ich bin zwar neu im Forum, aber lese schon länger mit.
Mein Krankheitsbild würde ich inzwischen vorranging als Dysthymie bezeichnen. Neben dieser habe ich im Laufe meines Lebens auch Diagnosen wie Major/Double Depression, Essstörung, PTBS, Persönlichkeitsstörung, Erschöpfungssyndrom usw. erhalten - da konnte sich jede/r Thera austoben anscheinend...
Es gab Klinikaufenthalte und verschiedene Therapien, die alle mehr oder weniger gebracht haben.Aus meiner Sicht ist die Grundlage all meiner Symptome aber tatsächlich diese chronische Depression, die mich schon seit meiner Kindheit begleitet.
Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, studiert, hatte immer viele Bekannte, bin unter Leuten ziemlich kontaktfreudig und offen, und hatte bis 2005 auch eine lange - wenn auch eher toxische - Beziehung, die sehr böse zu Ende ging. Danach habe ich komplett den Boden unter den Füßen verloren und ihn irgendwie nie wieder gespürt. Es folgten aufregende Zeiten - mal gut, mal wirklich schlimm - aber immer mit einem unsicheren Gefühl und dem Wissen, dass die Depression mich jederzeit wieder anspringen könnte. Was sie auch getan hat, immer mal wieder.
Nach und nach habe ich mich immer mehr zurückgezogen und mir Alleinsein gestattet und es sogar genossen - das war mir bis vor ein paar Jahren unmöglich. Inzwischen ist es aber so, dass ich menschliche Interaktion nur noch anstrengend finde und mich daher immer mehr eingrabe. Solange ich nicht darüber nachdenke und mich ablenke, kann ich noch damit umgehen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass ich gar nicht mehr hochkomme und unter Menschen gehe. Da ich größtenteils von daheim arbeite, sind also auch meine beruflichen Kontakte auf ein Minimum reduziert.
Ich denke, wir wissen alle, dass viel Alleinsein nicht gerade förderlich für geistige Gesundheit ist, insofern weiß ich auch, dass ich etwas tun muss, um nicht komplett abzurutschen (außerdem habe ich Netflix bald durch
). Aber es ist tatsächlich so, dass mir absolut nichts Spaß macht und alles, was mit anderen Menschen zu tun hat, mir wirklich anstrengend erscheint. Und in der Abwägung gewinnt immer wieder mein Bett. Ich habe bspw. Urlaub, bin seit 4 Tagen nicht vor die Tür gegangen und wechsle tagsüber noch nicht einmal mehr auf die Couch.Ich hatte das schon einmal, allerdings steckte ich damals nach einer großen Krise in einer Major Depression, das fühlt sich gerade nicht so an. Mehr so wie mein Grundzustand.
Kennt das jemand? Ich frage mich gerade, ob ich vielleicht die über die Dysthemie hinausgehende Depression nicht erkenne und es sich ann ggfls. lohnen würde, nochmal Hilfe zu suchen, oder ob ich mich damit abfinden muss, bis an mein Lebensende so zu leben.
Lieben Gruß,
shenoa
