Partner mit Depression will sich trennen

jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Hallo.

Ich bin jetzt seit knapp 3 Monaten mit meinem Partner zusammen. Er hat mir gleich am Anfang auch schon von seiner letzten Depression erzählt. Für mich hat dieses zu keinem Zeitpunkt ein Problem dargestellt.

In unserer Beziehungszeit lief eigentlich auch alles gut. Er war weitestgehend gut drauf und hat mir auch seine Liebe zu mir gezeigt.
Die letzten 1-2 Wochen war er immer häufiger abwesend (gedanklich) und war nicht mehr so liebevoll wie vorher. Er hat sich sehr oft darüber geärgert wie kleine seine Wohnung ist und das er endlich wieder arbeiten möchte. Ich habe dabei immer versucht ihn aufzubauen, das es bestimmt bald wieder aufwärts geht.
Letzten Sonntag haben wir auch über meine Gefühle geredet bzw. ich habe mehr darüber geredet. Ich habe ihm gesagt, dass ich Angst habe, dass er keine Beziehung mehr möchte. Er hat mir daraufhin gesagt, dass dieses nicht der Fall ist.
Als ich später nach Hause gefahren bin, hat er mir auch noch eine Sprachnachricht geschickt und gesagt, dass er mich über alles liebt und es ihm leid täte, dass er die Tage über nicht gesagt hat wie sehr er mich liebt.
Auch die folgenden Tage, bis Mittwoch Nachmittag, hat er mir gesagt, dass er mich liebt. Das kam mir auch nicht so daher gesagt vor.

Vorgestern Abend kam aber plötzlich nichts mehr von ihm. Und gestern morgen schrieb er mir dann plötzlich, dass er Zeit für sich braucht und er nicht weiß was sein Herz will. Er will sich derzeit auf sich konzentrieren und wegen der Depression evtl. auch wieder zur Tagesklinik gehen.
Er kann sich momentan nicht auf eine Beziehung einlassen und will erstmal wieder eine Arbeit finden um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen.

Ich möchte ihn nicht verlieren. Ich möchte ihm zeigen, dass ich zu ihm stehe, an seiner Seite bin, wenn er mich braucht. Ich weiß nicht wie ich ihm bewusst machen kann, dass ich ihn keinesfalls erdrücken möchte, sondern einfach an seiner Seite bleiben möchte und wir zusammen aus dieser schwierigen Phase kommen.
Sofern er es nicht absagt, werden wir uns heute um 16 Uhr treffen und reden. Wie kann ich ihm am Besten zeigen, dass er da nicht alleine durch muss?
Wenn er wirklich die Beziehung beendet, dann stürzt es mich in ein dunkles Loch.
Er war der Erste von dem ich mich verstanden gefühlt habe, wir hatten schon eine gemeinsame Zukunft geplant.

Ich weiß echt nicht weiter. :(
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Candless »

Liebe jennyliSH,

vielen Dank für deinen kleinen Bericht. Vieles kommt mir sehr bekannt vor. Auch meine Partnerin hat sich von mir getrennt, ich habe sie nun ein Jahr nicht gesehen, wir stehen aber in häufigem Kontakt.

Aus der Erfahrung heraus kann ich nur sagen, es geht bei unseren Angehörigen mit Depression nicht um uns, sondern sie brauchen Freiraum, um sich um sich zu kümmern. Es geht nur vermeintlich gegen uns. Sie haben für eine Beziehung keine Kraft und oft sind auch die Gefühle blockiert. Es macht daher vielleicht nicht so viel Sinn, ihn emotional unterstützen zu wollen, da er genau das derzeit gar nicht verarbeiten kann. Wenn er in Ruhe gelassen werden möchte und die Trennung im Moment braucht, wäre es wahrscheinlich besser, das zu akzeptieren. Ein Kämpfen macht nur Sinn, wenn man emotional auf einem ähnlichen Level ist. Die Depression lässt aber Gefühle oft verschwinden oder dämpft sie, so dass unsere Angehörigen eine Beziehung eher als Belastung sehen. Sie wissen auf der rationalen Ebene, dass sie uns Unrecht tun und uns verletzen, können aber im Moment ihre Emotionen für uns und die Liebe nicht spüren oder nicht genug spüren.

Bei einer Depression muss leider der Betroffene doch alleine da durch. Die Mauer, die durch die Depression entsteht, können wir nicht niederreissen. Und der Betroffene auch nicht. Erst dann, wenn sein Zustand besser wird.

Ich habe schon mal irgendwo hier geschrieben, dass für unsere Angehörigen eine Beziehung nicht nur schön und bereichernd ist, sondern in der Depression auch eine unglaubliche Anstrengung. Und dafür fehlt die Kraft. Selbst wenn man zusammenbleibt, fühlt es sich wie Trennung an, ich habe das in früheren Episoden miterlebt. Da war keine Beziehung mehr da. Dann ist es manchmal besser, das auch so auszusprechen, da es für beide Seiten eine Entlastung sein kann. Ich vermute aus der Erfahrung heraus, du musst ihn ziehen lassen, wenn er das will. Gespräche, dass du ihn unterstützen möchtest sind sicher gut, aber diese Unterstützung wird wahrscheinlich nicht im Rahmen einer unterstützenden Liebesbeziehung stattfinden. Wenn dein Partner in einer depressiven Krise ist, kann er das einfach nicht. Dass er das eigentlich auch mitgeteilt hat bzgl. der Beziehung, zeigt mir das deutlich. Das ist eine Klarheit, die schon mal gut ist. Schlimmer ist ein Herumgeeiere, das ich auch sehr gut kenne.

Meine Devise ist immer, abwarten, viel Zeit lassen, also das Gegenteil von einer "schnellen Klärung", die man vielleicht aus Verlustangst heraus unbedingt will, und den anderen so viel und so lange in Ruhe lassen, wie er das braucht. Soweit du es schaffst, jedes Drama und jedes Gespräch, das Verlustangst transportiert, vermeiden, da es den Druck erhöht, den unsere Angehörigen krisenbedingt gar nicht aushalten. Das könnte dazu führen, dass er sich ganz zurückzieht oder den Kontakt abbricht. Je gelassener du daran gehst und ihn lässt, trotzdem aber für ihn da bist, auf einer positiven Ebene, desto wahrscheinlicher, dass der Kontakt bestehen bleibt. Später vielleicht kann man die Beziehung wieder aufnehmen.

Wer eine depressive Krise hat, muss sich auf sich konzentrieren, an sich arbeiten, das ist kein Gemeinschaftsprojekt wie es andere Krankheiten z.T. ermöglichen.

Ich würde anbieten, dass er dir signalisiert, wann er Kontakt will und du dich darüber freust. Ansonsten würde ich ihn den Weg gehen lassen, den er gehen muss. Er spricht ja von der Tagesklinik, das ist prima. Er weiss, was er für sich tun kann. Mir scheint, dann hat er auch für sich ausgelotet, ob er derzeit beziehungsfähig ist. Daher würde ich seine Entscheidungen so hinnehmen und im zugewandten, freundlichen Kontakt bleiben, in dem Masse, wie er es möchte.

Ich weiss nicht, wie du für dich vermeiden kannst, in ein Loch zu fallen. Ich bin überzeugt, dass aber der unbedingte Wille, sich nicht mit hinein ziehen zu lassen wichtig ist und auch, seine Eigenständigkeit auszubauen. Emotional abhängig darf man eigentlich von einem Menschen mit Depression nicht sein oder werden. Dann steht man schon selbst mit einem Bein in einer Krise.

Wünsche dir viel Kraft und ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Ich danke dir erstmal vielmals für deine Antwort.

Ich hatte nun vorhin das Gespräch mit ihm. Er sagte, dass er momentan an sich denken muss und er sich nicht auf die Beziehung konzentrieren kann. Er hat tatsächlich Schluss gemacht. Er möchte zwar noch den Kontakt halten, aber mich erstmal nicht sehen. Zwischendurch hat er mich in den Arm genommen zum trösten. Und auch zum Abschied hat er mich lange umarmt, gestreichelt und gesagt, dass er mich vermissen wird. Ich bin so unglaublich traurig, dass er uns keine Chance mehr gibt. Zumindest momentan. Er kann mir aber auch nicht sagen, ob es in ein paar Wochen wieder anders aussieht und er uns dann noch eine Chance gibt.

Ich lasse ihm jetzt natürlich den Freiraum den er braucht und werde mich auch nicht aufdrängen. Aber es fällt schon sehr schwer.

Zum Abschied hatte ich ihm auch noch einen Brief gegeben. Er hat mir eben geschrieben und sich dafür bedankt und geschrieben, dass ich ihm nicht egal bin.
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Candless »

Willkommen im Club und es tut mir leid, dass du das nun auch durchmachen musst, wie so viele hier!

Leider ist die Depression tückisch, nicht einschätzbar, Prognosen kann man da ja gar nicht machen.

Deine Trauer kann ich verstehen, aber ich würde sie -falls du das kannst- noch etwas nach hinten schieben. Vielleicht geht es für euch ja weiter, wenn es ihm besser geht. Die Beziehung ist ja nicht kaputt, weil es nicht klappt, sondern im "Standby-Modus". Es ist auf "Pause" gedrückt, weil er nicht weiter gehen kann.

Jetzt würde ich erstmal versuchen, noch nicht aufzugeben, wenn du ihn liebst und vielleicht ganz rational überlegen, wie dein Plan aussehen kann, die nächste Zeit mitzugehen und sie so zu leben, dass es dir nicht auch total schlecht geht.

Also die Frage, wie viel Kontakt tut mir gut unter der Voraussetzung, dass er derzeit nicht in der Lage ist, Liebe zu geben, zu beantworten. Das ist auch die Frage nach Nähe und Distanz, nach Unabhängigkeit und Freizeitgestaltung und danach, wo deine Grenze der "Leidensfähigkeit" sein könnte.

Ganz liebe Grüsse und verzweifel nicht!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Ich weiß auch, dass ich auch Fehler in der Beziehung gemacht habe und wenn ich könnte, dann würde ich gerne die Zeit nur ein kleines Stück nach hinten drehen um anders zu handeln. Es ist jetzt die ganze Zeit die Angst, dass er mir auch nicht die Chance gibt es besser zu machen, wenn es ihm wieder besser geht.

Ich versuche natürlich erstmal ein wenig nach Vorne zu blicken, aber momentan ist es einfach noch zu frisch.
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Candless »

Eine zweite Chance, damit du es besser machen kannst und dass du viele Fehler gemacht hast, klingt für mich danach, als suchst du nun nach Gründen bei dir und grübelst viel über das Ende der Beziehung nach.

Glaubst du ihm nicht, dass er derzeit wegen einer Depression keine Beziehung führen kann?

Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, wärest du in der Lage, ihn vor seiner Depression zu bewahren?

Ich denke, es ist eine Gefahr, dass man in Abhängigkeit gerät, wenn man die "Schuld" bei sich sucht und es dann dem depressiven Partner immer mehr Recht machen will. Das ist ja auch der Grund, warum Menschen, die in On-Off-Beziehungen leben, emotional immer abhängiger werden. Sie geraten durch die Trennung in schwere Krisen und steigern jedesmal ihre Bemühungen. Wäre es nicht besser, zu akzeptieren, dass es an seiner depressiven Phase liegt? Das heisst dann zwar auch, akzeptieren, dass man durch eigenes Verhalten derzeit nichts ändern kann, aber man fängt auch nicht an, sich selbst in Frage zu stellen.

Jeder macht auch Fehler in einer Beziehung. Es macht aber doch nur Sinn, auf Augenhöhe darüber zu sprechen, also dann, wenn er aus seiner Krise kommt. Und beides nicht miteinander zu vermischen.

Wenn jemand sich in einer Depression trennt und das auch so sagt, ist genau das der Grund. Ich würde an deiner Stelle nicht grübeln, sondern ihm vermitteln, es ist okay, hat aber mit dir nichts zu tun und du kannst nun auch nichts machen. Du wartest auf "bessere Zeiten" und falls es dann etwas zu besprechen gibt über die Beziehung, wäre dann der Zeitpunkt. So könntest du deine Stärke behalten und kannst ihm auch eine Orientierung geben, wie dein Standpunkt ist - unabhängig von ihm.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Naja, er macht ja nicht nur seine derzeitige Situation als Grund geltend. Er hat mir eben auch gesagt, dass wir zu schnell zuviel aufeinander gehangen haben und dadurch die Kommunikation zwischen uns gelitten hat. Es gab zuletzt auch oft Tage bzw. Abende, da haben wir kaum geredet und jeder hat an seinem Handy gespielt. Und ich gebe auch zu, dass ich manchmal echt nicht wusste was ich ihm erzählen sollte, weil ich ihn ja auch nicht mit Vergangenen oder unwichtigen Kram zutexten wollte.

Er war auch unzufrieden, weil er in letzter Zeit nicht wirklich zum Sport kam und er es eigentlich zum Ausgleich benötigt. Aber wenn er hier war, dann ging es nicht, da er in einer anderen Stadt im Fitnesstudio angemeldet ist und bei seinem letzten Praktikum hatte er einfach nicht die Zeit dafür. Wenn ich bei ihm war, dann hab ich ihm auch zuletzt immer angeboten, dass er mein Auto nehmen kann um zum Sport zu fahren. Ihm einfach zu zeigen: Hey, ich vertraue dir mein Auto an und du musst nicht auf etwas verzichten, nur weil ich gerade bei dir zu Besuch bin. Er hat es auch dankend angenommen.
Mir hat er aber auch gesagt, dass ich zum Sport gehen soll, weil er es auch wichtig findet, dass man was gemeinsames hat. Ich hab zwar immer ja gesagt, aber irgendwie nie den Weg dahin gefunden. Ein wenig auch aus Faulheit.

Ich möchte ihm in nächster Zeit auch einfach zeigen, dass ich mich auch ändern möchte. Zum einen für mich, aber natürlich auch als Beweis für ihn. Ich zwinge ihm das aber auch nicht auf in dem ich ihn ständig schreibe, sondern neutral in Statusmeldungen bei WhatsApp.

Ich wünsche ihm natürlich, dass er schnell beruflich durchstarten kann. Einfach damit er wieder einen normalen Alltag hat, aber auch, damit ich die Chance dann wieder auf einen Neuanfang mit ihm habe.

Mit der Tagesklinik war von ihm erstmal nur eine Idee, aber ob er die wirklich braucht ist die andere Frage. Er möchte momentan erstmal mehr an sich denken. Nächstes Wochenende will er auch seinen Vater besuchen, der etwa 2 Stunden entfernt wohnt und dem es gesundheitlich gerade auch nicht gut geht. Wenn er die Möglichkeit hat, würde er den Besuch auch verlängern.
Schlimm fand ich gestern nur die Aussage, dass er sogar überlegt dort in die Nähe zu ziehen. Wenn das wirklich so kommen sollte, dann gibt es keine Chance mehr für uns wegen der Entfernung. Darum hoffe ich sehr, dass er doch hier in der Nähe eine Arbeit findet mit der er glücklich wird.

Ich kann momentan einfach schlecht schlafen, weil die Zukunft so ungewiss ist. Ich wache nachts auf, meine Gedanken fangen dann sofort an zu kreisen und ans sofort wieder einschlafen ist nicht zu denken. Selbst ans Essen ist schon seit 3 Tagen nicht zu denken. Hat zwar auch einen guten Nebeneffekt, dass ein paar Kilos purzeln, aber gut ist es auch nicht. Mir graut es auch schon davor Montag wieder zur Arbeit zu gehen, weil ich nicht vor den anderen weine möchte, wenn ich wieder an ihn denke. Andererseits ist es eine gute Abwechslung.

Ich hab leider auch kaum Freunde, die man in der Freizeit zur Ablenkung treffen könnte. Und alleine was unternehmen ist auch nicht das Richtige für mich.
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Candless »

Vielen Dank für die Erläuterungen!

Ich lese hier nicht, dass du wirkliche Fehler gemacht hast oder dich ändern müsstest, sondern eher, dass er so seinen Ablauf hat und an dem auch festhalten muss, damit es ihm gut geht. Wenn er das nicht so durchhalten kann, etwa nicht zum Sport kommt, fehlt ihm sein "Ausgleich". Ich kenne das auch von meiner Ex aus ihren depressiven Phasen. Da denke ich hast du keinerlei Schuld. Ich habe auch die Idee gehabt, meiner Ex und mir täte ein gemeinsames Hobby gut und habe mich einem ihrer Hobbies angeschlossen. Nur hat sie die Beziehung trotzdem später wieder beendet. Das hatte also wirklich gar keinen Einfluss.

Dass nicht jeder Abend und jedes Treffen gleich abläuft und man auch mal schweigt, ist auch völlig normal. Man will ja auch nicht zum "Unterhalter" des Partners werden, sondern zusammen sein und wenn man Lust hat, reden. Das sind für mich alles nur Scheinargumente, die man auch hier im Angehörigenforum wieder und wieder liest. Es gibt immer Vorwürfe der Betroffenen. Das gehört wohl irgendwie leider dazu.

Ich denke, es gibt neben der Depression deines Ex-/Partners, die du nicht beeinflussen kannst, zwei Dinge, die du für dich angehen könntest: Dich nicht abhängig machen wäre das eine. Ich lese es so, dass du sehr stark auf ihn fokussiert bist, was ich total gut verstehe. Ich habe das bei meiner Ex ja genauso gemacht und tue es z.T. heute noch, indem ich noch hoffe.

Ich denke aber, meine Ex muss wieder eine Beziehung mit mir wollen, als Grundvoraussetzung. Ob das so kommt, entscheidet sie ganz alleine. Daran kann ich nichts tun. Ich sage mir immer wieder, und das habe ich auch schon bei früheren Trennungen wegen depressiver Krisen getan, ich bin mir selbst schuldig, dass ich auf dieses Wollen warte. Es reicht nicht aus, dass ich will und sie vielleicht dann mit mir wieder zusammenkommt, ohne dass sie auch wieder unbedingt mit mir zusammen sein will. Denn wenn sie nicht genauso will wie ich, lebe ich in einer Partnerschaft, in der ich nicht so geliebt werde, wie ich sie liebe. Dann wäre ich ganz leicht ein Spielball von ihr. Denn wer weniger liebt, ist vom anderen freier, muss nicht so auf ihn achten, kann auch ohne den anderen. So gerät man, meine ich, schnell in eine emotionale Abhängigkeit.

Das andere ist, ich würde mir dringend Freunde suchen. Es ist kein leichter Zeitpunkt, das stimmt, aber ich würde es probieren. Ich habe auch direkt nach der Trennung einige neue Leute kennengelernt, obwohl es mir ziemlich schlecht ging und ich total geschockt war. ich musste für diese neuen Bekanntschaften kämpfen, da ich eigentlich mit meinen Gedanken damals immer nur bei der Trennung war. Bei mir gab es überhaupt keine Vorwarnung zur Trennung, es kam völlig aus dem Nichts. Sie sprach vier Wochen vorher noch von Heirat. Freunde sind ganz wichtig, auch wenn ihr vielleicht wieder zusammenkommt. Nur auf ihn konzentrieren, wo er eine Depression hat und jederzeit auch wieder bekommen kann, wenn mal eine Episode weg ist, scheint mir gar nicht gut!

Thema wegziehen: In einer Krise wollen viele Betroffene alles mögliche ändern, vielleicht weil die Veränderung ihnen für eine Zeit die innere Leere nimmt? Lass ihn am besten in Ruhe überlegen, und nehme das mal noch nicht so ernst. Ich würde mich jetzt auf mich selbst konzentrieren, und ihn machen lassen. Was die Beziehung betrifft, würde ich umgekehrt vorgehen: Auf Zeichen von ihm warten, dass du eine Rolle in seinem Leben spielen sollst, nicht ihm Zeichen geben.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Vielen Dank für deine Antwort. Ich verstehe auch was du mir sagen willst.
Klar bin ich auch nicht alleine für diese Fehler verantwortlich, da ich nicht der Unterhalter bin. Und auch mal Schweigen ist auch definitiv nicht schädlich.
Ich hätte aber trotzdem mehr und eher auf seine Wünsche hören müssen. Eben mehr unternehmen, mehr Bewegung...einfach weil es ihm gut tut und mir eigentlich auch. Ich bin leider zu spät auf einige Ideen gekommen. Wobei er diese Woche ja auch noch gesagt, dass wir ja zusammen mit unseren Patenkindern einen Ausflug machen können.

Mit den Freunden suchen ist so eine Sache. Die stehen ja auch nicht an jeder Straßenecke und warten nur darauf. Ich bin auch nicht der Typ, der einfach frei hinaus jemanden anspricht. Meistens hatten sich Bekanntschaften durch Beziehungen entwickelt.
Klar darf ich mich nicht von meinem Partner abhängig machen, aber man verbringt halt sehr gerne Zeit mit ihm. Ich hab mich auch nie aufgedrängt, dass wir das Wochenende zusammen verbringen, oftmals kam es von ihm.

Ich werde auch nicht die nächste Annäherung versuchen, sondern nun erstmal abwarten, dass er sich von sich aus meldet.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Eine weitere Nacht mit wenig Schlaf hat wieder ein Ende gefunden.
Abends schlafe ich trotz Müdigkeit schwer ein, weil mein Kopf sich nur um ihn, die Trennung und die ungewisse Zukunft dreht. Und wenn ich nachts plötzlich wach werde, dann geht es wieder von vorne los und ans wieder einschlafen ist nicht zu denken.
So eine Situation hatte ich bei keinem meiner Expartner vorher, aber scheinbar war da auch nie so eine Liebe wie bei meinem jetzigen Ex-Partner.

Seit dem Trennungstag hatte ich keinen direkten Kontakt mehr mit ihm und mir fehlt es so. Wir hatten sonst täglich Kontakt.

Ich bin ständig nur in der Gedankenspirale und hab keine Ahnung wie ich da raus komme, so dass ich zumindest nachts normal schlafen kann.

Wie gerne würde ich einfach die Zeit soweit verdrehen, dass ich entweder sage, dass ich keine Gefühle mehr für ihn habe oder er einfach sich meldet und sagt, dass alles ein großer Fehler war und er es gerne wieder versuchen möchte.
Kijo
Beiträge: 26
Registriert: 14. Sep 2018, 14:15

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Kijo »

Auch wenn das jetzt wahrscheinlich sehr doof klingt in Deinen Ohren. Sei froh, dass er sich so klar positioniert. Ich bin seit über einem Jahr mit meinem depressiven Partner zusammen, er will die Beziehung auf keinen Fall beenden aber ich sage Dir ganz ehrlich....auch wenn man zusammen bleibt, ist es sehr schwer.
Auch ich habe von Anfang an gehofft, dass es mit Tagesklinik, Therapie, Zeiten des Rückzugs, Zurücknahme meiner Wünsche und Bedürfnisse schön werden kann....weit gefehlt. Es ist ein wenig besser manchmal, aber eben auch nur manchmal. An eine normale Beziehung ist überhaupt nicht zu denken. Nur stundenweise Treffen, keine gemeinsamen Pläne..
Und auf meiner Seite dann auch schlaflose Nächte, Frustrationen, Wochenenden, die er mal wieder absagt.

Das macht einen kaputt. Allen Angehörigen geht das hier so, das kannst Du ja nachlesen. Aber wenn ein Partner in einer langjährigen Beziehung eine Depression bekommt, dann hat die Beziehung eine Basis. Kommt man mit einem Menschen in einer Depression zusammen, ist keine normale Basis vorhanden. Und der Gesunde ist nur am Hoffen, Zweifeln und Leiden, immer in der Hoffnung, dass der schöne Traum irgendwann wahr wird. Aber irgendwie bleibt es immer ein Traum. Man macht sich etwas vor.

So blöd es klingt: ich wünsche mir manchmal, dass mein Partner mir die Entscheidung, mit der ich seit einem Jahr hadere, abnimmt.
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Candless »

Kijo hat geschrieben: Aber wenn ein Partner in einer langjährigen Beziehung eine Depression bekommt, dann hat die Beziehung eine Basis. Kommt man mit einem Menschen in einer Depression zusammen, ist keine normale Basis vorhanden. Und der Gesunde ist nur am Hoffen, Zweifeln und Leiden, immer in der Hoffnung, dass der schöne Traum irgendwann wahr wird. Aber irgendwie bleibt es immer ein Traum. Man macht sich etwas vor.
Liebe Kijo,

vielen Dank für deinen Beitrag. Erstmal drücke ich dir die Daumen, dass deine Situation sich verbessert und dass du irgendwie Kraft schöpfen kannst.

Dass, was du zur Basis einer Beziehung schreibst, lese ich öfters hier im Forum. Ich möchte dem mal widersprechen. Meine Erfahrung, ich war ja Jahre mit meiner Ex zusammen, ist, dass die Basis, und sei sie noch so langjährig, in der Depression verschwindet. Ich spüre nicht, dass sich in den Jahren etwas auf dem "Beziehungskonto" angesammelt hätte, das nun zu einer grösseren Grundlage führen würde. In jeder depressiven Episode war mein Gefühl, ist plötzlich nichts mehr da und man steht mit leeren Händen dort und ist hilflos.

Der einzige Unterschied könnte sein, dass man mehr Verbindlichkeiten aufgebaut hat, die der Beziehung eigentlich äusserlich sind, sich auf Immobilien, Autos, Verträge, Schulden, Kinder usw. beziehen, dass der depressive Partner aus diesem Netz an Verbindlichkeitren nicht so leicht herauskommt. Ihm fehlt ja i.d.R. auch die Kraft, solche Dinge zu regeln.

Ich würde also sagen, dass es keinen Unterschied macht, ob man kurz oder lange zusammen ist. Die Depression, so meine ich, fegt alles weg oder es fühlt sich zumindest so an. Vielleicht liegt es an der Illusion, da sei noch eine breitere Basis, die bei uns dazu führt, uns mehr gefallen zu lassen oder auch mehr auszuhalten. Das wäre dann aber eine doch mehr einseitige "Basis".

Oder was meint ihr?

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Chrissi11
Beiträge: 24
Registriert: 10. Mär 2019, 00:53

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Chrissi11 »

Hallo,

also ich kann das mit der "eingebildeten" Basis nachvollziehen. Man hat sich äußerlich was zusammen aufgebaut (bei mir sind es nach 7 Jahren Beziehung eine Patchwork-Familie, ein Haus, ein großer Freundes- und Bekanntenkreis). Das will man nicht einfach gehen lassen, vor allem wenn Kinder darin hängen.

Wenn das alles nicht wäre, oder wenigstens nicht die Kinder, wäre ich sicher schon zeitweise ausgezogen. Auch wenn das anstrengend ist. So harre ich nun seit einem halben Jahr aus (seit er Schluss machen wollte).
Ich hab versucht ganz viel zu ändern, das hat überhaupt nichts genützt. Wie Candless schrieb: man lässt sich noch mehr gefallen. Freunde fragen, wie hältst du das aus. Freunde halten das nicht aus, wie schlecht es einem dann auf einmal geht. Die sind sauer auf ihn. Es wurde schlimmer und als ich nicht mehr konnte und sagte, ich ziehe aus, da ist er in Behandlung gegangen.

Das mit der Schlaflosigkeit, dass sich die Gedanken ständig um diese Beziehung drehen, kann ich gut nachvollziehen. Einer der Gründe warum ich hier angemeldet bin, ist ja dass ich an diese Beziehung denke, mich sorge, was kommen wird etc.

Wichtig ist doch aber, wichtig selbst wichtig zu nehmen, sich ernst zu nehmen, sich selbst gute Dinge zu tun und emotional unabhängig zu werden und nicht zum Spielball (wenn auch nicht mit Absicht) für andere.

Mein erster Impuls war dir zu raten, zu gehen solange du noch kannst. Aber du scheinst sehr verliebt und dann ist das leichter gesagt als getan. Aber ganz rational... Ach es ist so schwierig mit gemeinsamen Eigentum, gemeinsamen oder gepuzzlten Familien/ Kindern und bei vielen Jahren Beziehung. Diese Basis ist es hier anscheinend die uns zusammenführt, nicht aufgeben lässt. Wenn dann vom Ex-Partner noch so Kleinigkeiten kommen: ich will dich nicht verlieren, du bist mir eigentlich was wert, ich melde mich; dann hofft man lange. Bei uns ist es momentan etwas besser. Da hat das hoffen genützt.
Kijo
Beiträge: 26
Registriert: 14. Sep 2018, 14:15

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Kijo »

Ich finde trotzdem, dass man nach einer langjährigen Beziehung ein ganz anderes Verhältnis zum Partner hat als nach 3 Monaten. Nach 3 Monaten ist es Verliebtheit, nach vielen Jahren ist es eine ganz andere Art der Verbundenheit. Am Anfang ist eine Beziehung doch immer noch vom Kribbeln begleitet, der Erwartung. Nach vielen Jahren ist es ein tiefes Vertrauensverhältnis und man kann auf eine lange, glückliche Zeit zurückblicken, und weiß, wie der Partner "normalerweise" ist.
Ich meine damit ja nicht, dass man nicht nach einigen Monaten schon tiefe Zuneigung sprüen kann, aber man hat ja nicht das Vertrauen auf Normalität aufbauen können, wenn die Depression schon in der Kennlernphase auftritt.
Natürlich kann es trotzdem sein, dass einem auch nach langer Ehe alles wegbricht, wenn einer Depressionen bekommt. Aber vielleicht reagiert man als Gesunder etwas gelassener.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Das Schwierige für mich ist ja auch einfach, dass ich das bzw die Einzige bin, die er von sich stößt. Alle anderen aus seinem Umfeld gehören weiter zu ihm.

Ich verstehe es ja, dass er mehr Raum für sich braucht, aber mich gleich ganz aus seinem Leben zu entfernen, dass macht mich traurig und hilflos. Vor allem, wenn ich ihm doch auch nicht egal bin und er mich auch vermissen wird. Das sagt man doch auch nicht nur so daher. :(
DerWolf
Beiträge: 47
Registriert: 5. Mär 2017, 16:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von DerWolf »

jennyliSH hat geschrieben:Ich verstehe es ja, dass er mehr Raum für sich braucht, aber mich gleich ganz aus seinem Leben zu entfernen, dass macht mich traurig und hilflos. Vor allem, wenn ich ihm doch auch nicht egal bin und er mich auch vermissen wird. Das sagt man doch auch nicht nur so daher. :(
Hallo Jenny,
ich kann das gut nachvollziehen, ich habe meine Partnerin nach 5 Jahren wunderbarer gemeinsamer Zeit an die Krankheit verloren.

Vielleicht hilft es dir ja, zu verinnerlichen, dass dies alles nichts mit dir zu tun hat. Und das hat es auch nicht. Es hat ausschließlich mit ihm und seinen erlernten Mustern zu tun. Was auch immer dahinter steckt, darüber könnte ich nur spekulieren.
Wichtig ist, dass du erkennst, was gut und wichtig für dich ist ohne dich von einer anderen Person abhängig zu machen. Möglicherweise ist es so, dass du jemanden für dein Wohlbefinden brauchst?
Petra2312
Beiträge: 25
Registriert: 3. Nov 2018, 21:24

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Petra2312 »

Hallo Jenny, ich habe meinen Partner vor 2,5 Jahren nach 20 jähriger Beziehung an diese Krankheit verloren. Es waren zweieinhalb Jahre zwischen hoffen oder aufgeben. Nachdem er sich jetzt fast sieben Monate gar nicht gemeldet hat, rief er mich vor zwei Wochen an, dass er Stents gesetzt bekommen muss. Es war kurz vor knapp. Drei Tage saß ich auf der Intensivstation an seinem Bett. Es war sofort unsere Vertrautheit wieder da. Es war wie früher. Doch nach dem Krankenhaus ist er wieder abgetaucht. Er wollte den Kindern Bescheid geben, wenn er wieder entlassen ist, hat er nicht gemacht. Ich für mich habe jetzt beschlossen, dass ich damit nicht mehr umgehen kann. Ich hatte es für uns als zweite Chance gesehen, er aber nicht. Er möchte ein paar Mal im Jahr Kontakt, mehr würde ihm nicht gut tun. Das ist mir zu wenig.
Entscheide für dich wie viel du aushalten kannst.
Ganz viel Kraft und liebe Grüße
Petra
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

ich bin auch äußerst kritisch was "junge" Beziehungen mit depressiven Personen angeht. Aus heutiger Erfahrung würde ich im Grunde nur raten: Nicht zu lange an dem Pflänzchen der Hoffnung bzgl. des wunderbaren Traums festhalten. Würde die Beziehung z.b. unter etwas konventionell als unangemessenem Verhalten (Fremdgehen) leiden, wäre mitunter die Entscheidung (emotional) schneller getroffen und man würde sich aus (freien Stücken?) distanzieren. Bei dieser Erkrankung bleibt aber die allseits bekannte (und oft leider benötigte) Schuldfrage unbeantwortet... also endet man in der ungewissen Zwickmühle.

Es gibt gravierende Unterschiede in der Dauer der Beziehung (ganz andere Phase, bitte nicht mit Intensität verwechseln!) und auch wie zuvor genannt ein anderes Level an Verstrickung (sehr schöne Wortwahl).

Ich möchte aber einen anderen Blickwinkel eröffnen: Meist automatisch mit der Dauer der Beziehung, gibt es auch andere (mehr) Erlebnisse. z.b. ein oder mehrere Umzüge, Jobwechsel und diverse Dinge in die ein oder andere Richtung, wo man durchaus "Einzahlungen aufs Beziehungskonto" unterstellen kann. Natürlich bringt die Depression mit sich, dass diese nichtig sind - für einen selbst aber ein großer Unterschied.

Z.b. gab es bei uns vor Jahren einen Wasserschaden, ich war ausbildungsbedingt nicht in der Nähe und sie musste im Grunde alles alleine managen.
Thema Kinder: Viel hing an ihr, ich habe mich um anderes gekümmert.

Was ich sagen möchte: Vor dem Beginn der Depression hatte ich trotz allem Engagement im Bezug auf bestimmte Dinge ein schlechtes Gewissen, Sie hätte "mehr" eingezahlt oder geleistet, geopfert oder wie auch immer.

Das ist passé.

Ganz wichtig für mich: Die Erkenntnis das ein gemeinsames Zusammenleben aktuell nicht möglich wäre/keinen Sinn machen würde und es (jetzt auch) meine Entscheidung ist NICHT zusammen zu sein. Sich wirklich vom depressiven Partner unabhängig (soweit es eben geht) machen.

Mir ist bewusst dass ich viel Glück hatte und habe und einiges leichter gesagt als umgesetzt ist, aber es gibt Wege. Und in unserem Falle sehen wir uns 1-2 / Woche, kommunizieren teils fast täglich und neben rein organisatorischen Dingen, kommt es auch vor dass man am Telefon auch fast eine Stunde einfach nur "Tratscht" bzw. vom Alltag erzählt.

Aber an ein "gewöhnliches" Beziehungsleben ist meiner Befürchtung nach in den meisten Fällen kaum zu denken bzw. erst deutlich später.

Euch allen viel Kraft und alles Gute,
Sybilix
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi ihr Lieben!

Man könnte dies – ob jetzt das Schicksal das es den Partner in einer längeren Beziehung „erwischt“ - auch anders herum sehen. Gerade in einer jungen Beziehung kann man sich von Anfang an drauf einstellen, wenn man es denn weiß und vor allen Dingen auch weiß was es bedeuten kann. Bei einer „älteren“ Beziehung würde ich mir auch immer die Frage stellen, ob nicht auch doch die Beziehung an sich der Trigger sein könnte. Bei einer frischen Beziehung kann man dies dann schon wieder ausschließen. Na ja, eigentlich ist es egal – doof ist es immer. Da wird es wohl kein besser oder schlechter geben.
Die Krankheit meiner Freundin ist mir ja erst nach zweieinhalb Jahren bewusst geworden. Erst als sie eine schwere Episode bekam, ließ es sich nicht mehr verheimlichen. Erst dann habe ich erkannt, dass es vorherige kleinere Episoden gab. War es dann noch eine junge Beziehung?
Nach meiner Scheidung hatte ich einige kurze Beziehungen. Aber nie fühlte es sich wirklich gut an. Das waren halt so Kompromisse. Bis ich sie kennen gelernt habe. Und das zeichnete sich auch sehr schnell ab bei uns Beiden, dass dies jetzt etwas ernstes war. Von daher hätte ich auch nicht schnell aufgegeben, wenn sich die Krankheit mir sehr schnell offenbart hätte.

Was ich aus meiner Erfahrung heraus allerdings mit Einbeziehen würde, bei der Entscheidung festhalten oder nicht, wäre meine Lebensplanung und meine Lebensumstände. Ich komme gut alleine zurecht (vielleicht war ich doch zu lange Single ;) ), meine Familienplanung ist abgeschlossen. Eine Beziehung ist für mich eher ein Plus.

Was ich mir im übrigen für die Betroffenen ziemlich nervig vorstelle ist, dass wenn die Krankheit überhand nimmt, jedes mal die aktuelle Beziehung in Frage gestellt wird. Das läuft doch dann, je nachdem wie oft so eine Krise kommt, immer nur auf sehr kurze Affären hinaus. Jedes mal von neuem anfangen, kennen lernen, kleine und große Enttäuschungen die damit einhergehen erleben... ey, das muss doch so richtig nervig sein.

LG
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Vor allem finde ich es schlimm, wenn man als Partner vielleicht gar nicht den inneren Stress auslöst und dann doch entfernt wird. Klar, der Erkrankte ist sehr mit sich beschäftigt und versucht möglichst viel los zu werden.

Immerhin konnte ich letzte Nacht durchschlafen, gute 4 Stunden.
Bei meinen Ex weiß ich, dass er nachts wach war. Scheinbar beschäftigt ihn immer noch was. Ob es an der Trennung und meiner strikten Kontaktsperre liegt, vielleicht. Aber es kann auch an vielen anderen Sachen liegen.
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

ich bin es nochmal. Jetzt hat sich vorhin mein Ex das erste Mal seit 5 Tagen wieder gemeldet.
Er schrieb lediglich: "Hey, wie geht es dir? Wollte mal hören wie es dir geht? Wie war Arbeit? LG xy"

Ich habe darauf noch nicht geantwortet, aber weiß auch nicht, ob und wenn ja, wie?

Hat jemand einen Tipp?
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Jenny!

Ich antworte dir jetzt aus dem Bauch aus meiner Erfahrung heraus.

Zügig antworten. Ohne Vorwürfe. Ihm sagen das es toll ist das er sich meldet, du dich darüber freust und in keine tiefen Gespräche verwickeln. Und nicht fragen wie es ihm geht. Diese Frage habe ich immer vermieden, denn was soll er sagen. Er wird nicht doof sein und wissen was los ist. Er wird durchaus wissen das sein emotionales Koordinatensystem gestört ist. Dafür muss er nicht zu Kreuze kriechen – es ist halt wie es ist.
Vielleicht genau das beantworten nach was er gefragt hat. Von der Arbeit etwas schreiben und das "hey wie geht es dir" mehr als Gruß verstehen.
Und zum Schluss eine offene, unverbindliche Frage – Ist er Fußballfan? Vor dem letzten Spieltag bieten sich da wunderbare Fragen an. So in der Art halt was.

Ich habe mir in dieser Situation, wenn meine Freundin wieder ein Kommunikationsfaden aufgenommen hat, immer gesagt, dass man mit Stolz oder verletzten Eitelkeiten hier nicht weiter kommt. Es muss nicht immer alles sofort geklärt werden.

Und erwarte nicht unbedingt eine schnelle Antwort.

Viel Glück
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Danke für die Antwort.

Ich bin halt unsicher was gerade in ihm vorgeht. Warum er sich gerade jetzt wieder bei mir meldet.

Gestern hat er auch 3 Statusmeldungen bei WhatsApp gepostet:

1. Auch wenn der Weg weit ist, kommt man an sein Ziel.

2. Das ist alles nur ein Traum...(dazu hatte er ein Whiskey getrunken)

3. Manchmal würde ich gerne die Zeit zurückdrehen und alles anders machen (sowas hatte ich auch nach der Trennung als Status um zu signalisieren, dass ich mich auch nicht richtig verhalten hatte)

Er weiß aber nicht, dass ich die Sachen gelesen habe, da ich es nur im Flugmodus angeschaut habe.


Ich weiß nicht, ob er jetzt vielleicht merkt, dass ich ihm noch fehle. Bei mir konnte er jeden Tag über seinen Tag sprechen und vielleicht fehlt ihm sowas nun auch.

Vielleicht werde ich erst heute Abend auf seine Nachricht reagieren. Irgendwie hoffe ich, dass da vorher mehr kommt als diese Nachricht. Einfach um zu wissen wie ich bei ihm stehe.
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von FrequentFlyer »

Liebe Jenny,

Jetzt nicht so ganz ernst gemeint:

1. Nicht nicht kommunizieren geht nicht. Auch dein Schweigen ist kommunizieren. Frauen haben in diesem Zusammenhang einen eigenen Begriff dafür: „Ihn zappeln lassen“. Das mag im Mittelalter, wenn ein Ritter um eine Jungfrau geworben hat, angemessen gewesen sein – heute eher nicht. „Ihn zappeln lassen“ wird heute eher als zickig interpretiert und nicht als erstrebenswertes jungfräuliches Gebaren.

2. Durch Kontemplation, also durch konzentriertes Nachdenken – innere Betrachtung, kann man vielleicht religiöse Erweckung finden, was andere Denken eher nicht. Auch wenn Frauen oftmals meinen Männer wären einfach gestrickt, so glaube mir, kann man nie durch überlegen erfahren was sie denken. Dafür gibt es den Austausch – am sinnvollsten den direkten. Bei asynchronen Kommunikationsformen, wie etwa das lesen von Statusmeldungen, weiß kein Mensch ob die Nachricht überhaupt angekommen ist, ankommen wird oder in dem Fall, für wen sie überhaupt gedacht ist. Er könnte auch seine Mutti meinen.

Sorry, aber dir wird nichts übrig bleiben als die Größe zu haben, den Gesprächsfaden aufzunehmen um zu erfahren was jetzt eigentlich los ist. Alleine diese Nachricht an dich könnte ihm schon viel Kraft und Überwindung gekostet haben. Muss er jetzt gegen verletzte Eitelkeiten ankämpfen?

Du machst das schon.

LG
jennyliSH
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2019, 21:21

Re: Partner mit Depression will sich trennen

Beitrag von jennyliSH »

Antworten werde ich heute Abend nach Feierabend auf jedenfall. Bis dahin überlege ich mir auch eine passende Antwort.

Danke.
Antworten