegeben, die die Bekannte dann gemacht hat, als meine Nachbarin zu Besuch war. Und das Essen hätte viiiiel besser geschmeckt als zuhause und sie hätte ihrer Mutter sogar gesagt, sie soll sich mal das Rezept geben lassen... dabei war es ein und dasselbe Gericht.
Wirklich verstehen kann man sowas nicht ;) Und vielleicht ist es mit Tipps von anderen und denen von Angehörigen auch so?

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von DieNeue »

Hallo ZimtundZucker,

wenn er sonst nicht so ist, kann das schon durch die Depressionen kommen.
Entweder man fühlt sich bedrängt oder ist z.B. total überreizt und überfordert.
Ich werde da auch motzig und pampig.
Ich denke, wenn man in einer nicht aggressiven Situation drüber reden könnte, wäre das hilfreich.
Bei mir ist es z.B. auch so, dass wenn ich überreizt bin, dass ich dann Geräusche viel lauter wahrnehme als sonst. Da kann es dann sein, dass ich mit Leuten am Tisch sitze, die unterhalten sich ganz normal und ich habe das Gefühl, die schreien sich an. Das versuche ich dann meistens erstmal mir nicht anmerken zu lassen, aber es brodelt dann in mir und manchmal bin ich dann auch schon geplatzt und hab genervt gemeint, ob sie nicht ein bisschen leiser sein könnten. Das kapiert dann natürlich keiner und dann gab es schon auch "Gegengemotze" à la "Darf man hier jetzt gar nichts mehr sagen, oder was?!?" und das kann sich dann auch schöööön hochschaukeln ;)
Mittlerweile versuche ich in solchen Situationen kurz aus der Situation rauszugehen. Oder Ohropax zu benutzen.
Oder ich erklär anderen Leuten, warum ich immer mal wieder ne Pause brauche. Ist ja auch für sie gut, wenn sie mich Pause machen lassen, denn ohne wird es für sie irgendwann auch nicht mehr schön ;)

Es ist nicht leicht anderen sowas zu erklären, denn man muss ja auch erstmal selber checken, was mit einem los ist, kapieren, was die Auslöser sind. Bei mir ist es oft so, dass an manchen Tagen Aktivität XY gar nicht ging, ich danach total kaputt war, wann anders ging XY wieder viel besser, und man dachte, es geht aufwärts, dann war ich nach XY wieder völlig im Eimer, dann wieder genauso, dann ging es beim nächsten Mal wieder besser. Ich wusste nie, was es für Auswirkungen hat, wenn ich XY mache. Mein Körper war irgendwie außer Kontrolle und ich konnte gar nicht mehr einschätzen, was ich noch machen konnte. Es konnte jeder Zeit wieder den Supergau geben.
Sowas macht es schwierig, es für sich einschätzen zu lernen und anderen kann man das dann auch schlecht erklären.

Dass Aggressionen auch zur Krankheit dazugehören, heißt aber auch nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss. Wie du schreibst bei körperlichen Angriffen, da wäre ich auch weg.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
FrequentFlyer
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von FrequentFlyer »

ZimtundZucker hat geschrieben:
Es ist aber wie bei Euch, FrequentFlyer... Die Körpersprache und das gesprochene Wort stimmen nicht überein...

Wär ich Studentin würd ich auf die nächste Party gehen und flirten was das Zeug hält und mit dem ersten Typen der mir gefällt...ijr wisst schon was. So zur Ablenkung und aus Spaß an der Freude.

Guten Rutsch!
Ich habe jetzt einen älteren Beitrag aus diesem Thread raus gekramt auf den ich immer antworten wollte und es dann doch nie getan habe.

Ja ZimtundZucker, das mit der Körpersprache ist der Hammer. Es war jedes mal so deutlich zu sehen, dass die gesprochenen Wörter nicht mit den Gefühlen im Einklang waren. Diese Zerrissenheit war einfach zu sehen. Und alles gipfelte bei ihrer ersten schweren Episode die ich bei ihr erlebt habe, als wir uns noch einmal trafen weil ich darauf bestanden hatte, das sie mir zum Abschied einen Zungenkuss geben wollte. Sie hatte mir vorher neunzig Minuten lang erklärt warum unsere Beziehung keine Chance hätte und bei der Umarmung zum Schluss, beim endgültigen Lebewohl sagen dann das. Für einen Augenblick hatte sie die „Kontrolle“ verloren und hat spontan gehandelt. Und eigentlich habe ich erst ab diesem Zeitpunkt genauer auf die Körpersprache geachtet und selbst die Sprache kommt mir „komisch“ vor. Alles wirkt so kontrolliert, die Worte mit viel Bedacht gewählt. So ganz anders wie sie sonst ist. Ich glaube wenn es diesen Vorfall mit dem Kuss nicht gegeben hätte, hätte ich schnell versucht sie zu vergessen. Aber dadurch ist mir diese innere Zerrissenheit so richtig ins Bewusstsein gekommen. Ich habe sie übrigens bei dem Kussversuch von mir gestoßen – ich fand das war einfach nicht angebracht. Es hat ein paar Sekunden gedauert bis ich kapiert hatte was da vorgefallen war.

So ZimtundZucker, warum ist das, was wir schon wissen was es heißt, auf die Personengruppe Studentin eingegrenzt? Das verstehe ich nicht ;-) Hat man mit Erlangen eines Diploms das Recht verwirkt auf Ablenkung und Spaß an der Freude?
Im Ernst: Ich habe es probiert. Es gab mal eine Zeit während einer schweren Episode da dachte ich eigentlich nicht mehr daran das es mit uns noch einmal klappen könnte. Eigentlich ging es mir nur noch darum den Kontakt aufrecht zu erhalten. Sie hatte sich ja nicht im Streit von mir getrennt und mir war klar das ihre Depressionen hinter der Trennung stand. Sie liebte mich, ich liebte sie aber diese Krankheit lies wohl keine Beziehung bei ihr zu. Es widerstrebte mir schlicht weg und einfach einen netten Menschen aus meinem Leben zu streichen.
Und so habe ich einen heftigen Flirt angefangen aus dem auch kurzzeitig mehr wurde. Aber außer das es mein Ego befriedigt hat, hat es mir nichts gegeben. Eher ein schlechtes Gewissen, da ich diesen Flirt schon so ein Stück weit zur Ablenkung benutzt habe. Ich habe das dann sehr schnell wieder beendet und meine Freundin tauchte ja auch wieder aus ihrer Episode auf und wollte die Beziehung aufnehmen. Damit überfordert sie mich jedes mal – mit der Schnelligkeit aus der sie da heraus kommt.


Weiter in diesem Thread wurde erörtert ob man seinem Partner auf dieses Forum aufmerksam machen sollte und speziell auf das was man selbst so schreibt. Wenn ich mir diesbezüglich meine Freundin vorstelle, würde ich die Frage klar mit nein beantworten. Wir sind sehr gut damit gefahren, dass ich keine Tipps gebe sondern mich auf die Rolle beschränke die ich innehabe: Partner, Freund, Liebhaber und halt nicht Lebensberater, Therapeut, Ersatzmutter. Das kann einfach nicht klappen und vergiftet meiner Ansicht nach jede Beziehung. Einfach mal angenommen ihr hätten eine paar Pfund zu viel auf den Rippen (und wer hat das nicht nach den Feiertagen) und euer Partner würde euch ständig Tipps geben wie ihr diese Pfunde loswerden könnt. Ehrlich, mit solch einer Person möchte ich nicht zusammen sein. Was maßt sich solch ein Partner überhaupt an mein Gewicht zu beurteilen. Aber genau das tun wir wenn wir unserem Partner ständig Tipps geben was er für seine Krankheit machen könnte. Mach dies, lese das... das ist nun mal nicht die Aufgabe eines Partners. Klar kann und muss man mal etwas sagen – ich selbst beschränke mich darauf, dass ich nach der Einleitung das ich ihr eh nicht helfen kann, sie darauf hinweise sich doch professionelle Hilfe zu holen. Übrigens erfolglos ;-)
Als Angehörige und Partner können wir uns wohl nie auch nur ansatzweise in diese Krankheit „reinfühlen“. Was wir aber können ist abschätzen zu können, wie sich unser Verhalten auswirkt. Und so kann es in einer gleichberechtigten Partnerschaft nicht klappen, wenn eine Person der anderen immer sagt was sie jetzt machen soll. Hey, das ist doch der wahre Grund warum wir auch alle mal von Mama weggezogen sind – irgendwann geht das halt nicht mehr das da jemand ist der dir sagt was du tun sollst. Ich habe es damit versucht mich mit der Krankheit meiner Freundin zu arrangieren. Mal sehen ob dies auf Dauer klappt.

LG
Caro77
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Caro77 »

Hallo Ihr,

um noch mal auf die Angehörigenseite zurückzukommen.
Bei meinem Mann geht es aufwärts, er kommt mir zur Zeit ganz normal vor.

Ich selber stecke noch in seinem Tief der letzten Wochen. Mir geht es schlecht. Ich schlafe schlecht und mein Körper ist total verspannt. Die letzten Tage habe ich nur mit Kopfschmerztabletten überstanden. Stress verursacht bei mir Migräne und ich habe gelernt, zumindest hierbei auf Anzeichen zu achten und kann die Anfälle abwehren, in dem ich früh zu Tabletten greife. Dazu mache ich mir Vorwürfe und fühle mich schuldig an unserer Situation.

Das seltsame ist, dass jetzt die Rollen scheinbar vertauscht sind. Er ist jetzt gutgelaunt und hat seinen ganzen "Dreck" bei mir abgeladen. Ich habe oft das Gefühl, dass sobald er mich richtig runtergezogen hat, es ihm wieder gutgeht. Er sagt, dass das nicht so ist.

Kennt Ihr das auch?

Liebe Grüße

Mary
Lieblingsuli
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Lieblingsuli »

Jussy hat geschrieben:Nun kämpft er schon lange mit Depressionen und ist auch in Behandlung und es geht auch aufwärts.
Wer behandelt ihn denn?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Lieblingsuli hat geschrieben:
Jussy hat geschrieben:Nun kämpft er schon lange mit Depressionen und ist auch in Behandlung und es geht auch aufwärts.
Wer behandelt ihn denn?
Die entsprechenden Fachärzte/ Therapeuten
Lieblingsuli
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Lieblingsuli »

Das heißt, die Behandlung ist eine Therapie?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Lieblingsuli hat geschrieben:Das heißt, die Behandlung ist eine Therapie?
Ja, hatte mich nur etwas unglücklich ausgedrückt
Lieblingsuli
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Lieblingsuli »

Ich selber mache zur Zeit eine Verhaltenstherapie. Bringt sehr viel. Nur Geduld muss ich noch lernen ;)
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Na Geduld hab ich eigentlich zur Genüge inzwischen, nützt ja keinem was wenn ich mich, ihn oder mein Umfeld stresse.
Ich schaue eher auf mich, das ich das mache was mit gut tut und wenn er dann soweit ist, darf er gerne wieder daran teilhaben.
Lieblingsuli
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Lieblingsuli »

Gibt es in einer Beziehung nicht auch so etwas wie gegenseitige Verantwortung?
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Sicher, aber such dir Verantwortung für sich selbst. Und zum anderen, man ist Freund, Partner, was auch immer. Aber sicher nicht Therapeut, das sollte man den Experten überlassen.
Lieblingsuli
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Lieblingsuli »

Da stimme ich dir zu. Nur leider sind sich auch Experten nicht immer einig ;)
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Das stimmt schon, aber so individuell wie die Krankheit nun mal ist, bleibt das wohl nicht aus. Ein Schnupfen wäre sicher leichter zu therapieren.
So viel ich die letzten Wochen auch gelesen habe über Depressionen, es ist als Angehöriger nicht wirklich zu verstehen. Und da sind wir wieder bei der Geduld ;-) und einer gewissen Distanz zur Krankheit, die das warten ein wenig leichter macht.
ZimtundZucker
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von ZimtundZucker »

Hallo Ihr Lieben,

immer wieder DANKE für die Gespräche hier.

@Caro77: Ja, ich kenne es auch, dass ich mich von den negativen Gedanken "anstecken" lasse. Dass ich das Gefühl bekomme erschöpft zu sein und dass mir die Energie fehlt. Am Anfang mehr, ich glaube ich habe dann angefangen anders damit umzugehen. Auch FrequentFlyer hat ja mal geschrieben, dass er glaubt, dass es keinen Sinn macht gegen diese Gedankenschleifen zu argumentieren. Es bringt nichts zu versuchen mit in den Nebel einzutauchen. Oder im Bild von DieNeue zu bleiben: Wir sind keine Rettungsschwimmer. Und seitdem ich verstanden habe, dass ich nicht helfen kann, fällt es mir leichter und mir geht es gut. Ich wünsche dir, dass du dich auch gut erholen kannst!

@FrequentFlyer: Klar kann ich auch jetzt alles machen, was mir Spaß macht. Aber mein Bedürfnis ist eigentlich ein anderes. Eigentlich mag ich mit dem Mann zusammen sein, den ich so gut kenne. Und spontanes Weggehen ist so viel aufwendiger, weil ich ja dann wieder eine Betreuung für meine zwei Kleinen organisieren müsste. Und mir ist der Aufwand grad zu viel. Aber... es war so ein Gedanke, weil durch ein bisschen Ablenkung würde ich besser in die Distanz kommen. Hahaha...

Nein. Ich muss das besprechen, falls er sich nach dieser Episode wieder meldet. Was für uns beide Liebe in Etappen bedeutet.

Den Aspekt mit der Körpersprache finde ich auch sehr spannend. Ich hatte auch schon mehrfach das Erlebnis, dass er mir erklärt hat aus welchen Gründen er nicht mit mir zusamnen sein kann, und mich dabei am Arm oder Rücken gestreichelt hat. Aber nicht auf eine tröstende Art. Für mich bringt das auch innere Kämpfe zum Ausdruck.

Jetzt lass ich mich einfach überraschen, ob er wieder mit Gefühlen zurück kommt oder ob ich wirklich nur eine Bekannte bin. Er hat tatsächlich das Wort Bekannte verwendet! Ich sag ihm dann einfach immer, dass er ein ganz toller Mensch ist, dass sein Schwanz nicht das Beste an ihm ist und dass Freunschaft sowieso immer die Basis ist.

@DieNeue. Danke für deine sehr persönlichen Schilderungen. Ich hab durch dich nochmal mehr verstanden.

Sonnige Grüße
FrequentFlyer
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von FrequentFlyer »

ZimtundZucker hat geschrieben:Er hat tatsächlich das Wort Bekannte verwendet! Ich sag ihm dann einfach immer, dass er ein ganz toller Mensch ist, dass sein Schwanz nicht das Beste an ihm ist und dass Freunschaft sowieso immer die Basis ist.
Nach etwas längerer Zeit habe ich hier mal wieder gelesen und möchte mal so ein bisschen lästern... einfach weil es auch gut tut ;-) Also Betroffene, einfach nicht weiterlesen (womit garantiert ist, das ihr es doch tut).
Im Ernst, es geht um den Begriff Bekannte. Denn ähnlich wie bei der Körpersprache, ist auch die Begrifflichkeit von Beziehung und Liebe etwas bizarr bei meiner Freundin. Also seit fast fünf Jahren kommunizieren wir außerhalb der Episoden mehrmals am Tag über den Alltag und das was uns beschäftigt, verbringen gemeinsam Abende, Wochenenden und Urlaube, machen Pläne für die Zukunft, lachen zusammen, kochen zusammen, küssen uns, halten Händchen, gehen zusammen aus, haben Sex.... aber Partnerschaft oder Beziehung ist ein Tabuthema. Als müsste da immer so ein Hintertürchen offen bleiben, aus der man sich ganz schnell weg machen kann wenn die Episode kommt. Was aber ganz offensichtlich Quatsch ist, denn wir führen ja eine Beziehung.
Aber das allergrößte Tabuwort ist das Wort Liebe: Ja, sie hat mal gesagt das sie mich liebt aber eigentlich ist auch außerhalb der Episode das Wort Liebe negativ konnotiert. Man fühlt es zwar aber man nennt es nicht so. Und so kenne ich mittlerweile 1000 und eine Umschreibungen für den Satz "ich liebe dich". Nur um nicht dieses Wort zu sagen bei dem ja so viel mitschwingt. Okay, dieser Begriff ist eh überladen, aber jetzt nicht so das seine Verwendung uns auf Gedeih und Verderb aneinander ketten würde. Das wäre dann die Ehe ;-)
Aber dies ist mir eingefallen als ZimtundZucker geschrieben hat das er den Begriff "Bekannte" verwendet. Da darf ja nicht mitschwingen das er auf dich steht, dich mag... Wohl auch so ein Hintertürchen.

LG
ZimtundZucker
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von ZimtundZucker »

@FrequentFlyer
Liebe Alle...

ja, du findest manchmal noch treffendere Worte für das was ich so erfahre und wahrnehme als ich selbst.

Und wie du auch hatte ich schon manches Mal den Eindruck, da muss ein Hintertürchen offen bleiben. Sonst fühlt es sich zu eng an oder der Druck ist viel oder die gefühlten und gedachten Erwartungen zu hoch.

Und ja, mit dem Titel Bekannte lässt sich schnell Distanz herstellen. Nach dem Motto...weil nicht sein kann was nicht sein darf. Weil meine Depression das nicht zulässt.

Ich fühle auch eine ganz tiefe Verbundenheit. Aber Liebe darf man dieses Gefühl natürlich nicht nennen.

Bis bald!
DieNeue
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Frequent Flyer,
FrequentFlyer hat geschrieben: Nach etwas längerer Zeit habe ich hier mal wieder gelesen und möchte mal so ein bisschen lästern... einfach weil es auch gut tut ;-) Also Betroffene, einfach nicht weiterlesen (womit garantiert ist, das ihr es doch tut).
Was versuchst du eigentlich mit dem Lästern zu bezwecken? Außer dass es DIR gut tut?
Warum forderst du es geradezu heraus, dass sich jemand einen Beitrag durchliest darüber wie doof er ist, weil er etwas anders tickt?

Zum Glück lästert hier nicht jeder. Sonst könntet ihr Angehörigen irgendwann vergessen, dass sich hier irgendein Betroffener noch zu Wort meldet und mal ein bisschen Einblick gibt, was diese Krankheit mit einem macht, damit ihr auch nachvollziehen könnt, warum IHR ein Problem habt.

Es gibt hier mehr Betroffene, die hier im Angehörigenbereich wegen so einem Verhalten nicht mehr lesen oder schreiben.

Viele Grüße,
DieNeue
Camille
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Camille »

Liebe DieNeue und @alle Angehörigen

@ DieNeue, Ich sehe das ein bisschen anders als du. Jetzt bitte nicht falsch verstehen. Ich schätze dich und deine differenzierten Beiträge sehr - auch hier in der Rubrik "Angehörige" und ich finde den Austausch mir Dir sehr wertvoll. Du hast mir schon oft weitergeholfen.

Ich sehe es nur so, dass das hier die Rubrik "Angehörige" ist- und für mich haben hier die Angehörigen "Hausrecht".
Es ist "ihr" Raum, in dem sie sich auch mal völlig frei fühlen dürfen sollen, ihren Ärger oder ihre Enttäuschung zu äußern - über egal was. Und "ohne Rücksicht nehmen zu müssen".

Das müssen sie im Alltag schon oft genug. Da ist es völlig OK mal zu "lästern".

Das machen wir Betroffenen ja auch - vielleicht sogar viel häufiger. Ich persönlich bin in der Rubrik "Umgang mit der Krankheit" immer wieder irritiert, wie oft sich da über das "böse Umfeld" ausgelassen wird.

Im Wesentlichen glaube ich geht es hier "Angehörigen" wie "Betroffenen" um genau das gleiche - ein Bedürfnis sich mittzuteilen über selbst erfahrenen Frust und Ärger und das Bedürfnis, sich das alles einmal unverblümt von der Seele schreiben zu dürfen.... Innerhalb des Rahmens der Forenregeln.

Ich selbst finde den Beitrag von FrequentFlyer völlig in Ordnung - seine Anmerkungen berechtigt.
Leider.

Mir ist es ein Bedürfnis euch "Angehörigen" zu sagen, wie sehr mich euer Bemühen um eure Partner und Freunde berührt.

Liebe Grüße
Camille
DieNeue
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Camille,

danke für deine Rückmeldung. Mir ging es bei Frequent Flyers Beitrag gar nicht um den Inhalt, den kann ich nachvollziehen, das Verhalten kenne ich in anderen Zusammenhängen zur Genüge auch von mir und es macht mir teilweise das Leben schwer.
Ich könnte viel darüber schreiben und mir würde der Austausch darüber wahrscheinlich auch weiterhelfen.
Ich finde nur den süffisanten Tonfall unmöglich, denn sowas macht für mich den Austausch zwischen Betroffenen und Angehörigen kaputt, für den viele hier aber sehr dankbar sind.
Eigentlich hatte ich vor, dazu was zu schreiben. Aber ich habe keine Lust mehr dazu, wenn ich, sobald ich hier was schreibe, damit rechnen muss, dafür belächelt zu werden.

Ich finde das einfach keinen Umgangston, egal ob bei Betroffenen oder Angehörigen und egal, ob hier im Forum oder wo anders. Für mich gibt es schon noch einen Unterschied zwischen sich auskotzen und lästern.

Liebe Grüße,
DieNeue
FrequentFlyer
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

Ich habe mir etwas länger überlegt ob ich in diesem Thread noch etwas schreiben soll. Meiner Auffassung habe ich noch nicht einmal gelästert, sondern augenzwinkernd auf etwas hingewiesen das mir aufgefallen ist und mit dem wir Partner von Betroffenen konfrontiert sein können.
Im Gegensatz zu vielen anderen Angehörigen und Partnern hier bin ich nicht der Ansicht, dass man Betroffenen durch aufopfernde Rücksichtnahme wirklich weiterhilft. Meiner Ansicht nach nimmt man Betroffenen dadurch den Leidensdruck an sich selbst zu arbeiten, macht sich zum heimlichen Verbündeten der Krankheit. Im schlimmsten Fall besteht die Gefahr, dass man als Angehöriger selbst zum Betroffenen wird. In diesem Zusammenhang bin ich immer wieder erstaunt zur welchen Leidensfähigkeit Angehörige fähig sind, aber auch (und hier wird es gefährlich) wie sehr sie glauben mit ihrem Handeln wirklich helfen zu können. Jeder Rückschlag bei dem Betroffenem wird damit ein Stück weit zum Scheitern des Angehörigen und das sind ganz schlechte Vorraussetzungen für eine glückliche Beziehung. Einer der Standardtipps für Angehörige lautet ja auch, mach dich nicht zum Spezialisten der Krankheit eines anderen. Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass man sich auf die Rolle beschränken soll, die man von Anfang an in der Beziehung inne hatte: Partner. Nicht Therapeut, nicht Lebensberater, nicht Mutterersatz. Dies ist meine Sichtweise die ich hier nur kurz angerissen habe. Geprägt ist sie durch die eindringlichen Worte meiner Freundin, sie nicht unter der Aspekt der Krankheit zu sehen.
DieNeue hat geschrieben: Was versuchst du eigentlich mit dem Lästern zu bezwecken? Außer dass es DIR gut tut?
Genau so ist es. Jede Zeile die ich hier jemals gelesen habe, jedes Wort das hier geschrieben habe, habe ich genau unter diesem Aspekt gemacht. Es ist der Grund warum ich mich hier angemeldet habe, mich hier austausche: Das es mir gut geht. Das ist die Rolle die ich im Angehörigen Teil dieses Forums innehabe. Meine Aufgabe besteht nicht darin Dinge und Sachen nicht anzusprechen, mir im Vorfeld bei jeder Zeile die ich schreibe zu überlegen, ob dies irgendjemand Unbekannten nicht gefallen könnte. Dies würde den Sinn eines anonymen Forums widersinnig erscheinen lassen: Wenn man nicht mehr offen schreiben und formulieren kann. Denn genau das müssen Partner und Angehörige Tag für Tag ein Stück weit machen, teilweise bis zur Selbstverleugnung. Ich bin nun mal nicht der Ansicht das man Betroffenen wirklich hilft indem man sie von dieser Welt abschottet, sein eigenes Leben auf diese Krankheit ausrichtet.
Eine große Gefahr eines solchen Forums besteht darin, dass man in einer Art Blase seine eigene Situation als normal und alltäglich erlebt. Das ist es aber nicht. Diese Welt ist vielfältig, bunt und schön und ich bin Teil von ihr.

LG
Jussy
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von Jussy »

Hallo ihr Lieben,

Heute gibt es hier einmal erfreuliche News. Nach 3 Monaten stille hat sich mein Freund dann völlig überraschend gemeldet. Wir haben heute vormittag viel geschrieben und es ist so schön. Die alte Vertrautheit ist noch da, es macht mich so happy und auch auf meine Fragen hab ich Antworten bekommen.
Ich kann euch nur ermutigen, verliert nicht den Mut und die Geduld! Und hört auf euer Bauchgefühl! So kamen meine Mails bei ihm an, er hat sie auch gelesen aber es fehlte die Kraft/die Worte zum antworten. Er hat mir das so erklärt, als würde sich innerlich ein Schalter umlegen und plötzlich wäre alles dunkel und es geht gar nix mehr. Daher auch dieser absolut krasse Rückzug von jetzt auf gleich.
Also für alle die noch warten, Vertrauen und Mut nicht verliere .

Liebe Grüße
ZimtundZucker
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Re: Wie übersteht ihr Tiefs?

Beitrag von ZimtundZucker »

Liebe Jussy,

das freut mich für dich. Und offensichtlich lag dein Bauchgefühl richtig und du hast es deswegen auch "geschafft" so lang zu warten.

Ist dein Freund offen für persönlichen Kontakt? Mag er dich treffen? Oder "nur" schreiben per Whatsapp und Email?

Kann er in Wort fassen, wie eine Partnerschaft vor dem Hintergrund Depression für ihn wünschenswert oder vorstellbar wäre?

Ich bekomme immer noch und das wird wohl auch so bleiben, sehr widersprüchliche Signale...

LG
Antworten