Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

lennon
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Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Liebes Forum.

Mich würde interessieren, ob es Patienten gibt, die es gelernt haben, ohne Medikament aus zu kommen?

Kurz zu mir: Ich bin 34 Jahre alt und vor 10 Jahren bekam ich die Diagnose "depressive Episode mit psychotischen Symptomen", es gab 2 Klinikaufenthalte, weitere depressive Episoden vergingen ohne Klinikaufenthalt. Ich nehme von Beginn an 200 - 300 mg Seroquel ein, was mir aber stets ein "Dorn im Auge" ist, obwohl ich mit den Nebenwirkungen gut zu recht komme. Aber ich sehne mich eben nach dem Wunsch gesund zu werden und das ist man erst, wenn man ohne Medikament auskommt.

Alle meine Versuche, das Medikament zu reduzieren scheiterten jedoch. Es geht immer eine Weile mit schrittweisen kleinen Reduzierungen gut, bis mich eine Phase mit hoher Belastung (beruflich oder privat) aus der Bahn wirft, da dann der Schutz nicht mehr ausreicht.
Nach meinem zweiten Klinikaufenthalt habe ich dann begonnen anderweitig an mir zu arbeiten, mit dem Ziel, schrittweise mit weniger Wirkstoff aus zu kommen. Tatsächlich habe ich nachhaltig meinen Alltag verändert:

- regelmäßige Achtsamkeitsübungen (was sehr gut hilft)
- Stimmungsprotokolle
- vorsichtige Terminvereinbarungen (Wochenpläne, beruflich und privat)
- Sport
- regelmäßige Gespräche mir 3 verschiedenen Ärzten

Wenn man es überhaupt schaffen könnte, ohne Medikament zu leben, dann muss man es eben durch etwas anderes ersetzen bzw. entgegenwirken, so meine Philosophie. Vor allem die Achtsamkeit hat m.E. großes Potential, da man ja auch mit seinen Gedanken arbeitet.

Nun würde mich interessieren, ob es der ein oder andere von euch geschafft hat, und wenn ja, wie. Dies soll euch keinesfalls dazu ermuntern Medikamente abzusetzen, denn sie bieten uns allen wichtigen Schutz.

Da ich jedoch noch nie suizidgefährdet war und finanziell unabhängig bin, sehe ich eine gewisse Chance es schaffen zu können.

Daher die Frage an Euch: wem ist es gelungen nachhaltig ohne Medikament zu leben und womit habt ihr das Medikament ersetzt? (evtl. auch mit einem natürlichen Wirkstoff wie CBD?)

Ich freuen mich sehr über Antworten

LG lennon
lennon
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Vielen Dank für deine Frage.

1 Die Angst vor Langzeitnebenwirkungen (bei Quetiapin erhöhtes Diabetesrisiko, lt. FAZ 2010)
2 Es könnte ja sein, dass man in naher oder ferner Zukunft mit weiteren Krankheiten zusätzlich andere Medikamente nehemen muss (dann mögliche Wechselwirkungem und Belastung des Körpers)
3 der Wunsch, die Krankheit zu überwinden

Mir ist schon klar, dass Depressionen so gut wie nicht heilbar sind. Es ist vielmehr eine Sache damit Leben zu lernen und es als Teil von sich selbst zu akzeptieren. Dabei hilft das Medikament ungemein. Dennoch hege ich den großen Wunsch, wie in meinem ersten Post beschrieben an mir zu arbeiten, so dass ich irgendwann einmal ohne Medikament mit meiner Krankheit leben kann. Wie gesagt ist es mir möglich, dafür auch Risiken in Kauf zu nehmen.

Evtl. gibt es hier im Forum jemanden, bei dem der Schritt ohne Medies nachhaltig funktioniert?
Herr Rossi
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Herr Rossi »

Guten Morgen.

Ja, meine Frau hat es geschafft, seit fast 10 Monaten ohne Citalopram auszukommen, die sie rund 10 Jahre genommen hat.
Das ist umso bemerkenswerter, da sie es ohne Unterstützung von Ärzten o.ä. durchgezogen hat.
Sicherlich gibt es keine Garantie, dass sie die Tabletten nicht irgendwann wieder nehmen wird, dafür gibt es sie ja, aber diese Langzeiteinnahme sieht sie (und ich) kritisch.
Was vor allem erschreckend war, waren die vielen Absetzerscheinungen, die z.T. bis heute anhalten.
Was ihr jetzt noch fehlen würde, wäre eine Therapie, aber im Ausland und ohne sehr gute Sprachkenntnisse geht es nicht wirklich. Und auf eine gute Online-Alternative warten wir immer noch.

Viele Grüße aus Schweden

Herr Rossi
momadome
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von momadome »

Hallo,

ich habe im April 2019 das letzte mal ein AD genommen. Seitdem bin ich ohne medikamentöse Unterstützung, nach 15 Jahren Dauermedikation.

Im Moment bin ich etwas instabil, kenne aber genau die Gründe (Umzug) und hoffe, dass es wieder besser wird, wenn das ganze Chaos hinter mir liegt.

Ich habe vor, im Januar eine Behandlung mit transkranieller Magnetstimulation zu beginnen. Mein Arzt sagt, er hat 3 Patienten, die mit einer solchen einmal im Jahr stattfindenden "Kur" gut ohne Medis auskommen. Ich will es zumindest mal versuchen, inwieweit dies stabilisiert.

Seit 2 Jahren bin ich auch in einer Selbsthilfegruppe, die sehr unterstützt.

Schönen Gruß, jojoma
silkesilke
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von silkesilke »

Hallo!

Ich habe meine Medikamente vor gut fünf Jahren abgesetzt, in einem fast einjährigen Reduktionsprozess. Ich komme seither mit mir zurecht. Ich kenne meine Schwachstellen und phasenweise halte ich die mir typischen Reaktionen auf Umstände aus. Es pendelt sich bisher immer wieder ein.

Medikamente möchte ich nicht mehr nehmen. Grüße in die Runde! Silke
lennon
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Vielen Dank für die Antworten! Es ist schön, dass es doch einige gibt, die es erfolgreich ohne Medikamtente schaffen.
Evtl. mag der ein oder andere noch etwas genauer beschreiben?

Welche Diagnose wurde gestellt?
Welcher Wirkstoff, welche Dosierung?
Wie lange wurde das Medikament genommen?
Wie lange hat das Auschleichen gedauert?
Welche Absetzerscheinungen traten auf?
Hat der Therapeut alles mitgetragen oder abgeraten?
Wie wurde den Absetzerscheinungen entgegengewirkt? Natürlicher Wirkstoff? Meditation? Ect.?
Lebt es sich nun besser ohne Wirkstoff, oder ist man sehr instabil?

LG lennon
Peter1
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Peter1 »

lennon hat geschrieben:Vielen Dank für deine Frage.

1 Die Angst vor Langzeitnebenwirkungen (bei Quetiapin erhöhtes Diabetesrisiko, lt. FAZ 2010)
2 Es könnte ja sein, dass man in naher oder ferner Zukunft mit weiteren Krankheiten zusätzlich andere Medikamente nehemen muss (dann mögliche Wechselwirkungem und Belastung des Körpers)
3 der Wunsch, die Krankheit zu überwinden
Hallo Lennon
Bei Artikeln über Medikamente bin ich immer vorsichtig. Erhöhtes Diabetesrisiko. Wie viel höher? Wer hat den Artikel geschrieben? Muss man alles glauben, was in der FAZ steht?

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
lennon
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Grinch hat geschrieben:Oh Lennon,

mit deinem Fragenkatalog überforderst du das Forum.
Alle deine Fragen wurden reichlich behandelt, du musst dir Zeit nehmen und auch ältere Beitrge durchstöbern.

Pauschale Antworten kann es hier nie geben.
Nehme dir die Zeit, wenn du sie hast; du kannst auch ältere Themen wieder hochschubsen.

Nach und nach reifen dann deine Erkenntnisse.
Liebe Grüße
Grinch

Na ja. Mit meinen Fragen möchte ich etwas anregen. Keinesfalls verlange ich von jemandem, für mich einen Fragenkatalog vollständig abzuarbeiten. Klar lese ich auch ältere Posts, aber ein Forum erneuert sich ja auch und kein Krankheitsverlauf gleicht doch dem anderen.

Das Thema interessiert mich eben ungemein, daher die vielen Fragen. Und wenn jemand gerne bereit ist seine Strategie mitzuteilen, mit welcher er die Krankheit bewältigen und Medis absezte konnte, dann ist das doch ein Gewinn für das Forum.

Es ist doch viel besser, wenn sich neue Leute aktiv austauschen, auch wenn sich mal ein Thema wiederholt. So gesehen bin ich gespannt ob noch jemand etwas zum Thema schreiben möchte.

LG lennon
Welshcorgi
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo Lennon,

Zitat: "Das Thema interessiert mich eben ungemein, daher die vielen Fragen. Und wenn jemand gerne bereit ist seine Strategie mitzuteilen, mit welcher er die Krankheit bewältigen und Medis absezte konnte, dann ist das doch ein Gewinn für das Forum."

Du bist zu frisch hier um das zu wissen aber über dieses Thema (Depressionen behandeln ohne Medikamente bzw. Leben ohne ADs bzw. sind ADs sinnvoll) hatten wir hier heftige Auseinandersetzungen. Einige wurden freundlich aufgefordert das Forum zu verlassen und haben dies auch getan.
Ich -und ich denke auch viele andere- sind gerade froh, daß hier mal wieder Ruhe zu diesem Thema ist.
Vielleicht bist Du beim ADFD Forum besser aufgehoben. Zumindest empfehlen es die Leute immer die "gegen" Antidepressiva sind und Anleitungen zum Ausschleichen weitergeben möchten. Ich kenne es nicht aber ich denke dort geht es nur um dieses Thema.
Aufgrund der jüngsten Vergangenheit ist das Thema hier sehr sensibel. Aber -wie Grinch schon schreibt- wenn Du ältere Threads durchforstes wirst Du fündig werden.

Meine persönliche Meinung kennen hier alle und ich möchte sie nicht wiederholen um nicht erneut eine Diskussion loszutreten deren ich so was von überdrüssig bin. Jedenfalls kannst Du auch die in älteren Threads nachlesen.

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen und Du verstehst jetzt besser was hier los war und noch nachwirkt.
Wie gesagt, es gibt dazu ein Spezialforum. Einfach mal googlen.

Eines noch: So ein großer Fragenkatalog überfordert sicherlich auch viele. Ich zum Beispiel habe Konzentrationsstörungen weil ich gerade keine gute Phase habe. Selbst solch freie Texte wie hier fallen mir schwer. Ich bitte das auch zu bedenken.

Alles Gute Dir und viele Grüße
Welshcorgi
Zuletzt geändert von Welshcorgi am 7. Dez 2019, 08:04, insgesamt 1-mal geändert.
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
soulivre
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von soulivre »

Moin @all
die "eine" Strategie "gegen" Medikamente kann und will ich hier nicht nennen...
Die gibt es aus meiner Sicht nicht da Medi aus meiner Sicht nur im Zusammenhang mit Therapie und Aktivität des Patienten helfen Depri's zu lindern.

Ich bin ~seit Aug'19 ohne Medi...ohne Therapie...und muss täglich dem Depri-Pegel achtsam begegnen.
Das sah vor einem Jahr ganz anders aus; stationär und in Therape mit Medi...
Erhaltungsdosis bis Aug'19(=min. Duloxetin)
Davor immer wieder mal stationär(~12Jahre) + sertralin


Was half dieses Jahr? ein "run" beruflich & prima Beziehung & Achsamkeit & Sport & Aktivität..
Ich war und bin ehrlich gesagt selbst überrascht das es bis jetzt halbwegs klappt...weil
beruflich + Beziehung jetzt daneben...
bleibt also Achtsamkeit & Sport & Aktivität & nette Menschen um mich rum(kleines Netzwerk)

es ist sicher nicht jeden Tag gleich gut...würde auf jeden Fall wieder Medi einschleichen wenn die Depri dauerhaft anklopft..
Das Ziel ist für mich nicht medifrei zu sein sondern ein "normales" Leben und Lebensqualität

Gruß

Soul
yellohmellow
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von yellohmellow »

lennon hat geschrieben:
Mir ist schon klar, dass Depressionen so gut wie nicht heilbar sind. Es ist vielmehr eine Sache damit Leben zu lernen und es als Teil von sich selbst zu akzeptieren.
Hallo,
Es ist durchaus möglich, daß Depressionen völlig verschwinden, es gibt zahlreiche Beispiele dafür. Einer der Gründer der Deutschen Depressionsliga hat erst kürzlich in einem Fernsehbeitrag über seine Erkrankung gesprochen. Es war eine Phase in seinem Leben, die er mit Hilfe von Psychoanalyse, Medikamenten und Klinikaufenthalten vollständig überwinden konnte. Ich war kürzlich beim Patientenkongress Depression in Leipzig, wo auch der Comedian Thorsten Sträter dabei war. Auch er lebt heute ohne Antidepressiva, nachdem er diese über Jahre eingenommen hat und sie ihm auch sehr geholfen haben.

Allerdings, und da liegst Du mit Deiner obigen Bemerkung völlig richtig, kann es jederzeit zu einem erneuten Ausbruch der Erkrankung kommen, deshalb ist Achtsamkeit und Selbstfürsorge immens wichtig. Grundsätzlich kann aber jeder Mensch jederzeit an einer Depression erkranken.

In Deinem Alter solltest Du also nicht gleich Depression als Deinen ständigen Begleiter ansehen. Ich bin seit Jahren in einer Selbsthilfegruppe, wo ich immer mal wieder erlebt habe, daß (nicht nur junge) Menschen die Krankheit überwinden konnten.

LG yellohmellow
enduro
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von enduro »

Hi Lennon,
viele die ich kenne bekommen irgendwann den Drang das Medikament abzusetzen. Vielleicht ist es neugier vielleicht das Gefühl das es dir gut geht?
Sei doch froh das du was hast was dir hilft? Vielleicht bist du noch nicht so weit? Ich bin seit fast 2 Jahren ohne AD und es geht. Dafür nehme ich was anderes was wenn es ein Placebo ist mir zumindest hilft.
Aber ich habe sie leider nicht vertragen. Ein bekannter von mir hat auch mehrfach versucht und setzt gerade erfolgreich ab. Er hat mir von ADFD erzählt und hat sich da wieder abgemeldet weil die wirklich sehr radikal sind aber deren Philosophie mir dieser 10% oder 1% absetzt regel scheint gut zu helfen.
Ich kenne mich damit nicht aus und was mir mein Kumpel erzählt hat das er beim ersten Absetzversuch das ADFD aufgesucht hat und die lieber leiden als sich gesund zu fühlen???? ich weiß es nicht kann mich darüber nicht äußern nur was ich gehört habe.
Ich möchte dich auch nicht beeinflussen. Du selbst musst wissen wie es dir besser geht? was sagen denn die Ärzte?
Peter1
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Soul
Deine Ansichten gefallen mir. Was bringt es ohne Medis zu sein, wenn ich noch nicht so weit bin? Ich fange jetzt mit der Langzeittherapie an. Morgens und Mittags je 150mg Venlafaxin, Abends 150mg Quetiapin. Sicher wäre ich gern ohne Medikamente, aber was dann?
Therapie, medis und die Arbeit an mir müssen einen Verbund ergeben, wenn sie helfen sollen. Nehme ich ein Teil raus, wackelt der ganze Bau. Also werde ich die Medis weiter nehmen, bis mein Arzt sie absetzen möchte.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
soulivre
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von soulivre »

Moin Moin Peter & @All,
ich sag mal "Danke" für Deine & Eure Depri Erfahrungen und Berichte hier im Forum...
Als "stiller" Leser habe ich schon so einiges hier gelesen.
Ich freue mich wenn meine Erfahrung/Meinung über die ich Berichte abundan hilft...

@Peter
good luck mit Deiner Langzeittherapie..die ist gemeint als ? Medikamenten-Therapie ?
Dann wärst Du ja frisch beim einschleichen der Medi..

Ich habe zuletzt (~1 1/2 Jahr her) duloxetin 60mg angefangen zu nehmen(stationär)
Nebenwirkung sofort (Schweiss, Unruhe..) Wirkung wie Antrieb hat dann mehr Zeit gebraucht


Thema hier ist ja "Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?"
Im Laufe meiner nun fast ~15-jährigen Depri-Karriere ;-)
habe ich mich und meine Trigger positiv wie negativ besser kennengelernt.
Aktiv zu bleiben soweit es geht...Sport betreiben...egal welchen...kleines vertrautes Netztwerk

...und jeden Tag "aufpassen" achtsam zu sein
ein oder mehrere schlechte Tage(Antrieb..etc) sind ok...bei Wochen; naja..wachbleiben


nun wünsche ich allen an diesem wunderbaren grauen nassen perfekten depri Montagmorgen .... Humor ....

Grüßle

Soul
anna54
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
lieber Lennon
ein wichtiges Thema!
Lass es uns langsam angehen.
Hier gibt es Probleme mit dem Thema.
Ich bin bei der Reduzierung meiner Medikamente auf wenig Unterstützung gestoßen.
Quetiapin war lange Zeit mein wichtigstes Medikament,ich habe von 900mg runterdosiert auf 200mg.
Jahre hat das gebraucht.
Gesund war ich dann auch nicht.
Jetzt reduziere ich von 200mg auf eine Dosis,die ich noch nicht kenne.
Viel Information aus guter Quelle ist notwendig,jeder trägt das Risiko selbst.
Ich bin vorsichtig geworden,auch mit dem Forum,war lange geschockt,dass eine so wichtige Stimme,wie die von Bittchen nicht mehr hier ist.
Liebe Grüße an Bittchen,ich hoffe,du ließt noch mit!!!
anna54
lennon
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Registriert: 2. Dez 2019, 12:22

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Hi an alle!

Ich freue mich sehr über alle Antworten. Einiges möchte ich aufgreifen:


welshcorgi: "Vielleicht bist Du beim ADFD Forum besser aufgehoben"

Ich weiß nicht was AFDF ist, aber was ich hier vorgefunden habe, gefällt mir sehr gut ;) Ich kann auch nicht verstehen, wie es heftige Auseinandersetzungen geben kann. Wir wissen doch alle, das unsere Angelegenheiten individuell sind!?

Soul: "die "eine" Strategie "gegen" Medikamente kann und will ich hier nicht nennen..."

Danke! Sicherlich ist das immer wieder erwähnenswert. Ich drücke die Daumen, dass es ohne Medi bei dir bleibt!

yelowhmellow: "Es war eine Phase in seinem Leben, die er mit Hilfe von Psychoanalyse, Medikamenten und Klinikaufenthalten vollständig überwinden konnte"

Sehrt interessant, dass du sogar einige Beispiele kennst, welchen eine Heilung gelungen ist!!! Das macht mir wirklich Hoffnung, auch wenn ich mal vermute, dass es nur einem Bruchteil der Patienten gelingt.

enduro: "Ein bekannter von mir hat auch mehrfach versucht und setzt gerade erfolgreich ab"

auch ein sehr interessanter Post! In diesem Fall aber noch zu früh, um es erfolgreich zu nennen, wenn er gerade erst absetzt, oder?

enduro: "Sei doch froh das du was hast was dir hilft?"

ich bin auch froh, nur so wurde mir ein normales Leben ermöglicht! Dennoch werde ich meinen Wunsch nicht aufgeben, gesund zu werden und dazu gehört für mich eben ein Leben ohne Medis. Ich bin ja nicht der Meinung, dass mir das zufliegt, sondern wie ich oben beschrieben habe, mache ich ja fleißig meine Hausaufgaben


enduro: "was sagen denn die Ärzte?"

Mein Neurologe möchte mir gerne zusätzlich zum Seroquel Weiteres verschreiben und hält nichts vom Absetzen. Recht hat er natürlich, bei den Meisten geht es eben schief. Ein Weiteres Medikament lehne ich ab und er akzeptiert das.

Mein Therapeut (ein Chefarzt a.D.) ist ein Fan vom CBD und ermuntert mich stets das Seroquel auszuschleichen und gleichzeitig CBD zu nehmen. Das ging beim letzten Mal schief, aufgrund eines Missverständnisses bzgl. der CBD Dosis (Ich hätte das 6 - fache nehmen müssen). Nun warte ich ein Paar Monate ab. Wenn ich stabil bleibe nehme ich CBD und reduziere parallel das Seroquel über ca. 1,5 Jahre auf null.

Mein dritter Therapeut hält davon nichts. Sein Kommentar auf meine Frage, ob er Patienten hat, die ohne Medikamente leben: "Ja, aber keinem gelingt es" :D Ich freue mich schon auf die nächste Sitzung, da kann ich ihm berichten, dass ich im Forum fündig geworden bin :D ! Er hat natürlich guten Grund abzuraten, aber ich gebe mich eben so nicht zufrieden. Wenn die Umstellung auf CBD nicht gelingt nehme ich in Gottes Namen den Rest meines Lebens Seroquel, aber versuchen werde ich es.

grinch: "Guck mal: https://www.klinik-friedenweiler.de/blo" onclick="window.open(this.href);return false; ... ngsformen/"

vielen herzlichen Dank für den Hinweis!!! SEHR interessante Infos


Ganz vielen Dank an alle, die von sich berichtet haben. Ich drücke allen die Daumen, die es geschafft haben, abzusetzen. Nein, eigentlich drücke ich allen die Daumen :D . Jeder einzelne Post ist sehr interessant, daher bin ich weiterhin heiß auf mehr!!! Evtl. kann noch jemand von sich berichten?

LG lennon
Christiane1
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Lennon,

ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht. Meine Erfahrung liegt in der Einnahme von Citalopram 30mg über 16 Jahre und ich komme heute ohne aus. Ich habe weder in der Zeit der Einnahme noch danach (ausser Entzugserscheinungen) bis heute eine Veränderung gespürt. Es geht mir oft nicht gut, was ich aber eher meinen Lebensbedingungen zuschreibe und meiner Vergangenheit.

Ich lebe ohne Antidepressiva und wundere mich selbst manchmal darüber.
Keine Ahnung, ob dir das jetzt weiterhilft.

Herzliche Grüsse
Christiane
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Cynthia »

Ich nehme nur 2 Neurodoron (Weleda) am Tag und zur Nacht 25 mg Opipramol.
enduro
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von enduro »

hallo @ lennon

mein bekannter hat inzwischen auf 1/4 reduziert ohne Probleme. Ich habe gerade mit ihn gesprochen und nochmal genauer gefragt wie er es gemacht hat.
Er hat angefangen die kapseln zu öffnen und hat alle 6 Wochen 10% der Kügelchen herausgenommen und ich jetzt auf eine 1/4 Dosis nächste Woche ist der nächste schritt dran sagt er, es ist sein 3 Absetzversuch und so gut und einfach ging es noch nie hat er gesagt. Ich kenne noch jemand der hat mir vor ein paar Wochen ganz beiläufig erzählt das er auch auf fast 0 ist und es ihm gut geht und er hat es ehr oft versucht. Letztes Jahr hat er noch gesagt das er es wohl sein Leben lang nehmen muss? Wie es jetzt dazu kam? keine Ahnung. Alle beide machen einen sehr stabilen eindruck.
Auch hier möchte ich sagen es sind Erfahrungen von Leuten die ich kenne und du solltest auf gar keine Fall es mit der Brechstange versuchen.
Ich muss immer an die Krücke denken die hier ganz toll beschrieben wird, wenn man ohne nicht laufen kann, sollte man sie benutzen. Wenn es nicht geht ohne dann ist es vielleicht noch nicht so weit bei dir?
Achso ich habe gerade nochmal deinen Beitrag gelesen. Ich kenne einige die erfolgreich abgesetzt haben und Stabil sind. Ich kenne auch wieder viele die ohne nicht auskommen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stabilität.
Gruß Enduro
soulivre
Beiträge: 273
Registriert: 2. Dez 2019, 07:02

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von soulivre »

Hi lennon & @all,
zur Einschätzung ob absetzen der Medi sinnvoll ist gehört für mich ein "Bild" der aktuellen Situation.
Stresspegel im Job ?
Stress in der Beziehung ?
Umfeld stabil ?
Ausgeglichen ?
Aktiv bspl Sport Unterhaltung "Arsch hoch ;-)" ?

Ich denke die Aussicht auf eine erfolgreiche Absetzung ist speziell auch davon abhängig.
Mit Absetzungserscheinungen wie Unruhe Schlafstörung etc kann jeder eine gewisse Zeit umgehen.

Ich habe weder bei sertralin noch bei duloxetin welche gehabt. Jeweils reduziert innerhalb ~6 Monaten bis auf 0.
Es bleibt Achtsamkeit und Aktivität danach...auch mal mit schlechten Tagen...das ist "normal" und darf sein...aber nicht über Wochen...

Grüße

Soul
lennon
Beiträge: 13
Registriert: 2. Dez 2019, 12:22

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

Hallo an alle.
Eine Weile habe ich alles nochmal sacken lassen und würde folgendermassen zusammenfassen:

Um die Krankheit zu überwinden und ggf. ohne Medikament zu leben muss Folgendes gegeben sein:

1. Selbstfürsorge (z.B. Achtsamkeit, Sport, Entspannung, ein nettes Hobby, also wissen, was einem gut tut)
2. stabiles Umfeld (bspw. Beziehung,Freundschaften, Familie, Job, Lebensunterhalt)
3. Akzeptanz der Krankheit, als Teil von mir
4. eigene Strategien, um mit Symptomen umzugehen
5. gute ärztliche Betreuung
6. zu guter letzt darf nur sehr langsam und behutsam abgesetzt werden, ohne dass massive Absetzerscheinungen auftreten. Mit viel Glück landet man irgendwann bei null, mit grösserer Wahrscheinlichkeit aber eher in der Klinik.

Bei den Punkten 2. und evtl. 5. sind wir auf Glück angewiesen, denn diese haben wir nicht selbst in der Hand. Über die Frage, was man als Depressiver überhaupt in der Hand hat, kann man wohl auch so manchen Aufsatz schreiben....

Habe ich noch etwas vergessen? .
Tatsächlich bin ich noch nicht so weit, wie manche schon zuvor bemerkt haben. Es gibt zu viele Baustellen bei Punkt 2 und bei Punkt 4 hapert es auch noch :-(((.

Ich wünsche allen stabile Festtage, LG lennon
Zuletzt geändert von lennon am 23. Dez 2019, 23:37, insgesamt 3-mal geändert.
lennon
Beiträge: 13
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Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von lennon »

ein Knackpunkt, denn wir haben es nicht selbst in der Hand.

3. Akzeptanz der Krankheit, als ein Teil von mir selbst
4. stabile Verhältnisse im Beruf, oder der Lebensunterhalt wird anderweitig gesichert (bspw. über Partner, Familie, Sozialhilfe)
enduro
Beiträge: 232
Registriert: 7. Dez 2019, 17:43

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von enduro »

lennon hat geschrieben:ein Knackpunkt, denn wir haben es nicht selbst in der Hand.

3. Akzeptanz der Krankheit, als ein Teil von mir selbst
4. stabile Verhältnisse im Beruf, oder der Lebensunterhalt wird anderweitig gesichert (bspw. über Partner, Familie, Sozialhilfe)
Hi lennon,
wie sich das liest bist du doch auf einem guten Weg oder?
ich denke das stabile Verhältnisse sehr wichtig sind gerade der geregelte Tagesablauf?
ich arbeite gerade daran an feste Zeiten, immer zur gleichen Zeit essen, gleiche zeit ins bett zu gehen und versuche fast jeden tag spazieren zu gehen, ich spaziere zwischen 1,5-5 Km versuche es jeden Tag und habe einen Tag wo alles Ruht.

Ich bekomme den Satz aus dem Religions Unterricht nicht zusammen aber da war irgendwas mit Sonntags ruhen.

Früher ging man Sonntags in die Kirche und hat nichts gemacht was mit Arbeit zu tun gehabt hat.
Klar hängen viele im Internet rum oder hängen vor der Glotze was ich nicht für gut befinde. eher was mit der Familie/freunden machen.

Einen Mittagsschlaf machen z.b. oder was Kochen oder oder oder....oder einfach aus dem Fenster schauen, ein Buch lesen und die Seele baumeln lassen.

Auch der Kopf braucht Erholung, Yoga oder so. Das Handy ist bei mir schon sehr lange auf Stumm geschaltet was die Apps betrifft, und selbst Sonntags oder am freien Tag bei Schichtarbeitern einmal in der Woche nichts machen.

Was Beruf und die anderen Verhältnisse betrifft ist es sehr sehr sehr schwierig weil Finanzielle Situation immer belastend ist.

Aber auch hier sollten wir sehr dankbar für unser Sozial System sein. Es gibt Länder die gar kein System haben und die verlieren Haus und Hof und alles was man hat.

Bestes beispiel ist die USA wie viele Menschen da immer noch auf der Strasse leben? klar ist es sehr schwierig in einer depressiven Phase alles was wichtig ist auf die Reihe zu bekommen aber auch da gibt es Einrichtungen wie die Diakonie mit Abteilung "Lebenshilfe" die genau solchen Menschen wie uns helfen wenn sie es nicht schaffen.
Man muss nur die Kraft haben den ersten Schritt zu machen, zuhause sitzen und warten das jemand vorbeikommt weil er gehört hat das du es nicht schaffst wird es nicht geben.

Ich glaube an dich und du schaffst es irgendwann da bin ich mir sicher.

Frohes Fest...
soulivre
Beiträge: 273
Registriert: 2. Dez 2019, 07:02

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von soulivre »

Moin lennon..
na alle Achtung das Du die Punkte sooo zusammengefasst hast..
Ich glaube das die Reihenfolge auch eine gute Prio ist ;-)

..damit hast Du viel selbst in der Hand um stabil/gesund zu bleiben..

Klar bedeutet es Kraft und Geist einzusetzen; es lohnt sich jedoch immer..zumal es nicht "aufgeben" heisst..

In diesem Sinne ein schönes kraftvolles Weihnachtsfest

Grüße

Soul
Emma1968
Beiträge: 44
Registriert: 4. Aug 2019, 18:12

Re: Wer hat es geschafft ohne Medikament zu leben?

Beitrag von Emma1968 »

Auch ich nehme keine Medikamente mehr. So sehr ich gelegentlich denke, dass ich gerne mal wieder im "Nebel" verschwinden möchte, umso bewusster bin ich mir, dass es mir mit den Medikamenten auch nicht sehr gut geht, insbesondere körperlich. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ob ich das für immer schaffe, ich weiß es nicht. Hinsichtlich der körperlichen Gesundheit hat es mir schon etwas gebracht. Müde und schlapp war ich auch mit den Medikamenten. Auch wenn ich momentan fürchterlich erschöpft bin, so lebe ich dennoch bewusster und nehme mehr wahr.

Manchmal wünsche ich mir nur, ich könnte wieder mehr Freude empfinden. Aber diese Schwierigkeit hatte ich bereits mit den Medikamenten.
Das Leid der Kreatur und das Leid des Menschen gehören zusammen, und der Blick des geängstigten Tieres mahnt uns, Mensch zu werden - in der Menschheit (Reinhold Schneider)
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