und wieder eine Ex :(

Newbie1
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und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Hallo zusammen! :hello:

Da ich einfach nicht mehr kann, habe ich beschlossen mich hier anzumelden.
Leider erging es mir (31) und meinem mittlerweile Ex-Freund (38) auch so, dass wir es leider nicht geschafft habe. Ich wusste von seinen Depressionen, und es was nie ein Problem für mich.

Kurz zu der Geschichte:
Mein Ex hat eine schwere Beziehung hinter sich. In diese Beziehung war seine Ex psychisch krank. Er hat sich für sei aufgeopfert und ihr immer versucht zu helfen wo es nur geht bis es irgendwann nicht mehr gegangen ist. Es war auch keine Beziehung mehr sondern nur mehr eine WG ohne Gefühle. Nach jahrelanger Aufopferung wollte er die Probleme mit seiner Ex angehen (sie hat noch bei ihm gewohnt, ihr ist es psychisch richtig schlecht gegangen, etc).
Und genau zu diesem Zeitpunkt haben wir uns kennengelernt. Wir beide wollten eigentlich keine Beziehung haben und sind uns dann aber doch immer näher und näher gekommen. Es hat einfach gefunkt und gepasst.
Also sind wir gemeinsam 5 Jahre zusammen durch mehr schlechte Zeiten als gute Zeiten gegangen, da das mit seiner Ex keine leichte Situation war. Für mich war aber immer klar, dass ich ihm beistehe und ich habe immer gesagt, dass wir das schaffen und er keine Schuldgefühle haben muss. Es war immer harmonisch zwischen uns und wir beide wussten was wir einander haben.

Alles lief gut, bis zum letzten Jahr. Im August hat er seinen Job gekündigt (er war nicht mehr glücklich und wollte etwas anderes machen). Ich habe ihn dabei unterstützt und auch die Pause willkommen geheißen, da ich immer mehr gesehen habe, dass es ihm nicht gut geht. Er geht seit ca. 2 Jahren Therapie und dann wurde im Dezember beschlossen, da er an Schlaflosigkeit litt, dass er Antidepressiva bekommt. Und ich weiß nicht, aber irgendwie fängt da das Unglück an.

Im Jänner zu meinem Geburtstag war noch alles super, er erklärte mir wie sehr er mich liebt und wie dankbar er ist, dass ich so zu ihm stehe und er dankt mir für meine Unbeirrtheit in unserer Beziehung. Zwei Tage nach meinem Geburtstag beschlossen wir zusammenzuziehen. Er war glücklich und erklärte mir es fühlt sich gut an und er ist sich sicher.

Wir verabredeten, dass wenn ich irgendwelche Veränderungen (aufgrund der Tabletten) an ihm bemerke ich ihm das sofort sage.
Genau einen Monat später nachdem wir beschlossen hatten zusammenzuziehen machte er Schluss mit der Begründung er sieht keine Zukunft mehr für uns und er liebt mich nicht mehr. :( :(

In einem 2 Seiten langen Brief hat er mir dann versucht zu erklären wie es in ihm innerlich aussieht und das er seine Probleme alleine lösen und muss und alleine weiter muss. Und jetzt…. Habe ich vor ca. Wochen von ihm erfahren, dass er eine neue Freundin hat. Mir hats den Boden unter den Füßen weggezogen und ich frage mich, wie kann ihm alles egal sein? Wie können ihm unsere Probleme egal sein? Liebt er die eine wirklich? Was ist mit unseren Zukunftsplänen die wir hatten? Kinder, Urlaub? :( :(

Sein bester Freund war bei mir und hat mit mir geredet und der hat auch gemeint, er versteht das alles überhaupt nicht und kann das alles überhaupt nicht nachvollzuziehen, da wir zusammen so glücklich waren.
Alle hätten uns das große gemeinsame Glück gegönnt und die meisten dachten schon, das wir die nächsten sind, die ein Baby bekommen. Und jetzt sind alle unsere Pläne hinüber und er lebt glücklich mit seiner neuen? Während ich mir verraten vorkomme und nicht verstehen kann wie er und einfach wegschmeißen kann.

Es wurden mir auch noch Dinge an den Kopf geschmießen wie wir hätten null Gemeinsamkeiten (nach 5 Jahren) und dass er seine Vergangenheit auf mich projezieren würde. Er liebe die neue so wie mich, es ist genau gleich bei ihr wie bei mir am Anfang.
Nur was kann ich für seine Vergangenheit? Ich habe doch nur den Fehler begangen für den Menschen da zu sein, den ich liebe.

Und jetzt: Werde ich von ihm blockiert. Er will mich nicht mehr sehen und hören. Ja klar ich bin auch ausgerastet wo er sich getrennt hat, weil ich einfach nicht verstehen konnte wie ma von ich liebe dich und bin so glücklich mit dir lass und zusammenziehen auf ich sehe keine Zukunft für uns kommt und wie er mich plötzlich gegen eine andere austauschen konnte.

Sorry, wenn ich konfus geschrieben habe, oder ich irgendwo unklar war, aber die Wörter sind jetzt einfach so aus mir herausgesprudelt, da ich mich seit 4 Monaten wie im tiefen Fall befinde und einfach die Welt nicht mehr verstehe. Falls es Fragen gibt, grad fragen. :)

Und danke, dass ich mich hier mal auskotzen konnte, bei Leuten die mich hoffentlich verstehen, weil Leute die nicht wissen wie es ist mit einem depressiven Partner können das eher schwer verstehen bzw. nachvollziehen was in einem vorgeht, kommt mir vor.
Candless
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Candless »

Liebe Newbie1,

ich denke, dich können hier alle Angehörigen gut verstehen! Leider laufen diese Geschichten immer ähnlich ab.

Ich kenne es auch von meiner Ex, sie sprach noch einen Monat vor der plötzlichen Trennung von Heirat. Dann hatte sie eine ziemliche Belastungssituation, beruflich, und dann lief alles aus dem Ruder. Sie hatte vorher schon einmal Schluss gemacht und dann ging es wieder aufwärts und wir kamen wieder zusammen und hatten auch schöne Zeiten. Nun ist die Trennung schon ein Jahr her. Ich habe sie nicht mehr gesehen, aber es ist noch ein Kontakt da. Ganz am Anfang machte sie mir auch alle möglichen Vorwürfe, aber auch allen anderen im Umfeld. Diese unglaubliche Wut hat dann nachgelassen.

Zu den Antidepressiva muss man leider sagen, dass es oft Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer sind, die auch die Liebe verhindern. Leider ist es so, dass wer verliebt ist und Sehnsucht hat, einen niedrigen Serotonin-Spiegel aufweist, wie auch jemand, der depressiv ist. Steigt dieser Spiegel also durch Medikamente an, kann es sein, dass derjenige sich besser fühlt, aber eben auch keine Sehnsucht mehr empfindet und die Liebe nicht mehr so spürbar ist. Man vermisst den anderen offenbar nicht mehr.

Da die Gefühle in der Depression eh anders sind und oft als blockiert beschrieben werden, kämen dann die Medikamentenwirkungen auch noch dazu.

In dieser Situation macht es keinen Sinn, zu kämpfen, es bringt leider nichts. Es kann schon sein, dass er lieber eine "neue Freundin" hat, bei der es vielleicht oberflächlicher zugeht, da man ja noch keine gemeinsame tiefere Basis hat und diese dann auch von ihm nicht erwartet wird -wenn er das gar nicht kann im Moment.

Ich würde an erster Stelle versuchen, mit der Situation zurecht zu kommen, sich selbst nicht verkriechen, nicht anfangen zu grübeln, man kommt sowieso zu keinen Antworten, und falls man noch Interesse am anderen hat trotz seiner verletzenden Verhaltensweisen, auf ganz lange Sicht planen und erst einmal ihn machen lassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich zwischen meiner Ex und mir entspannt hat, als ich nur noch Alltagsdinge geschrieben habe, keine Problemlösung versuchen oder Fragen stellen. Wer darauf keine Antworten hat, empfindet das als Druck.

Die Frage, wie ihm das alles so egal sein kann, liegt in der Depression begründet. Genau das ist ja das Wesen der Depression, da können sie nichts dafür. Die Frage ist, inwieweit man das alles ertragen kann, ohne selbst einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen und sich komplett abzuwenden. Denn in der "Warteschleife" weiss man nicht, wie lange der Zustand andauern wird und eine Er-/Klärung wird es vielleicht nie geben.

Wir sind auf uns zurück geworfen und müssen unsere Träume mit Partnerschaft, Familie etc. erst einmal begraben. Falls es iwann einen Neustart gibt, kann man aber manchmal auch nicht mehr anknüpfen und muss alles von Neuem aufbauen.

Auch ist jemand nach einer schlimmen depressiven Krise nicht mehr derselbe. Es könnte also vielleicht ein Weg sein, sich erstmal auf sich zu besinnen und das alles nicht zu stark an sich heranzulassen. Das ist ja schon eine riesige Aufgabe, mit der man gerade am Anfang ziemlich ausgelastet ist. Bei mir war es auch wie ein Schock, den ich erst einmal verkraften musste. Durch die Depression spüren sie offenbar auch nicht, wie stark sie den anderen verletzen.

Ganz liebe Grüsse und viel Kraft!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Hallo Candless!

Danke für deine lieben Worte.
Laut seiner Aussage schleicht er jetzt die Medikamente aus und ihm geht es gut.
Mich verletzt nur so sehr, dass wir gemeinsam durch seine schwierigsten Zeiten gegangen sind und jetzt wo bei ihm im Job auch wieder alles passt und es scheint als ob es bergauf gehen würde ich einfach entsorgt werde.

Leider haben wir überhaupt keinen Kontakt mehr, da er den Kontakt abgebrochen hat, da er ja seine Vergangenheit (mit der ich eigentlich nichts zu tun hatte) auf mich projeziert. Es werden lustigerweise nur mir Vorwürfe gemacht, bei allen anderen ist nichts soviel wie ich mitbekommen habe.

Du hast vollkommen recht mit auf sich selber konzentrieren, aber leider funktioniert das seit 4 Monaten nicht. Ich komme mir immer noch verantwortlich für ihn vor (ich weiß, dass ist lächerlich, da wir ja getrennt sind), aba da komm ich leider nicht so leicht aus meiner Haut raus. Bin jetzt selber in Therapie da ich schon gemerkt habe, dass die Jahre Spuren hinterlassen haben und vor allem die Art und Weise die er jetzt gegenüber mir an den Tag legt. So als ob er mich einfach nur noch verletzen will... Für mich ist seit der Trennung jeder Tag ein Kampf :(

Es ist irrsinnig traurig den Menschen den man über alles liebt an eine Krankheit zu verlieren und dann durch eine andere ausgetauscht zu werden :(
Empathie58
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Newbie1,

herzlich willkommen im Forum.

Es ist gut, dass Du mit Deiner Verzweiflung, Deiner Verletztheit und Deiner Trauer nicht verstummst, sondern Dich hier anvertraust.

Dass Du Dich in Therapie begeben hast, sehe ich ebenfalls sehr positiv. Damit zeigst Du Lebensmut. Du musst nicht alles allein schaffen. Manches im Leben ist einfach zu groß, um es nur auf den eigenen Schultern zu tragen. Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Anvertrauen, die eigene Scham überwinden, ist da ein großer, wichtiger Schritt.

Ich wünsche Dir für Deinen weiteren Weg alles, alles Gute!

Liebe Grüße
Empathie58
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Hallo Empathie!

Um ganz ehrlich zu sein gehe ich da jetzt hin, weil ich meinen Lebensmut verloren habe. Ich war eigentlich immer lustig unterwegs und habe mit Freunden viel unternommen, aber das hat mich wirklich total aus der Bahn geschmießen.
Vor allem auch, weil mein Herz und mein Kopf nicht verstehen können, wie man noch Familie plant, Urlaub, zusammenziehen um dann alles wegzuschmeißen und das dann mit einer Neuen zu erleben?!

Ich fühle mich zutiefst von ihm hintergangen, dass er einfach so nach vorne schauen kann :( Wo bleibe ich auf diesem Weg?

Es ist nicht so, dass ich die Krankheit nicht verstehe, aber ich denke man kann das als Gesunder nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Leider kann ich ihn auch sehr sehr schwer loslassen, da wir eben noch unsere gemeinsame Zukunft geplant haben, und ich würde lügen wenn ich nicht sage, dass irgendwo tief in mir ein ganz kleiner Funke ist der noch Hoffnung hat, weil ich einfach nicht glauben kann, dass aus einer so liebenswerten Person so ein egoistischer Mensch geworden ist.
Schwer ist es auch, weil ich zwischen Wut und Liebe hin und herschwanke.... Einmal bin ich total wütend auf ihn und was er mir angetan hat und dann wieder denke ich mir, er ist krank. Und dann denke ich wieder, wenn er wirklich so krank wäre, wieso schleicht er dann jetzt die Tabletten aus und hat eine neue Freundin :(

Danke für euren Zuspruch und eure liebe Worte, das ist das erste Mal seit 4 Monaten, dass ich mir nicht verrückt vorkomme und mich verstanden fühle.
Empathie58
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Newbie1,
Newbie1 hat geschrieben:... Danke für euren Zuspruch und eure liebe Worte, das ist das erste Mal seit 4 Monaten, dass ich mir nicht verrückt vorkomme und mich verstanden fühle.
was für ein schöner Satz. Da geht mir das Herz auf. Vielen Dank für diese Rückmeldung!

Liebe Grüße
Empathie58
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Hat irgendwer erlebt, dass der Ex wieder zur "Besinnung gekommen" (jetzt nicht falsch verstehen ;) ) ist und gemerkt hat, was er getan hat und zurück gekommen ist?

Leider glimmt immer noch so ein kleiner Funke, dass des doch alles ein böser Traum ist und wir doch wieder glücklich sein können. Ich meine, wie kann man denn all die Jahre einfach so wegschmeißen, und bei anderen sind das ja auch noch Jahrzente.... :( :(
Insa40
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Insa40 »

Hallo Newbie1,

ich schreibe Dir als Betroffene, die selber Depressionen hat.

Was mir bei Deinen Zeilen aufgefallen ist, dass Dein Ex-Partner scheinbar Dir Deine Lebenslust und Freude „weggesaugt“ hat und sie sich selber „ eingesetzt“ hat, denn ihm geht es ja momentan wieder gut.
Es gibt laut meiner Erfahrung Menschen, die anderen quasi ihre Energie, Lebenslust klauen und diese dann leer und traurig zurück lassen.
Diese Menschen tun anderen grundsätzlich nicht besonders gut, da sie letztendlich viel mehr nehmen als geben.
Ob das bei Deinem Ex-Partner allein der Depression geschuldet ist, kann ich nicht sagen, da ich Euch ja nicht persönlich kenne.

Ich muss sagen, dass ich selber in meinen depressiven Phasen auch nichts gefühlt hab, allein sein wollte, aber ich hatte dann auch wirklich keinerlei Bedürfnis nach andren Menschen.
Ich wollte meine Freunde auch nicht sehen geschweige denn war ich an einer neuen Beziehung interessiert.

Ja, hier schreiben oft Leute, deren Partner Schluss machte, um dann doch wieder Gefühle zu entwickeln .
Dass er seine Medis jetzt ausschleicht, da es ihm wieder gut geht, kann ein Grund sein, dass er sich plötzlich doch auf eine neue Beziehung einlassen kann.
Falls die Depression zurück kommt nach dem Ausschleichen und das tut sie öfters, kann es sein, dass dann bei ihm alles von vorn los geht und auch die neue Partnerin nicht mehr geliebt wird.

Ich wünsche Dir, dass es Dir bald besser geht und Du Deinen Ex gefühlsmäßig zurück lassen kannst.
Denn selbst, wenn Ihr wieder zusammen kämt, wäre da immer die Gefahr im Hintergrund, dass genau das Gleiche wieder passiert .
Klar kann das auch in jeder „normalen“ Beziehung passieren, aber bei depressiven Menschen ist die Chance größer, dass es passiert.

Herzliche Grüße
Insa
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Hallo Insa!

Danke für deine Zeilen.
Früher war er ein sehr lebenslustiger Mensch, der gerne für andere da war.... (auch zu viel, meiner Meinung nach, was ihn ja schlussendlich ja auch zu Fall gebracht hat) also denke ich eher nicht, dass er zu den "Saugern" gehört. Aber in diesem Fall hat er mich ausgesaugt, ja da hast du recht. Aber ich glaube das geht bis zu einem gewissen Grad jedem Angehörigen so, dass er "angezapft" wird?

Das mit dem alleine sein habe ich verstanden und nachvollziehen können, in dieser Weise wurde er nie bedrängt. Deswegen ist das alles so schwer nachvollziehbar.

Ich verstehe nur nicht, wenn man jahrelang an der Seite von jemandem war und in den dunkelsten Stunden für jemanden da war, wie man den dann so leicht abschreiben kann. :?: :?: :?: und sich dann auf jemand neues einlässt. Warum ersetzt man einen Menschen, der das alles mit einem durchmachte und mit dem man 1 Monat zuvor noch die Zukunft geplant hat? Was denkt ihr da in eurem Kopf als Betroffene? Für mich als Nicht-kranke ist das leider sehr schwer zu verstehen, deswegen verzeiht mir die Frage.

Für mich wären alle Probleme irgendwie machbar und lösbar gewesen und ich wäre ihm bedingungslos zur Seite gestanden, aber leider wollte er das nicht und ich wurde entsorgt wie Müll. :(
FrequentFlyer
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Newbie1!

Nein, du bist nicht verrückt. Nun ja, vielleicht so ein bisschen. Aber jetzt nicht beunruhigend bei dem was du hier schreibst ;-)

Als ich das erste mal mit der Krankheit meiner Freundin konfrontiert war, als sie das erste mal die Beziehung beendete und ich zu diesem Zeitpunkt nichts über Depressionen wusste, habe ich meiner Freundin mit sehr deutlichen und alles anderen als klugen Worten gesagt, dass dies ja wohl die egoistischste Krankheit ist mit der ich je zu tun hatte. Auch wenn meine Wortwahl nicht klug war, inhaltlich bin ich nach wie vor dieser Meinung. Es dreht sich in den Episoden immer nur um die Betroffenen. Klar, es geht ja teilweise buchstäblich ums Überleben. Aber als nicht Betroffener empfindet man dies einfach nur als eine egoistische Haltung. Und auch als ich deine Geschichte Newbie1 gelesen habe, ist mir dies wieder aufgefallen und ich sehe auch in anderen Geschichten hier diese Parallele. Dein Freund hat eine (besonders) schwere Beziehung hinter sich. Er hat Schwierigkeiten im Job. Er sieht dann keine Zukunft in der Beziehung. Er sieht dann in dir.... ach, und so weiter. Er will dann zum Schluss keinen Kontakt mehr.
Nicht nur das er eine besondere schwierige vergangene Beziehung für sich in Anspruch nimmt, es dreht sich alles vor allen Dingen um seine Befindlichkeiten. So ist und war dies auch bei meiner Freundin. Als hätten wir nicht auch Schicksalsschläge in unserer Vita gehabt. Es ist mir halt schon oft bei den Geschichten hier aufgefallen – diesen Ich Bezug bei allem. Dich dann in Verbindung bringen mit seiner Vergangenheit und sehr schnell eine neue Freundin haben, sind letztlich auch nur Ich bezogene Lösungen. Eine gemeinsame Lösung wird schon gleich gar nicht angedacht. Diesbezüglich ist meine Freundin ähnlich – in ihren Episoden.
Und was ich anfangs meiner Freundin auch vorgeworfen habe, auch im Hinblick auf dieses egoistische Verhalten, war dieses Selbstbild besonders empathisch zu sein. Empathie ist halt nicht der Glaube sich in den anderen hineinzuversetzen und mitfühlen zu können, sondern die tatsächliche Fähigkeit dazu. Und da hapert es halt während der Episoden. Auch bei dem Selbstbild einer hohen Sensibilität sehe ich es ähnlich – es ist halt primär eine Sensibilität bezüglich sich selbst. Wie ich jetzt deine Story gelesen habe, war dies allerdings bei dir kein Thema, beispielsweise das Argument, es ist besser für dich die Beziehung zu beenden. Es ist halt fatal wenn man sein eigenes negatives Bild auf den nächsten überträgt – das hat mit Empathie wenig zu tun. Es kann vielleicht so ein bisschen das „Aussaugen“ das du beschreibst erklären. Mir erklärt es warum meine Freundin mir schlicht weg und einfach nicht glaubt das es für mich okay ist wenn sie sich zurück zieht. Sie „fühlt“ das es anders ist und da kann ich noch so viel reden.
Aber genau diese Gemengelage macht es zusätzlich schwer während einer Episode sich Klarheit mit dem Betroffenen zu verschaffen.

Dieses sich schnell eine neue Freundin zu suchen habe ich hier auch schon öfters in diesem Forum gehört. Vielleicht ist es eine sehr männliche Art mit der Krankheit umzugehen, denn eigentlich kann ich mich nicht daran erinnern dies jemals von einer Frau gehört zu haben möglichst schnell eine neue Beziehung einzugehen. Das ganze ist ja auch so schön bequem – neue Beziehung, neues Leben... alles ist wieder gut. Vordergründig halt und auch schon wieder ein sehr egoistischer Lösungsansatz. Es scheint überhaupt eine typische Verhaltensweise zu sein möglichst viel zu verändern in der Hoffnung, entweder die Ursache der Depression abzuschalten oder ihr schnell zu entkommen. Und es ist nun mal einfacher die Beziehung zu beenden / eine neue zu beginnen als den Job oder den Wohnort wechseln.
Keine Ahnung ob es da noch ein Funke Hoffnung für dich gibt. Dazu müsste ja die Erkenntnis kommen das dieser Weg der Bewältigung der falsche ist und das obwohl es für ihn ja gut läuft – aber halt alles nur vordergründig. Ich glaube das einzige was du versuchen kannst ist irgendwie den Kontakt zu halten auch wenn er das nicht will. Nur somit könnt ihr, falls Einsicht bei ihm eintritt, einen Weg finden. Mir selbst geht es dabei in Bezug auf meine Freundin noch nicht einmal primär darum die Beziehung wieder aufzunehmen. Mir geht es darum ein halbwegs normales Verhältnis zu einem Menschen wieder zu bekommen der mit etwas bedeutet.
Bei meiner Freundin gab es nach ihrer ersten schweren Episode die Erkenntnis das ich mit ihrer Krankheit nichts zu tun habe. Und so hatten wir vereinbart, dass wenn sie nochmals in eine Episode rutscht wir einfach die Beziehung auf Eis legen. Das hat einmalig bei einer kurzen Episode geklappt. Nun steckt sie in einer zweiten schweren Episode und alles begann wieder von vorne – trotz der Absprache. Also bei ihr kam ja schon einmal die Erkenntnis und so hoffe ich es wiederholt sich einfach. Und spätestens wenn die Episode beendet ist werde ich sehen ob zumindest ein normaler Umgang möglich ist. Das riesige Problem einer neuen Beziehung haben wir allerdings nicht. Da wüsste ich auch nicht was ich tun würde.

LG
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Guten Morgen FrequentFlyer!

Das sehe ich auch so, dass das eine sehr egoistische Krankheit ist, auch wenn ich hier jetzt vielen vor den Kopf stoße. Sorry dafür. Ich finde das sehr mutig von dir, dass du das deiner Freundin ins Gesicht gesagt hast, ich habe es immer nur gedacht und nicht gesagt, als es wieder mal um nur um seine Probleme ging.
Sein bester Freund meinte selber zu mir, er ist sehr kompliziert und weiß nicht was er will, aber bei mir dachte er wäre er jetzt endgültig angekommen, weil es halt so ausgesehen hat. :(

"Empathie ist halt nicht der Glaube sich in den anderen hineinzuversetzen und mitfühlen zu können, sondern die tatsächliche Fähigkeit dazu." - Sehr weise Worte. Danke dafür, so habe ich es wirklich noch nie gesehen. Im nachhinein gesehen, passt das sehr gut zu ihm. Er hat auch immer geglaubt zu wissen was ich fühle, obwohl das ganz anderst war. Mir wurden ja Sachen an den Kopf geknallt und was man in so ein "Ja klar" alles reinintepretieren kann habe ich gar nicht gewusst.... :shock:

Das Argument es ist besser wenn du ohne mich dran bist hatten wir vor 2 Jahren einmal für ganz ganz kurz, dass hat er dann aber gleich wieder eingesehen, dass wir irgendwie nicht ohneinander können.

"Dieses sich schnell eine neue Freundin zu suchen habe ich hier auch schon öfters in diesem Forum gehört." - Aber ist dies wirklich förderlich? Ich meine, ich frage mich wie der Theraupeut so etwas befürworten kann (ja klar, ich weiß ja nicht was er in der Therapie erzählt hat, aber troztdem...) Man kann doch nicht befürworten, dass eine eigentlich gefestigte Beziehung beendet wird?

Ich glaube das einzige was du versuchen kannst ist irgendwie den Kontakt zu halten auch wenn er das nicht will." - Das wird leider nicht möglich sein, denn mir wurde klipp und klar mitgeteilt, dass ich in seinem Leben nichts mehr verloren habe und ich soll doch drüber wegkommen und er wäre sehr glücklich mit seiner Freundin. So eiskalt! :( :( :( :( Und irgendwann ist auch für mich genug, denn mehr Verletzungen kann ich von seiner Seite aus leider nicht mehr ertragen. Ich komme mir vor wie sein persönlicher Boxsack, auf mich wird eingedroschen wie verrückt.

LG
Empathie58
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Empathie58 »

Insa40 hat geschrieben:... Was mir bei Deinen Zeilen aufgefallen ist, dass Dein Ex-Partner scheinbar Dir Deine Lebenslust und Freude „weggesaugt“ hat und sie sich selber „ eingesetzt“ hat, denn ihm geht es ja momentan wieder gut.
Es gibt laut meiner Erfahrung Menschen, die anderen quasi ihre Energie, Lebenslust klauen und diese dann leer und traurig zurück lassen.
Diese Menschen tun anderen grundsätzlich nicht besonders gut, da sie letztendlich viel mehr nehmen als geben.
Ob das bei Deinem Ex-Partner allein der Depression geschuldet ist, kann ich nicht sagen, da ich Euch ja nicht persönlich kenne. ...
Genau diese Erfahrung habe ich damals mit meiner Ehefrau auch gemacht. Erst später habe ich realisiert, dass der Grund hierfür wohl weniger ihre Depression als vielmehr ihre narzisstische Persönlichkeitsstörung war. Die von mir empfundenen Verletzungen tun dadurch nicht weniger weh. Zumindest konnte ich mich im Nachhinein etwas damit "trösten", dass es sehr wahrscheinlich wenig bis gar nichts mit meiner Person zu tun hatte, weil sie lediglich ihre eigenen Probleme auf mich projiziert hat.

Letztlich hat ihr das "Aussaugen" insofern wenig genützt, als es ihr damit trotzdem nicht wirklich besser ging. Allerdings werden solche Verhaltensweisen auch nicht bewusst an den Tag gelegt um andere zu schädigen, sondern weil der Betroffene nicht anders kann.
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

"Erst später habe ich realisiert, dass der Grund hierfür wohl weniger ihre Depression als vielmehr ihre narzisstische Persönlichkeitsstörung war." - Das ist mir auch jetzt im nachhinein aufgefallen. Rückblickend gesehen :o Er hat viel darüber geschumpfen, dass sein Vater ein purer Narzist ist, aber rückblickend gesehen sind mir auch gewisse Züge bei ihm aufgefallen.
Geht das evtl. mit der Depression Hand in Hand? Kann mir das wer sagen? Früher hätte ich diese Neigung nicht bei ihm gesehen, oder ich war einfach total blind und hatte noch zusätzlich Tomaten auf den Augen.

Weh tuts höllisch was er tut. Auch einfach, weil es niemand nachvollziehen kann und ich noch geglaubt habe, dass mit Therapie und Medikamenten und unserer Basis wirklich alles gut geht. :cry: :cry:
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

"Erst später habe ich realisiert, dass der Grund hierfür wohl weniger ihre Depression als vielmehr ihre narzisstische Persönlichkeitsstörung war." - Das ist mir auch jetzt im nachhinein aufgefallen. Rückblickend gesehen :o Er hat viel darüber geschumpfen, dass sein Vater ein purer Narzist ist, aber rückblickend gesehen sind mir auch gewisse Züge bei ihm aufgefallen.
Geht das evtl. mit der Depression Hand in Hand? Kann mir das wer sagen? Früher hätte ich diese Neigung nicht bei ihm gesehen, oder ich war einfach total blind und hatte noch zusätzlich Tomaten auf den Augen.

Weh tuts höllisch was er tut. Auch einfach, weil es niemand nachvollziehen kann und ich noch geglaubt habe, dass mit Therapie und Medikamenten und unserer Basis wirklich alles gut geht. :cry: :cry:
DieNeue
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von DieNeue »

Hallo Newbie,
Newbie1 hat geschrieben:Geht das evtl. mit der Depression Hand in Hand? Kann mir das wer sagen?
Narzissmus ist kein Symptom einer Depression. Beides kann zusammen auftreten, muss aber nicht. Ein Depressiver kann also Narzisst sein genauso wie ein Narzisst depressiv sein kann.
Unterscheiden muss man bei Narzissmus zwischen einem leicht narzisstischen Charakter und der Extremform, der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Das Thema kam im Angehörigenforum immer wieder mal dran, vielleicht findest du ja mit der Suchfunktion noch hilfreiches zum Thema.

Liebe Grüße,
DieNeue
Newbie1
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Danke DieNeue.
Ich glaube aber nicht, dass er eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Evtl ein bisschen stärker angehaucht, wenn ich das mal so ausdrücke.... auch wenn er das vielleicht nicht mehr.
Aber ich denke eher das hat er sich ein bisschen von seinem Vater abgeschaut auch wenn er das nicht sehen will...
FrequentFlyer
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Newbie1!

Das mit der Empathie.... das geht mir nicht nur bei Betroffenen auf den Keks ;-)
Aus diesem „Ja klar“ viel rein interpretieren ist nicht empathisch. Darüber nachzudenken was der andere denkt... das ist Grübelzwang – unter Betroffenen wohl sehr verbreitet. Das hat mit Empathie überhaupt nichts zu tun. Das ganze kann auch oft komplett in die Irre führen – wir beide haben dies wohl mit unseren Partnern schon erfahren müssen. Empathie ist, ohne hierzu wirklich eine wissenschaftliche Erklärung zu haben und nur einfach Kommunikationsmodelle übertragend, immer an Rückkoppelungen gebunden. Nur in der Interaktion mit dem Anderen können wir empathisch sein. Die einfache Frage, wollen wir ein Eis essen gehen, kann jemand mit Empathie die Antwort des Gegenübers einordnen lassen. An der Gestik und Mimik, an der Betonung der Wörter, kann ein empathischer Mensch die Antwort einordnen. Okay, er geht halt mit mir ein Eis essen um mir eine Freude zu machen, kann man eventuell ablesen. Es ist aber immer ein Rückkopplungsprozess in der Interaktion mit dem Gegenüber. So, und jetzt zieht sich meine Freundin in ihrer Episode zurück, vermeidet das persönliche Treffen, interagiert mit mir nur noch in schriftlicher Form per Mail. Kann man unter diesen Bedingungen empathisch sein? Ich behaupte es ist Grübelzwang – nachzudenken was der andere denkt ohne Rückkoppelungen die das was man denkt verifizieren oder falsifizieren könnten – es kann gar nicht funktionieren. Empathie als Illusion von Grübelzwang.
Mir ist schon klar das dies so die kleinen Lebenslügen sind die natürlich auch Betroffene machen. Empathisch sein hört sich besser an als unter Grübelzwang zu leiden. Ich bin im übrigen nicht unpünktlich, sondern es ist meine südländische Sozialisation weswegen ich es mit der Uhrzeit nicht so genau nehme... die kleinen Lebenslügen halt. Aber manchmal müssen wir darauf aufmerksam machen und darüber komme ich zu dem nächsten Punkt der aus meiner Erfahrung heraus sehr wichtig ist:
Du schreibst ich wäre sehr mutig gewesen meiner Freundin direkt ins Gesicht zu sagen das Depressionen im Prinzip eine sehr egoistische Krankheit ist. Das war jetzt eher nicht mutig, sondern eher impulsiv. Nur, so bin ich einfach. So wurde ich auch beruflich trainiert - Probleme müssen sofort angesprochen werden. Sie nicht anzusprechen kann gefährlich werden. Gut, in Bezug auf meine Freundin mache ich dies mittlerweile weit weniger impulsiv, eher bedächtiger, dem Umstand das sie derzeit eine schwere depressive Episode durchmacht angemessen. Nur, ich mache es. Das bin ich mir und meinem Selbstbild schuldig. Und ich bin der Überzeugung das wir zu Co-Depressiven werden wenn wir nicht beständig den Betroffenen spiegeln das da etwas nicht stimmt. Wir dürfen nicht diejenigen sein, die um die Betroffenen herum einen Schutzraum aufbauen. Und so antworte ich meiner Freundin immer wieder aufs Neue das ihr Verhalten oftmals durch eine Krankheit geprägt ist und nicht „normal“ ist. Sie hat mir einmal geschrieben das sie mich eh nie geliebt hat... no way – das war Quatsch und in dem Augenblick sah ich es als meine Pflicht an sie darauf aufmerksam zu machen... Ich bin einfach aus meiner Erfahrung heraus zu der Einsicht gekommen das man dagegen halten muss – vieles nicht hinnehmen darf. Klar, das ganze muss man behutsam machen. Diese Krankheit ist grausam und dem muss man auch Rechnung tragen... akzeptieren muss man es deswegen noch lange nicht.

Ist es wirklich förderlich sich eine neue Freundin zu suchen und warum befürwortet ein Therapeut so etwas?
Es könnte sein das sich eine neue Freundin suchen dem Betroffenen einfach zeigt das er nicht betroffen ist. Also nicht wirklich so schlimm. Es klappt ja mit der Interaktion mit einer Anderen, es klappt ja mit Sex. Aber ich befürchte schon das dies eine sehr männliche Strategie ist. Ob es hilft? Ich glaube eher nicht. Was sollte sich wirklich ändern? Spätestens bei der nächsten Episode steht er vor genau den selben Problemen. Und was soll der dazu Therapeut sagen? Der ist ja kein Lebenscoach, der ihm die für ihn richtige Beziehung aussucht. Dessen Ziel ist ihn zu stabilisieren – mehr nicht. Ohne es zu wissen, könnte ich mir vorstellen das Beziehungen eher nachrangig bei Therapiegesprächen sind – außer es gibt ein Indiz das eine unglückliche Beziehung Ursache für die Depression sein kann.
Ganz ehrlich.... ich glaube ich würde ihm einen Brief schreiben und / oder eine Szene machen um ihm einfach die Wahrheit zu sagen: Das er doch total fremdgesteuert ist, gesteuert durch eine Krankheit die selbst sein Schwanz in Besitz genommen hat. Ich glaub du weißt was ich meine. Lass es raus. Diese Welt ist die von nicht-Depressiven, nicht umgekehrt und jeder Betroffene möchte nicht betroffen sein. Und genau daran sollten wir als Angehörige unser Tun ausrichten und nicht an der Krankheit selbst.

LG
FrauAnonym
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Registriert: 23. Jun 2019, 18:12

Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von FrauAnonym »

Hallo zusammen,

man, hier geht es ja zur Sache ... finde ich gut ... ;)

Als Betroffene möchte ich das gerne aus meiner rein subjektiven Erfahrung betrachten ...

Narzissmus kann ein Symptom einer Depression sein (sagte mir meine Therapeutin). Meine Gedanken drehten sich oftmals nur um mich, weil ich ja aus dem dunklen Irrgarten heraus wollte. Dadurch wurde ich für die Menschen, die mir nahe nahe standen, "betriebsblind". Innerlich war ich zerrissen, da mich starke und wiederstreitende Emotionen (Sehnsucht, Schuldgefühle, Liebe, Angst usw. ) überforderten. Das hat mich nur noch mehr in die Grübelei getrieben und so weiter - eine Abwärtsspirale.

Mit der Empathie ist das so eine Sache ... ich war damals empathisch - aber nur für Leute, die mir nicht nahe gestanden habe. Besser gesagt: ich durfte an dem Problem bzw. der Situation der anderen nicht beteiligt sein. Sobald ich in dem Geflecht ursächlich verwoben war, entstand ein Mischmasch aus sich ergänzenden oder widersprechenden Gefühlen und Gedanken, das mich völlig überfordert hat. Eine klare Sicht auf die Situation war mir dann nicht mehr möglich.

Im nachhinein muss ich zugeben, dass ich gar nicht beziehungsfähig war. Insofern war ich auch egoistisch, denn ich wollte ja nicht einsam sein und einen Partner haben - genau so wie ein gesunder Mensch. Ich habe immer gehofft, dass ich einen Partner finde, der mich so akzeptiert wie ich bin, ohne mich selbst damals akzeptieren zu können, und dachte lange zeit, dass mich die Liebe eines anderen Menschen "wie von Geisterhand" heilen würde. Das hat natürlich nicht geklappt.

Bei meiner Partnerwahl habe ich jedoch fast ausschließlich Männer ausgesucht, die selbst Probleme hatten. Dadurch, dass ich mich mit deren Problemen befasst habe, konnte ich zum einen meine Probleme eine Weile verdrängen und zum anderen dachte ich, dass ich mir dann umgekehrt die Hilfe durch meinen jeweiligen Partner "verdiene". Auch das ist egoistisch, denn ich habe geholfen, damit der andere im Anschluss mir hilft. Das ist im nachhinein schon eine ziemlich kuriose Geisteswirrung, aber wohl auch normal. :D

Aus meiner Sicht ist ein depressiver Mensch wohl wirklich egoistisch oder narzisstisch - aber er ist sich dessen nicht bewußt. So lange man sich in dem Gefühls- oder Gedankennebel befindet, hat man keine klare Sicht. Das ist keine böse Absicht, sondern Teil der Krankheit.

Etwas muss ich abschließend noch anmerken ... "Lebenslügen der Betroffenen"? ... "Dies ist eine Welt der Nicht-Depressiven"? ... Ganz schön krasse Einstellung ... ;) ... Ich sehe das natürlich etwas anders ... Auch Nicht-depressive haben ihre (kleinen oder großen) Lebenslügen ... und, wer das leugnet, ist vielleicht nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Meine ganz persönliche Einstellung hierzu ist, dass jegliches extreme Verhalten oder Denken ein Symptom für "ungesund" ist. Wenn ich dann mal "Nicht-Depressive" mit "Gesunden" gleich setze, kann ich das also nicht unterschreiben. Ob jemand an Depressionen oder einen Persönlichkeitsstörung oder unbewältigten Problemen oder mangelndem Selbstwertgefühl oder einer Sucht oder was auch immer leidet, derjenige ist nicht gesund. Und wir leben nicht wirklich in einer Welt gesunder Menschen. Ich verzichte ausdrücklich darauf, die Namen von Personen des öffentlichen Lebens hier aufzuführen. ;)

lG FA
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Candless
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Candless »

FrauAnonym hat geschrieben: Aus meiner Sicht ist ein depressiver Mensch wohl wirklich egoistisch oder narzisstisch - aber er ist sich dessen nicht bewußt. So lange man sich in dem Gefühls- oder Gedankennebel befindet, hat man keine klare Sicht. Das ist keine böse Absicht, sondern Teil der Krankheit.
Bei meiner Ex ist das etwas anders, sie weiss es, kann es aber eben in der Krise nicht ändern.
FrauAnonym hat geschrieben:Etwas muss ich abschließend noch anmerken ... "Lebenslügen der Betroffenen"? ... "Dies ist eine Welt der Nicht-Depressiven"? ... Ganz schön krasse Einstellung ... ;) ... Ich sehe das natürlich etwas anders ... Auch Nicht-depressive haben ihre (kleinen oder großen) Lebenslügen ... und, wer das leugnet, ist vielleicht nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Meine ganz persönliche Einstellung hierzu ist, dass jegliches extreme Verhalten oder Denken ein Symptom für "ungesund" ist.
Ich bin eigentlich gegen diese Zweiteilung der Welt in "Gesunde" und "Erkrankte" und glaube auch, dass es eine klare Trennlinie nicht gibt. Wenn man andere Erdteile besucht, wird einem auch klar, wie passiv-aggressiv unsere eigene Gesellschaft ist, wie stark bei uns man sich gegen andere abgrenzt und abschottet und wie sehr man anderen negatives unterstellt. Ich glaube, die Struktur der Gesellschaft enthält schon depressive Züge. Es ist für mich kein rein psychologisches oder medizinisches, sondern ein gesellschaftliches Problem.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von DieNeue »

Hallo Frequent Flyer, hallo alle,
FrequentFlyer hat geschrieben: Das mit der Empathie.... das geht mir nicht nur bei Betroffenen auf den Keks ;-)
Das geht mir auch so. Vor allem, wenn ich so Sachen lese wie diese:
FrequentFlyer hat geschrieben:Diese Welt ist die von nicht-Depressiven, nicht umgekehrt
Das ist alles andere als empathisch. Ich würde eher sagen fast schon egozentrisch, wenn nicht gar leicht narzisstisch ;)
FrauAnonym hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist ein depressiver Mensch wohl wirklich egoistisch oder narzisstisch - aber er ist sich dessen nicht bewußt.
Egoismus und Narzissmus sind nicht das Gleiche.
Ich habe mal ein bisschen googelt und mir die Eigenschaften eines Narzissten angesehen und ich finde, man kann da erkennen, dass Narzissmus nicht wirklich was mit Depressionen zu tun hat.
Wenn ich mir z.B. mal auf dieser Seite hier ( https://umgang-mit-narzissten.de/eigens ... arzissmus/" onclick="window.open(this.href);return false; ) ganz unten die Eigenschaften eines Narzissten durchlese, finde ich mich in so gut wie gar keinen Eigenschaften wieder. Das einzige, was ich bei mir finde, ist: empfindlich, kränkbar und manchmal etwas neidisch (wobei Neid aber nicht unbedingt mit der Depression zu tun hat). Mein Verhalten kam in meiner schlimmsten Zeit wahrscheinlich egoistisch, egozentrisch und eventuell noch rücksichtslos rüber, was ich auch nicht wahrgenommen habe. Seit es mir besser geht (was nicht heißt, dass die Depression weg ist) und ich besser damit klarkomme, bin ich jedoch das komplette Gegenteil davon.

Laut ICD 10 ist Narzissmus definitiv kein Symptom einer Depression. Dass Menschen sich aus irgendwelchen Gründen in Richtung Narzissmus entwickeln können, okay. Dass Narzissten auch Depressionen haben können, okay. Dass Depressive für Außenstehende egoistisch handeln, auch okay. Aber Depressionen daran festzumachen, dass jemand narzisstische Wesensmerkmale hat - nein.

Liebe Grüße,
DieNeue
FrequentFlyer
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Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi ihr Lieben!

FrauAnonym schrieb: man, hier geht es ja zur Sache ... finde ich gut ...
Dies hier ist der Bereich für Angehörige und wir haben selbstverständlich als Außenstehende ein ganz anderes Bild. Was mich gleich zu dem Satz kommen lässt, diese Welt ist halt die von nicht Depressiven.

Ja klar, wir alle unterliegen Lebenslügen und auch gesellschaftliche Verhältnisse sind verantwortlich für eine hohe Anzahl an Erkrankungen. Auch liegt mir die Einteilung dieser Welt in gesund und krank fern. Nur, ich bin halt Angehöriger bzw. Partner einer an Depressionen erkrankten, deren Krankheit auch davon gekennzeichnet ist das sie selbst diese Krankheit verheimlicht. Sie sieht sich nach einer Therapie als geheilt an.
Wir als Angehörige machen meiner Ansicht nach einen großen Fehler, wenn wir die Krankheit bei unseren Partnern als Entschuldigung hinnehmen. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen blöd ausgedrückt. Wir dürfen keine Blase um sie herum bauen, in der die Krankheit als Normalzustand gilt. Es ist wahrscheinlich die einfachste aber auch gleichzeitig eine falsche Hilfe, Betroffenen möglichst viel abzunehmen, ihnen das Gefühl zu geben alles wäre in Ordnung. Das schwierige dabei sehe ich eher in der Dosierung um dabei den Partner nicht vor den Kopf zu stoßen. Da muss man schon extrem behutsam vorgehen.
Vielleicht kann man dies alles mit diesem Forum vergleichen. Das ist wichtig und gut, ohne Zweifel. Nur auch hier besteht die Gefahr das man sich in einer Blase aufhält in der Depressionen „normal“ sind. Und so können wir uns hier über die Wechselwirkungen zwischen Egoismus, Narzissmus und Depressionen austauschen und das ist auch sehr hilfreich – für mich speziell die „Innenansichten“ Betroffener. Nur können wir uns als Angehörige sehr schnell wie ein Co-Alkoholiker zum Co-Depressiven machen, indem wir unser Verhalten primär danach ausrichten es unserem Partner „einfach“ zu machen. Und vom Ausgangspunkt kommend, dem unmöglichen Verhalten des Ex-Partners von Newbie1, würde ich persönlich ihn damit konfrontieren das dies halt ein krankhaftes Verhaltensmuster ist. Ich würde dies nicht in mich rein fressen und „entschuldigen“ mit einer Krankheit.

Und auf mich übertragen werde ich nicht müde meiner Freundin zu sagen, dass das Abbrechen aller Kontakte, das sich zurück ziehen kein gesundes Verhalten ist. Genau als solches hat sie dies nämlich in der Vergangenheit bezeichnet. Er wäre sehr gut und geradezu gesund. Nur, mir ist keine Therapieform bekannt, bei der durch Isolation und sich zurück ziehen, Erfolge erzielt werden. Groß helfen kann ich ihr sowieso nicht – das kann sie sich nur selbst. Aber genau auf solche Brüche sollten wir Angehörige aufmerksam machen und nicht aller runter schlucken.

Und um es jetzt zum Schluss noch mal sehr polemisch zu formulieren: Als Angehörige müssen wir die Betroffenen manchmal darauf hinweisen das dies eine Welt von nicht Betroffenen ist. Und einen riesengroßen Fehler machen wir, wenn wir Betroffenen eine Welt einrichten in der Depressionen „normal“ sind und sich darin zu bewegen auch normal ist. Dann ist das Verhalten des Ex-Partners von Newbie1 nämlich völlig entschuldbar.

Und jaha, natürlich muss man sehr behutsam sein, der Krankheit Rechnung tragen und nur in dem Maße fordern in dem es auch möglich ist. Und das kann, wie es derzeit bei meiner Freundin der Fall ist, gegen null gehen. Nur wird auch diese Episode besser werden, vorbei gehen. Hoffentlich wird sie dann irgendwann sich mal professionelle Hilfe holen und nicht erst nach einem erneuten Suizidversuch.

LG
Newbie1
Beiträge: 39
Registriert: 25. Jun 2019, 09:10

Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von Newbie1 »

Lieber Frequent Flyer,

danke für deine zahlreichen Worte, ich weiß gar nicht wo anfangen, und da mein Kopf heute ziemlich voll ist, weil ich einiges neues wieder erfahren habe hoffe ich das ihr mir alle verzeiht, wenn ich mich heute ein bisschen kurz halte.

Du hast geschrieben:
Ganz ehrlich.... ich glaube ich würde ihm einen Brief schreiben und / oder eine Szene machen um ihm einfach die Wahrheit zu sagen: Das er doch total fremdgesteuert ist, gesteuert durch eine Krankheit die selbst sein Schwanz in Besitz genommen hat. Ich glaub du weißt was ich meine. Lass es raus. Diese Welt ist die von nicht-Depressiven, nicht umgekehrt und jeder Betroffene möchte nicht betroffen sein. Und genau daran sollten wir als Angehörige unser Tun ausrichten und nicht an der Krankheit selbst.

Bei ihm werde ich diesbezüglich gar nichts mehr auslassen, wie ich schon mal geschrieben habe, hat er mich überall blockiert und stellt mich jetzt sogar bei seinem besten Kollegen als Psycho hin, den man ma besten blockiert, wenn er einen "terrorisiert". Also nein, ich werde gar nichts mehr schreiben, weil ich ihn seinen Augen leider die Böse bin. Aber danke für den Vorschlag. Rauslassen werde ich das am DO bei meiner Therapie ;)

Frau Anonym: Aus meiner Sicht ist ein depressiver Mensch wohl wirklich egoistisch oder narzisstisch - aber er ist sich dessen nicht bewußt. So lange man sich in dem Gefühls- oder Gedankennebel befindet, hat man keine klare Sicht. Das ist keine böse Absicht, sondern Teil der Krankheit. - zum Teil finde ich wird diese Krankheit einen egoistisch machen, da sich im Endeffekt ja doch alles um den Erkrankten dreht ob man will oder nicht.

Ich weiß leider nicht was mein Ex braucht oder sucht..... habe heute nur erfahren, dass die Neue zur Ablenkung ist und das beim neuen Job auch schon wieder mal was zum meckern ist und das es aus ist, weil er so ein "Gefühl" hatte, das was nicht passt. Was, dass kann er leider keinem sagen, weder seinen Freunden noch mir..... Leider sieht es so aus, als ob ich den Kampf verloren hätte :cry: :cry: :cry: :cry:

Ich hoffe für ihn, dass er das findet was ihn glücklich macht, und er rauskommt aus dem Strudel wo er drinsteckt. Leider werde ich nicht an seiner Seite sein und ihm dabei helfen.
DieNeue
Beiträge: 5838
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

@ Frequent Flyer: Würdest du das (die Welt der Nicht-Betroffenen) auch so sehen, wenn deine Freundin sich ihrer Krankheit bewusst wäre, sie in Therapie wäre, an sich arbeiten und gut damit umgehen würde, sie nicht ständig Schluss machen würde etc.?

Ich muss sagen, dass ich auch nicht scharf darauf wäre "zuzugeben", dass ich depressiv bin, wenn mir jemand ständig sagt, ich wäre deswegen nicht "normal".
Da kannst du ja gleich sagen, sie wäre bekloppt.

Und was ist schon normal? Ist es in deinem Alter nicht üblicher, dass man in seinem eigenen kleinen Häuschen oder Wohnung lebt, mit seiner Frau und den Kindern, einen regelmäßigen Job hat, wo man in der Früh das Haus verlässt und abends wieder heimkommt? Anstatt von seinen Kindern getrennt zu leben, nen Job zu haben, wo man ständig in der Weltgeschichte rumfliegt und eine Fernbeziehung zu führen?
Bist du denn dann nicht auch "unnormal"?
Candless hat geschrieben: Ich glaube, die Struktur der Gesellschaft enthält schon depressive Züge. 
Man sagt immer, dass Aggression Wut ist, die auf Andere gerichtet ist, und Depression auf sich selbst gerichtete Wut.  Von daher denke ich, dass es weniger depressive als aggressive Züge sind, wenn sich die Gesellschaft abschottet, abgrenzt, anderen negatives unterstellt etc. Dass Leute dadurch auch depressiv werden können, ist dann natürlich wieder eine andere Geschichte.
Newbie1 hat geschrieben:  Warum ersetzt man einen Menschen, der das alles mit einem durchmachte und mit dem man 1 Monat zuvor noch die Zukunft geplant hat? Was denkt ihr da in eurem Kopf als Betroffene?
Newbie1 hat geschrieben: habe heute nur erfahren, dass die Neue zur Ablenkung ist
Was ich da als Betroffene denke? Ganz ehrlich: Was für ein bescheuertes Verhalten!  Dass man sich trennt in seiner Gefühlsleere, Verwirrung, Verzweiflung etc.  - okay. Aber ich glaube nicht, dass es typisch für Depressive ist, dass sie sich nach einer Trennung gleich den nächsten suchen, auch wenn das hier immer wieder mal beschrieben wird (denn hier schreiben nur die, die Probleme haben). Ich würde nicht mal auf diese Idee kommen, weil ich so ein Verhalten prinzipiell nicht gut finde. Klar, wenn man sich trennt und sich dann  relativ schnell was ernstes ergibt, dann ist das so. Aber ich würde nicht auf die Idee kommen, mir sofort aktiv jemand neuen zu suchen, geschweige denn nur zur Ablenkung. Ich finde, das ist eher eine Sache von Werten, die man hat oder nicht.
Ich glaube, ich würde mir da auch blöd vorkommen, denn ich würde als total bedürftig dastehen und so, als würde ich nicht alleine sein können etc.
Genauso dich vor dem Kollegen als die Blöde hinzustellen ist meines Erachtens mindestens zum Teil Charaktersache.
Gut, dass du jemanden zum Reden hast!

Liebe Grüße,
DieNeue
FrauAnonym
Beiträge: 54
Registriert: 23. Jun 2019, 18:12

Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von FrauAnonym »

Hallo Flyer,

ja, Du schreibst sehr viel, was es schwer macht, Deinen Post umfassend zu kommentieren. ;)

Nix für ungut, aber ich habe den Eicndruck, dass Du die Krankheit nicht verstehst. :) Ich bin Betroffene, aber über den Berg. Wenn ich mir nun vorstelle, dass ich in einer Tiefphase mit jemandem konfrontiert worden wäre, der sich so verhält, wie Du es beschreibst, hätte ich auch den Kontakt abgebrochen. :D

Es geht gar nicht darum, den Depressiven in eine Blase zu packen und alles Übel von ihm fern zu halten. In dem Fall machst Du Dich zum Retter und den Betroffenen zum Opfer. Diese Rollenverteilung kann nicht gut gehen.

Andererseits dem Betroffenen einfach rational zu sagen, dass sein Verhalten nicht normal ist, ist ja das andere Extrem. Das ist schlicht keine konstruktive Kritik (denn diese würde umsetzbare Alternativen beinhalten). Glaubst Du ernsthaft, dass der Betroffene sich so verhalten würde, wenn er in dem Moment anders könnte oder nicht (mehr oder weniger bewusst) weiß, dass mit ihm etwas "nicht stimmt"? Depressive sind nicht dumm. Wir spüren, dass etwas mit uns falsch läuft, finden aber oft den "Knackpunkt" nicht, an dem wir ansetzen können. :shock:

Also, warum akzeptierst Du nicht ihre Entscheidung, dass sie den Kontakt nicht haben will? Auch, wenn sie in einer Tiefphase ist, trägt sie selbst die Verantwortung für sich. Sie selbst muss entscheiden, was sie braucht und was nicht. Sie selbst muss mit Fehlentscheidungen fertig werden. Warum erlaubst Du ihr diese Entscheidungsfreiheit nicht? Ich denke, dass diese Krankheit sehr schwer für Angehörige ist. Ich beneide alle Angehörigen wirklich nicht um diese Aufgabe. Am ehesten verstehe ich noch Hilflosigkeit oder Wut (auf die Krankheit und auch auf den Betroffenen). Dennoch bin ich überzeugt davon, dass nur ein Profi bei der Gesundung helfen/unterstützen kann. Meine Meinung.

Was mich auch mal interessieren würde ist, warum Du so an ihr hängst? Wieso kannst Du sie nicht loslassen? Was bringt es Dir? Die Erklärung, dass Du eine normale Beziehung zu ihr haben möchtest, weil sie Dir etwas bedeutet, erscheint mir persönlich fadenscheinig. Da steckt doch noch was anderes dahinter. Was?

Noch einmal kurz zu der Welt der Nicht-Depressiven ... über diese Formulierung bin ich einfach fassungslos ... Kein Mensch kommt depressiv auf die Welt ... die Krankheit entsteht durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen, wenn man so will (traumatische Erlebnisse, Überforderung, andere Menschen, gefährliche Situationen, lieblose Kindheit, falsche Erziehung usw.). Letztlich kann es jedem passieren ... und, nur weil jemand gerade nicht depressiv ist, hat derjenige nicht zwangsläufig eine gesunde Einstellung zum Leben und zu anderen Menschen. ;)

@Candless: ich sehe das so wie Du. Das ist ein gesellschaftliches Problem. Die Gesellschaft und ihre Konventionen kann ich leider nicht ändern. Deshalb muss ich mich selbst ändern, um in dieser Welt klar zu kommen. :)
DieNeue
Beiträge: 5838
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: und wieder eine Ex :(

Beitrag von DieNeue »

FrauAnonym hat geschrieben:und, nur weil jemand gerade nicht depressiv ist, hat derjenige nicht zwangsläufig eine gesunde Einstellung zum Leben und zu anderen Menschen. ;)

Oder immer Recht ;)
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