Kurze Zwischenhochs

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vasil
Beiträge: 3
Registriert: 26. Mai 2019, 22:36

Kurze Zwischenhochs

Beitrag von vasil »

Hallo zusammen,
nachdem ich die ganze Jugend und das Studium über in der Vielzahl der miesen Phasen versucht habe, mir in schlechten Zeiten jeweils selbst aus der Patsche zu helfen, kam ich im Berufsleben kürzlich nicht mehr um einen achtwöchtigen Klinikaufenthalt umher. Der hat mir insgesamt nicht viel gebracht, aber das soll hier nicht das Thema sein.
Was mich bei der nahezu täglich Visite etwas stutzig gemacht hat: man wird ja stets nach seinem Befinden befragt, welches ich soweit auch wahrheitsgemäß angegeben habe. Nun hatte ich in den 8 Wochen 3x kurze "Hochs" - jeweils 1-3 Tage, an denen die Depression wie überwunden scheint, um einem unvermittelt danach wieder die Kraft zu nehmen. Keine Manie o. ä. - einfach das Gefühl, Dinge in Angriff nehmen zu können, ohne die ganze Zeit in dunklen Gedanken gefangen zu sein. Die Ärzte sprachen danach jeweils von Rückfällen nach Genesung. Andere Mitpatienten bekamen offenbar die Kurve, nachdem es ihnen erst einmal besser ging, ich war jeweils nach kurzer Zeit so weit wie vorher. Nach Genesung fühlte sich das keineswegs an.

Kennt ihr das mit zwischenzeitlichen Hochs? Ich hatte in der Klinik so ein wenig das Gefühl, damit völlig allein zu sein und die Ärzte machten auf mich etwas den Eindruck, meine Abstürze jeweils im Anschluss anzuzweifeln.
Aurelia Belinda
Beiträge: 8295
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Kurze Zwischenhochs

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Vasil,
Ich begrüße dich hier erst mal.
Also ich kenn das von mir ziemlich gut.
Aber erst seit neuem.
Ich war nach einem Zusammenbruch und neuer Medikation lange j. Sehr stabil.
Befinde mich jetzt auf dem absteigenden Ast, muss acht geben nicht wieder ins Loch zu rutschen.
Seit dem neuen Rückfall habe ich diese kurzen Hochphasen die ich so nicht kannte.
Mal hab ich das Gefühl ich kann alles bewältigen, kann Bäume ausreissen.
Am nächsten Tag, oder manchmal auch schon nach ein paar Stunden ist dieser Höhenflug verschwunden und ich fühle mich schwach, klein, als würde ich nichts auf die Reihe kriegen.
Ängste machen sich dann breit.
Ich komme schwer klar mit den Höhenflügen weil nichts konstant ist, wie ich es von mir kenne.
Ich frage mich immer öfter, sind diese Hochs einfach nur Stimmungslage.....
Oder einfach Motivationsschübe die schnell verfliegen.
In der Klinik bei der Visite zu sagen, es geht mir gut, und dann fest zu stellen am nächsten Tag befinde ich mich im Gegenteil ist echt frustrierend, die Gefahr dass Ärzte dann den Ist Zustand hernehmen und das nächste Tief außer Acht lassen, ist gefährlich.
Oder dass ein Tief unterschätzt wird, weil es diese Zwischenhochs gibt ist doof.
Welche Medikamente nimmst du, und wie soll deine weitere Behandlung aussehen?

Es grüßt dich,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Helpmenow
Beiträge: 113
Registriert: 1. Apr 2019, 12:29

Re: Kurze Zwischenhochs

Beitrag von Helpmenow »

Hallo mir gehts im Moment genauso mal ist zwei Tage gut und dann sind zwei Tage scheisse ! Es ist total nervig der Arzt sagt immer nur ich soll weiter abwarten mit den Worten es wird besser werden. Bin seit Mitte März krank und zuhause und hoffe jeden Tag das es jetzt mal konstant besser wird und nicht diese auf und ab s.
DasSonnenkindinmir
Beiträge: 10
Registriert: 20. Jan 2019, 19:37

Re: Kurze Zwischenhochs

Beitrag von DasSonnenkindinmir »

Hallo, ja diese kurzen Hochs kenne ich auch - bin jetzt aktuell seit Ende November 18 AU und habe vor 4 Wochen mit Wiedereingliederung im gleichen Betrieb aber an einem anderen Arbeitsplatz angefangen. Mir wurde immer wieder von Ärzten und Therapeutin gesagt, dass die Genesung wellenförmig verläuft - ganz langsam die besseren Tage wieder öfter kommen und die Phase der schlechten Tage kürzer wird. Hatte jetzt noch mal zwei Wochen ein kleineres Tief aus dem ich aber so langsam wieder raus komme.
DieNeue
Beiträge: 5803
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Kurze Zwischenhochs

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ja, das kenne ich auch. Allerdings meistens nur für ein paar Stunden, teilweise auch nur ne halbe Stunde. Da kann es sein, dass ich voller Begeisterung abspüle, Musik höre, mitsinge, weil ich so motiviert bin und begeistert, weil es plötzlich so leicht geht. Und plötzlich ist wieder Schicht im Schacht.

Ich hatte auch manchmal schon den Gedanken, ich sollte anderen gar nicht sagen, dass es mir gut geht, denn kurz darauf ging es mir wieder schlecht, und die Leute dachten immer noch, mir geht es gut.
vasil
Beiträge: 3
Registriert: 26. Mai 2019, 22:36

Re: Kurze Zwischenhochs

Beitrag von vasil »

Aurelia Belinda hat geschrieben:Hallo Vasil,
Ich begrüße dich hier erst mal.
Vielen Dank dafür :hello:
Aurelia Belinda hat geschrieben:Welche Medikamente nimmst du, und wie soll deine weitere Behandlung aussehen?
Ich kam aus der Klinik mit Abilify 10mg (ohne Psychosen!?), Miratazapin 30mg und Tianeptin (Tianeurax) 12,5mg. Das Mirtazapin hat mir völlig die Kontrolle genommen. Am Abend genommen, war ich damit bis tagsüber 17 Uhr ständig von Müdigkeitsattacken befallen, was beim Radfahren zu gefährlichen Verkehrssituationen geführt hat. Die Ärztin schob die ganze Symptomatik auf die Erkrankung, während mein Umfeld meinte, ich würde den halben Tag aussehen wie ein Junkie nach Überdosis. Ende vom Lied war, dass ich Abilify und Mirtazapin eigenverantwortlich abgesetzt habe und mich auf das Tianeptin/Tianeurax beschränke. Gerade geht's mit der Stimmung mal wieder seit 2 Tagen. Und in 2 Wochen steht eine 12-wöchige stationäre Psychotherapie an.
DieNeue hat geschrieben:ja, das kenne ich auch. Allerdings meistens nur für ein paar Stunden, teilweise auch nur ne halbe Stunde. Da kann es sein, dass ich voller Begeisterung abspüle, Musik höre, mitsinge, weil ich so motiviert bin und begeistert, weil es plötzlich so leicht geht. Und plötzlich ist wieder Schicht im Schacht.

Ich hatte auch manchmal schon den Gedanken, ich sollte anderen gar nicht sagen, dass es mir gut geht, denn kurz darauf ging es mir wieder schlecht, und die Leute dachten immer noch, mir geht es gut.
Genau so geht mir das. Eben nur tageweise. Für mich fühlt sich das an, als würde meine Psyche ein wenig Katz und Maus mit mir spielen :roll:
Nun hoffe ich mal schwer, dass die Besserung so langsam auch mit dem Medikament zusammenhängt und es länger dabei bleibt. Niemand erwartet außergewöhnliche Kräfte in so einer Situation, aber wenn man in einer depressiven Episode alle paar Wochen wieder Sonne sieht, nur um 2 Tage später wieder mit dem Gesicht voraus auf dem Glatteis zu landen, lässt einen das ganz schön verzweifeln. Zumal, wenn man sich da von ärztlicher Seite nicht wirklich verstanden fühlt.
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