Ich bin neu hier

[osa]

Ich habe nun schon viele Beiträge in den Foren gelesen und bin ein bisschen enttäuscht, weil soviel „Gejammere“ darunter ist. Jammern gehört natürlich zur Depression. Das weiß ich als Betroffene auch- aber hat es wirklich jemanden geholfen, zu wissen, dass das was er schreibt, von Vielen gelesen wird. Bringt einen das weiter??? Zieht es nicht andere mit runter? Ich habe seit 15 Jahren immer wieder depressive Phasen. Irgendwann tat mir mein Mann leid, weil er sich mein Gejammere anhören musste und was wirklich Substantielles kann man dazu als Angehöriger auch nicht sagen, bzw. als Depressiver kann man ja gar nicht glauben, dass nicht alles schwarz-weiß ist. Ich habe dann damit begonnen, in den depr. Phasen Tagebuch zu schreiben. Jeden Tag alles Schlechte, alle Probleme die mir so in den Sinn kamen. Nach spätestens 14 Tagen habe ich jedes Mal die Nase voll von meinem eigenen Gejammere. Wenn bei mir jetzt der große Weltschmerz ausbricht, ist das für mich ein Frühwarnzeichen, dass es wieder losgeht... Ich habe über die Jahre den Eindruck gewonnen, dass die Depression sich gewissermaßen Gründe zum Jammern sucht, sie sich sozusagen aus den Fingern saugt. Denn objektiv betrachtet gibt es bei mir keinen Grund, in ein so großes schwarzes Loch zu fallen.

Da ich inzwischen die Frühwarnzeichen kenne, kann ich zum Arzt gehen, mein Rezept holen und meinen gewohnten Lebensstil beibehalten. Ich weiß jetzt, dass die Schübe immer wieder kommen und von allein nicht verschwinden. Früher habe ich nach jeder Depression von vorn anfangen müssen- Tagesablauf strukturieren, für Bewegung sorgen, Kontakte aufbauen.

Der regelmäßige Tagesablauf hilft mir sehr. Wenn man routiniert so seinen Haushalt macht, klappt es auch in schlechten Zeiten ganz gut. In guten Zeiten klappt es mit Routine von allein und man kann noch so einiges unternehmen. Für Bewegung sorge ich (als Sportmuffel) indem ich 2x täglich mind. 30 min spazieren gehe, so schnell wie möglich. Als Motivationshilfe dienen mir Besorgungen und ein Blick in den Spiegel. Leider ist die Depression nicht mein einziges gesundheitliches Problem, außerdem bin ich deutlich über 30 Jahre alt. Meine beruflichen Ambitionen habe ich aufgegeben, ich habe versucht, was in meiner Kraft stand. Objektiv betrachtet habe ich keine Chancen, je wieder qualifiziert zu arbeiten. Nun bin ich Hausfrau mit Diplom. Um doch nach außen tätig zu werden (nur Hausfrau finde ich nicht so toll, meine Kinder sind erwachsen) habe ich mir kleine Ehrenämter gesucht.

Was ich hier geschrieben habe soll einfach sagen: mit der Krankheit kann man leben, man muß sich ihr einrichten, man braucht viel Selbstdisziplin. Vieles, was früher ging , geht nicht mehr und vieles, was man noch machen wollte auch nicht.

Ich liebe folgenden Spruch: Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge die wahrhaft größten sind . Romano Guardini

Leute, es ist Frühling

[tomroerich]

Hallo Osa,

sei willkommen hier! Das mit dem Jammern ist hier immer wieder ein Thema- man schwankt zwischen "Das tut niemandem gut" und "Das entlastet". Und so ist es wohl auch wirklich- du bist, wenn ich das so sagen darf, eine Fortgeschrittene nach so vielen Jahren, hast deinen Umgang gefunden mit der Krankheit und hast, wie ich das herauslese, darüber hinaus auch von ihr profitiert in der Weise, dass du gelernt hast, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
Diese Schritte müssen viele hier noch tun, wäre schön, wenn du deine Erfahrungen mit einbringen könntest.

Gruß von

Thomas

[DepriXX]

jeder geht doch anders mit seiner depri um und jeder leidet unter anderen symptomen und das auch noch unterschiedlich stark.
wenn einem selber jammern hilft, dann soll er es doch machen.
vielleicht in einem extra unterforum?

finde es gut, dass du dich soweit im griff hast und mittlerweile damit umgehen kannst.
ich habe immer noch kein medi gefunden, was mir etwas hilft und bin weiter auf der suche.