Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Herbstblatt
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Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Huhu, hier ist ein Herbstblatt, gerade dabei vom Baum zu segeln. Bunt und schön. Aber gleichzeitig vergänglich und bereits den Winter ankündigend. Ich bin neu hier und möchte mich mit Dir austauschen. Ich möchte darüber sprechen, wie Du vor der Krankheit warst, wie Du Dich jetzt siehst und was Du Dir für Deine Zukunft wünschst. Ich selbst bin vordergründig durch die Depression von einer lebenslustigen, jungen Frau voller Energie und Schmetterlinge zu einem traurigen, trägen Menschen ohne Lebensenergie geworden. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Die Depression hat mich auch auf eine Reise geschickt in mein tiefstes Inneres und mir geholfen mich besser zu verstehen denn je. Nun weiß ich, wer und was mir gut tut und was mir wirklich wichtig ist im Leben. Eine neue Zeitrechnung hat begonnen. Ich frage mich oft, was von mir übrig geblieben ist, aber ich glaube das führt zu nichts. Ich denke wir sollten die Veränderung umarmen, uns akzeptieren, wie wir heute sind und darauf vertrauen, dass wir genauso geliebt werden. Denn Leben ist Veränderung.
Ich freue mich auf Deine Geschichte, darauf, dass Du Deine Gedanken mit mir teilst und ich danke Dir dafür von Herzen. Lass uns füreinander da sein.
Peter1
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Peter1 »

Hallo Herbstblatt
Herzlich Willkommen, hier im Forum !
Auch mich hat die Depression verändert. Höher, schneller, weiter, muss ich da mit machen ? Brauche ich unbedingt ein dickeres Auto als mein Nachbar ? Nein !
Ich muss nicht besser sein als die Anderen. Ich muss mir selbst und meiner Partnerin genügen, das reicht vollkommen.
Wer ich mal war, daran denke ich nur sehr selten zurück, denn das ist Vergangenheit, und nicht mehr zu ändern. Der ganze Ärger und Stress der Leistungsgesellschaft hat mich krank gemacht. Ich habe lange gebraucht, um das zu begreifen, aber es ist nie zu spät, um das Ruder herum zu werfen, und ein ruhigeres Leben zu führen. Durch die depressive Störung habe ich gelernt, mehr auf meine (Leistungs) Grenzen zu achten. Mein Hund zwingt mich zur Bewegung an der frischen Luft, und hilft mir dadurch auch, einem Rezidiv vor zu beugen. Ich achte auch mehr auf Signale meines Körpers, um nicht wieder in ein tiefes,schwarzes Loch zu rutschen.
Wer ich werden will? Ich möchte so bleiben, wie ich jetzt bin.Ich habe ein Dach über dem Kopf, eine liebe Partnerin, die mich so nimmt, wie ich bin, und ein erträgliches Einkommen.
Was will ich mehr ???

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Welshcorgi
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Welshcorgi »

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Zuletzt geändert von Welshcorgi am 17. Nov 2019, 03:28, insgesamt 1-mal geändert.
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Lieber Peter,
vielen Dank für Deine Antwort. Es ist sehr schön zu lesen, dass Du so bleiben willst wie Du bist! Damit bist Du mein absolutes Vorbild. Ich hoffe, dass ich das auch bald wieder sagen kann. Ich habe auch vieles, was ich brauche und was mich glücklich macht. Ein Dach über dem Kopf und die besten Freunde, die ich mir vorstellen kann. Das versuche ich mir immer wieder klar zu machen. Aber da ist eben auch die Traurigkeit.
Leider habe ich in sehr kurzer Zeit zwei schwere Verluste erlitten und mein Trauma/meine Traurigkeit hat meine Partnerschaft sehr belastet. Ich habe mich verändert und es fällt mir immer schwerer zu unterscheiden, was meine Depression ist (und vorbei geht) und was mein Charakter (der bleibt). Ich komme heute mit vielen Dingen nicht klar, die früher kein Problem für mich waren weil ich durch die Verluste Ängste entwickelt habe, die ich vorher nicht kannte. Und durch diese Ängste sind wiederum Bedürfnisse entstanden, die meinen Partner heute überfordern. Nun fühle ich mich schuldig weil ich mich ja verändert habe und mein Partner mich anders kennengelernt hat. Und ich habe das Gefühl unsere Beziehung zu gefährden.
Aber von Du machst mir Hoffnung, dass es einen Weg aus der Depression und hin zur Selbstakzeptanz gibt. Ich danke Dir von Herzen.
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Lieber Welshcorgi,
schade, dass Du mich missverstehst, das hat mich ein bisschen verletzt. Ich möchte keine Geschichten/Informationen abgreifen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir hilft zu sehen, wie andere mit der Depression umgehen. Ich finde Trost im Austausch und es tut mir gut mir Dinge von der Seele zu schreiben.
Aber mit einem hast Du schon Recht: Ich bin ein Troll und das seit eh und je.
Ich verstehe, dass Du skeptisch bist. Das gehört zum Menschsein dazu.
Leider habe ich kein esoterisches Heilversprechen parat, das wäre schön, dann wäre ich ja davon überzeugt heilen zu können und könnte mich selbst heilen.
Aurelia Belinda
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ich begrüße dich hier herzlich, Herbstblatt!

Leider war mein Text gerade verschwunden beim Abschicken.

Hier nochmal die Kurzform wie ich drüber denke.
Wir sind nicht der Mensch vor und nach der Depression. Wir sind wer, was, und wie wir sind und das ist gut so.
Wir sind nicht doof oder krank nur weil die Mehrheit anders tickt.

Das ganze ist Teil des Großen Ganzen, wir können uns dem nicht entziehen.
Wir können nur lernen, damit zu leben.
Wir sind auch nicht falsch, wie so manch Gesunder glaubt.
Wir beschäftigen uns lediglich mit den wahrhaftig wichtigen Dingen im Leben, und werden deshalb dadurch meist zum Aussenseiter.

Übrigens, füreinander da sein finde ich klasse...

Es grüßt dich, Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Liebe Aurelia,
danke für Dein herzliches Willkommen.
Ich stimme Dir zu. Wir sind nicht krank, wir fühlen uns krank. Das ist ein Unterschied. Und es ist gesund das nicht zu ignorieren. Anders sein bedeutet nicht schlecht sein, anders sein ist erst einmal völlig wertfrei. Ich will auch nicht sagen, dass ich früher richtig war und heute falsch bin oder irgendetwas in der Art. Bloß fühle ich mich unter Druck gesetzt, da traurig zu sein in der Gesellschaft gefühlt nur in Ausnahmesituationen und für eine gewisse Zeit erlaubt ist. Und dann fühle ich mich wie ein Alien in einer Zwischenwelt. Ich gehöre nicht mehr dazu, aber ich bin irgendwie noch da und nehme teil. Ich habe großes Glück, denn meine Familie und meine Freunde gehen sehr liebevoll und fürsorglich mit mir um. Aber trotzdem bleibt das Gefühl "nicht mehr die Alte zu sein" und meine Umgebung damit zu belasten. Ich möchte wieder lachen können und andere mit meinem Lachen und meiner Lebensfreude anstecken. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass die Trauer nun ein Teil von mir geworden ist und mich verändert hat. Trotzdem möchte ich zuversichtlich sein, denn ich sehe, dass es auch anderen so geht wie mir. Und ich kenne ja auch selbst depressive Menschen, die ich sehr liebe und schätze. Und dass diese, wie ich, depressive Phasen durchleben, ändert rein garnichts daran.
Liebe Aurelia, Du hast so recht. Wir sind wer, was und wie wir sind und das ist gut so.Ich grüße Dich liebevoll zurück.
saneu1955
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Herbstblatt, herzlich willkommen hier.

Vielleicht nur soviel. Ich habe Depressionen genauso wie andere Erkrankungen und für mich hat damit nicht ein anderes Zeitalter begonnen. Ich habe mich im Laufe der vielen Jahre verändert, nicht allein durch die Depression sondern auch durch meine Lebenserfahrung.

Vielleicht müsste ich ein wenig mehr kämpfen, aber das tun auch Menschen mit anderen Erkrankungen. Ich sehe mich nicht als etwas besonderes.

Wichtig für mich ist, mit der Depression so zu leben, dass es noch einigermaßen angenehm ist.

Ich bin wie ich bin und das ist gut so.

Saneu195
Peter1
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Peter1 »

Hallo Herbstblatt
Ich habe dich mir gerade als Troll vorgestellt. Du siehst richtig lustig aus.
Im letzten Jahr war ich Gast in einer psychiatrischen Klinik. Mein Umfeld meinte, das es für mich zu Hause zu gefährlich wäre, so dunkel waren meine Gedanken. Der Oberarzt der Station sagte immer, „Der wichtigste Teil der Therapie findet draußen statt.“ Draußen, wo sich die Raucher trafen, und natürlich miteinander redeten. Wir tauschten uns aus, über die verschiedenen Strategien, mit der Störung zu leben. Jeder geht seinen ganz individuellen Weg. Wenn mir irgend etwas zusagte, habe ich es aus probiert, und wenn es funktionierte, übernahm ich es.
In der Klinik hatte ich auch zum ersten mal eine Psychotherapie.Vorher dachte ich immer, wie ich es als Kind gelernt hatte, Therapeuten quatschen eh nur dummes Zeug. Weit gefehlt. Die junge Dame hat mir in den drei Monaten beigebracht, mich mit der Depression als Teil meines Lebens abzufinden. Die Akzeptanz krank zu sein, ist einer der wichtigsten Schritte, um die Störung zu überstehen.

Alles Gute und Schöne Peter
Ps,@Welshcorgi Das war nicht gerade Gentleman like.Ich dachte bis jetzt, das man hier,auch vom Stil her, schreiben darf, wie man will. Natürlich den Foren Regeln entsprechend.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Liebe saneu1955,
natürlich habe ich mich nicht nur durch die Erkrankung verändert, sondern aus vielen anderen Gründen auch. Aber das vermischt sich ja auch irgendwie alles und ist am Ende nicht mehr auseinander zu halten. Dennoch kann ich sagen, dass für mich die intensive Beschäftigung mit mir selbst und damit verbunden eine große Veränderung definitiv durch die Erkrankung kam.
Ich sehe jeden Menschen- und das schließt Dich selbstverständlich mit ein- als etwas Besonderes, denn jeder hat seine eigene, ganz persönliche Geschichte. (Das heißt nicht, dass ich jeden Menschen sympathisch finde und mag, aber jeder Mensch ist dennoch einzigartig). Ich finde es schön, dass Du das Ziel hast, klar zu kommen und noch schöner, dass Du sagst, dass Du gut bist, wie Du bist. Vielleicht verstehe ich Dich falsch aber, dass Du mehr kämpfen müsstest klingt für mich wie ein Vorwurf an Dich selbst. Ich finde mit einer Depression klarzukommen ist eine riesige Herausforderung und da sollten wir versuchen nachsichtig mit uns selbst zu sein. Klar ist das immer einfacher diesen Ratschlag anderen zu geben und ich erwische mich selbst immer wieder bei dem Gefühl "mich nicht genug anzustrengen". Ich denke dann andere schaffen es besser als ich mit der Krankheit umzugehen. Aber ich glaube da sind wir zu streng mit uns selbst. Jeder hat seinen eigenen Weg und braucht seine eigene Zeit. Manchmal geht es eben besser und manchmal geht es schlechter. Und traurig sein will auch gelernt sein. Das kann nicht jeder. Viele Menschen drücken sich davor. Denn es bedeutet meist eine intensive Konfrontation mit sich selbst. Wenn Du Dich also nicht aufraffen kannst, bist Du vielleicht in diesem Moment sehr stark, da Du es schaffst zuzulassen, dass Du traurig bist. Und da sage ich: Hut ab! Das ist in meinen Augen viel anstrengender als z.B. einen "normalen Arbeitstag" zu meistern. Ich bin mir sicher Du gibst bereits Dein Bestes und JA! Du bist gut wie Du bist.
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Lieber Peter,
da bin ich aber froh, dass ich für Dich als Troll lustig aussehe und nicht wie ein kleiner Trauertroll. Erfahrungen mit einer Klinik habe ich noch nicht, wobei das Thema in letzter Zeit immer wieder aufkam. Ich habe mir bereits eine psychosomatische Klinik ausgesucht, damit ich im Ernstfall einen Zufluchtsort habe. Ich finde es richtig toll, dass Du Dir Hilfe gesucht hast, als Du es brauchtest und ich hoffe, dass Deine dunklen Gedanken nun überschrieben wurden durch Gedanken voller Zuversicht und Lebensfreude. Es ist schon komisch, wenn Du von "draußen und drinnen" sprichst. Dann ist die Klinik ein künstliches Umfeld und der Rest das echte Leben. Das ist das, was ich manchmal nicht zusammenkriege und was für mich eben diese Zwischenwelt ist. Dass Mensches es normal finden, wenn ich funktioniere und meinen Alltag hinkriege und nicht normal, wenn ich in die Klinik gehe. Irgendwie verschwimmen bei mir da die Grenzen. Manchmal finde ich Menschen, die einfach weiter machen als wäre nichts, viel "unnormaler" aber ich glaube so zu denken ist auch nicht zielführend. Jeder lebt eben sein Leben und gibt sein Bestes. Wie Du es auch sagst, jeder geht seinen individuellen Weg.
Meine Gedanken zur Therapie waren ähnlich. Ich habe nie verstanden, wie mir ein Therapeut helfen soll, da er ja selbst auch nur ein Mensch ist. Aber heute sehe ich das auch anders. Freunde und Familie können manchmal vielleicht nicht mehr objektiv sein, da sie Dich Dein Leben lang begleiten und für Dich das Beste wünschen. Ein Therapeut kann noch einmal unvoreingenommen und "von außen" auf die Dinge blicken und das eröffnet neue Perspektiven.
Auch Dir, liebe Peter, alles Gute und vielen (trolligen) Dank für Deine Gedanken.
Philomena
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Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Philomena »

Guten Abend Herbstblatt,
deine lieben Worte haben mich sehr berührt. Du kannst deine Gefühle sehr gut ausdrücken.
Ich denke, du bist immer noch eine junge Frau; ich hingegen bin fast 60 Jahre und habe schwere
Schicksalsschläge hinter mir. Habe im Forum schon einiges niedergeschrieben. Ich nehme seit 10 Jahren Medikamente. Sie dämpfen wohl meine Gefühle, helfen mir zu verdrängen und ich raste nicht mehr aus. (ist passiert, wenn jemand mich verletzt hat usw.) Depression mit Borderline-
anteilen ist meine Diagnose. Geholfen hätte mir in diesen Situationen nur eine liebevolle Umarmung.
Aber wer macht dies schon? Das Ganze endete meistens in einem heftigen Weinkrampf und in Angstzuständen. So versuche ich irgendwie weiterzuleben, auch wenn ich nicht glücklich bin.
Ich bin bescheiden geworden, Zufriedenheit reicht mir. Wenn Du,Herbstblatt, aber noch jung bist, dann tue alles, um wieder ganz gesund zu werden. Denke an dich und sei ruhig mal ein bißchen egoistisch.

Philomena
Herbstblatt
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Registriert: 17. Okt 2019, 18:06

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Guten Abend Philomena,
danke für Deine Worte, Deine Nachricht hat mich auch sehr berührt. Ich bin 33 Jahre alt. Du bist 60 Jahre jung- das ist das Alter in dem mein geliebter Papa seiner schweren Erkrankung erlag. Viel zu früh. Ich durfte dabei sein als er starb-am Geburtstag meines Bruders.
Mein Stiefvater starb nicht einmal ein Jahr früher. Seit dieser Zeit besteht mein Leben gefühlt aus Beerdigung,Haushaltsauflösung und Depression. Mein Partner konnte aus verschiedenen Gründen nicht für mich da sein, da er selbst zu kämpfen hatte. Dies alles hat mich überfordert und ich bin mitunter auch ausgerastet, eine riesige emotionale Explosion, die ich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Das passiert noch heute wenn ich mich wieder überfordere und nicht früh genug merke, dass meine Grenzen eigentlich schon wieder längst überschritten sind. Dann fühle ich mich hilflos und ausgeliefert und habe große Angst meinen Verstand zu verlieren. Ich reagiere völlig irrational, habe große Verlustängste und bin kurz davor mich einliefern zu lassen. Eine große Panik überkommt mich, ich schäme mich, da ich den Wunsch verspüre mich in Luft aufzulösen und das, obwohl es soviel Gutes gibt in meinem Leben (bitte nicht falsch verstehen, ich bin nicht suizidal). Aber weißt Du was? Mein Psychologe sagte mir einmal, dass er überzeugt ist, dass jeder Mensch sich manchmal so fühlt, als wäre er fehl am Platz. Mal mehr, mal weniger. Und das ist ok. Es wird ein Moment kommen, der Dir sagt, es ist gut, dass es Dich gibt. Zum Beispiel weil Du mir heute Trost spendest weil Du mir zeigst, dass es Dir auch manchmal so geht wie mir. Ich verspüre direkt das Bedürfnis Dich in den Arm zu nehmen und einfach nur festzuhalten. Wie schade, dass es nur digital möglich ist, ich hoffe es kommt dennoch etwas Liebe bei Dir an.
Liebe Philomena, auch mit 60 kannst Du in meinen Augen alles tun, um gesund zu werden oder- anders ausgedrückt- die Krankheit anzunehmen und damit gut leben. Es ist nie zu spät. Generell sagt die Lebenszeit per se nichts über die Qualität des gelebten Lebens aus und wir werden nie wissen, ob die beste Zeit schon war oder uns noch bevorsteht. Dass Du hier über Dein Schicksal schreibst zeigt doch sehr deutlich, dass Du nicht verdrängst und Dir Hilfe suchst. Darauf kannst Du sehr stolz sein. Es ist keine Schande Medikamente zu nehmen, im Gegenteil, es ist stark von Dir, dass Du Dich um Dich kümmerst. Ich glaube es ist auch sehr gesund zu weinen, wenn Dir danach ist und ganz arg wichtig, dass Du diese Gefühle heraus lässt und sie nicht unterdrückst. Manche Dinge sind einfach scheiße und bleiben scheiße und das gehört auch dazu. Da helfen keine Worte. Jeder Mensch braucht Liebe und Zuneigung im Leben, leider fehlen sie manchmal auch mir wenn ich sie am allermeisten brauche. Aber ich bin mir ganz sicher, dass das Leben uns liebevoll in den Arm nehmen wird wenn wir es zulassen. Und zwar egal wer wir sind und wie alt wir sind. Bitte nimm Dir Deine eigenen Worte zu Herzen, denke Du auch an Dich und sei ein bisschen egoistisch. Ich beobachte immer wieder: die besten Tipps für sich selbst gibt man oft den anderen.
Ich umarme Dich!
Welshcorgi
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Welshcorgi »

Huhu,

"es irrt der Mensch solang er lebt".

Bitte um Entschuldigung. Betreffenden Beitrag habe ich gelöscht.

LG Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Katerle
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Katerle »

Hallo liebes Herbstblatt,

Herzlich willkommen auch von mir.
Ich war vor meiner Erkrankung auch ein sehr lebenslustige Mensch und auch aktiv.
Als ich dann krank wurde, war ich völlig am Ende meiner Kräfte.
Meine Erkrankung sehe ich auch als Teil meines Lebens und es gibt auch Schwankungen .
Aber ich versuche jeden Tag das Beste drauß zu machen, es gibt bessere und auch schlechtere Tage. Und ich nehme mich so an, wie ich bin.
Freue mich über meine Kinder und Enkel.
Jeder Tag ist für mich ein Geschenk.

Liebe grüße Katerle.
Bittchen
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Bittchen »

Liebe Herbstblatt,

auch von mir herzlich willkommen und du hast ja schon einen sehr guten Austausch hier.
Das kann schon sehr hilfreich sein.
Du bist noch sehr jung,so alt wie meine jüngste Tochter , die auch schon sehr früh(mit 18 Jahren) an eine depressiver Störung erkrankt.
Die Gründe und Auslöser können da sehr vielfältig sein.
Heute ist sie wieder lebensfroh und bewältigt ihren Alltag wieder gut.
Überforderung und auch Trauer waren bei ihre Gründe nicht weiter machen zu wollen.
Ich habe mich oft gefragt ,was ich falsch gemacht haben könnte ?
An zuwenig Liebe kann es nicht gelegen haben.
Vielleicht überbehütet,eine Helikoptermutter war ich aber auch nicht.
Es fing mit Mobbing in der Schule an.
Sie hatte eine Hautkrankheit.
Wenn ich da heute das Lied höre von Herbert Grönemeier"Kinder an die Macht"
läuft es mir immer noch eiskalt den Rücken runter.
Heute sind wir uns noch sehr nah,aber sie lebt so wie sie es für sich entscheidet.
Wie du hier schreibst und dich austauscht,zeigt dass du schon sehr gut weißt, wie du die depressive Störung bewältigen willst.
Du bist auf eine guten Weg.
Gib dir Zeit zu trauern.
Die Sonne geht auch für dich wieder auf.
Deine Gedanken werden sich verändern.
Einschneidende Erlebnisse lassen uns auch reifen,das hat auch was Gutes.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Herbstblatt
Beiträge: 13
Registriert: 17. Okt 2019, 18:06

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Lieber Welshcorgi,
gerne nehme ich Deine Entschuldigung an.
Liebe Grüße zurück.
Herbstblatt
Beiträge: 13
Registriert: 17. Okt 2019, 18:06

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Hallo liebes Katerle,
vielen Dank für Dein herzliches Willkommen. Ich mag den Namen, den Du für Dich gewählt hast. Oft habe ich mir schon überlegt mir ein "Katerle" zuzulegen. Tiere können so tröstlich sein weil sie uns annehmen wie wir sind. Wenn so ein Kater schnurrend auf dem Schoß liegt, fühlt sich die Welt gleich ein bisschen besser an.
Es ist schön zu hören, dass Du es geschafft hast Dich auf das Positive im Leben zu konzentrieren. Ich wünsche mir auch so sehr ein Kind zu haben. Nun bin ich 33 Jahre alt und mein Partner und ich wollten es versuchen. Trotz meiner großen Zweifel weil ich Angst habe durch meine Erkrankung keine gute Mutter sein zu können. Leider haben wir nun eine große Krise und ich weiß nicht ob unsere Beziehung halten wird. Ich denke, dass meine Veränderung durch die Depression auch einen großen Anteil daran hat. Aber nicht nur.
Wie Du denke ich, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Und ich hadere nicht mehr wie früher wenn ich schlechte Tage habe. Ich sehe sie nun als einen Teil des großen Ganzen. Ich akzeptiere, dass ich traurig bin und versuche fest daran zu glauben, dass mich die Traurigkeit weiterbringt. Sie will mir zeigen, dass ich etwas ändern muss, um wieder glücklich zu sein. Sie will gelebt werden um wieder Platz zu machen für schöne Gefühle. Es heißt ja auch "Trauerarbeit". Und genau so sehe ich das. Ich arbeite sehr hart an mir wenn ich im Bett liege und einfach nur weine.Wie paradox! Von außen betrachtet mache ich dadurch keine Fortschritte und natürlich hindert mich das daran meinen Alltag zu meistern. Aber in mir drin fühle ich, dass ich das brauche weil ich sonst irgendwann wieder zusammenbrechen werde und die Depression mich fangen kommt. Lasst uns keine leichte Beute sein!
Liebe Grüße zurück Katerle, ich hoffe heute ist für Dich ein Schnurr-Tag!
Herbstblatt
Beiträge: 13
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Liebes Bittchen,
ja ich bin sehr dankbar über den Austausch, das tut sehr gut. Es ist wundervoll sich so willkommen zu fühlen. Es ist lustig, dass ich hier so oft höre, dass ich sehr jung bin. In meinem Umkreis jammern gerade alle, wie alt wir schon sind... Natürlich sind 33 Jahre kein Alter, aber dennoch entscheidet sich nun viel für meinen weiteren Lebensweg z.B. ob ich Kinder haben werde oder nicht. In meiner Lebensphase heiraten gerade gefühlt alle, stehen (auch beruflich) mitten im Leben und haben sich bereits ihren Kinderwunsch erfüllt. Ich dagegen bin gefühlt stecken geblieben und drehe mich im Kreis. Aber während ich das so schreibe schreit direkt eine Stimme in mir: Stopp! Höre auf Dich zu vergleichen. Es ist nie Schwarz-Weiß und jeder hat im Laufe seines Lebens gute und schlechte Zeiten. Es ist immer eine Frage der Perspektive. Und ich glaube viele Menschen würden sich ein Leben wie meines wünschen. Ich sehe gerade die Herausforderungen, die mir unüberwindbar erscheinen. Andere sehen mich und sagen mir wie gerne wäre ich noch einmal in Deinem Alter. Oft wird mir gesagt, dass mir die Welt offen steht. Aber das ist nicht immer schön zu hören, denn dann überkommt mich direkt das schlechte Gewissen und das Gefühl, nicht genug aus meinen Chancen und Voraussetzungen zu machen.
Es tut mir leid, dass Deine Tochter schon so früh depressiv wurde. Aber mit 18 Jahren da geht glaube ich auch hormonell alles drunter und drüber. Ich glaube nicht, dass es "den" Auslöser gibt, ich glaube die Ursachen sind multifaktoriell. Vielleicht geht es vielmehr darum zu lernen, wie die Krankheit besiegt werden kann und nicht zu überlegen wer schuld daran ist. Ich glaube es hilft schon zu verstehen, warum man krank wurde, aber es gibt auch einen irrationalen Anteil für den kein Mensch etwas kann. Generell bin ich überzeugt davon, dass kein einzelner Mensch einen anderen krank machen kann. Wir machen alle Fehler und verletzen Menschen, keiner ist perfekt. Selbst das perfekte Elternhaus schützt uns nicht vor der Welt da draußen.
Auch ich wurde früher gemobbt. Und ich war das perfekte Opfer. Denn in meinen jüngeren Jahren wusste ich noch nicht wer ich bin, ich war nicht selbstsicher genug. Heute würden mir viele schlaue Reaktionen einfallen, aber da mache ich mir nichts vor, dazu wäre ich damals nicht in der Lage gewesen. Diese Zeit hat mich verändert, ich hätte gerne darauf verzichtet. Aber sie hat mich auch geprägt und den Menschen aus mir gemacht, der ich heute bin. Daher versuche ich mir zu sagen, dass es mich neben all der unnötigen Quälerei auch sehr früh auf das Leben da draußen vorbereitet hat. Es tut mir leid, dass Deiner Tochter diese Erfahrungen nicht erspart geblieben sind. Aber so wie Du schreibst scheint sie das Beste daraus gemacht zu haben und ich hoffe, dass Du Dich irgendwann nicht mehr schuldig fühlst.
Danke für die aufgehende Sonne. Das ist ein schönes Bild. Ich liebe die Sonne und das Licht. Danke für Deine Zuversicht.
Liebe Grüße und alles Liebe zurück
Peter1
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Peter1 »

Hallo Herbstblatt
Du bist im Gegensatz zu mir wirklich noch jung.Ich bin fast doppelt so alt. In 14 Tagen werde ich 65 Jahre alt. Seit 60 Jahren zeige ich Symptome einer chronischen Dysthymie. Seit1989 setzen sich immer wieder zuerst mittelgradige, und dann schwere Episoden oben drauf. Erst seit ich eine kognitive Verhaltens Therapie mache, geht es mir besser.
Ich bin im letzten Jahr mit einer Frau zusammen gezogen, die ich schon seit meinem zweiten Schuljahr kenne. Sie hat mich unterstützt und mir geholfen, zu lernen, mit der Depression zu leben. Ich habe schon immer gesagt, das es sehr wichtig für Betroffene ist, ein intaktes Umfeld zu haben. Familie, Partner oder Freunde, mit denen man über alles reden kann, und die einen verstehen. Auch meine Hündin, Chilly, hilft mir. Sie zwingt mich zur Bewegung an der frischen Luft, wenigstens zwei Stunden pro Tag. Wenn ich niedergeschlagen an meinem Schreibtisch sitze, kommt ie mit einem ihrer Spielzeuge, und versucht mich auf zu muntern. Tiere sind manchmal viel feinfühliger als Menschen.

Ich wünsche dir einen schönen Tag Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
Beiträge: 11264
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Katerle »

Herbstblatt hat geschrieben:Hallo liebes Katerle,
vielen Dank für Dein herzliches Willkommen. Ich mag den Namen, den Du für Dich gewählt hast. Oft habe ich mir schon überlegt mir ein "Katerle" zuzulegen. Tiere können so tröstlich sein weil sie uns annehmen wie wir sind. Wenn so ein Kater schnurrend auf dem Schoß liegt, fühlt sich die Welt gleich ein bisschen besser an.
Es ist schön zu hören, dass Du es geschafft hast Dich auf das Positive im Leben zu konzentrieren. Ich wünsche mir auch so sehr ein Kind zu haben. Nun bin ich 33 Jahre alt und mein Partner und ich wollten es versuchen. Trotz meiner großen Zweifel weil ich Angst habe durch meine Erkrankung keine gute Mutter sein zu können. Leider haben wir nun eine große Krise und ich weiß nicht ob unsere Beziehung halten wird. Ich denke, dass meine Veränderung durch die Depression auch einen großen Anteil daran hat. Aber nicht nur.
Wie Du denke ich, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Und ich hadere nicht mehr wie früher wenn ich schlechte Tage habe. Ich sehe sie nun als einen Teil des großen Ganzen. Ich akzeptiere, dass ich traurig bin und versuche fest daran zu glauben, dass mich die Traurigkeit weiterbringt. Sie will mir zeigen, dass ich etwas ändern muss, um wieder glücklich zu sein. Sie will gelebt werden um wieder Platz zu machen für schöne Gefühle. Es heißt ja auch "Trauerarbeit". Und genau so sehe ich das. Ich arbeite sehr hart an mir wenn ich im Bett liege und einfach nur weine.Wie paradox! Von außen betrachtet mache ich dadurch keine Fortschritte und natürlich hindert mich das daran meinen Alltag zu meistern. Aber in mir drin fühle ich, dass ich das brauche weil ich sonst irgendwann wieder zusammenbrechen werde und die Depression mich fangen kommt. Lasst uns keine leichte Beute sein!
Liebe Grüße zurück Katerle, ich hoffe heute ist für Dich ein Schnurr-Tag!
Danke Herbstblatt,

auch dein Name gefällt mir, denn ich mag den Herbst auch mit seiner bunten Pracht.
Wir hatten eine Katze damals und die kam tatsächlich immer gerne auf meinen Schoß. :) Aber auch sie konnte kratzen und beißen. Auf jedem Fall fühlte es sich schön an, so ein schnurrendes Kätzchen um sich zu haben. Unsere Kinder waren mit ihr aufgewachsen und wir hatten unsere Katze 16 Jahre. Hatte sie auch gerne gestreichelt.

Nun zu eurem Kinderwunsch. Ich wünschte mir auch Kinder oder besser gesagt wir und ich hatte auch Angst, keine gute Mutter sein zu können. War da auch noch gesünder. Aber meine Kinder zeigen mir, dass ich keine schlechte Mutter war/bin. Sicher hatte ich auch Fehler, wie jeder andere Mensch auch. Trotz meiner Erkrankung bemühte ich mich, für meine Kinder da zu sein und das war in der Tat nicht immer einfach für mich. Habe zu meinen Kindern einen guten Draht und möchte sie keinesfalls missen und inzwischen freue ich mich auch über meine Enkel. Es gibt aber auch Tage, da gehts mir halt auch schmerzmäßig nicht so gut und es gibt aber auch bessere Tage, die ich sehr wohl zu schätzen weiß.

Finde ich echt gut deine Einstellung in Bezug auf "Trauerarbeit". Auch bei mir gibt es solche Tage, wo ich traurig bin. Nur das Weinen klappt nicht so und das war auch nochmal Thema bei meiner Therapeutin. In Kliniken hatte ich aber auch schon viele Tränen gelassen. Als ich früher weinen musste, empfand ich das immer als Erleichterung. Vielleicht nicht gerade in dem Moment, aber hinterher war mir einfach leichter ums Herz. Dann gab es eine Zeit, in der ich nicht mehr weinen konnte..., ich war zusammengebrochen, diese Last war einfach zu schwer für meinen Körper...

Wünsche dir weiterhin Kraft,

herzlichst Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 21. Nov 2019, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
Philomena
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Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Philomena »

Liebes Herbstblatt,
hätte dir einen langen "Brief" geschrieben, aber leider ist der Text verschwunden. Ich melde mich
in den nächsten Tagen.
Ich fühle mich dir ganz Nahe und umarme Dich!
Philomena
Philomena
Beiträge: 122
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Philomena »

Guten Tag liebes Herbstblatt,
ich habe leider immer noch Schwierigkeiten mit dem Versenden von Nachrichten. Jetzt 3. Anlauf!
Ich habe in einer Antwort von dir gelesen, dass du überlegst, ob du dir den Kinderwunsch erfüllen sollst oder nicht. (Krankheit!) Darf ich dir meine Geschichte erzählen? Ich wurde mit 22 Jahren Mutter und war psychisch sehr krank; Depressionen/Borderline. Ich war total überfordert und hatte oft wenig Geduld mit meiner kleinen Tochter u. a. Ich mache mir oft Vorwürfe deswegen aber niemand erkannte damals mein Leiden; Könnte ich die Zeit zurückdrehen, so würde ich erst schauen, dass ich gesund werde - Therapie, Medikamente, guter Psychiater usw. wichtig ist auch die Frage: "habe ich Unterstützung, wenns mir mal nicht gut geht?" Weißt du, liebes Herbstblatt, so ein kleines Kind braucht eine stabile und seelisch ge
sunde Mutter. Hoffentlich war ich jetzt nicht zu direkt! Aber ich möchte, dass du es besser machst als ich und dass du deine Kinder genießen kannst, ohne später an evtl. Vorwürfen zu leiden. Dies wäre mir sehr wichtig. Mit einer liebevollen Umarmung Philomena
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Lieber Peter,
ich finde 65 Jahre auch noch jung, zumal ich das Gefühl habe, dass Du eine super Lebensqualität erreicht hast. Bestimmt kannst Du heute das Leben besser genießen als früher, da Du wichtige Einsichten gewonnen hast, um glücklicher zu sein. Du Armer hast ja wirklich eine lange Leidensgeschichte hinter Dir. Ich freue mich zu hören, dass Du schließlich eine Therapie gefunden hast, die Dir hilft. Und noch schöner zu hören, dass Du ein warmes Umfeld hast, in dem Du Dich geborgen fühlst. Bewegung, Natur und liebe Menschen sind für mich auch der Schlüssel für mein Wohlbefinden.
Dann gibt es da aber dennoch den Kummer, für den es keine Worte gibt. Da könnte ich mir auch gut vorstellen ein Tier zu haben, das einfach nur da ist und nichts reden muss, damit es mir besser geht.
Ich hoffe Du hattest heute einen Chilly-gen Tag ;)
Alles Liebe vom Herbstblatt
Herbstblatt
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Re: Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein will

Beitrag von Herbstblatt »

Liebes Katerle,
danke für Deine Nachricht. Ich glaube ich werde mir irgendwann ein Kätzchen zu legen, dass draußen rumstreunen kann und mich ab und an (hoffentlich freiwillig) zum Kuscheln besuchen kommt.
Zum Thema Mama werden: Ich denke es wird für mich immer Zweifel geben, ob ich mit Depressionen eine gute Mutter sein könnte. Aber eigentlich stört mich schon der Ausdruck "gute Mutter". Das suggeriert, dass es schwarz-weiß ist. Als gäbe es gute Mütter und schlechte Mütter und nichts dazwischen. Dabei sind Mütter einfach nur Menschen.
Die Krankheit kann ja auch entstehen, wenn das Kind bereits da ist und da würde ich auch nicht urteilen und sagen, dass hättest Du Dir mal besser überlegt. Generell gibt es ja nie eine Garantie- auch wenn die Umstände zur Zeit des Kinderwunsches perfekt sind, kann sich das im weiteren Verlauf ändern.
Natürlich möchte ich trotzdem zumindest versuchen meine Krankheit in den Griff zu bekommen, bevor ich ein kleines, schutzloses Wesen in diese Welt entlasse und meine Probleme ungewollt zu seinen werden. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass auch Mamis mit Depressionen tolle Mamis sein können. Es ist ja auch die Frage wie man damit umgeht. Aber das ist ja auch mit anderen Krankheiten so. Wir werden nie wissen, ob und wann wir gesund sind, bleiben oder sein werden.
Ich freue mich für Dich, dass Du Kinder und sogar schon Enkel hast und, dass Du das genießen kannst. Ich gebe die Hoffnung (noch) nicht auf, dass ich das auch mal sagen kann.
Nicht weinen zu können ist sicher sehr schwierig. Ich habe ein ähnliches Problem: ich kann nicht wütend sein. Aber irgendwie habe ich auch noch nicht richtig eingesehen, dass ich das muss...dass man Weinen können muss finde ich erstmal viel plausibler. Wut dagegen ist für mich eher negativ behaftet.
Naja, vielleicht bin ich ja irgendwann doch noch wütend und sehe ein, dass es ein hilfreiches Gefühl ist. Dir wünsche ich in jedem Fall, dass Du wieder weinen kannst (auch wenn ich natürlich hoffe, dass Du keinen Grund dafür hast und, dass Du viel öfters lachst als weinst.)
Alles Liebe vom Herbstblatt
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