Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebes Bittchen
herzliche Grüße an dich!
Freu mich von dir zu lesen,du bringst immer die richtigen Worte in diesen Kreis,danke dafür.
Ostern war und ist die Erinnerung an einen der ersten heftigen Ausbrüche,die ich ahnungslos noch weggesteckt habe.
Aber auch die Erinnerung an Zeiten,wo die Kinder wunderbare Zeiten hatten,wir den Garten erobert haben und Familie lebten.
Es war eine gute Zeit,auch das war mein Leben,vor diesen Zusammenbrüchen,die alles veränderten,auch leider für meine Kinder.
Die Tochter blieb immer vertrauensvoll an meiner Seite,mein Sohn lebt das genau anders,er meidet den Kontakt,wenn ich auf ihn zugehe,verscheucht er mich.
Ostern ist auch in meinem Elternhaus,meine Mutter backt Struwen,mein Bruder ist aus Schweden gekommen,morgen treffe ich meine kranke Schwester zum Essen.
Wenn mein Fuß mich trägt,will ich Blumen pflanzen,Salat ins Frühbeet,die ersten Gartenmöbel rausbringen.
Am Stall läuft alles,Pferde und Reiter leben immer Pferdealltag.
Dir und allen eine gute Zeit!
anna54
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Hallo,ihr Lieben,

liebe Anna, ups,jetzt hatte ich gerade die Anrede geschrieben,da wurde sie auch schon gespeicher. So kurz wollte ich mich eigentlich nicht fassen...

Ich sage schon seit einiger Zeit,am besten sind die Feiertage,wenn sie vorbei sind. Diesem Osterfest sehe ich etwas gelassener entgegen,denn es ist so schön,dass sich alles draußen abspielen kann. "Alles" ist in diesem Jahr gar nicht so viel,und darüber bin ich froh.
Meine Schwiegereltern kommen morgen. Mit ihnen ist jeder Schritt genau geplant. Alles wiederholt sich fast minütlich. Ich weiß also schon ganz genau,dass sie morgen 10.30 Uhr kommen und 15.30 Uhr wieder fahren. Am Sonntag hat unsere jüngste Enkeltochter ihren 2.Geburtstag.
Darum trifft sich unsere Familie und die vom Schwiegersohn zum Brunch in einer Gaststätte. Ich finde das prima, keiner hat Arbeit. Ab Montag oder Dienstag verbringen unser Sonnenstrahl -Kind F.und ihre Mama, also unsere Tochter H.,paar Tage bei uns. Die Trennung unserer Tochter ist nun 4 Monate her. Anfangs war ich fassungslos,doch mittlerweile merke ich immer mehr,wie befreit H. wirkt. Ich bin sehr stolz auf sie,denn ihr ist es gelungen, ihren eigenen Weg zu gehen. Zum Glück können sie und F.s Papa immer noch gut miteinander reden und wichtige Entscheidungen für F. gemeinsam treffen. F.wohnt nun wochenweise bei Mama oder Papa. Sie muss dafür ihr Umfeld nicht verlassen, denn die Wohnungen beider Eltern sind nur etwa 300 m entfernt voneinander.

Über das Lächeln des Mädchens, das du von deiner Arbeit her kennst, liebe Anna,habe ich mit dir gefreut. Seit wir F.haben, sehe ich viele Dinge mit ganz anderen Augen. In diesem Sommer kommt sie in die Schule. Vor 6 Jahren waren wir uns überhaupt nicht sicher,wie ihre Entwicklung verläuft. Und jetzt ist das große blonde und vor allem immer fröhliche Kind bereit für die Schule. Es gibt Einschränkungen, aber dank einer sehr detaillierten Diagnostik nach 3 Tagen in der Körperbehindertenschule wird F. genau den richtigen Weg gehen können. Und dieses Wissen bringt mir ganz viel Licht in mein Herz.

Das wünsche ich,dir liebe Anna,und allen anderen hier auch.

LG,Edda
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
wie schön,dich zu lesen!
Ich wünsche dir schöne Ostern mit deinen Lieben.
Zur Zeit befreie ich mich von dem Druck,für andere funktionieren zu müssen. Meine Kräfte sind beschränkt,die lange Antibiose macht mich schlapp.
Meine Nichte ist gekommen,sie leidet noch sehr unter der Trennung der Eltern,da will ich gern meine Zeit mit ihr am Hof verbringen.
Dafür sage ich anderes ab und mache war mir gut tut.
Nichts ist kostbarer als das Vertrauen eines Kindes,da macht mich Kathrin auch nach vielen Jahren noch immer stolz.
Ich war gern in der Förderschule,auch wenn es anstrengend war.
Liebe Grüße
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich genieße noch die Ruhe eines langsamen Tages,gleich aber hole ich meine Schwester,das heißt wie,sich kümmern.
Ostern ist schwierig,zu lang,wie immer.
Die Natur macht ganz großes Kino,ich liebe dieses Aufblühen,ich erinnere mich so sehr an dieses Aufbrechen,es erinnert an die Phasen der Depression.
Der Frühling ist immer die Zeit nach der unendlichen Schwere des Winters,der Sommer wird anstrengender,der Herbst ist schon wieder Abschied.
Bilder haben mich gerettel,viel mehr noch als Worte,weil Bilder abrufbar sind,man sie sich vor Augen halten kann.
Aber die Angst vor dem Vergehen des Zaubers bleibt immer an meiner Seite.
Andere sehen den Gang der Jahreszeiten gelassen,ich spüre schon den Verlust,bevor ich die Gegenwart auch nur wahrnehme.
Das muss ich mir immer wieder klar machen,dass ich im hier und jetzt bleibe,damit ich nicht den Ballast von gestern mit den Sorgen um morgen mir selbst vor die Füße knalle.
Ich mache das selbst,ich lebe immer noch in alten Mustern,ahne etwas von den Möglicheiten,aber ich lebe es nicht,noch nicht.
anna54
Lerana
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Lerana »

Liebe Anna,

die Intensität des Frühlings liegt für mich gerade auch in dem Bewusstsein, dass er so schnell vergänglich ist. Ich kann ihn dadurch noch intensiver genießen. Ihn festhalten kann man nicht.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Lerana
ich kann das letzte Jahr kaum beschreiben,die Pfleges des Vater,die Betreuung meiner psychotischen Schwester mit vielen Monaten in der geschlossenen Psychiatrie.
Alles flog an mir vorbei,alle Kontakte zerbrachen,selbst mein alter Hund lief mir weg,weil ich nie da war,immer auf dem Sprung das Allernotwendigste hier erledigte.
Da ist mir auch die so wichtige Zeit in der Natur abhanden gekommen,jetzt sehe ich den Frühling und wieder entschwindet mir die Zuversicht,dass ich sehe,was ist,dass ich mir Zeit und Geduld leiste,auskosten ist ein Wort,das ich nie vor mir kannte und wohl auch nie erleben werde.
Ich bin flüchtig,nicht gewollt,eher getrieben.
Wohl sind es die Momente als ganz junge Mutter,wo manchmal beim Stillen eine Art Ganz-sein da war und blieb.
Aber das war zwischen den vielen Überforderungen selten und jede schlaflose Nacht machte alles wieder zunichte.
Oft kamen mir Tränen,wenn ich später im Beruf,die Innigkeit zwischen Mutter und Kind bei anderen Müttern erlebte.
Ich wünsche dir von Herzen diese Momente,sie sind die Kraftquelle.
Ganz herzliche Grüße
anna54
Lerana
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Lerana »

Liebe Anna,

oh je... dieses getrieben sein ist schrecklich. Ich finde es ist wie Schlafwandeln, man erledigt zwar alles was getan werden muss, empfindet aber keine Befriedigung. Es ist wie im Robotormodus. Ich hoffe, du findest Wege, die dich das Hier und Jetzt wieder spüren lassen. Was ist mit Achtsamkeitsübungen? Kannst du die bewusst einbauen?

Ich hatte viele "Eins-Momente" in dein ersten Jahr mit meinem Kleinen. Diese Zeit gehört zu den schönsten meines Lebens, obwohl ich so viel Angst vor ihr hatte.

Ich wünsche dir von Herzen, dass auch du wieder solche Momente spüren kannst.

Die herzlichsten Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Lerana
ich habe ja das Glück,durch mein Leben auf dem Bauernhof die Achtsamkeit immer vor Augen zu haben,das hilft sehr.
Mein alter Hund macht mir meine Auszeiten sehr angenehm,weil er vor meinen Füßen schläft.
Oft ist mein Haus ganz ruhig,dann kann ich gut vorbereiten auf die Unruhe am Abend.
Gestern war ich zu einem Vortrag,zum Trialog der Psychiatrischen Klinik,es ging um Sucht und die Frage,was war zuerst,psychische Erkrankung oder Sucht.
Die Referentin war mir zu oberflächlich,sie plauderte mehr,als dass sie Fragen und Anregungen ernst nahm. Dann war die Zeit um,und man stand nicht weniger schlau wieder vor den gleichen Fragen.
Gott sei Dank begleitet mich eine tolle Frau,auch Therapeutin zu den Terminen,fast vergessen,wie wohltuend Frauen sind,mit denen man immer mehr Schnittstellen findet.
Mein Schwager hat mir gestern den Nachmittag "gestohlen",so einfach durch die Tür und dann das große Wort führen,mich belehren,wo ich nicht belehrt werden möchte.
Inzwischen kann ich gut gegensteuern,aber es bleibt fast ein Schmerz,der erinnert wie sehr ich mich früher angepasst und verbogen habe.
Abends war Springstunde draußen und es war warm genug auf den Bänken am Reitplatz zu sitzen.
Eine liebe,sehr alte Reiterfrau machte einen Besuch und ich freute mich sie nach langer Krankheit wieder aktiv zu erleben.
Plötzlich hatten wir vor dem Gewitter einen mächtigen Sandsturm,mit schwarzem Sand vom Acker,Pferde waren noch draußen,der Sand kam durch alle Ritzen.
Heute kann ich mehr erledigen,ich kriege meinen alten Rhythmus fast wieder hin.
Der Fuß ist komplett abgeheilt,6Wochen statt 14,wie der Arzt am Anfang vermutete.
Jetzt muss ich die Ursachen angehen,also wieder Arzttermine.
Hab mir meine Leseecke oben wieder eingerichtet,Kissen und eine tolle Tagesdecke versteckt das Gästebett,ich bin jetzt mein Gast!
Ich muss rausgehen können aus Situationen und Gesprächen,die mir nicht gut tun,fast flüchten.
Mein Auto ist ganz wichtig,immer die Möglichkeiten offen halten,das macht mutig und die Schritte können größer werden.
Wenn ich weiß,wo meine Grenzen sind---welch ein Lernschritt,dann ist es um sehr viel leichter.
Ausgeliefert sein,das ist Feindesland.
Da kommen die ganzen Erfahrungen mit den Anfängen der Krankheit wieder vor Augen,als wenn es gestern gewesen wäre.
Feindesland betrete ich nicht mehr und wenn doch,dann gut gerüstet.
Meine Wut wurde zum Mut,meine Stimme ist wie gestern Abend dann schon einen Tick anders,wenn jemand nur ein Thema "abarbeitet" und dem Ziel dieser Gruppe in keiner Weise gerecht wird.
Nicht mehr angepasst,nichts passt mehr.,ich hab mir das nicht ausgesucht,das war Überlebenskampf und am Ende war es bitter,wer will da erhebliche Verluste waren.
Gewonnen hab ich Zuversicht vieles meistern zu können.
Sich trauen ist der erste Schritt,gut wenn jemand den Hintergrund bewacht.
Oft,fast immer, war ich allein "an der Front",selten trauen sich andere,wenn es unangenehm wurde,aber gewinnen wollen sie alle.
Keiner gibt mir etwas zurück,das war meine bitterste Erkenntnis,bis ich erkannt habe,dass ich mich selbst reich beschenken kann.
anna54
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
"ich bin jetzt mein Gast" , dieser Satz war sehr ermutigend für mich. Du hast dir das Zimmer gerichtet, damit du dich wohlfühlen kannst. Ich sehe dich vor mir, wie du mit deinen Gästen umgehst, liebevoll und behutsam. Ich wünsche dir, dass du auch so mit dir selbst umgehst.
Es ist schön zu lesen, dass du deinen alten Rhythmus fast wieder gefunden hast, aber auch da: alles hat seine Zeit.
Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins kenne ich nur zu gut und es hat mich bei meinem letzten Klinikaufenthalt fast an den Wahnsinn gebracht und noch heute habe ich eine unbändige Angst davor. Und da bist du mir für mich ein Vorbild. "Feindesland betrete ich nicht mehr, wenn doch, dann gut gerüstet." Mir geht es leider noch immer so, dass ich dann überschwemmt werde und erstarre, aber ich arbeite daran.
Auch ich wünsche mir die Erkenntnis, dass ich mich reich beschenken kann.
Dir alles Liebe
lore
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe lore
Feindesland muss ich leider manchmal doch betreten----oder mir begegnen Menschen,die mir nicht gut tun und plötzlich stehe ich doch im Feindesland.
Aber es gibt auch die schlimmsten Erfahrungen mit der Psychiatrie,da gehe ich nur noch hin,wenn ich meine kranke Schwester besuchen muss.
Das schlägt Wunden,die ich verdränge,sonst würde ich keinen Schritt über die Türschwelle schaffen.
Das ist einfach mein Wissen,wie es ihr dort ergeht und ich sie nicht im Stich lasse.
Im Moment geht es ihr gut,sie bekommt einen Arbeitsplatz in meiner Nähe.
Gestern haben wir zusammen das 6Wochenseelenamt für unseren Vater besucht,und es gab noch ein Abendessen.
Das hat viel Kraft gekostet,heute bin ich leer und zwinge mich, das Nötigste hier zu schaffen.
Morgen hab ich einen Termin für mich,hoffentlich entspannt.
Ansonsten mache ich eine Liste und ich hab vieles in die Zeit gesetzt.
Heute ist hier Sonne,ich liebe diesen hellen Tage und die Pferde sind wieder auf den Weiden.
Viele gute Momente,da hab ich Glück----aber es ist auch diese ewige Erinnerung,welchen Preis mich das alles gekostet hat.
Ohne meine Tochter wäre ich hier verloren,und leider hat sie kaum Zeit für mich.
Anstrengender Beruf und dann hier so viele Pflichten.
Aber ich sammle die guten Momente und setzte mir jeden Tag selbst eine Belohnung in Aussicht.
In den kleinen Dingen die Freude entdecken.
Ich muss wieder Termine machen,weil meine Beine schlimm sind und bleiben es,das ist bei Wärme ein großes Problem. Aber wie immer, hab ich selbst geholfen,zwei lange Kleider gefunden,da sieht man die schrecklichen Gummistrümpfe nicht.
Jedem dunklem Moment setzte ich einen Lichtblick entgegen,das gelingt,wenn ich das jeden Tag übe,wenn ich den Schatten ausweiche,sie sind immer da,aber sie bekommen keine Macht.
Und wenn doch,dann wird es Zeit,sich zusätzliche Hilfe zu holen.
Auch ich hab Zeiten,da sitze ich nachts im Bett und wähle ewig die Nummer der Telefonseelsorge,das sind schwarze Stunden.
Das ist gefährlich,daher hab ich in diesem Monat einen Probetag in einer Tagesklinik,hoffentlich hab ich Glück damit.
Ich sehe vieles nicht mehr an,erst wenn es an der Reihe ist,vertagen,das gelingt mir immer öfter.
Ein Stück im heute bleiben,die Sorgen von morgen kommen von selbst.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

ich habe auch deine Zeilen in meinem Thread gelesen und möchte dir noch dafür danken.
Zwar schreibe ich noch über meine jetzigen Probleme,aber ich kann mich ganz schlecht in andere Menschen rein denken und kann nur wenig Trost oder Hoffnung geben.
Auch wenn sie mir wie du und noch andere Betroffene hier ans Herz gewachsen sind.
Im Moment habe ich das Gefühl ,meine Gedanken kreisen nur um mich selbst und den eigenen Empfindungen,um irgendwie weiter machen zu können.
Das ist normalerweise nicht mein Naturell.
Ich weiß nicht ob du verstehst was ich meine ?
Aber ich möchte dir doch mitteilen,dass ich froh bin ,dass du bei dem Autounfall mit dem Schreck davon gekommen bist.
Das ist mir wichtig und ich möchte dir weiterhin alles Gute wünschen.
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Bittchen
du bist ein sehr empathischer Mensch,warum zweifelst du das an?
Ich kenne auch Zeiten,da dreht sich alles um die eigenen Probleme,das ist völlig normal,auch wenn man die Größe und Dauer bedenkt!
Mein Auto fährt noch,die Werkstatt steht nächste Woche an,mich nerven nur die zusätzlichen Termine.
Mein Fuß macht wieder Probleme,ich muss doch noch mehr Pausen einlegen.
Ein Besuch bei einer Heilpraktikerin war gut,ich werde eine Substanz ausprobieren.
Das kalte Wetter ärgert mich,ich will draußen mehr Zeit verbringen können.
Mein Handwerker kommt langsam vorran,meine Blumen können dann wieder an ihren Platz.
Wie schnell mich Kleinigkeiten aus der Fassung bringen,zeigt nur das Defizit,dass ich immer noch habe.
Selten komme ich über das Pflichtprogramm im Haushalt weiter,ich sehe Baustellen und kann wenig ändern.
Zwei Schwestern machen Urlaub und ich kümmere mich um die Mutter,sie kommt langsam zu der Einsicht,dass sie nicht allein im Haus leben kann.
Der erste Unfall ist schon passiert.
Die Leute vom Hausnotruf lassen sich 45 Minuten Zeit um einzutreffen???
Die Pflege meines Vaters war zwar bei weitem anstrengender,aber ich bin weiter angebunden.
Gestern hab ich einen Flohmarkt besucht und Schätze gefunden,das sind meine besten Auszeiten.
Heute werde ich auch einen kleinen Ausflug wagen.
Sonntage sind nicht einfach,ich komme mit meiner Stimmung immer wieder in ein Wechselbad.
Anpacken und sich auch war trauen,später läuft es dann irgendwie.
Allen schicke ich Sonne,hier ist es trüb,aber wir lieben jeden Regentropfen für unsere Wiesen.
Der Löwenzahn hat jetzt tausende Pusteblumen,ich sollte Scharen von Kindern einladen.
Meine Tochter hat mit zwei Pferden auf den Turnieren Siege geholt,da feiert gibt es was zu feiern,ich freu mich einfach für sie.
Eine Einladung hab ich gestern ausgeschlagen,abends bin ich fix und alle.
Irgendwann kommt ein Impuls und ich kann das Gelumpe der nächtlichen Träume abwerfen,ich bin oft gefangen in einem Zwischenraum von wach und doch gefangen von den Ängsten der Nächte.
Die Woche für das Leben hat ein ernstes Thema:Suizid,ich werde mich aufmachen,werde sicher wieder enttäuscht,wie immer.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
das Wetter wird bedeckter,die Sonne fehlt sofort.
Meine Stimmung ist ähnlich,auch so wechseld,wie das Wetter.
Wie immer, wird aus dem sich nur zeitweise kümmern müssen bei der Mutter ein täglicher Einsatz.
Anders geht es nicht,warte auf die Rückkehr meiner älteren Schwester.
Ich halte das nur aus,in dem ich versuche,nur den Tag heute zu meistern.
Täglich kommen neue Baustellen hinzu,nur die kleinste könnte ich schaffen.
Überall ist zu viel,zu oft,zu nervig,zu schwierig,zu schmerzhaft,zu oft ausweglos.
Ich gehe,wenn mich der Mut nicht wieder verläßt zu einem Probetag in eine Tagesklinik,um dann zu besprechen,ob es Option für mich sein kann.
Das hört sich gut an,ist aber in der Umsetzung schwierig,man sitzt einen ganzen Tag sinnlos rum und angeblich macht sich das Team daraus ein Bild,Gespräche gibt es nicht.
Ich war schon oft in der Klinik,meist im Anschluß aus der vollstationären Behandlung.
Mein System der ambulanten Hilfe möchte ich nicht aufgeben,das funktioniert gut.
Zum Schluss möchte ich einfach loswerden,dass mich fast entsetzt hat,dass die Kirchen wieder einmal eine Woche für das Leben abhalten,Thema ist,man glaubt es nicht,Hilfe in suizidalen Krisen.
Wer glaubt,da geht was,der darf viel lesen,einer schreibt wie der andere,viel beklagen und dann nur den Hinweis auf die Telefonseelsorge geben----
Man glaubt nicht mehr
man kann nicht mehr glauben
hoffnungslos,was Kirche da macht.
anna54
PS: es wird auch auf das Forum Depression hingewiesen,die Deutsche Bahn macht das,aber wo hier schreibt einer über das Thema?
Lerana
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Lerana »

Liebe Anna,

wenn ich dich lese, dann denke ich, du bist eine reiche Frau: Reich an Emotionen, reich an Bildern, reich an Menschen, reich an Natur, reich an dir. Ich wünsche dir so sehr, dass die Leere diesen Reichtum nicht zu verdrängen mag und dass du ihn selbst nicht nur erkennen, sondern auch spüren kannst.

Ich danke dir jedenfalls, dass du uns an deinem Reichtum teilhaben lässt.

Für die Tagesklinik drücke ich alle Daumen.

Herzlichste Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Lerana
das ist Depression,wenn du am Meer sitzt,die Kinder sind neben dir,dein Partner begleitet dich,der Wind wehr sanft über die Dünen,alle sind satt und zufrieden----
und du fühlst nichts
in dir ist schwarze Leere,die dich verschlingt.
Ich bin einmal auf meiner kleinen Lieblingsinsel bei bestem Wetter losgegangen,ein Schauer,nur so viel,dass ich den ersten,dann den zweiten Regenbogen sah,dicht an den Wellen entlang,bis mir meine Tochter auf einem Pferd entgegenkam,eine ganze Gruppe Kinder,übermütig,voller Freude durch die Gischt reitend----schöner geht nicht und ich fühlte nur dieses schwarze Loch und kämpfte mit aller Macht gegen diesen Zehntnerdruck auf der Brust.

Alles Leben ist tod,eingefroren,überall ist es eiskalt,jede Bewegung ist Last,übermächtig.
Und was machst du,du lächelst,du bist Mutter,du willst deinen Kindern keine Last sein,irgendwann ist das Lächeln die zweite Maske geworden,aber die kannst du nicht mehr abnehmen,das glaubt dir keiner mehr,dass du darunter leidest,wie es kein Mensch sich nur vorstellen kann.

Wenn es dir nicht gelingt,dass du Orte findest,wo du ohne Angst diese Maske abnehmen kannst,dann mußt du acht geben,dass dir die Deression nicht mit noch mehr Macht alles wegreißt,du wirklich hilflos und völlig machtlos am Boden liegst,aufstehen geht dann nicht,du kriechst,wenn du Glück hast noch in dein Bett zurück.

Ich habe seit Jahren eine ganz böse Entwicklung,sie ist stärker als alles was ich kannte,und ich kannte nach 20Jahren viel.
Das Machtvolle ist die einzige Erklärung für mich,dass so viele Menschen ihr zum Opfer fallen,10.000jährlich.
Nun muss ich mir das ansehen,Therapeuten finden,die darüber reden,mich nicht rauswerfen,sich nicht täuschen lasse,von meiner Fähigkeit,das alles wegzudrücken und freundlich zu lächeln und munter aus meinem bunten Leben zu berichten.

Das möchte ich erzählen dürfen,auch hier im Forum,Mut machen,dass es auch mit der Last einer so schwersten Krankheit möglich ist,ein reiches Leben zu führen.
Ich bin nicht Depression
ich bin ich,und ich finde mich wieder,erfinde mich manchmal neu,finde,was ich nie ahnte,was alles möglich ist.
Wenn wir nicht darüber reden können,dass es Stadien der Depression gibt,die suizidal gefärbt,gefälscht und wie zwanghaft sind,dann gehen noch mehr in die falsche Richtung.
Papagenoeffekt nennt sich das,vom Überleben zu berichten!
Mein Wunsch wird sich nicht erfüllen,weil der Deckel drauf bleiben soll,weil die Tür verschlossen sein soll.
Die Angst scheint groß zu sein,ist es auch Nichtwissen,wie man dann umgehen soll,mit Menschen,die nicht mehr erreichbar im Tunnel stecken.
Dass man da wieder rauskommen kann,das zeigen mir meine Krisen,sie sind ungeheuerlich,fast tödlich,aber überlebensfähig,keiner sollte mich je nach dem Schmerz fragen,ich könnte es nicht überleben.
anna54
Christiane1
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Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Christiane1 »

Hallo anna,

du bist damit absolut nicht alleine.

Von 365 Tagen im Jahr habe ich bestimmt Eindrittel wo ich denke "Lohnt es sich noch, geht es mal wieder richtig gut?". Womit könnte ich mich am besten wegbefördern? Schon diese Logistik dahinter und was man so alles hinterlässt, ne ne ne, zu viel Arbeit.

Ich habe eine Äusserung in Erinnerung einer Mitpatientin mal, die etwas so Kluges sagte, dass ich
immer daran denken muss. Bezüglich der schlimmen Gedanken und Gefühle in sich sagte sie, dass sie immer denkt, warten wir mal bis morgen, "machen" kann ich es ja immer noch. Ich bin auch so dieser Typ und mir hilft es, wenn ich immer wieder verschiebe...... 8-)

Mehr kann ich dazu nicht sagen, der Rest an Leben gehört mir und nicht ins Forum.

Liebe Grüsse
Christiane
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Christiane,
danke für deine Antwort,ich hab vertagen können,ich hab Gespräche führen können,das hat entlastet.
Der Trigger war die Ankündigung der Kirchen,Eine Woche für das Leben,Thema Suizidprophylaxe.
Letztlich ist hier vor Ort n i c h s t s angekommen.
Wirklich nichts.
Ich habe sorgfältig gesucht,nachgefragt,schließlich einen Termin mit einem Seelsorger geführt,er kannte nicht mal den Ansatz von psychischen Erkrankungen,er hatte sich weder informiert,noch wußte er,wo Information zu bekommen war.
Aber es war beeindruckt,dass jemand nachfragt,und so haben wir ein langes Gespräch führen können,dass ihn zeitweise vom Hocker warf.
Ein junger Pfarrer,von dem man annehmen würde,er weiß mindestens ansatzweise,was psychische Erkrankungen sind.
Nach dem Gespräch war ich so aufgewühlt,dass ich zitternd mich vor der Kälte,die mich innerlich wieder lahm legte flüchten mußte.
Das hat sich beruhigt,weil zufällig liebe Reitermädchen kamen,ich konnte umschalten.
Diese Umschalten können auf einen anderen Funktionsmodus,das ist oft meine Rettung,man muss das üben,sich Hilfsmittel immer bereit legen,sonst wird man überrrollt und kommt in einen schlimmen Zustand.
Mein Hund hiflt ungemein,er liegt dann immer vor meinen Füßen,weicht nicht von meiner Seite.

In dieser Woche hab ich endlich einen wichtigen Termin hinter mich gebracht.
Im letzten Jahr der völligen Überforderung war es immer wieder Thema,dass ich in die Tagesklinik gehe,mehrere Anläufe hab ich abbrechen müssen.
Immer war es die Versorgung meines so kranken Vater,die mich in Beschlag nahm.
Irgendwann wurde ich immer unsicherer,was ich wollte,was wichtig für mich ist.
Dann hab ich das mit der Ärztin der Klinik mutig ansprechen.
Sie reagierte sehr offen und gab mir Zeit,bis mein Vater seinen Weg gegangen ist.

Jetzt ist es leicht,Angst vor der ersten Begegnung einer Klinik war riesig,aber ich bin einfach meiner innneren Stimme gefolgt.
Alte Bekannte im Team kannten mich noch,ich hatte ein gutes Arztgespräch.
Jetzt warte ich auf weitere Info,Wartezeiten sind viele Monate,ich kann als Springer eher Glück haben.
Ziel ist auch meine Medikation meiner körperlichen Verfassung anzupassen.
Meine Beine sind schlimm,ich werde da konsequent die Therapie weitermachen müssen.
Das zweite Ziel ist ein Hilfeplan für suizidale Krisen,der wirklich zuverlässig sein sollte.

Glück ist,dass mich die Klinik kennt,ich war viermal in zwanzig Jahren dort,zuletzt vor 10Jahren.
Jetzt hab ich ein Ziel und kann mich anpassen.
Angst vor der Schwelle einer Klinkik war riesig,aber ich hab es in Etappen geschafft.
Ich kann gehen und ich kann bleiben.
Glück ist,dass ich nur wenig Fahrzeit habe,so kann mein Alltag hier weiterlaufen,um 16Uhr ist immer Schluß.
Meine Mutter kann ich dann abends versorgen,die Geschwister müssen sich umstellen.
Nun muss ich hier noch einiges schaffen,das Haus muss versorgt sein,die Baustelle draußen abgearbeitet werden.
Letztes Jahr hab ich immer nur das Notwendigste hier erledigt,immer gingen die alten Eltern vor.
Jetzt sieht man da an allen Ecken.
Schritt für Schrittt und altes Gelumpe loswerden,innen und außen,auch bei mir!
Der Weg über den Hof rettet mich immer,hier hab ich gute Möglichkeiten,dieses schon beschriebene Umschalten auch zu schaffen.
Glückliche Menschen,zeitweise,auf ihren Pferden,das ist Immerhof für einen kleinen Zeitraum.
Wir leben aber auch die Wirklichkeit,jede Woche gibt es Notfälle im Stall,Zwischenfälle und Ärger.
Das ist viel Verantwortung,viel Arbeit und die Bereitschaft sich immer einzubringen.
Fluchten sind möglich,selten,aber möglich.
Sonntag wir meine Mutter 93Jahre,wir werden eine Kaffeetafel ausrichten und den Friedhof besuchen.
Allen viel Sonne!
anna54
wohin geht die reise
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Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
"Schritt für Schritt und altes Gelumpe loswerden, auch bei mir", Du bist jetzt den Weg gegangen und hast dich für die Tagesklinik entschieden (so jedenfalls hab ich es verstanden) Der Zeitpunkt ist noch nicht klar, aber die Zielsetzung und das ist schon viel. Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass die Tagesklinik mir viel abverlangt hat, da gilt es sicherlich noch mal zu schauen, wie du damit klar kommst.
Ich möchte noch etwas zur Woche für das Leben sagen. Ich habe in unserer Dienstbesprechung, die immer mit einem Impuls beginnt, etwas zu dem Thema Suizid und Suizidprävention gemacht und bin auch persönlich gewesen. Aber mir ist es auch nicht gut damit gegangen, ich habe überhaupt keine Reaktion auf den Impuls bekommen.
Das einzige, was bei uns passiert war, das Plakat war ausgehängt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Gespräch dich aufgewühlt aber vielleicht auch traurig,wütend gemacht hat.
Was ich an dir bewundere, ist deine Fähigkeit dann Umschalten zu können
LG
lore
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,liebe Mitleser,

dein Beitrag hat mich wieder Mal sehr nachdenklich gemacht.

Auch ich hatte schon im zurückliegenden, sehr anstrengendem Jahr, öfter die Überlegung wieder in eine Klinik zu gehen.
In einer Tagesklinik war ich ja noch nicht.
Da hatte ich auch schon vor 4 Jahren einen Termin ,den ich dann aber abgesagt hatte.
Es war damals nicht die Angst vor der Klinik ,oder doch?
Aber ich hatte aber auch Angst davor in der Klinik wieder das Rauchen anzufangen.
Denn ich hatte es da geschafft ein halbes Jahr ohne Nikotin auszukommen,das wollte ich nicht aufs Spiel setzen.
Für mich war der Entzug sehr schwierig und ich wollte nicht wieder scheitern.
Billige Ausrede ?
Ich weiß es nicht.
Aber ich war 50 Jahre Raucherin ,zuletzt habe ich über 30 Zigaretten geraucht.
So süchtig bin ich.
Hätte ich nicht aufgehört,wäre die COPD weiter fort geschritten und ich würde wohl heute an der Sauerstoffflasche hängen.
Nach dem Kampf gegen die Nikotinsucht geht das Atmen sehr viel besser.
Schlechte Gefühle wollte ich ja auch weg rauchen,aber auch das funktioniert genauso wenig wie weg trinken.
Das Nikotin los zu werden war für mich sehr anstrengend.
Der Stoff bedient ja nach meinem Wissen im Gehirn die gleichen Rezeptoren wie beim Trinken.
Dadurch geriet ich,genau wie nach dem Trocken werden,in eine schwere depressive Episode.
Auch mit wiederkehrenden Suizidgedanken.
Dann war ich doch vor 3 Jahren in einer psychotherapeutischen Reha.
Da kann ich nicht sagen,da war es nur toll,aber es war eine gute Auszeit und ich konnte auch was mitnehmen,was mich ein Stück weiter brachte.
Da waren die Raucher dann sehr" isoliert ", draußen in einem Gartenhäuschen durften sie ihrer Sucht nachgehen und ich blieb standhaft .
In der Akutklinik in der ich vorher war,spielten sich die sozialen Kontakte auf dem Raucherbalkon ab,da war ich sehr gerne,lach.
Heute bin ich seit über 4 Jahren "clean",darauf bin ich sehr stolz.
Bei den aktuellen Begebenheiten,die mich psychisch und physisch sehr überfordern, wäre die Tagesklinik eine Option.
Dunkle Gedanken kommen und gehen,im Moment ist es aber damit besser.
Noch hält mich die Vorstellung davon ab,dass mein Mann dann hier alleine wäre.
Denn nach wie vor herrscht hier das Chaos.
Gestern war der Brand ein Jahr her, trauriges Jubiläum.
Allerdings wäre ich ja am Abend zurück,wenn ich in einer Tagesklinik wäre .
Vielleicht doch nur eine Ausrede von mir ,weil die Ängste vor der Anstrengung überwiegen ?
Vielleicht auch,weil ich seit gut zwei Jahren ohne Medikamente auskomme und in der Klinik da auf großen Widerstand stoßen würde ?
Kopfkino ist ja auch wieder dabei.
Ich weiß es nicht,bis jetzt bin ich noch unentschlossen.
Wenn ich über mich so nachdenke,habe ich ja auch nichts ausgelassen was mir geschadet hat.
Das kann ich heute nicht mehr ändern,aber ich bin dankbar, dass ich doch bei den Süchten noch die Kurve bekommen habe.
Besser spät als nie.
Auf alle Fälle bewunder ich deine Entscheidung,ich finde sie gut und richtig.
Es ist motivierend zu lesen, dass du auch noch diese Stärke hast und gut für dich zu sorgen willst.
Wir haben ja im Lebenslauf einige Gemeinsamkeiten ,da bist du bist immer wieder ein gutes Vorbild für mich.

Ganz liebe Grüße und ich drück dich.
Deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Ich habe es so lange nicht geschafft Dir zu schreiben.

Ich möchte Dir mal wieder sagen, wie gerne ich von Dir lese und wie hilfreich es für mich ist - hilfreich, weil ich mich besser verstehe. Auch meine eigenes Dilemma - ich lächle, weil ich meinen Kindern keine Last sein will, nicht meinem Mann, nicht meinen Eltern, niemandem - aber innerlich wird es immer kälter. Ich fühle mich nicht mehr - keine Gefühle, kein Leben, keine Wünsche - und verliere mich selbst mehr und mehr.
Alles Leben ist tod,eingefroren,überall ist es eiskalt,jede Bewegung ist Last,übermächtig.
Und was machst du,du lächelst,du bist Mutter,du willst deinen Kindern keine Last sein,irgendwann ist das Lächeln die zweite Maske geworden,aber die kannst du nicht mehr abnehmen,das glaubt dir keiner mehr,dass du darunter leidest,wie es kein Mensch sich nur vorstellen kann.

Wenn es dir nicht gelingt,dass du Orte findest,wo du ohne Angst diese Maske abnehmen kannst,dann mußt du acht geben,dass dir die Deression nicht mit noch mehr Macht alles wegreißt,du wirklich hilflos und völlig machtlos am Boden liegst,aufstehen geht dann nicht,du kriechst,wenn du Glück hast noch in dein Bett zurück.
Das ist das Gefährliche der "Maske" -ich spüre es selbst auch - ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Die Diskrepanz zwischen meinem "Schein" und meinem "Sein" wird immer größer. Die letzten Wochen war dieses Gefühl "verrückt" zu werden wieder sehr groß - nicht mehr unterscheiden zu können zwischen real und Illusion.
,sich nicht täuschen lasse,von meiner Fähigkeit,das alles wegzudrücken und freundlich zu lächeln und munter aus meinem bunten Leben zu berichten.
Dabei bin ich betäubt, weit weg - ohne Bezug zur Umwelt - in meiner "Rolle".

Und innerlich ist alles kalt und leer. Ganz real spüre ich die Kälte - so oft. Und zittere und bin wie "gelähmt". - müde - unendlich lebensmüde.
dass ich zitternd mich vor der Kälte,die mich innerlich wieder lahm legte flüchten mußte.
Du redest darüber - nicht nur hier. Liebe Anna - dein Mut beeindruckt mich. Danke, dass du schreibst und uns teilhaben lässt. Mich erreichst du - und ermutigst mich.

Immer wieder stehst du auf - gibst nicht auf - hast dich entschieden in eine Tagesklinik zu gehen. Das ist gut.

Ganz liebe Grüße
Camille
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe lore,ich habe mich beruhigt,das Thema hat sehr aufgewühlt,insbesondere das es keinen Umgang mit dem Thema gab.
Wenn Kirche sich auf die Fahnen schreiben will,Seelsorger zu sein,dann müste sie aktiv werden.
Was bleibt ist ein Kontakt,der gut war,aber es bleibt auch die Tatsache,dass ich nichts erwarten kann und darf.
Schweigen und beten.
Frauen machen sich auf,ich lese begeistert von Maria2.0.
Herzliche Grüße
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebes Bittchen
wie gut,dass du das Rauchen loswerden konntest,es ist eine schwere Sucht.
Jede Klinik hat ihre Raucherecken,ich bin als ehemalige Raucherin dabei gewesen,weil es dort lebendig war.
Schlimm waren Raucherräume auf den Statione,da war ich weg.
In der Tagesklinik haben die Ärzte und Therapeuten zusammen mit den Patienten Raucherzeiten "gepflegt".
Irgendwann hat das ganze Team gleichzeitig aufgehört,damit verloren wir wichtige Ansprechzeiten,es hat auch dann wirklich etwas gefehlt.
Jetzt kenne ich die Situation dort nicht mehr,10Jahre sind eine lange Zeit.
Aber noch vier Mitarbeiter kenne ich und sie kennen mich,auch dunkle Seiten.
Ich bin hin und her gerissen,aber ich gehe jetzt mutig den Weg,es ist ein Versuch,noch mal die Medikation zu überprüfen.
Die Ärztin macht das nicht,alle 8Wochen ein Termin,wie ihn der Computer angibt.
Zweifel sind nicht erwünscht,Belehrungen einstecken und aus Angst schweigen,so ist es.
Ob ich meinen Alltag schaffen kann? Die frühe Anfangszeit war immer und bleibt immer ein Problem.
Meine Geschwister haben keine Reaktion auf meine Ankündigung gezeigt,das war schwierig.
Erwartungen sind hoch,ich soll funktionieren,meine Mutter braucht Unterstützung.
Wenn ich meinen Hund versorgt weiß,dann kann ich hier auch alles stehen und liegen lassen.

Ich will das Gefühl loswerden,dass ich nie eine Chance hatte,gegen diese schwere Krankheit,da ist es hilfreich,wenn ich mit der früheren Therapeutin wieder anknüpfen kann.
Was ist gebleiben,was konnte ich verändern,nach 10Jahren?
Letztlich hat sich nur verändert,wie ich auf mich selbst blicke und damit auslöse.
Ich werde mir treu bleiben und das ist das ,was trägt.
Niemanden lade ich mehr ein,mich zu bewerten,jeder Übergriff wirft mich sofort aus der Bahn und befeuert alte Brandherde und Trümmerfelde.
Trümmerfelde,das Wort trifft es leider.
Scherbenhaufen trifft es auch.
Wie soll man da je rauskommen,geduckt,eingerollt zur Winzigkeit,nur keine Angriffsfläche mehr bieten.
Bilder der Depression und ihrem Gelumpe an Macht und Angstgeflecht,dabei auch noch Scham und Schuld.
Mit mir nicht,heute ganz sicher nicht,und dass sie hinter jedem Strauch nur auf mein Fallen wartet,das weiß ich,aber ich gehe einen anderen Weg.
Immer hab ich gehofft auf Krisenpläne,Gebrauchsanweisungen und gute Ratschläge,nie hab ich sie annehmen könne,sie passten nicht.
Erst ein Buch hat mich erlöst,aus dem Bewußtsein,wenn ich mich nur anstrengen würde,wenn ich endlich dieses Kämpfen aufgeben würde,dann wäre ich gut und könnte eine Daseinsberechtigung auch mit Krankheit haben.
Noncomplince als Chance,Prof.Dr. Thomas Bock,dann findet man auch seine anderen Bücher,Lehrstücke für mein Leben.
Liebes Bittchen,es ist das Trotzdem,das ich auch vor dir lernen durfte.
Ich liebe deine Beiträge,sie sind mir wichtig und sehr nah.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Camille
Masken sind heute alltäglich und Täuschungen erscheinen plötzlich wirklich.
Ich hab es da jetzt leicht,gehe in den Stall und lasse die Pferde entscheiden,sie geben dir sofort alles zurück,dort ist alles wahrhaftig.
Aber ich kenne die andere Welt auch.
Im Beruf kam es irgendwann zu Mobbing,ich war gefährlich,weil ich ein Geheimnis kannte,dass das ganze Team sprengen konnte.
Geheimnisse,die gegen Lebensregeln verstoßen,die sind bei mir nicht sicher.
Dass das in Ordnung ist,dass ich nicht Unruhestifter war,sondern Fels in der Brandung,das hab ich damals verloren.
Nur im Nachgang und dem langen Abstand konnte ich das erkennen und mich schützen.
Der Schmerz um den Verlust,und es war ein großer Verlust,hat mich 10Jahre in jedem Traum verfolgt.
Mir heute Zeit nehmen zu können,das ist der Gewinn des Verlustes.
Übungsfelder wären hilfreich,warum lieben Frauen Perde und das Reiten,dann sind sie bei sich und nur dort.
Kinderzeiten waren hilfreich,im Hier und Jetzt zu verweilen,nur zuschauen und hinschauen,wie Leben sich entwickelt,dankbar als Geschenk.
Maskenzeit war vorher und hinterher.
Der totale Irrsinn,dass es heute notwendig ist, Eltern zu sagen,dass ihr Baby die aufs Handy gerichteten Gesichter fehldeuten könnte? Warum wissen sie das selbst nicht.
Wo man sich selbst wiederfinden kann,das weiß auch ich nicht,es war ein Irrgarten der Ängste und falschen Entscheidungen.
Was immer gefehlt hat,war die Botschaft,dass man es schaffen kann.
Diese Botschaft sendet das Forum,daher ist es überlebenswichtig,eher mit Langzeitwirkung.

Ich werde immer zu den Menschen gehören,die zuerst leiden um sich irgendwann zu schützen,dann eine Maske zulassen.Es ist schon einsam,wenn man das Maskenland verläßt und nicht mehr betreten will.Dazu gehören alle Menschen,die mir nicht gut tun,sie sollen dort bleiben und ich ganz weit weg,den Abstand bestimme ich.
Ich habe eine Schwester,die es aushalten kann mit der Maske zu leben,dass sie alles aushalten,ertragen und meistern kann,sie macht mir das Leben schwer.
Sie ist lebendes Beispiel,sie scheint über den Dingen zu schweben.
Daher kann Depression auch die absolute Nulllinie sein,wie es auch beschrieben wird,keine Schonzeit,alles trifft hammerhart auf Wirklichkeit,keine Täuschung,keine Hoffnung,nur die nackten Tatsachen,eiskalt.

Über den Dingen zu schweben,ist das Lebenskunst,ist das ein Geschenk,dass in der Wiege lag?
Wenn ich entscheiden dürfte,dann eine Brille,die mich schützt,Abstand zuläßt.
Brüche entstanden da,wo ich allein gelassen wurde,wo ich nur einen Weg hatte,im Funktionieren müssen und irgendwann auch wollen.
Das Leben ist reich,wenn man seine Talente leben darf,es wird unlebbar,wenn man das verraten muss.
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
manchmal steht man plötzlich an Wegkreuzungen,wo man eigentlich nicht hinwollte.
Manchmal muss ich mir Zeit stehlen,um die nötige Ruhe zu haben,hier zu schreiben.
Eben hab ich drei Pferde einfangen müssen,weil ein Tor nicht geschlossen war,dann wollten Handwerker Informationen.
Ich muss nächste Woche eine Entscheidung fällen,wann gehe ich in die Tagesklinik?
Ist der Vorschlag der Klinik annehmbar,worauf lasse ich mich da wieder ein????
Verrate ich meine Ziele,mit ambulanter Hilfe auszukommen?
Komme ich wieder in einen Modus,wo ich abhängig werde,von dem Rahmen,den andere vorgeben.
Meine Träume verraten mir schon die große Verunsicherung.
Aber ich habe mich auf den Weg gemacht,jetzt will ich eine gute Entscheidung,das fühlt sich noch richtig an.
Meine schlimmen Klinkerfahrungen waren im vollstationärem Bereich,die Tagesklinik war da fast eine außergewöhnlich gute Einrichtung.
Das größte Problem wird der frühe Beginn sein,ich bin morgens um 8Uhr nicht belastbar,mit Morgenrunden,mit dem Rumsitzen und Abwarten auf die Routine,die dann irgendwann anläuft.
Passe ich da noch rein,will ich mir das antun.
Was bleibt,wenn ich doch abbreche.
Ich muss abwarten,worauf ich mich einlassen kann.
Aber mein Standpunkt ist nicht sicher,ich bin angeschlagen,bin schwach.
Noch mehr Zeit an Erholung nach dem letzem Jahr wäre gut,aber verschenke ich Chancen und Möglichkeiten.
Alles steht in Frage,ich hab eine Tür geöffnet,die ich mühsam verschlossen gehalten habe.
Hinter dieser Tür stecken schlimme Klinkerfahrungen,gibt es einen Mittelweg?
Das Thema,mein Thema ist ernst und kann ich überhaupt erwarten,dass es sich lösen läßt.
Gehe ich verwundeter,als ich gekommen bin,bisher war es immer so.
Hoffnungsvoll abzuwarten,das steht in Frage,weil sich Angst breit macht,mitten im Herzen,mitten in meiner verletzten Seele.
Ich stehe an einem Punkt,wo es nicht einfach weiter geht,jetzt muss ich mich entscheiden,das ist unendlich schwer.
anna54
juli74sara
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Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von juli74sara »

liebe anna,

entscheidungen zu fällen, ist tatsächlich sehr schwer, wenn man sich selbst unsicher ist. sich selbst nicht so ganz über den weg traut..
was versprichst du dir denn von der tagesklinik? so ganz hemmungslos, was ist dein wunsch, wenn jetzt eine wunschfee hier wäre und die dir diesen wunsch erfüllen würde?
du beschreibst, daß du aus den kliniken immer noch verletzter rauskamst, als du hineinkamst. nun, das kann es ja wohl nicht sein.
so wie ich deinen beitrag interpretiere, fällt mir auf, daß mehr dagegen als dafür spricht. enorme zweifel. z.b. dort früh morgens zu warten, bis "es los geht" oder deine befürchtung, dich von einem rahmen abhängig zu machen, der dann doch nicht passt. das sind zweifel, die ich sehr ernst nehmen würde.
vielleicht ist es garnicht die entscheidung "gehe ich jetzt in die tagesklinik oder nicht", sondern eher "was ist der plan b?" oder "was würde besser passen?". eventuell psychotherapie oder eine selbsthilfegruppe? es führt kein weg daran vorbei, an sich zu glauben und zu arbeiten. wie und wo, das bestimmst du. natürlich kannst du erwarten, daß es lösungen gibt, in dir selbst. klinik, therapien, etc. sind nur die krücken, die man manchmal braucht.
träume wollen einem schon etwas mitteilen, wie eine botschaft aus deinem unterbewußtsein, das kannst nur du selbst interpretieren und hast es ja schon getan. vielleicht eine warnung?
ich persönlich habe die erfahrung gemacht: jedesmal, wenn ich nicht auf meine innere stimme hörte und "vernunftsmäßig" entschieden habe, war das dann nichts. eine entscheidung muß sich schon GUT anfühlen und hoffnung spenden. tut sie das nicht, dann ist die entscheidung ja schon getroffen. ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen helfen. liebe grüße
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
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