Allegretto hat geschrieben:Geht diese "Transformation" so weit, dass meinst, Du bräuchtest generell keinen Menschen bzw. das Verbundensein mit einem solchen? Reicht es also tatsächlich aus - ganz ohne Bindungen, Verbindungen - sich selbst genug zu sein, um das eigene Leben als erfüllend, sinnstiftend zu erleben? Meinst Du das so?
Allegretto
hallöchen allegretto, also soooooo weit bin ich nicht,
noch kann ich mir ein leben als kompletter eremit auf dauer (aber durchaus über einen längeren zeitraum) nicht vorstellen. vielmehr war es so: ich war immer extrem needy, bedürftig, klammerig und von verlustangst so zerfressen, daß ich in beziehungen garnicht ankommen konnte und mir überhaupt komplett die falschen partner aussuchte. verliebtsein fühlte sich für mich nicht schön an, sondern war eine qual. deshalb landete ich zu oft, bei partnern, denen ich "helfen" konnte, die mich in irgendeiner form
brauchten. sprich: wo ich mir kontrolle versprach. das endete jedesmal in der katastrophe, weil ich - oh welch wunder - natürlich sitzen gelassen wurde, sich die expartner von mir befreien mussten. für mich brachen welten zusammen, konnte es nicht akzeptieren, war total verzweifelt. total abhängig eben.
heute ist es so: ich
weiß, ich würde auch alleine klar kommen, sollte mein partner sich trennen wollen. mein partner ist nicht mehr dazu da, meine verlustangst (kindheit) komplett zu bedienen. natürlich meldet sich die verlustangst hier und da, aber es ist im rahmen. als ich durch die psychoanalyse gelernt habe, mich selbst und das kind in mir anzunehmen und liebevoll zu umsorgen (ja, das hört sich so new age mäßig an), begegnete ich auch meinem jetzigen partner, der die größe und die liebe hat, darüber hinweg zu sehen, wenn ich in alte muster verfalle. genau so, wie ich darüber hinweg sehe, wenn ihn seine "dämonen" reiten.
meine innere unabhängigkeit ist mir sehr wichtig geworden, ich brauche sehr viel zeit für mich. er auch. also es gibt durchaus menschen, die es mit
bedürftigen, empfindsamen, zu depressionen neigenden menschen aufnehmen können. da will ich dir ( und camille ) hoffnung machen. für mein empfinden könnte mein partner etwas mehr in meiner seelenlandschaft mit herum wandern, bzw. mich mehr in seine seelenlandschaft hineinlassen
auch meine eltern sind mittlerweile ein wichtiger bestandteil meines lebens, zwar mit räumlicher distanz, aber das, was früher falsch lief, habe ich verziehen. weil ich jetzt er-wachsen bin und nicht zeitlebens kind bleiben will. na ja, ein bißchen schon noch
trotzdem: es ist tatsächlich so, daß angenommen meine eltern sterben, mein freund trennt sich, etc...ich immernoch ich bleibe, trauere und wieder eine ganz andere sein werde. alles ist vergänglich, man
hat nur sich selbst mit sicherheit. alle anderen muß man loslassen können. eines tages auch das eigene leben.
ich finde es toll, wenn man
gut allein sein kann. ich denke, du bist auch gerne in der natur (wandern?). da fühle ich mich so tief verbunden. dieser ewige kreislauf der natur, die jahreszeiten. es ist so tröstend, wenn einem das eventuelle loslassen manchmal so ängstigt. egal, was man loslassen muß (bei mir aktuell die jugend und daß ich nie mutter sein werde). manchmal fühle ich mich auch mit den menschenmassen verbunden, wenn ich wie ein fisch im schwarm mitschwimme. wenn ich im inneren und gleichzeitig im außen bin...kommt jetzt nicht sooooo oft vor, aber wenn, dann sind das besondere momente. es kommt auf meinen gemütszustand an. heute war ich nicht bereit auf menschen, auf öffentliche verkehrsmittel, etc. ist mir heute too much. heute brauche ich mehr das innen. früher hatte ich diese achtsamkeit nicht, was ich brauche.
sinnstiftend...darüber habe ich in meinem thread schon sinniert. kenny schrieb dazu: "das leben macht keinen sinn, es IST sinn". wie findest du das? ich für mich brauche tatsächlich keinen anderen menschen, um mein leben als sinnstiftend zu begreifen. tatsächlich dreht sich die welt ohne mich weiter, ohne mit der wimper zu zucken. wir sind nur eine so kurze zeitspanne auf der welt, inmitten von chaos und ohnmacht...da braucht man doch seine eigene, kleine welt, in der man ein stück chaos ordnen kann und alleine regiert
was ich aber definitiv brauche, bei aller unabhängigkeit und eremitendasein: austausch mit anderen
betroffenen, mit denen man über das eingemachte reden kann. so, wurde jetzt wieder ein laaanger text
hast du auch einen hund?
lg, juli