Zurückweisung

SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Ich bin wirklich unheimlich dankbar für eure Reaktion, eure Tipps ...

DieNeue da du ja sehr gut aus eigener Erfahrung sprechen kannst, und verständlicherweise eine Lanze für depressive bei hat, habe ich, sofern ich darf, eine Frage.

Im Schub ist ein depressiver Mensch nicht zu rationalen Entscheidungen möglich, ist mit der Situation und sich selbst überfordert. Einfach verzweifelt, beängstigt...
Aber wie sieht es aus wenn zwischen den schlimmen Tagen einige gute Tage, bzw bessere Tage vorkommen...??
Realisiert man in solchen Momenten gewisse Dinge?
Die Frage soll nicht respektlos erscheinen, es ist nur einfach so, dass ich es besser nachvollziehen und verstehen möchte...

Einen a hören Abend wünsche ich /)
Sybilix
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Sybilix »

Hallo Sebastian,

ich antworte mal - auch wenn es nicht direkt an mich adressiert war.
Ich bin zwar "nur" Angehöriger, konnte mir aber ein halbwegs brauchbares Gedankenmodell erarbeiten bzw. erleben.

Ja es gibt gute Tage, leider ist das abhängig vom Krankheitsbild bei jedem Betroffenen anders. Leider, weil die Ausprägung und oder Querverbindung (Begleiterkrankung oder Parallelsymptome) einen Vergleich nur schwer ermöglichen.
Beispielsweise: Gesellt sich eine manische Ausprägung dazu, kann es gar eine regelrechte Achterbahnfahrt vom tiefsten Tal zum höchsten Berg sein.

Ausgehend von meinem Verständnis bzw. Erfahrungswerte, tendieren die Betroffenen mitunter an guten Tagen dazu sich zu überschätzen, Bsp:
Vor einer guten Woche schrieb meine Frau, sie möchte diese Woche 2-3 Tage mit den Kindern verreisen. Zurück auf dem Boden der Realität, wurden daraus 1-2 Übernachtungen in ihrer Wohnung.
An guten Tagen "kommt sie morgen alles restliche Zeug abholen", bis heute (nach über 6 Monaten) hat sie nichtmal die Hälfte abgeholt.
Usw.

Fühlen? Kann ich schwer einschätzen. Vielleicht ja, vielleicht nein. Würde ich 80% der Zeit nichts fühlen und auf einmal wären Gefühle da, würde ich diese nicht einordnen können. Ich würde den Gefühlen nicht trauen. Ich wäre von den Gefühlen verstört. Ich würde dem "Frieden" nicht trauen. Ich wäre mir bewusst, das ich gestern noch bestimmte / alle Personen von mir gestoßen habe und heute möchte ich auf sie zugehen? Das wäre mir dann auch zu peinlich bzw. ich würde sie morgen schon wieder verstoßen? Dann lieber in der ablehnenden Haltung verbleiben. Außerdem muss ich meine Entscheidung (Ablehnung) verteidigen. Ich habe diese getroffen und sie muss ja richtig sein, also alles dafür tun damit es stimmt, damit ich recht behalte. Quasi selbsterfüllende Prophezeiung.

Über diese Teufelskreise / Chaos hinaus zu kommen kostet Kraft, Zeit, Geduld, Reflexion und und und.

Nichts davon muss zutreffen, vieles davon reime ich mir aus einer "normal denkenden" Perspektive heraus (wobei es nur meine, nicht deine, nicht die eines Anderen ist).

Ja es könnte möglich sein, aber spielt es eine Rolle? Spielt es für dich eine Rolle? Falls ja, hast du noch große Aufgaben im Loslassen und Akzeptieren vor dir ;)

Viel Kraft,
Sybilix
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo Sybilix,

sicherluch weiss ich, dass das Krankheitsbild bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt ist und der Verlauf jeder Depression individuell verläuft.
Dennoch sind ja überall sehr identische Muster erkennbar.

Ihr Vergleichmit der Überschätzung an guten und dem tiefen Fall an schlechten Tagen, kann ich von meinen Erfahrungen mit meiner Freundin nur bestätigen.

An schlechten Tagen will sie tagelang ihre Ruhe, keinen Kontakt, redet davon dass sie sich wünsche nicht mehr da zu sein, regiert af
agressiv, sagt sie empfindet rein garnichts und möchte nur im Bett liegen.
Drei Tage später meldet sie sich, ist überspielt gut gelaunt, sagt sie vermisst mich und es geht ihr wieder so gut, dass sie es nochmal prbieren möchte.
Es ist wirklich diese beschriebene Berg und Tal fahrt, wobei es zu 90% Tal ist.

Dass die Betroffenen auch in den guten Phasen durcheinander sind, kann ich auf Grund ihres Beispiels auch nachempfinden.
Wenn man 6 von 7 Tagen die Woche schlecht und negativ denkt, dann wird der eine gute Tag einem keine Sicherheit und Klarheit geben und man misstraut diese Gedanken schlicht!

Sie sagt auch immer wieder, sie möchte mir das alles nicht zumuten, schämt sich, ist selber total überfordert und ohne Partner hat sie weniger Probleme und Kummer, da sie nicht dazu in der Lage ist dem Partner das zu geben, was sie ihm vom Herzen geben will.
Damit kommt sie nihct klar und will deshalb lieber alleine bleiben, sind zumindest ihre Aussagen.

Mir bleibt nichts weiteres übrig, als Zeit, Gedeul und ein grosses Maß an Liebe Verständnis aufzubringen.

Wielange betrifft dieses Thema sie bereits, wenn ich das Fragen darf...?
Hatten Sie oft Tage, an denen sie aufgeben wollten?
DieNeue
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Re: Zurückweisung

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sebastian,

ich finde es schwierig, deine Frage zu beantworten. Meine Depression hat sich chronifiziert, d.h. sie ist im Prinzip immer da, aber an manchen Tagen geht es mir besser, an manchen schlechter. Von daher habe ich keine Phasen, wo ich sagen könnte, heute bin ich depressionsfrei und fühle mich gesund.

Das mit dem Überschätzen an Tagen, wo es mir relativ gut geht, kenne ich auch. Wenn ich merke, ich habe mehr Energie, dann mache ich oft zu viel. Ist ja auch irgendwie klar, denn ich will da vieles nachholen, was ich sonst nicht erledigen konnte und ich habe ja auch mehr Spaß an den Dingen. Und es ist immer der Gedanke dabei, wie lange das noch gut läuft bzw. wie lange ich noch Zeit habe, Sachen zu erledigen, bis es mir wieder schlechter geht.
Wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht mehr die typischen Symptome habe wie am Anfang, wie ständiges Weinen, nur noch grübeln, alles hoffnungslos, usw. Mein Problem ist eher, dass mich Sachen schnell überfordern, ich kann nicht mit Druck umgehen, ich bin körperlich sehr erschöpft (manchmal extrem, manchmal geht es besser), antriebslos, kann schwer Entscheidungen treffen. Von daher mache ich einfach mehr, wenn ich mal nicht so erschöpft bin, denn dann kann ich auch mehr machen. Und da sehe ich dann oft die Grenze nicht bzw. will einfach nicht mit irgendwas aufhören, wenn es mir gerade gut geht. Denn aufhören und zurückstecken muss ich die ganze Zeit.

Das Problem ist auch, Sybilixs Beispiel mit dem Übernachten ist da ganz gut, dass man einfach gerne was machen will, aber einfach nicht planen kann, wie es einem irgendwann in der Zukunft geht. Da macht die Krankheit einem oft einen Strich durch die Rechnung. Das frustriert natürlich. Ich mache mittlerweile die meisten Sachen spontan oder sage nur unter Vorbehalt zu.

Wie das mit dem Fühlen ist, kann ich schwer sagen, da sich bei mir in Sachen Gefühle, nicht viel ändert. Wenn es mir schlecht geht, reagiere ich immer mal wieder ziemlich gereizt und motzig, aber das merke ich mittlerweile und weiß auch, woher es kommt (irgendwas belastet mich, stresst mich, ich habe Hunger ;) , fühle mich überfordert etc.), da entschuldige ich mich dann auch oft gleich und/oder erkläre, warum ich so drauf bin.
Ich glaube, am Anfang habe ich das nicht so mitbekommen, wie ich auf andere wirke. Da hatte ich einfach keinen Blick mehr für andere.
Aber wenn die Depression sich bessert und man mit der Zeit lernt, wie man tickt, warum man sich manchmal wie benimmt, da kriegt man auch wieder mehr einen Blick für andere.

Ich weiß nicht, ob dir das jetzt irgendwie hilft? Aber mehr kann ich, glaube ich, auch nicht dazu sagen...

Liebe Grüße,
DieNeue
Lerana
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Lerana »

Hallo Sebastian,

ich selber bin Betroffene, allerdings zur Zeit in einer halbwegs stabilen Phase (hoffe, das bleibt so) und mein Mann ist auch betroffen. Er hat die Diagnose Dysthemie, eine quasi chronische depressive Grundstimmung, zu der zum Teil noch depressive Episoden oben drauf kommen, das heißt dann Double Depression. Wir sind seit 19 Jahren ein Paar.

Auch ich habe in einer Episode meinen Mann verlassen und wir haben ein halbes Jahr ein zusätzliches Appartement gehabt. Retrospektiv kann ich sagen, die Trennung entstand auf Grund meiner Depression UND weil die Beziehung so nicht weiter gehen konnte. Es gab also auch ganz elementare Dinge, die für mich nicht mehr tragbar waren. Ich finde es immer schwierig, wenn Angehörige alles nur der Depression in die Schuhe schieben. Es lässt sich von außen aber auch nicht sagen, was der eigentliche Grund für den Rückzug ist und ich habe ein halbes Jahr gebraucht um das für mich zu sortieren. Dann haben mein Mann und ich lange Paarberatung genutzt. Von unseren jeweiligen individuellen Therapien mal abgesehen.

Ich erzähle das alles, um deutlich zu machen, wie individuell und schwierig das alles ist und ich der festen Überzeugung bin, dass man vor allem bei sich bleiben sollte. Hier wird immer so viel orakelt...wie fühlt sie, ist das sie oder die Depression, wie wird es werden, hat sie das wirklich sei gemeint???...
Das ist absolut verständlich, aber ich glaube nicht unbedingt zielführend.

Wie fühlst du dich zur Zeit?
Was tust du zum Spaß? Wie lenkst du dich ab? Wo kannst du dich ausheulen? Wie schmerzhaft ist das zur Zeit für dich? Usw.

Wenn mein Mann in einer zusätzlichen Episode steckt, habe ich zwar Verständnis für ihn, aber ich löse mich als Mensch ja nicht auf, auch nicht mit meinen Bedürfnissen. Klar nehme ich Rücksicht und ich weiß z.B., dass Sport elementar wichtig für seine Stabilität ist, also ermögliche ich ihm das täglich, was mit Baby und Kind und Job gar nicht so leicht ist, aber es sind auch schon Sätze gefallen, wie: Ich verstehe, eigentlich möchtest du heute lieber gar nicht da sein, aber jetzt musst du bitte trotzdem erstmal Abendessen für die Kinder machen.

Ich hoffe, es wird deutlich, was ich sagen will: Klar muss man Rücksicht nehmen, vor allem innerhalb einer schweren Episode, aber man darf sich auch nicht komplett aus den Augen verlieren, denn sonst landet man eh im Doppelzimmer in der Psychiatrie.

Mein Therapeut hat immer sehr kritisch eine Augenbraue hochgezogen, wenn ich schon wieder nur bei den Bedürfnissen meines Mannes war.

Also die legitime Frage ist m.E. nach: Wie lange WILLST du die Zurückweisung noch mittragen?

Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt irgendwie deutlich machen.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo DieNeue,

das verstehe ich natürlich, dass man an guten bzw besseren Tagen alles nachholen und ausnutzen möchte.
Das ist ein natürliches Bedürfnis und war auch garnicht vorwursvoll oder skeptisch gemeint.

Dass man nicht weit im voraus planen kann, leuchtet mir auch ein, da man einfach nihct weiss wie man sich am nächsten Tag, geschweigedenn in einigen Wochen fühlt.

Zu dem Thema fühlen sagte meine Freundin zu Beginn ihre Gefühle sind weg, sie sind nicht mehr da. Vor 4 Wochen hat sie es allerdings revidiert und gemeint, die Gefühle waren immer da, ihrer Behauptungen waren einfach zum Selbstschutz getätigt wurden und um mich von ihr wegzutreiben. Sie hat einfach gehofft, je gemeiner sie ist, desto schneller fliehe ich vor ihr, da sie mir all das nicht zumuten wollte.
Zuletzt sagte sie immer wieder die Gefühle sind da, ich habe einen grossen Platz in ihrem Herzen, aber ihr Kummer, ihre orgen sind so gross, dass sie es ausblendet, weil es ihr dadurch einfach besser geht, bzw wesentlich weniger Druck auf ihr lastet.
Sie reagiert sehr agressiv, ist sehr schnell genervt und direkt überlastet und möchte dann sofort wieder Rückzug und Ruhe.
Den biete ich ihr meistens auch bis sie nach einigen Tagen von alleine schreibt.
Meistens ist es Smalltalk, aber ich weiss dass es ein gutes Zeichen ist sofern sie sich meldet und es ist jedes Mal eine grosse Freude meinerseits.

Ich hoffe einfach, dass es mit der Zeit Stück für Stück besser wird und sie bald wieder etwas klarer in ihren Gedanken ist.

Vielen Dank für den Text und ja es hat geholfen :)

Ein wunderschönes Wochenende wünsche ich :)
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo Lerana,

wie ich mich zur Zeit fühle?
Es ist komisch.
Die ersten Wochen waren tatsächlich sehr hart.
Ich muss zugeben, dass es mich überfordert hat, alleridngs habe ich es ihr nie gezeigt um sie nicht zusätzlich zu belasten.
Ich habe leider viel geweint, 10 kg abgenommen, weil ich all das nihct verstehen konnte.
An einem Abend lag sie in meinem Arm und sagte mir wie sehr sie mich liebt und zwei Tage später beendet sie den Kontakt.
Ich muss dazu sagen, dass ich zwei lange und intesive Beziehungen hinter mir habe, aber trotz des kurzes Kennens meiner jetztigen Partnerin, hat mich keine Frau jemals so dermassen aus den Socken gehauen.
Sie ist wirklich meine Traumfrau in allen Belangen und das macht es doppelt schwer für mich, weil sie die EINE sein sollte. Ich hatte alles genau im Kopf, eine Zukunft, eine Familie, alles...

Und das alles erst einmal beiseite zuschieben und sich damit anzufreunden, dass es einfach vorbei ist, war sehr schwer zu akzeptieren und hat mich viel Kraft und viele Tränen gekostet.

Wie es mir jetzt geht?
Wesentlich besser. Ich mache 6 Tage die Woche Sport, ich treffe Familie und Freunde, ich lache viel, habe Spass, ich fliege nächste Woche in den Urlaub.
Also mein Leben dreht sich weiter und ich geniesse auch sehr viel, aber in meinem Hinterkopf bleibt der Gedanke, dass ich beispielsweise viel lieber einen Urlaub mit ihr verbringen würde.
Abends fehlt sie mir manchmal sehr zum kuscheln, ich vermisse oft ihre Stimme und ich lachen.
Manchmal ist es immernoch hart, aber ich mache das beste draus und versuche mein Leben so gut wie möglich weiterzuleben. Das einzige was ich komplett beiseite schiebe ist zur Zeit der Kontakt zu Frauen. Das wird auch noch ein ganzes Stück so bleiben.
Aber das ist wohl auch normal, wenn man liebt :)

Ich bin tatsächlich eine starke Persönlichkeit, aber mich hat es oft an meine Grenzen getrieben.
Am schlimmsten waren die quälenden Gedanken, wieso sie all das macht, ob sie evtl Kontakt zu anderen Männern hat.
Irgendwann bin ich dann zu dem Denken gekommen, dass ich all das nicht beeinflussen kann und es somit nicht meine Baustelle ist.

Ich hoffe ich konnte es halbwegs verständlich wiedergeben :)
Lerana
Beiträge: 2088
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Lerana »

Huhu Sebastian,

ich finde, das klingt richtig gut, wie du das machst. Ehrlich!

Und ich kann sehr guter nachvollziehen, dass das alles furchtbar weh tut.

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass man sich nicht selbst vergisst.
Aber das scheinst du ja nicht zu tun.
Depressionen sind leider echt fiese kleine Wadenbeißer, die einen nicht so schnell wieder loslassen und da braucht es Geduld. Was wieder nicht heißt, dass einen der Geduldsfaden nicht auch mal reißen darf.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Aurelia Belinda
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Sebastian,

Ohne jetzt alle Beiträe gelesen zu haben. Ist mir heute echt zu viel.

Kurz noch von mir was.
Ich bin auch ähnlich wie Lerana ziemlich stabil. Aber es ist auch längst “ chronisch “ bei mir.
Bin seit glaub ich 20 J. Betroffen.
Mit vielen bösen Phasen wo man sich selbst nicht mehr erkennt.
Aber auch guten Phasen.
Es ist oft eine lebenslange Erkrankung.
Auch bei guter Behandlung.
Es ist selten ( nur vorübergehend ).
Gibt aber auch Ausnahmen.
Gibt auch leichte Formen.
Gibt also Leute die hinterher ein ganz normales Leben und Berufsleben führen.

Die Realität zeigt aber, sieht man auch hier im Forum, es ist eine doch komplizierte und oft zermürbende Sache.

Für Betroffene und Angehörige.

Was deine Freundin denkt oder wie sie gerade tickt, wirst du schlecht raus finden können. Da muss erst mal die Behandlung anschlagen.
Dann kann man weiter über die Beziehung reden.

Ich finde das Beispiel von “ DieNeue “ ganz gut erklärt mit dem Bienenschwarm. So können sich Laien in etwa vorstellen welches Gedanken Wirrwarr in uns herrscht. Ich erkläre es gesunden mittlerweile so ( wenn halt Interesse besteht ), es ist wie ganz schnell Karussell oder Achterbahn fahren....
Du willst dich dabei auf einen bestimmten Punkt konzentrieren.
Das ist unmöglich. Genau so ist es unmöglich, aussteigen zu wollen. Es fährt zu schnell.

So ähnlich sind die Gedanken.
Obwohl es eigentlich noch komplizierter ist. Schwierig zu erklären.
Verstehen kann es nur ein Betroffener.

Auch Ärzte, Therapeuten können es nicht nachvollziehen.
Genauso auch nicht die Wirkung oder Nebenwirkungen dieser Tabletten die dafür vorgesehen sind.

Musste da früher viel den Ärzten erklären, welch erbärmlicher Zustand das ist....

Also einmal ist Vorsicht geboten, weil es nicht die Heilung im klassischen Sinne gibt.
Man kann nur üben damit umzugehen, wie bei jeder anderen schweren Erkrankung auch.

Und das ist als Partner nicht einfach.
Ich weiss wovon ich rede.
Mein Mann ist jetzt leider seit 3 J. Auch betroffen.
Bin praktisch jetzt selbst krank.
Und Angehörige.
Echt schwierig.
Komme heute noch oft an die Grenze des machbaren. Psychisch und physisch.
Mein Mann u. Ich sind mehrfach erkrankt.
Hatten von Anfang an zusammen gelebt.
Da konnte nicht einer einfach mal “ Abstand halten “.
Sich zurück ziehen.
Das war mehr als schwer.
Da hat man sich zusammen gerauft.
Einfach jede Hürde gemeistert.
Mit sehr vielen Zweifeln, Rückschlägen, Entbehrungen.

Ein gesunder Partner hat zumindest die Chance sich weiter entwickeln zu können.
Alleine weg gehen zu können.
Wenn man nicht zusammen wohnt.
Wir waren nie gesund.
Von Anfang an nicht.
Zuerst nur körperliche Dinge.
Aber auch da schon schwerwiegende.
Angeborene Geschichten.
Plus erworbene, dann psychische.
Und alle ohne Ausnahme davon, chronisch.
Immer mit Verschlechterung.
Folgen. Auch für die Beziehung.
Mann muss so aufpassen, dass man sich nicht verliert in all dem Leid und den Folgen.

Das nur noch zum verinnerlichen.

Alles gute dir,
LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
DieNeue
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Re: Zurückweisung

Beitrag von DieNeue »

SebastianO hat geschrieben: Das ist ein natürliches Bedürfnis und war auch garnicht vorwursvoll oder skeptisch gemeint.
Hab ich auch überhaupt nicht so aufgefasst! Alles gut :)
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo zusammen,

nochmals Danke für die ganzen Eindrücke, Hilfen, Kritiken und Erfahrungen.
Mir hat all das sehr geholfen und teilweise mein Denken beeinflusst.
Vielen Dank dafür.

Ich versuche all das nun zu beherzigen und umzusetzen.
Habe mich selber und meine Einstellung auch kritisch hinterfragt.

Unser letzter Stand ist nun mal wieder etwas verzwickt :)
Wir haben wie nicht anders zu erwarten kaum Kontakt,
der letzte Kontakt war am friedlich und sie hat mir Herzen gesendet.
Meiner Meinnung nach ein relativ gutes Zeichen.

Ich habe ihr einfach nochmal gesagt, dass ich weiterhin für sie da sein werde, ich ihr allerdings die Ruhe gebe die sie für sich benötigt.

Jetzt heisst es einfach wieder abwarten, geduldig sein, und hoffen :)

Einen schönen Donnerstag an alle
Aurelia Belinda
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Sebastian,
Ja, Geduld ist da schon das Zauberwort.
Musste ich auch immer wieder aufs Neue üben, und üben.
Nicht immer einfach.
Du hast recht, immerhin hast du angenehme “ Zeichen “ ihrerseits gekriegt. Mehr als manch anderer.
Viele Angehörige bekommen über Wochen oder Monate keine Zeichen.
Also weiter hoffen.
Alles gute für euch.

LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo Aurelia Belinda,

ja das stimmt wohl, dass ich zumindest gewisse positive Zeichen bekomme.
Ich will garnicht wissen wie schlimm es ist, wenn man garkeine Reaktionen erhält :(

Zuletzt hatte sie mir vermehrt Herzen und Nettigkeiten gesendet.
Ob ich mir was drauf "einbilden" darf, kann ich allerdings schlecht einschätzen.

Fakt ist jedoch, dass sie mich nie ignoriert.
Sofern ich mich mal melde, antwortet sie direkt.
Melde ich mich mal einige Tage nicht, meldet sich sich für Smalltalk.

Zudem habe ich ihr einen Brief in den Briefkasten geworfen auf den sie antwortete, dass sie sich sehr über die lieben Worte gefreut hat und es ihr viel Mut und Kraft gegeben hat und sie mir dankbar sei.

Jetzt fliege ich erst einmal 15 Tage in die Karibik und versuche abzuschalten und mal an mich zu denken :)
Aurelia Belinda
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ja, das hört sich gut an.
Dass sie in Kontakt bleibt.
Auch immer antwortet.
Über den Brief hat sie sich anscheinend echt gefreut.
Vielleicht gibt es eine Chance für euch.
Ich wünsche es dir.

Aber jetzt erst mal viel Freude im Urlaub. Wow, 15 Tage. Hast du dir verdient mal abzuschalten.
Genieße es.

Herzlich,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Ja ich rede mir zumindest ein, dass es ein gutes Zeichen ist :)
Ich hoffe einfach das beste.

Vielen Dank, ich werde versuchen abzuschalten und wünsche allen anderen weiterhin alles Gute und das Beste.
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo zusammen,

ich hoffe es geht allen gut....
Es ist mal wieder soweit, ich brauche Rat.

Frisch aus dem Urlaub und das absolute Chaos geht weiter.

Vor meinem Urlaub hatte sie sich ja regelmässig mit Herzen und Äusserungen gemeldet, dass sie mich vermisst und liebt, es aber einfach nicht schafft umzusetzen und deshalb keine Beziehung möglich sei.
Das sie erst auf sich achten muss.
Alles verständlich, daher habe ich ihr Raum und Zeit gegeben sich zu sortieren.

Kurz vor meinem Urlaub kam es dann zum Streit und seitdem will sie keinen Kontakt mehr.
Eine Woche später dann die Aussage, dass sie überhaupt keine Gefühle mehr hat, wahrscheinlich nie welche hatte und ich ich sie einenge und es ihr ohne mich viel besser geht.
Zudem geht es ihr super und sie ist nur noch unterwegs und lacht.
Eine Woche vorher allerdings noch die Aussagen, dass es ihr total schlecht geht, sie einfach nicht weiter weiss, sie verzweifelt ist usw....

Ich weiss einfach nicht was ich jetzt machen soll :(

Ist es wieder ein Schwung den sie hat, soll ich es akzeptieren...?
Wozu könnt ihr mir raten?
Candless
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Candless »

Lieber SebastianO,

ich kann dir nur aus meiner Erfahrung sagen, ich würde nicht alles auf die Goldwaage legen. Alles was du schreibst, kenne ich auch. Ich habe sie mal gefragt, warum sie manchmal mir das Gefühl vermittelt hat, es sei alles prima, sie hat neue Freunde usw., und dann das nächste Loch. Sie sagte, dass manchmal schon mehr Energie da war, vielleicht auch wegen der Tabletten (AD), aber eigentlich die Stimmung nicht besser, aber sie dann die Energie dazu genutzt hat, wieder eine Fassade aufzubauen. Die dann kurz darauf wieder zusammenbrach. Mich wollte sie dann trotzdem nicht sehen, da die Gefühle ja immer noch weg sind und sie nicht weiss, wie sie dann damit umgehen soll, denn sie will mich ja nicht noch mehr verletzen.

Vielleicht zeigt das ein wenig, dass das alles doch recht typisch ist und du eigentlich nur ihr sagen kannst, dass du das so akzeptierst und trotzdem für sie da bist, wenn sie dich kontaktieren möchte.

Gerade dass sie dir schreibt, sie hätte nie Gefühle gehabt, zeigt, dass sie durch die depressive Brille gar nicht mehr an ihr Gefühlsleben herankommt und sich auch nicht richtig erinnern kann. Für mich ist das keine dramatische neue Entwicklung, sondern ein möglicher Ausdruck derselben Sache. Lass dich nicht runterziehen und versuche, Geduld aufzubringen. Sie kann wohl gerade nicht anders, aber ich würde es nicht persönlich nehmen!

Ganz viel Kraft und liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
SebastianO
Beiträge: 58
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Hallo Candless,

vielen Dank für die Antwort.
Natürlich weiss ich, dass ich nicht alles auf die Goldwaage legen darf.
Mir ist bewusst, dass viele ihrer Aussagen wirr sind und sie wahrscheinlich selber nicht genau weiss, was Wahr und was Falsch ist.
Trotzdem ist es für mich unheimlich schwer. Das Ungewisse, ihr nihct beistehen zu können.

Ich gehe selbst stark davon aus, dass sie immernoch vieles sagt um sich und mich zu schützen.
Denn jedes Mal wenn sie mir sagt, dass es ihr sehr schlecht geht und nihct mehr weiter weiss, geht es ihr wenige Tage wieder super und sie lacht und hat Spass usw...
Das kann ja garnicht stimmen, so sehr ich es ihr wünschen und gönnen würde.

Dass sie einen Tag sagt sie liebt und vermisst mich und nicht einmal eine Woche später sagt sie hat absolut keine Gefühle, auch das kann ja nicht so stimmen.

Ich denke tatsächlich, dass sie selbst dermassen verwirrt ist, dass sich ihre Stimmung täglich verändert.

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu warten und zu sehen....
SebastianO
Beiträge: 58
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Was halt sehr auffällig ist, dass sie mir immer sagt wie super es ihr geht, sobald sie mich von sich wegstösst. Immer dann geht es ihr blendend....
Candless
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Candless »

SebastianO hat geschrieben: Dass sie einen Tag sagt sie liebt und vermisst mich und nicht einmal eine Woche später sagt sie hat absolut keine Gefühle, auch das kann ja nicht so stimmen.
Doch, leider ist es ja genau das, was viele von uns Angehörigen so fertig macht, wenn wir nicht aufpassen. Das ist eine absolute Ambivalenz, zu der das hin und her in der Ex-/Beziehung genau passt, Kontakt suchen, wegstossen, von Liebe sprechen, dann wieder war nie welche da. Da ist emotional vieles völlig aus den Fugen geraten und unsere Angehörigen können keine Klarheit darüber gewinnen, da sie mit sich selbst nicht im Reinen sind. Deshalb müssen sie sich ja erst einmal komplett auf sich konzentrieren und an sich arbeiten. Stabile Gefühle, Pläne, Verlässlichkeit, das können sie eben alles erst einmal krankheitsbedingt nicht. Es geht deshalb auch unseren Angehörigen nicht in erster Linie um die Beziehung. Sie müssen erst mit sich wieder zurechtkommen. Eine definitive Aussage zu ihren Gefühlen kannst du daher wohl nicht bekommen, nur eine Ambivalenz, gegen die sie selbst derzeit nicht ankommt.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Das soll bedeuten, dass es "normal" ist, dass eine depressive Person hin und herschwankt und diese Schwankungen auch wirklich dem aktuellen Empfinden entsprechen?
Wenn sie sagt sie liebt nicht mehr, dann empfindet sie es also auch wirklich so?


Das gleiche haben wir bereits mehrfach hinter uns und jedes Mal wenn sie eine bessere Phase hatte, hat sie mir versichert, dass die Gefühle noch da sind und sie all diese Aussagen aus Selbstschutz getätigt hat und mich sehr vermisst.

Ich weiss einfach nihct mehr wie ich damit umgehen soll, was ich machen soll...
Ihr absolute Ruhe und Raum geben?
Oder ihr gelegentlich zukommen lassen, dass ich an sie denke...
Candless
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Re: Zurückweisung

Beitrag von Candless »

SebastianO hat geschrieben:Das soll bedeuten, dass es "normal" ist, dass eine depressive Person hin und herschwankt und diese Schwankungen auch wirklich dem aktuellen Empfinden entsprechen?
Wenn sie sagt sie liebt nicht mehr, dann empfindet sie es also auch wirklich so?
Ja. Die Depression blockiert und unterdrückt Gefühle. Wie das im Nachhinein gedeutet wird, ist ganz unterschiedlich. Manchmal kommen sie plötzlich wieder zurück und dann versteht der eine oder andere Betroffene gar nicht, was in der Zwischenzeit los war. Manchmal kommt etwas davon zurück und geht dann kurz darauf wieder. Es gibt keine emotionale Stabilität. In jedem Fall kann es so weit gehen, dass Gefühle ganz gedämpft sind. Meine Ex hat in ihren depressiven Episoden immer gesagt, sie kann keine Liebe empfinden.
SebastianO hat geschrieben:Das gleiche haben wir bereits mehrfach hinter uns und jedes Mal wenn sie eine bessere Phase hatte, hat sie mir versichert, dass die Gefühle noch da sind und sie all diese Aussagen aus Selbstschutz getätigt hat und mich sehr vermisst.
Das würde ich mal als Deutung im Nachhinein ansehen. Es ist ganz sicher, dass Menschen in einer schweren Depression tatsächlich keine Liebe empfinden und nachher die Partnerschaftsprobleme vielleicht durch solche Aussagen aus der Welt schaffen wollen, die dadurch entstanden sind, dass man dem Partner gesagt hat, da sei keine Liebe. In der depressiven Phase selbst kann man meiner Erfahrung nach den Betroffenen schon glauben, dass das so ist, wie sie sagen. Ich denke, du musst erstmal ein wenig weg von dem Fokus auf die Beziehung. Es ist keine "normale" Beziehungssituation, in der man sich über Gefühle füreinander austauscht. Sie muss jetzt für sich einen Weg zurück in ihr Leben und ihre Gefühlswelt erkämpfen. Das hat mit dir eigentlich nichts zu tun. Wenn sie zurück ist in ihrem eigenen Leben, dann ist da vielleicht auch wieder Platz für dich. Meine Ex hat mir öfters in ihren Episoden gesagt, sie schaut wie von aussen auf sich selbst. In so einer Situation, wenn man selbst ausserhalb seines Lebens steht, kann man niemand anderen hereinlassen. Man muss erst einmal selbst schauen, wie man wieder hereinkommt.
SebastianO hat geschrieben:Ich weiss einfach nihct mehr wie ich damit umgehen soll, was ich machen soll...
Ihr absolute Ruhe und Raum geben?
Oder ihr gelegentlich zukommen lassen, dass ich an sie denke...
Ja, ihr Raum und Zeit geben. Wenn du es schaffst, könntest du ihr meiner Meinung nach schon vermitteln, dass du für sie da bist. Aber ich würde es vermeiden, über Liebe und Gefühle zu sprechen und schon gar keine Auseinandersetzung darüber. Die Depression ist eine Krankheit, die die Emotionen betrifft und was jemand in einer Episode erlebt, hat nichts damit zu tun, was er oder sie sonst empfinden würde. Denjenigen dann mit Fragen zur Beziehung und zur Liebe zu stellen, erzeugt ganz schnell grossen Druck und sie brechen vielleicht ganz den Kontakt ab.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
SebastianO
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Re: Zurückweisung

Beitrag von SebastianO »

Das mit den Gefühlen ist auch so eine Sache, da sie mir immer vermittelt, dass nur die Gefühle für mich weg sind, sie aber für Freunde und Familie da sind.
Zuletzt sagte sie auch, dass sie sich nicht erklären kann, wieso die Gefühle von heute auf morgen verschwunden sind.
Sie will mir immer vermitteln welch grosse Fortschritte sie macht, aber wenn ich sehe wie extrem instabil sie handelt und schreibt, denke ich durchaus, dass es ihr wesentlich schlechter geht als sie zugibt.

Auch das Beispiel von vorhin, dass depressive Menschen behaupten neue Freunde zu haben, immer glücklich zu sein, kann ich bestätigen, da ich sie sehr oft beim lügen erwischt habe, sie aber nie darauf aufmerksam gemacht habe. Denn ich weiss, dass das Lügen das errichtern einer Mauer ist um sich zu schützen.

Mein Problem momentan ist einfach, dass ich nicht mehr weiss was ich noch glauben soll, dass ich nicht mehr weiss ob ich an uns glauben kann, wenn sie mir ausdrücklich gesagt hat, dass die Gefühle weg sind und sie mich nicht mehr in ihrem Leben haben will.

Sie sagt zwar sie will mich nicht mehr in ihrem Leben, aber gänzlich ignoriert werde ich auch nicht, da sie immer antwort wenn ich ihr mal schreibe und nach ihr frage. Genauso hat sie vor wenigen Tagen eifersüchtig reagiert, als sie erfahren hat, dass ich mit einer normalen Freundin unterwegs war.
Vielleicht bilde ich es mir ein und rede es mir schön, aber wäre ich ihr so egal wie sie sagt, wäre es ihr sicherlich komplett egal, mit wem ich mich treffe...

Ja den Raum und die Zeit werde ich ihr geben.
Das habe ich bereits getan, aber wohl wesentlich zu wenig, da sie immer wieder aggressiv reagiert und mir vorwürft ich enge sie total ein. Das ist eines ihrere Argumente für den Gefühlsverlust, dass ich sie zu sehr bedränge, was ich persönlich als Quatsch ansehe, da ich alle 1-2 Wochen nach ihr Frage.

Vielen Dank für die hilfreichen Antworten :)
DieNeue
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Re: Zurückweisung

Beitrag von DieNeue »

Hallo SebastianO,
SebastianO hat geschrieben:Wenn sie sagt sie liebt nicht mehr, dann empfindet sie es also auch wirklich so?
In einem älteren Thread ging es auch mal um das Thema "Was heißt das, wenn der Partner sagt, die Gefühle sind weg?".
Das war dieser Thread hier:
https://www.diskussionsforum-depression ... ll#p536846" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Ich hab da mal diese nicht vorhandenen Gefühle mit einem Stromausfall verglichen. Vielleicht hilft dir das weiter. Du kannst eigentlich auch den ganzen Thread lesen, ich glaube, da war einiges dabei, in dem du dich wiederfinden könntest.
Ich glaube, da ging es auch um dieses Nähe-Distanz-Thema: Sie sagt, du sollst sie in Ruhe lassen und stößt dich weg, weil es ihr zu viel ist o.ä.. Dann ziehst du dich zurück und dann kommt sie plötzlich wieder an und sagt, sie liebt dich und will Nähe. Dann stößt sie dich aber wieder weg, weil es ihr doch wieder zu viel ist o.ä. und das Ganze beginnt von vorn.
Candless hat geschrieben:Aber ich würde es vermeiden, über Liebe und Gefühle zu sprechen und schon gar keine Auseinandersetzung darüber. Die Depression ist eine Krankheit, die die Emotionen betrifft und was jemand in einer Episode erlebt, hat nichts damit zu tun, was er oder sie sonst empfinden würde. Denjenigen dann mit Fragen zur Beziehung und zur Liebe zu stellen, erzeugt ganz schnell grossen Druck und sie brechen vielleicht ganz den Kontakt ab.
Das kann ich absolut unterschreiben!
SebastianO hat geschrieben:Auch das Beispiel von vorhin, dass depressive Menschen behaupten neue Freunde zu haben, immer glücklich zu sein, kann ich bestätigen, da ich sie sehr oft beim lügen erwischt habe, sie aber nie darauf aufmerksam gemacht habe. Denn ich weiss, dass das Lügen das errichtern einer Mauer ist um sich zu schützen.
Warum machst du sie denn nicht darauf aufmerksam? Lügen ist kein Symptom der Depression. Klar, manche Menschen lügen, um sich zu "schützen", setzen eine Maske auf, damit andere nicht mitbekommen, wie es ihnen wirklich geht - das tun Gesunde auch. Aber wie soll eure Beziehung besser werden, wenn du dich anlügen lässt?

Sag mal, hatte sie denn eigentlich eine reine Depression oder war da auch noch etwas Borderline dabei? Oder verwechsle ich dich?

Liebe Grüße,
DieNeue
FrequentFlyer
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Re: Zurückweisung

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi ihr Lieben, hi SebastianO!

Ich möchte in diesen Thread auch meine Erfahrung einbringen, denn vieles was du schreibst SebastianO kommt mir so bekannt vor. Was ich voraus schicken möchte ist, dass nach alldem was ich hier gelesen habe, jede Geschichte, jede Krankheit sehr individuell ist. Es gibt mit Sicherheit Muster, aber es gibt keine Patentrezepte mit dem Umgang. Kennzeichnend für die Krankheit meiner Freundin beispielsweise ist, dass die Episoden sehr klar abgegrenzt sind. Dazwischen ist sie ganz „normal“ - was ein doofer Satz, aber ich wusste es jetzt nicht besser einfach zu formulieren. Ein weiteres Kennzeichen ist, dass sie ihre Krankheit vor ihrem Umfeld verschweigt. Ihr Narrativ ist dahingehend, dass sie vor ein paar Jahren einen Suizidversuch unternommen hat, danach eine Therapie erfolgreich absolviert hat und nun geheilt ist. Für sie ist damit das Thema Depression erledigt. Nur macht sie derzeit, innerhalb von vier Jahren, schon die fünfte Episode durch. Und derzeit ist es die zweite Schwere – die leichteren dauerten nur zwei bis drei Wochen jeweils. Die letzte Schwere neun Monate.... Ehrlich, man gewinnt auch Erfahrung und Gelassenheit, wenn ich mich auch Sorge, das es in den letzten beiden Jahren häufiger geworden ist. Ich kann da aber nichts dran ändern, sondern nur hinnehmen. Helfen kann sie sich letztlich nur selbst und dazu braucht es die Einsicht das da etwas nicht stimmt... und da sind wir bei dem was mir so bekannt vorkommt:

Wenn meine Freundin „abrutscht“, dann sagt sie Dinge die eigentlich nur einen Zweck befolgen: Ich soll sie in Ruhe lassen. Auch bei euch gab es einen Streit? Bei mir war es ein geradezu von ihr provozierter Streit – mehr oder minder aus dem Nichts aber ein guter Vorwand die Beziehung zu beenden. Und so kam sie in der Vergangenheit immer wieder mit solchen Aussagen um die Ecke wie: Ich hab dich eh nie gemocht, ich habe dich nie geliebt, eigentlich passen wir gar nicht zusammen, ich beende die Beziehung da dies besser für dich ist, du hinderst meine weitere Entwicklung.... das Argument ohne dich geht es mir besser, wie bei dir, kam jetzt noch nicht. Aber letztlich ist es auch egal – es dient nur dazu mich auf Distanz zu halten. Schön sind ja auch noch die Vorlagen die ich eventuell liefere: So schrieb ich ihr mal, dass sie noch nie gesagt hätte, ich wäre es nicht, sondern immer aus Gründen die nicht in meiner Person liegen, die Beziehung in Frage stellt. Was war die Antwort 48h später? Du bist es nicht, das ist mir jetzt klar geworden. Letztlich laufen alle ihre Äußerungen in einer Episode darauf hinaus, das eine Beziehung eh keinen Sinn macht und lass mich in Ruhe.

Meine Strategie damit umzugehen: Ich glaube fundamental hat sich bei mir etwas geändert, als mir klar geworden ist, dass sie nicht eine Lebenspartnerin ist. Ich würde mir das durchaus wünschen, aber in absehbarer Zeit wird dies nicht möglich sein. So ist es eine Freundin, mit der ich zwischen ihren Episoden eine sehr innige Beziehung habe. Das bedeutet aber auch für mich, dass ich meine Freunde und meine Hobbys sehr pflege und meinen Terminkalender beispielsweise nicht nach ihr ausrichte. Meinen Urlaub plane ich alleine und sollte es sich ergeben das sie dann kann, gesundheitlich und zeitlich, dann ist es schön aber für mich kein Grund nicht in Urlaub zu fahren.

Was ich auch während ihrer Episoden mache ist mich ab und zu in Erinnerung rufen. Ostergrüße beispielsweise. Es gibt immer alle paar Wochen einen Grund sich mal zu melden, Blumen zu schicken, eine Karte zu schicken – sich einfach in Erinnerung zu rufen. Denn eines ist auch noch kennzeichnend für meine Freundin: Sie ist eine sehr stolze Person. Ich bezweifle das sie sich jemals von selber bei mir melden würde. Was ich allerdings versuche zu vermeiden ist, zum einen die Frage „wie geht es dir“ und Beziehungsthemen anzusprechen. Nur, da das Thema Lügen angesprochen wurde: Wenn ich eine Nachricht bekomme die einfach nicht stimmt, dann reagiere ich darauf. Da versuche ich sie einfach darauf aufmerksam zu machen das da etwas nicht stimmt. Möglichst leicht verdaulich formuliert, aber schon bestimmt. Das Lügen würde ich beispielsweise bei deiner Freundin nicht thematisieren – das sind dann letztlich Vorwürfe an sie. Das aber etwas nicht stimmt, dass sie einerseits ausgeht und viel Spaß hat auf der einen Seite, auf der anderen sich aber mit dir noch nicht einmal treffen kann. Tut mir leid – da stimmt was nicht.
Derzeit habe ich ein Problem beim Austausch mit meiner Freundin. Ich hab ihr aus meinem letzten Urlaub ein Geschenk geschickt und bei der Nachfrage, ob es denn auch heil angekommen ist, nur die Antwort bekommen habe, ich würde Grenzen überschreiten – Sie hätte schließlich die Bekanntschaft beendet. Aber unmittelbar davor haben wir sehr nette Ostergrüße ausgetauscht. Daraufhin habe ich recht vehement geantwortet... das da halt etwas nicht stimmt. Jeder „normale“ Mensch freut sich über so ein Geschenk, auch von seinem Ex. Wie schon weiter oben geschrieben – die Intention ist halt: Lass mich in Ruhe. Das tue ich ja auch, aber ab und zu schicke ich mal eine Art Testballon los – so harmlos wie möglich. Nun werde ich in den nächsten Tagen mal ein Brief schicken, bei dem ich die Vehemenz des Letzten relativiere.

Meine „Strategie“ besteht eigentlich darin sie in Ruhe zu lassen damit sie sich wieder stabilisiert. Dennoch geht mein Verständnis nicht so weit, dies alles als ein normales Verhalten zu entschuldigen. Auf die Verwerfungen mache ich aufmerksam. Allzu schnell kann man zu einem Co-Depressiven werden, der mit seinem Verhalten der Krankheit den roten Teppich ausrollt. Diese Strategie ist mit Sicherheit geprägt durch das Leugnen der Krankheit ihrerseits. Auch glaube ich nicht, dass man wirklich hilft, indem man diesen Wunsch der Isolation komplett nachgibt. So ein bisschen fordern kann man schon. Mag sein, dass ich mit dem Geschenk über eine Grenze gegangen bin – allerdings nur in dem Sinne das es in dem Moment zu viel für sie war. Für mich heißt dies ein neuer Anlauf und halt nicht ich breche den Kontakt komplett ab. Denn eine Frage stelle ich mir schon lange: Wie viele Ex Freunde, Ex Partner, Ex Bekannte sammeln sich in dem Leben eines Betroffenen an, wenn diese den Wunsch der Betroffenen nachgehen und den Kontakt unterlassen?

So, jetzt habe ich wieder mehr geschrieben als ich wollte. Aber so ist das mit dem Schreiben. Man findet auch selbst eine Standpunkt.

LG
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