Einsamkeit bei chronischer Depression

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Skatecone
Beiträge: 7
Registriert: 22. Apr 2019, 14:24

Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Skatecone »

Hallo liebes Forum,

ich stelle mich kurz mal vor: ich heiße Felix, bin 34 und Anfang des Jahres wurde bei mir eine chronische Depression diagnostiziert, die so vor ca 15 - 20 Jahren angefangen hat.
Zurzeit plagen mich schlimme Gefühle der Einsamkeit und Minderwertigkeit. Wie geht ihr denn mit solchen Dingen um, insbesondere die Einsamkeit, da mich diese im Moment am meisten belastet?

Schönes Wochenende wünsche ich euch

Felix
Angie23
Beiträge: 32
Registriert: 10. Jun 2014, 00:12

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Angie23 »

Hallo Felix!

Diese Gefühle der Einsamkeit kenne ich auch nur zu gut, da ich wenig soziale Kontakte hab. Tja, wie gehe ich damit um? Ich versuche mich abzulenken, lies hier im Forum mit, da geht es vielen ähnlich. Depressive Menschen ziehen sich häufig zurück, woraufhin dann die Einsamkeit folgt. Mir hilft auch der Austausch mit anderen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Wie gesagt ist Einsamkeit hier immer wieder mal Thema (war es auch vor kurzem). Ansonsten gibt es natürlich auch die Möglichkeit einem Verein beizutreten, einen VHS Kurs zu machen, sich irgendwo ehrenamtlich zu betätigen usw...aber dazu muss man erstmal aus seinem Schneckenhaus raus. Kontakte kann man überall knüpfen, die Frage ist nur, ob du das auch möchtest?

LG Angie
Nicht alle sind glücklich, die glücklich scheinen. Manche lachen nur um nicht zu weinen.
Diogenes von Sinope
Beiträge: 7
Registriert: 29. Dez 2017, 19:48

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Diogenes von Sinope »

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Zuletzt geändert von Diogenes von Sinope am 10. Sep 2023, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
Jani1990
Beiträge: 69
Registriert: 16. Nov 2017, 15:37

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Jani1990 »

Ja der berühmte Satz: "Isulation fördert Depressionen" kommt leider nicht von irgentwo her. Wer ständig alleine ist, dem geht es schlecht. Vorallem wenn man, wie ich, sein schlimmster Feind ist.

Gestern war mein bester Freund da und wir haben zusammen Serien geschaut, zumindest eine zeitlang hab ich mich wieder besser gefühlt. Solange ich mich ablenken kann geht es mir besser, aber mit der folgenden Einsamkeit komme und komme ich auch nicht zurecht. Ich bin jeden Tag von Schuldgefühlen geplagt, weil ich nicht arbeite und auf kosten anderer Lebe. Ja ich hatte eine schwere Kindheit, ja ich habe schwierige Beziehungen in der Famillie, aber ich möchte das ja nicht als ausrede benutzen wieso ich nicht arbeiten gehe. Ich habs mit arbeiten versucht, aber weils mir so schlecht ging und ich somit den Anforderungen nicht gerecht war wurde ich gekündigt...also bin ich in die Klinik gegangen, wo mir nochmal vor Augen geführt wurde wie schlimm es eigentlich um mich steht. Sie konnten mir nicht helfen...wie sollten sie auch? Ich bin ja selbst für mein Elend verantworlich und nur ich kann mich wieder da raus kämpfen. Aber mir fehlt die Kraft...mein ganzes Leben schon kämpfe ich mich alleine durch, ich habe ein sooooo dringendes Bedürfnis nach einem Partner, der mich liebt und mir Kraft gibt duch diese schwere Zeit, aber ich halte mich bewusst vom anderen Geschlecht fern. Ich traue mich nicht offen zu sagen das ich arbeitslos bin und Depressionen habe und auserdem kollidiert das mit meiner Moralvorstellung " Du hast nichts zu bieten, also halte dich fern". Gut im moment hat meine Sehnsucht auch ein konkretes Gesicht, was es nochmals schwieriger macht sich auf eine andere Person einzulassen, aber ich merke schon das ich in dem Sinne meine Einstellung nicht ändern kann...Deshalb stelle ich mich schon darauf ein mein Leben womöglich alleine bewerkstelligen zu müssen, was WIRKLICH ein schmerzhaftes Gefühl ist.


Huch, ich glaub ich hab mich etwas zu sehr gehen lassen :D Sorry ich versuch nur gerade mich irgentwie zu beschäftigen und deshalb hat es gut getan sich mal wieder einiges von der Seele zu schreiben.

Ich kann dir nur den Rat geben das du dir dringend Freunde suchen musst, ich weis das ich ohne meinen besten Freund vermutlich schon längst nicht mehr hier wäre.

Alles liebe und Kraft wünsche ich dir

Jani1990
Arpeggio
Beiträge: 78
Registriert: 30. Okt 2017, 17:34

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Arpeggio »

Hallo Jani,
gut,dass du die Dinge in dir benennst.Und nein , du lässt dich nicht gehen!
Es ist deine seelisch emotionale Befindlichkeit.Verurteile dich bitte bitte nicht für deine Erkrankung!!
Schreib‘ hier so oft und so viel wie deine Energie es zulässt.Ein klitzekleines Stück aus der Einsamkeit ( Stigmatisierung)heraus.

Ein mitfühlender,verbundener Betroffener
Arpeggio
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Bittchen »

Hallo lieber Felix,

herzlich willkommen und einen guten Austausch hier wünsche ich dir.
Es ist ein guter Anfang sich hier seinen Kummer von der Seele zu schreiben.
Es kann der erste Schritt sein, raus aus der Isolation und mit den vielen Verbündeten hier Möglichkeiten für dich zu finden, wieder mehr am Leben da "draußen"teilnehmen zu können.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Bittchen »

Liebe Jani,

Schuldgefühle brauchst du nicht haben,das zieht dich noch mehr runter.
Es ist aber auch ein Symptom der Krankheit,zu meinen du hättest die
Unterstützung nicht verdient.
Das ist immer falsch!!!
Richtig ist allerdings,dir jede professionelle Hilfe zu suchen die es gibt,immer wieder.
Irgendwann wird dir der richtige Therapeut helfen können.
Das ist anstrengend,aber von alleine ändert sich nichts.
Selbst kannst du mit kleinen Schritten immer wieder positive Aktivitäten üben.

Das soziale Netzt ist dafür da,um kranke Menschen aufzufangen und ihnen die Möglichkeit zu geben nach der Genesung wieder am Arbeitsleben teil nehmen zu können.
Das ist auch richtig und gut so.
Egal ob eine körperlich oder seelische Beeinträchtigungen besteht,das steht dir zu !!!

Du bist dafür nicht verantwortlich an einer depressiven Störung zu leiden.
Es ist auch keine Ausrede dass dir in der Kindheit sehr geschadet wurde,das kannst überwinden wenn du dir sagst,das ist Vergangenheit und ich habe das überstanden.
Daran siehst du auch wie stark du bist.
Du kannst was gegen deine momentanen Gefühle tun,damit es dir heute ein kleines bisschen besser gehen kann.
Nicht zu lange im Bett bleiben,etwas Struktur in dein Leben bringen und das machen was geht.
Da habe ich auch oft keine Lust oder gar Freude ,aber Übung macht den Meister und es geht mit der Zeit und kleinen Schritten auch wieder besser.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Skatecone
Beiträge: 7
Registriert: 22. Apr 2019, 14:24

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Skatecone »

Danke für die Antworten, das hat mir tatsächlich geholfen.
Ich hatte es heute mit meiner Therapeuten drüber und wir haben mal ein paar Ideen ausgearbeitet, mal sehen wie die so funktionieren.

Es tut vor allem gut, zu wissen, dass es anderen Menschen hier ähnlich geht, das mildert die Gefühle etwas ab.

@Jani1990
Ich finds gut, dass du dich hier mitteilst und über deine Probleme redest. Ich denke, du solltest dir nicht die Schuld an allem geben. Da gibts immer mehr als einen Beteiligten bei sowas. Ich kann deinen Satz total nachvollziehen mit dem "ich hab nichts zu bieten, also halt ich mich fern," denn mir geht es exakt genauso, was das Thema Partnerschaft superschwierig macht.
Also du bist nicht allein damit=)
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Jani, und die anderen auch:

>>Aber mir fehlt die Kraft...mein ganzes Leben schon kämpfe ich mich alleine durch, ich habe ein sooooo dringendes Bedürfnis nach einem Partner, der mich liebt und mir Kraft gibt duch diese schwere Zeit, aber ich halte mich bewusst vom anderen Geschlecht fern. Ich traue mich nicht offen zu sagen das ich arbeitslos bin und Depressionen habe und auserdem kollidiert das mit meiner Moralvorstellung " Du hast nichts zu bieten, also halte dich fern". Gut im moment hat meine Sehnsucht auch ein konkretes Gesicht, was es nochmals schwieriger macht sich auf eine andere Person einzulassen, aber ich merke schon das ich in dem Sinne meine Einstellung nicht ändern kann...Deshalb stelle ich mich schon darauf ein mein Leben womöglich alleine bewerkstelligen zu müssen, was WIRKLICH ein schmerzhaftes Gefühl ist.<<

Das geht mir ganz genau so, außer dem konkreten Gesicht der Sehnsucht.
Eine Lösung habe ich nicht dafür.
Ich habe nur gemerkt, dass etwas bei mir nicht so läuft wie bei Anderen. Dachte immer, das wird sich schon geben, wenn ich mal verstanden habe, was los ist, und in einem Leben angekomen bin, was für mich geeignet ist.
Tja leider.....
Du bist noch viel jünger als ich und hast da noch andere Chancen wie unsereins als Gruftie mit Wellfleisch ;)
Es laufen auch einige rum, denen der soziale Status von anderen relativ egal ist, und die sogar gerne sich auch kümmern.
Für mich war auch lange Normalzustand, dieses Privileg nicht zu haben. Ich wundere mich auch immer über die Reaktion von anderen, wenn sie bemerken, dass jemand so etwas nicht hat, was für sie selbstverständlich ist.
Wenn ich gefragt werde, ob ich was brauchen kann, weiß ich gar nicht recht damit umzugehen. Man ist ja Unterstützung bekommen nicht unbedingt gewöhnt, manchmal sogar schon die Eltern nicht, so dass man sich das auch nicht abgucken konnte früher.

Leider.
LG Gertrud

PS: Zu sehr gehen gelassen hast du dich keinesfalls.
Jani1990
Beiträge: 69
Registriert: 16. Nov 2017, 15:37

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Jani1990 »

Ich danke euch für eure Worte

Ich versuche mich wirklich gerade zusammen zu reißen, aber es fällt mir im moment einfach so unglaublich schwer. Ich reagiere im moment sehr empfindlich auf jede art von Stress, keine ahnung ob das immer noch das Medikament ist oder meine Depressionen mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hat. Ich gehe die Stellenanzeigen durch, aber ich trau mir im moment wirklich gar nichts mehr zu, nichtmal 3 Stunden pro Tag. Ich zittere, kann mich nicht konzentrieren und bin die ganze Zeit nur traurig, wie soll ich so den so arbeiten können? Mein Therapeut hat auch erst wieder Ende des Monats einen Termin...und der Reha-Antrag wird sich vermutlich auch noch mehrere Monate hin ziehen, ich habe solche Angst das ich bis dahin gar nicht mehr belastbar bin. Das kann man sich in unserer Gesellschaft nicht erlauben...

Der Witz bei der Sache ist das mich Geld gar nicht innteressiert, solange ich eine Wohnung habe, Essen auf dem Tisch und mir hin und wieder was göhnen kann, bin ich völlig zufrieden. Ich komme nur mit der Einsamkeit nicht klar...verstehe nicht wieso Leute denken das Arbeitslose ein so gutes Leben führen. Klar Stress ist fast keiner vorhanden, aber das Lebensgefühl schwindet leider auch mit der Zeit. Von dem niedermachen der Berufstätigen will ich gar nicht erst anfangen. Das es gar nicht genug Arbeit für alle gibt innteressiert auch keinen...700.000 offene Stellen auf 4 Millionen Arbeitslose? Das kann natürlich nicht funktionieren. Dann meint meine Großmutter noch mich runter machen zu müssen weil ich nicht genommen wurde...vielleicht hat sie recht, vielleicht wurde ich nicht genommen weil die Leute gemerkt haben das es mir nicht gut geht. Aber die MÜSSEN ja auch aussortieren! Es kommen heute mindestens 10 Bewerber auf 1 Stelle.

Okay ich muss aufhören das bringt mich auch nicht weiter. Ich sollte mich wenigstens glücklich schätzen das ich körperlich einigermaßen gesund bin, damit bin ich schon reicher als manch anderer. Trozdem kann ich nicht akzeptieren das sonst nichts mehr kommt in meinem Leben...ich weiß, so sollte ich nicht denken aber es fühlt sich mittlerweile schon so an.

Und ich höre immer noch nicht auf^^ Dabei ist das nichtmal mein Thread. Entschuldigt mich nochmal, ich habe gerade zuviel Freizeit und weis nicht wo ich die verbringen soll ;)

Aber genug gejammert für heute
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Ach Jani,
wenn du so gestresst auf Stellenanzeigen reagierst, dann ist das momentan nix für dich mit Bewerben und Arbeiten. Es gibt ganz viele, die krank geschrieben sind zwischen Krankenhaus und Reha.
Was deine Familie angeht, speziell deine Großmutter: Das kenn ich von meiner Familie auch. Die ehren die Arbeit so sehr, dass sie sich kaputt machen und nichtmal merken, wenn sich die Große (also ich) schon längst kaputt gearbeitet hat.
Arbeit als Gott oder Fetisch oder so, keine Ahnung.
Als ich vor Jahren mal Sozialhilfe aufstockend zur Arbeitslosenhilfe bezog und das Sozialamt meine Mutter anschrieb, war daheim auch die Hölle los. Genauso bei einer jungen Verwandten, als deren Mutter wegen Kindergeldabzweigung angeschrieben wurde, wegen 2 Monaten Wartezeit bis zur Ausbildung.
Furchtbar :(
Als ob man von harter Arbeit genesen würde und nur davon.
Lasse dir keine Schuldgefühle machen und denke nur an deine Genesung.
Könnte sein, dass wenn du krank geschrieben wirst, auch Oma mal aufhört mit den Sprüchen.
Dann kannst du dich um dich kümmern. Du bist noch jung und hast noch viel Lebenszeit, die du auch mit Arbeit verbringen musst.
LG Gertrud
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Einsamkeit bei chronischer Depression

Beitrag von undansonsten »

Ich kann das gut nachvollziehen was du schreibst. Ich habe viele Jahre nach meinem Studium im Management gearbeitet. Dann kam der Burnout. Dann der zweite. Dann war ich arbeitslos. Und nun schaue ich die Stellenanzeigen an und trau mir nicht mal mehr einen Job im Supermarkt an der Kasse zu.

Das ist zermürbend und ich denke, dass es erst mal wichtig ist, Selbstwert wieder aufzubauen. Ich hab das Glück, dass mein Mann für uns sorgt und mich auch nicht drängt, wieder zu arbeiten. Dabei würde ich das auch echt gern tun und jeden Tag, wenn die Stellenanzeigen online reinfallen, frustet es mich wieder. In meinem alten Beruf (Marketing) hab ich leider den Anschluss verpasst, Influencing und so - davon hab ich keine Ahnung.

Ich habe auch eine Ausbildung als Coach, aber mit einer Depression finde ich es unseriös, da eine Leistung anzubieten.

Also, es tut gut, zu lesen, dass auch andere Menschen damit zu kämpfen haben. Wir müssen den Mut finden, uns wieder als wertvoll zu erachten und unsere mögliche Leistung als Gewinn für ein Unternehmen. ich glaube, dann kann es gelingen.
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