Es geht so lang...

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Rich
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Es geht so lang...

Beitrag von Rich »

Hallo zusammen,

ich bin schon lange hier, leider aber nur sporadisch aktiv.

Ende letztes Jahr habe ich dann ein neues Thema angefangen ... möglicherweise ist immer noch zu finden, auch wenn lang niemand mehr etwas da geschrieben hat. Es hieß "Tiefe Phase".

Damals ging es mir, nach meiner Ansicht, besonderes schlecht. Meine Geschichte mit Depression war schon lang, ich habe bereits 2 Jahre Analyse gemacht, was ich dann abgebrochen habe weil es mir nicht geholfen hat.

Es sind mittlerweile mehrere Monate vergangen, und leider ist das Gefühl, durch eine tiefe Phase zu gehen nicht vorbei. Ich habe es eben eine Phase genannt weil ich davon überzeugt war, es geht irgendwann vorbei. Aber bis jetzt leider nicht.

Es fühlt sich alles immer noch so aussichtslos aus ... alle Versuche die ich gemacht habe etwas zu verändern haben keinen Erfolgt gehabt. Noch mal Therapie, keine Chance ... eine Stationäre Behandlung stand in Frage, ist aber auch nichts geworden. Und ich habe ab September eine neue Stelle. Habe angst, Druck und Stress die damit verbunden sind können das ganze noch schlimmer machen, dann schaffe ich mit dem Job auch nicht.

Eigentlich weiß ich gar nicht mehr warum ich nochmal schreibe ... noch weniger weiß ich ob jemand in der Lage ist etwas dazu zu sagen. Aber ist das alles vielleicht doch keine Phase die irgendwann zu Ende geht? Es bleibt eben so wie es ist, der Normalfall? Was passiert wenn man so lang damit leben muss?

Liebe Grüße an alle,

Rich
Aurelia Belinda
Beiträge: 7973
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Es geht so lang...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,
Irgendwie sagt mir dein Name noch was.
Und deine Phase geht schon lange.
Durch dieses dunkle Tal mit erst mal ungewissem Ausgang sind viele hier schon gewandert. Auch ich.
Du hast Therapien probiert die dir nicht ausreichend hilfreich waren.
Auch das hört man hier immer wieder.
Die Frage ist dann vielleicht nochmal,
Waren es die für dich geeigneten Therapien. Es gibt ja viele Formen.
Es gibt Patienten die lange und immer neu versuchen einen Therapeuten zu finden bei dem man auch das Gefühl hat, das könnte mein Weg sein......
Warum hat die Klinik denn nicht geklappt??

Dass du sehr angespannt und unsicher bist bei einer beruflich neuen Aufgabe ist mehr als verständlich.
Und gerade in dieser Misere ( dunklen Phase ) erzeugt so eine gravierende Veränderung oder Neu Ausrichtung ganz viel inneren Druck.
Ist man der neuen Aufgabe auch gewachsen, was kommt alles auf mich zu, wie wird die Zukunft sein, wenn sich die Phase nicht bessert???
Das alles macht viel Panik, kann einen lähmen, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Nimmst du denn Medikamente?
Und wie sieht so dein Alltag aus, bist du überwiegend mit komischen Gedanken beschäftigt. Drehen die sich nur ums berufliche, Hast du Momente in denen du entspannen kannst, oder ist es so dass die Angst dich auffrisst?
Ich bin schon der Überzeugung dass sich mit therapeutischer Hilfe eine Besserung deines Zustands erreichen lässt.
Erfahrungsgemäß ist es nur leider so,
Dass die Symptome und ihr Ursprung sehr komplex sind, und es bedarf einer gründlichen Behandlung, bei der nicht nur medizinisch gearbeitet wird, sondern auch die menschlichen Hintergründe beleuchtet werden. So besteht am ehesten die Chance einer Behandlung mit Erfolg.
Inwieweit du dich nochmal in Behandlung begeben willst, entscheidest du.
Mein Credo ist, klappt es beim dritten mal noch nicht, dann vielleicht beim vierten Anlauf.....
Ich wünsche dir Mut, um nicht zu verzagen, sondern vielleicht nochmal neue Wege auszutesten.
Fühlst du dich der neuen beruflichen Aufgabe gewachsen?
Oder ist es nur so ein letzter Strohhalm den du noch greifen willst.
Ist alles nicht einfach, wenn es einem schlecht geht, und man will oder muss beruflich neu durchstarten.
Und glaube mir, ich weiss wie man sich da fühlt, hilflos, verloren, Versagensängste. Das wiederum erzeugt dann nochmal Druck, ein Teufelskreis.
Vielleicht denkst du nochmal drüber nach ob das gerade der richtige Zeitpunkt ist für eine neue Aufgabe?
Das sagt sich leicht, ist aber gut gemeint. Zuerst sollte dein Zustand etwas stabiler sein, dann hat man auch mehr Kopf beruflich neues zu beginnen.
Alles Gute, und gib die Hoffnung nicht auf. Es kommen hellere Tage.

Liebe Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Rich
Beiträge: 45
Registriert: 15. Jan 2018, 23:04

Re: Es geht so lang...

Beitrag von Rich »

Liebe Aurelia,

Vielen Dank für die Nachricht...
Ich weiß leider gar nicht was ich dazu sagen kann...
Mit der Klinik, war ich einfach nicht überzeugt dass es hilft. Die Therapie die ich davor gemacht habe kostete mir so viel Zeit und Energie. Ich wollte nicht noch mal was versuchen, um danach zu schauen ob es klappt oder nicht. Und so lange weg von dem normalen Leben... das macht mich sehr skeptisch. Ich muss dann alle Probleme wieder begegnen, und sie sind vielleicht sogar noch größer geworden.

Außerdem wäre es Termin technisch so kompliziert....

Mein neuer Job... eigentlich wollte ich ihn gar nicht. Aber so eine Möglichkeit kam erst jetzt nach vielen Jahren auf mich zu. Möglicherweise ist auch das einzige Mal. Deshalb habe ich zugesagt. Ich muss dafür aber viel fahren, oft von zuhause weg. Und dann das ganze anfangen, sich einarbeiten, mit den Kollegen klar kommen. Fachlich schaffe ich wohl schon, aber alles andere... da habe ich meine Zweifel. Und das macht mich Angst.

Also, der richtige Zeitpunkt ist definitiv nicht...

Ich nehme keine Medikamente... habe auch große Bedenken was das angeht, meine Mutter litt sehr mit ihren Medikamenten, ich habe als Teenager alles mitbekommen. Wahrscheinlich deswegen.

Aber ich spiele mit den Gedanken mindestens etwas zum schlafen zu nehmen... je schlechter mir geht desto weniger schlafe ich. Seit Monaten so... gestern und vorgestern habe ich nicht mehr als drei Stunden geschlafen. Und dann den ganzen Tag kaputt; trotzdem, wenn ich ins Bett gehe, klappt es nicht.

Am liebsten würde ich einfach weg fahren und alles hinter mir lassen. Aber das geht auch nicht.

Liebe Grüße

Rich
Aurelia Belinda
Beiträge: 7973
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Es geht so lang...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,

Ja das kann man schon verstehen, dass du bei Tabletten vorsichtig bist, das hat anscheinend dann mit früher zu tun, wenn deine Mutter da abhängig war, ich kenne ja nicht die Umstände aber wie du es schilderst hat es sich eben negativ bei dir ins Gedächtnis eingebrannt.
Aber wie du selber erkennst kann es so auf Dauer nicht weiter gehen.
Der arge Schlafmangel fordert Tribute,
Und vor allem im Hinblick auf eine berufliche Neuanstellung wäre es sinnvoll dass du mehr zur Ruhe kommst.
Leistungsfähig ist man so nie auf Dauer, das hab ich selbst erlebt, und auch bei meinem Mann. Der wollte auch nie kürzer treten obwohl es gesundheitlich längst nötig war, hatte am Ende auch starke Schlafprobleme, und war nervlich am Ende. Da blieb dann nichts mehr außer halt doch Tabletten. Die für den Tag haben wir nach 2
3 J. Jetzt eigenhändig abgesetzt, die für nachts nimmt er weiter, aber reduziert. Wir sind auch keine Fans von Tabletten, hatten selber mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen.
Dennoch würde ich in deinem speziellen Fall dazu raten, zumindest vorübergehend nachts mal was zu nehmen.
Das kann sich positiv aufs Gemüt auswirken, und man tankt wieder mehr Energie....
Hier gibt es auch einen Thread mit Schlafstörungen, da sind Erfahrungen beschrieben.

Ja, die Gedanken hatte ich auch in der Vergangenheit, warum Klinik, hinterher ist doch alles beim alten, der Alltag muss weiter geführt werden.

Aber auch da lese ich hier immer wieder dass es doch vielen auch was bringt, alleine der Effekt mal abschalten zu können, sich nur um sein Befinden zu kümmern ( dir geht's ja schliesslich auchschlecht ), ist positiv. Manchmal gewinnt man da auch eine ganz andere Sichtweise auf seinen Zustand, auf das was schief läuft, privat oder beruflich, oder auf Verhaltensweisen oder Äußere Umstände die man vielleicht anpassen kann oder verändern etc.
Sinnvoll ist das sicher.
Dir geht es ja nicht erst seit kurzem schlecht, sondern es entpuppt sich als Dauerzustand der dann mal gefährlich wird, wenn du nicht rechtzeitig die Notbremse ziehst.
Es ist alles nachvollziehbar, deine Sorgen, die beruflichen sowieso, da steht was neues an, auch die private Situation will gemeistert werden, gerade deshalb ist es wichtig, dass du leistungsfähig bleibst, oder wirst.
Und wenn du so weiter machst sehe ich da Gefahr für einen Absturz, und das muss nicht sein.

Ich kenn das alles, ich hab's praktisch zweimal hinter mir, beim Mann und mir selber.
Man will sich einfach lange nicht eingestehen, dass man ( aus gesundheitlichen Gründen ), eingeschränkt ist, man will um jeden Preis einfach weiter funktionieren.
Das kennen viele hier.....
Aber unser Körper und Geist gibt UBS eben Signale wenn was nicht rund läuft.
Das sollten wir nicht ignorieren,
Sonst gibt's auf Dauer gesehen die Quittung dafür.
Das sagt dir jemand, der diese Quittung bitter mehr als einmal zu spüren bekam.
Und diese Folgen sind dann noch viel schlimmer als all das, vor was man vorher Angst hatte.
Ich kann halt nur an dich appellieren,
Bitte kümmer dich zeitnah um deinen angeknacksten Zustand.
Das ist wirklich ein gut gemeinter Rat.
Überlege wie du Vorgehen kannst, vielleicht doch erst mal durch Tabletten für ausreichend Schlaf Sorgen.
So ist auch das Gedankenkreisen erst mal weg beim Einschlafen.
Dein Körper und Geist brauchen unbedingt Regeneration.
Ich hatte vor meinen Zusammenbruch damals auch über Monate nicht geschlafen.
Ich möchte heute nicht mehr an diese Symptome denken, die mich dann in die Klinik brachten......wenn es mal soweit kommt, hast du nämlich nicht mehr den Gedanken, gehe ich, lasse ich mir helfen oder nicht, da bist du dann zwangsläufig behandlungsbedürftig. Und dann länger außer Gefecht.
Wie gesagt es ist alles verständlich.
Aber die Erfahrung zeigt, nicht zu lange zögern.

Dein letzter Satz sagt nämlich eigentlich alles aus.
Am liebsten nur weit weg wollen......
Genau. Und diesen Gedanken haben wir ganz stark dann, wenn wir total erschöpft sind vor Überforderung.
Es ist im Leben, egal ob beruflich oder privat alles außer Ruder gelaufen, man kommt dem nicht mehr hinterher, ist überlastet.
Ein Urlaub erst mal ist auch keine Option??

Natürlich wünsch ich dir für deinen Neustadt im Beruf nur das Beste.
Aber denk dran, leistungsfähig ist man nicht wenn es einem dauernd schlecht geht, und wenn der wichtige Schlaf fehlt.

Pass gut auf dich auf.
Du hast ja nur diese eine Gesundheit.
In dem Sinne,

Liebe Grüße und
Gute Besserung, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Es geht so lang...

Beitrag von Bittchen »

Hallo Rich,

Aurelia hat dir schon viele Tipps gegeben,da möchte ich nur noch hinzufügen,
egal wo du hin gehst,den Rucksack mit den schlechten Gefühlen nimmst du überall mit.
Darum wird ja auch kein Urlaub empfohlen von den Experten in einer akuten Episode.

Alles Gute für dich und vielleicht hast du Glück und deine neue Arbeit gibt dir Struktur und es läuft besser wie du dir das jetzt vorstellen kannst.

Passe auf bei Schlafmitteln, wegen der potentiellen Abhängigkeit.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Rich
Beiträge: 45
Registriert: 15. Jan 2018, 23:04

Re: Es geht so lang...

Beitrag von Rich »

Hallo zusammen,

erstmal, vielen Dank für die Antworte. Es ist immer schön zu merken dass jemand irgendwie „zugehört“ hat. Kommt leider ganz selten vor…
Ich schaffe gar nicht alles zu beantworten … die Gedanken sind so durcheinander. Aber die Iddee mit dem Urlaub .. ich habe tatsächlich Urlaub ab Sonntag. Und zwar richtig und nicht nur halbherzig wie oft der Fall ist, wann ich in den Ferien noch alles mitschleppe was irgendwie hätte noch während dieser zeit erledigt werden können.
Ich fahre zu meiner Familie, die ich seit 5 Jahre nicht besuche. Eigentlich sollte ich mich freuen … ich kann aber nicht. Ich denke, alles wird so anstrengt, ich muss mit so viel klarkommen, immer nett sein. Also, ob ich mich erholen kann.
Ich habe niemanden meiner Familie davon erzählt, was ich durchmache … will ich auch nicht. Oder besser gesagt, glaube nicht dass sie in der Lage wären meine Situation zu verstehen.
Für meine Mutter wäre das eine Belastung, zu wissen dass ihr Sohn das erlebt was sie auch erlebt hat. Und ich denke, sie wird noch dazu die Schuld auf sich nehmen.
Wenn ich könnte, würde ich die Reise gar nicht machen. Aber nach 5 Jahren hat es endlich geklappt, jetzt alles absagen.. da würde ich mich wohl noch schlechter fühlen.
Liebe Grüße
Rich
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