Beginnende Krankheitseinsicht

Katerle
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Katerle »

Danke dir auch, Camille...
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille,

ich bin gerade im Arbeitsstress, und da nahm ich mir ne Minute um hier Deine Nachricht zu lesen.

Ein echter Sonnenstrahl war das!

Ich freue mich.

Lasst uns zusammen schwimmen, Inseln sein, Halt.

Wer, wenn nicht wir, weiß, was es heißt, klein sich zu fühlen, haltlos, verloren.

Ich wünsche Dir Kraft, für jeden Schritt zurück, zwei vorwärts, ich wünsche Dir Sanftmut und Geduld mit dir, Barmherzigkeit mit dir.

Ganz liebe Grüße auf dem Sprung
El
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

@Katerle und El

die Lichtstrahlen kamen direkt zurück zu mir

Wie schön
Katerle
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr Lieben,

wollte mal nachfragen, wie es euch geht Camille und El?

Liebe Grüße
Katerle
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Liebes Katerle,

das ist ganz lieb, dass Du nachfragst.

Ich war sehr still gerade im Forum.
Was eher daran liegt, dass ich keinen Fortschritt bemerke. Ich dachte erst, es geht voran, ich komme aus dem Loch, und ich befreie mich selbst aus der Dunkelheit.
Da sich aber keine Umstände geändert haben, also ich auch die Umstände nicht schaffe zu ändern, weil mich alleine der Gedanke daran lähmt, ist vermutlich die Idee, es könne sich etwas verbessern absurd.

Die Medikamente sind tatsächlich mehr ein Pflaster, ich würde sagen, sie helfen kaum, und das Medikament wegen dessen ich schlafen kann, macht mir Heißhungerattacken, die dann wiederum mein Selbstwert untergraben.

Im Moment habe ich das Gefühl zu schwimmen, ohne Insel, einfach schwimmen schwimmen... und hoffen,

Sehr liebe Grüße, es tut gut euch zu lesen

El
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

Liebe Katerle,

auch von mir ganz herzlichen Dank fürs Nachfragen.

Wie geht es mir? Ich weiß es nicht -
Nicht gut
Ich kämpfe jeden Tag aus Neue


Ich lese hier immer mal wieder
habe selbst keine Worte
Es tut mir leid
Ihr fehlt mir

Jeder Tag ein neuer Anfang
ich versuchs
jeden Tag von Neuem
bekomme den Alltag noch geregelt
ich "funktioniere" noch einigermaßen
dafür bin ich dankbar

und auch fürs Nachfragen
Liebe GRüße
Camille
Katerle
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Katerle »

El-R17 hat geschrieben:Liebes Katerle,

das ist ganz lieb, dass Du nachfragst.

Ich war sehr still gerade im Forum.
Was eher daran liegt, dass ich keinen Fortschritt bemerke. Ich dachte erst, es geht voran, ich komme aus dem Loch, und ich befreie mich selbst aus der Dunkelheit.
Da sich aber keine Umstände geändert haben, also ich auch die Umstände nicht schaffe zu ändern, weil mich alleine der Gedanke daran lähmt, ist vermutlich die Idee, es könne sich etwas verbessern absurd.

Die Medikamente sind tatsächlich mehr ein Pflaster, ich würde sagen, sie helfen kaum, und das Medikament wegen dessen ich schlafen kann, macht mir Heißhungerattacken, die dann wiederum mein Selbstwert untergraben.

Im Moment habe ich das Gefühl zu schwimmen, ohne Insel, einfach schwimmen schwimmen... und hoffen,

Sehr liebe Grüße, es tut gut euch zu lesen

El
Liebe El, liebe Camille,

herzlichen Dank für eure Antwort. Gerne frage ich nach...

@ El

Ja das ist schwierig, keinen Fortschritt zu erkennen. Und auch sich selbst aus der Dunkelheit zu befreien, ist nicht leicht. Deshalb ist es auch keine Schande, auch mal Hilfe anzunehmen.

Umstände lassen sich manchmal leider nicht ändern und da hilft es nur, sich selbst zu ändern oder eine andere Einstellung zu der aktuellen Situation zu gewinnen. (Weiß nicht, ob ich mich da jetzt verständlich ausgedrückt habe)

@ Camille

Mach dir keine Gedanken, dass du im Moment keine Worte hast. (mir geht das auch manchmal so). Auch du fehlst ganz einfach..., wie manch andere aus diesem Forum...

Hatte ein paar schöne Stunden mit meiner S...

Drück euch lieb,
Katerle
anna54
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
mir ging es wie Katerle,ich suchte eure Beiträge,ich lese euch gern.
Auf der Stelle zu treten,das ist auch Schutz,bevor ein neuer Einbruch drohen könnte.
Ich lasse euch herzliche Grüße hier und viele Sonnenstrahlen.
Nie aufgeben,es kommt immer eine Wende,aber den Zeitpunkt kennt niemand,Ahnungen sind flüchtig aber wichtig.
anna54
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Hallo Ihr Lieben, liebe Anna, liebe Camille, liebes Katerle, liebe alle,

es ist schön Euch zu lesen. Es fühlt sich gut und richtig, und aufgehoben an.
Manchmal, wenn die Tage dunkel sind, auch wenn draußen die Sonne scheint, dann ist da die innere Einsamkeit, die droht zur äußeren zu werden, und dann lese ich hier, und es ist klar, dass sie aus einem selbst herauskommt. Und das es eben Licht gibt, und Zuwendung und Interesse.

Ich habe in den letzten Tagen, weil ich ein neues Handy habe und meine Medikamenten app nicht eingestellt, mehrfach auch meine Medis vergessen, erst dacht ich, aha, siehst, macht ja nix, weil hilft ja nix. Stimmt aber gar nicht, Schlafstörungen, Unruhe, Tiefpunkt im Selbstbewusstsein, Dunkelheit. Jetzt wird die App wieder brav eingestellt und wir hoffen da Beste.

Ja Stillstand... vielleicht ist es auch wie ein Schneckenhaus, in das ich krieche. Ich merke, ich ziehe mich mehr zurück. Ich will nicht mehr hören, wie blöd ich bin, weil ich in meiner Situation verharre. Von niemanden. Ich weiß natürlich die Katze beißt sich in den Schwanz, wenn ich nichts daran ändere, wird die depression sehr schwierig zu verlassen sein, denn die Situation ist ja teilursächlich, aber eben auch nur Teil.

Manchmal da spüre ich das alte ich: die fröhliche unbeschwerte Frau, sie will raus, aber sie braucht eine Zukunft, sie will wissen, ob sie eine Zukunft hat.

Ich glaube es ist ganz wichtig, sich die guten Dinge aufzusagen, und nicht in der Art, stelle dich nicht so an, es ist doch alles toll, sondern, sich immer und immer wieder die guten Sachen vor Augen zuführen. Ich habe tolle Kinder, ich habe tolle Freunde, ich bin dankbar dafür.

Ich sende Euch reichlich müde Grüße in einen hoffentlich sonnigen Sonntag.

Danke für eure lieben Zeilen!

Camille, jeder Tag, den du meisterst, ist ein gewonnener Tag, ein Zeichen dafür wie stark du bist!
Und ein Tag, der mal schlecht läuft, ist kein verlorener Tag, er ist auch geschafft.

Liebe Grüße
El
DieNeue
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von DieNeue »

Hallo El,

"Und ein Tag, der mal schlecht läuft, ist kein verlorener Tag, er ist auch geschafft."
Das ist eine gute Einstellung!

Was ist das denn für eine Medikamenten-App, die du da hast?

Liebe Grüße,
DieNeue


Was ist denn das für eine Medikamenten-App?
Katerle
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Katerle »

Hallo El,

finde diese Einstellung auch gut. Das werde ich mir mal nachher rauschreiben.

Bin auch dankbar, so tolle Kinder zu haben und bald ist auch unser Enkel wieder da. Darauf freue ich mich.

Euch auch allen einen schönen, sonnigen Sonntag,

Liebe Grüße
Katerle
anna54
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe El
dieses Verharren und im Schneckenhaus bleiben kann auch Schutz sein.
Du wirst gehen,wann es an der Zeit ist.
Depressionen fesseln und mauern ein,das machen sie sicher auch,weil die Seelenhaut sonst noch tiefer reißen würde.
Diese Zeit ist nicht zu messen,jeder hat seine.
Nur im Nachgang kann man erkennen,es war keinen Tag eher möglich,diese Aufbrechen und das Entscheiden,wo geht mein Weg hin.
Jeder geht allein.
Wie so oft,fühle ich hier Wärme und auch Zuversicht!
Sonne für den Sonntag!
anna54
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

Hallo ihr Lieben,

Ihr schreibt hier - und lockt mich damit aus meinem "Schneckenhaus".

Liebe El - dieses Bild einer Schnecke in ihrem Haus ist bei mir auch schon einmal entstanden bei meiner ersten Therapeutin, die tiefenpsychologisch fundiert ausgerichtet auch mit Imaginationen mit mir gearbeitet hat. Tatsächlich finde ich solche Bilder sehr hilfreich - und oft von einer tiefen Wahrheit. Für dich ist das Haus Schutz und Rückzugsort - so wie Anna schreibt, bis der Zeitpunkt gekommen ist für dich - deine Fühler wieder auszustrecken - zu testen, ob die "Gefahr" vorüber ist - du wieder stark genug bist, dich raustrauen kannst.


Für mich ist das Haus in seiner schutzgebenden Funktion auch gleichzeitig Gefängnis. Die Weinbergschnecken verschließen im Winter oder bei Trockenheit ihre Gehäuseöffnung mit einer dünnen Kalkplatte - völlig abgeschnitten von der Welt. Wieder ganz stark erlebe ich im Moment die Frage: "Ob ich diese Platte überhaupt öffnen DARF" - was passiert dadurch für mein Umfeld? Was richte ich um mich herum dann alles an - das alles lastet gerade wieder unbeantwortet sehr schwer auf mir.


Ihr schreibt, dass ihr dankbar seid - dass ihr tolle Kinder habt. Immer ist bei mir zeitgleich dieser tiefe Schmerz:" Ich bin nicht gut für sie." Wenn ich sie sehe - ist immer dieser Zweifel dabei sie mit all meinen Ängsten und Unsicherheiten mit zu belasten und ihre Sicht auf die Welt damit zu prägen. Ich sehe leider auch bei Ihnen schon viele tief verankerte Selbstzweifel und wenig Vertrauen in sich selbst. Ich konnte Ihnen nicht den Boden geben - den ich Ihnen geben wollte. Ich spüre ihn selbst nicht. Liebe Anna, du hast das so schön in einem anderen Faden beschrieben - das dies einer deiner größten Schmerzen gewesen seien, deinen Kindern nicht so gerecht werden zu können, wie du es so gerne getan hättest. Auch ich spüre es ganz stark - und die Frage wieviel an "teilhaben" darf ich , im Bezug auf meine Kinder, meine Familie, mein Umfeld, meine Arbeit usw . Liebe Anna, Ich lese dich auch so gern - so vieles ist so vertraut.



Ich erinnere mich nicht an eine grundlegend "andere Person", die ich mal gewesen sein könnte. Ich habe mich nie grundlegend anders gefühlt. - vielleicht gab es mal unbeschwerte und fröhliche Momente früher - es waren Momente. Ein über längere Zeit oder Wochen anhaltender Zustand war das nie. Ich dachte nur früher, ich "könnte mich bessern". Jetzt bin ich bald 50 - ich weiß nicht, was noch möglich sein wird. Ohne zu resignieren versuche ich zu schauen, was für mich machbar ist - ich bin dankbar, für alles, was ich noch kann. Sehr unsicher im Entscheiden, was ich noch darf.


Liebe El, ich glaube du findest wieder zurück zu deinem "alten ich" - es wird nicht mehr so unbeschwert sein, es werden Spuren zurückbleiben.
Das schon - aber ich glaube, dass du deinen Weg finden wirst.


Ich musste schmunzeln über deinen Satz
Und ein Tag, der mal schlecht läuft, ist kein verlorener Tag, er ist auch geschafft.
Weil ich wirklich froh bin über jeden Tag, den ich geschafft habe - ein Tag weniger ;)

Immer wieder versuchen zu vertrauen, nachsichtiger werden, geduldig und dankbar bleiben. Das versuche ich - und wünsche ich euch allen

Ganz herzliche Grüße
Camille
Gertrud Star
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Gertrud Star »

hallo ihr,
wieso sollte man nicht ändern dürfen? es könnte ja besser werden.
Unsicherheit gehört doch zur Veränderung dazu.
und ob früher alles so viel unbeschwerter war? oder das nur ein wunsch für die Zukunft ist?
kindern kann man schon erklären und ermutigen sich ggf selbst hilfe zu suchen.
lg gertrud
Allegretto

Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Allegretto »

Liebe Camille,

ich habe an Deinen Thread immer lesend Anteil genommen. Jetzt möchte ich eine Antwort versuchen, weil es mich so sehr berührt und traurig macht, wenn Du so voller Verzweiflung von Deinen Selbstzweifeln, Ängsten und Unsicherheiten schreibst. Du fragst Dich, ob Du das "Schutzhaus", welches zugleich Dein "Gefängnis" ist, überhaupt öffnen und verlassen DARFST. Welche innere Instanz "spricht" da so mahnend, macht Dich klein und "fragt", was Du in Deinem Umfeld "anrichten" wirst? Gibt es so eine machtvolle Instanz in Dir, die Dir sozusagen die Erlaubnis erteilt, "da" und im Leben zu sein? Ja, das ist wahrlich zum Verzweifeln, und ich kann Dir ein Stück weit nachfühlen, wie schlecht es Dir damit geht.
Ich habe auch eine ähnliche machtvolle Instanz in mir, deren Wirken mich sehr gequält hat. Nach vielen, vielen Jahren und mehreren Therapien leide ich heute nicht mehr in solch starkem Maß darunter wie früher.
Ich denke, es wäre vielleicht hilfreich, wenn Du dies in Deiner Therapie zur Sprache bringst.

Du schreibst von Deinem tiefen Schmerz und der großen Sorge, dass Du Deinen Kindern "nicht gut genug seiest", dass sie durch Deine Unsicherheiten und Ängste belastet seien und nicht das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit hätten, um auf einem "tragfähigen Boden" zuversichtlich in die Welt gehen zu können. Auch hier kann ich Dir nachfühlen. Ich hatte, als meine Kinder noch in die Schule gingen, ebenfalls diese Sorgen und Ängste. Heute - in der Rückschau - kann ich sagen, ich war für meine Kinder da, so gut ich es vermochte und mit allen Kräften (so oft meinte ich, gar keine Kräfte mehr zu haben), die ich versuchte zu mobilisieren. Das habe ich als riesige Belastung empfunden. Auch war ich in meinen dunkelsten Jahren nicht in der Lage, Freude zu empfinden. Und trotzdem, sicher hatten meine Kinder Defizite und oft nicht die Stabilität, die ich mir für sie gewünscht hatte, trotzdem sind sie in der Lage, ihren Weg zu gehen, sich auszuprobieren, Freude zu erleben, sich in neuen Situationen zurechtzufinden, Herausforderungen auszuhalten und zu meistern. Ich hatte mich viele Jahre schrecklich überfordert gefühlt und sehr unsicher, ob ich meinen Kindern nicht MEHR mitgeben müsste.

Versuche ein wenig Vertrauen zu haben, dass auch Deine Kinder stark genug sind und werden, um die Lebensherausforderungen meistern zu können. Deine Kinder sind nicht alleine. Du tust, was Dir möglich ist und so gut wie es Dir möglich ist. Es muss nicht perfekt und ideal sein.
Auch Du hast Dir viel erkämpft, trotz Selbstzweifel, Ängste und Unsicherheiten.

Was könnte Dich stärken, ermutigen, trösten?
Du darfst sein und hast einen Platz in diesem, Deinem Leben!
Fühle Dich bejaht und angenommen - es gibt Menschen, die Dich mögen und schätzen, so wie Du bist!

Ich mache mir Sorgen um Dich!
Hast Du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, Dir eine Auszeit zu nehmen - von zuhause, von der Arbeit, von allen Verpflichtungen? Das täte Dir möglicherweise gut, Du könntest in Kontakt mit Dir selber kommen, hättest Zeit und Raum, hinzuspüren und hinzuschauen, was Du brauchst, was Dir gut tun könnte.

Von Herzen Kraft und Zuversicht, das wünsche ich Dir,
Allegretto
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille, liebe Anne, liebe dieneue, liebes katerle, ihr Lieben alle,

es ist schön Euch zu lesen, es gibt schlicht einfach Kraft.

Ich möchte auch Camille, Dir sagen, dass ich Deine Traurigkeit, ich wage fast zu sagen teilweise deinen Selbsthaß, spüren und als subjektives Empfinden ganz stark nachvollziehen. Um so mehr möchte ich schreien, tu es nicht, sei nicht traurig deswegen. Du siehst nicht, die starke Frau, die du bist, die tolle Mutter, die du deinen Kindern bist.
Ich weiß, es wird kaum ankommen, daher will ich es auch schreien, bitte versteh, dass Du nicht unzulänglich bist, und das auch nicht für Deine Kinder.
Bizarrer Weise glauben wir, je mehr wir uns aufgeben, desto mehr sind wir für sie da; wenn wir es nicht tun, fühlen wir uns egoistisch. Ich las in einem mir sehr zu Herzen gehenden Buch über Co-Abhängigkeit von Frauen (in geringerem Maße scheint dieses Phänomen Männer zu betreffen), dass in dem Moment, in dem sich diese Frau, ja wir womöglich mehr um uns kümmern, desto freier werden unsere Kinder wieder, nicht umgekehrt.

Ich finde das, was Allegretto schreibt, sehr sehr schön: fühle Dich angenommen, wie du bist. Nimm Dich an, wie Du bist.

Und vor allem sei nicht traurig, über etwas, das nie war. Werde selbst. Beschäftige dich mit dem, was du sein kannst, was du sein möchtest. Du hast geschrieben, Du wirst bald 50, da ist also nicht viel Luft nach oben. Du zählst, du darfst, sei selfish!

Du haderst mit der Krankheit: man kann es förmlich sehen, wir du dir selbst die Schuld gibst oder meinst es sei eine Entschuldigung. Du hast nichts falsch gemacht. Gar nichts! Im Gegenteil!

Ich wünsche Dir das aller Beste, Kraft, Mut, Zuversicht, und Selbstlieb!

El
Katerle
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Katerle »

Liebe Camille,

Allegretto und El haben das so wunderbar beschrieben, dass ich dem nur noch zustimmen kann...
Ich hatte auch immer diese Unsicherheiten und Ängste meinen Kindern gegenüber, das ich ihnen nicht gut genug sei... Auch das hatte mich zutiefst geschmerzt... Kann euch da auch gut nachempfinden...
Hatte mich auch so gefühlt, wie Allegretto...

Liebe Grüße
Katerle
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

Liebe Allegretto,

Ich bin vo deiner Antwort so berührt, dass es mir schwer fällt zu antworten. Soviel Verständnis.

Ja, was ist das für eine mächtige Instanz - die beurteilt, verurteilt und richtet. Du scheinst sie auch sehr gut zu kennen. Es ist hilfreich für mich zu lesen, dass sie nach vielen Jahren der Therapie etwas an Macht über dich verloren zu haben scheint. Das macht mir Mut weiter dran zu bleiben - zu wissen, dass es lange brauchen kann bis der Druck etwas nachlässt. Mein Therapeut sieht es auch so wie du - er zeigt es mir immer wieder auf. Momentan führt das oft dazu, dass ich mich noch mehr "verunsichert" und orientierungslos fühle, manchmal Angst habe, das Vertrauen in meine "Wahrnehmung" völlig verliere.... Ja, Angst. Zögern. Wieder Festhalten an alten Denk- und Verhaltensmuster. Die sind mir vertraut, auch wenn sie mich "krank" machen - und damit auch mein Umfeld.

Ich bin sehr dankbar für die medikamentöse und therapeutische Hilfe, die ich bekomme - und für solche sehr offenen und ehrlichen Antworten, wie deine es ist - und in deinem Thread "nicht zugehörig" immer waren. So einfühlsam, so versöhnlich, mitfühlend und zugewandt.

Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen - das rührt mich sehr und ist sehr liebevoll von Dir, aber ich habe ja schon geschrieben, dass ich es weiter versuche:
Immer wieder versuchen zu vertrauen, nachsichtiger werden, geduldig und dankbar bleiben. Das versuche ich - und wünsche ich euch allen
Was mir gut tun könnte - das weiß und fühle ich (noch?) nicht.
Manchmal denke ich jetzt auch daran, dass eine "Auszeit" möglicherweise hilfreich sein könnte. Raus aus meinem "getackteten Alltag" - zwischen Familie, Haushalt Arbeit und seit kurzem noch meinen Eltern.
El hatte es richtig beschrieben - es kann auch ein "Weglaufen" sein vor mir selbst. Momente der Ruhe sind für mich gerade wieder kaum aushaltbar. Alles "Verdrängte" bricht dann auf - dann wieder das Stürzen in Arbeit - ein Teufelskreis.
Auszeit könnte zunächst ein erneuter tiefer Einbruch bedeuten - vielleicht wäre dafür ein geschützter stationärer Rahmen sinnvoll. Was meintest du genau mit "Auszeit".

Ich bin noch unsicher.... Ich möchte es zunächst weiter ambulant versuchen. Ich arbeite mit meinem jetzigen Therapeuten "erst" ein halbes Jahr so richtig - er ist zuversichtlich. Ich versuche ihm zu vertrauen. Über meine Psychiaterin wäre eine stationäre Behandlung jederzeit möglich - das betont sie jedes Mal.

Ich passe auf mich auf
und auch sehr auf meine Kinder
Immer wieder haben wir jetzt sehr schöne und innige Momente
ich gebe, was ich kann
Und mein Mann ist auch noch da
darüber bin ich sehr dankbar

Ich arbeite weiter an mir - versuche zu vertrauen

Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie wertvoll mir dein Schreiben ist

Ganz herzliche Grüße
Camille
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

Liebe El, liebe Katerle,

unsere Beiträge haben sich überschnitten.

Es ist so, wie ich es in meiner letzten Nachricht an Allegretto geschrieben habe - ich kann nicht sagen, wie wertvoll euer Schreiben für mich ist.

Es ist gut, dass ihr mich aus dem "Schneckenhaus" gelockt habt.

Es ist so hilfreich von euch zu lesen -

Herzliche Grüße
Camille
DieNeue
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von DieNeue »

Liebe Camille,
Camille hat geschrieben: Immer wieder haben wir jetzt sehr schöne und innige Momente
ich gebe, was ich kann
Und mein Mann ist auch noch da
darüber bin ich sehr dankbar
Das ist auch das, was ich dir schreiben wollte: Du bist nicht allein - deine Kinder haben ja auch ihren Vater, du trägst die Verantwortung nicht allein. Er erzieht mit und prägt sie ja auch.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du eine so extrem schlechte Mutter bist. Du siehst ja das schlechte und inkompetente an dir wie durch ein Vergrößerungsglas. Wenn du schreibst, du fühlst nichts, aber ihr hattet schöne und innige Momente, wie schön war das dann für die, die "mehr" fühlen als Du?

Und noch was anderes: Manche Charakterzüge verändern sich auch im Leben, ohne dass da die Eltern irgendwie "mitgemischt" hätten. Ich war früher extrem schüchtern, auch als Teenager. Ich habe mir immer anhören müssen, ich wäre ZU schüchtern. Mittlerweile bin ich überhaupt nicht mehr schüchtern! Und das liegt mit Sicherheit nicht an meinen Eltern (außer vielleicht an den Genen), sondern eher an der Jugendgruppe, in der ich gute Freunde gefunden hatte, später durch die Arbeit, etc. Das hätte niemand gedacht.
Auch wenn deine Kinder jetzt noch nicht so viel Selbstwert oder Selbstvertrauen haben, wie du es dir wünscht: Das kann alles noch kommen!

Liebe Grüße und schön, dass du wieder aus deinem Schneckenhaus guckst :)

DieNeue
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille,

schön, dass Du bei uns bist.

Hab einen schönen Abend.
El
Allegretto

Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Allegretto »

Liebe Camille,

danke für Deine vertrauensvollen und offenen Worte!

Ich möchte Dich darin bestärken und Dich ermutigen, auf Deinem Weg weiter zu gehen, "dran zu bleiben" und nicht aufzugeben.
Ich wusste früher auch nicht, was mir in den dunkelsten Stunden, inmitten meiner Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hätte gut tun können. Dafür fehlten mir lange Zeit die Worte. Für mich war es damals unendlich wichtig, dass jemand zu mir spricht, ein Mensch, der mich in meinem Leid sieht und nicht verurteilt. Das war sozusagen die Verbindung zum Leben. Heute - so viele Jahre später - bin ich nicht mehr in dem Maße wie früher auf solch eine wissende, verstehende und wohlwollende Stimme von außen angewiesen. Vielleicht ist es so, dass es heute eine solche bejahende und verständnisvolle, tröstende und wohlmeinende Stimme in mir selbst gibt und auch so etwas wie Verbindung ins Leben und mit dem Leben um mich herum.
Ich staune gerade angesichts dessen, was ich hier schreibe. Das sind wohl doch viele Schritte, die ich selbst weiter gekommen bin. Ich weiß und spüre es noch, wie es ist, wenn alle Verbindungen zum Leben durchtrennt sind, wenn es keinen Boden und keinen Halt mehr gibt - einzig und zuletzt die Gesichter, der Anblick meiner Kinder. Nur Schmerz und Verzweiflung.

Ja, es ist ein Abwägen, in wie weit eine "Auszeit", damit meine ich einen stationären Klinikaufenthalt, angebracht und hilfreich sein könnte oder das Aufrechterhalten der Alltagsstruktur mit Familie, Berufstätigkeit, Kümmern um die Eltern und der "dosierten" Auseinandersetzung, Beschäftigung mit sich selbst (ambulante Therapie) noch gut tut. Solange Du Deinen anstrengenden, herausfordernden Alltag aufrecht erhälst, ist es ein Stück weit ein "Weglaufen vor Dir selbst". Ich hatte eher das Bild von einer Tür, die nicht unkontrolliert aufgehen darf, die ich mit meiner Kraft im Minimum angelehnt halten muss. Denn die Gefahr des Kontrollverlustes hätte zur Folge gehabt, dass ich meinen Alltag mit allen Anforderungen nicht mehr hätte aufrecht erhalten können. So gesehen ist das Weglaufen ein Schutz und eine "Maßnahme", weiter funktionieren zu können. Wichtig wäre dabei, immer wieder inne zu halten und hinzuspüren, ob die Kräfte noch reichen.
Ein stationärer Klinikaufenthalt wäre ein Schutzraum und eine Möglichkeit, sich über verschiedene Methoden intensiver und konzentrierter mit sich auseinander zu setzen.
Ich selber hatte mich immer schwer damit getan, mich in stationäre Behandlung zu begeben, zum einen weil meine Kinder damals noch klein waren, später dann, weil ich allein erziehend und berufstätig war. In den stationären Aufenthalten gab es manches sehr schwierig, aber vieles, was mir gut getan und geholfen hat.

Liebe Camille, bewahre Dir diese innigen Momente mit Deinen Töchtern. Es ist schön, dass Du das so empfinden kannst. Davon wünsche ich Dir mehr!
Hab einen guten Start in die Woche,
herzlichst Allegretto
Camille
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Camille »

Liebe Allegretto, liebe Katerle, liebe DieNeue, liebe El, liebe Anna, liebe Gertrud und alle anderen

Ich möchte euch gerne antworten - heute bin ich zu müde.

Die nächsten Tage bin ich viel unterwegs - ich weiß noch nicht, wann ich es schaffen werde zu antworten.


Vieles arbeitet in mir - für vieles fehlen mir Worte - oder, wenn ich versuche zu schreiben, verstricke ich mich im Chaos meiner Gedanken. Liebe Allegretto, du beschreibst es so gut - gerade tut es einfach nur gut, gesehen zu werden. Menschen zu finden, die mich trotzdem annehmen - nicht verurteilen.
Dafür fehlten mir lange Zeit die Worte. Für mich war es damals unendlich wichtig, dass jemand zu mir spricht, ein Mensch, der mich in meinem Leid sieht und nicht verurteilt.
Du schreibst weiter
Heute - so viele Jahre später - bin ich nicht mehr in dem Maße wie früher auf solch eine wissende, verstehende und wohlwollende Stimme von außen angewiesen.
Ich bin gerade darauf angewiesen - sehr sogar. All eure Antworten bedeuten mir sehr viel

Ganz herzliche Grüße an euch alle
Camille
El-R17
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Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille,

ich würde Dir gerne sagen, wie wichtig das ist, das du dich annimmst.
Und wir lesen auch das Chaos in deinem Kopf, alles, was Dir hilft, ist gut.
Und wenn Du müde bist, dann nimm das an, und tue Dir gutes, wenn du schreiben möchtest, so tue das.
In diesem Fall ist wirklich der Weg das Ziel.

Das, was Du beschreibst, die gefühlten Unzulänglichkeiten, (lass mich betonen, dass sie nur gefühlt sind, und nicht wahrhaftig) sind ein Zeichen dafür, wie committed du bist, wie verantwortungsbewusst.
Aus der Retrospektive deiner Schreiben, die ich erinnere, sehe ich jemanden, der sehr viel Verantwortungsgefühl hat, sich daran aufreibt, sich schwer tut, wie viele von uns, für sich auch zu beanspruchen, was wir anderen zugestehen.

Sicher ist eins, eine schlechte Mutter, Partnerin, Freundin, bist nicht.
Sei sanftmütig zu Dir selbst.

Ich verstehe sehr gut, dass Du versuchst, der Auseinandersetzung, der Ruhe mit Dir selbst aus Weg zu gehen. Und wie gut ich das verstehe... ich kenne das. Das Gefühl, alles würde dann auf einen einstürzen, einen erschlagen, die Angst vor all den Gefühlen, die einen dann einfangen und vielleicht nicht mehr loslassen könnten. Die Furcht, dann es nicht mehr rückgängig machen zu können.
Daher, tue es, wenn du denkst, du kannst es, sprich in der Therapie darüber, fühl dich frei, das zu tun, wa dir für dich richtig erscheint..

Jetzt habe ich aber mit Ratschlägen um mich geworfen. Herrje

Sei lieb gegrüsst
El
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Beginnende Krankheitseinsicht

Beitrag von Bittchen »

Liebe Camille,

Ich habe deine Thread wieder hoch geholt,weil du daran auch sehen kannst,
welche Fortschritte du machst.
Es sind kleine Schritte aber gerade die bringen dich weiter.

Für alte kranke Eltern Entscheidungen zu treffen ist sehr sehr schwer.
Auf einmal bist du nicht mehr das Kind.
Die ,die ja auch unsere Stütze und auch Berater waren brauchen Hilfe.
Da nutzt auch keine Ausbildung in dem Bereich,es tut nur noch weh.
Da erinnere ich mich gut ,es war keine leichte Zeit.

Dann habe ich gemacht, was ich machen musste ,mein Vater war dement.
Ich habe die Betreuung übernommen und Alles geregelt .
Meine Mutter konnte ich dabei nur entlasten,sie war bis zuletzt klar ,aber schon akut wieder an Darmkrebs erkrankt.
Sie war da auch schon sehr schwach.
Der Pflegedienst, GsD in der Nähe, eine sehr gute Hausärztin, haben mich Tag und Nacht unterstütz.

Die Zeit war sehr anstrengend,aber ich habe mit ihnen meinen Frieden schließen dürfen.
Es war nicht Alles gut in meiner Jugend ,viele verbale Verletzungen.
Am Ende ihres Lebens war ich nur noch die Tochter,auf die sie dann doch vertraut haben.
Wie ich eine richterliche Genehmigung zur Fixierung meines Vaters in der Nacht brauchte,weil er immer wieder aus dem Bett gestürzt war,da kam ich mir sehr minderwertig und schlecht vor. .
Er kletterte über das Gitter und hatte sich dabei schon schwer verletzt .
Seinen Blick werde ich nie vergessen, wenn ich den Gurt, nur um den Bauch zu machte.
Aber was war die Alternative ?
Ich wünsche dir sehr viel Kraft,die wirst du auch haben,glaube mir.
Dir brauche ich da nichts zu erzählen,durch deinen Beruf weißt du ja sehr viel.
Bei den eigenen Eltern ist das ganz anders,keine Theorie mehr, es geht an die eigene Substanz.
Jetzt bist du traurig, nur noch Tochter und triffst deine Entscheidungen mit dem Herzen.
Du schaffst das auch.
Ganz liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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