Wie lange dauert es noch ?

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talina
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Registriert: 26. Mär 2004, 14:37

Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von talina »

Hallo Emily !
Meine Mutter war nur ein Opfer unglücklicher Lebensumstände. Auch ihre Kindheit war nicht leicht. Sie und ihre Schwester waren sogenanne Schlüsselkinder, weil mein Großvater die Familie verlassen hat und meine Oma für den Lebensunterhalt sorgen musst. Sie hat also als Kind auch nicht genug Liebe bekommen.
Aber gerade deswegen sollte sie doch ihren eigenen Kindern mehr Liebe geben, weil sie weiß wie das ist, wenn man nicht genug bekommt. Bei meinen Geschwistern konnte sie das ja auch. Die wurden nicht vernachlässigt. Wenn mir z. B. ein Arzt verbieten würde, meine Tochter im Krankenhaus zu besuchen, dann würde ich mich doch nicht daran halten. Notfalls würde ich mein Kind aus dem Krankhaus herausholen und in ein anderes Krankenhaus bringen. Ein Kind, das fünf Jahre alt ist und im Krankenhaus drei Wochen lang keinen Besuch bekommt und zudem noch ziemlich starke Schmerzen hat, fühlt sich ungeliebt und fragt sich ganz automatisch, was habe ich falsch gemacht, warum kommt mich keiner besuchen, insbesondere dann, wenn die Bettnachbarn Besuch bekommen.
Sollte meinte Tochter auch Mobbingopfer in der Schule werden, was ich nicht hoffe, dann werde ich dafür sorgen, dass sie die Klasse und wenn das nicht hilf, die Schule wechselt und wenn ich mich dafür mit der ganzen Bundesrepublik anlegen muss. Sicher es gibt Sachen, da müssen die Kinder durch, aber durch so etwas muss man als Kind nicht, da braucht man die Hilfe der Eltern.
Bei mir war es dagegen so, dass meine Mutter mir die Schuld daran gegeben hat. Sie hat gesagt, dass das ja nicht nur an den anderen liegen könne, ich sei ja sowieso so komisch. Ich solle mir mal meinen Bruder ansehen, der sei immer so lustig und ich sei immer so ernst und vernünftig, da wäre es ja auch kein Wunder wenn keiner mit mir etwas zu tun haben wolle. Außerdem sei ich eine Hexe und eine Schlampe. Das tut mir heute noch weh. Damals habe ich meine Gefühle verdrängt, damit ich überleben konnte.
Durch den Klinikaufenthalt sind die ganzen Gefühle wieder hochgekommen. Und jetzt stehe ich da mit dem Gefühlschaos.
Ich fange jetzt an, mich zu verändern und nicht mehr nur das zu tun, was man von mir erwartet, sondern auch einmal darauf zu achten was für mich und für meine Familie gut ist. Gegen alle Widerstände. Ich habe dadurch aber ständig Schuldgefühle und die Angst, Anerkennung zu verlieren. Es ist nicht so einfach und ich glaube das wird auch noch ein langer Prozeß bleiben.
Einschlafen kann ich ganz schlecht und wenn ich dann mal eingeschlafen bin, dann träume ich wild durcheinander und schlafe total unruhig. Es ist sogar schon so, dass mein Mann ins Gästezimmer gezogen ist, weil ich nachts so laut mit den Zähnen aufeinander haue, dass er nicht schlafen kann. Wenn ich dann morgens aufstehe, bin ich wie gerädert. Aber mein Therapeut meint, dass es gut wäre, dass ich jetzt träumen würde, so würde der Verarbeitungsprozeß anfangen. Wie lange es dauert, konnte er mir aber auch nicht sagen.
Ich hoffe, dass es jetzt irgendwann mal besser wird.
Ciao Doro
Emily
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Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von Emily »

Liebe Doro,

man spürt den starken Schmerz hinter deinen Worten sehr deutlich. Die Verletzungen in deiner Kindheit sind sehr tief gegangen, und durch die Arbeit in der klinischen Therapie im letzten Herbst ist alles wieder da. Du sprichst von einem regelrechten Gefühlschaos. Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du derzeit in einer ambulaten Therapie, und das ist auch notwendig, damit die schon begonnenen Prozesse fortgeführt werden können. Solche Prozesse sind langwierig und sehr schwierig. Sie verbrauchen viel Kraft und Energie, die man in der Depression sowieso kaum aufbringen kann. Deshalb ist man auf solch eine therapeutische Hilfe angewiesen, denn Therapeuten haben eben andere Möglichkeiten, an solche schmerzlichen Dinge heranzugehen als man selbst.
Es ist sehr gut, dass du schon Veränderungen in dir spürst und lernst, mehr an dich zu denken. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Depr., und es ist auch wichtig, dass man dabei lernt, die ewigen Schuldgefühle als falsch zu erkennen. Depression kann ja auch ein großer Schritt auf dem Weg zu sich selbst sein.
Was man braucht, ist ganz viel Geduld. Die Therapiestunden schubsen diese Prozesse in gewisser Weise an, die eigentliche Arbeit leistet man selbst in den Tagen und Wochen zwischen den jeweiligen Therapiestunden. Es ist eine mühsame Angelegenheit, aber es lohnt sich bestimmt für dich.

Lieber Gruß,
Emily.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von triste »

Hallo Doro,


gestern in meiner Selbsthilfegruppe erzählte ein Teilnehmer über seine Unfähigkeit, Beziehungen einzugehen. Im Verlauf des Gesprächs kam heraus, daß er als Zweijähriger 5 Wochen wegen einer schweren Erkrankung im Krankenhaus unter Quarantäne stand. In dieser Zeit durften seine Eltern nicht zu ihm. Daraus entwickelten sich massivste Verlassensängste, die sich auch nicht legten, obwohl seine Mutter liebevoll war.
Noch heute kann er keine Beziehungen eingehen, um sich vor einem evtl. Verlassenwerden zu schützen.

Ob man als Eltern sein Kind 5 Wochen im Krankenhaus allein läßt oder aber, wie bei Dir, es einfach 3 Wochen nicht besucht, kann man nach meinem Empfinden mit nichts entschuldigen.
Daß Deine Mutter Dich auch noch abgewertet hat und sogar mit Deinem Bruder verglichen hat, ist einfach nur dumm und grausam.
Du schreibst, sie hätte auch keine gute Kindheit gehabt.
Meine Mutter auch nicht, sie ist im Krieg zu anderen Leuten ins Ausland verschickt worden, weil meine Oma sie und ihre Geschwister nicht ernähren konnte, wurde dort von einem der 'Väter' auch sexuell belästigt. Die letzten Kriegsjahre, Hunger und Armut taten ihr übriges und als Älteste mußte sie den Haushalt schmeissen, weil meine Oma zeitweise auch depressiv war.
Nach meiner heutigen Sicht war und ist sie emotional gestört.
Aber kann das alles wirklich eine Entschuldigung sein?
Auch wenn ich die Wut bisher nicht fühle, so sagt mir bislang mein Verstand, daß eine Mutter trotz widriger Umstände liebevoll und fürsorglich mit ihrem Kind umgehen sollte.
Alles andere kann offensichtlich zu starken Störungen führen....wie sehr, weiß ich auch erst seit kurzem.

Ich glaube, das Wichtigste ist, die eigenen Schuldgefühle abzulegen und die Wut auf die Mutter zu spüren. Und es dann zu akzeptieren, wie es ist.

Du scheinst ja schon auf einem guten Weg zu sein!

Liebe Grüße,
Virginia
talina
Beiträge: 18
Registriert: 26. Mär 2004, 14:37

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von talina »

Hallo Emily !

Geduld braucht man allerdings und auch Kraft. Ich weiss nicht, ob ich die Kraft noch habe. Es ist so unheimlich schwer. Der Kopf und die Gefühle passen bei mir einfach nicht zusammen. Das ist schon in kleinen Alltagssituationen so. Wenn ich z. B. meine Tochter aus dem Kindergarten abhole und es stehen drei andere Mütter zusammen und unterhalten sich. Dann denke ich sofort, die reden schlecht über mich. Mein Kopf sagt mir dann: "Das ist absoluter Quatsch. Die haben auch noch etwas anders zu tun, als sich über mich Gedanken zu machen." Das Gefühl ist aber ein anderes. Ich fühle mich dann immer schlecht und meine ich hätte wieder irgendetwas verbrochen, dass man sauer auf mich ist. Das ist doch schon fast schizophren oder nicht.
Diese ewigen Schuldgefühle. Ich weiss nicht, wielange ich das noch aushalten kann. Sie machen mich mürbe.
Außerdem schlafe ich in letzter Zeit tierisch unruhig, träume ständig von all den negativen Sachen, die mir in meinem Leben bisher passiert sind. Mein Mann ist jetzt schon ins Gästezimmer umgezogen, weil ich nachts immer mit den Zähnen aufeinanderhaue, dass er nicht schlafen kann. Auch das strengt mich unheimlich an. Ich habe nie das Gefühl, dass ich ausgeruht bin, egal wielange ich geschlafen habe. Es kostet mich unheimlich viel Kraft, meinen Alltag zu bewältigen, aber ich schaffe es, das ist doch auch schon einmal was.
In diesem Sinne wünsche ich Dir schöne Ostern.
talina
Beiträge: 18
Registriert: 26. Mär 2004, 14:37

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von talina »

Hallo Virginia !
Ich hoffe, dass ich auf einem guten Weg bin. Jedenfalls bemühe ich mich. Es muss jetzt auch bald mal besser werden, ich weiss nicht, wielange meine Kraft noch reicht.
Es ist alles so schwierig. Ich habe ständig Schuldgefühle. Geht es jemandem nicht gut, fühle ich mich schuldig. Mein Kopf sagt zwar auch, dass dem nicht so ist, aber ich fühle halt so. Diese ewigen Schuldgefühle machen mich noch fertig. Egal was ist, ich bin Schuld.
Du hast schon recht, wenn Du sagst, dass eine Mutter immer versuchen sollte, ihre Kinder lieb zu haben, egal was für eine Kindheit sie selber hatte.
Meine Kindheit war ja auch nicht die schönste. Ich habe auch keine Liebe und Anerkennung von meinen Eltern bekommen. Trotzdem versuche ich, meiner Tochter so viel Liebe und Anerkennung zu geben wie möglich. Meine Tochter soll ein selbstbewußter Mensch werden, der zu sich und seiner Meinung steht und vor allen Dingen sich selbst mag, damit sie im Leben mal besser zurecht kommt als ich. Mir ist klar, dass auch ich Fehler mache, ich kann nur hoffen, dass diese nicht so gravierend und einschneidend sind, wie die meiner Eltern.
Eigentlich wollten wir zwei Kinder haben. Aber mit dem zweiten Kind hat es nicht geklappt. Ist vielleicht auch ganz gut so, so kann ich wenigsten keins bevorzugen oder mehr lieb haben. Es gibt für ein Kind fast, ich sage fast, nichts schlimmeres als zu merken, dass seine Geschwister mehr geliebt werden als es selbst. Wenigstens das kann ich meiner Tochter ersparen.
In diesem Sinne wünsche ich Dir Frohe Ostern.
Doro
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von Emily »

Hallo Doro,

die ewigen Schuldgefühle kennt jeder, der schon mal mit Depris zu tun hatte. Sie treten oft stark übertrieben auf, und zwar bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.
Versuche mit deinem Therapeuten über diese Schuldgefühle möglichst viel zu reden.
Du schreibst von deinen Schlafproblemen, die dadurch entstehen, dass du im Schlaf die Kiefer wohl stark bewegst. Frage mal einen Kieferorthopäden. Es gibt für solche Fälle Einsätze aus einem gummiartigen Material, die man abends in den Mund einsetzt, und die diese Kieferbewegungen vermindern. Leider weiß ich nicht, wie sie genau heißen.

Einen schönen Ostermontag wünscht dir
Emily
girasol
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Registriert: 9. Jan 2004, 23:10

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von girasol »

Hallo Doro,

sicherlich hat dich deine Mutter nicht liebevoll behandelt, weil sie selbst wenig Liebe erfahren hat. Dann kannst du auch nicht einfach erwarten, dass sie ihr eigenes Kind anders behandelt, sie hat es selbst nicht anders erlebt und vielleicht hat sie ihre eigenen Wünsche nach Liebe noch gar nicht entdeckt und kann deshalb keine Liebe weitergeben. Nicht jeder denkt über sich nach warum was so ist wie es ist, weil es auf jeden Fall verdammt weh tut und man sich auch Fehler eingestehen muss. Deine Mutter ist ein Ergebnis ihrer Umwelt und vielleicht hat sie nicht den Mut oder die Kraft das zu erkennen und sich und anderen Fehlern einzugestehen. Meine Mutter hatte auch ein beschissene Kindheit und kann damit nicht umgehen und deshalb war meine Kindheit auch nicht so doll, und ich war auch wütend und sauer und unendlich traurig, dass ich so behandelt wurde. Wut ist auch wirklich gut für eine gewisse Zeit, aber sie kann dich auch zerfressen. Ich suche den Weg, um beides zu ertragen, den Haß und die Liebe, die ich für meine Mutter spüre. Beides liegt manchmal ganz eng zusammen und manchmal weit auseinander und dann habe ich sehr viele Schuldgefühle. Auch wenn man keine Depressionen hat, hat man Schuldgefühle. Wenn du gute Freunde hast, mit denen du darüber reden kannst, wirst du das auch feststellen. Es gehört einfach zum Leben dazu, genauso wie Freude, Frust, Angst und Wut. Es sind alles Emotionen, die Menschen empfinden können, weil sie ein Teil von uns sind und uns ausmachen. Wir bestehen nicht nur aus "guten"Emotionen, sondern auch aus den anderen, jenen die uns Angst machen, die uns verunsichern, aber die haben nicht nur die Depris gepachtet, sondern alle Menschen empfinden so mehr oder weniger. Ich habe in meiner Thera viel über meine Mutter gesprochen, viele Sachen das erste Mal auch so gefühlt, wie sie sie gefühlt hat, die gleiche Hilflosigkeit und habe irgendwann nicht mehr erwartet, dass sie wie ich darauf reagiert, sondern einen anderen Weg gewählt hat, der mir als Kind und als Erwachsene viel Schmerz bereitete und immer noch bereitet. Ich kann ihr nicht ewig den Vorwurf machen, dass sie eine andere Entscheidung getroffen hat, somal die Umstände damals anders waren, heute viel mehr Toleranz für psychische Erkrankungen im Umfeld vorhanden ist als damals und und..

Wir Menschen sind heute doch viel aufgeklärter als damals. Wir kommen alle viele Informationen ran, die es damals nicht gab, es wird viel offener über alles geredet. Es ist leichter geworden.

Ich habe monatelang darüber nachgedacht, darüber geredet und irgendwann war es nicht mehr so wichtig. Heute ertrage ich die Vergangenheit viel besser, sie ist nicht besser geworden, nur erträglicher. Es sind Erfahrungen, die ich immer behalten werde, sie verschwinden nicht, aber sind nicht mehr so wichtig, ich habe etwas Abstand gewinnen können und stecke nicht mehr so drin.

Ich wünsche dir noch einen schönen Ostermontag.

Ciao Girasol
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von triste »

hallo Girasol,

aber kann man fehlende Liebe für - und sogar grausame Bahandlung - seines eigenen Kindes wirklich mit der eigenen, verkorksten Kindheit entschuldigen?
Meiner Meinung nach nicht. Und ich finde auch, daß man seiner Mutter ihr schlechtes Verhalten nicht wirklich verzeihen kann. Man kann für sich eine Erklärung finden, warum sie so war, aber das ist dann auf der rationalen Ebene. Emotionen kann man, oder ich zumindest, nicht rational wegreden.
Aber vielleicht ändere ich meine Meinung noch, wenn ich mal so weit bin, wie Du.
Gruß!


Hallo Doro,

zum Thema Schuldgefühle möchte ich Dir auch noch etwas sagen. Als ich in der Klinik war, war dort eine depressive Frau, deren hervorstechendes Symptom war, daß sie sich für alles die Schuld gab. Das nahm absurde Züge an...sogar für eine Bombenexplosion in den Nachrichten gab sie sich die Schuld, wenn es einer der Mitpatientinnen schlechter ging, war sie schuld, etc, etc.
Schuldgefühle können bei Depressionen große Ausmasse annehmen. Das gehört eigentlich auch medikamentös behandelt...ebenso wie die anderen Symptome, die Du beschreibst. (Nimmst Du ein AD?).
Ich dachte früher übrigens auch oft, daß Leute schlecht über mich reden...das läßt wieder nach, wenn die Depression vergeht.

Gruß,
Virginia
girasol
Beiträge: 40
Registriert: 9. Jan 2004, 23:10

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von girasol »

Hallo Virginia,

war doppelt, Entschuldigung
girasol
Beiträge: 40
Registriert: 9. Jan 2004, 23:10

Re: Wie lange dauert es noch ?

Beitrag von girasol »

Hallo Virginia,

vorher weißt du, dass dich deine Mutter liebt oder eben nicht liebt. Wie kannst du es beweisen und wie beweisen es dir deine Emotionen. Weil sie alles richtig gemacht hat und macht, weil sie immer stark genug war, weil sie keine Schwäche hatte und hat und und... ?????

Ich selbst habe soviel in meinen Leben nicht richtig entschieden aus Mangel an Informationen, aus Angst, weil mir der Mut fehlte, weil Schwäche zeigen sehr viel Mut bedeutet, ich weiß nicht, was noch alles. Ich habe nie behauptet, dass du deine Emotionen wegreden sollst, sondern einen Weg zu finden, sie zu ertragen. Und es passiert bestimmt nicht von heute auf morgen. Ich mußte erst einmal erkennen, wieviel Schmerz ich erlitten hatte, mir was das Ausmaß gar nicht klar, als ich mit der Therapie angefangen hatte, aber ich wollte nie meinen "Planeten Familie" verlieren, dies war nie mein Weg, vielleicht weil ich die Schuldgefühle nicht ertragen würde, weil ich meine Familie trotz allem liebe. Jemanden lieben, heißt auch verstehen und verzeihen können irgendwann, aber es ist für mich der Weg, den ich gehen möchte, ich kann nicht darüber hinwegsehen, dass ich selbst auch viele Fehler mache und deshalb von meiner Mutter nicht erwarten kann, das sie fehlerlos durchs Leben geht. Wenn ich bereit bin, meine Fehler zu akzeptieren, dann muss ich dies auch anderen Menschen zugestehen. Ich versuche nicht mehr herauszufinden, wer Schuld hat daran, dass ich an Depressionen leide und vielleicht wieder leiden werde. Es ist das Leben, es hätte auch eine andere Krankheit sein können und dann...??? Ich habe von meinen Eltern so viel erwartet, dass ich vielleicht selbst nicht bereit bin zu geben. Darüber habe ich sehr lange nachgedacht, ob ich selbst wirklich bereit bin, alles zu geben für einen anderen. Ich kann diese Frage nicht mit ja und nicht mit nein beantworten, das konnte ich früher auch nicht, daran ist keine Depression Schuld. Meine Antwort ändert sich ständig, weil mein Leben ständig in Bewegung ist, ich kann nicht immer alles einhundertprozentig wollen oder nicht wollen, oft muss ich das dazwischen einfach ertragen können und dies geht mal besser und mal schlechter, aber ich habe beschlossen, dass dies das Leben ist mit Lachen und Weinen. Es ist immer beides drin.

Ich wünsche dir eine schöne Nacht und einen sonnigen Mittwoch.

Ciao Girasol
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