Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

GiseEli
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von GiseEli »

Liebe binerchen,

nun hast du also mal Klinik Weinsberg als erste Anlaufstelle genannt bekommen für einen möglichen Stationären Aufenthalt deiner Tochter.
Sowweit ich weiß, durchaus eine rennomierte Klinik.

Klinik ansehen, DANN erst entscheiden.
WIRKLICH, nur Schritt für Schritt......

GOOGLE :arrow:
Kliniken für Kinder-und Jugendpsychotherapie...und dann eure Stadt, die Postleitzahl angeben.
Da werden sicher einige Kliniken aufgerufen......auf die Homepage gehen, sich informieren, gucken, ob das Behandlungsangebot sympathisch ist.

Solange deine Tochter nicht schwer suizidal ist, muss es kein VOLLSTATIONÄRER Klinikaufenthalt sein.......es gibt die Zwischenformen.

Hier in meiner Großstadt gibt es eine Akademie u.a. Abteilung für Kinder-und Jugendpsychotherapie, WO ERST einmal eine sehr feine und genaue Diagnostik gemacht wird, bevor passende Kinder-und Jugendpsychotherapeuten empfohlen werden, bzw. einen vollstationären Aufenthalt.

(weiteres bitte nur über PN :) )

Auch das Jugendamt ////schreckliches Schreckgespenst///, kann geeignete Hilfen, Maßnahmen empfehlen.....

Wer stellt Diagnosen. :?: :?:

Nur Fachärzte, und das auch letztlich nur ganz verantwortungsvoll....und im Übrigen....akute Diagnosen sind keine dauerhaften Diagnosen oder Stigmata...... :!:


Also, langsam mit den JUNGEN PFERDEN.

GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Gertrud Star
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo binerchen,
wenn die Klinik gut ist, könnt ihr ja mal zusammen dort vorsprechen. Dann schauen, was passen könnte.
Bei allem Wunsch, sofort Erleichterung haben zu wollen: Gründlichkeit ist oft besser als Schnellschüsse.
Manchmal sind unabhängig von Suizidalität auch die Dinge so, dass man besser stationär gehen sollte.
Euch alles Liebe
Gertrud
riverflow
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von riverflow »

Na ja, es gibt den Grundsatz ambulant vor teilstationär vor stationär. Ich verstehe nicht, wieso oft so schnell eine Klinik aufgesucht wird, ohne vorher eine ambulante Therapie gemacht zu haben?
Bei einer solchen wird durch den Psychotherapeuten auch eine Diagnose gestellt - oft auch gründlicher als durch einen Psychiater, der den Patienten bei Weitem nicht so regelmäßig sieht wie der Therapeut und dessen Vorgehen - leider auch schon bei Kindern - vorrangig im Verschreiben von Medikamenten besteht.

Bei einem so jungen Menschen und bei intaktem Elternhaus würde ich es wichtig finden, dass der Betroffene es lernt, in seinem Umfeld mit der Störung zu leben, indem der Alltag strukturiert wird und der Betroffene in gewisse Strukturen integriert wird (Sportverein, Jugendgruppe, etc.). Im Prinzip wird in einer Klinik so auch gearbeitet, nur halt nicht im konkret Umfeld. So dann auch der Kritikpunkt: Nach einem solchen Aufenthalt misslingt der Alltagstransfer oft, so dass Klinikaufenthalte oft nicht wirklich etwas bringen, wie mir mal ein Psychotherapeut verraten hat.

In meinem Umfeld gibt es Jugendliche, die solche Aufenthalte hinter sich haben. Diese haben, trotz hoher Intelligenz das Schuljahr nicht mehr geschafft und sind später in Sondereinrichtungen gelandet. Was aus ihnen geworden wäre, wären sie nicht psychiatrisiert worden? Keine Ahnung...
Jedenfalls haben sie dort in der Klinik auch Jugendlichen kennengelernt, die nicht besonders vertrauenserweckend waren und z. B. einen kriminellen oder Drogenhintergrund hatten...
GiseEli
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von GiseEli »

PN zurück für dich, binerchen.

Die Beiträge meiner 2 Vorposterinnen heiße ich GUT.
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Gertrud Star
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo alle,
das ist die negative Seite der Medaille, die riverflow beschreibt.
Manchmal ist Entlastung gut. Manchmal therapeutische Begleitung im Alltag.
Manche setzen sich auch zu sehr unter Druck und Freizeitstress, so dass da reduziert werden sollte, während bei anderen gerade da aufgebaut werden sollte.
Wir können das alle nicht recht beurteilen.
Mir fällt gerade ein, dass in vielen Bundesländern die Sommerferien bald los gehen, und da von Haus aus der Schulstress erstmal Pause hat, was einiges an Entlastung bewirken kann.
Und in die falsche Richtung kann es später trotz geordnetem Leben und bestem Willen auch immer gehen.
Manche Entscheidung braucht Zeit und Wissen.
LG Gertrud
GiseEli
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von GiseEli »

:hello: Schönen Guten Morgen, vorallem dir, liebe binerchen.
.


Es gibt ganz gute Literatur zu dem Thema Pubertät.

1. Pubertät ist, wenn die Eltern komisch werden.
(Heitere Geschichten)

2. Wenn Töchter erwachsen werden:
Was Mädchen in der Pubertät brauchen

Liebe binerchen, vielleicht ist das auch eine Art und Weise, sich diesem Thema etwas spielerischer zu nähern :?: :idea:
Gertrud Star hat geschrieben:Mir fällt gerade ein, dass in vielen Bundesländern die Sommerferien bald los gehen, und da von Haus aus der Schulstress erstmal Pause hat, was einiges an Entlastung bewirken kann.
Gertruds Hinweis empfinde ich als sehr wertvoll.

Kennen wir doch auch als Erwachsene, wenn uns alles droht über den Kopf zu wachsen dieses Gefühl "HILFE ICH WILL HIER RAUS"

Auch riverflows Hinweis nicht zu schnell zu
psychiatrisieren
ist sehr wertvoll.

In unserer schnell_lebigen Gesellschaft wird alles Mögliche ganz schnell als nicht dem mainstream entsprechend bewertet, leider mittlerweile eben auch von den Psychiatern und Therapeuten.
Z.B. nach den Manuels in Amerika ist schon Derjenige krank, der nach 3 Wochen nach Todesfall immer noch trauert und platt ist.
Auch hier in Deutschland ist das nicht unähnlich, nach ISDN, wer nach einem halben Jahr noch trauert, hat schon eine verlängerte Trauer und schon den Stempel des Abnormen.
Ich könnte k....n. :mrgreen:

Und die Seele Heranwachsender sollte erst Recht nicht allzuschnell pathologisiert werden, weil die ja noch keine feste Persönlichkeit haben.


Mir fällt noch ein Mädchen ein, aus meiner Berufsbiographie.
3 wunderbare und sehr hübsche ganz gut angepasste Töchter einer nach Scheidung dann alleinerziehenden Mutter, die auch ganztägig arbeitend für den Lebensunterhalt aufkommen musste, da Ex_Mann in die USA zurück.
Das älteste Mädchen machte später nen guten Realschulbschluss, das mittlere war vor der Hauptschulabschlussprüfung mit guten Noten.
Und die Kleinste war etwas problembeladener.
Der Hausmeister holte sie eines Morgens um 7 Uhr vom Dach der Schule, wo sie sich runterstürzen wollte.
Nur mit mir als Lehrperson wollte das Mädchen, das ich ja auch unterrichtete , darüber reden.

DAS war wirklich für uns alle sehr belastend und eine Krisensituation, die auch Angst machte, von wegen der Verantwortung.
Nein, wir haben das Mädchen nicht psychiatrisiert, Gespräche mit der Mutter geführt, und dann lebte dieses Mädchen fortan bei der Großmutter in einer schönen bayrischen Großsstadt, und hat sich wieder gut gefangen, soweit wir das schulisch über die anderen Schwestern und zufälligen Begegnungen mit der Mutter im Einkaufszentrum dieses Stadtteils noch nachverfolgen konnten.

Auch damit möchte ich lediglich sagen, dass es viele Settings gibt, wie sich gute Entwicklungen
für junge Menschen anstoßen lassen.

Dieses ganze Gefasel von schweren Psychischen Erkrankungen, die halt einfach so über den Menschen quasi schon auch ab Geburt hereinbrechen können und es tun, davon halte ich gar nichts.

In der Tat, es gibt Zustände und Verhaltensweisen von Krankheitswert.
Durch gute Umgebung , meiden von Stressoren, liebevolle Unterstützung, u.v.m.
mildern sich sehr schnell solche Zustände ab.

Wenn kreative Lösungen gefunden werden, warum es eigentlich diesem Menschen gerade so schlecht geht, dann ist das schon die HALBE MIETE.

In früheren Beiträgen habe ich öfters mal gesagt:

Gottes Garten ist groß

Obwohl nun nicht christlich_gläubig, ist das eine der besten heilsamen Sätze.
Wenn Gott, so wie wir ihn verstehen, uns das Leben geschenkt hat, dann sind wir doch bitte ALLE willkommen hier auf dieser Erde.
Mit allen unseren Eigenschaften, den guten , den schlechten, mit unserem Aussehen, den Fähigkeiten.......

Und wir passen ganz genau in diese Welt, so wie wir sind.
Es gilt, den richtigen Platz für uns zu finden im Leben, die passenden Orte und Lebensumstände .


Und erst Recht gilt das für so einen jungen Menschen in der Entwicklung.


Danke fürs Lesen
GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
riverflow
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von riverflow »

Ist diese Klinik gemeint?
https://www.klinikbewertungen.de/klinik ... _id=kinpsy" onclick="window.open(this.href);return false;

Es gibt zwar nur 2 Bewertungen für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber puh...

Du schreibst, sie fühlt sich in der Klasse sehr wohl, nachdem sie zunächst zu Beginn der weiterführenden Schule schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Nach dem Klinikaufenthalt muss sie sich dann vielleicht wieder in einer neuen Klasse einleben, wenn sie die Versetzung nicht schafft, ist wieder die Neue, wieder eine Umbruchsituation...

Und im Prinzip arbeiten die, wie schon gesagt, mit Therapie und Tagesstrukturierung, aber halt nicht im richtigen Leben. So eine Klinik ist kein Zauverwerk. Die Erwartungen der Eltern von den Jugendlichen, die ich kenne, haben sich z. B. nicht erfüllt.

Den Wunsch Deines Mannes nach einem gewissen Fahrplan finde ich persönlich gut. Bei einem Jugendlichen mit chronischen Schmerzen kenne ich es so, dass mit der Psychotherapeutin vereinbart wurde, dass er in jedem Falle zur Schule geht.Zu Hause bleiben ist nicht. Stellt er dort fest, es geht nicht mehr, darf er selbstverständlich nach Hause kommen.
Oft tut die feste Struktur und die Ablenkung durch andere aber auch gut. Wie Lerana schon geschrieben hat, fällt es immer schwerer, überhaupt zur Schule zu gehen, wenn man längere Zeit dort nicht mehr war.
Außerdem hilft es ja auch nicht gegen eine eventuelle Depression, zu Hause im Bett liegen zu bleiben.

LG
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Bittchen »

Liebe binerchen,

unser Moderator und Mitbegründer dieses Forums Dr.Niedermeier hat in dem Thread
"Von Patienten lernen" diese wichtigen Informationen der Deutschen Depressionshilfe weiter gegeben.

https://www.die-mitte-der-nacht.de/home" onclick="window.open(this.href);return false;

Darum poste ich das hier noch Mal,falls es dir entgangen sein sollte.
Es kann eine wichtige Entscheidungshilfe sein für dich und deine Tochter.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
binerchen
Beiträge: 23
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von binerchen »

Hallo an alle,
riverflow hat geschrieben:Na ja, es gibt den Grundsatz ambulant vor teilstationär vor stationär. Ich verstehe nicht, wieso oft so schnell eine Klinik aufgesucht wird, ohne vorher eine ambulante Therapie gemacht zu haben?
Bei einer solchen wird durch den Psychotherapeuten auch eine Diagnose gestellt - oft auch gründlicher als durch einen Psychiater, der den Patienten bei Weitem nicht so regelmäßig sieht wie der Therapeut und dessen Vorgehen - leider auch schon bei Kindern - vorrangig im Verschreiben von Medikamenten besteht.

Bei einem so jungen Menschen und bei intaktem Elternhaus würde ich es wichtig finden, dass der Betroffene es lernt, in seinem Umfeld mit der Störung zu leben, indem der Alltag strukturiert wird und der Betroffene in gewisse Strukturen integriert wird (Sportverein, Jugendgruppe, etc.). Im Prinzip wird in einer Klinik so auch gearbeitet, nur halt nicht im konkret Umfeld. So dann auch der Kritikpunkt: Nach einem solchen Aufenthalt misslingt der Alltagstransfer oft, so dass Klinikaufenthalte oft nicht wirklich etwas bringen, wie mir mal ein Psychotherapeut verraten hat.
Ich hätte auch eine ambulante Therapie/Tagesklinik für besser empfunden, aber ich kann es ihr doch nicht verwehren, oder?
Hab ich Chancen, dass in einer Klinik (egal in welcher) diese den Grundsatz ambulant vor stationär auch befolgen? Erkennen die am Gespräch, dass es für Leah erstmal der bessere Weg ist nicht aus ihrem Umfeld gerissen zu werden?
Bittchen hat geschrieben: https://www.die-mitte-der-nacht.de/home" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Darum poste ich das hier noch Mal,falls es dir entgangen sein sollte.
Es kann eine wichtige Entscheidungshilfe sein für dich und deine Tochter.
Bittchen
Danke dafür
riverflow hat geschrieben:
Ist diese Klinik gemeint?
https://www.klinikbewertungen.de/klinik ... _id=kinpsy" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Es gibt zwar nur 2 Bewertungen für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber puh...

LG
Ja, war auch erschrocken, als ich das gelesen habe :shock:
GiseEli hat geschrieben::hello:
Gertrud Star hat geschrieben:Mir fällt gerade ein, dass in vielen Bundesländern die Sommerferien bald los gehen, und da von Haus aus der Schulstress erstmal Pause hat, was einiges an Entlastung bewirken kann.
Gertruds Hinweis empfinde ich als sehr wertvoll.

Kennen wir doch auch als Erwachsene, wenn uns alles droht über den Kopf zu wachsen dieses Gefühl "HILFE ICH WILL HIER RAUS"
Das Gefühl kenne ich auch, und ich dachte ja, wenn wir den Schulstress im Moment komplett rausnehmen plus, das jetzt gerade bei uns Pfingstferien und kurz danach die Sommerferien sind, es ihr reicht sich "zu fangen" ... sie sieht das anders. Sie sieht sich nach den Sommerferien erstmal in der Klinik.


Ihr merkt, ich komme nicht wirklich weiter ....


Vielen Dank für eure Antworten und dass ihr euch Zeit für mich genommen habt
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von mime »

Hallo Binerchen,,

könnte man in eurem Fall nicht zweigleisig fahren? Also, in Ruhe nach einer geeigneten (!) Klinik suchen und zeitgleich bzw. als Überbrückung weiterhin die ambulanten Möglichkeiten wahrnehmen? Von wem wurde die Klinik, die bei euch im Raum steht, empfohlen? Es liest sich m. E. nicht gerade förderlich (das kann man zwar wohl erst wirklich entscheiden, wenn man sich dort persönlich einen Eindruck verschafft hat, aber solche Negativurteile kommen ja auch nicht von ungefähr).

Bei mir stand auch mal ein Klinikaufenthalt im Raum (eine gute, schön gelegene Klinik, in der ich mich ggf. durchaus auch wohl gefühlt hätte), aber das Vorstellungsgespräch mit der amtsführenden Psychologin ist gründlich schief gegangen bzw. war so neben meiner Hauptthematik (ich hatte 2 Diagnosen), dass ich wieder abgesagt habe. Die Psychologin (die auch meine Ansprechpartnerin während das Klinikaufenthalts geblieben wäre) war ebenfalls sehr ambivalent eingestellt und eher entmutigend in meinem Fall (statt ermutigend) - es hätte überhaupt keinen Sinn gehabt, dort stationär zu gehen. Schade drum, aber nicht zu ändern. Ich bin dann weiter den ambulanten Weg gegangen.

Was ich damit sagen möchte: schaut euch die Klinik an, hört auf euer Bauchgefühl. Ein Klinikaufenthalt kann durchaus förderlich sein, aber eben auch nicht (wenn er nicht zu einem passt), und gerade bei einem jungen Menschen sollte es eine Klinik sein, die sich auf die Bedürfnisse / das Krankheitsbild gut einstellt und einen guten Ruf hat. Es kann natürlich sein, dass ihr dann auf einen Klinikplatz warten müsstet (und es eben nicht nach den Sommerferien gleich losgehen kann) und die Zeit ambulant zu überbrücken wäre, aber es soll ja ein hilfreicher Aufenthalt werden für eure Tochter.

Ja, dass sich deine Tochter eher in der Klinik sieht, ist für mich, nachdem, was du geschrieben hast (dass sie aus ihrem bisherigem Umfeld wohl weg möchte) durchaus nachvollziehbar; damit sind ja auch Hoffnungen und Erwartungen verbunden - und es wäre wünschenswert, dass diese nicht durch ein schlechtes Therapiekonzept einer Klinik enttäuscht würden. Daher: gibt es evtl. auch noch eine andere Klinik, die in Frage käme?

In einer Klinik wird sich eure Tochter auch Regeln unterwerfen müssen, es wird nicht die große Freiheit sein, die sie dort zu erwarten hat, aber richtig angesetzte Therapiekonzepte und andere Jugendliche, die ebenfalls in mit einer Erkrankung zu kämpfen haben, könnten durchaus hilfreich sein.

Ich wünsche euch viel Weisheit für anstehende Entscheidungen (und möglichst gute Beratung in euerem Fall).

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Welshcorgi
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo binerchen,

ich habe eine ganze Weile überlegt ob ich das hier schreibe, denn ich möchte Dich nicht verletzen. Also versuche ich es so behutsam wie möglich zu machen. Ich hoffe Du nimmst mir meine Kritik nicht übel.

Versuche doch mal Deine Tochter, die fast erwachsen ist, mehr als eigenständige Person zu sehen. Mir fällt auf, daß Du immer von "wir" sprichst. Um "wir" geht es aber im Moment nicht. Es geht um "sie" und um "Euch" nur am Rande. Beispiel: Du schreibst so in etwa "wenn die Klinik uns nicht gefällt". Aber sie muss Dir nicht gefallen sie muss Deiner Tochter zu sagen. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Und ich hoffe Du bist nicht sauer.

Deine Tochter scheint einen ausgeprägten eigenen Willen zu haben. Und das ist gut so und richtig. Der Wille wird ihr helfen einen eigenen Weg zu finden.

Wenn die psychologische Beratungsstelle einen Klinikaufenthalt empfohlen hat dann würde ich dem nachgehen. Und wenn Deine Tochter das möchte dann soll sie das einfach mal probieren. Sie kann ja jederzeit gehen wenn es ihr nicht gefällt.

Zu den Bewertungen: Bewertungen schreiben meistens die die unzufrieden sind. Die Zufriedenen schreiben keine. Die Beratungsstelle wird Erfahrungen mit der Klinik haben. Ich habe vor einiger Zeit die Bewertungen meiner Ärzte gelesen und die waren teilweise total falsch. Und ich kenne alle meine Ärzte mindestens 10 Jahre.

Wie die Klinik aussieht ist übrigens zweitrangig. Wichtig sind die Behandler und oft auch die Mitpatienten. Ich kenne zwei sehr gute Kliniken das sind die reinsten Bruchbuden. Aber die Behandler sind sehr gut und die Patienten nehmen das Umfeld hin. Es gibt ein sehr gutes Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre wo er erwähnt, daß einige Promikliniken mit Hotelcharakter ihn nicht von seinen Depressionen und seinen BTMs wegbringen konnten. Zuletzt ist er, dem Tode näher als dem Leben, in eine ganz einfache "Kassenklinik" gegangen. Die haben ihm endlich geholfen.

Generell finde ich es aber sehr gut wie Ihr Euere Tochter unterstützt und an Ihrer Seite steht. Nur wenn sie das nicht möchte, dann nehmt etwas Abstand. Sonst geht sie auf Distanz und das geht selten für Eltern zur eigenen Zufriedenheit aus.

Und versuche bitte nicht sie zu verstehen. Psychische Krankheiten kann man nur verstehen wenn man selber krank war oder sich sehr intensiv damit beruflich befasst hat. Mein Vater hat es auch nie geschafft die Krankheit zu verstehen ob wohl er dazu bestimmt 20 Bücher gelesen hat und ich ihm viel erklärt habe.

Ich hoffe sehr das war nicht zu viel für Dich und bitte entschuldige, daß es teilweise etwas gestückelt ist. Meine Konzentration ist zur Zeit nicht die Beste.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann, daß Ihr einen guten Weg findet mit Euerer Tochter umzugehen.

Liebe Grüße
Welshcorgi

Edit: Mimes Vorschlag ist auch gar nicht schlecht und überdenkenswert. Die Entscheidung trifft Deine Tochter.
Zuletzt geändert von Welshcorgi am 14. Jun 2019, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Welshcorgi
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Welshcorgi »

Nachtrag:

Du schreibst, daß Du Deine Hoffnungen auf Pfingst- und Sommerferien gesetzt hattest. Dazu muss ich Dir leider mitteilen, daß psychische Erkrankungen einer sehr langen Behandlung bedürfen. Auch nach der Klink in der eine gewisse Grundstabilisierung stattfindet wird Deine Tochter noch lange bei einem Psychotherapeuten und/oder einem Kinder- und Jugendpsychiater in Behandlung sein. Zur Schule gehen kann sie dann natürlich gleichzeitig.
Aber es dauert und Du wirst viel Geduld und Akzeptanz brauchen.

LG Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
binerchen
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von binerchen »

Welshcorgi hat geschrieben:Nachtrag:

Du schreibst, daß Du Deine Hoffnungen auf Pfingst- und Sommerferien gesetzt hattest. Dazu muss ich Dir leider mitteilen, daß psychische Erkrankungen einer sehr langen Behandlung bedürfen. Auch nach der Klink in der eine gewisse Grundstabilisierung stattfindet wird Deine Tochter noch lange bei einem Psychotherapeuten und/oder einem Kinder- und Jugendpsychiater in Behandlung sein. Zur Schule gehen kann sie dann natürlich gleichzeitig.
Aber es dauert und Du wirst viel Geduld und Akzeptanz brauchen.

LG Welshcorgi
vielen Dank für deine ehrlichen Worte. Ich glaube, sowas brauche ich manchmal.

Ich denke wir tun uns mit der Entwicklung im Moment deshalb so schwer, weil es so plötzlich und so heftig kommt.
Sie war was "erwachsen werden" betrifft immer ein bisschen hinter anderen her, was ich nicht bedauert habe, weil ich denke das kommt von selber. Nun ist sie aber da die Pubertät und ich habe das Gefühl sie überspringt Dinge, die andere vielleicht gemacht haben. So hat sie von heute auf morgen angefangen Alkohol zu konsumieren (nicht viel, aber es hat einen Stellenwert) und jetzt interessiert sie sich von heute auf morgen für Sex. Ich weiß, alles normal, fällt aber extrem schwer, wenn man sie vor ungefähr einem Jahr noch mit Spielzeugpferden spielen gesehen hat (von den Kuscheltieren ganz zu schweigen).
Wahrscheinlich bin das Grundproblem ich. Ich arbeite daran. Ich lasse ihr ihren Freiraum, ich frage sie nicht mehr aus, ich lasse sie gehen. Leider mit keinem guten Gefühl dabei.

Die Kinesiologin gestern sagte zu mir ich soll sie segnen dafür, dass sie ihren eigenen Weg geht. Das mache ich nun und hoffe, es fällt mir irgendwann ein bisschen leichter (damit ich auch zur Ruhe komme, weil schlafen und essen kann ich seit Tagen nicht mehr).

Morgen fahren wir für eine Woche in den Urlaub. Ich gehe mit gemischten Gefühlen, wir sind da mit viel Familie und wirklich Rückzug ist da nicht ...
mime hat geschrieben:Hallo Binerchen,,

könnte man in eurem Fall nicht zweigleisig fahren? Also, in Ruhe nach einer geeigneten (!) Klinik suchen und zeitgleich bzw. als Überbrückung weiterhin die ambulanten Möglichkeiten wahrnehmen?
Das wird auf jeden Fall so laufen. Das mit der Klinik habe ich ja jetzt erst angeleiert und werde mich auch weiter nach einer Klinik umsehen, die Termine bei der Psychotherapeutin hat Leah ja jetzt erst. Also 3xKrisenintervention und dann schaut die Therapeutin ab wann sie einen Platz hat. Um diese Zeit zu überbrücken geht sie regelmäßig in die psychologische Beratungsstelle. Allerdings bekommt man dort nur etwa alle drei Wochen einen Termin.

Und auf die Ferien hatte ich nur spekuliert, damit sie bis nach den Ferien - hoffentlich - eine Grundstabilität hat. Egal, ob dann Klinik oder nicht. Danach muss man ja nunmal auch weitersehen, was man mit der Schule macht.

Herzliche Grüße an euch alle und einen schönen Abend
GiseEli
Beiträge: 396
Registriert: 9. Sep 2018, 11:20

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von GiseEli »

PN für dich
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Salvatore
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Binerchen,

zu deiner Ausgangsfrage kann ich nicht allzuviel beitragen, da die Behandlung von Jugendlichen nicht zu meinem "Spezialgebiet" gehört und ich auch keine Kinder habe.
Allerdings war ich selbst mal eine 16jährige. Ich fand das selbst ein schwieriges Alter, denn natürlich habe ich mich nicht mehr als Kind gefühlt, aber vom Erwachsensein war ich auch noch so weit weg; einerseits wollte ich meine eigenen Entscheidungen treffen und andererseits war ich damit heillos überfordert; ich habe die Abhängigkeit von meinen Eltern gehasst und gleichzeitig, dass ich ich über diese Abhängigkeit eigentlich sehr froh war. Manchmal habe ich das Gegenteil dessen gesagt, was ich gemeint habe; so hatte ich einmal einen Auftritt und hatte ihnen gesagt, sie müssten nicht kommen, es wäre eh keine große Sache und mir sowieso nicht so wichtig. Und war dann maßlos enttäuscht, als sie tatsächlich nicht kamen. Auch kenne ich von mir selbst die offenkundigen Widersprüche im Verhalten, z.B. erst am Abend mit Freunden Alkohol trinken und später zum Einschlafen das Lieblingskuscheltier brauchen.

Wenn ich mir mit dem Wissen von heute aussuchen könnte, wie ich mir meine Eltern damals gewünscht hätte, dann würde ich sagen: als liebevolle Mentoren. Nicht mehr als Menschen, die für mich entscheiden und auch noch nicht als Menschen, die mir die Entscheidungen überlassen; sondern als mich begleitende wohlwollende Berater, die mich dabei unterstützen, meinen Weg zu finden (auch wenn das nicht zwingend der Weg ist, den sie sich für mich vorgestellt hätten).

Deine Tochter wird gerade selbstständig; das ist ein Prozess (!), durch den alle Kinder auf dem Weg ins Erwachsenenleben durchmachen müssen - und ebenso auch deren Eltern. Dabei gilt es auch falsche Abzweigungen auszuhalten (Umwege erhöhen die Ortskenntnis!). Du warst lange Jahre dafür zuständig, dich um deine Tochter zu kümmern [dein Mann auch, aber den lasse ich in seiner Forumsabwesenheit außen vor] und zu entscheiden, was das Beste für sie ist. Auf einmal sollst du damit aufhören. Diesen Zwiespalt hast du selbst ganz schön formuliert, finde ich. Vielleicht ergibt sich ja im Urlaub die Gelegenheit für ein Gespräch, wo du ihr das sagst: dass du erst noch üben musst, wie das geht, eine erwachsene(re) Tochter zu haben. Dass du sie liebst und nichts in der Welt je etwas daran ändern wird; dass du gerne jeden Weg mit ihr zusammen gehst, falls sie das möchte; dass du ihre Entscheidungen mitträgst, auch wenn du sie nicht teilst. (Immer gesetzt den Fall, dass sie nicht im Begriff ist, so richtig Mist zu bauen.)

"Nicht mehr ausfragen" muss nicht heißen, in keinen Dialog mehr zu treten, was auch als Desinteresse aufgefasst werden könnte. Gesprächsbereitschaft lässt sich signalisieren, ohne dass man ein Gespräch erzwingt. Habt ihr vielleicht ein neutrales und unbelastetes Thema, über das ihr sprechen könnt?
Und da sie noch minderjährig ist, könnt ihr im Familienrat durchaus ein paar Regeln aufstellen, an die sie sich zu halten hat. Vielleicht hat sie aber auch ein paar Regeln, von denen sie möchte, dass ihr euch an sie haltet?
Auch finde ich, dass nicht ausschließlich ihre Bedürfnisse von Bedeutung sind, sondern eben deine auch und weder ihre noch deine haben ein grundsätzliches Recht auf Erfüllung, sollten aber dennoch ausgesprochen werden dürfen. So kannst du z.B. sagen "Ich würde gerne mit dir xy machen [ins Kino/Freibad/... gehen], hast du Lust?" - sofern euch beiden klar ist, dass die Antwort auch Nein sein darf; Herwanwachsende probieren viel aus und so kann es passieren, dass sie ggf. mehrfach antestet, ob es wirklich okay ist, nein zu sagen oder ob dies zwar so vereinbart wurde, in Wirklichkeit aber doch nicht gilt.
Mit großer Freiheit geht auch große Verantwortung einher; dies ist jedoch eine Erkenntnis, für die sie noch einige Jahre brauchen wird und die man nicht erklärt bekommen kann, sondern die man erleben muss.

Ich hoffe, da war was für dich dabei, ansonsten bitte in die Rundablage P. Ich wünsche eurer Familie alles Gute!
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
GiseEli
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von GiseEli »

:hello:
:!: Danke für diesen wunderbaren Beitrag :!:

Grüße
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
binerchen
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Registriert: 14. Mai 2019, 07:35

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von binerchen »

Was für eine tolle, inspirierende Antwort. Vielen Dank dafür.

Ja, wir arbeiten daran. Jetzt im Urlaub funktioniert das ganz gut. Für danach werde ich mir deine Anregungen echt als kleinen Leitfaden nehmen.

Schönen Mittag und liebe Grüße aus dem wunderschönen Osterreich
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von Salvatore »

Danke ihr beiden :hello:
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
DieNeue
Beiträge: 5554
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von DieNeue »

Ich finde deinen Beitrag auch super, Salvatore! Hab ihn sogar schon im Angehörigen-Forum empfohlen:)
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von undansonsten »

Ich habe gerade diesen Threat gefunden. Hatte gestern auch einen eröffnet, in dem es um die ungute Kombi der Depression meines Sohnes und mir geht.

Mein Kind hat auch eine Diagnose "mittelschwere Depression". Er hat 9 Monate auf einen Therapieplatz warten müssen, obwohl er Suizidgedanken hatte und das war für mich die Hölle. Bei ihm gibt es viele Gründe, der vordergründigste war jahrelanges Mobbing in seiner Klasse.

Bei ihm hat sich die Psychologin herangetastet und er hat jetzt vier Monate gebraucht, um an seine "Schmerzgrenze" zu kommen - bei einer Sitzung pro Woche. Letzte Woche hat er sich auch geritzt, nach einer sehr schweren Therapiesitzung. Er muss lernen, mit der Krankheit zurechtzukommen, bei uns ist es u.a. familiär bedingt. Das ist aber "nur" eine Disposition, es gibt noch weitere Gründe.

Zur schulischen Situation: Wir haben nach langem Überlegen die Klassenlehrerin mit ins Boot geholt, obwohl wir sehr schlechte Erfahrungen mit der Schule unseres Sohnes haben, die sehr leistungsorientiert ist. Ich habe bei diesem Gespräch auch weinen müssen, was ich nicht als ungut empfand. Die Noten unseres Sohnes hatten sich auch kontinuierlich verschlechtert, weil er nicht mehr in der Lage war, Hausaufgaben zu machen. Er hat es gerade so geschafft, zur Schule zu gehen. Ich habe ihn auch immer dazu angehalten und glaube, dass es ihm einen Rahmen geschaffen hat, der ihm im Grunde half, so etwas wie "Normalität" zu schaffen. Uns wurde auch vorgeschlagen, ihn notfalls "aus pädagogischen Gründen" in die 11 zu versetzen, was wir aber nicht gemacht hätten, denn ich denke, das hätte noch mehr Druck bedeutet, er hätte ja den kompletten Stoff der 10 nachholen müssen.

Nach den Sommerferien geht er auf eine andere Schule in die Oberstufe (jawoll, er hat das Jahr mit Ach und Krach und dem Augen zudrücken der Franzelehrerin geschafft). Unser Kind wollte auch die Schule nicht wechseln aber nach Gesprächen mit Erziehungsberatung, Schulpsychologen und Therapeuten haben wir ihm diese Alternative nicht zugestanden. Er hatte mehrere andere Alternativen, aus denen er auswählen konnte, hätte auch ein Jahr FSJ machen können, er hatte zwei Vorstellungsgespräch und Zusagen, hat sich aber letzten Endes für die Oberstufe einer anderen Schule entschieden.

Unser Kind fühlt sich gut aufgehoben bei der Therapeutin. Es war ihm super wichtig, dass sie nicht mit uns darüber spricht, was er mit ihr bespricht. Manches erzählt er uns, manches nicht. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren, aber ich tue es.

....vielleicht hilft dir irgendetwas von dem, was ich schreibe. Ich kann deine Angst so gut nachvollziehen und vielleicht kannst du dir auch Hilfe besorgen, damit DU mit der Situation besser zurechtkommst. ich habe mir eine Therapeutin gesucht, KK hat sofort den Bescheid geschickt und es akzeptiert. Ich musste halt vier Monate warten, aber es hat sich gelohnt, weil sie mich sehr gut stabilisiert in Zeiten, in denen ich nicht mehr kann.

In der Klasse meines Sohnes gibt es vier Fälle von Depressionen, Ritzen, Magersucht. Bei 28 Kindern ein hoher Prozentsatz wie ich finde. Das hat mir geholfen, mit der Schule Kontakt aufzunehmen, obwohl ich mich so geschämt habe, ich fühle mich oft schuldig. Ich hatte allerdings meinen Sohn um Erlaubnis gefragt und gewartet, bis er zugestimmt hat.

Salvatores Antwort finde ich mega!

Alles Gute für dich und deine Tochter!
binerchen
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Registriert: 14. Mai 2019, 07:35

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von binerchen »

Hallo alle zusammen,

zur Zeit "läuft" es bei uns einigermaßen.

Im Urlaub hat sie sich mehrfach aus Ausflügen rausgehalten, weil sie Zeit für sich brauchte, aber das verstehe ich, weil sie in unserer Ferienwohnung nichtmal ein eigenes Zimmer hat und so konnte sie für sich sein, wenn wir wandern waren. Ansonsten hatte ich das Gefühl, dass sie den Urlaub genossen hat, bis auf einen Krisentag. Da hat sie sich mit ihren Kusinen gestritten und ist weggelaufen. Nachdem ich dann wusste, wo sie ist, konnte ich damit umgehen.


Ich Moment ist - glaube ich - das größte Problem, den Unterschied zwischen Pubertät und Depression zu erkennen. Sie ist in meinen Augen echt innerhalb von ein paar Monaten um 5 Jahre gealtert. Damit habe ich persönlich große Probleme, das soll aber nicht ihr Problem sein.

Wir geben ihr soviel Freiraum wie möglich, was aber im Moment leichter ist, weil wir das Schuljahr sowieso abgeschrieben haben. Wie es dann im nächsten Schuljahr weitergehen soll weiß ich auch noch nicht. Sie macht überhaupt nichts mehr für die Schule. Erzählt mir dann mittags, dass sie eine Arbeit geschrieben haben.

Schlafenszeit hat sich extrem geändert. Bis vor kurzen habe ich sie dazu gebracht um 9 im Bett zu sein, jetzt wird es halt mal 11. Wie das mit dem neuen Schuljahr werden soll werden wir dann auch sehen.

Die Woche vor den Ferien war schlimm, da ist sie wieder nur zwei Tage in die Schule gegangen. Diese Woche läuft.


Wir haben jetzt die Unterlagen der Klinik bekommen, werden sie ausfüllen, zurückschicken und auf einen Besprechungstermin warten. Sie will da immer noch hin, mal sehen, was die dazu sagen.


Heute hat sie wieder einen dieser Kriseninterventionsgespräche bei der Psychologin und auf einen Termin mit dem Klassenlehrer warten wir jetzt gerade auch noch um das weitere Prozedere zu besprechen.


@undansonsten

vielen Dank für deinen Beitrag. Ja, es hilft sehr, sowas zu lesen, einfach um nicht so alleine zu sein.


Ich wünsche euch allen einen schönen Tag
undansonsten
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von undansonsten »

binerchen hat geschrieben: Ich Moment ist - glaube ich - das größte Problem, den Unterschied zwischen Pubertät und Depression zu erkennen. Sie ist in meinen Augen echt innerhalb von ein paar Monaten um 5 Jahre gealtert. Damit habe ich persönlich große Probleme, das soll aber nicht ihr Problem sein.

Wir geben ihr soviel Freiraum wie möglich, was aber im Moment leichter ist, weil wir das Schuljahr sowieso abgeschrieben haben. Wie es dann im nächsten Schuljahr weitergehen soll weiß ich auch noch nicht. Sie macht überhaupt nichts mehr für die Schule. Erzählt mir dann mittags, dass sie eine Arbeit geschrieben haben.

Schlafenszeit hat sich extrem geändert. Bis vor kurzen habe ich sie dazu gebracht um 9 im Bett zu sein, jetzt wird es halt mal 11. Wie das mit dem neuen Schuljahr werden soll werden wir dann auch sehen.


Ich wünsche euch allen einen schönen Tag
Das ist EXAKT wie bei uns. Mein Sohn war lange ein Mamakind und dann, von einem Tag auf den anderen, hat er sich komplett abgekoppelt. (Im Grunde ja, wie auch deine Tochter, sehr spät.)Ich glaube, dass sich genau daraus so viele Probleme ergeben haben, weil ich das gar nicht gerafft habe die ersten Monate. Wir haben diesen Spagat aus Nähe zulassen und Grenzen zulassen nicht hinbekommen. Dazu kam meine Angst, dass er die Mittlere Reife nicht schafft. Ich habe, im Nachhinein betrachtet, zuviel Stress gemacht. Allerdings hat er dadurch, und durch meine Intervention in der Schule das Jahr geschafft.

Seitdem er sein Zeugnis hat, und weiss, dass er in eine andere Schule geht, sind ihm BERGE vom Herzen gefallen. Ich hoffe, dass deine Tochter auch zur Ruhe kommen kann, wenn die Ferien beginnen.

Die Schlafenszeit ist bei uns ganz genau so. Inzwischen verlagert es sich sogar Richtung Mitternacht. Das ist aber anscheinend normal, darüber klagen alle Eltern in unserem Umfeld.

Ich drücke euch die Daumen für die Gespräche, und dass deine Tochter ihr Gleichgewicht wieder findet. Ich habe das Gefühl, dass es bei meinem Sohn gerade der Fall ist - nach 12 Monaten heftigster innerer und äußerer Kämpfe. Pubertät ist echt ne anstrengende Zeit für alle Beteiligten. Ich versuche, meine wenig vorhandene Geduld auszubauen - und vor allem, ihm zu vertrauen und ihn "fliegen" zu lassen. Er war wie ein Vogel im goldenen Käfig und ist doch so ein freiheitsliebender Mensch. Ich hab jetzt die Käfigtür aufgemacht, und soll ich dir was sagen: Er fliegt täglich aus, aber er kommt auch immer wieder zurück, und das gern! Das ist ein wundervolles Gefühl.

Ich muss auch sagen, dass ich sehe, dass die Eltern, die beide arbeiten und daher nicht so vor Ort sind und Eltern, die viel Vertrauen in ihr Kind haben, das irgendwie besser machen als ich. Die Kinder müssen gar nicht so kämpfen um ihre Freiheit wie mein Kind das musste. Gibt natürlich auch welche, die aus dem Ruder laufen mit Alkoholexzessen, Kiffen und so. Aber ich beobachte, dass die meisten das dann nach einiger Zeit von selber wieder lassen. Je entspannter die Eltern (und trotzdem Kontakt halten und Liebe zeigen), desto besser. Ist nur so schwer in der Umsetzung mit meiner Biografie und meinem Kontrollbedürfnis.


Alles Gute und dir viel Ruhe und Geduld für die anstrengende Zeit. Alles wird am Ende sicher gut!
Zuletzt geändert von undansonsten am 27. Jun 2019, 08:30, insgesamt 1-mal geändert.
undansonsten
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Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von undansonsten »

binerchen hat geschrieben:Hallo alle zusammen,


Wir haben jetzt die Unterlagen der Klinik bekommen, werden sie ausfüllen, zurückschicken und auf einen Besprechungstermin warten. Sie will da immer noch hin, mal sehen, was die dazu sagen.


Das lese ich gerade erst! finde ich so gut, dass sie hin WILL!!!!! Das ist ja schon die halbe Miete, denn es zeigt, dass sie nach einer Lösung sucht!

Der Sohn meiner Schwester hat seit Jahren Depressionen und ist einfach nicht mehr zur Therapie gegangen nach den ersten zwei Stunden. Er wollte aber auch schon vorher nicht hin, hat das nur für seine Mutter gemacht. Das bringt gar nichts.
ßßßß

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von ßßßß »

@undsonstso

"In der Klasse meines Sohnes gibt es vier Fälle von Depressionen, Ritzen, Magersucht. Bei 28 Kindern ein hoher Prozentsatz wie ich finde."
nein ist es nicht.
das sind gerade mal 14%.
die quote für alle psychischen erkrankungen liegt bei irgendwas um die 20%.
undansonsten
Beiträge: 227
Registriert: 23. Jun 2019, 19:14

Re: Hilfesuchende Mutter einer 16jährigen

Beitrag von undansonsten »

ßßßß hat geschrieben:@undsonstso

"In der Klasse meines Sohnes gibt es vier Fälle von Depressionen, Ritzen, Magersucht. Bei 28 Kindern ein hoher Prozentsatz wie ich finde."
nein ist es nicht.
das sind gerade mal 14%.
die quote für alle psychischen erkrankungen liegt bei irgendwas um die 20%.
Tatsächlich! Erschreckend!
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