Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Candless
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Candless »

Meine Ex-Partnerin hat sich von mir getrennt und wir haben uns seitdem, seit neun Monaten nicht mehr gesehen. Wir schreiben zwar über social media, aber das auf rein freundschaftlicher Basis, partnerschaftliche Emotionen gibts da keine -von ihr aus. Ich liebe sie noch und habe mir auch vorgenommen, einfach abzuwarten, zu schauen, wie es weitergeht, aber ob ich wirklich noch Hoffnung habe? Das kann ich gar nicht sagen. Ich würde es mir sehr wünschen, dass wir noch einen Versuch unternehmen würden, aber meine Hoffnung schwindet schon immer mehr, muss ich sagen. Die Frage, welchen Anteil die Depression hat und inwiefern die Beziehung vielleicht für sie auch ohne Depression abgehakt ist, lässt sich eben nicht beantworten. Ich habe schon auch herbe Rückschläge und vermisse sie wahnsinnig. Mir hilft manchmal starke Ablenkung, sonst eigentlich nichts.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Herz1234
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Herz1234 »

@Candless
Hast du sie einmal auf ein Treffen angesprochen/angeschrieben ?
Oder traust du dich nicht ?
Candless
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Candless »

@Herz1234:
Ja, zweimal kam es fast zu einem Treffen, aber es ging ihr dann doch zu schlecht, so dass sie die Energie nicht hatte. Im Moment denke ich auch, ein Treffen hätte gar keinen Sinn. Denn solange ihre Gefühle blockiert sind, was nicht nur mich, sondern auch ihre Familie z.B. betrifft, also das ist ein Problem, dass sie allen näheren Personen gegenüber hat, kann ein Treffen ja nur bestätigen, dass derzeit bei ihr keine Gefühle sind. Das weiss ich ja auch ohne Treffen. Unter diesen Umständen wäre ein Treffen auch ein Alptraum, denn man würde sich ja selbst vor Augen führen, dass man nicht geliebt wird. Ein Treffen macht -so denke ich- erst Sinn, wenn ihre Gefühlsebene wieder zum Leben erweckt ist, erst dann könnte man sehen, was noch da ist - oder auch nicht. Aber unter den derzeitigen Umständen, ja, da ist keine Grundlage für ein Gespräch, bei dem es um uns gehen würde. Das macht es ja auch so schwer auszuhalten: wie lange dauert es? Was passiert dann? Auf was "warte" ich eigentlich? Es hilft wohl nur einen Schritt zurücktreten, sie in Ruhe lassen, damit sie sich um sich kümmern kann, und abwarten, ob die Tür irgendwann wieder aufgeht. Und für sich eine Grenze setzen, bis wohin man bereit ist, es mitzutragen.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,
Candless hat geschrieben:Das macht es ja auch so schwer auszuhalten: wie lange dauert es?
Das war für mich als Betroffene auch mit das Schlimmste... Als ich nach meinem Totalzusammenbruch tagelang nur noch vor Erschöpfung auf dem Sofa liegen konnte und teilweise geheult habe nur vor Erschöpfung, war das furchtbarste daran, dass einem niemand sagen konnte, wann das wieder aufhört. Oder ob das überhaupt jemals wieder aufhört. Wenn mir jemand sagen hätte können, in drei Tagen geht's dir besser, dann wäre das einfacher zu ertragen gewesen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Herz1234
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Herz1234 »

@Candless @DieNeue

Für mich war ja das Aufeinandertreffen vor fast 2 Wochen mit meinem Mann auch ein Albtraum . Ihn so zu sehen , seine unfassbare Reaktion , das war für mich schlimm und für ihn der Horror .
Ich hatte dieses Treffen auch nicht mit ihm abgesprochen , habe ihn überrascht , das war natürlich ein großer Fehler von mir .
Ich würde nieeeeeeemals mehr nach einem Treffen fragen .
Es würde außer Verletzungen und unangenehmen Gefühlen gar nichts bringen . Ich will das nicht noch einmal erleben .
Ich finde es unfassbar , was in da in den Köpfen passiert .
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

vor wenigen Tagen habe ich wieder Anlass erhalten mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie hat mir mitgeteilt, dass es einen "Freund" gibt.

@Herz: Unangemeldete Treffen sind wirklich keine gute Idee, das kann ich bestätigen. Selbst geplante Zeit mit den Kindern ist in unserem Fall immer noch "russisch Roulette". Vor gut einer Woche war ausgemacht, dass sie 3-4 h mit den Kindern verbringt. Nach einer Stunde bereits war sie "fix und alle" und keine 2 h nach dem abholen waren die Kids zurück. Welche Reaktion dass bei den Kindern hervorgerufen hat, muss ich glaube ich nicht näher erläutern.
(Update: Sie hat im nachhinein erzählt, dass es aufgrund diverser Umstände bei ihr zu erhöhtem Erwartungsdruck kam und daher das Gegenteil eingetreten ist. Verschlechterung und nicht Verbesserung der "Leistung", derer sie im Stande war.)

@Candless: Du scheinst anhaltend stark zu leiden. Hast Du dich mal mit dem Punkt beschäftigt warum es dich so verletzt? In meinem Fall war es Verlustangst. Ich musste mir irgendwann eingestehen, abgesehen von Kommunkationsabbruch kann ich sie nicht "mehr verlieren", als es bereits eingetreten war. Also wovor hätte ich weiter Angst haben sollen?
Das emphatische Leidern hängt sehr stark mit Kontakthäufigkeit, -tiefe und Informationen zusammen, die man selbst über den Partner erhält. Sprich, je weiter er weg, je weniger Kontakt, desto besser geht es einem, da man nicht "aktiv" am Leiden teilhat. Das ist natürlich stark vereinfacht, aber siehe mein Post zuvor, mir wurde klar dass ein Zusammenleben für alle aktuell schlechter wäre.

Es ist und bleibt natürlich schwer, viele 3. Personen/Freunde/Kollegen/Bekannte können so gar nicht nachvollziehen, wie man als immer noch nahestehender/mitfühlender Angehöriger am Betroffenen weiter festhält und gegen jede rationale Vernunft, die Hoffnung nicht aufgibt.
Ich für meinen Teil glaube dass es eine gemeinsame Zukunft geben kann, ggf. sogar geben wird, aber das ist nicht Morgen, nicht nächste Woche und nicht nächsten Monat. Vielleicht nächstes Jahr? Ich weiss es nicht. Vielleicht nie.

Ich bin durch Zufall über ein Buch gestolptert "Wahre Liebe lässt frei!". Das ist der Punkt an dem ich gelandet bin. Wahre Liebe heisst für mich den Partner weiterhin zu schätzen, zu respektieren, im Rahmen der Möglichkeiten für ihn/sie da zu sein und dennoch selbst glücklich zu sein. Nicht wegen, sondern trotz der Situation. Das ist kein leichtes Unterfangen, aber möglich.

Euch allen viel Kraft und auf dass der ein oder andere auch sein persönliches "Happy End" erfährt.
Liebe Grüße,
Sybilix
Zuletzt geändert von Sybilix am 28. Apr 2019, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
Herz1234
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Herz1234 »

@Sybilix
Ich kann dir nur zustimmen . Je weniger man weiß und mitbekommt , desto besser geht es einem selbst . Dann plagt mich aber wieder das schlechte Gewissen....
Du hast im ersten Satz etwas von einem ‚ Freund‘ geschrieben , aber danach nichts mehr davon erwähnt . Hat sie jetzt einen Freund ?
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo Herz,

ja - zumindest so die Aussage. Wobei ich mir die Frage stelle, in welcher Form. Sie war noch nie der Typ für kurzweilige Abenteuer. Für eine "richtige" Beziehung müssten aber Gefühle stattfinden. Der sonstige Zustand lässt mich aber darauf schließen, dass es (in Anbetracht der Depression) eher mäßig oder gar im Überlastungsbereich zugeht. D.h. Gefühle als solche wären meines Erachtens nicht vorhanden.
Unabhängig davon gibt es tausend andere Gründe/Möglichkeiten dennoch einen Freund zu haben.
Sei er zur Ablenkung (von den eigentlichen Problemen), sei es aus Einsamkeit (alleine wohnen), sei es aus dem Punkt Bestätigung von Außen (Selbstwertgefühl/Rückmeldung) oder was auch immer. Ich kann mir viele Gründe ausmalen, warum es "sinnvoll/notwendig" sein kann.

Einige hier (insbesondere die emotional Leidenden), viele aus meinem Bekannten oder Freundeskreis würden bzw. erklären mich für verrückt wie ich so urteilen / denken kann. Emotional gesehen habe ich festgestellt, dass es genau das ist, was sie mir letztes Jahr vorgeworfen hat. Liebe wie zwischen Bruder und Schwester, nicht wie zwischen Liebenden. Ich würde heute sagen, die Liebe für sie unterscheidet sich nicht groß zu der zu meinen Kindern: Egal was sie tun (werden), ich werde immer für sie empfinden, ich werde immer für sie da sein (wollen). Ob sie einen dann lassen... ist ein anderes Thema.
Natürlich wäre das für eine glückliche Mann/Frau Beziehung u.U. zu wenig, aber auf dieser sicheren Basis (zumindest meinerseits) kann man aufbauen bzw. neu anfangen.

Jetzt kann man viel Mutmaßen, maßgeblich im Bezug auf Psychologie und Entwicklung des Menschen als eigenständiges Wesen. Viele Theorien / Modelle sagen, wenn der Abnabelungsprozess von den Eltern, insbesondere Mutter, nicht vollumfänglich stattfindet, führt es früher oder später zu Problemen.
So komme ich wieder zu dem Bild mit den eigenen Kindern: Zu gegebener Zeit muss man sie loslassen, damit sie sich entfalten können / weiterentwickeln und (aller Wahrscheinlichkeit nach / Hoffnung) auch wieder den Kontakt / Beziehung suchen. Dabei ist loslassen nicht mit fallenlassen misszuverstehen, sondern eher auf Distanz gehen und da sein, wenn es Not tut / erwünscht ist.

Natürlich ist auch sicherlich eine gute Portion Wunschdenken meinerseits dabei, aber bisher lag ich mit all meinen Annahmen und Erwartungen sehr nahe an dem was da so gekommen ist.
Ich "mache mein Ding", kümmere mich um die Kinder, muss trotz all der augenscheinlichen Abgeklärtheit emotional viel verdauen (mit mir selbst ausmachen), aber ich bin zuversichtlich dass verdauen zu können (und mich nicht daran zu verschlucken) und letztlich dadurch weiterzuentwickeln. Unterm Strich sehe ich das, als nahezu bestmögliche (aus unserer/meiner Situation) Ausgangssituation, für was auch immer die Zukunft bringt.

Selbst wenn es wieder ein "Wir" geben könnte, wäre es durchaus möglich, dass wiederholt / ein Leben lang Rückfälle stattfinden könnten. Da reicht es nicht, jedes mal auf "besser Wetter" zu hoffen...

Beantwortet das deine Frage etwas besser?

Liebe Grüße,
Sybilix
Herz1234
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Herz1234 »

@Sybilix
Total . Ich verstehe dich total .
Candless
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Candless »

@Sybilix: Anhaltend stark leiden tue ich nicht, ich meinte eher so eine Art "Rückfall" in starken Liebeskummer, den es immer wieder mal gibt. Und Verlustangst habe ich keine, eben, sie ist ja schon weg. Mein Leben läuft insgesamt gut und positiv. Wir schreiben uns recht oft, fast täglich, und dadurch bin ich natürlich tatsächlich noch nah dran. Das belastet mich aber nicht, da sie derzeit recht stabil ist. In einer Art Beziehungsabhängigkeit bin und war ich nie, wir wohnten auch nicht zusammen.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Baldriane
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Baldriane »

Hallo Sybilix,

nachdem ich unter meinem Strang auf deinen Beitrag geantwortet hatte, habe ich bei dir weitergelesen. Mich haben vor allem folgende Absätze angesprochen:
Sybilix hat geschrieben:Hast Du dich mal mit dem Punkt beschäftigt warum es dich so verletzt? In meinem Fall war es Verlustangst. Ich musste mir irgendwann eingestehen, abgesehen von Kommunkationsabbruch kann ich sie nicht "mehr verlieren", als es bereits eingetreten war. Also wovor hätte ich weiter Angst haben sollen?
Es ist immer noch schmerzhaft für mich, einzugestehen, dass nichts mehr so ist, wie es war. Diesen Ist-Zustand anzunehmen. Zu verstehen, dass ich keine Angst vor einer Trennung haben brauche, weil wir sowieso schon keine gemeinsame Zeit, keine Nähe und keinen tiefen Austausch mehr haben. Wir haben noch nichts ausgesprochen, aber wir leben bereits beide den Verlust einer partnerschaftlichen Beziehung. Das tut weh, ist aber so.
Sybilix hat geschrieben:Ich bin durch Zufall über ein Buch gestolptert "Wahre Liebe lässt frei!". Das ist der Punkt an dem ich gelandet bin. Wahre Liebe heisst für mich den Partner weiterhin zu schätzen, zu respektieren, im Rahmen der Möglichkeiten für ihn/sie da zu sein und dennoch selbst glücklich zu sein. Nicht wegen, sondern trotz der Situation. Das ist kein leichtes Unterfangen, aber möglich.
Ich lese gerade in dem Buch "Innerlich frei", in dem es auch ein Kapitel über Liebe gibt. Ich habe eine große Sehnsucht danach, diese beschriebene Liebe, die freilässt und sich nicht in Definitionen zwängen lässt, zu leben. Deshalb ist es mir auch wichtig, den anderen nicht zu Antworten zu drängen oder um einen Pflichtkontakt zu kämpfen. Ich möchte, dass der andere aus freien Stücken Beziehung leben möchte.

Danke fürs Teilhaben lassen!
Stinker1512
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo Sybilix,

Ich finde es bemerkenswert, wie du mit der gesamten Situation umgehst.
So wie du erzählst, scheint dir die Therapie geholfen zu haben, besser mit allem umzugehen.

Den Punkt den du anspricht, wie man sich nun selber entscheidet und wann - bezüglich, ob man nun am Partner festhält oder nicht- finde ich auch sehr schwierig. Der Gedanke kreist mir immer wieder im Kopf und setzt mich irgendwie unter Druck mich entscheiden zu müssen.
Natürlich liebt man diese Person, aber wie lange macht es Sinn an dieser "Beziehung" festzuhalten, die nicht mehr existiert.
Erst vor kurzem stellte ich einer Freundin die Frage, was sie tun würde (sie war selber in Therapie). Und als sie meinte, dass ich diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen sollte, sondern erst nachdem ich meine Therapie beendet habe, nahm es mir komischerweise direkt diesen Druck.




Da es mir selbst auch länger schlecht ging dadurch, beginne ich nun auch eine Therapie. Ohne Hilfe könnte ich meine ganzen Gedanken wohl nicht mehr so schnell ordnen und viele Dinge aus einer anderen Sicht sehen. Welche Therapieform hattest du denn? Bin noch nicht sicher, wie ich mich entscheiden soll.

Manchmal denke ich, dass ich relativ gut klar komme bis dann diese emotionalen Flashbacks, die du beschrieben hast, auftreten. Das zerrt wieder an einem.

Momentan verspüre ich öfters Wut ihm gegenüber. Ich hoffe, dass ich dies wieder geregelt bekomme. Erst heute z.B. fuhr ich an seiner Wohnung vorbei, da sie auf dem weg zu meiner Arbeit liegt und dort stand sein Auto vor der Tür. Das bedeutet er hat Urlaub. Das habe ich also nur zufällig erfahren.
Das wirft die Gedanken wieder komplett durcheinander. In solch einem Moment zweifle ich wieder an vieles und die Hoffnung schwindet.

Wünsche dir und allen anderen in diesem Forum weiterhin viel Kraft !

Liebe Grüße
DieNeue
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,
Stinker1512 hat geschrieben: Erst vor kurzem stellte ich einer Freundin die Frage, was sie tun würde (sie war selber in Therapie). Und als sie meinte, dass ich diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen sollte, sondern erst nachdem ich meine Therapie beendet habe, nahm es mir komischerweise direkt diesen Druck.

Ich glaube, das ist ein ganz guter Ansatz. :) Ich denke, du musst nicht unbedingt bis zum Ende der Therapie warten - wenn es dir vorher klar wird, dann kannst du natürlich auch schon eher eine Entscheidung treffen. Aber es macht dir eigentlich ja keiner Druck, dass du bis da und da eine Entscheidung gefällt haben musst. Der Druck kommt, denke ich, ja hauptsächlich von dir, weil du gerne klare Fronten haben möchtest, damit du alles gedanklich und gefühlsmäßig einsortieren kannst und endlich wieder klarkommst.
Aber beim Einsortieren und Ordnen hilft dir dann dein Therapeut. Und da ist es ja erstmal unerheblich, ob du deinen Freund jetzt "aufgibst" oder du immer noch Hoffnung hast.
Er hat dir - soweit ich weiß - kein Ultimatum gestellt. Du hast also eigentlich ganz viel Zeit, in der du deine Gedanken ordnen kannst, an dir arbeiten, dich weiterentwickeln und dir auch über manches klarwerden wirst. Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Blöder Spruch, ich weiß... Und es wäre einem lieber, wenn alles schneller gehen würde. Aber du hast ja wirklich Zeit. Also musst du dir da eigentlich wirklich keinen Druck machen.

Das mit der Wut finde ich verständlich.
Es fühlt sich echt scheiße an, wenn man den Eindruck hat, der Andere lebt einfach so ohne einen weiter und man ist doch nicht so wichtig für den anderen, wie man dachte oder es sich wünscht.
Aber es ist auch gut, dass du wütend bist.
Wenn du auch merkst, wo deine (Schmerz-)Grenze ist. Denn dann kannst du auch für dich eine bessere Entscheidung treffen.
Bei Depressionen ist es ja oft so, dass man sich scheiße fühlt und man weiß gar nicht warum und wo man dieses Gefühl einordnen soll. Wenn du aber ganz klar benennen kannst, dass du "wütend" bist und weshalb, dann ist das was, an dem du arbeiten kannst. Und weiterkommen :)

Ich wünsch dir viel Glück bei deiner Therapie (welche auch immer du machen wirst ;) )

Liebe Grüße,
DieNeue
Stinker1512
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Stinker1512 »

Ja, da hast wohl recht, dass mich diese Unklarheit so unter Druck setzt. Irgendwie ist es ja fürs Leben notwendig sich immer für irgendwas entscheiden zu müssen - Oder jedenfalls ist man es so gewohnt. Und das fällt dabei nun irgendwie raus.
Wenn ich gefragt werde, ob ich einen Freund habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht was ich darauf antworten soll und versuche irgendwie immer abzuschweifen. Auch wenn es schwer ist.

Das stimmt. Er hat mir bis jetzt kein Ultimatum gestellt. Aber ich glaube, dass dies irgendwann von mir aus kommen wird. Nicht wirklich beabsichtigt. Ich hoffe auch eigentlich, dass es nicht passiert. Für mich fühlt es sich so an als würde er die Beziehung 'auslaufen' lassen. Also ich meinte damit, dass er sich dadurch eben nicht der Situation stellen muss eine Trennung auszusprechen. Aber ich kann ich auch irren.
Aber dieses Gefühl habe ich hauptsächlich dadurch, weil es den Eindruck macht, dass er nichts ändern möchte an dieser Situation. Natürlich verstehe ich auch zum Teil, dass er es nicht kann. Aber ich finde das funktioniert eben auch nur, wenn man einsichtig ist und selber daran arbeiten möchte.

Sagte mir meine Ärztin auch. Es funktioniert nicht, wenn nur einer von beiden daran arbeitet.

Ich habe mich nun seit einem Monat nicht mehr bei ihm gemeldet. Von ihm kam bis jetzt nichts. Das lässt einen noch mehr daran zweifeln.

Denke die letzte Zeit auch immer wieder drüber nach einfach mal mit seiner Mutter darüber zu reden. Natürlich wird er mich dafür hassen. Aber kann es wirklich noch schlimmer kommen als es gerade eh schon ist? Es existiert ja gerade nichtszwischen uns.



Liebe Grüße
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,
Stinker1512 hat geschrieben: So wie du erzählst, scheint dir die Therapie geholfen zu haben, besser mit allem umzugehen.
...
Welche Therapieform hattest du denn? Bin noch nicht sicher, wie ich mich entscheiden soll.
Da liegt ein Missverständnis vor - ich war (abgesehen von Erstgesprächen / Beratungsgesprächen) nie in Therapie. Es ging mir zwar zwischenzeitlich wirklich schlecht, aber das war nicht dauerhaft bzw. vieles konnte ich alleine in den Griff bekommen. Es klingt weitaus leichter als es war und hat sich - recht offensichtlich - über Monate hingezogen.
Therapieform: Auf meine (damals akute) Situation bezogen wäre es wohl VT (Verhaltenstherapie) geworden. Soweit ich das als Laie ohne große Recherche beurteilen kann, auch das was mir am häufigsten in Gesprächen oder anderswo begegnet - man könnte fast meinen "massentauglich".
TP (Tiefen Psychologisch) ist viel weniger verbreitet in der Therapeutenlandschaft und beschäftigt sich dann mit weiter zurückliegenden Dingen. Ich würde fast meinen, dass oft nach VT aufgehört wird, wenn der Patient (wieder) gut /augenscheinlich normal sein Leben führen kann.

Mindestens in unserem Fall fürchte ich, dass langfristige "Genesung" nur mittels TP möglich wäre bzw. einer anderen Therapieform, die sich nicht nur auf das übertünchen der Symptome beschränkt. In unserem Fall waren die aktuellen Lebensumstände (meines Erachtens nach) nicht die Auslöser. Dafür spricht, dass sie trotz Trennung, eigener Wohnung und spärlichem Kontakt zu den Kindern noch nicht ansatzweise auf dem Weg der Besserung ist. Hinreichend besser um Leben und Arbeiten zu können ja, aber gefühlt ist alles andere drumherum nur dazu da, genau diese Kernelemente überhaupt zu ermöglichen.
Stinker1512 hat geschrieben: Erst vor kurzem stellte ich einer Freundin die Frage, was sie tun würde (sie war selber in Therapie). Und als sie meinte, dass ich diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen sollte, sondern erst nachdem ich meine Therapie beendet habe, nahm es mir komischerweise direkt diesen Druck.
Druck ist ein ganz großes Thema. Siehe zuvor aus letztem Jahr Mai/Juni, ich glaube diese Komponente habe ich trotz all der intensiven Beschäftigung, Einsicht, Rücksicht etc. immer noch nicht ansatzweise in der Tragweite greifen können.
Die jüngsten Beispiele (weiter oben) aus dem Februar/März, wo Erwartungsdruck zu vorzeitigem Versagen (Zeit mit den Kindern) geführt hat.
Auch gerade dieser Tage, genau gleiches Phänomen.

Im Frühjahr wollte Sie nach den ersten Übernachtungen mit einer Nacht der Kinder bei ihr, das Ganze auch mal unter der Woche/während Arbeit machen. Glücklicherweise hatten wir das dann im Vorfeld abgesagt.
Nun kam vor Ostern ihr Ansinnen, mit den Kindern 2-3 Tage zu verreisen. Ich war schon fast sprachlos und war zu 100% überzeugt, "das wird in die Hose gehen" - ich hätte es dennoch zugelassen, da sie ein eigenständiger Mensch ist und es anmaßend wäre sie zu bevormunden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass ich es als unkritisch im Bezug auf die Kinder angesehen habe.

Aus diesem Kurztrip wurden dann zwei Tage bei ihr in ihrer Wohnung und wieder kam vor der 2. Übernachtung "Ich laufe auf Anschlag - kann ich die Kinder morgen früher bringen"?

Ich sehe dass es ihr besser geht, wenn sie nicht arbeiten muss. Ich meine dass es ihr besser geht, da sie wenn sie die Kinder bringt mit mir einen SmallTalk hält und von ihr erzählt. Auch von unangenehmen Ereignissen. Das hat sie zeitweise nicht und zeigt mir, dass sie vor mir nicht "auf der Flucht" ist.

Und wieder wurden die Annahmen/Erwartungen meinerseits, trotz teils konträrer Aussagen ihrerseits, letztlich bestätigt.

Nunja, wir kommen zurecht, den Kindern geht es gut und ich kann auch (wieder) ein zufriedenes, glückliches Leben führen. Eine gemeinsame Zukunft liegt zwar aus heutiger Sicht in weiter Ferne, ist aber für mich nicht per se ausgeschlossen.

Dann kommt wieder: "Manches wird allein die Zeit zeigen".

Liebe Grüße,
Sybilix
DieNeue
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von DieNeue »

@ Sybilix:
Sybilix hat geschrieben: Druck ist ein ganz großes Thema. Siehe zuvor aus letztem Jahr Mai/Juni, ich glaube diese Komponente habe ich trotz all der intensiven Beschäftigung, Einsicht, Rücksicht etc. immer noch nicht ansatzweise in der Tragweite greifen können.
Selbst für mich als Betroffene ist es manchmal schwer zu merken, wann etwas bei mir Druck erzeugt. Manchmal ist es echt krass zu merken, durch welche Hintertür sich das Gefühl von Druck schon wieder eingeschlichen hat.
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

es ist wieder eine Weile vergangen. "Alles beim Alten" möchte man meinen...

Sie ist weiter in Therapie, die Kinder sehen sie 1-2 * / Woche, mal ein paar Stunden, mal eine Übernachtung. Gemeinsame Aktivitäten finden verzeinzelt (der Kinder zuliebe) statt und verlaufen "harmonisch". Ich sehe weiterhin einen starken Zusammenhang in ihrem (Gesamt)zustand und Arbeitspensum (z.b. Urlaub / Ferien).

Ich hatte irgendwann in den vergangenen Monaten Geburtstag, ich habe diesen Tag für weitestgehend für mich verbracht und mir gesagt "Dinge vorsätzlich anders tun".

Also: Das alte Sporthobby von vor 10 Jahren wieder aufgenommen, Urlaub mit Freunden gemacht, den ich selbst nicht gebucht hätte (bin als Lückenfüller eingesprungen).

Interessant: Teile der früheren Freunde erzählen, dass die gemeinsame Basis (Kinder) fehlt. Eine spricht von Buchpräsentation und Kindergartenfest, die andere von ... Singledasein. Immerhin habe ich mitbekommen, dass min. 1-2 gute Freundinnen ihr hin und wieder ins Gewissen reden "Du hast Kinder, Du kannst nicht ..." um sie vielleicht manchmal an ihre Pflichten zu erinnern. In dem Moment bin ich beruhigt.

Weiterhin gebe ich, wenn ich denke dass es notwendig ist oder äußerst hilfreich, hier und da einen Ratschlag. Direkt bekomme ich selten Rückmeldung, im nachhinein erfahre ich dann aber schon, dass sie diesen beherzigt hat (und insgeheim dankbar dafür ist).

Und dann noch eine ernüchternde Randnotiz:
Ein Freund der im Januar an Depression erkrankte, bis Ende März krankgeschrieben war, fing mit 25% Arbeitszeit an, ist aktuell bei 50% und dies ist bis August so geplant.
Eine Kollegin ist seit Anfang des Jahres krankgeschrieben, private/psychische Probleme.
Eine andere Kollegin zeigt wieder latente Symptome einer einsetzenden Depression.
Ein anderer Kollege teilte mir vor Wochen mit, dass seine Frau mit "BurnOut" für 8 Wochen in die Klinik muss, mit Kontaktsperre (welche aber nach kurzer Zeit hinfällig war).
Eine andere Kollegin hat mir jüngst berichtet, dass ihr Mann gerade mit "BurnOut" eingewiesen wurde.

... und das alles bei einem Unternehmen <100 Mitarbeiter. Es ist leider allgegenwärtig.

Ich wünsche allen Betroffenen und Angehörigen viel Kraft.

Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Sybilix,

schön von dir zu lesen!
Heute habe ich im Radio von einer englischsprachigen App gehört die das Familienleben von geschiedenen / getrennt Lebenden organisiert. Darüber werden dann Termine der Kinder, der Eltern und „Betreuungszeiten“ organisiert – und zwar so das man jetzt nicht unbedingt persönlichen Kontakt aufnehmen muss. Die Intention dahinter ist einfach Konflikte zu vermeiden. Beide Elternteile pflegen die Daten ein und sind somit auf den selben Stand. Ich kenne die Probleme bei einer Trennung und obwohl ich mich mit meiner Ex Frau auf der sachlichen Ebene bezüglich der Kinder immer ausgetauscht habe... sie haben ein Informationsrückstand durchaus ausgenutzt. Und meine Ex Frau ist jetzt nicht von Depressionen betroffen, sondern meine Freundin ist davon betroffen. Aber vielleicht hilft euch so eine App weiter.

Zu dem Thema Freunde kann ich nur sagen, dass ich dies vor ihnen fast schon verheimliche. Es hat sich für mich herausgestellt, das es wenig Sinn macht sich mit ihnen diesbezüglich auszutauschen. Ich bin ihnen da auch nicht böse. Sie kennen nicht die Auswirkungen der Krankheit und vergleichen dies halt mit einer „normalen“ Trennung. Das dies eine sogar von dem Betroffenen gar nicht gewollte Trennung sein kann, ist ja auch schwer verständlich. Geradezu rührend war ja auch mal letztes Jahr wie sie mich verkuppeln wollten. Das war im Grunde ja auch alles gut gemeint und ich hätte es nicht anders gemacht bevor ich mit diesem Problem konfrontiert worden wäre.

Des weiteren habe ich eines wirklich gelernt in Bezug auf Freunde. Ich werde in Zukunft, egal was passiert, mit meiner derzeitigen oder vielleicht auch mit zukünftigen Beziehungen, diese Freundschaften immer pflegen. Nie werde ich eine „symbiotische“ Beziehung eingehen, mich auf eine Zweisamkeit zurück ziehen. Diese Freundschaften werde ich immer pflegen, denn sie werden immer Bestand haben – eine Beziehung halt nicht unbedingt.

Du sagst, das Thema Depressionen ist allgegenwärtig... kann es sich dabei um selektive Wahrnehmung handeln? Oder verbrennt dein Arbeitgeber seine Angestellten geradezu?
Mir fällt es allerdings auch auf in meinem Umfeld auf... und oft sehe ich mittlerweile hinter gewissen Verhaltensmustern Depressionen und ich befürchte dies ist in meinem Arbeitsumfeld gar nicht so selten. Hohe Anforderungen an die Person aber im Alltag niedrige Herausforderungen... alles geregelt, selbst der Gang auf die Toilette ;-) Oh Mann, manche Sachen sollte man nicht so hinterfragen.

LG
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

nach längerer Zeit wieder ein neues Kapitel - ein bisschen auch um den Thread nochmal nach oben zu pushen, da in der Vergangenheit viel positive Resonanz kam und ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man nicht unbedingt bis Seite 10 blättert ;)

Noch zu Frequent_Flyer: Nein, unser Arbeitgeber verbrennt die Leute nicht. Ich würde auch nicht selektive Wahrnehmung sagen. Anders - in dem Moment wo ich "die Hosen runterlasse" (emotional/Depression betreffend) ist das für mich wie eine Eintrittskarte um auch bei anderen Hinter die Kulisse blicken zu dürfen. Und die Kulisse vertuscht normalerweise diese Art von Geschichten bzw. Leiden vergleichsweise gut.

Bei uns ist es nicht wirklich besser geworden.
Ich kann mit meiner Frau normal umgehen, Familienfeierlichkeiten werden z.T. gemeinsam verbracht. Die Zeit mit den Kindern (sie alleine) ist aber sehr abgezählt. Im Sommer war sie ein paar Tage mit ihnen im Urlaub, hat danach offen mitgeteilt, dass sie den Alltag mit ihnen vermisst. Sucht auch eine Wohnung näher bei uns usw.

Ansonsten habe ich aber den Glauben an eine zügige Genesung aufgegeben (wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht wirklich daran geglaubt - gewünscht oder gehofft natürlich schon).

Ich habe wiederholt hier ins Forum geschaut, merke aber dass ich mich gedanklich mit dem Thema Depression nicht unnötig viel auseinander setzen möchte. Einerseits würde ich anderen gerne weiterhin zuhören oder hier und da eine eigene Erfahrung mit auf den Weg geben, aber es zieht mich nur runter und andere Themen rauben genug Zeit. Zeit wovon eh zu wenig da ist.

An Angehörige, insbesondere mit Kindern, kann ich nur den Rat geben - bevor die Kinder oder ihr selbst in den dunklen Strudel gerissen werdet - distanziert euch. Das mag hart klingen, aber einem von Depression (schwer) betroffenen kann man nicht helfen. Zu allerletzt als direkter Angehöriger bzw. sehr nahestehende Person - außer es ist wirklich dass, was beide aussprechen. Ich selbst hätte es freiwillig damals nicht getan (distanzieren), muss aber im nachhinein sagen ich bin dankbar dafür, dass es so gekommen ist. Vermeintlich hätte ich nicht die Kraft gehabt "nahe dran und trotzdem gesund" zu bleiben.

Mir geht es heute (wieder) gut, ich helfe ihr so gut es eben aus der Entfernung geht, kümmere mich um die Kinder, dass sie möglichst sorgenfrei / normal aufwachsen können, aber ich habe Glück und bleibe nicht selbst auf der Strecke - auch wenn das Programm rundherum sportlich ist ;)

Ich wünsche allen viel Kraft und viel Erfolg.

Ganz liebe Grüße,
Sybilix
Sybilix
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Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

ein kleiner Push für den Thread - aus mehreren Gründen:

Eine positive Geschichte aus dem Freundes-/Bekanntenkreis. Er - Angehöriger - ist ausgezogen und wohnte temporär bei den Eltern, Sie (Depression) war zuvor in der Klinik. Anfangs in der Klinik "harmonisch", mit Kontakt, Hoffnung usw. Nach der Klinik sein Auszug (unerwartet).
Nach ein paar Wochen/Monaten wieder gemeinsame Annäherung, mittlerweile wohnen sie wieder zusammen. Sie hat gelernt mit ihrem "Päckchen" zu leben (insbesondere auf der Arbeit kürzer zu treten), er hat gelernt weniger perfektionistisch zu sein...

Nächster Grund: Corona
Aufgrund der Kinder habe ich natürlich weiterhin Kontakt zu meiner Ex-Frau. Allerdings sehe ich, wie die aktuelle Zeit sie belastet. Ich selbst scheine durch die Depression-Angehörigen Zeit ein gewisses Maß an Resilienz aufgebaut zu haben. Es klingt schon fast verrückt, ich kann der aktuellen Situation viel positives abgewinnen. Aber auch merke ich bei den Kindern, dass sie die aktuelle Situation besser als andere wegstecken, da sie an "unerklärbare" Situationen bzw. an ein gewisses Maß "Ungewißheit" was auf einen zukomkmt gewöhnt zu sein scheinen. Vielleicht bin es auch ich, der genug Ruhe und Zuversicht ausstrahlt - aber das wäre anmaßend das als vordergründig zu behaupten.

Nachdem ich einge ganze Weile lang lieber Abstand vom Thema Depression nehmen wollte, kann ich mich gerade wieder ganz gut damit befassen.

Liebe Grüße in die Runde und viel Kraft und Zuversicht allen Angehörigen und Betroffenen,
Sybilix
DieNeue
Beiträge: 5553
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sybillix, schön wieder von dir zu hören! :)
Aprima
Beiträge: 8
Registriert: 11. Jun 2020, 14:53

Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Aprima »

Hallo zusammen,
Vielen Dank für die sehr offenen Beiträge hier.
Es tut richtig gut, das hier zu lesen!
Macht Hoffnung und baut auf!

Liebe Gruesse,
Astrid
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger

Beitrag von Sybilix »

Manchmal frage ich mich, ob Zufälle Zufälle sind - oder eben doch Schicksal?
Genau vor einem Jahr, hat es mich auch hierhergezogen. Diesmal war der Anlass tatsächlich eine liebgewonnene Brieffreundin hier bzw. deren jüngste Nachricht.

Wie immer etwas gestöbert und was muss ich finden, einen Post von einer anderen Person, welche ich sehr schätzen gelernt habe: "DieNeue"
DieNeue hat geschrieben:
Herr Rossi hat geschrieben: Also erst Mal: Ist das normal bei so Menschen?
Ja, es ist scheinbar normal, wobei ich die Bezeichnung "so Menschen" etwas befremdlich finde. :mrgreen:
Als Betroffene finde ich die Bezeichnung "so Menschen" oder "diese Menschen" mehr als befremdlich.
Könnte man ja auch mal rumdrehen und sich überlegen, warum Angehörige immer so reagieren wie hier so oft im Forum beschrieben. Da spielen sich auch regelmäßig die gleichen Muster ab und es werden seit Jahren regelmäßig die gleichen Fragen gestellt. Da könnte man auch fragen "Ist das normal bei so Menschen?"... :?
... und genau deshalb hat dieser Thread einen Push verdient. Das Schema ist gleich. Die Krankheit ist gleich - wenn auch in mannigfaltiger Ausprägung. Und als Angehöriger sind es immer wieder die gleichen Fragen ;)

Zurück zum Eingangsthema: Ja, meine Ex-Frau ist weiterhin in Behandlung. Offiziell ist das zwar irgendwann formal beendet worden, dennoch ist sie weiter am Ball. Stück für Stück knabbert sie an ihren Altlasten, es ist wohl eine Mammutaufgabe - vielleicht sogar eine Lebensaufgabe?

Ich hoffe für alle Betroffenen, Angehörigen dass sich die Coronalage deutlich und auch hoffentlich nachhaltig entspannt. Vieles führt zu zusätzlichem Stress, Ausgleichsaktivitäten sind z.T. nicht möglich, die Isolation ist auf einmal nicht mehr selbst gewählt, sondern behördlich angeordnet usw. Kein leichtes Los - insbesondere wenn man ohnehin mitten in einem (inneren) Konflikt steckt.

Zwar hat die Depression ein Ende als Paar herbeigeführt, aber trotzdem konnte eine freundschaftliche Beziehung daraus hervorgehen. Und das ist wie man leider oft hören muss, mehr als bei vielen anderen "normalen" Paaren ;)

Liebe Grüße,
Sybilix
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