Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

HopeW
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Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

In den letzten Jahren habe ich fast nur mitgelesen und mir so eure Ermutigungen eingeholt.
Und jetzt, schwupp di wupp, kein Mühsam-Kopf-überm-Wasser haltenkönnen.
Absaufen, hochkämpfen, absaufen, hochkämpfen, absaufen…bin absolut hilflos.
Eine von zwei Entscheidungen getroffen und bei beiden kann ich nur verlieren.

Ich hab´s irgendwie geschafft, ohne Psychopharmaka –ich reagiere auf keines
Ohne Therapie – ich bekam keine mehr genehmigt
Mit Rente und einem durchorganisiertem Tagesablauf so-la-la über die Runden zu kommen.

Seit Jahrzehnten Depressionen, Kontaktabbruch zur Mutter 1996 weil sie mich triggert. Und immer wieder alle paar Jahre gibt es einen Kontakt.
Der vorletzte im Sommer 2017. Der letzte, Montag vergangener Woche, also gut 1 1/2 Jahre Funkstille.
Telefon klingelt, morgens um 8.30 Uhr. Warum ging ich nur ran?
Sie ist es und quängelt mich an:
"Ich habe genug…..ich war so schwer krank….der Pflegedienst war da usw. usw. Ich soll kommen, mittags halb 3….wenn ich ich jetzt keine Hilfe von dir bekomme ….ich habe so viel für dich getan…."

Ich sage, ja ich komme UND gehe nicht hin.
Blutdruck bei 198/113/98, zusätzliche Blutdrucktabletten, Nitrospray und Tavor.

Sie ruft noch 3 mal an und ich gehe nicht mehr ans Telefon.
Mir ist klar, was auch immer ich tue, es ist falsch. Ich habe 2 Mögllichkeiten.

Die, die ich seit meines Lebens kenne, dass sie mich fertigmacht und wenn ich jetzt gehe und sie pflege, dann komme ich aus der Nummer nicht mehr raus. Dann zerbreche ich völlig.

Nicht hinzugehen ist immerhin eine Chance für mich, denn: sie lebt im Betreuten Wohnen und es ist schon alles für Pflege und Dienstleistungen organisiert.
Ich dachte, es sei eine Chance und jetzt gehe ich dennoch daran kaputt. Genau wie wahrscheinlich die allermeisten von euch denken - sie ist doch deine Mutter und du kannst sie nicht im Stich lassen
quält mich das Gewissen so unendlich.

In meinem Kopf ist noch ein Stück Verstand und so fragte ich mich: Warum so viel Gewissen? Diese Frau hat dir so unendlich viel Leid zugefügt, da stimmt doch was nicht mit mir !?

Ich fing das Recherchieren an. Und stieß auf NARZISSTISCHE MÜTTER. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Warum erst jetzt so spät, warum komme ich erst jetzt darauf? Ich habe immer alle Schuld auf mir getragen…………

Ich brauche Hilfe und es gibt sie so wenig. Ich weiß gar nicht was ich machen kann.
Kennt das jemand, hat jemand Erfahrung?

Ich wär euch so unendlich dankbar für ein Feedback. Und jetzt kann ich endlich weinen………….

Hope
Aurelia Belinda
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Hope,
Das kenne ich sehr gut. Auch meine Mutter ist eine Narzisstin.
Diese schaffen es immer aufs neue, dass man bei allem was man tut, ein schlechtes Gewissen kriegt.
Tut man was für sich, reden die einen ein, man ist “ egoistisch “.
Geht man nicht auf deren Wünsche ein, ist man angeblich kaltherzig, undankbar.
Alles Quatsch. Das wird uns nur eingeredet.
Dass du nicht hin gehst ist Verständlich.
Du willst wissen warum du trotzdem darunter leidest, die Vorwürfe machst?

Weil diese Person es uns so eingebläut hat. Wir haben eigene Bedürfnisse zu missachten. Sind angeblich undankbar.

Wir viele Therapien hattest du?....
Weil es keine Genehmigung gibt.

LG Aurelia Belinda
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Aida1
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

@ Aurelia Belinda
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Meine Kopfschublade "Verstand" hat mir auch schon gemeldet, dass ich gar nicht anders kann als unmässig auch an schlechtem Gewissen zu leiden. Ich habe es frühzeitig und sehr ausführlich gelernt!

Hast du noch Kontakt zu deiner Mutter?

Ich hatte neben Klinikaufenthalten 4 Therapien. Und muss immer 2 Jahre warten bis eine neue genehmigt wird. Wie ich JETZT erkenne, waren die Therapien auch immer am Ziel vorbei. Ich brauche einen ganz neuen Ansatz. Ich könnte/will jetzt eine neue beantragen. Nur wer ist spezialisiert? Auch so eine Frage auf die ich keine Antwort habe.


@Aida1
Sehr gut. Hatte ich natürlich nicht als Suchbegriff eingegeben. Jetzt ja und ich kann weiter recherchieren.

Danke euch beiden zunächst.

Allein diese Seite ist soooo aufschlussreich:
http://www.narzissmus.org" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
und echt lesenswert, z.B. Eigenschaften einer narzisstischen Mutter
Peter1
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Peter1 »

Hallo Hope
Bei mir war es der Vater, dem ich nie was recht machen konnte. Schrieb ich im Diktat eine zwei, war ich der Blödmann, der zwei i-Punkte vergessen hatte. Ich war nicht der Sohn, den er sich erwartet hatte, zu sensibel, zu emotional. Er hat mich nie als Persönlichkeit akzeptiert.
Als meine Mutter starb, brach ich alle Verbindungen zum Rest der Familie ab.Ich habe 30 Jahre keinen von ihnen wieder gesehen. Als mein Vater starb, haben sie mich nicht einmal informiert. War auch ganz gut so, denn ich wäre eh nicht hingegangen, denn ich hasse Heucheleien.
Wenn deine Mutter im betreuten wohnen untergebracht ist, ist für eine fachgerechte Pflege gesorgt. Du musst dir nur klar werden, ob du sie wiedersehen willst, oder nicht. Und lass dir von ihr keine Schuld einreden, das machen Narzissten sehr gerne.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Aida1
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Gertrud Star
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Hope,
da könnte es helfen sich fern zu halten, auf alle Fälle. Vor allem wenn deine Mutter in einer Einrichtung gut untergebracht ist. Vielleicht kannst du einfach mal auf "Station" anrufen und nachfragen, ob die das auch so sehen wie deine Mutter? Vielleicht ist der völlige Kontaktabbruch auch die bessere Lösung.
Ich meine, dass es im Internet auch Sites zum Lesen gibt für Kinder narzisstischer Eltern. Sicher gibt es da auch Foren.
LG Gertrud
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Ich will mich jetzt gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, meine Mutter ist schuld an meinen Depressionen. Und doch, ein Fragezeichen habe ich dabei. Ich war schon mit 3 Jahren auf "Erholung" weil ich nichts mehr gegessen habe.
Na ja und was danach alles kam......ich schreibe zur Zeit meine Erinnerungen auf. Ziemlich Horror. Habe auch schon mit 18 nach Hilfe gesucht. Die gab es damals aber irgendwie nicht. War in den 70er Jahren. Depressionen sind ja auch heute nicht wirklich anerkannt auch wenn sich viele Leute Mühe geben. So was muss man erleben um zu verstehen um was es wirklich geht.

Ich habe ja auch akzeptiert, dass meine Mutter als Kriegskind schlimmes erlebt hat und wollte verstehen und verzeihen. Erst durch die Website, die ich euch nannte (sorry, da habe ich falsch kopiert) erfuhr ich von dem "Goldkind" in der Familie und das war nicht sie.
Überhaupt, die Beschreibung der narzisstischen Mutter ist so aufschlussreich!

Entlastend für mich war auch immer ein bißchen, dass meine Mutter alle Familienmitglieder verstoßen hat. Und mit allen meine ich das auch so. Sie hat niemanden mehr. Früher oder später haben sie alle aufgegeben und sich abgewendet. Hier könnte ich vielleicht reden aber ich traue mich das nicht. Bin zur Zeit sehr unsicher. Was, wenn ich einiges/vieles von ihr übernommen habe? Ich will das nicht, das muss weg.

@Peter
Eine Ähnlichkeit gibt es. Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter vor 23 Jahren abgebrochen. Da starb mein Vater. Aber meine Mutter ist auch Oma und so kam es doch immer wieder zu Berührungspunkten. Ich wollte meinem Kind nicht die Oma verbieten. Das geht doch nicht.

Und nein, ich will sie nicht wiedersehen, nicht mehr ihre Stimme hören. Ich fürchte mich davor. Und rede mir immer gut zu, dass mich keiner dazu zwingen kann. Habe aber Angst, dass man über Behörden oder so noch auf mich zukommt und ich mich rechtfertigen muss.

LG
Hope
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Danke für eure Antworten.

Bücher und der Vorschlag zu youtube sind gut, da finde ich bestimmt was.

Forum wäre optimal. Fand nichts aktuelles. Selbsthilfegruppen gibt es auch eher nicht.

Liebe Grüße
Hope
Peter1
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Peter1 »

Hallo Hope
Kein Mensch kann dich zwingen, mit deiner Mutter Kontakt auf zu nehmen, auch keine Behörde. Auch ich hatte ein Kind. Marie wurde Nov.82 geboren. Bis Dez, 84 hat ihr Großvater es geschafft, sie zu ignorieren. Er hätte bei einem Besuch zugeben müssen, das sein "Versager" mit Meister Prüfung doch etwas vernünftiges geschafft hat.
Angst brauchst du vor der Stimme deiner Mutter nicht zu haben, denn du hast inzwischen eine eigene Familie.

VlG Peter
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HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Hallo Peter,

du bist aber auch HIER. Bist depressiv.
Die Bitterkeit in deiner Aussage, dass ER Marie ignorierte, die Meisterprüfung!

War dir klar, dass dein Vater eine Persönlichkeitsstörung hatte? Konntest du gezielt Therapie machen?
Es macht mich traurig. Wie lange das doch alles dauert oder auch nie aufhört.

Ich habe jetzt einen "guten" Mann. Wie ich den überhaupt treffen durfte!

Mein erster Mann ist verstorben. Als ich sie damals anrief um es ihr zu sagen, ich musste einfach...Kind will Mama sprechen... meinte sie, sie macht jetzt eine Flasche Sekt auf.

Wenn viele nicht wissen oder auch nur ahnen, weil sie liebevolle Eltern haben, dann ein Appell an die bei denen es nicht so ist: Mal von den eigenen Depressionen wegdenken und über narzisstische Elternteile nachdenken.

LG
Hope
Aurelia Belinda
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ich habe Kontakt zur Mutter.
Lässt sich nicht vermeiden, wie wohnen im selben Haus. Sie versucht es heute noch mir Schuld einzureden.
Merkt aber dass ich es nicht mehr zulasse, da reagiert sie dann aggressiv, und ignorant.
Ich habe meinen eigenen Weg gefunden damit umzugehen, Therapie hat mir geholfen ( obwohl es da nicht vorrangig um das ging ). Weiter haben mir Bücher geholfen. Ich wollte die Zusammenhänge verstehen. Zwischen meinen Gefühlen und Vergangenheit, und “ Erziehungsmuster “.
Habe ihr eines Tages komplett innerlich verziehen. Diese Menschen sind nämlich meist selbst sehr geprägt durch ihre Vorgeschichte.
Das Verzeihen ist befreiend.
Der Kontakt ist weiter mies.
Manchmal normal.
Sonst Grenze ich mich ab.
Diese Leute wissen leider nicht welchen Schaden sie anrichten.

Sie bräuchten wenn man es genau nimmt, selbst Therapie. Geht aber nicht weil sie Ohr Fehlverhalten nicht einsehen.....es sind ja immer die anderen Schuld.

Das prägt einen schön stark.
Aber ich habe mich “ innerlich abgekapselt “.

Wenn du glaubst es waren auch die falschen Therapie Ansätze bei dir,weil du auch selbst noch unsicher warst wegen der Ursache, dann wird wohl doch nochmal eine nötig sein.
Mit der Wartezeit wusste ich gar nicht.
Aber ist ja bei Reha auch so.
Ausnahmen gibt es aber auch da.

Das mit dem sehr hohen Blutdruck, kommt mir in dem Zusammenhang sehr bekannt vor.

@ Aida, vielen Dank für die Seiten.

LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Cynthia
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Cynthia »

Ich hatte eine narzistische Mutter. In 14 (!!!!!!!!!) Jahren ambulanter Psychotherapie waren diese "Fachleute" nicht imstande mir das Verhalten meiner Mutter zu erklären. Letztlich hat mir eine Frisörin, die meine Mutter kannte, erklärt, dass meine Mutter Narzistin war. Ja, Psychologen können noch viel von einer Frisörin lernen, meine ich. Als es um die Betreuung /Pflege der Mutter ging habe ich anfangs mitgemacht, weil ich mich moralisch verpflichtet fühlte, dann bin ich komplett ausgestiegen. Dafür bin ich dann von meinem Bruder moralisch erpresst und bedroht worden. Ende vom Lied war, dass ich dann ein Jahr krank geschrieben war. Heute würde ich meiner Mutter sofort bei Pflegebedarf sagen, dass ich nicht zur Verfügung stehe und kein Mitleid haben. Was das Erben anbelangt, steht Dir der Pflichtteil zu. Narzisten sind bei sich in Geiselhaft und mit sich schon schwer bestraft. Warum gehst Du ans Telefon? Ich würde die komplett ignorieren. Wenn sie redet, kommt doch eh nur Mist. Sie ist öffentlich versorgt und fertig. Wenn sie stirbt hast Du noch genug Arbeit. Wenn sie nicht mitarbeitet soll sie sehen wo sie bleibt. Diese Frau ist Dir nicht zumutbar.
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Angefangen, MICH wichtiger zu nehmen als sie, war diese Blutdrucksache.
Wie ich schon schrieb, im Sommer 2017 letzter Kontakt. Alles noch soweit ok, wenn auch bescheiden, waren wir zu einem Kurzbesuch.
Kaum zuhause angekommen klingelt das Telefon: " Ich will meinen Wohnungsschlüssel zurück".

Ich gestehe, ich bin ausgeflippt. Habe mal wieder nichts verstanden. Wieso, warum, was ist denn jetzt wieder los?

Sie bekam noch am gleichen Tag ihren Schlüssel und die Aufforderung, sich nie mehr telefonisch zu melden. Blutdruck bei mir schwindelerregend, rasendes Herzklopfen.
In dem Moment war mir klar, ich spiele mit MEINER GESUNDHEIT.

1 1/2 Jahre später, also letzte Woche, die neue Bedrohung....wenn du mir jetzt nicht hilfst....

Ja, warum bin ich ans Telefon? Sie sendet keine Nummer. Es soll mir eine Lehre sein, ich nehme bei unbekannter Nummer nicht mehr ab.

Dem Ganzen vermag ich etwas positives abgewinnen. Ich bin endlich auf die Persönlichkeitsstörung Narzisst gestoßen.

Nein, ich stelle natürlich keine Diagnose. Wie könnte ich, erkennen das nicht mal Fachleute so schnell, wie du schreibst, Cynthia. Bei mir lagen ja auch alle Therapeuten daneben :-(
Doch, was ich jetzt lese, haut mich um. So, so viele Übereinstimmungen, es ist unglaublich.
Und das ist das Positive, was ich für mich im Moment fühlen kann.

Und, mein Bruder unterstützt mich. Hatte ihn letzte Woche gleich angerufen....und er: Laß´es bleiben, du kannst dir das nicht antun (er hat es selbst erlebt und vor 12 Jahren den Kontakt zu unserer Mutter komplett abgebrochen).

Dass du, Cynthia, ein Jahr krank geschrieben warst, nehme ich dir ohne zu Zögern ab. Ich sage es noch einmal, es mag jedem unglaublich vorkommen - es ist die Hölle.
Und wegen ihr will ich keinen Schlaganfall !!!!!!!!!!!!
Lerana
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Lerana »

Hallo in die Runde,

mein Vater ist ein Narzisst. Ich habe ca. vier mal im Jahr Kontakt zu ihm. Beim Geburtstag meines Kleinen hätte ich ihn im Vorfeld fast wieder ausgeladen. Sein Desinteresse an mir und seinen Enkeln schmerzt. Er kann sich nur um sich drehen und wer ihn nicht bewundert, dem wird die Liebe entzogen. Nicht ohne die Rolle zu tauschen und einem vorzuwerfen, er würde unter dem seltenen Kontakt leiden. Und ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich seinen Wünschen nicht entspreche. Ständig muss man ihm sagen, dass er toll ist.

Ich habe ihn nicht wieder ausgeladen. Wollte den Eklat vermeiden und als er da war, sah ich einen alten, traurigen Mann. Dieses Bild hat mich milde gestimmt. Er ist so gestraft mit sich. Und er hatte es selbst so schwer in seinem Leben. Meine Oma war schwer psychotisch. Es muss schrecklich für ihn gewesen sein.

Mich schmerzt das Desinteresse, denn ich vermisse meinen Papa, den ich als Kind so bewundert habe. Da hatten wir eine vermeintlich gute Beziehung, denn er wurde ja bewundert. Mit der Pubertät änderte sich das und er reagierte dauernd gekränkt und machte mir ständig ein schlechtes Gewissen. Er begann zu trinken und wurde Alkoholiker. Heute ist er wenigstens trocken.

Ich kann mir vorstellen, dass es einen so ein Anruf total aus der Bahn wirft. Mich stimmt seine Traurigkeit und Einsamkeit, obwohl er eine Lebensgefährtin hat, die ich bewundere, weil sie ihn aushält, zur Zeit milde.
Mein Therapeut stichelt oft wegen meines Vaters, denn ich habe ständig schreckliche Angst, ich könnte werden, wie er.

Herzliche Grüße
Lerana
Zuletzt geändert von Lerana am 23. Apr 2019, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
irgendwerirgendwo
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von irgendwerirgendwo »

Ich "durfte" ebenfalls Erfahrungen mit einer narzisstischen Mutter sammeln (es gab keine offizielle Diagnose, aber vieles spricht dafür).

Ihre Waffen waren meine emotionale Abhängigkeit und mein schwaches Selbstbewusstsein / die Angst vor Zurückweisung. Ständige Drohungen und bewusstes Ignorieren waren an der Tagesordnung. Je stärker mein Selbstbewusstsein wurde, desto schwächer wurde sie. Der Gipfel war eines Tages, dass sie in Tränen aufgelöst vor mir Stand und ich MÜSSTE ihr doch in einer gewissen Situation helfen. Doch ich fühlte keine Schuldgefühle mehr und ging einfach aus der Tür.

Ich habe irgendwann eingesehen, dass sie mich schlecht behandelt hat und dass ich deshalb keinen Grund mehr habe, meine weitere Zeit mit ihr zu verbringen. Erst als ich an dem Punkt angekommen war, verbesserte sich dann langsam das Verhältnis zwischen uns.

Mittlerweile stehe ich über ihrer Persönlichkeitsstörung und ich bemitleide sie dafür. Ich kann erkennen wann sie wirklich Hilfe braucht und rede mit ihr dann auf einer rein sachlichen Ebene darüber.

Aber das sind nur meine eigenen Erfahrungen...
Aurelia Belinda
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo an alle Schreiber,
Ja, am Ende sind die Narzissten dann leider alleine u. Einsam.
Weil sie alle Familienmitglieder nach und nach vergraulen, es hält einfach niemand auf Dauer aus, diese ewigen Vorwürfe. Dann wird gejammert, warum kommt niemand mehr.....Aber einsehen. Nö. Es sind weiter immer nur die anderen Schuld.
Deshalb ist Abstand gut.

Schönen Abend,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Ja, das Mitleid kenne ich auch. Zu gut!
Es ist schlimm, so alleine zu sein.
Aber ein jeder kann tatsächlich nur für sich selbst Verantwortung übernehmen.
Und ich bin mir ziemlich sicher, keine(r) der Betroffenen hier würde dem Elternteil
die Tür weisen bzw. hätte ihm die Tür gewiesen wenn echte Einsicht und Veränderung sich zeigte.
Und wie oft haben wir Chancen vergeben, die Hand gereicht! Es ist ja gerade diese Beziehung, Eltern-Kinder, die etwas besonderes ist.

Und so schwer ist es dann zu verstehen, dass einem so viel Schaden angetan wurde und wird.
Also Abstand/Trennung.

Ich will durchhalten auch wenn ich mir wie in einem Albtraum vorkomme, kaum schlafen kann, alles um mich schleifen lasse und viel, viel lese. Ich bin wirklich perplex, dass ich all die vielen Jahre keine Ahnung hatte, nie mich mit Narzissmus auseinandersetzte.

Danke euch allen. Es ging mir heute nachmittag etwas leichter. Mit eurem Austausch fühle ich mich nicht so allein. Nicht nur ich erleb(t)e ich das.
Es kann also sein, dass ich gar nicht an allem schuld bin!

Gute Nacht.
Peter1
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Peter1 »

Hallo Hope
Nein, ich wusste nichts von einer Persönlichkeitsstörung. Ich glaube auch nicht, das er eine hatte. Er hat nur meine Mutter und mich so mies behandelt, meine Schwester war sein Liebling, und hat immer alles richtig gemacht.
Meine Lehrerin,(4 Schuljahr) empfahl meiner Mutter, mit mir zum Psychologen zu gehen. Als mein Vater davon hörte, bekam ich einen Schlag auf den Kopf, und der Psychologe war gestrichen. „Mein Sohn ist nicht bekloppt, der ist nur faul, und will nicht.“
Das ich depressiv bin, weiß ich erst seit zwei Jahren, vorher habe ich die Symptome für einen Teil meiner Persönlichkeit gehalten. Erst als das Betreuungsgericht ein psychiatrisches Gutachten verlangte, erfuhr ich von der depressiven Störung.
Die Bitterkeit hat auch ihren Grind. Marie und ihre Mutter kamen 84 bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und „Opa“ erschien noch nicht mal zur Beerdigung. Und so was darf sich Vater nennen.
Ich bin von ihm so oft enttäuscht worden, das er keine Tränen verdient hat.

VlG Peter
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HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Lieber Peter,
das mit Marie und ihrer Mutter tut mir leid.
Sch...Schicksal.
HopeW
Beiträge: 368
Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Und jetzt?
Hilf dir selbst sonst hilft dir keiner?

Ein möglicher Therapeut sagt zu mir: Ich meine, sie brauchen nur jemanden zum reden, vielleicht eine Gruppe.
Ok, denke ich, ich habe das nicht klar formuliert. Das nächste Mal mache ich es genauer.

2. Therapeut
sie brauchen eine Analyse, das mache ich nicht.

Ok, ok, ich bin jetzt sehr aufgeregt. Zwischen diesen Aussagen liegen Welten.
Und jetzt soll ich cool bleiben.
Listen abarbeiten?
Die wenigsten haben eine Homepage. Ich rufe also einen NAMEN an und schildere mein "Problem". Wieder und wieder.....
Bin ich im falschen Film? Oder geht das wirklich so?
fatrate
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 27. Aug 2019, 05:35, insgesamt 1-mal geändert.
Allegretto

Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Allegretto »

Hallo HopeW,

ja, das geht wirklich so. Durch einen Klinikaufenthalt hatte ich seinerzeit endlich mal gesagt bekommen, welch Art von Therapie ich machen müsse, um weiter zu kommen. So weit, so klar.
Leider sieht man, wenn man nach Psychotherapeuten sucht, erst mal nur Namen.
Tja, dann ging das Recherchieren im Internet los. Namen eingeben und schauen, ob Näheres herauszufinden war. Am ehesten fand ich noch die Verfahrensrichtung heraus, also Verhaltens-,
tiefenpsychologisch-fundierte Therapie und Psychoanalyse. Ich glaube, es wird bald noch eine 4. Verfahrensrichtung kassenzugelassen. Na ja, und dann habe tatsächlich meine "Liste" abtelefoniert und das war echt frustrierend. Und wenn man ländlich lebt und kein Auto hat, scheint das manchmal hoffnungslos. Und wenn man schließlich ein Gespräch hatte und es zu passen scheint, muss man z.T. bis zu einem Jahr auf einen freien Platz warten. Schlimm ist das. Heute fahre ich 2 1/4 Stunden mit dem Zug wöchentl. zur Therapie (für eine !!!! Strecke und Kosten habe ich auch nicht unerheblich.
Lass Dich nicht entmutigen, aber handle auch nicht überstürzt.
Alles Gute und viel Glück,
Allegretto
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von Lerana »

Huhu HopeW,

ich glaube, ich kann mich in dich einfühlen. Als ich die Diagnose Depression ganz frisch hatte und mich damit überhaupt nicht identifizieren wollte, las in bei einer Freundin in einen Buch über Depressionen. Das Kapitel war überschrieben mit "Das helfende Kind". Ich war sowas von platt. Die schrieben über mich! Jedes Wort war zutreffend. Mir wurde schwindlig, das konnte nicht sein, da war meine Kindheit beschrieben, meine Gefühlswelt, die ich so verbergen wollte. Ich fuhr nach Hause und bekam auf dem Küchenfußboden sitzend eine Panikattacke.
Ich kann mir also vielleicht ganz gut vorstellen, dass einen eine Erkenntnis umhaut.

Jetzt kommt aber mein Aber ;-)
Halte kurz inne, du hast alle Zeit der Welt. Dein Leben hat sich de facto seit gestern nicht verändert. Du hast nur neue Möglichkeiten erhalten, weiter an dir zu arbeiten, dir näher zu kommen. Es ist eine Chance, ein anderes Erklärungsmodell, dass dir auf dem Weg zu dir nützen kann. Lass dir Zeit, atme durch. Die Chance läuft nicht weg. Lass dich nicht verunsichern und suche weiter. Du wirst jemanden finden und bis dahin versuchte, diese Erkenntnis als Möglichkeit und nicht als Bedrohung wahrzunehmen.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
HopeW
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Re: Mein Leid mit einer wohl narzisstischen Mutter

Beitrag von HopeW »

Ich kapiere es nicht,
jetzt habe ich 2 mal geschrieben
und mein Text kommt nicht.

Ich gebe für jetzt auf. Ich muss mich hinlegen, doch ich werde noch mal schreiben.
Vielleicht packe ich es erst morgen.

Danke,
lg
Hope
( das W hinter Hope soll weiblich bedeuten)
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