Wieder mal im Abgrund...

Kenny
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Kenny »

Danke Aurelia, ist immer gut zu wissen, dass da für Notfälle Dein Hänger für mich parat steht. ... :)

Dauerbelastungen sind einfach Gift für uns. Ich habe ja auch schon einiges von Dir gelesen...
Und oft erscheint es schwierig oder gar unmöglich, diese Belastungen zu reduzieren. Bis es dann eben mal wieder knallt...Vielleicht besteht das "Umdenken" in erster Linie darin, uns selbst wieder als wertvoll einzuschätzen, besser auf unsere Belastungsgrenzen achten, frühzeitig die Reißleine ziehen, usw. Aber wir beide wissen auch, wie schwer das für uns ist. Und das soziale Umfeld macht es uns noch schwerer, weil wir noch immer als faul,...abgewertet werden. Da tappen wir immer wieder in die alten Muster, denn im Grunde haben wir ja tief innen auch keine allzu gute Meinung über uns selbst. Deshalb kostet dieser Kampf immer wieder so viel Kraft. Wir kämpfen gegen Windmühlen....Vieles wäre leichter für uns, wenn unsere Erkrankung gesellschaftlich einen angemessenen Stellenwert bekommen würde. Das ist auch so ein Teufelskreis...

Ich sag jetzt mal Tschüss, muss auch mal was essen.

LG Kenny
Bittchen
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Kenny,

ich möchte mich für deine einfühlsamen Zeilen im Kaminzimmer noch sehr bedanken.
Du hast im richtigen Moment geschrieben und mich getröstet.
Wenn ich dich lese,spüre ich welch ein besonders einfühlsamer Mensch du bist.
Wenn es die empathischen Menschen wie dich und auch viele Andere hier im Forum nicht gäbe, wäre die Welt sehr viel ärmer.
Alles erdenklich Gute für dich ,sei herzlich umarmt und ganz liebe Grüße.
Deine Bittchen
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Aurelia Belinda
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Guten Morgen Kenny,
Klar steht der Hänger weiter bereit und kommt im Notfall auch zum Einsatz.
Wenn ich komme, können wir nach Beseitigung des Brockens einen Kaffee zusammen trinken und plaudern über die oft unerträglichen Folgen unseres Abgrundes, wie du es nennst.
Mittlerweile habe ich diese “ schlechte Meinung “ oder miese Achtung vor mir selbst abgelegt. Habe verinnerlicht, dass auch ich einen berechtigten Stellenwert habe in der Gesellschaft.

Auch wenn das Umfeld mich/ uns weiter als faul betitelt.
Erst letzte Woche wurde ich wieder als “ faule Sau “ die den ganzen Tag nur Kaffee trinkt, betitelt von meinen “Lieben Angehörigen “.
Die armen Leute tun mir mittlerweile leid, weil sie auch nach so langem schweren gesundheitlichem Verlauf, nicht nicht sehen können, dass so was keine Faulheit sein kann.

Am meisten schmerzt mich in unserer Situation dass man viele Verluste hinnehmen muss, soziale Kontakte gleich null sind, man einsam ist.
Bei der Verwandschaft hat man uns so schlecht geredet. Ein Unding. Mit dem man aber zurecht kommen muss.

Zuerst fallen wir aus der Arbeitswelt heraus, dann aus der Gesellschaft.
Ich brauchte schon zwei, drei Jahre bis ich damit klar kam, nicht mehr arbeitsfähig zu sein.
Aber irgendwie hab ich oft zu mir gesagt am Ende, nach sehr vielen Versuchen, wieder beruflich Fuss zu fassen, das kam kann es nicht sein dass du nach der Schicht bewegungsunfähig kaum ins Auto einsteigen kannst, so kaputt bist, dass zu Hause kein Haushalt möglich ist, Du nicht abschalten kannst mental, nur weinst. Schon auf dem Rückweg vom Arbeitsplatz hatte ich geweint.
Dann zu Hause das nötigste gemacht, auch gekocht. Mein Mann war da schon ziemlich angeschlagen, so waren immer Ängste da wie lange er noch durchhält.
Hatte dann Schlafdefizite durch die Schichtarbeit. Und könnte nie abschalten, nur Panik wie ich den nächsten Tag überstehe.
Nicht mal das Wochenende war Erholung.
Angst vor Montag. Angst den Haushalt nicht zu schaffen.
Das war die berufliche Seite.
Mein Hausarzt hatte das richtig gesehen, wenn nach Feierabend nichts mehr möglich ist an Aktivität, ist man arbeitsunfähig.

Heute alles Vergangenheit.
War ein langer Weg alles so zu akzeptieren.
Die Scham war da noch groß.
Heute rede ich längst offen über das.

Privat, da hast du recht, sind so Dauerbelastungen Gift.
Die bringen mich auch etwas außer Konzept. Aber noch bleibe ich standhaft.
Ist aber schon mühsam.

Wie ist es denn bei dir?
Bist du laut Überschrift, wieder im Abgrund, oder eher vielleicht immer noch??

Und was beschäftigt dich am meisten zur Zeit??

Würde mich über eine Rückmeldung freuen.
Muss dann bald los, habe heute Termine.

Liebe Grüße,
Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Bittchen
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aurelia,

Ich möchte auch dir liebe Grüße senden,lasse dich nicht unterkriegen,es wird auch wieder leichter werden.
Es gibt immer eine Lösung.
Es ist gut ,wenn du dir hier Luft machen kannst und über deine Verletzungen schreiben kannst.
Es tut mir so leid,wie du von deinen Angehörigen betitelt wirst,das tut so weh.
Fühle dich verstanden und still gedrückt.

Deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Aurelia Belinda
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Bittchen,
Vielen lieben Dank für deine Zeilen.
Die ich wirklich sehr schätze.
Du schaffst es immer wieder mich hier zu stärken. Du schaffst es auch, dass ich mich hier wohl fühlen “darf “.
Dass ich nicht mehr Do verloren bin als in der Zeit ohne Forum.
Ich das Gefühl habe, willkommen zu sein.
Lieben, herzlichen DANK dafür.
Na ja, das Umfeld.....Mittlerweile kann ich mich schon hineinversetzen, sie wissen es nicht besser.
Sie hatten ein Leben mit normaler Belastbarkeit geführt und tun es heut noch. Sie begreifen nicht dass ein Dasein wie unser eins so mühsam ist.
Die denken wirklich, wir hätten doch keine Anstrengung. Nö, Nö.
Kopfschütteln...
Ich habe aber gelernt, wir dürfen das nicht erwarten, sonst wird man immer wieder durch Äußerungen verletzt.
Einfach nur wundern. Nichts erwarten.
Damit komme ich sehr gut zurecht.

Man kann es selbst oft gar nicht verstehen, wie man beieinander ist.
Wie sollen es also Aussenstehende.

Auf jeden Fall wird es wieder leichter.
Auch wenn die Realität anderes zeigt.
Ich glaube daran, ich hoffe darauf, ich vertraue darauf.
Weil es kommt immer anders als man denkt.
Das Blatt kann sich immer wenden.
Ja, momentan bin ich in der Spirale weiter unten gefangen.
Ich bemühe mich aber wieder hoch zu klettern.
Dir wünsche ich auch weiter ganz viel Kraft um nicht zu kapitulieren, um irgendwie weiter überleben zu können.
Dicke grüße, und Danke dass du hier bist.

Herzlich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Kenny
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Kenny »

Liebe Bittchen,

ich danke Dir für Deine warmherzige und liebevolle Rückmeldung. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Du hast vollkommen recht, empathische Menschen (wie wir) bereichern unsere Welt. Es sollte viel mehr von uns geben. Dann würden vielleicht auch nicht so viele von uns unter Depressionen leiden...
Ich arbeite daran, wieder aus meinem schwarzen Loch heraus zu klettern. Jeden Tag ein kleines Stückchen nach oben. Es kostet viel Kraft, aber einen anderen Weg gibt es nicht. Es ist sehr schön, dass ich auf diesem Weg nicht ganz allein bin. Auch wenn wir uns nicht persönlich kennen bist Du trotzdem irgendwie bei mir. Und einige andere hier auch. Wir gehen diesen Weg gemeinsam. Zusammen werden wir den Ausstieg aus diesem fürchterlichen Abgrund leichter bewältigen. Und irgendwann werden wir die ersten Sonnenstrahlen sehen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Auch ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und drücke Dich mal ganz herzlich.

Liebe Grüße

Kenny
Gertrud Star
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Gertrud Star »

Hey ihr Lieben,

ich kenne das auch so in die Richtung, dass alles, was nicht dem eigenen vertrauten Tun entspricht, als Faulheit bezeichnet wird.

Beispiel:
Abitur nachholen und die dafür nötige Organisation für Schule/Bafög.
berufliche Qualifizierung, für die eigene Zukunft um Geld verdienen zu können (Ausnahme: einfache Lehre)
nicht im Haushalt helfen (können), weil die Erwartungen nicht erraten wurden (bei Teenies)
Arbeitsstellen, bei denen nicht hart körperlich gearbeitet wird.
Arbeitslose sowieso, Langzeitarbeitslose ganz besonders.
Bei Erwerbsminderungsrentnern gehts meist etwas, oft auch nicht.

Dann werden diese Menschen als faul abgestempelt, auch damit schlecht geredet.
Oft machen das aber die, die zuviel Zeit dazu haben und durch Verdienst von jemand anderem abgesichert sind, zumindest aber wo ein guter Zweitverdienst abfedern kann.

Was hab ich mich in der eigenen Familie auch wehren müssen.
Am letzten Weihnachten war jemand anderes dran mit fertig gemacht werden, leider.

Es werden immer Opfer gesucht. AB und an mal sich laut wehren könnte da helfen.

LG Gertrud
Kenny
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Kenny »

Liebe Aurelia,

ich habe heute schon ein tiefes Loch im Wald gegraben, da können wir meinen Schwarzen Brocken dann hinein werfen und Deinen gleich mit dazu :lol: Danach trinken wir Kaffee, futtern Kuchen und Sahnetorte bis uns schlecht wird und unterhalten uns über alles was uns gerade so im Kopf herum spukt. Darauf freue ich mich schon richtig.

Vielleicht sollten wir noch ein paar Löcher graben und Deine "reizende Verwandschaft" gleich mit entsorgen. Dann hätten wir genügend Entlastung um uns mal wieder um die schönen Dinge im Leben zu kümmern. :lol:

Manchmal denke ich, die Menschen die uns so wenig Mitgefühl entgegen bringen und uns absichtlich verletzen, indem sie unsere Erkrankung aktiv ignorieren und uns Faulheit unterstellen, die sind doch eigentlich arm dran. Meiner Meinung nach steckt da auch immer ein wenig Neid dahinter weil wir eben nicht mehr tagtäglich zur Arbeit müssen... Sie sehen unser Leiden nicht, sondern nur die Rente... Und dann sehen sie ihren eigenen zermürbenden Alltag....vielleicht mit einem wenig erfüllenden Beruf....mit stumpfsinnigen Tätigkeiten und einem geringfügigen Gehalt...(ich spinne jetzt mal ein bisschen herum, vielleicht liege ich ja ganz falsch...).

Genau wie Du habe ich auch mehrere Jahre gebraucht, um mit der EM Rente klarzukommen. Mein Berufsleben ist vorbei, das lässt sich einfach nicht mehr ändern. Ich hätte es lieber anders gehabt, aber meine Kraft ist verbraucht. Wenn mich heute jemand in dieser fiesen Form darauf anspricht und mich als faul bezeichnet weil ich nicht mehr arbeite....dann erwidere ich -mit einem möglichst strahlenden Lächeln: "Jedem so, wie er es verdient!" 8-)

Lass Dich nicht unter kriegen liebe Aurelia, bis bald mal wieder.

Herzliche Grüße

Kenny
Aida1
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
fatrate
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:16, insgesamt 1-mal geändert.
Kenny
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Kenny »

Hallo Aida,

dieser Spruch mag unterschiedliche Emotionen hervorrufen, das ist mir schon klar. Für mich ist er eine Abwehrstrategie die ich bei genau solchen Menschen wie Deiner früheren Freundin einsetzte, denn diese Menschen verletzen uns mit ihren Äußerungen zutiefst. Und das möchte ich so nicht mehr hinnehmen.

Für mich bedeutet dieser Spruch dann einfach: Ich bin ein wertvoller Mensch, ich habe das Recht von anderen Menschen respektvoll behandelt zu werden und meine Rente steht mir zu.

Scham- und Schuldgefühle plagen uns schon genug, denn sie sind Teil der Depression. Irgendwann muss ich dann selbst auch mal anfangen Grenzen zu ziehen, sonst geht die Spirale immer weiter nach unten...

LG Kenny
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo fatrate,

du schreibst
>>Ich kenne einige Leute mit Depressionen, die zeitweise, oder langfristig nicht arbeiten gehen können und sich selbst schämen, weil sie dem Staat "auf der Tasche liegen".
Dem ist aber nicht so, da EU-Rente eine Versicherungsleistung ist und kein Steuer-finanziertes Einkommen, wie z.B. Leistungen aus dem SGB II, oder SGB XII.<<

Was ist denn das für eine Logik?
Sollen sich die Empfänger von Leistungen nach SGB II oder XII schämen, dem Staat auf der Tasche zu liegen, die andern aber nicht?
Was ist das für ein Unterschied? Arbeiten tun beide (zumindest teilweise) nicht, weil sie nicht können. Der eine hat lediglich keinen oder nicht genug Anspruch auf die "guten" Sozialleistungen und muss diese ergänzen durch die "schlechten" (oder wenn er gar keinen Anspruch hat auf die "guten", nur auf die "schlechten" angewiesen sein), weswegen er sich dann vielleicht schämen soll?
Nur weil die einen Leistungen selbst erarbeitete Versicherungsleistungen sind und damit "die guten", heißt das nicht, dass jemand vorher nicht schlechter oder weniger gearbeitet hat, oder für die Arbeit nicht geringere "Opfer" gebracht hat als jemand, dessen "guten" Sozialleistungen ausreichen. Denn dafür dass sie nicht ausreichen oder jemand keinen Anspruch hat, gibt es noch ganz andere Gründe. Nämlich: schlechte Bezahlung (aus denen die "guten" Sozialleistungen berechnet werden), schlechte Arbeitsbedingungen, Kosten durch Kinder, ausbleibender Geldtransfer innerhalb der Familie, zu früh krank geworden, einfach Pech gehabt. Als nicht so fitter Mensch, der nicht Vollzeit arbeiten kann und in einem Hochmietengebiet wohnt, das ist ebenfalls eines der größten Armutsfallen hier im Lande. Da ist man ganz schnell bei Hartz IV oder Sozialhilfe.
Deshalb ist derjenige mit den "schlechten" Sozialleistungen aber auch nicht fitter als derjenige mit den "guten" Sozialleistungen, um den Bezug der "schlechten" Sozialleistungen zu vermeiden. Auch hat er für letzgenannten Zweck nicht zwangsläufig die bessere Ausbildung, Vitamin B oder sonstige Geldreserven oder -zuschüsse oder Steuerersparnisse durch Ehegatten, um die "schlechten" Sozialleistungen zu vermeiden.

Manchmal lohnt es sich, darüber nachzudenken was man von sich gibt.

Vor Jahren wunderten sich bei mir beispielsweise die Leute, wieso ich als Vollzeit-Arbeiterin mit einem der Verdienste der besseren Tarifverträge Wohngeldanspruch hatte und später bei Bezug der "besseren" Sozialleistung namens Arbeitslosenhilfe diese mit Sozialhilfe aufstocken musste.
Und wie weit wir hierzulande von Hartz VI entfernt sind, wissen auch alle, hoffentlich.

So, habe fertig.
Gruß Gertrud
juli74sara
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von juli74sara »

@gertrud: ich denke, fatrate wollte nur noch einmal unterstreichen, wie falsch die aussage ist, menschlich und sogar rechtlich. deinen ton finde ich recht scharf, was schade ist.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Kenny
Beiträge: 324
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Kenny »

Hallo zusammen,

ich empfinde das gesamte Hartz IV System menschenverachtend und entwürdigend. Nicht die Hartz IV Empfänger müssten sich schämen, sondern die Menschen, die ihren Bürgern dieses unwürdige System zumuten. Ein Leben unterhalb eines menschenwürdigen Exixtenzminimums, ausgegrenzt aus sozialer und kultureller Teilhabe....zusätzlich ständig sanktioniert mit z.T. unmöglichen "Maßnahmen".... auch für chronisch kranke und definitiv nicht arbeitsfähige Menschen....wenn ich anfange darüber nachzudenken überkommt mich einfach nur eine unbändige Wut!
Auch dass viele hochqualifizierte und begabte Menschen wie Du Gertrud, nie eine reale Chance bekommen ihre Möglichkeiten konstruktiv einzubringen, das ist einfach nur ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Manchmal wundere ich mich, warum nicht mehr Menschen aufstehen und dagegen demonstrieren....Vielleicht liegt es daran, dass vielen Hartz IV Empfängern aufgrund ihrer Lebenssituation einfach die Kraft fehlt, sich gegen diese Rahmenbedingungen zu wehren. Ich hätte diese Kraft aktuell auch nicht. Wir halten still, lassen uns zu Bittstellern degradieren und schämen uns noch dafür, wenn wir nach oft langer und anstrengender Berufstätigkeit, ein paar Euro bekommen....
Vielleicht sind wir garnicht so krank, vielleicht leben wir in einem kranken System, das seine Bürger so lange ausbeutet, schikaniert und die Menschen in sogenannten "Zeitarbeitsfirmen" regelrecht versklavt, bis sie zusammenbrechen... Da vermisse ich eine grunsätzliche Haltung sozialer Gerechtigkeit.

Sorry, das sind einfach so meine Gedanken zu diesem Thema.

LG Kenny
Bittchen
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Bittchen »

Hallo,

nur um noch mal die sogenannte "Soziale Gerechtigkeit" klar zu stellen.
Das Einkommen der Besserverdienenden hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht.
Die %Zahl fällt mir nicht mehr genau ein ,waren aber im zweistelligen Bereich.
Bei Harz 4 Empfänger und auch sonstigen geringeren Einkommen hat sich aber die Kaufkraft um
8% verringert.
Gestern erst bei "quer" im BR gesehen.
Das ist ein echter Skandal !!!
Flaschen sammelnde Rentner und Tafeln die Nahrungsmittel und Kleidung ausgeben,
alles auf ehrenamtlicher Basis,da fällt mir nichts mehr zu ein in unserm so reichen Land.
Welch eine gute Nachricht,jetzt wurde das Wohngeld erhöht,damit die Vermieter weiterhin überhöhten Mietzins kassieren können.
Das wird dann uns dann noch als besonders soziale Zuwendung verkauft.
Das Volk glaubt das auch überwiegend noch.

https://www.br.de/mediathek/sendung/que ... 00117c00fb" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße Bittchen
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Gertrud Star
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Juli
es gibt eben Sachen, die kann ich einfach nicht stehen lassen. Und das ist Spaltung der Gesellschaft, vor allem wenn dann die "unteren Riegen" noch dazu bewegt werden sollen, aufeinander los zu gehen und drauf anspringen.
Da bin ich sehr direkt, kann nicht anders.

Hallo Bittchen und alle,
zum Thema Regelsatz 2 Aussagen von mir:
erstens: Der Regelsatz kommt ja ursprünglich aus der Sozialhilfe. Es gibt da Infos, was da ursprünglich mal rein- und rausgerechnet worden sein soll, und an welcher Bevölkerungsgruppe der sich ursprünglich mal orientiert haben soll.
Dann wurde der Regelsatz umgemodelt und an das neue SGB II (Hartz) angepasst.
Lange Zeit wurde entsprechend der Rentensteigerungen erhöht, bis man merkte, dass der fast stagniert wegen der Rentenkürzungen. Auch nach der Änderung der Berechnungsmethode steigt der Regelsatz sehr langsam. Vor etwa 4 Jahren berechnete ich mal seit der Einführung 2005: die durchschnittliche jährliche Anpassung beträgt 5€ monatlich.
Übrigens heißt das Ding nicht mehr Regelsatz, sondern Regelbedarf. Aha. Der Bedarf wird vorgeschrieben und zugebilligt.
Da braucht einen nix mehr wundern.

Wieder mal nen Grund, den Süß zu gucken....

Ach herrje, ja ist das blöd bei mir gelaufen. Toll! ;)
Darum gehts aber grad nich.

LG Gertrud
Aurelia Belinda
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Nicht Nur bei dir Gertrud,
Auch bei vielen anderen ist es
“ dumm gelaufen ja “.
Da spielen denke ich viele Faktoren mit rein. Aber der soziale Abstieg, die finanzielle Not ist schon nicht außer Acht zu lassen.
Die wirft viele Fragen auf, was wäre wenn......Ich mehr Geld hätte.
Würde das Leben dann anders aussehen.
Was wäre wenn ich nicht in Depression gerutscht wäre, wo würde ich heute stehen. Und Und.
Manchmal stell ich mir auch die Frage.
Die Antwort ist nur schwierig.
Nicht alles ist ja “ Hausgemacht “,
Nicht unsere Schuld.
Warum fühlen wir uns manchmal schuldig.

@ Kenny,
Ich lasse dir mal einen schönen Gruß hier. Du weisst im Notfall komm ich vorbei. Ich denk an dich.

Herzlich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
fatrate
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:09, insgesamt 1-mal geändert.
lowrider

Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von lowrider »

Guten Morgen!
Gertrud Star hat geschrieben: Wieder mal nen Grund, den Süß zu gucken....
Ich les gerad den Thread und frag mich, was du mit diesem Satz wohl gemeint hast, Gertrud?
Hat das Handy autovervollständigt und sinnentstellt?
Bittchen
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Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von Bittchen »

Hallo,

wenn du gestattest lowrider antworte ich anstatt Gertrud.

Süß heißt der Moderator mit Nachnamen von der Sendung "quer" im BR.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
lowrider

Re: Wieder mal im Abgrund...

Beitrag von lowrider »

Ah, ok, unzutreffende Assoziation meinerseits. Ich guck nicht fern.
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