Das Leben danach

Bittchen
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Bittchen »

Lieber Peter,

passe gut auf dich auf.
Diese dunkle Zeit ist schon Belastung genug,auch die Sorgen jetzt um deine Liebsten,geht ja nicht spurlos an dir vorüber.
Lasse den Gedanken nicht zu ,"Was wäre wenn".
Es ist eine andere Situation.
Meine Angst wieder einen Schmerz verkraften zu müssen, wegen Verlustes eines geliebten Menschen,das begleitet mich immer wieder.
Das hat sich schon sehr lange in meiner Seele verankert und kommt immer wieder mal hoch, wenn ich brenzlige Situationen überstehen muss,die meine Liebsten betreffen.
65 Jahre zu werden ist ein Grund zum feiern,das wird ja nicht jeder.
Da darfst du dir mit deinen zwei Damen Mal was richtig Gutes und Schönes gönnen.
Sei ganz lieb gegrüßt und herzlich umarmt.
Denke daran was du schon bewältigt hast,egal was war,es ist vorbei und doch gehört es zu deinem Leben dazu..
Wenn dich da mal zurück ziehen willst ,ist das für mich gut zu verstehen.
Deine Bittchen
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@Sonnenblume
Zeit der Liebe, war für mich das ganze Jahr. Immer wenn ich meinen Schatz anschaue, durchströmt mich ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich bin dann zufrieden mit meinem Leben, wie es im Moment läuft.Dann ist auch die Angst vor der nächsten Episode verschwunden, und Peter lächelt.
@Bittchen
Ja, die letzten drei Monate des Jahres sind besonders schlimm, aber mein Leben hat sich so ins positive gewandelt, und auch die Therapie tut ihr Bestes, um meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Aber manchmal hilft eben nichts, außer Tränen. Meine Thera sagt, das es legitim wäre, und ich die Tränen zulassen solle, aber nur für eine kurze Zeit. Dann soll ich mich wieder meinem jetzigen Leben widmen.
Ich war gerade bei meiner Thera. Als sie mich im Wartezimmer sitzen sah, bekam sie einen Schreck. Ich erzählte ihr von dem vergessenen Schlüssel, und sie fragte nur, „Hat ihr Erzeuger wieder Überstunden gemacht“? Sie konnte vermutlich meine Gedanken lesen, denn sie wusste sofort, das mich wieder Minderwertigkeits Gedanken quälten, wie sie mir mein Vater früher immer eingeredet hat. Seit Samstag Abend hatte ich das Gefühl, wieder in eine Episode zu rutschen. Ich saß keine zehn Minuten in ihrem Zimmer, und die Angst war weg. Sie hat mir einfach nur erklärt, das ich nicht versagt, sondern eine Lösung gefunden habe. Wenn die Thera so was sagt, klingt es so vernünftig. Warum kann ich es nicht auch ohne sie so sehen? Bin ich blind? Komischer Weise ist jetzt alles wieder in Ordnung.Zum Schluss durfte ich mir noch eine Standpauke von ihr anhören, warum ich sie nicht angerufen hätte.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Woran erkennt man eine gute Therapeutin ?
Nach den ersten fünf oder sechs Sitzungen fing es an. Ich konnte noch so mies drauf sein, wenn ich ihr Sprechzimmer betrat, wenn ich es wieder verließ, lächelte ich !
Die Frau hat eine Art auf Menschen zu zu gehen, fast wie Lissy. Nur macht meine Thera es auf die psychologische, und Lissy eher auf die menschliche Tour. Die Thera hat heute laut gelacht, als ich ihr verboten habe, meine Gedanken zu lesen. Sie meinte dazu nur, das mir meine Gedanken ins Gesicht geschrieben wären. Die Frau überrascht mich immer wieder. Sie braucht mich nur zu sehen,und erkennt an Körperhaltung, Gestik und Mimik genau die Gedanken, die mich im Moment beschäftigen. Es gab bis jetzt noch nicht eine Sitzung, in der ich nicht gelacht habe, und damit meine ich richtiges lachen, das auch oben ankommt, und Endorphine freisetzt. 36 Sitzungen hat sie noch beantragt, und sie ist der festen Überzeugung, das die auch genehmigt werden. Es wird also noch viel zu lachen geben, während der „Gehirnwäsche“

Alles Gute und Schöne Peter
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Bittchen
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Bittchen »

Liebe Bittermandel,

nach meinem Wissenstand behandeln Therapeuten nicht so nahe Verwandte gleichzeitig oder hintereinander.
Mein langjähriger Therapeut,(ich kam sehr gut mit ihm zurecht) hatte es abgelehnt meine jüngste Tochter zu behandeln.
Sie kennen zu lernen war aber kein Problem.
Wir waren auch gemeinsam in einer Stunde,da ging es um das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter.
Eine sehr gute Sitzung damals.
Liebe Grüße
Bittchen
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Was Bittchen schreibt, haben wir auch erlebt. Meine Thera sagte mir, das Barbara gerne an der Ausbildungsambulanz eine Therapie machen kann, allerdings nicht bei ihr. Sie hat uns aber einen schnellen Termin für ein Erstgespräch besorgt.
Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum ich mich nach der Aktion mit dem vergessenen Schlüssel, vier Tage so mies und minderwertig gefühlt habe? Kaum war ich zehn Minuten bei der Thera, war das miese Gefühl verschwunden. Warum kann ich noch immer nicht meine eigene Leistung sehen? Die Thera sagt mir immer wieder, das sie mir nur den Weg zeigt, gehen muss ich ihn alleine. Das tu ich la auch, aber die Erfolge rechne ich immer wieder ihr zu, Warum? Immer wieder höre ich die Stimme meines Erzeugers aus dem Tresor, „Du taugst nichts, aus dir wird nie was werden usw.“ Jetzt soll ich den verd... Tresor einmauern, damit die Stimme endlich verschwindet. Natürlich höre ich die Stimme nicht wirklich.Das sind zwar alles nur Kleinigkeiten, im Gegensatz zu Anfang letzten Jahres, aber es beschäftigt mich immer wieder.

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sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

Lieber Peter,
die Zuschreibungen unserer Eltern sind ein Teil unseres Selbstkonzeptes geworden. Ich denke, wir können sie nur überschreiben, in dem wir aktiv dagegen sprechen: "Okay ich war so schusselig, den Schlüssel zu vergessen, das passiert jedem einmal und ich habe das Problem gut gelöst." In jeder Situation, in der die Stimme des Erzeugers spricht, setz ihr etwas dagegen.
Und wenn dir nichts Positives einfällt, dann denk daran, was Therapeutin sagen würde.
Liebe Grüße
Sonnenblume71
Leben heißt, nicht zu warten bis der Sturm vorbeizieht, sondern, zu lernen im Regen zu tanzen!
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Sonnenblume
Mir ist gerade eine Idee durch den Kopf geschossen. Ich werde den Tresor mit dem Störenfried auf hoher See versenken. Ich Schmeiße ihn einfach über Bord. das ist zwar Umwelt Verschmutzung, aber wer will mich dafür verurteilen?

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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Einige von euch werden jetzt große Augen bekommen, und vielleicht an meinem Verstand zweifeln, aber in gewisser Weise bin ich froh, das die Depression auf eine Schwäche meinerseits wartet, um mich wieder zu überfallen.
Die Werkzeuge, um sie zurück zu drängen, oder wenigstens ab zu mildern, haben mir Klinik und Thera gegeben, aber die sind eher unwichtig, weil mit ein bisschen Nachdenken kommt jeder halbwegs intelligente Mensch von alleine darauf. Man muss nur dem Gehirn Arbeit geben, sinnvolle Arbeit, dann ist für die depressiven Gedanken kein Platz mehr. Viel wichtiger war es für mich, das die Thera mir die Zuversicht gegeben hat, sie auch einsetzen zu können. Sie hat mich in die Lage versetzt, einen Angriff frühzeitig abzuwehren, damit ich nicht mehr so tief falle. Das Ganze läuft mittlerweile immer öfter, ohne zu überlegen ab, also rein instinktiv. Das ist der Punkt, an dem meine Thera mich haben wollte Der Punkt, an dem der gesunde Peter dem Gestörten ins Handwerk pfuscht. Ich muss nur noch lernen, die Erfolge des gesunden auch zu sehen.
Durch die anhaltende Bedrohung bin ich gezwungen, ein ruhigeres Leben zu führen, und auf mich, meine Kräfte und meine Leistungsfähigkeit zu achten. Das kommt auch meinem Körper zu Gute, denn man wird ja nicht jünger. Vielleicht kann der Eine oder Andere mit diesem Text etwas anfangen.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich bin heute ein bisschen nachdenklich. Vermutlich liegt das daran, das ich in 16 Tagen 65 Jahre alt werde, oder das die Adventszeit immer näher rückt. Mein neues Signum hat viel mit dieser Zeit zu tun. Sonntags abends wurden die Kerzen angezündet, und Mami hat mit uns Lieder gesungen. Dabei saß ich meist auf ihrem Schoß, und fühlte mich in ihren Armen so sicher. Ich beschloss, wie der kleine Oskar Matzerat nicht mehr zu wachsen, damit ich ein Leben lang dort sitzen durfte
Viele Jahre später stand ich vor einem Christbaum. Alleine ! Ich hatte keine Mami mehr.
Ich war 35 Jahre alt, und glaubte schon alles an Schmerzen erlebt zu haben.Ich hätte nie gedacht, das der Tod eines geliebten Menschen so weh tun kann.
Dieses Jahr werde ich wieder vor einem Christbaum stehen, dieses mal hoffentlich ohne Tränen. Zum ersten mal seit 1989 steht in meiner Wohnung wieder einer dieser grünen Bäume mit Wachskerzen und in der Ergo Therapie gefertigtem Schmuck aus rotem Ton. So wie ich Claudia einschätze, wird es wohl eher ein lustiges Fest werden. Sie hat ein natürliches Talent, Menschen zum lachen zu bringen, trotz ihrer Probleme.
Ich habe nur Angst, das ich den Beiden den Abend vermiese. Da hat meine Thera noch einiges zu tun, und ich auch. Im Moment würde ich mich lieber irgendwo verstecken, und erst im neuen Jahr wieder auftauchen.

Alles Gute und Schöne Peter
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Bittchen
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Bittchen »

Lieber Peter,

dieses Cover des wunderschönen Liedes von Peter Maffay in deiner Signatur, hat mich sehr demütig und dankbar werden lassen.
Dafür danke ich dir sehr.

Ganz liebe Grüße
Bittchen
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Dieser verd.... schwarze Hund hat gestern wieder versucht mich zu holen, aber ein längst verstorbener Komponist hat mir geholfen ihn abzuwehren. Ludwig van Beethoven hat es geschafft, mich wieder klar denken zu lassen.
Ich meine immer, das ich wunder wie stabil wäre, weil ich es schaffe, einige Tage ohne Symptome zu leben, aber dem ist leider nicht so. Sicher, ich bin manchmal eine ganze Woche ohne Beschwerden, manchmal auch nur zwei, drei Tage, dann ist der blöde Köter wieder da, und versucht es erneut. Ab und zu habe ich das Gefühl, er steht hinter der nächsten Ecke, und wartet nur auf einen Fehler von mir. Meist ist der Auslöser Stress, egal welcher Art. Letztens war es ein Brief vom Amt.Ich öffnete den Briefkasten, sah das Amtssiegel, und schon begann das Kopfkino zu laufen. Dabei war es nur der Steuerbescheid, für die Hundesteuer. Meine arme Thera. Statt das die Arbeit mit mir weniger wird, tauchen jetzt immer wieder neue Baustellen auf. Zwar nur kleine Sachen, aber sie summieren sich, und ergeben einen großen Haufen Arbeit für die arme Frau. Sie tut mir fast leid.

Alles Gute und Schöne Peter
Ps. Bittchen, Ich mag das Lied, weil der Text auf mich zutrifft. Vor Allem der Text, der auf dem Album vorher und hinterher gesprochen wird.
Zuletzt geändert von Peter1 am 17. Nov 2019, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
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sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

Lieber Peter,
ich glaube, dass nicht unsere Fehler dafür verantwortlich sind, dass wir den Hund bellen hören! Er wird dann laut, wenn uns eine Situation oder ein Erleben kalt erwischt oder wir in einer empfindlichen Phase sind ! Du hast ihm Beethoven entgegengesetzt, großartig! Ich denke, wir können immer wieder nur erneut ihn in die Flucht schlagen.
Deine Therapeutin ist dem gewachsen, so wie du sie beschreibst.
Liebe Grüße
Sonnenblume
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Heute habe ich mehr als eine Stunde gebraucht, zum aufstehen und Duschen. Ich war wie gelähmt. Jede Bewegung kostet unendlich viel Kraft. Auch die Stimmung und die Gedanken sind nicht gerade gut. Die Aufregung, hier im Forum, ist wohl doch nicht so spurlos an mir vorbei gegangen, wie ich zuerst dachte, und dann rief auch noch meine Thera an, das aus unserem Termin heute nichts wird. Sie ist krank. Die Nacht war richtig schön. 3 Stunden Schlaf, trotz Quetiapin. Der schwarze Hund versucht es schon wieder. Heute ist Vincenzo Bellini dran, um mich abzulenken. La Sonnambula und I Puritani liegen schon bereit, aber erst muss ich mit unseren „Kindern“ raus, in den Herbstwald. Mal sehen, ob das die Stimmung ein wenig hebt. Wenn nicht, werden mich meine Mädels wohl heute nicht so ganz oft zu sehen bekommen. Ich glaube, das ich mich immer noch nicht an meine eingeschränkte Leistungsfähigkeit gewöhnt habe. Das ganze Leben lang bekommt man vorgelebt, Augen zu und durch, und plötzlich ist es falsch ? Aber auch das werde ich irgendwann, mit Hilfe meiner Thera, verinnerlichen. Ich habe in meiner Freizeit 15 Jahre lang Hunde ausgebildet, und dann an den BGS verkauft, da werde ich vor dem schwarzen Hund keine Angst zugeben, sondern ihm Gehorsam beibringen. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber mein Notfallplan wird immer länger. Ich fange einfach oben an, und bis jetzt hat immer eine Strategie gewirkt, warum sollte es heute anders sein.

Alles Gute und Schöne Peter
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sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

Lieber Peter, konnte dich der Gang mit den Kindern etwas aufmuntern? Wirkt Bellini? Ich hoffe es sehr.
Mit der eingeschränkten Leistungsfähigkeit hadere ich auch, ich habe mir jetzt aber vorgenommen, mich auch für "kleine" Tätigkeiten zu loben, tut ja sonst niemand ;-)! An manchen Tagen ist es einfach auch nur das reine Aufstehen, das schon ein Erfolg ist und dann fällt auch noch bei dir der stützende Termin der Therapeutin aus.
Wünsche dir, dass der schwarze Hund vor dir den Schwanz einzieht!
Ganz liebe Grüße
Sonnenblume
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Sonnenblume
Der Spaziergang hat gewirkt, aber nicht wie sonst. Normal habe ich zwischen den Episoden nur fehlenden Antrieb, und Minderwertigkeits Gedanken. Jetzt, seit der letzten Episode kommen immer wieder zwei, drei Tage lang schwerere Symptome,vor allem die Gedanken, bei denen mein Psychiater gerne den Gang in die Klinik empfiehlt.
Ich wollte meine Mädels nicht erschrecken,sie haben schon Sorgen genug. Darum habe ich Lissy angerufen, meine rechtliche Betreuerin, und habe ihr alles erzählt. Sie weiß, das ich den Gedanken nicht folgen werde. Sie besorgt uns für nächste Woche einen Termin beim Psychiater. Entweder wirkt das Venlafaxin nicht mehr, oder die Depressionen haben sich Chronifiziert, was nicht so schön wäre. Aber Lissy hat mir geraten, erst den Termin ab zu warten, und mir keine Sorgen zu machen. Als wenn das so einfach wäre. Die paar Tage werde ich auch noch schaffen.

Alles Gute und Schöne Peter
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sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

Guten Morgen, lieber Peter!
Mich berührt deine Nachricht sehr und gleichzeitig bin ich wütend, dass die empathielosen schwarzen Biester oft die Menschen wie dich anfallen, die das Gegenteil von ihnen sind - empathisch, sensibel und großherzig.
Vielleicht zeigt sich jetzt die Erschütterung bei dir, die durch das Wissen um Claudias Krebserkrankung ausgelöst wurde. Bei mir ist es häufig so, dass ich erst zeitversetzt emotional reagiere. Ich denke, ich komme gut klar und dann kommt auf einmal der "Hammer" und ich sitze im Loch und Paul grinst mich hämisch an.
Aus dem, was ich von dir bisher gelesen habe, hast du bereits viele Täler der Depression durchlebt, aber auch viele Anstiege bewältigt. Auch wenn es sich jetzt wie ein Absturz anfühlt, du fällst nicht mehr so tief, deine Sicherheitsleine wird gespannt aber reißt nicht. Der Weg aus der Depression verläuft leider nicht gradlinig, sondern es ist ein Auf und Ab. Ich schätze dich sehr als Weggefährte und wünsche dir, dass du auch in diesen Tagen Momente der Rast erlebst.
Liebe Grüße
Sonnenblume
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@Sonnenblume
Danke für die Blumen. Ich bin nun mal so, wie ich bin. Von vielen geschätzt, aber auch von Menschen wegen meiner gefühlvollen Art verurteilt. Ich habe durch mein Leben und die Depressionen gelernt etwas nachsichtiger mit den Leuten umzugehen, denen mein Emotionales Denken nicht gefällt. Ich bin ein bisschen älter geworden, und meine Therapeutin hat mir geholfen, weniger daran zu denken, was Andere von mir halten. Normal ist jetzt für mich, was ich als normal empfinde.
@All
Ich habe gestern Abend zum ersten mal zwei von meinen kleinen, weißen Helferchen auf einmal genommen. Das würde meiner Thera zwar nicht gefallen, denn sie meint, das ich stabil genug wäre, um meine Depressionen mit meinen eigenen Gedanken zu bekämpfen. Aber sie war ja nicht da. Es ist für mich leichter, wenn ich das Kämpfen, wenigstens ab und zu dem Quetiapin überlasse. Die Pharma- Götter haben meinen Hilfe Schrei gehört, und mir 8 Stunden Schlaf geschenkt, aus dem ich Quietschfidel erwachte, und das Frühstück schon auf dem Tisch stand, als meine Mädels aus den Federn kamen. Verschwunden waren auch die Gedanken von gestern, die selbst mir Angst machen, Angst vor mir selbst.Zu meinem Glück werden die Phasen, in denen sie auftauchen immer seltener.
Mir geht es wieder richtig gut. Es wäre schön, wenn mir mal jemand erklären könnte, warum diese Rückfälle immer wieder kommen. Meist für zwei, drei Tage, danach ist wieder alles in Ordnung.

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Paprika
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Paprika »

Ich bin neu hier und kann Dich gut verstehen!
Ich glaube,auf Dich ist zu viel eingeströmt.Das kenne ich von mir.Dann muß ich die Reißleine ziehen
sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

Guten Morgen Peter,
ich freue mich, dass es dir besser geht und wünsche dir, dass es anhält.
Liebe Grüße
Sonnenblume
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Vielen Dank für eure Grüße und Wünsche !
Ich leide seit meiner Kindheit an einer chronischen Dysthymie. 1989 begannen zusätzlich rezidivierende Depressionen. Die Episoden waren immer scharf abgegrenzt. Sie kamen innerhalb von Minuten, und genau so gingen sie auch wieder. Zwischen den Episoden blieben nur Antriebsmangel und Minderwertigkeitsgefühl.
Diagnostiziert wurde alles 2016, als ich eine rechtliche Betreuung bekam.Seit der Entlassung aus der psychiatrischen Klinik, vor 14 Monaten kommen keine Episoden mehr, dafür aber kurzzeitige Rückfälle, meist zwei oder drei Tage lang. Drei bis vier mal im Monat tauchen diese Rückfälle auf. Der Vorteil an der Veränderung ist, das die Symptome der Dysthymie, die ich früher als Teil meiner Persönlichkeit angesehen habe, mit den Rückfällen verschwinden.
DieNeue hat in „Hör auf, dich selbst zu bemitleiden“ geschrieben, das ein Mensch, der noch nie Depressionen hatte, nicht nachfühlen kann, was wir in solchen Zeiten mitmachen. Von den chronisch Depressiven will ich gar nicht erst anfangen zu schreiben. Die Auswirkungen der depressiven Gedanken auf unsere Gefühle, und unseren Verstand kann wirklich nur jemand nachvollziehen, der es selbst schon einmal erlebt hat.

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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Fidelio schlummert ausnahmsweise mal auf meinem Schoß, weil sein Frauchen den Staubsauger durch die Wohnung schiebt. Chilly hat sich im Bad versteckt, sie hat Angst vor dem Sauger.
Ich sitze hier, und mache mir mal wieder Gedanken über den Sinn meines Lebens. Diese Frage stelle ich mir schon fast mein ganzes Leben lang, und bin noch nie zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen. Wenn man bald 65 wird, stellt man sich öfter die Frage, was hast du in deinem Leben geschafft, was nicht, und was liegt noch vor dir?
Manchmal denke ich wehmütig an Carola und Marie zurück, aber es tut nicht mehr so weh, wie früher. Jetzt ist Barbara der Sinn meines Lebens. Sie, und auch ihre Tochter haben meinem Leben eine ganz andere Richtung gegeben. Ich bin jetzt viel zufriedener mit mir selbst,und zweifel nicht mehr an meiner Lebensleistung. Ab und zu schleichen sich auch so kleine Glücksmomente in mein Leben, die mir zeigen, das ich auf dem richtigen Weg bin, um auch die Depressionen zu besiegen. Ich habe lange gesucht, um diesen Weg zu finden, denn ich habe nach einem universalen Weg gesucht. Den gibt es aber nicht. Jeder muss seinen eigenen, individuellen Weg finden, um den schwarzen Hund zu verjagen. Man kann sich anschauen, wie andere Betroffene es schaffen, aber es ist nur selten 1 zu 1 umsetzbar. Mir hat, meiner Meinung nach, mein Umfeld. Barbara, meine Betreuerinnen, und die Thera geholfen. Inzwischen ist mir auch klar geworden, das der Kampf gegen die Depression von mir sehr viel Arbeit erfordert, Arbeit an mir selbst. Da dachte ich doch tatsächlich früher, wenn du erst mal Rentner (mein Berufswunsch in der Schule) bist, hat das Arbeiten ein Ende. Weit gefehlt, ich kann zwar die Füße hoch legen, aber arbeiten muss ich trotzdem.

Es grüßt euch ein sehr nachdenklicher Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
ich habe bei der Aufzählung der Menschen, die mir geholfen haben, etwas vergessen. Dieses Forum. Einige von euch haben mir immer wieder Mut zugesprochen, weiter zu machen. Besonders eine von euch, hat mir in den dunklen Tagen mit ihrem Rat zur Seite gestanden. Ohne ihre Worte ist meine Welt ärmer geworden, aber ich werde den Verlust verschmerzen, und weiter machen, wie vorher, allerdings mit einer Träne im Augenwinkel.

Peter
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich habe lange überlegt, was ich heute schreiben soll, und dachte mir, einfach mal 1,5 Jahre zurück zu schauen, um zu sehen, was sich in Sachen Depression bei mir in der Zeit getan hat.
Am 06.06.2018 schrieb mir eine Userin dieses Forums folgende Zeilen.

in erster Linie solltest du dich selbst lieben lernen und dafür keine Bestätigung von Außen brauchen.
Du bist es Wert geliebt zu werden,das wurde dir auch von deiner verstorbenen Familie schon gezeigt.
Die depressive Störung nimmt uns so viel Sicherheit und die Angst nicht zu genügen ist auch bei mir immer wieder da.
Wenn ich in einer Krise bin,möchte ich keinen Schritt ohne meinen Mann oder sonst einer vertrauten Person machen,das ist dann ähnlich wie bei dir.
Passe gut auf dich auf und Lissy an deiner Seite halte ich für sehr gut,das ist keine Bevormundung.
Treffe dich auch mit Lissy alleine.
Sie gibt dir Sicherheit und lenkt dich in die richtige Richtung.
Du hast eine sehr schwierige Vergangenheit zu bewältigen ,die wischt auch Barbara nicht einfach weg,aber du bist auf einem sehr guten Weg.

Der letzte Halbsatz zeigt, das die Userin, (nennen wir sie mal B) eine Hellseherin war. Mein Leben, mit der Depression hat sich total verändert. Angefangen hat es sechs Wochen später, mit meiner Einlieferung, in die Klinik. Dann folgte im Februar diesen Jahres die ambulante KVT bei einer zwar sehr jungen, aber aus meiner Sicht, äußerst kompetenten Psychologin. Sie hat mich in diesen neun Monaten so weit gebracht, das ich, vor dem Spiegel stehe, meine Krawatte zurecht rücke, und vollkommen zufrieden mit meinem augenblicklichen Leben bin. Sie hat mir gezeigt, was ich verändern sollte,um die Episoden abzuwehren. Auch habe ich eine ganz andere Selbstsicht, und kann jetzt eher die durch mich erarbeiteten Erfolge sehen, vor allem meinen Anteil daran. Durch diese Erfolge habe ich mehr Selbstvertrauen, und mehr Selbstachtung bekommen. Ob ich mich liebe, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, das ich meine Partnerin , unsere Hunde, und das Wichtigste für mich, das LEBEN liebe.

Alles gute und Schöne Peter
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Heute war ich in der Klinik, nur zu Besuch natürlich. Zwei der Patienten wollten nähere Informationen über das ambulante, betreute wohnen. Da keine Betreuerin frei war, hat die Chefin mich geschickt. Der Stationsarzt hat sich gefreut, endlich mal wieder einen ehemaligen Patienten zu sehen, dem der Aufenthalt in der Psychiatrie geholfen hat. Einige Mitpatienten sind schon wieder in der Klinik. Das hat mich angespornt, noch mehr auf mich, und meine Körpersignale zu achten. Auch werde ich versuchen, intensiver an mir und meinem Verhalten zu arbeiten, damit der schwarze Hund mir nichts mehr anhaben kann, und auch die kurzzeitigen Rückfälle verschwinden.
Claudia und ich haben uns angewöhnt, jeden Nachmittag, ein wenig zu plaudern. Wir reden über Gott und die Welt, unsere Gefühle, Gedanken, Erlebnisse.Es macht mich stolz, das die junge Frau so viel Wert auf meine Meinung zu verschiedenen Dingen legt. Nächste Woche geht sie ins Krankenhaus, zur OP. Von Angst oder Nervosität ist bei ihr noch nichts zu spüren. Ihre Mutter dagegen wird immer stiller und anhänglicher. Sie tut mir so leid, und ich hoffe, das sie nächste Woche wieder lächeln kann.

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sonnenblume71
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Re: Das Leben danach

Beitrag von sonnenblume71 »

".. und das Wichtigste für mich, das LEBEN liebe."

Es hat mich sehr gefreut, diesen Satz von dir zu lesen! Welche Fortschritte du gemacht hast und welche Hilfe du anderen Betroffenen gibst! Chapeau (würdest du sagen)!

Ich wünsche dir und deinen Mädels einen guten Tag!
Liebe Grüße
Sonnenblume
Zuletzt geändert von sonnenblume71 am 29. Nov 2019, 05:36, insgesamt 1-mal geändert.
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