Durcheinander

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Stinker1512
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Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Durcheinander

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo.
Ich wusste nicht genau ob ich es nun hier schreiben sollte oder im Angehörigenforum.
Ich selber habe laut ärztliche Diagnose mittelschwere Depressionen. Vorher waren diese auch vorhanden, jedoch nicht so extrem. Nun habe ich auch einen (Ex-)Partner, der darunter leidet. Aber schon länger. Bei ihm ist es noch nicht ärztlich diagnostiziert worden.
Also in erster Linie wollte ich jetzt auch mal über mich und meine Gefühle schreiben auch wenn es dabei um ihn geht.
Es ist nun 6 Monate her, dass er mir von einem auf den anderen Tag gesagt hat, dass er nicht mehr kann. Für ihn ist alles zu viel und er wäre am liebsten allein und möchte nichts hören und er hat kein Spaß mehr an irgendwas. Das war schon der pure Horror für mich. Er wollte mich nicht mehr sehen und schrieb kaum noch zurück. Ich habe mich während der ganze Zeit immer wieder zwischendurch bei ihm gemeldet. Nun schrieb ich ihm die Tage wie es ihm geht. Keine Antwort. Ein paar Tage später fragte ich ihn wieso es ihm so schwer fällt mir zu antworten. Es sagte ( Und mich wunderte, dass überhaupt eine Antwort kam), dass es ihm so schwer fällt, weil er soviel kaputt gemacht hat obwohl er es nicht wollte. Ich habe versucht zuversichtlich zu reagieren und sagte, dass ich das weiß, aber das es ja auch wieder anders werden kann, wenn man sich ärztliche Hilfe holt. Ich habe mich die ganze Zeit damit auseinander gesetzt um ihm zu verstehen. Habe nun gesagt ob er es normal findet zu dernPerson, die er liebt urplötzlich den kontakt abzurbrechen, keine Freude mehr an etwas zu haben und andauernd müde zu sein. Seine Antwort: er sei nicht "psychisch krank". Und was soll er denn machen, er war ja schon immer müde und er kann ja schlecht seinen Job kündigen.  Das machte mich schon ziemlich sauer, weil er immernoch nicht einsichtig ist, dass er nunmal Hilfe benötigt.
Ich fragte was er denn möchte.
Er sagte er wird wohl früher oder später näher zu seiner Arbeit ziehen. Er hat kaum Zeit. Er hat Stress auf der Arbeit, kommt nach Hause und muss sich abheften, damit er nicht vielleicht eine Stunde schlafen kann, um dann wieder los zu " müssen " damit wir uns noch ein paar Minuten sehen können.
Das traf mich schon ziemlich, da es für mich so rüber kam, als MÜSSE er sich mit mir treffen. Die Jahre vorher kam es auch oft zu dieser "Diskussion", dass er mir das Gefühl übermittelt hat das Treffen sei für eher wie eine Aufagne, die er erledigen muss. Und so kam es mir wieder vor. Ich sagte ihm, dass er doch weiß dass ich bereit dazu war mit ihm dort hin zu ziehen. Es war sogar sein Vorschlag Anfang diesen Jahres zusammen zu ziehen , damit das alles einfacher wird.
Wirklich drauf reagiert hat er nicht nur gesagt dass ich nicht meinen Job kündigen könne.

Nun ich versuche ihn zu verstehen, habe mich sehr viel mit Depressionen auseinandergesetzt, damit ich nicht alles so ernst nehme, was mir eventuell gegen Kopf geknallt wird. Nun ist es aber diesmal anders. Ich habe das Gefühl,  dass es nun vorbei ist. Ich habe extreme Schuldgefühle, dass ich einfach nicht genug getan habe, um die Beziehung zu retten. Er wollte auch nicht drauf eingehen also ich ihm vorschlug eine Paartherapie zu beginnen, um beide Seiten auch besser verstehen zu können. Er sagte, das bringt sowieso nichts, weil es nichts ist was ihn direkt an mir stört. Zeitgleich schäme ich mich so sehr, ihm so hinterher zu laufen, obwohl er es offensichtlich nicht  möchte oder erwidert. Dann kommt wieder der Gedanke, dass es bei ihm die Krankheit ist. Aber mittlerweile hat er es so oft abgestritten Depressionen zu haben, dass ich es nun selber glaube. Darauf kommt der Gedanke, dass ich mir das alles einbilde und er einfach eine Beziehung nicht mehr  wollte. Kann natürlich auch sein. Aber seine depressiven Phasen hatte  er auch schon immer wieder mal während der Beziehung.

Ich weiß im Moment nicht wohin mit meinen ganzen Gedanken. Es macht mich alles sehr müde und ich bin mittlerweile sehr erschöpft. Ich habe das Gefühl ihn komplett verloren zu haben.
Ich musste gestern auf einmal weinen, weil ich dachte es ist nun vorbei nach 6 Jahren. Einfach so. Ich weinte, mir blieb kurzzeitig die läuft weg. Und kurz darauf hätte ich auf einmal so ein Glücksgefühl. Das machte mir Angst.
Ich bin mir derzeit auch nicht mehr sicher, ob es nun die Krankheit ist, die aus ihm spricht oder ist es er doch selber.
War die Beziehung anscheinend so schlimm, dass er keine Zeit hatte  für Dinge die ihm Spaß machen? Gehörte ich nicht zu diesen Dingen? So wie er es gesagt hat, er "Müsse" sich dann mit mir treffen, drückt nein Selbstwertgefühl momentan noch weiter runter , als es sowieso schon ist.
Ich habe das Gefühl wieder da anzufangen, wo ich schon vor 6 Monaten einmal war.

Zusätzlich kommt noch dazu, dass ich mich beruflich etwas umorientieren möchte, aber gefühlt seit Monaten auf der gleichen Stelle stehe und keine Schritt vorwärts komme.

Tut mir leid, dass es alles etwas durcheinander ist, aber ich musste das alles mal aufschreiben, um alles in meinem Kopf zu ordnen.

Danke fürs lesen bis hier hin.

Liebe Grüße
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Durcheinander

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,

ich habe zwar keine Lösung für dein Problem, aber ich wollte dir trotzdem mitteilen, dass ich deinen Bericht gelesen habe. Dein Gefühls- und Gedankenchaos finde ich auf jeden Fall nachvollziehbar.
Hat dein (Ex-)Freund eigentlich mal seine Schilddrüsenwerte oder Eisenwerte kontrollieren lassen? Das macht doch oft auch sehr müde, wenn die nicht stimmen.
Das Weinen und danach das Glücksgefühl gleich danach würde mich auch etwas beängstigen.
Wobei ich es auch schon mal umgekehrt erlebt habe. Ich hatte eigentlich die ganze Zeit schon das Gefühl, dass mir eigentlich zum Heulen ist, ich wusste aber nicht warum und konnte auch nicht heulen. Das ist immer wieder mal so und im Prinzipt bleibt da nur warten, bis dann der Moment kommt, wo es dann geht. Ich habe da dann abends alleine irgendwas lustiges angeguckt und musste so lachen, dass ich einen richtigen Lachanfall bekommen habe, wo ich nicht mehr aufhören konnte. Das hatte ich auch noch nie alleine... und als ich mich beruhigt hatte, hab ich kurz drauf angefangen zu weinen. Dieses schnelle Switchen von einem Extrem ins andere fand ich dann auch irgendwie etwas befremdlich...
Aber vielleicht sind da die Gefühle einfach so extrem, dass der Körper dann auch leichter das andere Extrem zulässt... Ich habe leider keine Ahnung, woher dein Glücksgefühl kommt, aber vielleicht beruhigt es dich ja ein bisschen, was ich geschrieben habe. Im Prinzip ging es mir ja auch schlecht und es hatte - wie ich dann später gemerkt habe - auch einen Grund. Aber in der Zeit habe ich mich auch fast kaputtgelacht.
Vielleicht weiß ja wer anderes was genaueres dazu.

Ich wünsche dir noch einen guten Austausch hier, du wirst bestimmt noch ein paar Antworten bekommen.

Liebe Grüße und eine gute Nacht!
DieNeue
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Durcheinander

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo DieNeue,

Nein bis jetzt hat er seine Werte nicht überprüfen lassen.
Aber ich muss auch dazu sagen, dass er seinen Tagesrhythnus sehr durcheinander bringt. Nach der Arbeit schläft er 4-5 Stunden, ist dann in der Nacht ein paar Stunden wach und versucht dann nochmal zu schlafen, bevor er zur Arbeit muss.
Kann natürlich auch anders bedingt sein.

Ich habe eher das Gefühl bei mir, dass das Glücksgefühl eher dadurch kam, dass ich für den Moment realisiert habe, dass nun alles vorbei ist. Also dieses schreckliche Hin und Her und diese Ungewissheit, wie es nun mit der Beziehung aussieht.
Das ist aber mittlerweile auch wieder vorbei. Kann es irgendwie immer nichbbicht realisieren.

Um ehrlich zu sein hat er es jetzt schon so oft gesagt, dass er keine psychische Erkrankung hat, dass ich es selber schon glaube und mir das alles nur einrede.

Dann denken ich natürlich an andere Situationen, die diese These gar nicht bekräftigen.

LG
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