Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Katerle
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Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr Lieben,

möchte das Thema hier gerne nochmal aufgreifen, um zu erfahren, wie ihr das so seht. Denn Freundschaften spielen auch in der heutigen Zeit doch eine wichtige Rolle, gerade auch wenn Familienangehörige weiter weg leben oder auch viele Beziehungen kaputt gehen.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 14. Aug 2019, 08:02, insgesamt 1-mal geändert.
Bittchen
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katerle,

wie ich eine gute Freundschaft verstehe,das habe ich ganz selten gefunden.
Vertrauen,gegenseitige Hilfe,Verständnis,meistens war ich da die Gebende.
Da habe ich aber auch Glück, seit fast 40 Jahren einen großen Bekanntenkreis zu haben,den ich mir erhalten konnte,auch wenn es da auch blöde Bemerkungen am Anfang gab.
Das wurde schlagartig besser,wie eine gemeinsame Bekannte aus dem Kreis,die nie in professionelle Hilfe angenommen hatte,bei einem schweren depressiven Schub im Pflegeheim landete.
Sie hatte Mann und Sohn durch Suizid verloren,sie hat gemeint sie schafft das alleine und hat ihre depressive Störung nie akzeptiert.
Sie hat sich sehr unter Druck gesetzt und ihre Maske saß fest.
Ich hatte dass schon sehr lange bemerkt,aber auch sehr mit mir selbst zu tun damals.
Ihr jüngerer Sohn ist Psychiater,da sah ich auch keinen Handlungsbedarf.

Aber Freundinnen sind das in dem Sinne nicht,wir sind halt seit Jahrzehnten jeden Monat zusammen und runde Geburtstage werden noch gemeinsam gefeiert.
In unserer Jugend waren das des Öfteren echte feucht fröhliche Feten.
Aber das ist für mich eher Geselligkeit, trotzdem auch wichtig.
Meine beste ,mittlerweile einzige Freundin, ist auch dabei,wir kennen uns schon 46 Jahre.
Sie ist auch die Patentante unserer jüngsten Tochter und hat auch mittlerweile viel Verständnis bei Depressionen.
Sie selbst ist ein sehr positiver Mensch,kann sich zwar schlecht rein denken,aber wenn es mir ganz schlecht geht und ich meinem Kaffeeklatsch absagen will , wenn selbst bei Bekannten manchmal telefonieren nicht geht,dann macht sie das für mich.
Mit ihr kann ich immer telefonieren.
Sie hat in ihrer eigenen Familie einen Bruder und einen Neffen, die an einer depressiven Störung leiden.
Wir sind schon gemeinsam durch dick und dünn gegangen, aber wir hängen auch nicht ständig zusammen.
Obwohl wir früher auch mit unseren Familie gemeinsam in Urlaub gefahren sind.
Wenn es eng wird sind wir aber gegenseitig immer für einander da.
Auch jetzt gibt ihr Mann als Architekt sein Bestes.
Er hat uns bei Endscheidungen, unser beschädigtes Haus betreffend, schon sehr unterstützt.
Unsere Männer sind Jugendfreunde und unsere Kinder kennen sich auch gut.
Es passt einfach und da bin ich sehr froh drüber.
Einmal im Monat sehen wir uns,wenn es mir einigermaßen geht ,versuche ich immer dabei zu sein.
Am Donnerstag grillen wir wieder mit 12 Frauen bei einer Bekannten.
Wenn wir was Wichtiges auf dem Herzen haben, können wir uns jederzeit spontan gegenseitig besuchen.
Da braucht es keine Verabredung.
Sie ist für mich ein ganz wichtiger Mensch und ich bewundere oft ihre lockere Art.
Das hat für mich nichts mit der heutigen Zeit zu tun,Freundschaft war schon immer wichtig.
Manchmal kann auch in der Familie sehr viel Vertrauen sein,was auch Freundschaft ersätzen kann.
Das sehe ich bei meiner Töchtern,die sprechen zuerst mit ihren Schwestern,obwohl sie viele Freunde haben.
Alle drei haben eine sehr gute Freundin, schon aus der Schulzeit,da herrscht auch ein sehr enges Verhältnis.
Manchmal tauchen die "Mädels" auch bei uns auf,da weiß auch jede wann das geht,weil ich solche Überraschungen nur haben kann,wenn es mir gut geht.

Nicht die Masse macht es,sondern die Qualität macht die Freundschaft aus liebe Katerle !!!

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Mein bester Freund war eine Frau !
Sie war immer für mich da,wenn ich als Kind jemanden zum trösten brauchte. Ihr konnte ich blind vertrauen, ihr von meinen Sorgen, meinen Gefühlen erzählen. Ich habe sie nie als Frau gesehen, „immer nur“ als Freund. Wenn wir uns auch ab und zu aus den Augen verloren, ich brauchte nur an zu rufen, und sie war da, mein ganzes Leben lang. Ich kann nicht sagen wann, aber aus der Freundschaft wurde irgendwann Liebe. Ich bin dem Schicksal so unendlich dankbar, das ich diesen „für mich“ so wertvollen Menschen kennen lernen durfte. Barbara !

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

Vielen Dank Peter, das liest sich ja sehr schön von Barbara und ich freue mich echt für dich, einen so wertvollen Menschen kennengelernt zu haben.

Auch lieben Dank an dich Bittchen,

mir waren Freundschaften auch immer sehr wichtig und besonders in meiner Schulzeit hatte ich zwei beste Freundinnen, eine in der vierten und eine ab der neunten Klasse ca. Wir waren füreinander da, auch wenn ich von schwerwiegenden Erfahrungen lieber nichts erzählte, weil mir ja sehr frühzeitig streng verboten wurde, was zu sagen und ich ja auch unter schweren Schuld- und Schamgefühlen zu leiden hatte... Ausserdem war ich ja auch eine gute Meisterin im Verdrängen und war immer zum Lachen aufgelegt, manchmal kamen mir aber auch mal Tränen... Hatte beizeiten gelernt, mich immer "stark" zu zeigen...
Ich habe eigentlich auch einen großen Bekanntenkreis und von einigen kamen auch blöde Bemerkungen und von denen hatte ich mich dann lieber distanziert.
Freut mich aber auch für dich, dass du einen großen Bekanntenkreis hast, Bittchen. Geselligkeit ja, aber für mich wäre das allerdings nichts, mich solange und so oft mit Leuten zu umgeben, die eigentlich keine Freundinnen sind. Wenns aber für dich so i. O. ist, dann ist es okay.
Als wir jünger waren, wurde bei uns auch mehr zusammengesessen und auch mal gefeiert, war ja auch irgendwo schön.
Jedenfalls, die eine Freundin meldet sich nie bei mir, wenn ich aber den Anfang mache, dann sprechen wir auch miteinander/telefonieren. Habe ihr das auch schonmal ehrlich gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn sie auch mal den Anfang machen würde. Wir hatten damals auch eine tolle Zeit miteinander gehabt in unserer Jugend. Sie hatte mir auch schon desöfteren versprochen, dass wir uns mal wieder sehen werden... (Darauf warte ich heute noch). Naja ich lasse es mal so weiterlaufen, wie es eben ist. Sie wohnt halt auch weiter weg und hat auch Kinder/Enkel Mutter und Geschwister. Mit einem Brudervon ihr schreibe ich mich allerdings heute noch hin- und wieder.
Meine andere ehemalige Schulfreundin möchte sich jetzt bald mal wieder mit mir treffen und das klappt auch ganz gut bei uns mit der gegenseitigen Absprache usw. Aber wir telefonieren nicht weiter. Freue mich trotzdem, dass wir uns wiedersehen.

Ist doch schön, dass deine langjährige Freundin und du füreinander da seid, wenns brenzlig wird und ihr auch telefoniert. Man muss ja auch nicht ständig zusammenhängen.

Ich vermisse halt das eher, dass meine Freundinnen für mich da sind, wenn ich sie mal bräuchte. Naja, das liegt wohl auch an mir, dass ich schlecht meine Freunde um Hilfe bitten kann, wenn es mir schlecht geht. War ich halt eher die Hilfegebende damals... Habe ja noch eine weitere langjährige Freundin und wir sind uns näher. Ich glaube, wenn ich was sagen würde, dann würde sie mir auch helfen.

Dann habe ich noch jemanden aus meinem Freundeskreis, auch aus der Schulzeit, der mich noch heute sehr wertschätzt und auch mal für mich da ist, wenn ich mal mein Herz ausschütten möchte und das ist doch auch ein ganz tolles Gefühl, so einen Menschen an seiner Seite zu haben... (Bin ich wohl doch nicht ganz so einsam, wie ich denke?)

Und ansonsten habe ich ja noch meinen M. und meine Kinder in meiner Nähe, zu denen ich einen guten Draht habe.

Heute freue ich mich jedenfalls, dass mein S. wieder etwas Zeit für mich hat und das ist auch sehr wertvoll für mich.

Wünsche euch einen angenehmen Tag mit ein paar schönen Momenten,

Herzliche Grüße
Katerle
Bittchen
Beiträge: 5430
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katerle,

ich bin sehr vorsichtig geworden, jemanden meine Freundin zu nennen.
Da habe ich auch einige Enttäuschungen hinter mir.
Doch ich habe auch Bekanntschaften aus neuerer Zeit, die wertvoll für mich sind.
Es wechselt auch immer Mal,aus früheren Zeiten habe ich auch noch andere Kontakte,die sich mit der Zeit verändert haben,aber wenn wir uns sehen, ist da auch immer Freude dabei.
Selbst nach Jahren,da schütte ich aber nicht mein Herz aus.
Hilfe durch Freunde ist eher selten,auch bei mir,da zähle ich eher auf die engste Familie, wenn es ans Eingemachte geht.
Da geht es mir wie dir.
Da ich mittlerweile offen mit der depressiven Störung umgehe,wissen auch Bekannte
"Es ist wieder Mal zu weit"wenn ich mich von größeren Treffen zurück ziehe.
Wenn es mir länger gut geht,hoffen sie auch mit mir,dass es für immer vorbei ist und keiner spricht mich mehr darauf an.
Wenn ich dann wieder Mal im Jammertal lande,sind sie oft überrascht,weil ich "normal"gesellig und gesprächig bin.
In einer Krise verstumme ich,nur hier schreiben geht dann noch besser.

Es hört sich vielleicht abgedroschen an,aber mein Mann ist auch mein bester Freund.
Heute können wir über Alles reden und seine Sichtweise ist mir sehr wichtig.
Allerdings widerspreche ich auch und meist kommen wir dann doch auf einen gemeinsamen Nenner,meist meinen,lach.
Heute sind wir auf Augenhöhe und ich lasse mir nichts vorschreiben,dazu bin ich zu emanzipiert.
Das war nicht immer so,aber wir haben uns zusammengerauft,weil wir zusammen bleiben wollten.
Wichtig ist für uns beide eine gewisse Unabhängigkeit und auch verschiedene Freunde.
Da meine ich nicht offene Beziehung oder so,da sind wir sehr traditionell.
Er geht auch zu seinen Treffen mit Schulfreunden/innen ohne mich.
Das schon seit sehr vielen Jahren,auch wie er noch berufstätig war.
Das finden wir gut,da haben wir Gesprächsstoff,wenn wir uns gegenseitig was darüber erzählen können.
Freundschaften wandeln sich,wenn man Glück hat dann bleiben sie sehr lange bestehen,aber neue Menschen kennen lernen finde ich auch gut.
Da bleibe ich offen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Wesley
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Wesley »

Eine kurze aber sehr schwere Frage.
Ein Bekannter von mir (kein Freund), welchen ich über 40 Jahre kannte, erzählte mir immer wie viele Freunde er habe.
Als wir ihn letztes Jahr zu Grabe trugen, waren im Geleit seine Vermieterin, ein Kumpel von mir, und ich mit meinem Freund.
Ich lasse dies einfach mal so stehen.

Was sind für mich „Freunde“?
Ganz ehrlich?.... ich weiß es nicht!
Viele die ich für sehr gute Freunde hielt, sind es leider nicht.
Einer von ihnen hat mich (indirekt) sogar in diese Depression gebracht, er weiß es nur nicht.

Dann Sven, ein junger Mann im Hause kenn ich schon als Baby.
Er ist immer da wenn ich ihn brauche. Hilft wo er nur kann.
Ist er ein Freund?

Ansonsten gebe ich Bittchen recht,
wie abgedroschen es klingen mag, aber mein bester (einziger?) Freund ist wohl mein Lebenspartner.

Liebe Grüße
Wes
live long and prosper
Jani1990
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Jani1990 »

Ich habe eigentlich nur einen richtigen Freund(war gestern auch wieder bei mir weil er sich von seiner Freundin getrennt hat und somit auch gerade eine schwere Zeit durchmacht) ich kenne ihn seit der 5 Klasse, also fast 20 Jahre. Ich denke ich kann ohne Probleme behaupten das diese Freundschaft wohl noch sehr lange währen wird...vielleicht auch bis zum Tod. Ich kann mich glücklich schätzen so eine Person kennengelernt zu haben...viele haben nicht soviel glück. Alle meine anderen "Freunde" sind mehr Bekannte mit denen man mal was trinken geht oder einen Spieleabend macht, außer einen, der hat auch schon das potenzial ein enger Freund zu werden.

Aber um deine eigentliche Frage zu beantworten: Eine gute Freundschaft macht für mich immer aus für den anderen da zu seien. Geht nichtmal so sehr darum die gleichen Hobbys zu haben, wenn man miteinander über alles reden kann und sich unterstüzt, hat man wie ich finde eine wahre Freundschaft erreicht.
GiseEli
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von GiseEli »

Hi miteinander.

Interessanter Wesley_Beitrag. :) ;)

Das ist sehr traurig, was du erzählst, ein Mensch, der erzählt über seine vielfältigen Freunde, und dann stehen gerade mal 3 Menschen an seinem Grab.
Aber da musst du den doch auch nicht so gut gekannt haben, wenn du das nicht bemerkt hast.

Allerdings meine ich ganz grundsätzlich nicht, dass die Anzahl der Menschen am Grab über wahre und gute Beziehungen und Freundschaften entscheiden.
Nirgendwo wird mehr gelogen als vor Gericht und bei Bestattungen.

Viele wohnen ja auch woanders, in anderen Ländern, je nach Familie und Biographie....und trotzdem können auch so gute Freundschaften aufrecht erhalten werden.
Und es gibt viele Menschen, die so alt wurden, dass ganz Viele längst nicht mehr leben, und deswegen nicht zur Bestattung kommen können.



Ansonsten gebe ich Bittchen recht,
wie abgedroschen es klingen mag, aber mein bester (einziger?) Freund ist wohl mein Lebenspartner.

Hmmh, und boah..... da denke ich nur an totale Bedürfnis_Überforderung einer Ehe/einer Beziehung.

Ich meine auch immer, die Beziehungen, egal welche, nicht dauernd zu überfordern.....Spielraum in Freundschaften zu lassen.
In dem Sinne _ nicht IMMER muss der Freund sofort alle meine Bedürfnisse erfüllen.

Allerdings habe ich es selber sehr mit dem Gleichgewicht, also auf lange Jahre gesehen.
Wenn das Geben und Nehmen und die Achtung und der gegenseitge Respekt und das sich Bemühen um die Beziehung ins offensichtliche Ungleichgewicht gerät, und auch Gespräche daran nichts mehr ändern.


Dann nichts wie weg.

Nichts ist im Leben destruktiver als ungute Beziehungen.

GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Christiane1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Katerle,

ich musste lange überlegen, eigentlich weiss ich es nicht.
Vielleicht Vertrauen, und so ein Herzensding. Ich denke gerade an bestimmte Menschen und hab sie einfach sehr gern. Mit anderen könnte ich auch gar nicht in Kontakt sein.

Liebe Grüsse
Christiane
GiseEli
Beiträge: 396
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von GiseEli »

Hi lieber Jani...


Jani1990 hat geschrieben:Ich denke ich kann ohne Probleme behaupten das diese Freundschaft wohl noch sehr lange währen wird...vielleicht auch bis zum Tod.
Es ist so wunderbar, wenn wir denken und fühlen können, DIESE, genau DIESE Freundschaft währt ewig, dauert bis zum Tod.
Zeigt es soviel Vertrauen, Liebe, Verständnis.

Wunderbar, wäre , im Leben alles Gute ewig.

Meine eigene Erfahrung als ü60 ist, jahrzehnte lange gute Freundschaften, berufliche Beziehungen, nachbarschaftliche Beziehunge sind DOCH einem enormen Wandel
unterworfen.

Und des Öfteren können wir gar nichts an der Veränderung oder gar der Beendigung machen.

Das Leben ist in allen Beziehungen, ob wir es wollen oder auch nicht, in einem andauernden Fluss und in andauernder Veränderung.

Das empfinde ich für mich als das Schwerste im Leben. Wie komme ich denn mit den andauernden Veränderungen und dem Fluss des Lebens klar.

Soweit meine Gedanken für diesen interessanten Thread.

G.E.
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
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Franz Kafka
Christiane1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Christiane1 »

Also wenn an meinem Grab mal drei Leute stehen, bekomme ich das ja nicht mehr mit und
diese drei Leute waren wahrscheinlich wirklich Freunde.

Noch leben wir aber und dürfen auf ewig hoffen, und wenn es schiefgeht, na und.
Niemand soll all meine Bedürfnisse befriedigen, das ist der Tod jeder Freundschaft.

Christiane
GiseEli
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von GiseEli »

Christiane1 hat geschrieben:Also wenn an meinem Grab mal drei Leute stehen, bekomme ich das ja nicht mehr mit und
diese drei Leute waren wahrscheinlich wirklich Freunde.
ODER

Der Bevollmächtigte , der Friedhofsbeauftragte, der für die Urnenbeisetzung zuständig ist, und vielleicht der Pfarrer :?: :?: :?: :?: :?: :?:

:oops: :lol: :lol:
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Franz Kafka
Christiane1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Christiane1 »

Genau.
Und eine lacht im Hintergrund und freut sich einen Ast ab.
GiseEli
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Registriert: 9. Sep 2018, 11:20

Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von GiseEli »

Christiane1 hat geschrieben:Genau.
Und eine lacht im Hintergrund und freut sich einen Ast ab.
ABER ABER

CHRISTIANE1 ist noch nicht gestorben, weder im realen Leben noch im Forum. ;) :)

Warum so empfindlich :?:

Ist es doch tatsächlich ernsthaft und eine gute Überlegung WERT, dass Einem doch alles tatsächlich sehr egal sein kann, WER an meinem / seinem/ ihrem Grab steht oder auch nicht.
Das merken wir doch alle nicht mehr.

Tatsächlich zählt doch nur , was haben wir Menschen im Leben füreinander getan, NICHT DAS, was ich aufs Grab lege, oder welche tollen geschliffenen Grabreden gehalten werden.

Ist also der Freund im Leben wirklich der Beste gewesen, der große Sträuße und tolle Reden hinlegt, ebenso bei verstorbenen Ehepartnern.
Nirgendwo wird mehr gelogen.


Es ist tatsächlich ein Thema, das mich durchaus beschäftigt.


Und mal ganz allgemein in die Runde_____ich schreibe hier nur noch selten im Forum.
Und ich sitze hier nicht dauernd hämisch und bösartig vor dem PC und gucke nur, wo ich Jemandem eins reinwürgen könne oder Menschen verletzen könne.
Wie ich doch mal ab und an hier unterstellt bekomme.


Lasst es euch gut gehen.
Und ich wünsche von Herzen, der Thread bleibt beim Thema.


GE
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Schönes zu erkennen,
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Franz Kafka
Christiane1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Christiane1 »

Das beschäftigt nicht nur dich, deshalb war auch die Frage, was für uns eine gute Freundschaft ausmacht. Von dir kam lediglich, was sie nicht ausmacht und das darf man auch mal kritisieren, oder etwa nicht?

Und wenn ich dich verletzt habe, tut es mir leid. Hämisch fand ich bisher andere Dinge hier und die kamen nicht von mir.

Christiane
Wesley
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Wesley »

GiseEli hat geschrieben: Aber da musst du den doch auch nicht so gut gekannt haben, wenn du das nicht bemerkt hast.
Nun ich weiß nicht wie gut man einen Menschen über 40 Jahren hinweg kennt.
Er hat mich mal, als ich als Jugendlicher auf der Straße saß, bei sich aufgenommen, wenn auch aus niederen Beweggründen.
Wir waren eine kleine Gruppe, die viel Unterwegs war und nix hat anbrennen lassen :-).
Des Weiteren war ich als alleiniger Bevollmächtigter eingetragen in allen Sachen der persönlichen und geschäftlichen Belange, auch über den Tod hinaus. Wie gut muss man einen kennen, um diesen Schritt zu gehen.

Was ich mit meinem Post ausdrücken wollte ist die Einsicht, auch wenn jemand glaubt (oder bewusst behauptet) Freunde zu haben, so muss dies noch lange nicht so sein.

Und ein „Freund“ der nicht mal zur Beerdigung kommt, auf keine Trauerkarte antwortet usw. ist in meinen Augen eben kein Freund gewesen.

"Dem Freunde aber, sagt man, muß man um seiner selbst willen das Gute wünschen."
„Aristoteles“

Grüßle
Wes
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Aurelia Belinda
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Katerle, Liebe Mitleser,
Für mich macht Freundschaft aus,
NICHT NUR das Geben und nehmen.
Wie es oft erwähnt u. Erwartet wird.
Klar sollte es etwas ausgewogen sein,
Nur geben, genauso wie nur nehmen, führt auf Dauer schon zu Frust.
Aber ich möchte nicht ständig zählen müssen, wie oft hat meine Freundin a.gerufen.....bin ich jetzt wieder dran... So war ich nie, und ist mir zu anstrengend. Wenn man auf einer Wellenlänge ist, die Chemie, Interessen passen, ergibt sich bei INTERESSE am anderen automatisch mehr, und es kann gute Freundschaft draus werden.
VERTRAUEN wie Bittchen sagt, steht da bei mir auch oben, was ich jemand im Vertrauen erzähle, Sorgen oder Ereignisse auf die ich nicht stolz bin, sollte nicht gleich an die große Glocke gehängt werden.
Also im Prinzip, VERTRAUEN und INTERESSE.
Gemeinsame Interessen, ähnliche Ansichten sind auch ein Vorteil, aber kein Muss.
Ich hatte als Kind, oder im Teenie Alter viele Freunde, später dann wenige gute, lernte gern neue Menschen kennen.
Durch die verschiedenen Biographien wie GiseEli es richtig sagt, hat sich manches geändert, ( Umzug ) weit weg etc. Und verflüchtigt.
Manches ist über Telefon, Briefe bestehen geblieben.
Eine Freundin aus der Ausbildung mit der gab ich seit 20 J. Kontakt über Brief, mal Skipe ( ist aber nicht so meins ) dann viele Mails, jetzt WhatsApp.
In der Jugendzeit hatte ich viele flüchtige Freunde, so zum Verabreden und Ausgehen....
Später hatte ich mich zurück gezogen, vermutlich ab der Depression.
Da hatte ich meinen Mann, ( mein Lieblings Ansprechpartner, grins ),
Und eine sehr gute Freundin, mit der ich so alles beredet habe, Ausflüge oder shoppen gewesen bin, diese Freundschaft hielt sehr lange. Wir hatten viel Spass.
Konnten auf Anhieb sehr gut miteinander.
Auch haben wir mit ihrer Familie sehr viele Unternehmungen gemacht. Waren schwimmen, Stadtbesuche,Kino, und und.
Oder einfach privat zusammen gehockt. Wir hatten uns in einer Maßnahme vom AA kennen gelernt. Sie war neu in der Stadt. Sind aus einem anderen Bundesland hierher gezogen....
Diese sehr gute Freundschaft habe ich nach und nach vernachlässigt.
Aus heutiger Sicht ein Fehler, sie ist mir aber nicht mehr böse, wir sehen uns beim einkaufen oder so, sprechen nett, und sogar zum Kaffee waren wir wieder eingeladen.
Ich konnte damals nicht anders, Ich war völlig überfordert mit meinen Krankheiten, ich konnte zwar mit ihr gut reden, aber ich wollte irgendwann nix mehr erklären, ich hätte es ja selbst noch nicht begriffen, was da mit mir los ist oder war.
Habe dann immer weniger den Kontakt gesucht,bis zum Stillstand hat es aber lange gedauert.
Seither lebten wir ziemlich zurück gezogen, viele Bekannte ja, mal hier Grillen, Essen gehen mit guten Arbeitskollegen, das war alles noch.
Geburtstagsfeier, Feste bei Verwandten.

Heute ist da nichts mehr.
Keine Kontakte.
Aus der Not heraus dann vor Jahren die SHG, da sind sehr nette Kontakte entstanden. Aber, wieder habe ich das Gefühl nicht ständig mithalten zu können.

Jetzt bin ich abgeschweift.
Also nochmal, eine gute Freundschaft besteht bei mir aus gegenseitiger Interesse, Vertrauen, Unterstützung,
Und da meine ich nicht die “tatkräftige Unterstützung“ sondern eher die moralische, die mir sehr viel mehr wert ist. Ich höre sehr gerne zu, möchte aber auch erzählen.

“Gute Freunde sind wie Diamanten,
WERTVOLL, SELTEN UND EINZIGARTIG!!“
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Katerle
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr Lieben,

ersteinmal herzlichen Dank für die zahlreichen Antworten. (Bittchen Wesley, Jani,GiseEli,Christiane, Aurelia) Ich werde versuchen, noch zu jedem was dazu zu schreiben, aber seid mir bitte nicht böse, wenn ich das heute nicht mehr alles schaffe... Ganz liebe Grüße Katerle.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

@ Bittchen

Freue mich sehr für euch, dass ihr euch heute besser versteht und auch besser miteinander reden könnt und interessant auch, dass dein Mann auch dein bester Freund ist.

@ Wesley

Das ist sehr sehr traurig mit dem Freund...

@ Jani

Auch das ist ganz interssant, was du schreibst und da kannst du dich wirklich sehr glücklich schätzen, so einen Freund zu haben.
Ich habe ja auch so jemanden schon sehr viele Jahre, aber er ist jobmäßig sehr eingespannt und hat wenig Zeit...

@ GiseEli

Das ist auch wahr, was du schreibst, danke...

@ Christiane

Ja Vertrauen finde ich auch wichtig, ebenso Offenheit und Ehrlichkeit. Ein guter Freund begleitet dich auch in schweren Zeiten.

"Reich sind die, die wahre Freunde haben" von Thomas Fuller

Und Freundschaft ist ein wertvolles Geschenk und ein Band, dass nie zerreißt.

@ Aurelia

Auch sehr interessant zu lesen dein Beitrag, danke.
Peter1
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ein wahrer Freund achtet beim geben und nehmen nicht auf die Ausgeglichenen Konten, sondern ist da, wenn ich ihn brauche. Er zählt nicht meine Anrufe oder Briefe der letzten Jahre, oder sagt „ach schon wieder soll ich helfen“. Er ist einfach da ! Von solchen Menschen durfte ich zwei Stück kennen lernen. Carola und Barbara. Sicher habe ich auch den Einen oder Anderen Menschen schon mal als Freund bezeichnet, wurde aber sehr oft enttäuscht. Richtige Freundschaft ist für mich wie Liebe, nur eben platonisch.

Alles Liebe und Gute Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

Genau Peter.
Wenn man verzweifelt oder traurig ist, dann ist es einfach schön, wenn dein Freund für dich da ist und dir zuhört und ein offenes Ohr für dich hat ohne dich zu unterbrechen und von seinen Problemen erzählt. LG
GiseEli
Beiträge: 396
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen miteinander,

lieber Wesley,
Danke, dass du näher ausgeführt hast , wie das war bei dem Mann, wo Niemand / oder kaum Jemand ans Grab gekommen ist, er selber aber immer davon überzeugt gewesen ist, gute Freunde zu haben.

Es ist traurig, was du schreibst, dass der eine Freund auf gar nichts reagiert hatte.
Aber vielleicht ist es dem selber schlecht gegangen, und er hatte Depressionen.
Manche können dann nicht schreiben, nicht telefonieren und erst recht nicht an einer Beerdigung teilnehmen.

Wahrscheinlich empfinden Menschen "Freundschaft als sehr unterschiedlich". Wo der Eine vielleicht nur von Bekanntschaft oder guter Nachbarschaft spricht, ist das für einen Anderen schon eine richtig gute Freundschaft.
Jeder hat ein anderes Nähe-Empfinden.

Wichtig scheint mir, auch für mich selber, ein kleines Netz von unterschiedlichen ganz guten Kontakten zu haben.
Nachbarn, Berufskollegen (bei mir nicht mehr), Freunde, auch meine guten Ärzte gehören dazu.
Die wirklich für mich da sind und sehr fürsorglich sind.

In meinem eigenen Thread habe ich in einem Beitrag vom 13.8. darüber berichtet, was für mich eine gute Freundschaft ausmacht. DAS wollte ich hier nicht erneut gebetsmühlenartig wiedergeben.
Mach ich jetzt doch rudimentär: für mich ist auch sehr wichtig, miteinander lachen können, und Spaß haben. Ebenso gut zuhören können, das hast du, Aurelia, glaube ich auch gesagt.
Ebenso wünsche ich mir, dass mir selber ganz gut zugehört wird.
Auch finde ich es gut, wenn man sich gegenseitig aufbaut und ehrlich Mut zuspricht, wenn man ganz unten ist.
Und auch mal von sich aus Hilfe anbieten, wenn man ganz unten ist.
Und natürlich ganz ganz wichtig, einfach schöne gemeinsame Unternehmungen.

Vor 19 Jahren habe ich in einer Reha X kennengelernt, der jetzt schon lange in Berlin lebt. Wir haben immer Kontakt gehalten, eben weil wir auch Beide ja Depressionen kennen, und uns da ganz gut austauschen können. Aber eben nicht nur.
Seit Jahren kommt er regelmäßig in meine Stadt, um seine schwulen Freunde zu besuchen, und dann treffen wir uns auch.
So hatten wir diese Tage miteinander einen richtig schönen Tag im mittelalterlichen Kern bei herrlichem Frühstück und Spaziergang durch die Gassen meines Stadtteiles.
Diesmal hat er mir einen wunderschönen großen Blumenstrauß überreicht.
Aber nach 3 bis 4 Stunden ist dann wirklich immer genug.
Und trotzdem schätzen wir unseren Kontakt.

Na, ja, das meine ich mit vielfältigem Kontakt......

Eine Freundin meiner verstorbenen Freundin Y, die hat zeitlebens alleine gelebt und ist kinderlos.
Mit 50 hat sie eine schwere Psychose bekommen, war lange stationär, nimmt auch Medis, hat lange Einzeltherapie gemacht, kommt recht gut klar.
Und genau diese für mich eher Bekannte, ist mir ein Vorbild, wie man Beziehungen gestaltet und pflegt.
Sie sagte mal zu mir, sie lege das nicht auf die Goldwaage, wer sich wie oft meldet, oder ob sie mal öfters anruft.......und das imponiert mir wirklich. Da kann ich noch was lernen.
Und sie hat wirklich vielfältige Kontakte, auch in andere Städte oder Länder, und geht ab und an mal diese Kontakte besuchen.
Auch das imponiert mir irgendwie.
Die macht das ganz gut mit der Beziehungspflege.

Für mich ist der Kontakt etwas zu oberflächlich mit ihr , man kann nicht so tief gehen mir ihr im Gespräch, so wie ich es mit anderen Freundinnen kenne.
Da scheint auch das Antipsychotikum durchaus dran schuld sein, in einem anderen Thread von riverflow war ja das Thema der "Gefühlsverflachung" durch Medikamente.

Und trotzdem gucke ich mir was von ihr ab. Jawoll und das gerne.

Ich empfinde es also in Freundschaften auch schön, was voneinander lernen zu können.

Dann freue ich mich auch immer in meinen Kontakten, wenn die nicht abbrechen, nur weil man mal sakrisch sauer aufeinander gewesen ist.
Was unter Ehepaaren manchmal an der Tagesordnung, wird bei der besten Freundin schnell zum Grund für einen Bruch.
Da wird gerne mit zweierlei Beziehungs_Maß gemessen.

Soweit mal meine Überlegungen.
Katerle, DANKE, dass du diesen Thread eröffnet hast.

Schöne Morgengrüße an alle
Kommt gut durch diesen TAG
GE
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Katerle und alle,

ich wünsche mir nur eines:
Dass meine Leute gesund bleiben und ich sie noch viele Jahre habe. Wir kommen alle ins Alter jetzt, wo die Wehwehchen losgehen und sich gleichzeitig die Prioritäten verschieben bei jedem eigentlich. Ich hatte bedingt durch meinen Depressionsausbruch mit Mitte vierzig lange Zeit das Gefühl allein zu sein, was ausser dem klassischem Krankheitssymptom auch eine grosse Angst vor Verlusten war, es war für mich unvorstellbar, dass überhaupt jemand mich aushalten könnte.

Wenn man früh lernt, dass man bei Schwierigkeiten alleingelassen wird, wird man misstrauischer und vorsichtiger. Ich erlebte keine grundlegende Wesensveränderung bei mir, eher war so eine Art Nacktheit da, man steht pur herum und der ganze über Jahrzehnte aufgebaute Selbstschutz verfliegt im Wind. Das verbesserte aber auch die Sicht im Nachhinein.
Ich könnte mir kaum vorstellen, ständig zu bewerten oder bewertet zu werden in freundschaftlichen Beziehungen, das wäre ein NoGo für mich, aber jedem das Seine.

Diskretion und Respekt spielen für mich auch eine Rolle. Was nützt es mir, wenn ich zehn Freundinnen habe und mit denen reihum telefoniere oder mal "Schön was unternehme", wenn
hintenrum gelabert wird. Ich weiss jetzt zum Beispiel nicht, ob und welche Medikamente
jemand nimmt und ob das Einfluss hat auf die Intensität meiner Kontakte, mir ist das auch völlig wurscht. Wie anstrengend muss das sein so diffizil die eigenen Empfindlichkeiten zu pflegen.

Es ist ein schöner thread, Katerle, ich klinke mich aber mal aus jetzt.

Viele liebe Grüsse
Christiane
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von Katerle »

Danke GiseEli und Christiane, dass ich mit diesem Thread auch euren Geschmack getroffen habe. :)
lach...
Heute fühle ich mich auch nicht so erschöpft wie gestern und kann auch besser lesen. Also hatte es mir gestern geholfen, meinem Ruhebedürfnis nachzugehen (nach meinen Terminen).

@ GiseEli

Kann auch bestätigen, dass es es vielleicht anderen auch nicht gut geht, wenn sie nicht mit zur Beerdigung kommen usw.

Und stimmt auch, dass Freundschaft halt auch unterschiedlich empfunden wird und das hängt wohl auch mit der Erwartungshaltung eines jeden zusammen.

Freut mich für dich, dass du so ein Netz von guten Kontakten hast, die wirklich für dich da sind und auch fürsorglich.

Lachen ist für mich auch wichtig und mal Spaß haben, aber auch, dass mal jemand zuhört oder was du noch geschrieben hast, sich gegenseitig aufbaut und Mut zuspricht und auch mal Von sich aus Hilfe anbieten, wenn man ganz unten ist. Gemeinsame Unternehmungen ist ja auch mal was tolles. Das ist ja ganz toll bei dir mit diesem Kontakt aus der Reha...

Ich sag mal, wenn sich Freunde ab und zu mal melden, das würde mich schon sehr freuen. Aber wenn sich so keiner mal meldet oder schreibt, dann macht mich das auch irgendwo bedenklich... Ich erwarte ja nicht, dass jemand rund um die Uhr für mich da ist.

Ja, voneinader lernen ist auch ganz schön und das nicht nur in Freundschaften.

Auch wenn sich meine langjährigen Freunde kaum mal melden, habe ich diese Kontakte nie abgebrochen oder wir. Ich werde das mal so weiterlaufen lassen und sehen, was passiert...

@ Christiane

Gesundheit wünsche ich mir auch für meine Lieben.
Und kann auch deine große Angst vor Verlusten nachvollziehen...

Das ist auch sehr wahr mit dem misstrauisch und vorsichtig werden, wenn man frühzeitig gelernt hat alleingelassen zu werden bei Schwierigkeiten...

Stimmt, auf die Menge der Freunde kommt es auch nicht an.

"Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie."

Wilhelm Busch

Herzlichst Katerle
undansonsten
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Re: Was macht für euch eine gute Freundschaft aus?

Beitrag von undansonsten »

Schöner thread! Danke.

Ich hatte in der Vergangenheit mehrere (wie ich dachte) tiefe Freundschaften, in die ich vertraut habe und zu denen ich sehr loyal war. Leider bin ich jedes Mal verraten worden und ich bin ein Mensch, der so etwas nicht verzeihen kann. Meine letzte Freundin hat tatsächlich gesagt, dass ich mir mein Leben selbst ausgesucht habe und alles, was mir passiert ist, verdient habe. Zu einem Zeitpunkt, als die Depression ganz stark war. Das ist ihr Glaube halt, aber nicht meiner.

In der Therapie habe ich die Freundschaften beleuchtet und eine grosse Erkenntnis gewonnen: Ich hab nämlich das "Theaterstück" meiner Kindheit immer wiederholt mit immer dem selben Ende. Das war für mich so eine schockierende und auch entlastende Erkenntnis. Dass ich das unbewusst wiederholt habe mit derselben Art Mensch wie es meine Mutter war.

Es ist schön, Freunde zu haben. Ich habe eher wenige, und die über ganz Deutschland verteilt, aber treue und wertvolle darunter, die mich schon viele viele Jahre begleiten. Eine aus meiner Jugend. Das ist schön, aber durch die nur sporadischen Kontakte geht schon einiges verloren.

Freundschaft bedeutet für mich tiefes Verständnis, keine Bewertung, tiefes Vertrauen, dass er andere mir nicht weh tun will, unbedingte Loyalität und wertvolle Gespräche. Auch viel Lachen, Humor und Freude zu teilen gehört dazu. Ich habe das Glück, dass ich eine Freundin gefunden habe, gerade als die obige mich "verlassen" hat. Und diese Frau ist eine der wertvollsten Menschen, die je mein Leben bereichert haben. Ich hab sie sehr gern und wir profitieren beide von dieser Freundschaft. Sie sieht viele Dinge anders als ich und bereichert mein Leben sehr. Umgekehrt genau so. wir spenden uns Zuversicht und Mut. Sie hat übrigens auch eine Depression und ist so ziemlich der einzige Mensch, der nachvollziehen kann, wie es mir geht, wenn die schwarze Wolke über mir schwebt.

Muss aber zugegeben, dass ich auch gern allein bin. Kontakte möchte ich nur zu Menschen, die mir wertvoll sind, für Smalltalk und Oberflächlichkeit habe ich keine Lebenszeit mehr übrig, das hatte ich im Übermass, als ich noch in der Werbung arbeitete.

Auch hier im Forum habe ich einen Menschen kennengelernt, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, und mein Leben bereichert. Auch wenn wir uns noch nie gesehen haben, ist sie mir oft näher als die Menschen, wie meine Schwester oder "Freunde", die im Leben keine Tiefe haben. Ich habe doch einige Beziehungen beendet, die ich irgendwie "tot" mit mir herumgeschleppt hatte und das hat mir gut getan.

Es ist schön zu lesen, was ihr hier schreibt.
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