PTBS Depression....

[Hannah 75]

Hallo,
Ich bin 43 und habe 2015 die Diagnose PTBS Typ 2 mit mehreren Traumafolgestörungen bekommen. Eine davon ist eine schwere Depression. Ich habe seit der Diagnose viel Unterstützung erlebt, aber in depressiven Phasen habe ich immer das Gefühl völlig alleine zu sein oder denke die anderen verstehen mich eh nicht. Darum habe ich mich jetzt hier angemeldet.

[Aurelia Belinda]

Herzlich Willkommen in der Runde Hannah,

Eine gute Entscheidung dich anzumelden.
Ja das stimmt. In den Phasen wo einem die Depression schier erdrückt, können andere es nicht annähernd nachvollziehen was das mit einem Macht.
Wie sieht denn deine Behandlung z.Z. aus?

Schönen Abend u.
Liebe Grüße,
Aurelia Belinda

[Hannah 75]

Hallo Aurelia Belinda,
Ich gehe seit mehreren Jahren regelmäßig zur ambulanten Psychotherapie, sicher der wichtigste Teil meiner Therapie. Außerdem gehe ich zur Hippotherapie und zur Seelsorge. Vor drei Jahren war ich 11Wochen in einer Trauma Klinik und werde dieses Jahr nochmal für ein paar Wochen dort zur stationären Therapie sein.

[Aurelia Belinda]

Hallo Hannah,
Seelsorge klingt für mich interessant.
Wie darf ich mir das vorstellen.
Ist das auch ein Termin wo man mal ne Stunde reden kann.....
Hippotherapie hat unsere Physiotherapeutin auch mal angeboten.
Sie hat dort überwiegend mit MS Patienten gearbeitet.
Ist das auch für die Psyche Gut?

[Hannah 75]

Ich leide ja auch unter einer Angststörung mit Panikatacken und deshalb bin ich eigentlich mit der Hippotherapie angefangen. Der Gedanke dahinter war halt so langsam den Handlungsradius zu erweitern. Mittlerweile ist es so dass es mir einfach jedes Mal gut tut. Der Kontakt mit dem Pferd, die Bewegung, das rauskommen aus dem Alltag...
Es tut mir jedes mal echt gut und ist für mich eine wichtige Recourse.
Zur Seelsorge treffe ich mich je nach Bedarf mit meinem Seelsorger und kann mir dann alles von der Seele quatschen.

[Aurelia Belinda]

Hallo Hannah,
Okay, verstehe. Danke für die Rückmeldung. Ja, das mit dem Radius kann ich sehr gut nachvollziehen.
Hatte auch über Jahre Panik und Angstattacken. Durch Therapie die aber schon lange zurück liegt hatte ich das dann besser in Griff.
War auch lange Zeit einigermaßen gut soweit. Aktuell bin ich wieder etwas am einigeln. Viele Belastungen, bzw. Dauerbelastung haben dazu geführt.
Der Radius ist jetzt wieder nach und nach aufs minimalste geschrumpft.

Gruß Aurelia Belinda

[ßßßß]

@hannah 75

wirklich ptbs also mit flashbacks und panik oder "nur" trauma?

[Hannah 75]

Leider richtig PTBS. Flashbacks kommen häufig nachts. Mittlerweile schlage ich dann manchmal auch um mich oder schreie um Hilfe. Wobei man das als Fortschritt sieht weil es ein Zeichen dafür ist das ich im Unterbewusstsein anfange mich zu wehren.

[ßßßß]

@hannah 75

autsch
Hast du einen richtige Traumatherapeut/in?

"Wobei man das als Fortschritt sieht weil es ein Zeichen dafür ist das ich im Unterbewusstsein anfange mich zu wehren."
Nein ist es nicht. Es raubt dir jetzt auch noch den Schlaf als Erholungsmittel.
Hat man dir beigebracht wie man Alpträume schach matt setzt? Wo bei das bei auf erlebeten Trauma basierend um einiges schwieriger ist.

[Hannah 75]

Ja ich bin bei einer erfahrenen Traumatherapeutin und war 11 Wochen in einer Trauma Klinik. Naja dieses Wehren scheint wirklich eine weiter Entwicklung zu sein. Ich war vor einem halben Jahr bei der Polizei und habe meine Fälle gemeldet. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft gegen die Täter ermittelt. Das heißt ich habe mich im Außen endlich gewehrt. Und das ganze passiert jetzt auch auf der inneren Bühne. Für mich ist das ganz klar eine weiter Entwicklung.

[Katerle]

Hallo Hannah 75,

von mir auch herzlich Willkommen hier im Forum.

Habe mir gerade alles durchgelesen und mache mir meine Gedanken... Durch wen bist du in die Traumaklinik gekommen?

Wünsche dir weiterhin viel Mut und Kraft,
Katerle

[Hannah 75]

Hallo Katerle,
Meine damalige Psychologin hat mich eingewiesen. Die Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik in Bielefeld, die sogenannte Reddemann Klinik.

[Katerle]

Danke Hannah,

sehe das auch als eine Weiterentwicklung bei dir. Ich hatte den Mut nicht... Darf ich noch fragen, welche weiteren Traumafolgestörungen du hast? Ich habe nämlich auch mit Folgen zu kämpfen...
Nur, wenn du antworten möchtest... LG Katerle

[Hannah 75]

Die Zeit in Bielefeld hat mir sehr weiter geholfen. Da habe ich viel erkannt und verstanden. Viele Zusammenhänge sind klar geworden und ich habe begriffen warum ich so ticke wie ich ticke. Wobei es auch echt schwer war, vorallem das Ganze abzunehmen. Aber das kennt ihr ja sicher auch?

[Hannah 75]

Natürlich darfst du fragen. Depression, Angststörung mit Panikatacken, früher noch Putzzwänge. In Stresszeiten ein leichter Kontrollzwang. Während des Zusammenbruchs eine Sozialphobie. Und ein sehr ausgeprägter Verdrängungsmechanismus

[Hannah 75]

Magst du erzählen unter welchen Folgen du leidest?

[Katerle]

Wollte auch gerade antworten. Also ich habe auch Ängste, Panikattacken, damals Putz- und Ordnungszwang, seit längerer Zeit Waschzwang, der aber nicht mehr ganz so extrem ausgeprägt ist. Dann habe ich auch eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung. Verdrängt hatte ich auch vieles, soziale Phobie. LG

[Hannah 75]

Danke, für die ehrliche Antwort, Katerle. Der Verdrängungsmechanismus war schon sehr ausgeprägt. Bis vor ein paar Jahren konnte ich sogar Schmerzen verdrängen. Aber das war halt die Überlebensstrategie und hat bis zum Zusammenbruch oft gut funktioniert.

[Hannah 75]

Hast du Therapie und Klinik Erfahrungen?

[Katerle]

Das kann ich auch sehr gut nachvollziehen Schmerzen zu verdrängen. War bei mir auch so über längere Zeit. Bis zu meinem Zusammenbruch damals. Ja, ich habe auch Klinikerfahrungen und mahe gerade erneut eine Therapie.

[Hannah 75]

Für die Therapien bin ich echt dankbar, auch wenn es oft anstrengend und schmerzhaft ist.

[Katerle]

Geht mir genauso...

[Aurelia Belinda]

Hallo Hannah,
Ich trau mich gar nichts mehr schreiben.
Durch den Beitrag von Lalelu.
Entschuldige Lalelu.

Ich sage aber vielen Dank Hannah für deine Offenheit.
Ja, es ist manchmal einfach wichtig und richtig zu reden.
Es eben nicht tot zu schweigen.
Phuuuu. Ganz schwere Familienverhältnisse. Ganz krass.
Da bleibt mir fast die Sprache weg.
Wie viel Leid hat man dir zugefügt.
Unfassbar!!!
Das tut mir richtig weh wenn ich nur daran denke. Es so lese.
Ja, da hast du ein Leben lang damit zu kämpfen. Schlimm.
Gewalt kenne ich selbst auch.
Aber dieses Ausmaß.....
Gut wenn der Kontakt fast weg ist.
Und sehr mutig von dir, du bist die erste die es endlich öffentlich macht.
Obwohl das wieder und wieder so unendlich viel Kraft kostet.

Danke nochmal für deine Offenheit.

Alles Liebe,
Es grüßt dich,
Aurelia Belinda

[Hannah 75]

Das tut mir sehr leid, Lalelu! Das war nicht meine Absicht. Ich hatte schon versucht so sachlich wie eben möglich zu schreiben, aber werde jetzt ganz sicher nichts mehr dazu sagen.

[Katerle]

Ehrlich gesagt bin ich mittlerweile immer froh, wenn ich darüber sprechen kann. Dass nimmt dem Ganzen jedes Mal ein bisschen mehr Macht.

Das kann ich nachempfinden, zumal ich auch schlecht darüber reden konnte/kann...
Danke dir auch, dass du so offen bist. Das heißt ja nicht, ins Detail zu gehen... Würde ich auch nicht...

Es ist halt schlimm, lange mit solchen Erfahrungen allein zu sein... und das alles mit sich ausmachen zu müssen...

Liebe Grüße
Katerle

Danke auch an Aurelia...