Das Gute

Aida1
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Das Gute

Beitrag von Aida1 »

an der Depression.

"Du musst an das Gute denken",hat mal ein Freund zu mir gesagt.

Also erstmal die Zeit (nicht Lebenszeit) die man gewinnt.
So ohne Arbeit. Da hat man mal richtig Zeit für Gedanken, man kann sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.Und auch sonst so.Arzttermine können wahrgenommen werden.Man kann in Ruhe einkaufen gehen und.auch kochen.Dann hat man auch die Zeit seine Ernährung mal umzustellen.
Und auch nachts gewinnt man jede Menge Zeit.Wenn alles ruhig und.friedlich ist hat man mal Gelegenheit sich ungestört kreative Gedanken zu machen,was man mit der gewonnenen Zeit alles anfangen kann.
Und lernen kann man auch sehr viel.
Eigentlich soll man ja in der ich-form sprechen. Aber ich habe gelernt,daß man im Umkehrschluß auch in der man-form sprechen soll. Da kann man dann neutraler denken...dadurch wird man irgendwie unbeteiligter...
Oder z.B. habe ich gelernt,daß auf einem Quadratmeter Rauhfasertapete 2568 Knübbelchen drauf sind.Farbklekse nicht mitgezählt.
Ist eine Methode zur Beruhigung.Also Zählen insgesamt gehört auch dazu.Man kann ja alles mögliche zählen.
Oder auch beschreiben...
Oder,oder
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
aikido_1987
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Re: Das Gute

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Aida, so besonders positiv finde ich die Erkrankung gar nicht. Weil es mir die meiste Zeit nicht gut ging in meiner Depression, ich finanziell nicht immer abgesichert war und Existenzängste hatte und habe. Ja jetzt bin ich berentet für eine bestimmte Zeit und das weiß ich definitiv zu schätzen und bin sehr dankbar dafür, diese Auszeit genehmigt bekommen zu haben, aber ich lebe dadurch an der Armutsgrenze und das belastet mich auch.

Das Geld fehlt und ich fühle mich, als sei ich sozial abgestiegen. Es ist auch ein unangenehmes Gefühl wenn ich unter Leuten bin und alle mitten im Leben stehen und beruflich erfolgreich sind und ich bin es nicht.
Genauso plagen mich Gedanken was wird wenn die Rente zu Ende ist und ich nicht wieder arbeitsfähig bin.
Die Nächte sind auch nicht ruhig, weil ich ohne Medikamente nicht schlafen kann. Eine Ernährungsumstellung gescheitert weil die Medikamente so einen verdammten Hunger machen...
Ich habe meinen Partner und mein Haus verloren aber ich habe während der zahlreichen Klinikaufenthalte viele liebe Menschen kennen gelernt. Dafür bin ich dankbar.

Herzliche Grüße, aikido
DieNeue
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Re: Das Gute

Beitrag von DieNeue »

aikido_1987 hat geschrieben: Genauso plagen mich Gedanken was wird wenn die Rente zu Ende ist und ich nicht wieder arbeitsfähig bin.
Dann wirst du bestimmt weiterberentet. Die Gedanken habe ich mir auch immer gemacht, aber es wurde bis jetzt, glaube ich, schon dreimal weiterbewilligt, das letzte Mal sogar für drei Jahre.
Bittchen
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Re: Das Gute

Beitrag von Bittchen »

Hallo liebe Aida,

ich habe sehr lange gebraucht um was Gutes an der depressiven Störung zu finden.
Denn jede Krankheit kann ich sehr schlecht mit was Gutem verbinden.
Aber ja,bei jeder Krankheit, egal ob physisch oder psychisch,sollten wir gute Gründe finden zu kämpfen und weiter machen zu wollen.
Leider tritt ja eine Depression oft noch zusätzlich auf,wenn das Leben sowieso schon sehr schwer ist.
Dafür sorgen negative Ereignisse und ein falscher Umgang mit unseren Kräften.
Das Gute daran ist für mich,dass ich innehalten durfte,(musste)um was verändern zu können.
Gedanklich aber auch praktisch, beim Umgang mit mir selbst.
Heute achte ich mehr auf mich,gönne mir mehr Ruhe,bewege mich aber auch mehr,ernähre mich gesünder usw.
Ich setze mich nicht mehr unter Druck,ob mit Arbeit oder Perfektionismus,das ist vorbei.
Die Depression hat mir die Zeit geschenkt ,das auch umzusetzen,in ganz kleinen Schritten.
Was ich bis heute durch die Depression gelernt habe, ist gut.
Trotzdem hätte ich lieber darauf verzichtet .
Seit sehr vielen Jahren hilft mir immer wieder der Gelassenheitsspruch .

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lebenslöwe
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Re: Das Gute

Beitrag von Lebenslöwe »

Vielleicht ist die Depression
wie ein Rucksack
ein schwerer Rucksack
und fast zu schwer
für zwei Schultern alleine

wie oft hat mich dieser Rucksack gedrückt
zu Boden gezogen
und es mir schwer gemacht
mein Gleichgewicht zu halten
und wie oft
hätte er mich fast
in den Abgrund gezogen
für immer

wie oft habe ich geweint
wie oft habe ich geklagt
und wie oft haben andere gesagt
"der Rucksack ist doch doppelt so groß
wie du"
und das war er
anfangs

aber dann
bin ich an meinem Rucksack gewachsen
ich habe Muskeln bekommen
im Herzen und im Denken
und meine Gefühle wurden stärker
bis es mir zum ersten mal gelang
den Rucksack für kurze Zeit
abzusetzen

der Rucksack hat mir zu schaffen gemacht
und es gibt immer noch Tage
wo mir die Schultern schwer werden
und sich mein Rücken krümmt
aber dann weiß ich
dass ich stark bin

und es werden immer weniger Steine
die ich in meinem Rucksack durch das Leben schleppe
und die wenigen Steine
trage ich immer leichter

früher hatten die Leute Mitleid mit mir
wenn sie gesehen haben
wie sehr mein Rucksack
mich zu Boden drückt

heute staunen sie und fragen:
"wie kannst du denn tanzen
bei dem, was du mit dir herum schleppst?"
und dann lächle ich

dieser Rucksack hat mich Kraft gekostet
aber er hat mir Muskeln geschenkt
er hat mich stärker gemacht
fürs Leben.

:D
GiseEli
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Re: Das Gute

Beitrag von GiseEli »

Ein wunderbares Gedicht :!: :!:

liebe (r) Lebenslöwe.
Merci hierfür.

Ist es aus deiner Feder ?

Grüße GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Lebenslöwe
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Re: Das Gute

Beitrag von Lebenslöwe »

Danke! Und ja, meine Depression = Mein Text. ;-)
GiseEli
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Re: Das Gute

Beitrag von GiseEli »

umso besser, dass es dein eigener Text ist.

Den druck ich mir aus :!:

Tatsache ist ja wirklich, dass Menschen oft viel tragen müssen in ihrem Leben.
Auch die Depression ist ein Päckchen, auch geschnürt aus Schicksalsschlägen und Überforderungen.

Die gesunde und kraftvolle Seite nicht vergessen, fördern, herauslocken lassen, auch via Psychotherapie____das ist sicher ein gesunder Ansatz.

Schönen Sonntag für dich
und alle Anderen

GE
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Emma52
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Re: Das Gute

Beitrag von Emma52 »

Vielen Dank Lebenslöwe, da will ich hin.
Liebe Grüße, Emma
Aida1
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Re: Das Gute

Beitrag von Aida1 »

Hallo zusammen
Aikido,das kann ich dir alles nachfühlen und ich finde die Depression ganz und gar nicht positiv. Sie hindert mich daran mein Leben so zu leben wie ich mir das vorgestellt hatte.
Von der "Konsumgesellschaft" habe ich mich schon vor der Berentung verabschiedet. Für mich war Beruf Broterwerb. Diese Gedanken plagen mich nicht.Ich komme ganz gut zurecht im "social Underground". :-) Gehe viel in Second Hand stöbern.Natürlich kann ich da selten das Perfekte finden aber.ich habe mich schon oft über Dinge gefreut. Ich kann nicht auf alles eingehen,aber bei dir sehe ich Handlungsspielraum.
Und bei der Rente sehe ich es ähnlich wie dieNeue. Warte erst mal ab...
Ja Bittchen,oft kommt vieles zusammen.Wobei ich mich oft gefragt habe,was war zuerst da? Den Gelassenheitsspruch habe ich zum ersten Mal im Forum gelesen und er hat mir auch sehr geholfen. Über den Punkt geschenkte Restlebenszeit muß ich noch mal nachdenken.
Da hab ich nochmal was ;-) Danke
Danke auch an Lebenslöwe für das Gedicht.Ich reise auch mit leichtem Gepäck. In dieser Hinsicht bin ich schon immer stark gewesen...
Meine Steine sind in mir.
Mal sehen ob meine Therapie die herauslocken kann, Giseli.
Was ich versuche ist, dem ganzen irgendetwas Gutes abzugewinnen. Nicht so einfach wenn fast (nicht immer) permanent durch die Depression eingeschränkt ist.
Vielleicht fällt mir (und euch) ja noch was ein?
LG
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
janedoe
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Re: Das Gute

Beitrag von janedoe »

Ich sehe nichts Gutes an der Depression. Sie hindert mich an viel zu vielen. Diese permanente Müdigkeit, die ständig lauernden tiefschwarzen Gedanken, Gefühle, die ich nicht finde und schon gar nicht weitergeben kann, Existenzängste und der Druck, der dahinter steht... ich kann nicht mehr.
Da ist nichts Gutes.
Janedoe
Peter1
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Re: Das Gute

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Die Depression hat aus mir wieder den Menschen gemacht, der ich in grauer Vorzeit einmal war. Von 1982 bis 1984 war ich ein sehr liebevoller Partner, und Vater einer Tochter. Wenn ich nach Hause kam, und meine „Mädels“ sah, fiel der Stress, und der ganze Ärger der Arbeit von mir ab. Ich konnte wunderbar entspannen.
Dann waren die Beiden auf einmal nicht mehr da. Ich war auf ein mal ständig gereizt, immer kurz vor der Explosion, zum Glück nur verbal. An Entspannung war nicht mehr zu denken. Kurze Zeit später fingen die Episoden an, sich auf die Dysthymie drauf zu setzen. Die folgenden Jahre waren nicht besonders schön. Bis ich in die Klinik ging, und die anschließende ambulante Therapie machte, blieb dieser Zustand. Erst jetzt, ein dreiviertel Jahr nach Beginn der Therapie bin ich wieder der alte Peter, fragt meine „Mädels“. Die Depression hat mich dazu gebracht, viel mehr auf mich zu achten, sie hat mich auch stärker gemacht, und sie hat mich dahin gebracht, zu sehen, was für mich im Leben wichtig ist. Die Liebe. Nicht nur zu meiner Partnerin sondern auch zur Natur, und vor Allem zu mir selbst. Wenn das nicht gut ist, was dannj?

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
janedoe
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Re: Das Gute

Beitrag von janedoe »

Ich glaube, dass Du auch ohne die Depression ein guter Mensch warst.
Ohne die Depression wärst Du sicher nicht ganz unten gelandet, was ist also das Gute an der Depression.
Ich will sie nicht. Mich stören die Einschränkungen, die sie mit sich bringt.
Bittchen
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Re: Das Gute

Beitrag von Bittchen »

Liebe Janedoe,

wenn du akut in einer Depression steckst,dann ist es sowieso schwer,
überhaupt was Gutes zu sehen.
Das ist wenigstens bei mir so.
Da habe ich sehr langsam gelernt ,in der kognitiven Verhaltenstherapie ,diese Gedanken umzuformulieren und realistischer zu sehen.
Mein damaliger Therapeut hat mir dabei geholfen.
In meinem Leben sind Verluste und Verletzungen passiert,die ich nur schwer aushalten konnte.
Mein Schicksal konnte ich alleine nicht bewältigen,das habe ich viel zu lange versucht.
Dann habe ich lange gesucht ,bis ich die richtige Hilfe bekam.
Aber ich bin mit meinen schlimmen Erlebnissen nicht alleine auf der Welt,das passiert ganz vielen Menschen.
Verdient habe ich das nicht,wer hat das schon?
Es hat auch Klinikaufenthalte gebraucht,um die Motivation zu finden, immer wieder weiter zu machen.
Es war bei mir ein sehr langer Weg.
Viel Unwissenheit,was ich noch hätte machen können ,damit es mir besser geht.
Da ist in den letzten Jahren viel Aufklärung passiert,nicht zuletzt durch dieses Forum.
Davon habe ich profitiert und gehe heute offen mit der Depression um.
Meiner Familie wollte ich es aber nicht antun ,damit Leben zu müssen, selbst meinen Leben zu beenden.
Obwohl das in jungen Jahren auch passiert ist,wie ich meine erste Familie verloren hatte.
Heute bin ich sehr dankbar,dass ich weiter leben durfte.
Das ist was sehr Gutes,egal wie oder was danach noch weiter passiert ist ,ich bin noch da.
Das ist sehr gut so,vor allen Dingen für mich selbst.
Heute kann ich so einen Satz auch witzig sehen.
Denn es ist ja auch ein schweres Erbe was ich da hinterlassen hätte,wenn es anders gewesen wäre und ich aufgeben hätte.
Schuldgefühle usw.hätten meine Familie belastet,das wollte ich nicht.
Heute lebe ich für mich weiter,weil ich das will und darf das auch genießen.
Den depressiven Gedanken gebe ich keine Macht mehr.
Ich habe auch keine Garantie,dass es so bleibt.
Aber die hat keiner,egal von welcher Krankheit man betroffen ist.
Aber jeden Tag so gestalten ,als wäre es der letzte in meinem Leben,das versuche ich immer wieder.
Da sind immer wieder sehr gute Momente dabei.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
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Re: Das Gute

Beitrag von Katerle »

Hallo Aida,

das ist ein guter Tipp von deinem Freund, an das Gute zu denken. Nur ist das manchmal nicht so einfach, wenn man in einer schweren Krise steckt.
Zu mir ssgte mal ein Arzt: "Es ist nichts so schlecht, dass nicht auch was Gutes dran wäre." Und ich muss sagen, dass macht mich auch heute manchmal noch nachdenklich. Also ich bin da eher geteilter Meinung. Ich konnte gewiss auch Positives abgewinnen während meiner Krankheit, da ich mir für alles Zeit lassen konnte und Ruhe hatte, aber bei manchen Themen kann ich absolut nichts "Gutes" dran erkennen. Werde ich aber auch noch mal in meiner Therapie besprechen, weil es mich bewegt.

@ Lebenslöwe

Sehr ermutigendes Gedicht, danke.

Herzlichst Katerle
Peter1
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Re: Das Gute

Beitrag von Peter1 »

Hallo Janedoe
Bittchens Signum „Jeder Tag ist ein neuer Anfang“ spricht für sich. Schau doch mal 2 oder 3 Tage zurück, was du an diesen Tagen nicht geschafft hast. Versuch es heute noch mal. Wenn es klappt, gut. Wenn es nicht klappt, auch gut, denn du hast es wenigstens versucht, und kannst dich dafür loben. Versuch es morgen noch mal, und übermorgen. Irgendwann kommt dann der Tag, und du schaffst es, und kannst stolz auf dich sein. Wieder ein kleiner Schritt, auf der Depressionsspirale nach oben. Unten auf der Spirale machst du nur ganz kleine Schritte, aber je höher du kommst, um so größer werden sie. Geh einfach los!

Alles Gute und Schöne Peter
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Aida1
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Re: Das Gute

Beitrag von Aida1 »

Hallo zusammen
Peter,also ich weißnicht. Bei dir lese ich es so,daß die Therapie und deine veränderten Lebensumstände eine Besserung bewirkt haben. Die D.hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun.

Für mich hat die D.so viele Aspekte.
Ich habe lange versucht sie mit kognitiven Mitteln zu bekämpfen.Heute bin ich der Ansicht,daß das alleine nicht reicht.
Charles Dickins hat geschrieben:
"Es hilft nichts,die Vergangenheit zurückrufen zu wollen,außer sie wirkt noch in der Gegenwart".

Ich bin zu dem Schluß gekommen,das wenn ich diese Krankheit schon habe und mich schwächt,es wichtig ist,auch die Gesundheit zu stärken. Ähnlich wie bei einer Waagschale.
Dazu gehören u.a. all die Schlagwörter die man in der Therapie so lernt. Und vielleicht schlägt dann ja mal die Waage auf der gesunden Seite mehr aus?!
LG an alle
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
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Bittchen
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Re: Das Gute

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aida,

Körper und Geist gehören immer zusammen.
Darum ist es ja so wichtig mit Stress besser umzugehen.
Stress immer zu vermeiden, geht nach meiner Erfahrung nicht.
Darum sind die Gedanken über die vergangenen oder auch gegenwärtige Lebensumstände so wichtig.
Bei der Vergangenheit können wir nur sagen,"Es ist vorbei und du kannst es nicht mehr ändern."
Die Gegenwart so gestalten zu können,dass auch immer gute Momenta dabei sind ,war mir oft nicht möglich, in meiner depressiven Gedankenwelt.
Alles Sch.... hat meine Gefühlswelt sehr lange beherrscht.
Obwohl es mir äußerlich gar nicht so an materiellen Dingen gefehlt hat,da gab es sehr viele ,die wären sehr dankbar gewesen.
Wenn ich mich nicht auch mich immer danach gerichtet hätte, wo mehr war,hätte ich auch zufrieden sein können.
Vergleichen ist nicht gut für die Seele
Obwohl ich nicht neidisch war,ich konnte und kann gut gönnen.
Mich mit anderen freuen,das ist eine große Ressource von mir.
Aber ich wollte immer besser leben,auch materiell und habe ganz vergessen dabei, zu sehen was ich hatte.

Was Stress bei mir auslöst ,habe ich erst sehr spät erkennen können.
Das ist ja bei jedem Menschen anders,die Anfälligkeit, das Stress schadet ist verschieden.
Es gibt ja auch positiven Stress,Unterforderung ist ja auch nicht gesund.
Stress bauen wir am besten durch Bewegung ab,aber auch durch positive Aktivitäten.
Es hat bei mir sehr lange gedauert,das umsetzen zu können.
Ruhe und Aktivität,da das richtige Maß für mich zu finden,war schwierig.
Darum "Jeder Tag ist ein neuer Anfang",nicht darüber nachdenken,was gestern falsch gelaufen ist und nicht geklappt hat,heute fange ich neu an.
Im "Jetzt" leben ist da sehr hilfreich.
Ich habe sehr viele Maßnahmen zugelassen und auch umgesetzt.
Nicht zuletzt war die Selbsthilfe ein ganz wichtiger Faktor.
Was mir am Ende auch sehr geholfen hat ,da möchte ich nicht näher darauf eingehen.
Trotzdem war das ganze Bündel an Veränderung,Akzeptanz und Erlerntem dann richtig für mich.
Auch meine Lebensumstände haben sich verändert.
Das war in erster Linie mein Mann,der eine Rosskur hinter sich hat,was seine innere Überzeugung
über seine Herkunftsfamilie betrifft.
Es hat mich für sein Fehlverhalten um Verzeihung gebeten,mehrmals.
Das hat das Gift aus unserer Beziehung genommen und lässt langsam die Wunden bei mir heilen.
Heute sehe ich, trotz aller widrigen Umstände,ist es die Liebe ,die uns zusammen gehalten hat.
Auch wenn es oft auf der Kippe stand.
Materiell gesehen, hätte ich auch als geschiedene Frau , recht gut weiter leben können.
Vieles ist sehr lange falsch gelaufen,aber es ist sehr gut,dass ich doch noch den richtigen Weg für mich selbst gefunden habe.
Es gibt kein Rezept ,das für jeden passt.
Es gibt nicht nur den einen Weg,genau wie es verschiedene Gründe gibt,warum wir durch die depressive Störung ausgebremst wurden.
Aber das Gute ist doch,dass wir hier die Möglichkeit haben ,uns auszutauschen und aus jeder geschilderten eigenen Erfahrung,das mit nehmen können,was auf uns passt.
Selbst ,wenn und jemand sehr auf den Senkel geht,kann ich denken "So will ich nicht sein"
das ist doch auch sehr gut."
Dir einen guten Tag und ganz viele Momente,die du auf deinen Konto für guten Gefühle verbuchen kannst.

Liebe Grüße
Bittchen


PS.Denke an deine Signatur, Gary Grant hatte so recht !!!
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Waldbär
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Re: Das Gute

Beitrag von Waldbär »

nur mal ein Zitat von C.G. Jung zur Depression:

"Die Depression ist eine Dame in Schwarz. Klopft sie an deine Tür, so bitte sie herein und höre ihr zu was sie zu sagen hat!"
Aida1
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Re: Das Gute

Beitrag von Aida1 »

Hallo
Bittchen, ich danke dir für dein ausführliches Schreiben. Ich denke auch das es kein einheitliches Rezept gibt. Und ich finde es auch immer wieder hilfreich zu sehen wie andere damit umgehen.
Meine Signatur, ja aber...muss ich da sagen. Das ist der Ist-Stand. Quasi das
"Hier und Jetzt" wie es heißt.
Deine finde ich schon besser und da auch ein "ja aber", erinnert sie mich doch an "Und täglich grüßt das Murmeltier".
Waldbär,der Dame zuhören,sagst du.
Hatte ich glaub ich auch schon mal geschrieben. Mittlerweile habe ich andere Bilder. Wenn ich der immer zugehört hätte...auweia. ich wünschte die würde mal die Klappe halten. Ich glaub der nicht mehr. Muss da oft an Tobi Katze denken:
"Du hast es geschafft,das ich wirklich dachte,dass es nur noch dieses eklige Weingummi gibt, daß das Leben immer so schmecken muss. Fuck, du hattest mich so weit, dass ich gedacht habe, du beschützt mich, indem du mich davon abhältst, irgendetwas zu tun, was mich eine Weile glücklich macht. Weil es ja schiefgehen könnte."
Solche Worte machen einen ganz anderen Blickwinkel,finde ich.
Ich denke ich ändere meine Signatur...
LG
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Bittchen
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Re: Das Gute

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aida,

Tobi Katze ,das Buch"Morgen ist leider auch noch ein Tag"habe ich verschlungen,mehrmals.
Er hat sehr gut die Gedanken und Gefühle geschildert ,die wir ja alle kennen.
Irgendwie hat alles seine Berechtigung,auch die Dame in schwarz hat was zu sagen.
Damit es uns besser gehen kann, ist nach meiner Meinung eine Mischung aus Vielem.
Auch äußere Umstände spielen dabei ein große Rolle.
Erst wie sich bei mir die Lebensumstände verändert haben und ich weniger Sorgen hatte,ging es mir ganz langsam besser.
Auch heute noch habe ich ja noch viele äußerliche Schwierigkeiten,aber der Umgang damit ist anders geworden.
Das ist erst so,weil auch meine Gedanken ernst genommen werden von meiner Familie.
Denn ich bin nicht nur die"Depressive" oder auch noch zusätzlich mit dem Stigma behaftet,suchtkrank zu sein..
Nicht nur mit professionellen Helfern hat sich bei mir was verändert,die waren zwar auch wichtig,wie es mir sehr schlecht ging,aber Wunder vollbringen die auch nicht.
Aber mir selbst helfen zu wollen,mit viel Geduld und kleinen Schritten,war wichtig.
Auch das Ausschleichen der Medikamente war für mich ein guter Schritt,ohne dass ich hier eine Empfehlung geben will,es mir gleich zu tun.
Für mich ist es gut ohne Psychopharmaka leben zu wollen!!!
Serotoninmangel im Gehirn usw,das wird längst so nicht mehr behauptet von Fachleuten.
Auch Prof.Hegerl hat davon Abstand genommen.
Ohne ihn gebe es dieses Forum nicht,dafür bin ich ihm und allen sehr motivierten Fachleuten, die hier dafür sorgen,dass wir uns austauschen können, sehr dankbar.
Der Glaube und die Hoffnung daran,nicht für immer in diesem Zustand bleiben zu müssen,das habe ich mir selbst in vielen Selbsthilfebücher angelesen.
Auch dieses Forum hilft mir immer wieder dabei .
Auch dann wenn ich denke "Nein,so sehe ich das nicht", bringt es mich auch weiter.
Meine Signatur finde ich immer noch sehr gut.
Es ist der Titel eines Buches ,das mich schon 26 Jahre begleitet.
Immer wieder nehme ich es zur Hand,da es auch um meine Suchterkrankung geht.

https://www.amazon.de/Jeder-Tag-ein-neu ... 3453028503" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Was war vorher da,das Huhn oder das Ei?
Das ist immer wieder die Frage für mich,obwohl ich mittlerweile ein relativ von Suchtstoffen befreites Leben führe.
Mehr auf mich zu achten,auch körperlich,dass ist dabei sehr wichtig geworden für mich.
Denn ich bin nicht so belastbar,das ist aber nicht so tragisch,denn langsam komme ich auch zum Ziel.
Das habe ich durch die depressive Störung lernen dürfen.
Das sehe ich als sehr gut an!!!

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Das Gute

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Wenn ich eins durch die Depression gelernt habe, dann, das in Wirklichkeit nicht wir die Schwachen sind, die unter der Störung leiden. Viel mehr sind wir die Starken, die mit der Störung zu leben gelernt haben. Sicher geht alles ein wenig langsamer, aber waren es nicht Stress und Hektik, die uns krank gemacht haben?
Höher, schneller, weiter hat mich schon immer angek.... Warum muss ich besser sein als Andere ? Ich brauche nicht ein dickeres Auto als mein Nachbar. Ich fahre eh mit Bus und Bahn. Ich möchte nur so sein, wie ich es will, und mir nicht meine Ziele von der Allgemeinheit vorschreiben lassen, nur weil jeder meint, er müsse mehr haben als die Anderen. Das Alles habe ich aus der Depression gelernt, und ich bin stolz darauf, zur Einsicht gekommen zu sein

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Welshcorgi
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Re: Das Gute

Beitrag von Welshcorgi »

@Bittchen

Liebe Bittchen,

ich achte Dich sehr und bewundere Deinen Durchhaltewillen. Aber bitte immer richtig zitieren.
Du schreibst: "Serotoninmangel im Gehirn usw,das wird längst so nicht mehr behauptet von Fachleuten.
Auch Prof.Hegerl hat davon Abstand genommen."

Prof. Hegerl hat davon keinen Abstand genommen. Er ist der Meinung, daß es aber noch mehr Dinge in unserem Gehirn sind, die die Depression auslösen.
Zitat Hegerl: "Welche genauen Mechanismen im Gehirn die Depression auslösen, wissen wir noch nicht. Was wir wissen ist, dass die These vom Serotoninmangel viel zu kurz greift. Es sind viele Hirnfunktionen wie beispielsweise die Stresshormon- oder die Wachheitsregulation gestört."

Also, auch wenn Du es gerne hättest. So wie Du schreibst ist es nicht.

Sorry, für meine Pingeligkeit und bitte nicht als Angriff deuten. Ich bin nur allergisch gegen Zitatverdreherei oder -verkürzung. So entstehen schnell unrichtige Fakten und da muss man/frau sehr vorsichtig sein.

Übrigens, ich achte Dich immer noch und Deine individuelle Meinung und Entscheidung. Und mögen tue ich Dich auch :-)

LG Welshcorgi

P.S. Keine Sorge, ich fange jetzt nicht wieder die alte Diskussion zwischen uns an; hat ja eh keinen Zweck und verbraucht nur Engergie die ich nicht habe. Nur hier ist es mir zufällig aufgefallen weil Du den Prof. heute gepostet hattest.
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Das Gute

Beitrag von Aida1 »

Hallo
Peter,schön das du das so für dich erkannt hast.Für mich zeugt das auch von Stärke diesem vermeintlichen Druck Stand halten zu können.
Und damit meine ich nur die materiellen Dinge, sondern auch körperliche,seelische und kognitive Fähigkeiten.
Bittchen,da gebe ich dir Recht mit deinem letzten Absatz "mehr auf mich zu achten"...Oft kommt es darauf an wie man mit seinen Kräften umgeht, aber auch was an Belastungen hinzu kommt. Nicht immer ist man seines eigenen Glückes Schmid. Und wenn.dann noch die Hirnchemie dazu kommt, kann es kniffelig werden.
Mir hat auch die Selbsthilfe gut geholfen. Auch um zu sehen,nein so bin ich nicht.Buber hat gesagt"Der Mensch wird am DU zum ICH." Am Ende der Puzzlearbeit kommt dann hoffentlich ein stimmigrs Bild heraus.
Und mir hilft auch immer zu sehen was ich noch habe,was noch geht.Manchmal muss ich ganz schön tief graben...und manchmal muss ich auch verzichten. Das ist für mich sehr schwer, weil ich es auch anders kenne.
Depression eben.
Für heute gute Nacht
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
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Bittchen
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Re: Das Gute

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aida,

den Satz"Jeder ist seines Glückes Schmied "finde ich total blöd.
Wir haben keinen Einfluss darauf wo und als was wir geboren werden!
Was haben die Menschen die in den schlimmsten Krisengebieten usw für Möglichkeiten ?
Manchmal sind sie trotzdem mit sehr wenig zufriedener ,weil sie es nicht anders kennen.
Da gebe ich dir recht.
Wir kennen beide Seiten und wollen das was wir verloren haben wieder,das ist bei körperlicher Krankheit nicht anders.
Keiner will erkranken und mit Einschränkungen leben,egal wo die Gründe liegen.
Materielle Verluste sind irgendwann zu verkraften.
Aber der Verlust unserer Gesundheit ist schon eine andere Nummer,egal um was für eine Krankheit es sich da handelt.
Darum ist es ja so wichtig nicht die Hoffnung zu verlieren.
Wir können ein anderes Leben finden,die Werte verändern und doch dabei wieder zufrieden und manchmal sogar glücklich sein.
Das wünsche ich uns allen .
Einen guten Sonntag und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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