Dachschaden

Aurelia Belinda
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Re: Dachschaden

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Gertrud,
Untersteh dich bitte ,dir zu viel “Arbeit“ zuzumuten. Zwinker.
Die Hartz Falle kennst du ja bitterlich.
Mein Mann wollte dieser Falle auch unbedingt entgehen.
Das ist dann durch die letzte Reha, bzw. AHB auch in Rente gemündet, was auch der Supergau war, aber aus heutiger Sicht gut so.
Ich finde deinen Mut da vor versammelter Mannschaft ( Frauschaft ), auch erstaunlich. Du bewegst ja z.Z. so einiges, ist echt beachtenswert.
Ich hätte mich das nicht getraut, wäre im Erdboden versunken.
Sag mal, hast du dir neulich irgendwas in “deinen Tee gekippt“, ? Kleiner Scherz. Du wirkst so ausgewechselt, Hast gut Elan Dinge anzugehen, was zu bewegen.
Triffst neue Leute, schliesst dich Gruppen an die ähnliche Ziele haben, echt super. Wie kommt der Wandel.
Du hast vorher öfter von Einsamkeit geredet. Und stehst jetzt bereit, falsch gelaufene Dinge in der Welt, in der Gesellschaft mit deinem Einsatz verbessern zu wollen.
Dafür Wünsche ich dir gutes Gelingen und das richtige Händchen die Dinge vom Schopfe her anzupacken.
Vielleicht befindest du dich im Umbruch.
Willst nicht mehr tatenlos zuschauen was verkehrt läuft. Kommst gleichzeitig unter Leute und hast sinnvolle Ziele.
Echt STARK.

@ Bittchen, ich find es schade dass du hier deine Posts gelöscht hast.
Wenn du das Bedürfnis hast, über deine belastende Situation zu reden, so wie der Thread auch angedacht war, dann scheu dich nicht deinem inneren Bedürfnis hier wieder Luft zu machen.
Ich wünsche dir weiter gutes Durchhalten u. Viel Kraft,
Auch Emma u. Allen denen es gerade mies geht. Gebt die Hoffnung auf hellere Tage nicht auf!!
Herzlich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Gertrud,

ich habe gerade das starke Gefühl, du hast dein Thema für dich gefunden.
Ich freue mich für dich!

LG
Christiane
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Bittchen,

die Gefahr mit 9 Jahren Pflegeheim oder so besteht nicht bei uns, bei uns wird ziemlich
schnell, aber konsequent weggestorben in der Regel im Alter nach kurzen Klinikaufenthalten.
Das liegt in der Familie;-).

Liebe Grüsse
Christiane
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

@Liebe Aurelia ,
wenn es was Neues gibt schreibe ich das auch wieder.
Es hat Gründe warum ich das gelöscht habe und auch da habe ich sehr gelassen reagiert!!!

@Liebe Christiane ,

dann musst du dir ja keine Sorgen machen;-).
Du bleibst uns aber bitte noch lange erhalten!!!

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Selbstverständlich, meine Bemühungen gehen dahin, Bittchen.

Ich habe gerade im unordentlichen thread nach Tagen mal mitgelesen, es ist völlig bekloppt, was man dir da unterstellt. Gäbe es ein Icon für Piep-piep, würde ich es an dieser Stelle senden.

Liebe Grüsse
Christiane
Gertrud Star
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Re: Dachschaden

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr Lieben,
ihr habt alle irgendwie recht, da ist etwas im Umbruch. Das kann durchaus dazu führen, dass ich erstmal wieder in eine Klinik gehen werde, weil ich (und andere) erstmal Zugang zu mir finden nach langer Zeit.
Ich bin in Rente und mute mir wieder zuviel zu, zumindest jetzt mal kurzfristig so knapp 2 Wochen. Danach wird es wieder ruhiger, weil keine Tagung ist und kein langer Planungsnachmittag.
Bei dem Vortrag ging es auch darum, was Frauen so zugemutet wird, welchen Preis Arbeitendürfen haben kann und so. Auch was das mit den Kindern macht, wenn niemand da ist, der das auffängt. Und ich bin der Meinung: Das kann in der nächsten Generation zu viel Gewalt führen gegenüber Kindern.
Gestern das war schon komisch, wieder in die selbe Psychiaterpraxis zu gehen wie damals vor 25 Jahren, zur nächsten Arztgeneration. Na mal sehen.....
Auch bei uns wurde (bis auf Opa, der etwa 6 Monate lag), recht schnell gestorben und jung, teils sehr jung.
Vorhin bin ich von der Bahn zu Fuß heim gelaufen, da waren noch ganz schön viele Leute draußen gesessen. Das gehen hat gut getan. Für das dunkelste Stückchen spiele ich schon Oma und hab eine Taschenlampe dabei, damit ich weiß wo ich hintrete ;)
In dem anderen Thread liegen nur die Nerven etwas blank, das beruhigt sich wieder.
Gute Nacht euch, oder guten Morgen, jenachdem.
LG Gertrud
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Gertrud,

bei all den Themen, die irgendwie mit Frauen zu tun haben, stösst man selber schnell an seine eigenen Grenzen, das liegt schon in der Natur der Sache. Wenn man so erzogen wurde wie wir mit den dämlichsten Frauenbildern überhaupt, reicht das aus meiner Sicht oft völlig aus, um krank werden zu können, da muss gar kein Burnout mehr herhalten, es genügt, weiblich zu sein.

Ich würde es sehr begrüssen zum Beispiel, wenn man als Familienminister/-in schleunigst mal das Ressort "Männer" mit aufnehmen würde und sich um deren echte Probleme kümmert, denn mich nervt es total, dass ich als Frau ein eigenes Ressort brauche in der Politik. Vielleicht ist das ja schon geschehen und ich habe es nur nicht mitbekommen.

Damals in den Achtzigern wählte ich einen technischen Beruf und habe es auch nie bereut, obwohl ich sehr schüchtern war und unsicher. Die Unterrichtsbücher waren ausschliesslich aus männlicher Sicht verfasst und dort drin wurden angehenden Führungskräften, also Meister, Vorarbeiter, Techniker usw. in einem Satz beigebracht, wen sie in ihrer Werkstatt gesondert behandelt müssten, es waren "Behinderte, Ausländer, Frauen". Fehlte als Viertes nur noch Hunde oder Goldfische. Eine klassische Sichtweise, die sich nach tausenden von Jahren Männerherrschaft sicherlich nicht in wenigen Jahrzehnten beseitigen lässt.

Dass Männer im Grunde die ganze Welt "erfunden" haben, weil zu 99% männliche Namen in allen Geschichtsbüchern auftauchen, naja, dafür haben sie ja auch gut gesorgt, dass es so ist. Ohne Lobby kein Verdienst, und wenn Mann nicht versteht, was eine Frau ist und dann für sich entscheidet, was sie aus seiner Sicht ist, kommt nur Schrott dabei heraus. Wieso forscht damals ein hochanerkannter Mann über das Seelenleben von Frauen, als seien sie interessante Tiere mit hysterischen Anfällen und wieso durften Frauen nicht studieren und Ärztinnen werden?
Weil es ja sein könnte, dass sie zum Teil auch besser sein können, denken können, und das erlaubt das männliche Ego schon mal gar nicht. Das Wort Gleichstellung kotzt mich schon deshalb an, weil ich es nicht mehr hören kann und es ausschliesslich aus der Sicht von Männern zu ihnen gesehen wird.

Das ist heute nicht anders als damals im Grossen und Ganzen. Oben haben wir nun jede Menge fähiger Frauen in Politik und Wirtschaft, aber unten im Morast wird weiter geschlagen, vergewaltigt und gedemütigt, es hat sich nichts geändert.

Es ist ganz gut, wenn du deinen emotionalen Dingen Raum lässt, aber so wie ich dich hier kennengelernt habe, bevorzugst du eher eine rationale Sichtweise auf die Dinge des Lebens. Das ist momentan alles ordentlich durchgerüttelt worden und bestimmt fühlt es sich auch so an, als sei
ein gewisser innerer Schutz abhanden gekommen bei dir.
Das beruhigt sich auch wieder, dann bist du wieder du.

Momentan ist die Mond-Woche, die ich ja interessiert verfolge. Vor fünfzig Jahren am 16.07. startete die Apollo11 und Samstag vor fünzig Jahren ist sie erfolgreich auf dem Mond gelandet.
Ich mag das so gern, mein Bruder wird auch noch fünfzig, das passt schon. Beinahe hätte ja auch eine Frau auf dem Mond landen können damals, weil das Projekt Mercury13 eine Gruppe von Pilotinnen damals jahrelang den gleichen Tests unterzogen hatte wie den Piloten und es, so weiss man heute, keinen fähigkeitsbedingten Grund gab, nicht auch eine Pilotin zu nehmen. Sie waren genauso gut wie die Männer, einige auch besser, aber für
die damalige Zeit im Kalten Krieg mit den Russen war die Frau ähnlich angesehen wie der Schimpanse, den die Amis in einer Kapsel in den Orbit schossen, um zu sehen, ob er das überlebt. Hatte er, ein bisschen "durcheinander" war das Tier zwar später nach dem Flug, aber er konnte seine Aufgaben voll erfüllen. Wer denkt sich so einen Mist aus? Die Antwort ist klar.

So, nun wünsche ich dir, dass du deinen Erfolg mal geniessen kannst und keine negativen Gedanken hast.

Liebe Grüsse
Christiane
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Liebe Gertrud,

es ist gut wenn du dich entschlossen hast noch Mal in eine Klinik zu gehen.
Da kannst du erst einmal nur zu dir selbst finden und auch das Rundumversorgungspaket
kann dir sehr gut tun.
Schaue genau hin wo du hin gehst,da gibt es sehr große Unterschiede.

Passe gut auf dich auf und liebe Grüße
Bittchen
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Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Liebe Christiane ,

beim Lesen deines Textes musste ich über deinen Schreibstil erst einmal lachen,obwohl der Inhalt ja zum Weinen ist.
Du triffst genau meine Einstellung und ich hatte das Glück sehr viel Unterstützung und Arbeitsteilung bei Kindererziehung und Haushalt in meiner Ehe zu haben.
Das hat mich nicht geschützt depressive Phasen zu haben.
Überfordert waren wir beide teilweise,mein Mann und ich.
Nur ich hatte noch eine sehr schmerzliche Biographie, die auch eine große Rolle gespielt hat.
Selbst das wurde gegen mich verwendet von dieser bösen Frau,meiner Schw.M.
Da war ich durch verbale Verletzungen und persönliche Übergriffe sehr schnell eingeschüchtert und kam mir nur noch klein minderwertig vor.
Er hat mich sehr lange nicht beschützt ,auch weil verlogen und hinterlistig gehandelt wurde.
Immer wenn er nicht da war.
Manchmal hatte ich selbst das Gefühl,nicht mehr richtig zu ticken.
Meine Schw.M.wollte mich zur Magd degradieren,damit sie in Ruhe in ihrer Pension Geld scheffeln konnte ,ich putzen durfte und die Almosen dann entgegen nehmen.
Bis zu unserem Auszug damals habe ich das 8 Jahre auch gemacht,da könnte ich heute mich noch für in den Hintern beißen.
Die 8 Jahre fehlen mir auch an meiner Rente.
Bis ich meinem Mann die Pistole auf die Brust gesetzt habe,ich wäre auch alleine mit drei Kindern ausgezogen,das wusste er.
Musste ich aber nicht,er wollte mit.
Das hat mir diese miese Sippe nie vergessen,ist mir aber egal.
Später hat er gesagt:"Das war UNSERE beste Entscheidung" ,lach.

Die Mondlandung habe ich damals als junge Frau im TV verfolgt,das ist schon unvergesslich.

So ,jetzt muss ich schließen gerade telefoniert mein Mann wieder wegen der Baustelle hier und ich muss da helfen erneut Bilder machen usw.
Da könnte ich auch kotzen.
Lieber Gott gib mir die Gelassenheit.....sonst raste ich an unpassender Stelle noch aus!!!

Liebe Grüße
Bittchen
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Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Bittchen,

was deinen Mann betrifft und seine Familie, da hoffe ich, dass du dir selber keine Vorwürfe machst, weil du ihn seinerzeit nach dem grossen Crash wieder zur Kontaktaufnahme bewegt hattest.
Deine Gründe waren verständlich, es ging um seine Mutter, und du hättest auch nie wissen können, ob er nicht tatsächlich etwas bereut hätte später. Ich bin in einer ähnlichen Lage zur Zeit und will da nichts falsch machen bei meinem Bruder, aber ein bisschen den Weg ebnen kann nicht schaden, finde ich. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich zwar loyal beiden gegenüber bin, also meiner Mutter und meinem Bruder, aber das hat bei mir auch Grenzen jetzt. Die sind beide anstrengend, ich noch dazu, und irgendwie habe ich keine Lust der Belag auf dem Sandwich zu sein und zerrieben zu werden, weil die beiden umeinanderschleichen.

Ich kann aber spüren, dass mein Bruder sich Gedanken macht seit Weihnachten, als er auf seiner gemütlichen Punschparty hinten im Garten mich wie so oft locker flockig gefragt hatte, was es denn
"so Neues" gäbe in der Familie und speziell in der xxxstrasse (wo 300m weiter unsere Mutter wohnt). Zu der Zeit ging es mir richtig dreckig, ich hatte Stress und die Leute in der xxxstrasse starben 2018 auch noch nur so weg, und meine Antwort war darum diesmal kurz und provokativ "Was willst du denn ganz genau wissen???" und da zuckte er richtig zurück. Es war das erste Mal nach Jahren, dass ich genervt auf ihn reagiert hatte und er hatte sofort geschnallt was bei mir los war. Mir ging es nicht gut an dem Abend und mir war nicht nach Flapsigkeit zumute.

Ich hatte mir damals gedacht auf der fröhlichen Punschparty, dass ich gerade zuvor wieder Kämpfe mit Ärzten und KK ausgestanden hatte für die Mutti und zumindest mal eine ordentliche, vernünftige Frage verdient hätte. Die kam dieses Jahr vor kurzem ja von ihm und wir haben auch den Vorhang weggezogen und ich konnte erstmals wirklich erzählen, wie es um unsere Mutter steht aktuell und wie sie überhaupt lebt und wer sich alles kümmert und mir tat es unheimlich gut so neutral wie ich konnte berichten zu können, Fakten zu nennen.
Er wirkte so unglücklich teilweise und in sich gekehrt, aber es arbeitet ja auch in ihm und seine Fragen an mich verrieten mir, worauf es ihm eigentlich ankam.

Ob sie von ihm spricht zum Beispiel oder wüsste, wo er jetzt arbeitet und so weiter.
Ich weiss, was seine grösste Angst oder Sorge ist und die ist auch berechtigt. Hat sie sich verändert oder nach wie vor die nervigen Eigenschaften, die er so verabscheut und immer bissig kommentiert hatte früher. Ja, hat sie, eine liebende, fürsorgliche Mutter wird sie mit 77 wohl nicht mehr, aber sie bemüht sich, das konnte ich sagen. Ich habe ihm damit signalisiert, dass
unsere Mutter keine Wunder mehr vollbringen kann und selber schwer bedürftig ist, das muss man ganz klar wissen, wenn man möglicherweise Erwartungen hat, die so nie erfüllt werden.

Mein Bruder wird wohl hauptsächlich deshalb langsam schwach, weil er von allen Seiten weiss, dass seine Mutter zu 95% blind ist mittlerweile, das rührt jeden an der Seele. Ich glaube, es kostet ihn jetzt fast mehr Kraft diese Tatsache zu ignorieren als mal eben rüberzugehen und hallo zu sagen. Wir helfen ihm über diese Schwelle, bald hat er ja Geburtstag und wir gehen Richtung Restaurant und zurück zweimal an ihrer Wohnung vorbei an dem Abend, dann muss es passieren, sonst wohl nie mehr. Man hält es nicht mehr aus, sie sitzt da und wartet auf ihren Sohn seit sieben Jahren und er kämpft mit sich, wir müssen da was machen, nützt nichts.

Ich kann mir kaum vorstellen wie hässlich man gegen jemanden wettern kann, der sich auch noch kümmert oder hilft, das verschlägt mir echt die Sprache bei dem, was du erzählst.
Aber man bekommt mit dem Partner auch gleichzeitig seine Familie und ich finde es fast unmöglich nein zu sagen dann, wenn man um Hilfe gebeten wird, besonders bei den Müttern.

Unter ihnen gibt es ganz schöne Monster, dagegen war meine ja noch harmlos, sie war einfach unsichtbar für uns früher und ihr Herrscherkönig war der Papa, dem sie sich unterordnete und wir Kinder dann natürlich auch. Mein Bruder und ich vermissten lebenslang eine warmherzige, echte Mami so wie man das bei anderen sehen konnte, und wir konnten wegen dieses Defizites unsere Eltern nur selber wiederum degradieren als Gegenwehr zu ihren Handlungen oder ihren Charakteren. Wir wollten sie lieben, liebten sie ab und zu und hatten Angst vor ihnen, hatten aber ganz früh schon so eine Art psychologische Diagnose gestellt für beide und was mein Bruder in seiner Not immer ganz deutlich über speziell unsere distanzierte Mutter sagte, möchte ich hier nicht schreiben, das tut richtig weh, aber er hatte auch recht. Unrechtsbewusstsein bei beiden Elternteilen null, unser Vater verlor nur seine Aggressionen im Alter und wurde ganz lieb. Die Mutti ist so wie sie immer war, was ich fast noch schwieriger finde für meinen Bruder.

Falls er sich also entscheiden sollte, sie zu sehen, dann ganz sicher nicht, weil er ihr verzeiht. Ich halte das Verzeihen auch für überbewertet, in manchen Fällen sicher richtig, aber in unserem Fall geht es um Klarheit für sich selbst und wie wir weiterleben mit uns selbst.

Es ist schön, dass ihr beide trotz allem noch zusammen seid, selbstverständlich ist das ja nicht.
In meiner letzten Beziehung war der Mann auch sehr abhängig von seiner Mutter und das ging soweit, dass erstmal alle Partnerinnen von ihm, die er je hatte, von ihr schlecht bewertet wurden schon deshalb, weil sie da waren. Und des weiteren hatte sie es geschafft, diesen Mann
auch noch gegen seine eigene, jüngere Schwester aufzuhetzen und deren Abwesenheit über 15 Jahre zur Mutter zu verteufeln. Eine blickdichte, sehr ungesunde Beziehung war das zwischen Sohn und Mutter und ich hielt das auch nicht lange aus mit den beiden, das war mir zu krank alles.

Bevor ich gewusst hatte, was mein Freund so alles erlebt hatte zuhause, ging ich noch immer brav mit zum Kaffee oder Essen zur Mutter, aber der Hass zwischen den beiden und so eine Art Arroganz schwebte immer im Raum. Er hatte mich auch ganz gut benutzt für einen Puffer zwischen sich und seiner Mutter und wäre ich nicht weggegangen eines Tages, würde ich mich heute wohl auch noch zusätzlich um seine Mutter kümmern, wenn man schon mal dabei ist sozusagen.
Das laste ich jetzt nicht mehr an, aber ein paar Jahre schon danach.

Diese nette Mutter hatte das geschenkte Konfirmationsgeld ihres Sohnes damals auf den Kopf gehauen für Schmuck und mit Mitte zwanzig liess sie ihn einen hohen Kredit aufnehmen für sich, den er
später, als er krank wurde, nur durch ein Insolvenzverfahren los werden konnte.
Dann hatte sie zugelassen, dass ihr zweiter Mann, also Stiefvater meines Freundes und seiner Schwester, die Kinder windelweich geschlagen hatte und als einziges unterm Strich kam heraus, dass diese Mutter, heute 78, ein wehleidiges Miststück war und ist. Und immer noch den festen Griff um den 57-jährigen Sohn hat, die Tochter hat sich gesunderweise viele Jahre zuvor verabschiedet. Und so ein Sohn bringt dann seine Freundinnen mit nachhause und opfert sie an seiner Stelle für die Mutter.

Das war bei uns auch krank+krank gesellt sich gern im Sinne von harten Biographien. Man kann sich da gegenseitig manchmal gar nicht richtig helfen. Ich konnte gehen, weil ich keine Kinder habe und heute möchte ich keine klassische Mann-Frau-Beziehung mehr mit Zusammenwohnen und so weiter. Ich habe meine Männer und Frauen im Leben sehr lieb und bin lieber Schwester, Tochter, Freundin, trinkender Freund zur Not, ewige spassige Spätverlobte meiner Suse, die ich seit dreissig Jahren kenne oder einfach Chrischi. All das habe ich durch die Krankheit verloren gehabt und dazu den festen Job, durch Geldnot Wohnung, alles. Bloss kein Mitleid jetzt, das sind auch nur Fakten, und was an Licht und Kraft übriggeblieben ist bei mir muss gut dosiert werden.

Wenn man ganz tief das Dunkle kennengelernt und eingeatmet hat mit der Muttermilch, dann
kann ein bisschen derber Humor und Realität ganz schon helfen;-). Hier im Norden ist es üblich auf die Frage wie es einem geht nicht zu viel zu sagen am besten, wenn es nicht so gut geht, am liebsten sagt man "Muss ja." oder "Läuft." Bloss nicht zu viel sagen.

Ich höre jetzt ganz laut Musik von bis.

Ganz liebe Grüsse, erzähle mal, wie es weitergeht bei euch jetzt.
Christiane
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Liebe Christiane ,

hier sagt man auf die Frage wie es so geht"passt scho."
Mehr will doch keiner hören ,wenn er uns nicht sehr nahe steht.
Nein ich habe nie was bereut,im Gegenteil ,ich bin froh ,dass mein Mann endlich die wahren Hintergründe für ihre Hinterlist sehen konnte.
Wie sie dann sehr alt und dement war,konnte sie ihre Bosheit und ihren Neid auf Gott und die Welt, nicht mehr verbergen.
Sie hatte ja 4 Enkelinnen und einen Enkel.
Der Sohn von meinem Schwager,das war der Prinz.
Der trägt den Namen ..... weiter,so ihre Rede.
Was für einen Namen?
Was meinte die denn was der hier bedeutet,echt zum Lachen.

Der "Prinz" bekam schon als kleines Kind Geschenke ohne Ende und unsere Mädchen standen mit großen Augen daneben.
Nachdem sie ein paar Mal abgebürstet wurden,wenn sie auch Mal einen kleinen Wunsch geäußert hatten, waren sie ihrer "Oma" nicht mehr sehr zugetan.
Ich kann nicht mehr aufzählen wie oft ihre Seelen verletzt wurden.
Meine Eltern konnten das zum Teil wett machen,das hat dann auch wieder den Neid der Sippe geschürt.
Ich wollte nur noch weg da.
Meine Kinder,genau wie ich, haben später diese Frau auch nicht mehr im Pflegeheim besucht,ohne das ich da irgendwie Einfluss drauf genommen hätte.
Meinem Mann habe ich aber Blumen gekauft ,kleine Geschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten mitgegeben.
Er ging aber nur noch selten hin,sie wurde ihm dann auch zuwider.
Zumal sein Bruder dann öfter da war, nachdem mein Mann eine Kontroll -Betreuung beantragt hatte.
Dabei wurde auch gelogen ,das sich die Balken gebogen haben und die Kontrolle wurde abgelehnt.
Er konnte sich einen teuren Anwalt nehmen,denn das Geld meinem Schw.Monster war ja da.
Aber sein Bruder war dann gewarnt und musste sich kümmern,konnte nicht nur kassieren.
Den Pflegekräften,ich kannte sie ja noch gut,es waren ja frühere Arbeitskollegen von mir,habe ich Kuchen gebacken und ein Kuvert mit einer kleinen Anerkennung war auch immer Mal dabei.
Außerhalb des Heims hatten wir weiterhin gute Verbindung ,bis heute.
Ich habe Frieden gemacht mit ihr und mein Mann konnte das dann auch.
Sie war zuletzt nur noch ein Häufchen Elend,was nicht sterben konnte.
An ihrem Todestag war er im Heim ,er war seltsam gefasst wenn er nach Hause kam.
Der Tod von unserem Hund,14 Tage vorher, hat ihm mehr zu schaffen gemacht,so mein Empfinden damals.
Er und unsere Töchter wohnten kurz der Bestattung bei,ich nicht.
Den "Leichenschmaus"haben ich hier für uns ausgerichtet,da gabs noch kein "Dachschaden."
Mein Mann hat mich mittlerweile schon öfter um Verzeihung gebeten,er konnte sich damals einfach nicht vorstellen,wie die Wahrheit ausgesehen hat.
Aber das entschuldigt nicht Alles was er zugelassen hat.
Hin und wieder kommt mir das auch noch hoch.
Diese böse Frau hat ihn auch nach unserem Auszug fast täglich im Postamt angerufen und irgendeine Geschichte total verlogen und verdreht erzählt.
Sie konnte nicht verkraften,was die Leute so reden,weil ihr älterer Sohn ausgezogen ist.
Dass sie kein umgänglicher Mensch war ,war ja allgemein bekannt.
Das war nur wegen der "undankbaren" Schw.Tochter,so wurde das von ihr hingestellt.
Sie hat uns dann nur noch Steine in den Weg gelegt.
Mein Mann hat er mir so manche Niedertracht verschwiegen,er konnte nicht loslassen.
Erst sehr viel später hat er mir dann erzählt,was noch so gelaufen ist..
Er wurde dann ganz brutal ,durch die Erbschleicherei seines Bruders auf den Boden der Tatsachen geholt.
Dass dies möglich war ,hatte diese Frau schon ganz früh so eingefädelt.
Ob das Absicht war,wage ich zu bezweifeln.
Meinen Mann hat sie wohl geliebt,nicht aber mich,ich war die Pest in ihren Augen.
Aber bei klarem Verstand wäre es wohl so weit wie es jetzt ist,nicht gekommen.
Mein Schwägerin war ja auch nicht gut genug,aber ihr Mann und sie haben sich in ihrer Skrupellosigkeit und Gier gut ergänzt.
Auch hatten sie den Prinzen gezeugt,lach,das war ja das größte Geschenk für die später verwirrte alte Frau.
Der hat sich da aber auch nicht groß geschert um "Omilein" sie konnte ja selbst nichts mehr
geben.
So viel über Gleichberechtigung,wie sie früher gelebt wurde und auch heute noch oft in den Köpfen ist.
Aber was in der Richtung möglich ist ,wenn Menschen dement werden und einer Gehirnwäsche unterzogen werden,habe ich hier schon geschildert.
Mein Mann ist wie sein Vater, aufrecht und ehrlich ,harmoniesüchtig ohne Ende.
Mein Mann hat schon immer Dinge zugelassen bei seinen Eltern,da stellten sich mir die Haare zu Berge.
Das war aber seine Sache,ich habe ihn nicht wegen Geld geheiratet,dann hätte ich jetzt bestimmt ein Problem mit ihm,lach.
Mein Schwager hatte sein Erbe ja schon 25 Jahre vorher ausgezahlt bekommen.
Durch den hohen Lebensstandard waren sie aber immer blank.
Äußerlichkeiten ist dieser Familie sehr wichtig.
Mein Haus,mein Auto,meine Geliebte,auch das war immer wieder Gesprächsthema hier im Ort.
Das gab und gibt es immer noch viel Geschwätz und auch Schadenfreude.
Da halten wir uns komplett raus.
Meine Schwägerin hat das geschluckt und weiter die Fassade geputzt.
Das wird sich jetzt auch erledigt haben,auf Grund das Alters,nehme ich so an.
Es ist wie es ist,wir schauen zurück ohne Zorn,diese unerfreuliche Geschichte ist
GsD vorbei!!!
Mein Schwager hat genauso einen verbitterten Gesichtsausdruck wie meine Schw.M.

Diese böse Frau hatte so ein antiquiertes Gedankengut,das ist ihr zuletzt auf die Füsse gefallen.
Wenn sie mit klarem Verstand wüsste ,was aus ihrem "Lebenswerk" geworden ist,
das sie ja ihrem jüngeren Sohn zu verdanken hat,sie würde sich im Grab umdrehen.

Diese bösen Menschen haben mich nicht brechen können,da bin ich sehr stolz drauf.
Aber gebraucht habe ich das auch nicht.
Aber hier noch einmal darüber zu schreiben tut mir gut,da brauche ich es keinem Therapeuten noch einmal zu erzählen.
Für so ausführliche Schilderungen bräuchte ich mehrere Stunden Analyse.
Spaß muss sein!!!

Dein Bruder kann nur mit dem Herzen entscheiden.
Er bricht sich keinen aus der Krone, wenn er mit einer fast blinden Frau noch ein paar verbindliche Worte wechselt.
Er muss sich ja nicht lieben und ehren und den ganzen Quatsch.
Das wäre dann doch etwas viel verlangt nach den Erlebnissen in der Vergangenheit.
Auch etwas Verantwortung übernehmen und dich bei Entscheidungen deine Mutter betreffend zu entlasten, wär ja nicht verkehrt.
Er ist ja nicht DEIN Sohn,sondern wird 50 Jahre alt,wenn ich das richtig gelesen habe.

Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Bittchen,

ich bin überzeugt davon, dass bestimmte Menschen im Unterrichtsfach Biologie früher einfach nicht aufgepasst haben. Sonst wüssten sie ja, dass zur Entstehung eines Menschen immer zwei gehören fifty-fifty und die Frauen "die Frucht" nebenbei noch austragen.

Dieses Stammhalterdenken ist natürlich Quatsch biologisch gesehen, aber wenn man die Frau lediglich als Gefäss betrachtet und den Mann als göttlichen Erzeuger kommt dieses Denken eben dabei heraus.
Das Verhalten deiner Schwiegermutter war wohl ziemlich geprägt von ihren erlernten Wertvorstellungen, die sie aber nie überprüft hatte, sondern immer nur weitergetragen.
Ich denke mal, dass in deiner Familie spätestens in der Generation deiner Kinder jetzt damit Schluss ist und darauf kannst du sehr stolz sein.

Ich habe durch den engen Kontakt zu meiner Mutter seit ein paar Jahren so einige Male Schnappatmung bekommen gehat, wenn sie sich nach ihrer Unterordnung in der Ehe nach dem Tod meines Vaters nun noch den alten Nachbarinnen so halb freiwillig untergeordnet hatte. Die Strasse der Witwen nannte ich das mal wütend, als ich regelmässig Salben und freiverkäufliche Medikamente mitbringen sollte, so nach dem Motto, die C. kommt doch sowieso zur Mutter. Das war nicht mal böse gemeint, es war eher traurig, weil bei einigen schon die Kinder gestorben waren, also meine Geichaltrigen, und die Nachbarinnen zogen dann ganz schön an mir.

Aber hätte mein Bruder einmal im Jahr eine angebrochene Tube Voltaren vor die Tür gelegt in die Strasse der Witwen, hätten sie ihm höchstwahrscheinlich noch eine Fahne aufgehängt und
draussen gesungen. Übertrieben jetzt alles, aber so sind meine Gefühle diesbezüglich.

Mir fiel es wie dir bei deiner Schwiegermutter auch sehr viel schwerer mich dagegen zu wehren immer so insgesamt, dazu ist das alles zu unüberschaubar wie die Damen selber ticken von früher. Dein Mann hat weggeschaut, mein Bruder ist gleich weggeblieben, naja, so sind sie eben. Und wenn die Probleme beseitigt sind, lugen sie vielleicht mal hervor.

Ich bin noch mitten drin im Prozess zu verarbeiten, was die letzten sieben Jahre so an Bedürftigkeit auf mich eingeströmt war. Das geht aber immer besser.
Du hast Recht, mein Bruder ist nicht mein Sohn, über diesen Satz habe ich echt nachdenken müssen. Ich hatte sehr bekloppte Eltern und als ich nach Berlin ging damals und ihn allein liess zuhause mit 14 bei den beiden Verrückten, sagte mein Vater später mal, dass ich meinen Bruder alleingelassen hätte, als der in Schwierigkeiten geriet und zuhause den Aufstand probte.

Das war einer der fürchterlichsten Momente in meinem Leben damals und es wirkt bis heute nach, obwohl ich das gar nicht will. Ich hatte ihn alleingelassen damals, als ich wegging und es tut mir so unendlich leid. Davon bin unter anderem auch krankgeworden später.
Und meine Eltern, besonders mein Vater, sahen die Verantwortung nur bei mir, nicht bei sich.

Das ist alles aufgearbeitet, geklärt und gelöst, sauber therapeutisch eingeordnet und auch
für mich jetzt stimmig. Dennoch habe ich das Gefühl meinen kleinen Bruder beschützen zu müssen, es hat doch sonst keiner gemacht. Wie krank ist es eigentlich von Eltern, die Flucht der Tochter, die sie nicht begreifen, später als Waffe gegen sie zu benutzen, weil sie selber versagt haben und dem Sohn weder etwas erklären konnten noch trösten oder in den Arm nehmen. Das muss man erstmal können.

Brrr, andere Gedanken jetzt, sonst kotze ich gleich auf den Boden.

Ich wünsche dir eine gute Woche und bis bald,
Christiane
Peter1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Peter1 »

Hallo Bittchen, hallo Christiane
Wie ihr vielleicht wisst, hatte auch ich so meine Probleme mit einem Teil meiner Familie. Nach dem Tod meiner Mutter, dem einzigen vernünftigen Familienmitglied, außer mir, habe ich mich einfach ohne Gruß verabschiedet,sprich, ich bin einfach 40 Km weit weg gezogen. Seit dem habe ich niemanden von der Bande gesehen. Ich habe noch nie einen von ihnen vermisst.
Mit Hilfe meiner Thera habe ich es geschafft, den ganzen Verein in einen Tresor zu sperren. Es war nicht ganz einfach, und hat einige Wochen gedauert, aber es klappt. Wenn ich jetzt will, lasse ich einen von ihnen heraus, und beschäftige mich mit ihm. Am meisten Spaß macht es bei meinem Vater, weil er mich zum lachen bringt, hat er doch jetzt den Kopf eines Schweins, und hinten aus der Hose lugt ein Kringelschwanz heraus. Wenn ich genug gelacht habe, sperre ich ihn einfach wieder ein.
Auch Carola und meine Mutter sind in dem Tresor. Ich schaffe es allerdings „noch“ nicht, ihre Türen zu schließen. Meine Thera ist aber davon überzeugt, das ich auch das irgendwann schaffen werde.
Niemand ist für seine Herkunftsfamilie, oder Teile davon verantwortlich, außer, er will es so. Wir haben uns schließlich nicht aussuchen können, in welche Familie wir hinein geboren werden wollen.

Alles Gute für euch Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Liebe Christiane,

ja,kotzen können hätte ich auch oft.
Wie perfide ist es denn der Tochter die Schuld rein zu drücken,die sie vorher auch versucht hatten zu zerstören.
Du hast dich selbst gerettet ,mehr nicht,das war richtig.
Peter hat den Spruch geschrieben den ich auch gerne benutze,
"Keiner hat Einfluss darauf wo er geboren wird."
Bei mir war es auch das Unglück was ich selber gesucht habe,miese Typen ,egal Generation hin oder her, A....loch bleibt A....loch.
Mein Mann hat da ja auch eine Rosskur hinter sich und wir sind wieder gerne zusammen.
Das ist nicht selbstverständlich,ist es doch Liebe?
Schuld hat mir mein Mann mir nie gegeben ,wie unsere jüngste Tochter, außer depressiv auch noch Suchtkrank wurde.
Da haben meine eigenen Dämonen schon gelangt,sie so zu sehen wie ich selber bin und mir die Schuld für ihre Entwicklung zu geben.

Die Angst, sie muss den Lebensweg gehen wie ich,hat mich über mich selbst hinaus wachsen lassen.
Er war dann auch eine große Unterstützung,als er begriffen hatte ,es geht nur noch ums Überleben bei unseres gemeinsamen jüngsten Kindes.
Heute sprechen wir ohne Verbitterung in der Familie über die Vergangenheit,aber ohne professionelle Hilfe hätte das nicht funktioniert.
Ja unsere jetzige kleine Familie ist offen und tolerant und hat mit dem antiquierten Denken von früher nichts mehr zu tun.
Meine älteren Töchter beschützen ihre "kleine" Schwester auch noch,nicht im Zusammenhang mit uns,aber sie braucht manchmal noch "Lebenshilfe".
Da setzt sie sich auch zuerst mit ihren Schwestern auseinander und dann landen ihre
"Probleme" evtl. auch bei uns.
Das sehe ich auch als Vermittlung an ,sie will ja auch immer "Everybodys Darling" sein,das scheint eine Familienkrankheit zu sein.
Manchmal frage ich mich,wie mein Mann und ich das in dieser vergifteten Atmosphäre in der Vergangenheit es geschafft haben, vertrauen bei unseren Kindern zu vermitteln ?
Wir leben das ja auch den Enkeln vor,mehr können wir nicht machen.
Ich habe Frieden mit der Sippe meines Mannes gemacht ,aber vergessen werde ich das nicht.

Gestern habe ich einen lustigen Film im TV gesehen ,aber mit Tiefgang.
Das Ende hat mich so kalt erwischt,das ich danach in Tränen aufgelöst war.
Es gibt Wunden,die schließen sich nie,aber sie tun nicht IMMER weh.
Da geht die Tür vom Tresor einfach so auf lieber Peter.
Selbst nach sehr vielen Jahren, langt da eine zufällige Erinnerung an den Schmerz und bums ist sie wieder da,die Faust im Magen.
Aber wenn mich dann mein Mann in den Arm nimmt und mich tröstet ,dann weiß ich,wir haben auch Vieles richtig gemacht und auch bewältigt.
Auch die Trauer über Verluste gehört zum Leben,die Frage warum und weshalb das das so ist,ist da nicht relevant.
So viele negative und schmerzliche Ereignisse hätte ich allerdings nicht gebraucht ,aber sie sind vorbei.
Dann kommt das Pflaster wieder drauf auf die Wunde und die Tränen versiegen.
Heute schaue ich nach vorne und versuche das Beste aus jedem Tag zu machen.
Carpe diem,abgedroschen aber hilfreich.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Bittchen, in deinem letzten Beitrag klingst du wie eine weise, ältere Dame. Ich finde es schön, wenn sich Mann und Frau so verstehen, wie dein Mann und Du.
In der Therapie sprechen wir gerade über Carola, Marie und meine Mami. Jedes mal, wenn ich dann nach Hause komme, nimmt mein Schatz mich wortlos in die Arme. Dann darf ich sogar weinen, ohne das jemand über mich lacht. So etwas habe ich seit vielen Jahren gesucht. Einen Menschen der mich liebt, und den ich lieben darf, ohne Bedingungen oder Gegenleistung, einfach nur lieb haben !

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Lieber Peter,

das kann ich sehr gut verstehen, wenn du dich bei Barbara danach ausweinen musst.
Sei froh und dankbar,dass ihr euch gefunden habt,das freut mich wirklich für dich.
Ich klinge wie eine ältere weise Dame,?
Eine ältere "Dame" bin ich ja auch.
An der Weisheit arbeite ich noch.
Dass klappt nicht immer,strebe ich auch nicht an,denn das wäre mir zu langweilig.
Es gibt noch Dinge, da wird mein Kampfgeist geweckt und dann bin ich nicht gerade weise,lach.
Da bewunder ich auch Gertrud sehr, dafür hätte ich nicht mehr die Kraft,
aber nur schweigen will ich auch nicht.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Was machen die Hunde,da muss ich dran denken,denn das war oft ein Thema bei uns, mit Hund länger zu verreisen.
Denn wir sind keine Camper,wenn diese Form des Urlaubs liebt ist das ja kein Problem und die Tiere können mit.
Wir hatten aber auch Glück,gute Freunde haben unsere Kira damals immer genommen.
Da war ich manchmal eifersüchtig,wenn sie sich so gefreut hat die zu sehen.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lieblingsuli
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Re: Dachschaden

Beitrag von Lieblingsuli »

Bittchen hat geschrieben:Peter hat den Spruch geschrieben den ich auch gerne benutze,
"Keiner hat Einfluss darauf wo er geboren wird."
Dem Schicksal kann niemand entfliehen. Es ist an uns, das Beste daraus zu machen.
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Peter und alle,

bei mir ist es komischerweise genau umgekehrt, also ich vermisse meine Familie je älter ich werde immer mehr. Das hat damit zu tun, dass ich jahrzehntelang beherrscht bin von diesen bohrenden Schmerzen, die mir in meiner Ursprungsfamilie zugefügt worden waren und ich mich aus dieser inneren Dominanz heraus nie wirklich befreien konnte und notgedrungen ganz lange ums seelische Überleben kämpfen muss, der Scheiss hört nie wirklich auf. Aber Heilung geht in dem Sinne nicht. Pflegen ist gut und das hast du, Peter, andere nicht. Ich gönne es dir aber von Herzen.

Die nächste Generation jedoch, also ich, meine ganzen Cousins und Cousinen und wiederum die übernächste Generation mit den Kindern usw. haben überhaupt nichts mit den damaligen düsteren Geschehen bei mir zu tun. Wir sehen uns auch öfter jetzt, stellen viele Parallelen fest und ähnlichen Humor, plötzlich
fühle ich mich mal echt dazugehörig und ganz normal wie alle anderen auch. Ich denke viel weiter und
und an später bei mir, wenn ich an meine Familie denke und ich verpasse die nettesten Menschen, wenn ich das nicht wahrnehmen würde. Ich kann es aber besser jetzt, wo ich
weniger depressiv bin bzw. zu handlungsunfähig. Diese Chance ergreife ich gerade. Man weiss ja nie, wenn morgen die Mutti stirbt, sind meine Pläne wieder vorbei ich für längere Zeit ausgeknockt.

Ich kann noch gar nicht zurückblicken wie du oder ihr und meine Schäfchen im Trockenen haben, da ich noch mitten im Prozess verankert bin, mich mit Menschen zu umgeben, auf die ich nicht immer so schwelend wütend bin wegen "früher" und teils auch liebhabe, das sind nur die Alten in der Familie, die Zuschauer von damals.
Die haben ja auch teilweise dafür gesorgt, dass ihre Reputationen nicht angekratzt wurden und
die heiligen fünf Geschwister seinerzeit wie Mafiabosse (und -sinnen) zwar immer schön miteinander feierten früher und untereinder in ständigem Kontakt standen, und deren jeweilige Familien mit Kindern wuchsen alle ähnlich gut auf, nur bei meinem Zweig ging vieles schief.

Da hätten die anderen vier Geschwister meiner Mutter einschreiten Müssen bei uns damals, aber das haben diese Beamten nicht getan und deshalb sind meine Cousins und Cousinen gar nicht in der Lage richtig einzuschätzen, was bei mir, meinem Bruder und unseren zwei weiteren Schwestern überhaupt los ist im Kopf und wieso wir konsequent alle Familienfeste mieden.
Geschweige denn verstehen, wieso ein Sohn seine Mutter seit sieben Jahren meidet, obwohl die doch in der Familie über alle Maßen beliebt ist und auch mein Vater unbedrohlich herüberkam immer. Da musste ja was mit uns vier Kindern nicht stimmen...

Ich erspare meinen Cousins und Cousinen Einzelheiten, ausser jemand möchte im Laufe der Jahre mal etwas Genaueres wissen von mir. Intuitiv wissen sowieso alles Bescheid, es sind ja kluge Menschen. Eigentlich empfinde ich dieses jahrzehntelange Familienzusammensein sowieso als nicht normal, da meine Geschwister und ich statistisch gesehen ein Fünftel an nicht gelungener Integration abbilden oder 20%, wie man will. Die anderen 80% haben auch Probleme wie jeder im Leben, aber meine Cousins und Cousinen sind gesunde, vitale Menschen geworden und Teppichklopfer kennen sie nur vom Teppichklopfen und in unserer Familie gab es einfach keine Schläge und Erniedrigungen. Und nun mache ich das Märchenbuch wieder zu und
frage auch mal die anderen, was sie so erlebt haben an Stress mit ihren Eltern. Ich habe schon herausgehört neulich, was bei denen Thema zuhause gewesen war früher. Kein Einzelzimmer als Kind und dass ständig im Wohnwagen verreist wurde. Oder dass der Papa als Justizvollzugsbeamter mit seiner Tochter nächtelang durchquatschen und die Rechte der Knastis mit dem Kind diskutieren musste, weil sie so drauf war. Oder der Sohn sich beschweren konnte über fehlende Cola im Kühlschrank. Und ich spreche hier über die sechziger und siebziger Jahre, denn meine Cousins und Cousinen sind alle im ähnlichen Alter.

Ich kann diese Geschichten nicht brachial zerstören, indem ich mit unseren richtig harten ankomme, das geht einfach nicht. Wer hält denn uns aus? Ich werde einen Teufel tun und
unschuldige Menschen in meiner Familie damit behellligen, lieber haue ich ab und zu in Richtung
Mafiabosse verbal und zeige, dass ich ein verletzer Mensch bin. Dort gehört es auch hin.

Ich möchte gerne weiterhin Kontakt haben zu ihnen allen, wir sind "The next Generation" und im Grunde schon wieder
längst überholt von den Dreissjährigen in der Familie, die sich lustig machen über Uns Alten. So soll es auch sein. Zumindest verbindet mich mit diesen Generationen keinerlei schlechte Erinnerung mehr und das macht es so leicht für mich dabei zu sein.
Aber gleichzeitig findet eine Art Zersetzungsprozess in mir statt, ich bin sehr müde geworden vom Kämpfen ums Gutgehen.


Ich möchte dir nicht zu nahetreten, Peter, und falls doch, entschuldige ich mich bei dir schon mal im voraus. Aber siehst du deine Mami manchmal nicht zu sehr im goldenen Licht und blendest einige Realitäten aus? Du musst nicht darauf antworten, ich frage nur mal so.

Du hast alles Recht der Welt Carola und Marie so oft aus dem Safe zu holen wie du möchtest, sie gehören auch zu dir wie heute deine Barbara.

Alles Gute weiterhin,
Christiane
Christiane1
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Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Bittchen,

ich lasse nur einen lieben Gruss da für dich heute, melde mich an einem anderen Tag nochmal.
Hoffentlich kannst du bei der aktuellen Wärme mit deinen Lieben gut für Abkühlung sorgen, momentan leide ich auch etwas an Hitzestau.

Viele Grüsse
Christiane
Peter1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@ Christiane
In der Therapie habe ich gelernt, das ich sowohl Carola, als auch meine Mutter in einem falschen Licht sehe. Carola war zB. Sehr eifersüchtig. Sie hatte Angst mich zu verlieren,und hat dadurch so manchen Streit provoziert.
Meine Mutter hätte mich gegen meinen Vater in Schutz nehmen müssen, wie es jede vernünftige Mutter getan hätte. Ich kann nicht sagen, warum sie es nicht gemacht hat.
Trotz ihrer Fehler habe ich die Beiden idealisiert.Ich sehe nur ihre guten Seiten, ihre Fehler habe ich nie gesehen.
Wenn ich jetzt an Carola denke, und Sehnsucht nach ihr habe, komme ich mir immer so mies vor, weil Barbara es verdient, das ihr all meine Liebe gilt, und nicht einer Frau, die schon seit 35 Jahren tot ist.
Die Thera meint dazu, das wir auch dieses Problem lösen können. Sie kennt mich erst seit 5 Monaten, aber manchmal habe ich das Gefühl, als könne sie meine Gedanken lesen. Schon in der zweiten Sitzung hatte ich Vertrauen zu ihr. Ich habe ihr selbst meine intimsten Geheimnisse anvertraut. Weil wir überein gekommen sind, das sie mir am besten helfen kann, wenn sie so viel Informationen wie möglich bekommt. Sie hat in der kurzen Zeit so viele Änderungen bewirkt, das ich mir keine bessere Therapeutin vorstellen kann. Ich denke, das wir gemeinsam auch die restlichen Baustellen bewältigen werden.

Viele Grüße auch an alle Anderen Leser Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Dachschaden

Beitrag von Bittchen »

Liebe Christiane ,lieber Peter,

ich lese auch gerne nur mit ,keinen Druck wegen antworten oder so.


Christiane, nur eine Anmerkung,gerade was in Familien Schlimmes passiert ,wird ja bestens vertuscht.
Da wundert mich nichts mehr,obwohl es unendlich traurig ist was Kindern passieren kann.
Da gibt es so viele schreckliche Biographien.
Wir schreiben hier ja nicht, weil es immer so gut bei uns lief.
Aber hier kann man wenigstens drüber reden und das ist schon so viel Wert.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Christiane1
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Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Peter,

ja, ok.
Nicht wieder überidealisieren die Frauen, das hilft am besten.

LG
Christiane
Christiane1
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Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Bittchen und Interessierte,

nein, keinen Druck, den brauchen wir hier am allerwenigsten.

Deine Familie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass vorherige Erfahrungen nicht zwangsläufig 1:1 weitergegeben werden müssen. Ich glaube sogar, dass in meinem Fall bzw. dem meiner drei Geschwister und mir das frühe und zu lange, intensive Erleben von "ungesunden Eltern" dazu geführt hatte, dass wir allesamt aber ganz anders werden wollten. Sozusagen als Lebensziel.

Die Tragik dabei ist, wie auch bei vielen anderen Menschen, dass die Konzentration auf das
"Bloss-nicht-so-sein-wie-die" fast alle Energie schon so früh aufgefressen hatte. Also wenn man in Verweigerungshaltung geht aus Notwehr. Ich habe bis Ende dreissig nur gewusst, wie ich heisse, wo ich arbeite und was andere von mir wollen. Den Rest der Zeit war ich dissoziativ und
unbeständig bei Beziehungen und allem. Mann und Kinder? Ich konnte mich selbst kaum wahrnehmen und stabil versorgen, Arbeit war meine Familie, meine Zuflucht.

Meine Eltern waren beide keine schlechten Menschen, das wussten wir früh und die abwechselnden Stimmungen bei uns zuhause, hauptsächlich vom Vater gesteuert, erzeugten immer so eine enorme Unsicherheit im Gefühl, wir litten mehr unter dieser permanenten Unberechenbarkeit der Eltern als unter den echten Ausrastern, die eigentlich wenige waren, dafür umso bedrohlicher.

Und später, als wir erwachsen waren und nach wie vor Kontakt zu den Eltern hatten, jedenfalls drei von vieren, hofften wir immer noch auf so eine Art Einsehen, denn es konnte ihnen doch nun wirklich nicht entgangen sein, wie schlecht es ihren Kindern ging. Doch, das geht.

Bis heute ist es ein Mysterium für mich, wie man mit so gut wie ohne Schuldgefühlen durchs Leben kommen kann bei so etwas. Um es im Laufe meines Lebens für mich einordnen zu können und weil ich Geschädigte nun eines Tages mit Diagnosen belegt wurde, machte ich das bei meinen Eltern auch und so konnten meine ältere Schwester und ich über zwei Jahrzehnte uns ein bisschen abgrenzen von ihnen innerlich. Es hat mir aber nur insofern genutzt, als dass ich wusste und das Selbstvertrauen hatte zu sehen, die Eltern sind aber auch nicht ganz gesund
im Kopf. An meinem Leiden änderte es rein gar nichts, nur mein Bewusstsein hatte sich erweitert.

Ab da konnte ich, als mein Vater langsam alt wurde, das Gute besser sehen und er half uns allen, wenn er konnte, besonders als mein Bruder nach einem Motorradunfall Mitte der Neunziger
beide Beine schwerst verletzt hatte und die Handballkarriere erstmal vorbei gewesen war und Job weg, sprang unser Vater ein. Immer besorgt, immer ängstlich, so wie er nun mal war, aber
er war da. Das war so rührend damals und als dann ich zehn Jahre später nach 25 Jahren Vollzeitarbeit zusammenklappte und "Reha vor Rente" und das alles machen musste und letztlich
in Rente gehen musste, hatte er gar nichts mehr gesagt vor lauter Entsetzen. Da müssen ganze Weltbilder zusammengebrochen sein bei ihm. Das zeichnete meine Eltern am meisten aus: Sie hatten permanente Ängste in sich und nicht wir Kinder, die haben sie uns nur übermässig übertragen Tag für Tag. Man kann sich nicht normal entwickeln so mit gleich zweien von
dieser Sorte.

Nur noch einen lustigen Hitlerspruch hinterher so nach dem Motto "Sowas hätte es früher alles nicht gegeben, solche wie ich wären v.... worden". Ich hatte ihm trocken geantwortet "Du aber auch." Das war wohl seine grösste Besorgnis, was sagen die anderen zu meinem Ausscheiden aus der Firma, wovon lebt die denn jetzt, was wäre mir damals unter dem Führer passiert. Gott sei Dank war schon 2007 und ich einigermassen sicher.....

Ab da war mir allerspätestens klar, dass der geistig nicht gesund ist und meine Mutter auch nicht. Aber die litten ja nicht darunter so wie wir unter Störungen oder Depressionen, also was ist da denn schiefgelaufen heute und damals? Naja, eine rethorische Frage, wer nicht leidet, geht auch nicht zur Therapie. Ist ja bei Pädophilen, Serienmördern oder Islamisten das gleiche, die finden sich ja auch grundnormal.

Sie ist hundertmal so intelligent wie er, vierzehn Jahr jünger und hatte sich über vierzig Jahre untergeordnet. Wo war also die Mama in all dieser Zeit ausser in der Küche und abseits von
allem, was ihre Kinder betraf. Dieses Paket ist schwerer zu tragen, und das hat auch mit Tradition o.ä. nichts mehr zu tun, es tut weh.

Trotzdem vermissen wir ihn, er war klasse mit über 75 und ich liebte es mit ihm später durch Lübeck zu laufen und Bratwurst zu essen auf dem Markt. Zwei Rentner sozusagen, er fühlte sich dann auch wieder angstfreier, als begriff, dass ich wirklich eine Rente bekomme. Als er 2011 mit 83 starb war ich untröstlich und lag zwei Tage schwach im Bett, wurde versorgt, während mein Bruder stark genug war die Formalitäten
mit unserer Mutter zu bewältigen. Ein Jahr später ging er, wütend auf sie, weg, und das ist jetzt sieben Jahre her.

Ein bisschen arbeiten muss ich noch daran, dass wir das Ganze auch mal eines Tages abschliessen können und dafür muss die Mutti nicht erst sterben, das möchte ich vorher
versuchen lebend zu lösen, wenn es geht.

Ja, das war sehr perfide, was er und auch sie im Hintergrund als graue Eminenz da mit
mir gemacht hatten, mit uns allen im Grunde.
Die beiden wären doch ein glatter Hochgenuss für jeden Therapeuten gewesen, aber leider gingen sie nie hin......! Ich dafür umso mehr.

Viele Grüsse und ein schönes Wochenende,
Christiane
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Dachschaden

Beitrag von anna54 »

Liebe Christiane
Familientreffen sind so ein Brennpunkt,wo der Schmerz explodieren kann.
Wie gut,dass du bei den jetzt Jungen eine unbelastere Zukunft sehen kannst.
Aber eine so schwere Kindheit ist eine Lebenslast,das kann fast keine Therapie auflösen.
Wie gut,dass du darüber schreiben kannst,was dir wiederfahren ist.
Meine Herkunftsfamilie war durch Schicksalschläge immer überfordert und Kinder hatten nichts zu fordern.
Die Familie meines Mannes war und ist schlimm,solche Eltern kannte ich nicht,und es hörte nicht auf,ein Bruder meines Mannes ist in den Tod gegangen.
Das hat mich fast zerstört,dass es nicht aufhören kann,dass es immer weiter geht und niemand an der Wahrheit interessiert war.
Heute lebe ich auf dem Hof dieser Familie und es hat sehr lange gedauert,bis die alten Geister hier verschwunden waren,manchmal kommen sie zurück,aber ich gebe ihnen keine Nahrung mehr.
Ich kann in die Zukunft schauen,der Hof geht an meine Tochter,sonst wäre ich nicht hier.
Dass ich das mitgestalten kann,das ist Zukunft.
Immer sind es Kinder,die mich anrühren,denen ich beistehen kann,in einem Ehrenamt,dass ich schon immer hatte.
Hinsehen,wo andere wegsehen,das erfordert Mut und man bekommt keine Freunde dadurch.
Dass ich für andere kämpfen kann,das hat mich stark gemacht,mutig auch.
Bis auf einen Kontakt habe ich die anderen immer wieder verloren,auch loslassen müssen,das ist eine harte Realität.
20Jahre hab ich mit Familien und Kindern beruflich gearbeitet,das waren oft schlimmste Baustellen,meine Teilzeitstelle hat mir ermöglicht den Rest des Tages meine Kinder und viele andere zu betreuen,Anlaufstelle und Heimat zu sein.
Die eigene Kindheit kann man nicht verändern,die alten Eltern dann noch zu begleiten durch Pflege und Umsorgen,das ist auch eine Zeit loszulassen,auch den Schmerz der Kindheit.
Oder man packt ihn in eine Kiste,die gut versteckt,in den letzten Winkel passt.
Im heute den Schmerz nicht wegdrücken müssen,das ist ein gutes Ziel.
Sich auch nicht in den Brennpunkt des Schmerzen zu stellen,das ist Selbstfürsorge,was gibt es zu feiern,wenn es nur Schmerz auslöst und auch noch befeuert.
Das war in meiner schwersten Zeit der absolute Nullpunkt,wenn ich von einer Feier flüchten mußte.Letztlich war es der Schmerz darüber,dass niemand ihn gesehen hat,noch nie.
Meine kranke Schwester hat schlimmste Psychosen,niemand kann das so gut nachfühlen wie ich es kann,ich hab sie großgezogen.
Daher ist sie mir sehr nah,auch meine Sorge um sie.
Gute Zeiten werden immer von Katastrophen abgelöst.
Wer steht gut da,von 10Kindern,3 sind verstorben,die anderen leben ein Vorzeigeleben,sind mir oft sehr fern,sie wollen nicht mehr hinsehen,weil es ihnen zu lange dauert,weil sie nicht diesen Schmerz fühlen wollen,sie feiern munter draufzu,aus jedem Anlaß kommt eine große Horde zusammen.
Ähnlich einer Krebserkrankung sind psychische Krankheiten vom Makel behaftet,als wenn man sich " anstecken" würde,letztlich wollen sie nicht hinsehen,haben das noch nie tun müssen.
Wenn sie selbst betroffen sind,irgendwann,werden sie lauter rufen,als wir es je konnten,uns ist irgendwann jeder Schrei erstickt.
Liebe Christiane,ich wünsche dir eine stabile Kiste,in die du alles packen kannst und dann aus der Geschichte um das rosa Tütchen,eine kleine Fee,die sie dir immer wieder in die Hand drückt.
Ganz liebe Grüße
anna54
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Dachschaden

Beitrag von Christiane1 »

Liebe anna,

ich hätte dir gewünscht, dass du erst gar nicht auf diesen Hof gezogen wärest, wenn er so viele schmerzliche Erinnerungen hervorruft vom ersten Tag an.
Du bekämpfst die Geister mit deinen Mitteln, wirst kaum dafür belohnt und dennoch scheint es in irgend einer Weise Sinn zu machen, du möchtest das so und kannst das auch.

Deine Geschichte zwingt dich aber vielleicht, genau das zu tun und mehr Leid auszuhalten als nach meinem Empfinden überhaupt möglich ist, aber vielleicht ist es anders, als ich es wahrnehme.
Ich bin auch im Dschungel grossgeworden, aber ich suchte immer, um bei den Metaphern zu bleiben, klares Wasser, ausgeschilderte Wasserstrassen und ruhige See.

Und zurück zu dem Wortschatz, der mir vertrauter ist, ich danke dir für dein Verständnis und deine Worte, keine Feen und rosa Tütchen, bitte das nicht.
Meine Geschwister sind auch betroffen, nicht unbedingt nur von Depressionen, aber von Erinnerungen und ich habe keinerlei Erwartungen an sie bezüglich sonstwas und ich möchte auch nicht, dass sie selber betroffen sind von was auch immer oder jemand daran erstickt. Das ist nicht das, was ich denke und hoffe.
Ich hoffe auch, dass der Rest der Familie gesund bleibt, denn ich brauche sie noch.

Mir geht es gerade so, dass ich mich verzettele und nicht mehr weiss, was ich dir noch antworten könnte.

Deshalb nochmal danke für deine Worte und dein Mitgefühl, anna,
liebe Grüsse zurück.

Christiane
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