Gedankenaustausch

Antworten
inner_blackness
Beiträge: 6
Registriert: 4. Jul 2019, 13:32

Gedankenaustausch

Beitrag von inner_blackness »

Hi, ich bin neu hier... Ein Versuch mit dunklen Gedanken und Gefühlen umzugehen.

Es gibt gute Tage. Tage, an denen ich glücklich bin und das Leben genießen kann. Oder wenigstens einige Stunden, bis die Dunkelheit wieder anklopft und sich ungefragt zu mir gesellt. Das fühlt sich dann so an, als würde ich immer tiefer abtauchen. Ins Dunkle, in einen unendlich tiefen Ozean...
Doch eigentlich sind das doch "nur" meine eigenen Gedanken. Warum tun meine Gedanken mir das an, immer und immer wieder? Ich will sie lenken, doch ich schaffe es meistens nur mehr schlecht als recht. Ich will sie verdrängen, doch sie schieben sich immer wieder in den Vordergrund. Ich versuche sie zu ergründen, doch sie mischen sich immer wieder neu.

Ich kann gar nicht genau sagen, wann das alles bei mir anfing. Aber ich war schon immer ein sehr nachdenklicher Mensch, viel zu vorsichtig und zu gewissenhaft. Ich werde dieses Jahr 27 Jahre alt und ich weiß, dass ich nicht den Rest meines Lebens in Dunkelheit verbringen möchte. Ich weiß auch, dass das ein langer Kampf wird, der vermutlich nie zu 100% abgeschlossen sein wird. Aber ich hab immer noch die Hoffnung, dass ich irgendwann auf die Jahre zurückblicken werde, mit dem Wissen, dass sich jeder einzelne Schritt gelohnt hat, die Depression nicht gewinnen zu lassen.
Katerle
Beiträge: 11375
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Katerle »

Hallo inner_blackness,

ersteinmal herzlich Willkommen hier im Forum und einen guten Austausch.

Leider ist es so, dass sich Im Leben gute Tage und schlechtere Tage immer wieder abwechseln oder Gedanken sich vermischen werden.
Und du wirst auch nicht den Rest deines Lebens in Dunkelheit verbringen. Es ist auch positiv, dass du die Hoffnung nicht verlierst und das es sich auch lohnt zu kämpfen, dass die Depression nicht gewinnnen wird und das mit der nötigen Unterstützung und du auch irgenwann auf die Jahre zurückblicken wirst... Das wünsche ich dir sehr.

Alles Gute bei deinem weiteren Weg, Mut, Kraft und Zuversicht, Hoffnung und das du durchhältst.

Wünsche einen guten Tag,
Katerle
Männicke
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 21:08

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Männicke »

Hallo inner_blackness,

auch bei mir ist nicht jeder Tag gleich. Ich habe gute Tage, da bin ich voller Hoffnung, dass es besser wird und dann gibt es Tage, an denen ich denke, es wird schlimmer, weil meine Hoffnung wieder zerbricht. Ich denke mal, dass ich es so hinnehmen sollte, wie es ist, kleine Dinge tun, die mir vielleicht Spaß machen, wenn nicht, dann eben was anderes ausprobieren usw.. Hauptsache ist, irgendwie aufraffen auch wenn es schwer fällt. ich habe festgestellt, dass sich mein Befinden nach einer langen Zeitspanne bessert. Dann kam ich zu der Überzeugung, dass irgendetwas greift und dass die Hoffnung auf Besserung/Linderung sich einstellt. Zur Zeit versuche ich, nicht mehr so lange zu schlafen. Das waren in den letzten Wochen immer 12 Stunden. Jetzt reduziere ich schrittweise und bin auf 9 angekommen. Ist doch schon mal was. Ich will damit sagen, immer probieren, wenn es die Zeit zulässt.

LG Silvio
Hedwig87
Beiträge: 2
Registriert: 4. Jul 2019, 20:04

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Hedwig87 »

Auch von mir ein freundliches Hallo ...
ich bin ebenfalls neu in diesem Forum. Ich hab lange überlegt ob ich mich anmelden soll?!
Ich bin 32 Jahre alt und habe das Gefühl überhaupt nicht mehr Teil dieser Welt zu sein...
Vor knapp 3 Jahren war ich schon mal in einer ähnlichen Verfassung, diese habe ich aber irgendwie überstanden. Dachte ich zumindest. Seit ca 7-8 Monaten dann das gleiche..
Lustlosigkeit, Antriebsarm, Schlaflosigkeit etc. Ich habe das Gefühl verrückt zu werden ohne zu wissen warum?! In meinem Kopf herrscht so viel Chaos, als ob unendlich viele Stimmen gleichzeitig sprechen, ich weis nicht wo der Anfang ist . Wie geht Ihr mit solchen Situationen um?
Meine Ärztin ist involviert und möchte mich eigentlich erstmal aus dem Verkehr ziehen. Genau das, was ich nicht kann und will. Die Angst meine Kollegen müssten für mich mitarbeiten oder hätten kein Verständnis für meine Krankheit, frisst mich auf. Ich bin nur noch gereizt und unzufrieden.

Hilfe...
Männicke
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 21:08

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Männicke »

Ist es mit der Zeit schlimmer geworden? Du sagst, Du hast es schon vor 7 bis 8 Monaten erkannt. Das ist schon recht lange. Bei mir war es so, dass ich es sehr spät erkannte, ich immer noch arbeiten ging und dann ging gar nichts mehr. Plötzlicher Klinikaufenthalt wegen akuter Beschwerden. Ich denke mal, Du bist krank und solltest das behandeln lassen. Stell Dir mal vor, Dein Bein ist gebrochen und Du hast keine sitzende Tätigkeit oder so. Niemand würde dann an die Arbeit gehen oder? Depressionen sind eben auch Krankheiten.
Hedwig87
Beiträge: 2
Registriert: 4. Jul 2019, 20:04

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Hedwig87 »

@Männicke Danke für deine Antwort. Ja vor etwa 7-8 Monaten hatte ich zum ersten mal Beschwerden. Du hast wahrscheinlich recht was die Arbeit betrifft. Aber mein schlechtes Gewissen plagt mich schon sehr, bzw. ist Burnout oder eben Depression für viele Kollegen nicht gerade eine Krankheit. Unverständnis führt dann eben bei mir zu Angst oder einem schlechten Gewissen. Ich habe mich aber dennoch heute dazu entschieden mich auf der Arbeit krank zu melden und morgen zu meiner Ärztin zu gehen. Ich habe 2 Kinder und einen fürsorglichen Mann und für diese muss ich eben auch da sein und ich möchte da sein!!
mime
Beiträge: 1318
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von mime »

@Hedwig87
Hallo Hedwig,

gerade weil du für deine Familie da sein möchtest, wäre es gut, wenn du den Schritt gehen könntest Richtung Stabilisierung - und wenn es eine Krankschreibung (ggf. auch eine Klinik, keine Ahnung) dann ist das eben so.

Die Angst, das Gefühl verrückt zu werden hatte ich in meinen ganz schlimmen Zeiten auch (berufliche Überlastung, keine Krankmeldung usw.) - das hat sich wieder gegeben, als ich von der Arbeit weg war, zur Ruhe kam, wieder etwas schlafen konnte usw. Später wusste ich dann, dass es eine Depression war, die mich solche Gedanken denken ließ (verrückt usw.), und ich ließ mich längere Zeit später (endlich) psychiatrisch behandeln (mit einem Antidepressivum).

Mit Ruhe, Psychotherapie und später auch einem Medikament wurde es dann tatsächlich besser, wobei ich dem "Nicht-mehr-zur-Arbeit-Müssen" (ich wurde aufgrund meiner geringen Leistungsfähigkeit nach einem Jobwechsel kurzerhand in der Probezeit gekündigt) den größten Batzen an Wirkung zuschreibe.

Manchmal brauchen die Botenstoffe im Gehirn Hilfe, wieder ins Gleichgewicht zu kommen - da könnte ggf. ein Medikament hilfreich sein. In erster Linie solltest du schauen, dass du aus deiner Überlastungssituation raus kommst, dem schlechten Gewissen deinen Kollegen gegenüber zum Trotz - wenn du weitermachst und dann komplett zusammenbrichst, ist niemandem geholfen.

Ich habe damals zu lange gewartet, daher nur mein Rat: versuche rechtzeitig noch die Reißleine zu ziehen, damit es dir nicht noch schlechter geht.

Alles Gute und liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Männicke
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 21:08

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von Männicke »

Ich möchte mich Mime anschließen.

@Hedwig87, ich denke, da hast Du den richtigen Schritt getan. Lass Dir helfen. Jetzt bist Du wichtig. Bei mir auf Arbeit haben sie dies auch so gesagt und noch dazu: jeder ist ersetzbar. Das hat mich am Anfang verärgert, weil ich dachte, dass ich dann nicht mehr wichtig sei. Aber meine Kollegen meinten wohl damit, dass alles irgendwie kompensiert werden kann. Nun lass Dir Zeit und genieße vielleicht auch mal die freie Zeit. Probier mal was Neues aus auch wenn es schwer fällt.
inner_blackness
Beiträge: 6
Registriert: 4. Jul 2019, 13:32

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von inner_blackness »

Hallo zusammen :)

Ich habe auch eine ganze Weile nur noch funktioniert, bis ich meinen bisher stärksten Tiefpunkt hatte. Auch kurz nach einem Jobwechsel, wodurch ich dann auch schnell gekündigt wurde. Ich wollte nie eine Lücke dieser Größe (mittlerweile 9 Monate) in meinem Lebenslauf haben. Mittlerweile ist es mir aber wichtiger, dass es mir besser geht und nicht, dass meine Arbeit, mein Lebenslauf oder sonst was "perfekt" sein soll.

Nur leider habe ich das Gefühl, dass mir bisher meine Schritte nicht viel gebracht haben. Abgesehen von den Medikamenten, das hilft mir schon. Aber meine Reha, meine Therapie... Das hat mich einfach kaum weitergebracht. Oder ich bin zu ungeduldig. :?:

Oft fühle ich mich wie gefangen in mir selbst. Als würde ich einfach nicht zu den anderen Leuten passen, als würde ich nicht dazugehören.
mime
Beiträge: 1318
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von mime »

Hallo inner_blackness,

wegen der Lücke im Lebenslauf: andere Frauen gründen eine Familie, nehmen Elternzeit usw. und haben dadurch auch keinen lückenlosen Lebenslauf - das habe ich mir immer zur Beruhigung gesagt. Es ist richtig und wichtig, dass du dich darum kümmerst, dass es dir wieder etwas besser geht. Denn instabil zur Arbeit zu gehen, bringt auf Dauer m. E. nicht viel.

Therapie und Reha können ein "Baustein" sein auf dem Weg aus der Depression (sie sind aber nicht alles). Ich weiß nicht, wie lange alles zurück liegt bei dir, und was sich ggf. an deinen Lebensumständen mittlerweile geändert hat (und was nicht) - nur soviel: manchmal dauert die Genesungsphase um einiges länger als wir denken.

Hast du irgendwelchen Druck, weil du dich selbst evtl. als ungeduldig ansiehst (von dir selbst oder von irgendwelchen Ärzten, Ämtern, Krankenkasse usw.) oder ist es eher generell das Gefühl, auf der Stelle zu treten und nicht voran zu kommen?

Das Fremdheitsgefühl anderen gegenüber: es kann sein, dass sich das wieder legt, wenn es dir etwas besser geht oder es bleibt weiter bestehen (aber vielleicht nicht generell, sondern nur auf einzelne Menschen bezogen).

Ich denke zwar auch oft: in welcher Gesellschaft leben wir? Ich passe da im Großteil gar nicht rein usw. - aber das belastet mich nicht weiter.

Das In-sich-fangen-Fühlen kenne ich von früher - aber vielleicht steckt dahinter ein noch nicht spruchreifer Wunsch nach Veränderung? Magst du schreiben, in welchen Bereichen, es besonders stark ist?

Mehr fällt mir spontan nicht ein.

Alles Gute dir.
VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
inner_blackness
Beiträge: 6
Registriert: 4. Jul 2019, 13:32

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von inner_blackness »

Hi Mime!

Das stimmt. Und ich kenne auch andere Leute, die mit Lücken im Lebenslauf einen guten Job gefunden haben. Macht mich aber trotzdem ein kleines bisschen nervös, wenn das mal im Vorstellungsgespräch zur Sprache kommt. :?

Nein, von außen bekomme ich keinen Druck. Weder von Ärzten noch von Familie und Freunden. Ich erwarte selbst wahrscheinlich zu viel von mir. Jap, ich bin definitiv ein ungeduldiger Mensch aber ich stresse mich damit jetzt auch nicht total. Ich würde nur gerne mal größere Fortschritte sehen.

Da gibt es einige Bereiche, die ich gerne ändern würde aber oftmals fehlt mir der Antrieb. Klassische Beispiele, mehr Sport, ausgewogener ernähren ... Und ich würde gerne das Gefühl haben, mit meinem Leben etwas anfangen zu können. In irgendeinem Hobby aufblühen oder so, aber auch da hab ich kein besonderes.

Ich wünsche dir auch alles Gute. :)
LG
mime
Beiträge: 1318
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Gedankenaustausch

Beitrag von mime »

Hallo inner_blackness,

ja, ich verstehe, was du meinst, wenn es um die Erklärung der Lücke im Lebenslauf geht. Andererseits, wenn es dann soweit ist, hat man bestimmt eine Lösung gefunden, diese Frage evtl. nahe an der Wahrheit (aber nicht alles preisgebend) zu beantworten oder man umschreibt diese Zeit einfach mit irgendeinem unverfänglichen Begriff - ich wüsste momentan auch nicht, wie ich meine Lücke erklären sollte (und da handelt es sich bei mir um mehr als ein paar Monate).

Das mit den Fortschritten ist so eine Sache. Hast du dir schon mal eine Liste gemacht, in der du Punkte festhältst, die evtl. besser / gleich / weniger gut geworden oder geblieben sind? Manchmal kann es helfen, so eine Aufstellung zu machen.

Die Sache mit dem (fehlende) Antrieb (vor allem Sport betreffend... aber das war schon immer so ;)) kenne ich auch. Was machst du denn an Sport oder würdest du gerne machen? Gäbe es da die Möglichkeit, etwas in einer Gruppe zu machen, die sich regelmäßig z. B. 1 Mal pro Woche trifft (Lauftreff oder Zumba oder irgendetwas anderes)? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es leichter ist, sich aufzuraffen, wenn man einen festen Termin hat und mit anderen Leuten gemeinsam etwas tut. Und es gibt vielleicht auch Angebote darunter, die nicht teuer sein müssen, falls das Geld nicht so da ist wegen Krankschreibung usw.

Zum Hobby: es muss ja kein besonderes sein ;), das du pflegen könntest. Gibt es etwas, das dich (wenigstens ein bisschen) interessiert? Könnte man es evtl. etwas ausbauen? Hattest du in deiner Jugendzeit etwas, woran du evtl. anknüpfen kannst?
Ich bin z. B. in einem Tanzkurs für erwachsene Anfänger - d. h. da sind manche dabei, die in ihrer Jugend zwar getanzt haben, dann aber jahrelang nicht mehr und in dem Kurs wieder aufs Neue anfangen. Vielleicht gibt es so etwas ähnliches auch für dein Hobby-Bereich?

Ich wünsche dir schönen Sonntag.
LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Antworten