Wie grenzt Ihr euch ab?

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Siraita
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Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Siraita »

Hey,
was mich grade sehr interessieren würde: Wie schafft ihr es, euch abzugrenzen, wenn euer Partner/Partnerin einen depressiven Schub hat? Gelingt es euch immer so schön, wie in den Ratgebern beschrieben, euch klarzumachen: „Das ist die Depression, die mich anmeckert/ignoriert/alles alleine machen lässt etc. - nicht mein Partner“? Mein Mann ist jetzt seit fast über einem Jahr wegen der Depression krankgeschrieben. Und je länger es dauert, umso dünnhäutiger wird er, umso mehr Verantwortung liegt bei mir, langsam wird es eng mit meinen Kapzitäten. Aber ihn das merken zu lassen, setzt ihn weiter unter Druck, und dann wird alles noch schlimmer.
Liebe Grüße und habt hoffentlich schöne Ostertage
Siraita
Herr Rossi
Beiträge: 166
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Herr Rossi »

Guten Morgen.

So hart es klingen mag, aber ich versuche in solchen Momenten, meine eigenen Interessen über die meiner Frau zu stellen.
Das hilft mir dabei, selber einigermaßen auf der Spur zu bleiben, um dadurch ihr wieder schneller helfen zu können.
Ich vermeide dann den Kontakt, soweit es in gewissen Grenzen geht. Außerdem versuche ich Sachen zu machen, die mir gut tun, auch ohne sie.
Ich habe festgestellt, dass ich dann viel schneller wieder auf meine Frau zugehen kann um ihr bei ihrer Krankheit zu helfen. Denn das was mich da anmault ist die Krankheit. Nicht meine Frau.
Mittlerweile kennt sie das Spiel auch und akzeptiert es, so glaube ich zumindest.
Ist dein Mann in Therapie?
Und ihn unter Druck zu setzen, auch nur mit ganz versteckten Andeutungen, geht in der Regel schief.

Grüße aus Schweden

Herr Rossi
Aurelia Belinda
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Guten Morgen Siraita,

Ich muss da Herrn Rossi zustimmen.
Es bleibt nur sich selbst gutes tun zwischendurch, oder allein was unternehmen, was bei mir nicht einfach ist, weil ich selbst schon lange betroffen bin, und jetzt seit 3 Jahren mein Mann. Diese Doppelbelastung ist manchmal fast nicht auszuhalten.
Ich bräuchte selbst oft Unterstützung, bin krank.

Mir geht es aber wie dir, er resigniert, gibt alle Verantwortung somit an mich ab.
Dadurch dass ich es aber selbst kenne, dass es eben nicht nur mal mit einfach aufraffen zu tun hat, sondern es eine langwierige Krise sein kann, versuche ich schon mit Geduld weiter zu kommen.
Aber es kostet unendlich viel Kraft.

Alles Liebe,
Es grüßt dich,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Sybilix
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Sybilix »

Hallo zusammen,

Herr Rossi schreibt einen interessanten Punkt:
"Ich vermeide dann den Kontakt, soweit es in gewissen Grenzen geht."

Interessanterweise würde ich das heute auch als einen essentiellen Ratschlag ansehen. Oft werfen Angehörige es dem depressiven Partner vor bzw. es macht ihnen zu schaffen, dass dieser auf Distanz geht. Wenn man es aber schafft wertfrei, emotionslos etwas zu bewerten - würde ich den reduzierten Kontakt bzw. die erhöhte Distanz als äußert hilfreich, nicht gar heilsam bezeichnen. Man entzieht sich quasi dem negativen Kraftfeld oder wie auch immer man das bezeichnen möchte.

Irrsinnigerweise ist aber genau dieser Schritt meist überhaupt nicht auf der Liste der möglichen Optionen, da automatisch getriggert dem drohenden Verlust ein umso intensiveres Klammern bzw. festhalten entgegenwirkt.

Viel Kraft und alles Gute,
Sybilix
Aurelia Belinda
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Sybilix,

Doch ich denke schon dass es in Ratgebern, Büchern m weißt darum geht. Dem Betroffenen Ruhe zu geben.
Sich zurück nehmen.
Ihm aber das Gefühl geben, man ist da.
Man will ja da sein für den anderen.

Kann es nur nicht in der Form, wie man es gern hätte. Das ist schade.

Ich bin ja nun schon lange auch selber betroffen. Und ich habe es in den schlimmen Phasen als wertvoll empfunden, wenn n ein Mann mir die Ruhe, Distanz gewährt hatte, ohne ständig Druck zu machen, ohne Urteil, ohne hinterfragen wann wird es besser, alles wieder “ normal “. Er war einfach da. Hat mich akzeptiert trotz des echt schlimmen Zustandes.....Das war hilfreich.

Nur zurück nehmen, nur alleine was unternehmen sehe ich etwas kritisch.
Gut, ist einfacher wenn man nicht zusammen lebt. Wir hatten aber von Anfang an zusammen gelebt.

Klar muss der Angehörige irgendwie eigene Kräfte sammeln.
Wie er das macht, ist ganz unterschiedlich.
Auch wie lange er Geduld aufbringen kann ist sehr unterschiedlich.

Weil jeder Charakter anders ist.
Und auch jede Ausgangsüosition.
Die Lebensumstände spielen eine Rolle.

Grüße von
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Candless
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Candless »

Für mich kam es nie im Frage, mich zurück zu ziehen, jedoch nicht weil ich wegen Verlustangst irgendwie klammern will. Ich wusste, sie ist in einer schweren Krise, hat auch Suizidgedanken und sie ist alleine. Eine Bekannte hat sich in so einer Situation das Leben genommen. Ich habe immer den Kontakt gehalten, weil ich wissen wollte, was mit ihr ist und ob sie notärztliche Hilfe braucht. Teilweise hatte sie auch keine Therapie und keine Behandlung. Für mich ist und bleibt es eine Gratwanderung zwischen sich schützen und das notwendige tun und dazu auch Kontakt halten. Derzeit ist der Kontakt aber sehr angenehm und ich mache mir keine Sorgen um sie.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Herr Rossi »

Guten Morgen.

Also dass man sich in einer Extremsituation wie bei Suizidgedanken nicht zurückzieht und den Partner alleine lässt, versteht sich ja von selbst. Hier kann ich mit meiner Anwesenheit helfen.

Ich spreche eher von den Phasen, in denen der Partner auf Reibung aus ist und einen Grund zum Streiten sucht. Das hat sich bei uns ab und zu hochgeschaukelt, was eigentlich keiner wollte.
Und hier gehe ich auf Abstand.
Sicher ist es eine Gratwanderung, aber was hat dein Partner davon, wenn du selber durch den dauernden Terz krank wirst? Das wird die Beziehung nicht verbessern.
Man muss seine eigene Belastbarkeitsgrenze recht genau kennen und dementsprechend handeln.

Viele Grüße

Herr Rossi
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Candless »

Ich glaube, dass man sich grundsätzlich von einem depressiv erkrankten Partner nicht abhängig machen darf, emotional, aber vielleicht auch finanziell und bzgl. der Sozialkontakte. Die Tatsache, dass ich weiss, dass ich auch gut ohne sie leben kann, macht es mir leichter, die Krisen zu durchstehen. Bei Provokationen reagiere ich gelassen, auch durch die Erfahrung der letzten Jahre. Ich sage dann, lass uns das ein anderes Mal besprechen, jetzt ist kein guter Zeitpunkt. Meistens ist das damit auch erledigt. Wenn sie weitermacht und ich das nicht mitmachen will, reagiere ich auch nicht. Ich unterscheide ziemlich stark, was ich ernst nehmen will und was nicht und lasse mir das nicht aufdiktieren. Bisher lief das so ganz gut.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Herr Rossi »

Guten Morgen Candless.

Also bei mir hat das mit dem nicht darauf reagieren nicht sooo gut geklappt.
Das liegt wahrscheinlich auch ein ganzes Stück weit an mir, weil ich es nicht gut wegstecke, wenn ich ungerecht behandelt werde. :-)
Aurelia Belinda
Beiträge: 8335
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Wohnort: Mittelfranken

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Candless u. Herr Rossi,
Ja klar, ist man öfter auch bedrückt.
Es ist menschlich. Dass man nicht jede komische Regung oder Niederlage einfach weg steckt.
Aber so allgemein würde ich auch sagen, Gelassenheit ist das Stichwort.
Auf sich selbst besinnen ist auch wichtig.
Manchmal ist man einfach als “ Single “ unterwegs trotz Partnerschaft.

Schönen Tag Euch.
Gruß Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Ihr Lieben!

Ich habe diesen etwas älteren Thread heraus gekramt, da ich die Fragestellung vor Siraita als sehr wichtig erachte – wie abgrenzen. Denn nur in dem wir uns als Angehörige / Partner abgrenzen, können wir vermeiden in den Strudel mit eingesogen zu werden.

Also ich grenze mich dadurch ab, dass ich versuche ich zu bleiben. Das klingt jetzt fürchterlich banal wenn ich dies so schreibe, aber immer wieder hinterfrage ich mich, ob ich hinter dem was ich tue oder unterlasse auch stehe.
Also ich bin so wie ich bin, bzw. habe ein Selbstbild von mir. Dies wurde (okay, ich bin nicht mehr der jüngste) weit vor der Beziehung zu meiner Freundin geformt. Und mein Anspruch ist es, mir dies zu erhalten. Nur weil meine Freundin unter Depressionen leidet, möchte ich mein Beziehungsverhalten nicht grundlegend ändern – auch nicht gegenüber ihr. Ich will sie nicht mit Glaceehandschuhen anfassen und sie beispielsweise in der Illusion lassen, dass es sich lediglich um eine Charaktereigenschaft handelt, wie sie mir zu Anfang erläutert hat. Oder jetzt ganz einfach ausgedrückt: Wenn jemand den Hosenstall auf hat, dann sage ich es dieser Person auch. Das macht man nicht unhöflich, sondern diskret und mit Empathie. So sehe ich mich selbst - dies zu tun.
Und so ziehe ich meine Grenze. Ich versuche mein Verhalten ihr gegenüber in einer Episode nicht groß zu ändern. Gut, charakteristisch bei meiner Freundin ist, dass ihre Krankheit in sehr klar abgegrenzten Episoden verläuft und sie (vielleicht auch gerade deswegen) sich selbst nicht als Betroffene sieht. Davon ist natürlich auch mein Verhalten geprägt. Und selbstverständlich ziehe ich die Grenze auch nicht mit dem Holzhammer, sondern passe mich schon ein Stück weit an – also zum Beispiel bei dem Tempo des Austausches. In einer Episode geht das für einen nicht Betroffenen in einem Zeitlupentempo und da muss ich mich schon auch anpassen. Schnell etwas klären geht da halt nicht. Aber ich beharre halt durchaus auf der Klärung – jetzt nicht immer mit Erfolg.

Es ist wahrscheinlich schlicht weg und einfach nicht möglich sich in einem betroffenen Partner einzufühlen. Aber vielleicht sollten wir dies auch nicht unbedingt. Sich selbst zu bleiben, da sehe ich meine Grenze. Ich selber würde mich schlecht fühlen, wenn ich in einer Art vorauseilendem Gehorsam mein Verhalten komplett auf ihre Krankheit ausrichten würde. Und ich habe mir das auch mal so zusammen gereimt, dass sie mich so kennen und lieben gelernt hat – als der, der ich bin und halt nicht als einen „Softie“, der sie in Watte packt und mein Leben auf ihre Krankheit hin ausrichtet.
Aber wenn ich dies so schreibe, kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht auch in Zeiten in denen sie nicht in einer Episode steckt, mehr mein „Ding“ machen sollte. Also die Hobbys die ich derzeit pflege und von denen ich weiß das sie nicht so darauf steht (Wandern gehen), einfach weiterführen sollte.

Wie schon anfangs geschrieben, das Abgrenzen von uns Partnern / Angehörigen ist schon sehr wichtig – um einfach nicht selber kaputt zu gehen oder zu verzweifeln. Denn eines habe ich in den letzten Jahren gelernt. Die Betroffenen können sich nur selbst helfen – meine Aufgabe sehe ich in meinem Fall darin, immer wieder darauf aufmerksam zu machen das da etwas nicht stimmt – mehr kann ich nicht machen und gelingen tut mir dies eher mäßig. Aber ich würde mich selbst nicht leiden können wenn ich es nicht versuchen würde.

LG
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Herr Rossi »

Hi FrequentFlyer.

Eines würde mich interessieren. Wie schaffst du es, du selbst zu bleiben, wenn die Beeinflussung durch die Krankheit deines Partners über so eine lange Zeit geht?
Passiert da nicht automatisch eine Art schleichender Prozess, den man selber gar nicht bemerkt und gegensteuern kann?
Ich habe des öfteren den Eindruck, dass es bei mir so ist.

Viele Grüße

Herr Rossi
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

@Herr Rossi (Il Signor Rossi cerca la felicità?):
Du sprichst etwas an was mit Sicherheit auch auf mich zutrifft – die schleichende Anpassung an die Krankheit. Gewisse Themen versuche ich zum Beispiel zu vermeiden. Auch haben sich gewisse Strategien gebildet, die durchaus auch in die Richtung gehen. Es ist ja eine Fernbeziehung und oftmals haben wir am Wochenende eine Art Kurzurlaub gemacht, uns in einem Wellnesshotel getroffen, mit einem Theaterbesuch verbunden – so in der Art halt. Natürlich haben wir uns auch gegenseitig besucht. Aber das Koordinieren dieser Treffen war im Vorfeld durchaus etwas nervig da keiner von uns beide sich so richtig entscheiden konnte. Und so haben wir dann die Treffen jeweils abwechselnd organisiert.
Aber das sind so Sachen die wohl in jeder Beziehung passieren und einfach normal sind. Man stellt sich aufeinander ein und passt sich an. Das tragen eines identischen Jogginganzuges ist dann das negative Highlight einer solchen Entwicklung ;-)
Und das ganze ist ja auch nicht schlecht – und natürlich passe ich mich auch in einer Episode an und formuliere vorsichtiger beispielsweise.

Wo ich jetzt in meinem Fall die Grenze ziehe um ich selbst zu bleiben, ist das „dagegen halten“ gegen gewisse Aussagen und Handlungen. Wie schon erwähnt, versucht meine Freundin ihre Depression zu verstecken, auch vor mir. Nur ganz selten kann sie offen darüber sprechen. Es ist also immer etwas anderes – nie die Krankheit die die Beziehung belastet. So war auch mal in der Vergangenheit ihre Aussage, dass sie die Beziehung beendet, da dies besser für mich wäre. Darauf habe ich ihr sehr vehement gesagt, dass nur ich ganz alleine entscheiden kann was besser für mich ist – da war ich auch regelrecht wütend. Sie würde ja auch nicht so ein Verhalten von jemand anderem akzeptieren. Oder der Wunsch ich solle sie nicht mehr kontaktieren. Ja, das ist in gewisser Weise verständlich, wenn man sich mit dieser Krankheit beschäftigt – nur ein absolutes Kontaktverbot? Mir ist keine Therapieform bekannt, die ihren Erfolg dadurch erzielt das man seine Sozialkontakte abbricht (außer jetzt bei zerstörerischen Beziehungen). Oder sie bezeichnet auch das sich für längere Zeit zurück ziehen in ihr Schneckenhaus, wie sie es nennt, als eine gesunde und normale Eigenschaft. Und genau auf diese Verwerfungen mache ich wiederholt aufmerksam.
Und da du wissen willst, wie ich es auch auf lange Zeit schaffe dieses Verhalten aufrecht zu erhalten um ich selbst zu bleiben: Irgendwie bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich meiner Freundin nicht damit helfe, der Krankheit einen roten Teppich auszurollen – Thema Co-Depression. Und ich glaube das kann schnell passieren - Das man aus Verständnis für den Partner und vor der Krankheit sie von allem scheinbar Belastendem fernhält. Ich glaube schon das man ihm Rahmen des machbaren durchaus auch fordern und konfrontieren kann. Wie gesagt, mir ist keine Therapieform bekannt die Erfolge durch Nichtstun oder Isolation erzielt. Meine Freundin geht auch in den schwereren Episoden weiter arbeiten – das ist ihr auch wichtig und sie macht da einen guten Job. Und ich glaube nicht das man sie dann überfordert, wenn man alle paar Wochen eine Nachricht schickt, zum Geburtstag Blumen, zu Ostern Grüße etwa. Mir fällt da ein jetzt wirklich etwas „hinkendes“ Beispiel ein: Wenn unsere Partner einen Beinbruch hätten, würden wir ihnen auch nicht dadurch helfen, dass wir sie ausschließlich mit einem Rollstuhl durch die Gegend fahren. Das hilft nicht dabei mobil zu werden.
Wenn du so willst, verstehe ich nicht meine Hilfe (und das wollen wir ja alle und deswegen fällt uns dies auch recht leicht) darin, die Wünsche meiner Freundin während einer Episode zu erfüllen, sondern offen und ehrlich zu sein – und die Krankheit nicht zu akzeptieren als Trennungsgrund in meinem Fall. Jetzt das Ganze natürlich schon in Maßen und mit Augenweide. Eine Erfolgsgarantie ist dies nicht.
Konnte ich dies verständlich vermitteln?

LG
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Herr Rossi »

Hallo FrequentFlyer.

Danke, jetzt musste ich erst einmal bei Google übersetzen lassen, was du mir geschrieben hast. :-) Aber ja, Herr Rossi kommt von der Serie (aber auf Deutsch. Auch Italienisch schaffe ich es gerade mal von 1 - 3 zu zählen, ja und nein.)

Danke für deine Ausführung, es war sehr verständlich.
Vielleicht ist es bei einer Fernbeziehung etwas anders. Wir sind jetzt über 30 Jahre zusammen und seit rund 15 Jahren, oder länger, begleitet uns die Depri. Und mit zusammen meine ich täglich, abgesehen von 3 x 4 Tage Geschäftsreise und 2 x 4 Tage wo "Frau Rossi" alleine im Urlaub war.
Und bei uns bin ich dann der alleinige "Prellbock" gegen die Außenwelt.
Auch sie hat mir in einigen ihrer "lustigen" Phasen vorgeworfen, dass ich mich verändert hätte, und das stimmt meiner Meinung nach sogar.

Viele Grüße aus Schweden

Herr Rossi
Aurelia Belinda
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Re: Wie grenzt Ihr euch ab?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo @ alle,
Das ist ganz spannend was ihr schreibt.
Also wenn ich von mir ausgehe, mein Charakter wie er vor den Erkrankungen war, ist der selbe geblieben....
Also die Eigenschaften die ich besitze von früher her.
Aber nun war ja zuerst ich, dann gleichzeitig mein Mann, ab der Partners Haft in ständiger ärztliche Obhut.
Mit diversen Krankheiten.
Bei den psychischen Dingen war zuerst ich, seit 3 J. Mein Mann.
Rückblickend würde ich sagen, wir haben ja nun fast 30 J. Krankheiten hinter uns ( in der Partnerschaft ) und im Leben seit Kindheit.
Es ist glaube ich Do, dass der Umgang damit entscheidend ist.
Von beiden Seiten eines Paares.
Ich würde sagen jede chronische Geschichte hat Auswirkungen im Alltag.

Man kann dennoch versuchen “sich selbst treu zu bleiben“ was aber gar nicht einfach ist.

Wenn ich von mir spreche, mein ICH und meinen Charakter hat es nicht verändert.
Aber die Sichtweise über die Umwelt, die Sichtweise anderer Menschen.
Einfach die Wahrnehmung des Lebens ist anders. Obwohl selbst das so tief in mir schon immer verwurzelt war.
Aber Dinge wie Existenznot, sozialer Abstig, Einsamkeit die verändern eben einen Blick. Du betrachtest viele Dinge neu, die du vorher als selbstverständlich genommen hast vielleicht.

Gruß Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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