Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Antworten
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von undansonsten »

Ich hab heute einen nachdenklichen Tag und dann rief mein Mann noch von unterwegs an, nur um mir mitten in unserem Gespräch, in dem ich mit ihm über das gestern geschehene sprechen wollte, zu sagen, dass er jetzt ein Meeting hat und rein muss.

Es ermüdet mich so. Ich weiss, er liebt mich und er würde alles (finanzielle) tun, um mir zu helfen. Aber menschlich ist er einfach nicht in der Lage, mich mal in den Arm zu nehmen oder einfach da zu sein und auszuhalten, wenn ich weinen muss.

Unsre Familie löst sich irgendwie auf und das macht mir Angst. Irgendwie war ich, ohne es zu wissen, immer das Rückgrat und jetzt, wo ich weggebrochen bin, schafft er es nicht, für mich oder unseren Sohn da zu sein. Er ist ein lieber Mensch. Aber er versteht das alles nicht, weil er das Leben an der Oberfläche lebt und auch ein ganz anderes Leben voller Arbeit - 16 Stunden am Tag.

Habt ihr Lust, zu erzählen, wie eure nahestehenden Menschen euch unterstützen? vielleicht gibt es das eine oder andere, was ich ihm erzählen könnte und was uns weiterhilft.
Newbie1
Beiträge: 39
Registriert: 25. Jun 2019, 09:10

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Newbie1 »

Also i kann nur von meiner Warte als Angehöriger sprechen...

Ich war für meinen Partner da, habe ihn bei allem unterstützt. Wir wollten zusammenziehen und nächstes Jahr eine Familie gründen, aber dann hat er mich 1 Monat nach unserem gemeinsamen Beschluss mit den Worten abgeschossen, dass er keine Zukunft mehr sieht und das alleine machen muss. Und jetzt.... hat er eine Neue... Ihm gehts anscheinend gut - er schleicht auch schon seine Tabletten aus .- mir gehts beschissen.

Und glaub mir nicht nur dich wird es ermüden.... Ihn sicher auch!

Ich persönlich würde NIE wieder diesen Weg gehen und meine Beine schneller in die Hand nehmen als ich kann.
cookie80
Beiträge: 59
Registriert: 1. Jul 2019, 14:38

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von cookie80 »

Mein Mann ist sehr rational und ziemlich belastbar. ich bin total emotional - das weiß ich jetzt ;) - und zeige das öfters nun auch nach außen. Vieles mach ich immer noch mit mir selbst aus. Ich erlebe aber, dass das Reden viel hilft und erleichtert. Wir reden im Moment viel über die Situation, natürlich ist er ratlos (bin ich ja oft noch selbst), aber er hört zu, umarmt mich, hält mich in schlimmen Nächten fest. Zum Glück bin ich noch in der Lage, meine Päckchen zu schleppen und das Ganze mit Eigenenergie voranzutreiben. Natürlich ist es mental extrem wichtig zu wissen, in guten wie in schlechten Zeiten, ist da jemand...!
"Wenn du an den Punkt kommst, wo du niemanden mehr beeindrucken musst, wird deine Freiheit beginnen."
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von juli74sara »

hallo undansonsten, bevor du gleich wieder deinen text löschst, schreibe ich lieber gleich :mrgreen:

aaaalso, mein partner ist in krisenzeiten auch nicht für mich da. er packt das emotional nicht und ist schlichtweg überfordert. okay, er hat keinen 16-stunden-arbeitstag :shock: , aber leidet selbst unter depressionen und "mauert". wenn ich dann noch mit bedürftigkeit ankomme, schmiere ich ab, wie an einer teflonpfanne.

ich habe auch phasen, wo ich die ganze beziehung infrage stelle, weil meine bedürfnisse nicht so erfüllt werden, wie ich das gerne hätte. aber: ich liebe ihn und er mich. er tut, was er kann und gibt, was er geben kann.

wenn ich ehrlich bin: daß ich es allein geschafft habe und auch allein schaffe, mich von meiner depression zu befreien, mich selbst stabil zu machen...macht mich unglaublich stolz und gesund unabhängig. die liebe hat viele formen, es gibt viele wege zu lieben. für mich ist beziehung kein gegenseitiger "bedürfnis-erfüll-automat".

deinen frust kann ich nachvollziehen, wenn man einfach eine umarmung, aufmerksamkeit und präsenz braucht und feststellt: is`nich`drin. am besten noch, wenn außenstehende dann mit ihren tollen beziehungen und partnern aufdrehen, so à la: "also mein partner macht das und das" oder "in einer beziehung sollte das und das so und so sein". ja, das ist dann ganz großartig, wunderbar, danke für die info :roll: .

wenn du bisher das rückgrat in der familie warst und eben jetzt nicht mehr als solches verfügbar bist, dann braucht das erst einmal, bis deine familie damit zurechtkommt. gerade weht es bambusstangenmäßig eben mit dem wind...na und? vielleicht besser, sich im sturm zu biegen, als zu zerbrechen?

vielleicht ist dein mann auch überfordert mit seinem 16stundentag und dem neuen gefüge in der familie? vielleicht hat er selbst mühe, aufrecht zu bleiben und die familie (finanziell) zu versorgen? vielleicht sieht er das männermäßig, pragmatisch als seine oberste priorität an? hmmm. vielleicht fühlt er sich ja auch in seinen bedürfnissen beschnitten?

wenn ich mir die situation vorstelle, daß du ihn anrufst, gerade "brauchst" und er aber einfach nicht kann, weil er in ein meeting und sich konzentrieren muß...dann ist das doch streß pur?

ich will ja nicht besserwisserisch oder belehrend sein...denn was habe ich meinen freund belegt :? und obendrein auch noch vorwürfe gemacht und so weiter und so fort. das alles hat der beziehung mehr geschadet, als genutzt und uns noch weiter voneinander entfernt, obwohl ich doch so sehr nähe wollte. na ja. ist halt schlecht gelaufen, kommt vor, in krisenzeiten. vor allem hat das mich überhaupt nicht mit meiner problematik weiter gebracht. sondern im gegenteil, es hat mich auch von mir selbst entfernt.

ich weiß nicht, wie es bei dir genau im detail so ist, aber ich habe schwer mit verlustängsten zu kämpfen gehabt, bevor ich es "wagte", los zu lassen. meine erwartungshaltung an ihn zu überprüfen. meine erwartungen und bedürfnisse zu hinterfragen...selbst aktiv zu werden, für mich zu sorgen. manchmal führt abstand und fokussierung auf sich selbst, dann wieder zu mehr nähe. zu echter nähe. zu freiwilliger nähe.

es ist schön, stärker zu werden, sich zu verändern...wenn man sich gegenseitig liebt, verliert man sich deshalb nicht. aber alles ungewohnte macht erst einmal angst. auch ihm.

ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen helfen :hello:
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
cookie80
Beiträge: 59
Registriert: 1. Jul 2019, 14:38

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von cookie80 »

[quote="juli74sara"]
es ist schön, stärker zu werden, sich zu verändern...wenn man sich gegenseitig liebt, verliert man sich deshalb nicht. aber alles ungewohnte macht erst einmal angst. auch ihm.

mehr Worte brauchts nicht <3
"Wenn du an den Punkt kommst, wo du niemanden mehr beeindrucken musst, wird deine Freiheit beginnen."
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von undansonsten »

Ach, ich danke euch allen für eure Beiträge.

Ich fand nur nicht so dolle, weil ER angerufen hat (aus der Tiefgarage und dann genau 2 Minuten Zeit hatte. Ich bin jetzt auch eher der Typ "ich mache es mit mir selbst aus", und mache auch eher nicht mimimi, aber irgendwie hab ich ein liebes Wort erwartet.

Ihr habt mit ganz vielem Recht und ich bin auch irgendwie "Safe" mit ihm und weiss, dass er nicht anders kann. Auch er hat seine Biografie mit sehr lieblosen Eltern und weiss manchmal gar nicht, was ich eigentlich von ihm will. :-)

Ich schaffe das meiste auch allein, aber meinen Depressionskram, dann noch den Schulkram (der ist ja jetzt vorbei) und dann noch der Erziehungskram ist mir manchmal einfach zu viel. Besonders wenn es dann zu einer Situation wie gestern mit unserem Sohn kommt. Ich bin dann stark und gut und tu das, was zu tun ist. Aber heute hat es dann halt seinen Tribut gefordert und ich hab fast den ganzen Tag einfach nur stumpf im Bett gelegen, gegrübelt, TV geglotzt und ne Runde geheult.

Ich bin dankbar, dass meine Männer mir die Stange halten. Mein Mann könnte ja auch einfach gehen, weil er keinen Bock mehr auf mein Drama hat. Er braucht halt seine Auszeiten und die lass ich ihm, er ist immer so drei Tage die Woche im Aussendienst unterwegs. Ich käme nie auf die Idee, da zu klammern, weil ich weiss, dass er die Abende mit Freunden oder auch allein einfach mal als "Luftholen" braucht.

Newbie1, das ist wirklich eine bittere Erfahrung, die du machen musstest! Kann deine Reaktion verstehen.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von juli74sara »

uuuups, undansonsten, da habe ich im eifer des gefechts falsch gelesen. er hat dich angerufen, ach soooo. naaa guuut, hat er halt "schnell noch" dich auch - äh - "abgehakt". verstehe :) . ja, ich bekomme manchmal auch so ein "schnell-kümmern" ab :lol: was mich dann noch mehr aufregt, aber wenn ich mich wieder abgeregt habe, dann finde ich seine unbeholfenheit auch süß.
das ist ja schön zu lesen, daß dir deine männer die stange halten und du safe bist. du hast ja gerade eine schwere phase, oh je, mit im-bett-liegen und weinen. fühl dich mal aufrichtig umärmelt. kann ja sein, daß es dir nur so vorkommt, daß deine gestrige stärke heute ihren tribut einfordert. vielleicht, weil man sich mehr von seiner aufblitzenden stärke versprochen hat und dann ist sie wieder weg, nicht greifbar, nicht fühlbar. aber sie war da und sie ist da auch noch in dir drin. ich glaube, du hast geschrieben, daß dein sohn gerne kifft oder gekifft hat oder du nicht genau weißt, ob er noch kifft. ich finde kiffen jetzt nicht soooo schlimm. die jugendlichen hier kiffen wie die weltmeister und machen trotzdem ihr ding. also ich kiffe nicht, aber in meiner jugend halt auch mal so ne phase gehabt. könnte doch auch sein, daß es so ein pubertärer abnabelungsprozeß ist, so ein jugendliches aufbegehren. warst du das, die geschrieben hat, daß im elternhaus suchtproblematik bestanden hat? daß dich das dann so extrem triggert, wenn der eigene sohn kifft? vielleicht tröstet es dich ja ein bißchen, wenn du weißt, daß dein sohn eben nicht diese problematik im elternhaus hat und er deshalb die kifferei nicht so dramatisch findet? es ist dein eigenes päckchen aus deiner kindheit/jugend, das vielleicht nochmal aufgedröselt werden muß? na gut, ich will dich jetzt auch nicht zutexten, ich kenne auch deinen sohn nicht. ich weiß nicht, ob er mit dunklen gestalten rumhängt und nicht mehr in die schule geht oder ob er halt mit seinen kumpels einen durchzieht, aber ansonsten in die schule geht und ein ganz normaler teenie ist.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von undansonsten »

Danke, das hilft mir sehr. Ja, ich habe dieses Suchtthema. Ich trinke auch nie Alkohol, rauche nicht und lebe vegan und hab nie gekifft. Das macht es einfach schwer, weil ich komplett "auf der anderen Seite stehe" und wenn er dann ein mal oder zwei Mal kifft, dann ist das für mich der Weltuntergang.

Seine Freunde sind keine dunklen Gestalten sondern ganz normale Teenies von seiner alten Schule, die das "Vorzeigegymnasium" ist,, wo die Kinder von 30 km entfernt noch hingeschickt werden, weil sie so "toll" ist. Unsere Erfahrung ist eine andere, vielleicht passte mein Sohn auch einfach nicht dahin. Er ist ein ganz normaler Teenie, geht mit Alkohol und Co echt gut um, eigentlich ist er auch verlässlich, wenn er nicht gerade total verpeilt ist. Ich glaub mein Problem ist, dass er immer so nah war, immer wir als Familie. Er wurde gemobbt und hatte keine Freunde und wir haben das versucht auszugleichen. Deshalb haben wir immer so viel miteinander gemacht, miteinander gegessen, unsere Freizeit miteinander verbracht, viel in Urlaub gefahren und so.

Das alles hat auf einen Schlag, von heute auf morgen aufgehört. Und ich konnte da einfach nicht loslassen, weil ich es überhaupt nicht gerafft habe. Und ich denke, dieser ganze Druck von daheim hat dazu geführt, dass er in eine falsche Clique geraten ist, wo hat gekifft wurde und er sich anerkannt fühlte. Er hat sich aber nach der Drogenberatung von denen getrennt und das ist eine sehr starke Sache, wie ich finde. Danach war er wieder eine Zeitlang allein, hat sich dann verliebt, ist verarscht worden, halt das ganze Programm....

Schulisch war er immer ganz ordentlich, hat halt noch nie lernen müssen und ist immer durch gekommen. Er ist hochbegabt, aber Underperformer. Er ging während seiner Depression immer jeden Tag freiwillig zur Schule, wollte das auch, obwohl die Mobber auf ihn warteten (ja, wie haben alles versucht, bis hin zum Schulamt).

Ich hab verstanden, dass er nicht dafür zuständig ist, dass ich glücklich bin. Ich muss diese Erwartung sein lassen. Er soll frei sein und sein Ding machen. Geht ja jetzt an die neue Schule und hat ja auch die Mittlere Reife in der Tasche, also zumindest den ersten Schulabschluss. Er will Abi machen.

Deswegen ist er nicht mehr "verfügbar" und das ist gut so. Er macht gute Kompromisse, nimmt abends den letzten bus heim, macht diese Woche die Kinderbelustigung der Kirche als Teamer mit... wahrscheinlich kann ich mich nicht beschweren. Meine Depression beschert mir keinen vernünftigen Blick.

Zu heute, das magst du recht haben. Es war halt ein völliger Absturz, jetzt geht es mir schon wieder besser.
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von undansonsten »

und ja, ich muss das aufdröseln, deshalb auch gerade meine Traumatherapie. Bei der vorletzten Sitzung ist meiner sehr professionellen Therapeutin einmal der Mund offen stehen geblieben und ihr ist rausgerutscht: "Ihre Mutter war eine Sadistin!" Es war ihr total unangenehm. Mir war unangenehm, dass ich meiner Mutter sofort verteidigt habe....

Mein Mann versteht das alles nicht. ER findet das Verhalten unseres Sohnes recht normal und locker und wundert sich immer über meine Dramen :-) Was mir manchmal auch echt gut tut. Diese Ratio.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von juli74sara »

hallo und ansonsten...jetzt hast du ja ein recht klares bild deiner situation mit allen beteiligten gezeichnet :D danke dafür. ich hoffe, auch das beschreiben hat dir wieder ein bißchen geholfen, um klarer zu sehen und sich beruhigter zu fühlen. ist halt doof, ich kann immer nur von mir ausgehen und hoffe, ich liege dann nicht daneben ;) mir hat es immer geholfen, in meinen thread zu schreiben und dann gespiegelt zu bekommen, wie andere das sehen oder mich wahrnehmen. wenn ich ehrlich bin, hat mir das auch geholfen mit meiner beziehung. hab mir dann eben trost und unterstützung hier geholt, wo die menschen offener und bereit sind, über depressionen und/oder lebenssituationen zu schreiben. es freut mich, denn deine letzten zeilen lesen sich schon beruhigter. finde ich auch richtig gut, daß du schon sehr reflektiert bist im umgang mit deiner kleinen family und dir selbst. ach ja...die teenie-jahre. meine nichten und neffen haben mitunter auch mit mobbing und einsamkeit, ausgeschlossen werden zu tun. das ist wirklich herzzerreissend, weil man da echt nichts tun kann. sie wollen halt unter ihresgleichen sein, da können die eltern, onkel und die tante noch so cool sein...leider leider. am liebsten würde ich mir die gemeinen anderen mal vornehmen :lol: aber das würde ziemlich nach hinten los gehen. ja, als mama leidest du da mit, ob du willst oder nicht. auch als tante und als oma. ich wünsche deinem sohn, daß es auf der neuen schule besser wird, er scheint ja wirklich ein guter, starker kerl zu sein...wie du auch schon sagtest, sein ausflug in die falsche clique mit der kifferei war vermutlich ein ausbruch aus der familie. tja, er wird erwachsen...und du auch ;) ich gebe mir auch die allergrößte mühe, erwachsen zu sein..aber irgendwie klappt das nicht so dolle. schlafe gut, war ja heute sehr anstrengend für dich, liebe grüße
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Saphira20
Beiträge: 13
Registriert: 2. Dez 2015, 17:52

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Saphira20 »

Hallo liebe Leute,

ich leide schon seit meier Kindheit unter Depressionen,heute weiss ich es. Der Zusammenbruch kam 2009 und seit dem (ausser 8 Wochen Wiedereingliederung,die nicht geklappt hat)bin ich Zuhause.Ich bin seit 16 Jahren verheiratet und hab einen ganz lieben Mann ,es gibt nur ein riesiges Problem, er spricht nicht. Er ist mit mir durch die harten Zeiten gegangen,Klinikaufenthalte,Rheas Therapien etc. Ich bin jetzt bis 2020 verrentet und im Moment geht es mir wieder ganz schlecht,mein Mann merkt es wohl ,sagt aber nicht,auch wenn ich ihn damit konfrontiere, dass es mir nicht gut geht. Er sagt, dass er so hilflos ist..... und nie weiß , was er sagen soll, mich macht das traurig ,weil es ein immer wiederkehrendes Problem ist ,was ich schon sooft angesprochen habe.Wie gesagt, im Moment bin ich in der Krise ,weil ich mich allein fühle und das schön länger , das ich nicht mehr arbeiten kann, ich mich wertlos fühle, ich nicht weiss wer ich bin ,was ich bin und wo es mich noch hnführt und dann ein Mann der nicht spricht.

Ich danke euch.
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von undansonsten »

Saphira,

das tut mir leid. Hast du du denn jemanden, mit dem du dich austauschen kannst und der dir beisteht... aus der Familie oder Freundinnen?

Liebe Grüße
DieNeue
Beiträge: 5658
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Saphira,

war denn dein Mann mal bei der Therapie dabei? Oder wart ihr schon mal bei einer Paarberatung?

Was hättest du denn gern, was dein Mann zu dir sagen sollte?

Liebe Grüße,
DieNeue
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Herr Rossi »

Guten Morgen.

Ich wollte nur ein paar Sätze als Angehöriger loswerden.
Einerseits ist es bei uns (meiner Frau und mir) auch so, dass ich nicht genau weiß, was ich in einer solchen Phase sagen soll. Ich versuche da zu sein und zu helfen, wenn ich es kann.
Andrerseits habe ich schon oft das Gefühl gehabt, ich kann sagen was ich will, es kommt nicht richtig an. Schon ein paar Mal endeten meine Versuche zu "trösten" oder zu verstehen was jetzt los war, in einem tollen Streit.
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe festgestellt, dass ich in einem Tief schon aus Angst etwas "falsch" zu machen und einen Streit zu provozieren, mehr als sonst auf Abstand gehe.
Nicht dass mir das passen würde, aber wenn man jedes Mal eines zwischen die Hörner bekommt, wenn man helfen will (mit seinen sehr begrenzten Mitteln), wird man vorsichtiger.
Das soll um Gottes Willen kein Vorwurf sein. Bitte ja nicht falsch verstehen.
Ich weiß, dass man als Betroffener (ich mag dieses Wort immer noch nicht) anders denkt und fühlt und nicht anders kann. Zumindest das habe ich in den letzten 30 Jahren gelernt.
Aber vielleicht könnt ihr uns auch verstehen, wenn wir vor allem eines sind: hilflos.

Liebe Grüße aus Schweden

Herr Rossi
Katerle
Beiträge: 11331
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr Lieben,

@ Herr Rossi

Wenn Sie das so beschreiben, kann ich auch ein Stück Ihre Hilflosigkeit nachvollziehen. (auch ich fühlte mich schon hilflos gegenüber meinem Partner (als Betroffene und Angehörige)...
Als ich krank wurde, dass war für alle nicht einfach, für mich als Betroffene und auch für die Familie. Und mir wurde auch von meiner SF null Verständnis entgegengebracht. (Sm)
Ich suchte mir professionelle Hilfe, aber unterstützt von meinem M usw. fühlte ich mich garnicht (eher im Stich gelassen mit meiner Krankheit) und ich fühlte mich nicht als wertvollen Menschen behandelt von einigen. Es wurde mit mir einfach schlecht umgegangen, was ich eigentlich nicht noch gebrauchen konnte. Selbst wenn man krank wird, darf das nicht so enden, dass der/diejenige sich sowiet in die Ecke gedrängt fühlt, dass man sich als graue Maus fühlt... Es kann jeden treffen, krank zu werden und es braucht auch seine Zeit, dass Angehörige mit der neuen Situation auch umgehen lernen. Bloß unter Unterstützung verstehe ich auch, dass sich Angehörige Informationen beim Arzt holen oder andersweitig, was bei uns nun nicht der Fall war. Und ich denke, auch hier spielt die Unwissenheit auch eine erhebliche Rolle. Ich verstehe bis heute nicht, wie meine Sm mir ein schlechtes Gewissen aufgrund meiner Erkrankung all die Jahre versuchte zu machen... Seitdem ich den Abstand gesucht hatte, wurde es langsam besser... und es hätte auch andersweitig ausgehen können mit meiner r. T...

Heute kann ich sagen, dass mein M. mit meiner Erkrankung besser umgehen kann. Das war anfangs nicht so, auch aufgrund von massiven Vorurteilen und mir ging es auch damit zusätzlich lange nicht gut. Ich habe jedenfalls das Gefühl, es klappt mit uns zunehmend besser insgesamt und auch das Reden funktioniert besser. Letztens fragte er mich sogar nach meiner Meinung, bei einem anstehenden Problem der Kinder. Das gab es noch nie. Früher hatte meine Meinung nie gezählt, aber um so mehr freue ich mich, dass es jetzt so ist. Es hat zwar sehr lange gedauert, aber besser jetzt als nie. Es gab bei uns auch Zeiten, wo nicht geredet wurde und auch das war schwer auszuhalten.
Ihm geht es ja auch nicht so gut und ich muss damit ebenfalls klarkommen.

Liebe Grüße
Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 13. Jul 2019, 11:41, insgesamt 2-mal geändert.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Bittchen »

Hallo zusammen,

ich finde nicht Herr Rossi,das Angehörige hilflos sind,das ist nach meiner Erfahrung nur bei Suchtkranken der Fall.
Am Anfang der Erkrankung ist es Unwissenheit.
Was ist denn jetzt los?
Da ich schon sehr lange verheiratet bin,kann ich sagen,es ist auch für Angehörige eine
Lernprozess ,denn eine depressive Störung betrifft auch die Angehörigen.
Sie sind auch " Betroffene ",ich weiß auch keine besseres Wort.
Da ist es schon sehr wichtig welche Substanz eine Ehe hat ,ob noch die Liebe da ist,Vertrauen usw.
Wenn die Ehe schon vorher unglücklich war,wird die bei einer schweren Erkrankung des Partners/rin auch nicht besser werden.
Vor allen Dingen war die Liebe zu mir, für meinen Mann ausschlaggebend, um mit mir durch die immer wieder schlechten Episoden zu gehen.
Denn ich konnte oft nicht fühlen,außer Angst,die war immer da.
Mein Therapeut fragte mich damals,"Fühlen sie sich geliebt"?
Das konnte ich dann doch mit ja beantworten,eine ganz wichtige Ressource, obwohl in unserer Ehe nicht Alles richtig und gut lief.

Es waren ja in vielen Bereichen auch Veränderungen durch die akute Depression,sexuell ging lange und oft nichts mehr,Berührungen konnte ich zeitweise nicht ertragen.
Wir waren ja nicht immer schon älter und da auch abgeklärter.
Ich bin sonst ein sehr redseliger Mensch,in der sehr schlechten Phase bin ich verstummt.
Da war von seiner Seite viel Verständnis gefragt.
Immer wieder habe ich Gedanken an eine Trennung gehabt,mein Mann wollte das nicht.
Mit der Zeit konnte er besser mit meinen Ängsten umgehen,doch begreifen wird er mein Gefühlsleben in einer Krise nie.
Wir sind jetzt auf Augenhöhe,in einer depressiven Episode treffe ich keine weitreichenden Entscheidungen,aber er über meinen Kopf hinweg auch nicht mehr,
"Sonst gibt es was zwischen die Hörner",lach.
Er und unsere Kinder merken mittlerweile scheller wie ich selbst ,schon an meinem Tonfall,wenn es mir wieder schlechter geht.
Sie nehmen nicht sehr viel Rücksicht,aber die Erwartungen an mich werden runter gefahren.
Trotzdem werde ich immer wieder aufgefordert Aktivitäten mit zu machen.
Ein Nein von mir wird nach sanftem Druck aber akzeptiert.
Dann ist es im Moment eben so.
Morgen kann es schon wieder besser funktionieren.
Heute bin ich sehr froh und dankbar ,dass es so ist wie es ist.
Auch fühle ich wieder,nicht fühlen können ist vorbei und hatte viel mit den PP zu tun, die ich über Jahrzehnte eingenommen habe.
Ich kann wieder weinen und auch selbst in schlechteren Phasen lachen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Männicke
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 21:08

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Männicke »

Also mein Partner kann mit der ganzen Situation sehr gut umgehen, da er auch zeitweilig depressiv ist. Wenn er das ist, kommt er mir irgendwie fremd vor. Das ist nicht er, wie ich ihn immer kenne. Irgendwie komisch. Genauso wird es ihm ergehen, wenn ich so ´ne Phase habe.
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Herr Rossi »

Okay, vielleicht ist hilflos nicht so richtig passend. Planlos vielleicht.
Bei mir war es halt so, dass ich anfangs so richtig auf dem Schlauch stand und auch von meiner Frau zu wenig Infos kamen. Vor allem weil sie selber nicht wusste, was denn eigentlich los war.
Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team, das bedeutet aber immer noch nicht, dass ich wirklich diese Krankheit komplett verstehe.
Als das alles begann, haben wir begonnen Informationen aus dem Internet zu saugen. Dann wurde es deutlich besser.
Aber wenn man von der Krankheit noch keine Ahnung hat, steht man daneben wie ein Idiot. :?:
Hilflos trifft es vor allem dann, wenn ich nichts richtig machen kann, was durchaus Mal vorkommt.
Aber seitdem sie die AD abgesetzt hat, wird es immer besser und bisher gab es keinen großen Schub, nur ein paar kleine.
Hoffentlich bleibt das so.

Viele Grüße

Herr Rossi
PS: Herr Rossi bedeutet nicht, das man mich siezen muss. :-) ich bin mehr für's du. :hello:
Arpeggio
Beiträge: 78
Registriert: 30. Okt 2017, 17:34

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Arpeggio »

Guten Abend Forianer,
ich lese seit Monaten eher still mit und komme gerade auf diesen Thread.
Ich bin,wie so häufig schon,von eurer Offenheit, Reflektion und auch
Herzlichkeit berührt.Und eurem Mut.Auf beiden Seiten der Medaille ->
Betroffene(r) <-> Angehörige(r).Ich bin selber erkrankt, in mehreren Schüben seit meinem
19.Lebensjahr.Mittlerweile seit vielen Jahren verrentet.Zur Ruhe komme ich trotzdem nicht,
ich fühle viel Schmerz,Dünnhäutigkeit.Und musste in den vergangenen Monaten erneut ein paar Ressourcen aufgeben
(u.a. Musik machen) , weil ich die Energie dafür nicht mehr aufbringe.
Meine Dünnhäutigkeit und Bedürftigkeit belasten meine Beziehung aktuell sehr.Ich schäme mich tief für
diesen schwarzen Schlund den ich darstelle.Für mich als Mann einigermaßen heikel.
Ich wünsche euch allen gute Energie und Momente des inneren Luftholens(innerer Helligkeit)
LG , Arpeggio
Katerle
Beiträge: 11331
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wie gehen eure Partner mit eurer Depression um?

Beitrag von Katerle »

Okay Herr Rossi, werde das "Du" beim Nächstenmal mit berücksichtigen. :)
Antworten