![Verwirrt :?](./images/smilies/icon_e_confused.gif)
Ich heiße Sascha und bin 33 Jahre alt. ich bin ausgebildeter Mediengestalter und für die Ausbildung musste ich hart arbeiten, weil Ämter im Weg standen. 2017 verlor ich dann meinen Job, weil ich immer tiefer in ein Loch Fall. Seither versuche ich eine Lösung zu finden, falle aber immer wieder auf die Schnauze. Im Januar diesen Jahres habe ich erkannt, dass ich nicht einfach was beruflich weiter machen kann, sondern dass ich erst meine Probleme in den Griff kriegen muss, weshalb ich nun Probestunden bei einer Einrichtung habe um die passende Therapie zu machen. Zeitgleich sitzt mir das Amt mit ihren Aufforderungen im Nacken und sorgt für große Verwirrtheit.
Zum Kontext meiner Lebenslinie: Schon als Kind litt ich an einem Minderwertigkeitsproblem und unter einer sozialen Phobie. Andere Kinder mussten mich fragen, ob ich mit ihnen spiele. Selbst auf andere bin ich nie zugegangen. Meine Mutter nahm ich deshalb irgendwann aus dem Kindergarten. In meinen Zeugnisköpfen stand mehr als nur einmal "Sascha muss seine Minderwertigkeitsprobleme in den Griff kriegen". Wirklich was getan haben meine Eltern dabei nichts.
Ich bin mit Videospielen aufgewachsen, wirkliche Freunde hatte ich nie. In der Schule wurde ich regelmäßig gemobbt weil ich eine Brille trug, die ich aufgrund genetischer Veranlagerung sehr früh tragen musste und ich erinnere mich nicht mehr wie die Welt ohne Sehhilfe aussah. Ich wünsche mir auch heute, nicht auf die Brille angewiesen zu sein, aber ohne sehe ich nur ein paar Zentimeter weit.
Ich ging in eine Sonderschule für Sprachentwicklung, da mein großer Bruder auch dort war, dort fingen die Mobbingattacken in der fünften Klasse an. Mein Sportlehrer hat mich auch schmerzhaft am Hals angefasst, weil ich kein Badminton spielen wollte. Seither mag ich keine Schlägersportarten mehr. Die Größe der Klasse war noch okay. Aufgrund meiner Leistung sagte mein Lehrer ich soll auf die Oberschule wechseln, weil ich zu mehr fähig sei als nur den Realschulabschluss zu erhalten. Also wechselte ich probeweise in die Klasse der Frau meines Lehrers. Dort waren statt 10 Kinder 30 in einer Klasse, alles war neu und ich war extrem überfordert. Ein Türke namens Ali fing an mich zu mobben, beleidigte mich jeden Tag. Trotzdem ging ich mit dieser Klasse in die Oberschule um mein Abitur zu machen. Ich versagte in der zehnten Klasse und wiederhole diese. Dort scheiterte ich beinahe, aber ich fühlte mich von meinen Mitschülern unterstützt und auch durch meinen Zeugniskopf angetrieben. Ich begann mein Abitur und das Auflösen der vorhandenen Klasse machte mir mein Leben schwer. Ich hatte weder Freunde noch jemanden an den ich mich wenden konnte. Ich verstummte schließlich. In der Familie erkrankte mein Vater an Lungenkrebs, was mir keiner genau erklärte. Ich war leider ziemlich ungebildet im Verstehen was das eigentlich zu bedeuten hatte, aber keiner hat sich mit mir mal zusammengesetzt und darüber gesprochen. Es hieß nur "Geh ins Krankenhaus zu Papa". Irgendwann beendete ich dann mein Abitur was nur eine 3,5 war. Ich ging alleine zur Zeugnisvergabe. Die Absolventen versammelten sich vorne, bekamen eine Rose und machten ein Foto. Doch ich habe diese drei Jahre als äußert schmerzhaft wahrgenommen. Keiner hat sich für mich interessiert, wenn ich geholfen habe bei Arbeiten gab es nicht mal ein Danke. Ich war ein nichts, was so tun musste als wäre alles okay. Ich ging also mein Zeugnis holen, lehnte die Rose ab und verließ die Veranstaltung ohne auf einem der Fotos zu erscheinen. Für mich war es endlich vorbei.
Nach dem Abitur ging die Sache mit den Ämtern dann los. Ich sollte eine Computermaßnahme machen. Dort saßen die meisten rum und haben Youtube geschaut oder hingen auf Jappy aus, ich habe angefangen Photoshop ausgiebig zu lernen. Während der Zeit schenkte mir mein Vater ein Schraubenzieherkoffer um seinen Stolz zu zeigen, heute vermute ich auch etwas Reue, weil ich keinerlei Bezug zu ihm aufgebaut habe. Es ist 2006, ich machte mein Abitur, Weihnachten klopft es an meiner Tür mit den Worten "Papa stirbt jetzt". Ich verabschiede mich mit "Ich wünschte ich wäre ein besserer Sohn gewesen", mit meinem Vater starb auch das Weihnachtsfest für die nächsten Jahre. Am selben Abend umarmt mich meine Mutter mit den Worten "Ihr seid das einzige was ich noch habe", die erste Umarmung an die ich mich erinnere die meine Mutter mir jemals gab.
Es kommt zu Problemen in der Familie. Meine Schwester kümmert sich um das organisatorische Zeug für die Beerdigung, mein ältester Bruder sucht in der Zeit die Aufmerksamkeit, mein kleiner Bruder auch. Ich werde zum Amt geladen und gefragt was ich beruflich machen kann. Ich äußere dass ich Mediengestalter werden will und werde geblockt mit "die gibt es wie Sand am Meer. was machen sie gerne" Ich antworte Zeichnen und werde an ein OSZ verwiesen wo ich einen Einstellungstest machen soll für die Ausbildung zum Technischen Zeichner. NAch dem TEst gehe ich zum AMt, erkläre, dass es nicht das ist was ich will. Ich werde aufgefordert die Ausbildung zu machen. während der Ausbildung erklär ich weitere male, dass es das falsche ist. werde weiter mit Sanktionen bedroht, die dann meine Mutter treffen würden. Ich schließe die Ausbildung aus falschem Stolz ab mit einer 2, meine Vorträge beim Amt wurden nicht dokumentiert, ich ziehe als letztes von fünf Kindern bei meiner Mutter aus.
Ich versuche einen Job als TZ zu finden, werde von Arbeitgebern für die rein schulische Ausbildung ausgelacht. Also versuche ich doch noch Mediengestalter zu werden. Aufforderungen vom Amt treiben mich in Wunschdenken, dass mich jemand erlösen soll. Unter Tränen rufe ich einen AG an, der mir ein Praktikum anbot. Er nimmt mich auf. Es ist 2010, 2011 beginne ich die Ausbildung zum Mediengestalter zusammen mit einer weiteren Person, die mein erster, einziger und bester Freund wurde. Die Ausbildung verlief super auch wenn ich beim Amt eine Förderung mehrfach über Widerspruchsverfahren einfordern musste. Ich schließe die Ausbildung als Landesbester von Berlin ab und gehe zum Ausbilder. Er antwortet "Bilde dir nichts darauf ein", meinen Freund hat er erst gar nicht beachtet, der nicht ausgebildet worden ist und ebenfalls einen grandiosen Abschluss erlangte. Die Ausbildung im Betrieb glich dabei auch eher einem Selbststudium, aktiv ausgebildet wurden wir nicht.
Während meiner Ausbildung versuche ich soziale Kontakte zu knüpfen und scheiterte an der Voraussetzung, über Facebook zu kommunizieren. Keiner hatte Zeit für ein Treffen, in der Berufsschule kamen auch Mobbingversuche wieder. Berufsschulsport lehnte ich aus Minderwertigkeit und dem eigenen Glaubenssatz "keiner hat zu benoten was ich körperlich leisten kann" ab und schwänzte im letzten Jahr. Maßgeblich deshalb, dass der Lehrer mich an das Szenario in der Grundschule erinnerte. Ich ging noch zur Theorie und bekam eine 1 in der Klassenarbeit bekam aber am Ende trotzdem eine 6 im ersten Semester, ich schwänze also auch Theorie im zweiten Semester und bekomm eine 5 (macht Sinn...).
Ich bin ein Jahr in Beschäftigung, ich versuche weiterhin Bekannte zu treffen. Doch ich komm nirgends an. Ich gebe auf. Ich höre auf Bekannte anzuschreiben. Derweil geht der Arbeitsrechner von meinem Freund kaputt, er wird woanders hingesetzt, weg von mir. Ich sitze fortan alleine herum, bis der Rechnerplatz wieder funktionstüchtig ist. Er saß nie wieder neben mir.
Ich fing aufgrund fehlender Sozialkontakte an meine Abende mit dem MMO Final Fantasy XIV zu verbringen. Andere Interessen gab es nicht mehr. Zeichnen war mir nichts mehr am Abend, laute Hobbies kann ich sowieso nicht nachgehen. Ich weiß auch nicht wo ich sonst hingehen sollte um sozial aktiv zu werden.
2016 kommt es beim Arbeitgeber zu einer Familienkrise, der Vater ist krank. Er delegiert primär per Telefon. Nur drei Leute werden beschäftigt und sind ausgelastet. Der Rest sitzt rum, ich bin einer von den Däumchen Drehern. Also versuche ich mich fortzubilden. Als mein Chef das mitbekommt untersagt er mir das. Ich bin zum Rumsitzen verdammt. Es kommt zu einem Hin und Her zwischen 0% Leistung zu 100% Leistung auf Abruf. Ich gehe daran zu Grunde, habe kein Ventil das durchzuhalten. Also erkranke ich Regelmäßig und raste schließlich aufgrund schlechter Projektplanung im Büro irgendwann aus. Ich fragte beim Amt an was ich machen kann und sollte eine Reha machen. AG will mich kündigen als ich ihm das von der Reha erzähle, wir einigen uns auf Aufhebung des Vertrags. Er braucht drei Monate und zahlt meinen Lohn weiterhin. Die Reha war innerhalb weniger Tage klar nicht hilfreich. Ich sollte Collagen kleben, beweisen, dass ich weiß was eine Faxrolle ist und mit den Umgang mit einem einfachen Taschenrechner überzeugen. Ich breche ab, die Reha hätte meinen Arbeitsplatz nicht gerettet
Es ist September 2017. Ich suche mir einen neuen Job, aber bekam Angst und Panik. Etwas stimmte nicht. Ich bin wieder krankgeschrieben. Meine Psychiaterin vermutete Überlastung aufgrund der Brustkrebserkrankung meiner Schwester.
Mein Ex-Chef meldet sich, ich soll wieder arbeiten für ihn. Zeitgleich verkündet mein Freund der dort immer noch arbeitet, er ziehe im April nach Ansbach. Ich stimme dem Chef zu erstmal nebenbei inoffiziell mitzumachen. Er nimmt dasselbe Projekt an, mit noch schlechterer Planung. ich werde wieder von 0% auf 100% gedrückt und sage ihm sofort ab.
Ich absolviere Jobcoaching, das ich mir selber suchen durfte, finanziert durchs Amt. Bewusst wähle ich den Standort Potsdam damit eine Veränderung außerhalb der Heimat erarbeitet wird. Ich hatte endlich wieder große Freude und vieles wurde besprochen, dazu gehörte auch die Selbstständigkeit. Ich fühlte mich das erste Mal nicht minderwertig. Zeitgleich begann eine Gruppenverhaltenstherapie, die mich fertig macht und mir wieder den Wunsch ermordet zu werden bringt. Ich breche die Therapie ab, da das Jobcoaching mein Selbstbewusstsein aufbaut. Beides gleichzeitig war mir einfach nicht möglich
Ich gehe mit dem Ergebnis zum Amt welches eine Trainerausbildung samt AEVO Prüfung genehmigt.
Ich halte es letztlich nicht durch, mein Schlafrhythmus ist zu sehr in Richtung Biorhythmus gegangen. Aufstehen ist eine Qual. Die besprochenen Modelle wirken sehr belastend auf meine innere Welt und letztlich höre ich von einem vertrauten Mitteilnehmer, dass mein Verhalten nicht gut ankommt und dass Gestank nach Rauch und Schweiß wahrgenommen wird. Ich breche ab, mit der Erkenntnis, dass ich erst an mir, meiner Einstellung und meinem Verhalten arbeiten muss, bevor ich mich beruflich neu bewege.
Ich fülle also einen Fragebogen aus um einen Aufenthalt in einer Klinik zu bekommen. Ablehnung, ich soll erst was Ambulantes machen. Ich wende mich an die IKK und bin zurzeit in den Probestunden, soll bis zum nächsten Termin abklären lassen ob eine Computerspielesucht vorliegt. Ich sitze in letzter Zeit herum und frage mich "Was will ich? Wo finde ich es? Was kann ich machen? Warum kann ich es nicht?".
Das Jobcenter hat mich derweil ans Fallmanagement übergeben um Dinge langsam anzugehen, eine Krankschreibung bräuchte ich nicht mehr. Es fliegt ein Schreiben von der Arbeitsagentur ein, ich soll ALG I wegen Restanspruch beantragen. Die Agentur sagt mir ich werde auch bei Ihnen ans Fallmanagement übergeben. Jetzt flog ein Schreiben ein, dass ich vorstellig werden soll samt Bewerbungsunterlagen, die ich zurzeit nicht habe, ich möchte meine Energie auf die Therapie fokussieren. Und die Fragen klingen nun umso lauter in meinem Kopf. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich weiß nicht wo man hin geht, und selbst wenn ich es wüsste hätte ich Angst vor den Menschen dort. Ich sitze bis zum Termin beim Amt in ängstlicher Stimmung in meiner Wohnung, führe Gespräche mit imaginären Personen, weil ich mit meiner Familie nicht sprechen kann. Und meine größte Befürchtung ist, dass die Agentur für Arbeit mich wieder in eine würdelose Maßnahme stecken, die ich mir gefallen lassen muss um nicht obdachlos zu werden.
Familär will ich jetzt nicht auch noch ins Detail gehen. Ich weiß, dass nur ich was ändern kann und dass ich selber schuld an dieser Situation bin. Aber ich weiß nicht wo ich die KRaft hernehmen soll etwas rumzureißen, ich weiß nicht was ich will. Ich wünschte es wäre für mich so einfach zu sagen, ich geh arbeiten weil sich das so gehört. Ich hab einfach nur noch das Gefühl, dass ich in Ketten gelegt werde, wenn ich das mache was das Amt verlangt und hoffe, ass ich die Agentur beim Termin davon überzeugen kann, dass ich eine Weile erstmal die Therapie machen muss. Das Problem was ich dabei habe.. es wird versucht etwas wiederzuholen. Aber wie soll man etwas wiederholen, was nie da war...? Sozialkontakte wiederholen? Selbstbewusstsein wiederholen? Was wenn ich einfach nur Spass hatte und gar nicht Selbstbewusst war?
Ich habe Angst, große Angst.
Nun, ich entschuldige noch einmal diese Textwüste und hör hier mal lieber auf.
Danke fürs Lesen