Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
man muss sie auch hereinlassen,die guten Momente,und man darf sich nicht einschüchert lassen von den schweren Momenten.
Gestern bin ich einem tollen Sonnenuntergang hinterhergefahren,ich wollte dieses unbändige Licht erleben.
Hatte meine kranke Schwester im Auto,wir haben einen Nachmittag beim Vater verbracht,Pflege,sich kümmern,da sein,da bleiben,war anstrengend.
Da sehe ich diesen Abendhimmel und mir war es egal,wie weit dem Umweg sein würde,ich bin nur der Abendsonne entgegen gefahren.
So kamen wir irgendwann an,und was sehen wir,genau im Zimmer meiner Schwester wäre die beste Aussicht gewesen.

Ich sehe etwas,was meiner gefühlten Leere einen Inhalt geben könnte und es ist unendlich schwer das zu greifen und zu behalten.
Jeder Spaziergang ist mühevoll und stellt mich gegen einen gefühlten, aber nicht vorhandenen Gegenwind.
Ich sehe vertrocknende Blumen,der Griff zur Kanne ist wie tausend Kilo schwer.

Erst ganz viel später sehe ich neue Blüten,da wo ich gestern nur vertrockenen Blätter wahrnahm.
Wie selbstverständlich gehen Menschen durch ihre Tage,ohne nur zu ahnen,dass nichts selbstverständlich ist.

Wenn zu viele Pflichten meine Woche zumauern,dann kommt nicht einen Funken Gelassenheit ans Licht.
So muss ich mir meine Welt selbst bunt machen,mit winzigen Kleinigkeiten.
Ins Leere laufen darf keine Sekunde meiner Anstrengung.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Hoffnungsvoll und doch ängstlich vor dem letzten Krakfträuber bin ich gestern zum Trialogforum einer psychistrischen Klinik gefahren.
Ich fahre dort seit Jahren hin,oft bin ich enttäuscht und bringe mich um den letzten Hauch Hoffnung. Gestern war der Klinikleiter zum Thema Zwangsbehandlungen eingeladen.
Die Klinik nimmt leider nicht aktiv an dem Forum teil,oft ist ein flüchtiger Sozialarbeiter Zaungast.
Ich kenne den Klinikleiter,weiß um sein Herzblut für den Trialog,jedoch spricht er offen von seinem nicht interesiertem Team.
Lücken klaffen und werden weiter klaffen,es gibt kein ehrliches Miteinander.
Das kann ich kaum aushalten,ich ertrage die großen Runden von Betroffenen und Angehörigen,die letztlich doch nur getäuscht werden, nicht mehr.
In der Begleitung meiner kranken Schwester bin ich auf jeden Kontakt angewiesen,es ist nie vorbei,jeden Tag kann ich wieder auf das Wohlwollen einer Klinik,wie auch immer, angewiesen sein.
Ich bin abhängig von deren Wohlwollen und bleibe es,das macht die Ohnmacht aus.
Sind meine Ansprüche zu hoch,bin ich nicht realistisch,wie auch,ohne meine Ansprüche wäre ich ein weiteres Nichts unter den Psychiatriegeschädigten.
In der Abschlußrunde macht sich ein Teilnehmer lustig und erbricht einen unerträglichen Witz.
Glück gehabt,weil eine ganz liebe Seele mich gestern begleitet hat,das rettete mich vor einer offenen Aktion gegenüber dieser Person.
Heute hab ich einen Haustag,das sind die Tage,wo ich nicht das Haus verlassen muss,sie sind wertvoll und ich darf lesen,schreiben und ein bißchen Haushalt zwischendurch.
Der Hund freut sich und liegt vor meinen Füßen.
Zwei Stunden hab ich gebraucht,für eine mail an den Klinikchef.
Wenn ich Glück habe,erreichen ihn meine Worte.
Was ist das Salz des Leben,wenn man den Mut hat,eine offene Tür auch aufzumachen,sich reinwagen,in einen Raum, sich Raum nehmen,den man sonst nicht bekommt.

Sagen was ist,nicht nur der Spiegel,ich möchte sagen was ist.
anna54
Gertrud Star
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
schön dass du den Haustag genießen kannst.
Ich habe gestern abend auch mit jemandem gesprochen. Sagen was ist, ist oft so enorm wichtig.
Ich denke, ich habe fast schon eine Entscheidung getroffen, um auch mir Gehör zu verschaffen, in schriftlicher Form.
LG Gertrud
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

ich freue mich ein Lebenszeichen von dir in einem anderen Faden zu lesen.
Da kann ich nur hoffen,dass es dir den Umständen entsprechend gut geht und
wünsche dir weiterhin alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße und eine herzliche Umarmung
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Ich denke an dich.
Dass du lange nicht geschrieben hast - bedeutet wahrscheinlich, dass du keine Zeit hast. Sehr von deinen Eltern beansprucht wirst.

Und vielleicht auch - dass es Dir nicht gut geht. Ich denke an dich, dein Haus im Wald, mit den Rehen und den Kranichen. Dein "Platz" zum Ausruhen in der Mitte deines Hauses - "deine Reitermädchen", die sich gerne um dich scharen. Dein Garten, der langsam erwacht.....

Ich denke an dich
Camille
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
mein Vater ist gestorben,langsam,ruhig und leise.
Trotzdem war es eine schwere Zeit,ich bekam kein Palliativteam vor Ort,das wurde eine schwierige Situation mit dem Hausarzt,weil keine angepasste Schmerzmedikation möglich war.
Das hat viel Kraft gekostet,ich hab dann irgendwann endlich Morphinplaster bekommen und auch Spritzen.
Dann bekam ich eine Lungenentzündung und noch schlimmer eine Nekrose unter dem re.Fuß,gleich Stadium4.
Kein Schritt mehr möglich,nur hochdosierte Antibiose und schwierige Wundversorgung.
Ich hab mich gegen einen Krankenhausaufenthalt entschieden.
Meine Mutter kommt mit der Situation nicht zurecht und hat dem Pfelgehelfer gekündigt.
Sie erwartet von uns Kindern jetzt Rundumversorgung und das weder dankbar noch freundlich.
Ich bin Tage und Nächte nur mit dem Telefon in der Hand vom Bett zum Sessel und zurück gekommen,einzig mein alter Hund steht mir bei.
Der Hausarzt kommt täglich,da die Nekrose sehr gefährlich ist. Meine Tochter hilft mir bei den Verbänden.
Nun muss ich mich um mich kümmern,das kann ich nicht gut.
Meine Geschwister sind verärgert,da ich bei meiner Meinung bleibe,dass unsere Mutter fachliche Hilfe braucht,sie streitet immer heftiger und ist völlig neben der Realität.
Meine jüngste Schwester läßt mich völlig allein stehen,ich erfülle keine Anforderungen,ich bin unbequem.
Langsam krieche in der Depression aus den Fängen,ich würde Aktivitäten gern umsetzten und bin gefangen.
Trauer ist noch nicht möglich,nur Abschied,und der war immer gut und richtig.
Ein ganzes Jahr hat die Pflege gedauert und ging zu Ende mit dem Wissen,dass der Tod vor der Tür steht,ich habe es gespürt und es wie eine völlig normale Entwicklung.
Irgendwann kein Essen mehr,auch keine Flüssigkeit,kein Wort mehr,nur noch ausatmen.
Ich hab es mit Rollstuhl ins Abschiedshaus geschafft,das war noch ein wichtiger Moment.
Man muss den Tod auch fühlen um loslassen zu können.
Ein Vortrag gestern war eine Bereicherung,weil mir ein wichtiger Kontakt dadurch möglich wurde.
Ich konnte selbst Auto fahren,ein Spezialschuh bringt Erleichterung.
Das wird noch eine Baustelle,meine Beine haben massive Einlagerungen,da kann ich mich bei den Neuroleptika bedanken.
Schritt für Schritt gehe ich meiner Wege,endlich wieder meiner Wege,das fühlt sich noch völlig fremd an.
Ich danke euch für die Nachfragen,ich war lange nicht hier,das ist nie gut.
anna54
El-R17
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von El-R17 »

Liebe Anna,

erstmal ist es gut von Dir zu hören.

Mein herzliches Beileid Dir. Du musstest und hast Abschied genommen.

Ich kann gar nicht sagen, wie es mich bewegt, was Du gerade erlebst, wie du es erträgst, und dass du wieder hier bist. Dass ist gut und wichtig, und fühle dich hier so verstanden, wie es woanders nicht möglich ist.

Bitte bitte bitte, sei achtsam mit Dir, überfordere Deinen Körper nicht. Ich weiß, du schreibst, Du kannst dich nicht gut um dich kümmern; nun aber ist es soweit, dass dein Körper dir sagt, tue es. Was auch immer andere fordern, wollen, meinen, das ihnen zusteht, dein Leben ! steht ihnen gewiss nicht zu!

Du hast soviel getan, du hast Deinen Vater begleitet, du hast in verabschiedet, und wie du sagst, für Trauer ist noch keine Kraft und Zeit.

Ich wünsche Dir Kraft, ich wünsche Dir Sonne, ich wünsche Dir liebevollen Kontakt nach außen.
Ich wünsche Dir ein Festhalten an dem Rauskriechen aus den Fängen, der Depression. Du machst das wunderbar,

liebe Grüße
El
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe Anna,

mein herzliches Beileid auch von mir...
Den Worten von El kann ich mich nur anschließen.

Wünsche dir in dieser schweren Zeit auch nur alle Kraft der Welt...

Alles Liebe
Katerle
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Herzlichen Dank euch!
Ich bin noch irgendwie ungewohnt wieder online.
Was ich noch berichten wollte,ist das wunderbare Wiedertreffen meiner kranken Schwester mit ihrem sterbendem Vater.
Ulrike ist viele Jahre weit weg gewesen,sie wollte ihr eigenständiges Leben nicht aufgeben,auch und gerade der Psychose wegen.
Sie war gerade noch rechtzeitig zurück im Leben der Eltern,dass sie unseren Vater noch gesund erlebte.
Die Diamantene Hochzeit wurde gefeiert und mein Vater spendete eine große Summe an das Wohnheim,in dem Ulrike jetzt lebt.
Das hat die Leitung so besonders gefunden,dass sie meine Eltern eingeladen hatten und es wurde ein besonderer Tag.Meine Eltern waren sehr erleichtert,zu wissen,wo Ulrike jetzt aufgehoben ist.
Aufgehoben zu sein---------
welch ein Wort!
Wo sind die Menschen,die mir eine gesunde Zukunft ermöglichen,die mir beistehen,und wieder so ein Wort----nichts sagen müsse,nur beistehen.
Das Wort Beileid fiel oft in den vergangenen Wochen,ich habe es dankbar angenommen.
Ganz besonders war der Umstand,dass auch die Urenkelkinder den Tod und die Beerdigung miterlebten. So selbstverständlich,dass es sicher Spuren hinterlassen wird.
Das Besondere sind die Spuren,die einfach unser Leben halten,wir kennen sie oft selbst nicht,sie sind einfach in uns,altes Wissen,alte Erfahrungen,alte Lösungen.
In der Phase der akuten Depression fehlen mir oft die Worte,sie sind wie verloren,Gedanken sind verfärbt und nicht verläßlich.
Da hilft das Vertrauen,dass ganz tief in mir Spuren des Lebens sind,die mich immer tragen werden. Das mußte ich immer verteidigen,ich sollte neu lernen,alte Wege verlasssen und endlich einsichtig werden.
Wie viele Psychiatrieerfahrene hab ich inzwischen getroffen,die endlich wieder versuchen sich selbst zu vertrauen und sich erlauben zu warten,bis der Nebel sich lichtet.
Wenn sich etwas lichtet,dann geht das weg,was den Blick verstellt.
Die Depression verstellt den Blick,so mächtig ist sie schon.
Sich wiederfinden in unbekantem Land,wie ein schlimmer Traum,der nicht aufhören will.
Gestern war ich in einem Vortrag,wo wie immer,gerade die älteren Frauen den Mut zur Ehrlichkeit hatten.Mein ganzes Leben hab ich schon von den alten Frauen gelernt und jetzt trage ich mein Alter gern mit den grauen Haaren,ganz offensichtlich.
Offensichtlich ist auch wieder ein vergangenes Wort,was ist noch offensichtlich,nicht mal mehr unsere Gesichter,verkleiden und verstecken ist notwendig.
Menschen hautnah zeigte gestern verwundete Menschen,junge Frauen mit schlimmen Op-wunden. Sie haben sich wunderbar verkleidet und jeder wurde wunderschön.
Einer hatte es nicht geschafft,er hatte einen Arm gelähmt und war voller Schmerzen,ohne Ende fügte er seinem gesundem Arm jeden Schmerz zu.
Damit verlor er jede Funktion,es war ein versteckter Umgang mit dem Nicht mehr leben können.
Das wäre mein ganz besonderer Wunsch,wenn es endlich eine Möglichkeit gäbe,dieses ausdrücken zu könnnen,ohne Sanktionen.
Gerade der Papagenoeffekt zeigt,dass uns diese Menschen die größte Hoffnung geben könnten.
Im Sterben das Leben feiern,das haben diese beiden kleinen Mädchen gemacht auf der Beerdigung,sie haben Blumen ins Grab gestreut und uns erinnert,wie dankbar wir sein dürfen.
Wir müssen im Schmerz nicht dankbar sein,das ist zu viel,aber danach kommt ein Moment,wie eine Erleichterung sich anbahnt und sie ist der erste Wegweiser.
Diese Spurenleger aus den alten Generationen,die stellen Wegweiser auf,leider sind sie unsichtbar,sie sind hörbar,wenn man den Mut hat sich dem zu öffnen.
Keine Depression kann so mächtig werden,dass sie Spuren des Lebens zerstört,mich hilflos und vaterseelenallein zurückläßt.
Mut kann wachsen,wenn die Sonne durchbricht,jeder kann das sehen,wenn er den Blick öffnet,wann mehr,als im Frühling.
anna54
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

ja,so ist der Lauf des Lebens, so voller Anfänge,aber auch voller Abschiede.
Man sagt ja immer,die Welt gerät aus den Fugen,wenn ein Kind vor den Eltern gehen muss.
Dein Vater ist nun gestorben. Trotz aller Gesetzmäßigkeiten der Natur darfst du traurig sein.
Mir fehlen jetzt die richtigen Worte.
Aber auf jeden Fall möchte ich dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

Ich wünsche dir viel Kraft und vor allem viel Unterstützung für dich,insbesondere bei der Betreuung deiner Mutter.

Liebe Grüße ,Edda
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

du hast mein ehrliches Mitgefühl zum Tod deines Vaters.
Sehe es als Erlösung von seinem Leid an,das kann dich trösten.
Ja,deine Mutter braucht Hilfe, da sie jetzt nach sehr langer Ehe ohne ihren Mann ist,
das kann sie auch noch mehr aggressiv machen.
Meine Mutter ist ja drei Monate nach meinem Vater gestorben.
Kurze Zeit nach dem Tod meines Vaters war sie auch sehr ungerecht zu mir.
Aber auch vorher war es schon schwierig,da sie meiner Erfahrung in der Pflege nicht vertraute.
Nie war es genug oder richtig was ich gemacht habe.
Dankbarkeit darfst du da nicht zu erwarten.
Obwohl ich es geschafft habe,dass sie ihrem Wunsch entsprechend, bis zuletzt in ihrer Wohnung bleiben konnten,hat meine Mutter nicht mit Kritik an mir gespart.
Mein Vater war ja dement und ihr damaliger Satz zu mir geht mir nicht mehr aus dem Kopf,
"Das Leben mit ihm wer sehr schwer,aber das Leben ohne ihn ist noch sehr viel schwerer."
Sie hat auch sonst auf Gott und der Welt geschimpft,war aber trotzdem klar im Kopf.
Sie wurde sehr ehrlich mit ihrem Umfeld und ließ es verbal raus,was sie wütend gemacht hat.
Da ich das einzige Kind war und mich sehr nah um sie gekümmert habe ,habe ich das oft abbekommen.
Das hat mich auch sehr verletzt und vieles was früher nicht so gut gelaufen war, kam bei mir wieder hoch.
Schnell wurde ihr eigenes Leid aber so groß,dass wir zuletzt doch noch zusammen eine friedliche und liebevolle Zeit hatten.
Ein paar Tage vor ihrem Tod sagte sie wörtlich zu mir:"Entschuldige bitte , aber ich hätte nie erwartet,dass du so für uns da währst."
Die Angst alleine sterben zu müssen oder weiter nicht selbstbestimmt sein zu können,beeinflusst das Verhalten von kranken ,alten Menschen sehr.
Beim Sterbeprozess meiner Eltern habe ich alles getan was mir möglich war.
Das gibt mir heute ein gutes Gefühl.
Doch ich bin auch sehr über meine Grenzen gegangen,das bereue ich nicht,aber heute würde ich mehr auf mich achten.
Mache du das bitte besser liebe Anna ,nehme dir immer wieder Auszeiten.

Alle erdenklich Gute für dich und weiterhin viel Kraft.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Liebe Anna,ich weiß nicht ob jetzt meine eigenen Erfahrungen mit dem Tod der Eltern hilfreich für dich sind,aber ich will dir nur aufzeigen,dass auch wir Betroffenen diese Trauer gut überwinden können.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

es ist so schön für mich wieder von Dir lesen zu dürfen. Trotz allem, was dich bisher belastet hat und schmerzvoll war - strahlst du für mich eine Kraft aus. Aber vielleicht gerade eben deshalb und nicht "trotz allem".
Da hilft das Vertrauen,dass ganz tief in mir Spuren des Lebens sind,die mich immer tragen werden. Das mußte ich immer verteidigen,ich sollte neu lernen,alte Wege verlasssen und endlich einsichtig werden.
Das klingt für mich sehr stimmig - sehr wahr. Danke für diese Sätze.

Du hast deinen Vater begleitet - hast Abschied genommen - trotz eigner Schmerzen und Krankheit. Du stellst dich der Trauer - und auch schon wieder neuen Aufgaben. Pass auf dich auf - vor allem auf deinen Fuss. Du weißt es.


Du hast von deiner Schwester Ulrike erzählt - sehr liebevoll und zugewandt. Ist es die Schwester, mit der du in der Psychiatrie warst? Die du begleitet hattest?


Mir selbst fällt es gerade sehr schwer zu schreiben - ich stecke leider wieder "mitten im Nebel."


Lass dich herzlich umarmen

Camille


@Bittche. Deine Erfahrungen mit der Pflege deiner Eltern gehen mir sehr nahe. Ich selbst sehe die zunehmende "Bedürftigkeit" meiner Eltern auch. Ganz ähnlich - mein Vater zunehmend dement - meine Mutter offen aggressiv und anklagend. Der Umgang vor allem mit meiner Mutter kostet mich sehr viel Kraft - aber auch ich spüre tief im Inneren ein Bedürfnis ihnen zu begegnen, sie zu begleiten - versöhnlich. Es ist sehr schwer.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Katerle »

Liebe Bittchen,

auch ich war bis zum Schluss für meine Mutter gerne dagewesen und sreichelte noch ihre Hand nach ihrer letzten OP... Dann ging ihr neuer Lebenspartner sehr unmenschlich mit ihr um und das in meinem Beisein am Krankenbett... Ich war total geschockt und wütend auf ihn. Draussen sagte ich ihm dann deutlich meine Meinung, (was ersich erlaube, so mit meiner Mutter umzugehen und das unmittelbar nach einer OP. Ich war einfach verletzt, traurig und sauer... Ne Woche später war unsere Mutter plötzlich verstorben, zu Hause... Mein Vater starb ca. 15 Jahre später... Eltern waren geschieden...

Liebe Anna,

wünsche dir von Herzen, diese schwierige Zeit zu überwinden...

Eine liebe Umarmung,
Katerle
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
danke,ich nehme jedes Wort gern und offen an.
Wie sich die Dinge langsam wieder wenden erfahre ich heute durch meine ältere Schwester,die einen kurzen Besuch bei mir machte.
Unsere Mutter hat sich beruhigt,ich kann eine Pause machen,es wird sich gekümmert.
Mein Fuß ist eine große Baustelle,ich kann nicht stehen und kaum laufen.
Morgen will ich den Arztbesuch schaffen.
Was so verletzt ist das Hochkommen von alten Erfahrungen im Elternhaus.
Lange kann man sich schützen,vergessen oder verdrängen,aber wenn Kümmern und Dasein zwingend wird,dann sitzt man genau wieder da,wo man lange nicht gebunden sein wollte.
Für meinen Vater hab ich alles getan,er hat nichts gefordert,aber alles gern angenommen,es hat einfach gepasst.
Meine Mutter fordert ohne Pause und immer etwas anderes,ärgerlich und immer stöhnend verbringt sie ihre Tage.
Es wird wieder einen Wechsel bei der Pflege geben müssen,ich kann da nur zusehen,die Entscheidung ist nicht gut.
Meine kranke Schwester ist die so gut mit der Begleitung und dem Verlust des Vaters umgegangen,ich bin so stolz auf sie.
Sie hat einen besonderen Platz in meinem Herzen,gerade auch,weil ich weiß,dass sie wieder und wieder erkranken kann.

Ich wünsche mir so sehr einen Ausgleich,ich sehne mich nach meinem alten Ehrenamt.
Aber es ist zu früh,ich werde zwar mutig und mutiger mich langsam darauf vorzubereiten.
Etwas zu machen,was mir entspricht,das war der Lohn des Älterwerdens.
Letztlich ist es ein Ausbrechen aus anderen Pflichten,es ist die Möglichkeit mir selbst näher und offener zu begegnen,ich funktioniere nicht einfach,nein,ich mache genau mein Ding.

Zu Pflegen ist genau gesagt,auch angebunden zu sein,bis ein anderer die Pflicht übernimmt.
Das war anstrengend und hat Kräfte weggerissen,die ich dringend für mich gebraucht hätte.
Und nichts würde ich anders machen wollen.
Jeder, wie er es kann und er entscheidet,ich kenne mehr Menschen,die Pflege deligieren, als selbst in der ersten Reihe zu stehen.
Mir ist eben eine Oma begegnet,die sich freudig um 8Enkelkinder kümmert,voller Stolz und Tatendrang.
Es ist Himmelslohn,das ist so ein alter Begriff,das meinte mein alter Chef,wenn wir keine Bezahlung für die Behandlung von einigen Patienten bekamen.
Aber ich sehe auch eine andere Seite,es ist Himmelslohn,wenn ich im hier und jetzt eine erfüllte Aufgabe finde und mich reich damit fühle.
Klug ist es,frei zu wählen,wo und wann ich mich einsetzte.
Das gibt es in der Verantwortung der Pflege nicht.
Mir fehlt die gute Rückmeldung,bei mir ist zu viel Ärger um die Mutter,ich fühle mich wie ein zu Unrecht gescholtenes Kind.
Da kommen alte Geschichten von allein wieder in den Mittelpunkt.

Einen Tag mit völliger Kapilutation hab ich überwunden,einen Tag mir was Gutes getan,heute kann ich aufatmen.
Die Kurve noch kriegen,wenn die Depression mitten in der Tür steht.
Sie kennt mich gut,ich sie aber auch.
anna54
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,
Mir fehlt die gute Rückmeldung,bei mir ist zu viel Ärger um die Mutter,ich fühle mich wie ein zu Unrecht gescholtenes Kind.
Da kommen alte Geschichten von allein wieder in den Mittelpunkt.
Ja und das darfst du Dir auch zugestehen. Du hast auch Verantwortung für dich. Jeder darf Grenzen ziehen - auch wenn es innerlich schmerzt, vielleicht nicht deinen eigenen Ansprüchen an dich entspricht. Jeder von uns ist nur bis zu einem gewissen Maß belastbar - selbst wenn keine "belastende Erfahrungen" dazukommen, ist die Pflege eines Angehörigen sehr sehr kraftaufwendig. Und bei Dir kommt das noch dazu
Was so verletzt ist das Hochkommen von alten Erfahrungen im Elternhaus.
Lange kann man sich schützen,vergessen oder verdrängen,aber wenn Kümmern und Dasein zwingend wird,dann sitzt man genau wieder da,wo man lange nicht gebunden sein wollte.
Du schreibst
Aber ich sehe auch eine andere Seite,es ist Himmelslohn,wenn ich im hier und jetzt eine erfüllte Aufgabe finde und mich reich damit fühle.
Klug ist es,frei zu wählen,wo und wann ich mich einsetzte.
Das gibt es in der Verantwortung der Pflege nicht.
Aber Anna - meinst du nicht, dass du frei wählen könntest, ob du pflegst oder die Pflege abgibst. Und Dir Tätigkeiten "gönnst" , die dich reich fühlen lassen?

Das wünsche ich Dir.

Als erstes aber, dass es mit deinem Fuss besser wird. Du wieder laufen kannst - in deinen Garten, deinen Wald.

Frühlingsduft kommt zu meinem Fenster herein - Hyazinthen und Schneeball - kannst du es wahrnehmen?

Camille
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Camille
ja,ich rieche,sehe und fühle die Natur in jedem Moment.
Hier kommt der Löwenzahl in allen Ecken zum Blühen,bald stehen die Pferde wieder auf den Wiesen. Noch ist da Winterruhe,damit sich die Weiden erholen können.
Wenn das Rennen und Springen draußen wieder losgeht bin ich immer dabei. Die Schwlaben nisten in allen Ecken,laut und deutlich holen sie sich ihre Plätze.
Ich liebe Schwalben,einmal konnte ich den Abflug miterleben,wie Schwärme sich hier einfanden und es waren Abschiedslieder,die sie mir schenkten.
Nur kann ich noch nicht so viel laufen,der Fuß ist noch nicht fit.
Da kann ich nur warnen vor den Nebenwirkungen,ich bekam sofort Wassereinlagerungen,jetzt hab ich den Endzustand.
Ich liebe meine alte aber verlorene Aufgabe im Ehrenamt immer noch,und will da wieder anknüpfen.
Nur muss ich aufpassen,dass es paßt,schnell wir es zu viel,da ist die eigene Wahl wichtig,ich schenke Zeit,wann es bei mir geht.
In der Pflege ist man angebunden,dann muß man da sein,egal wie es mir selbst geht.
Ich hoffe,dass meine Mutter die neue Pflegerin annimmt.
Als zeitälteste von 10Kindern ist immer noch das Gefühl vorhanden,ich muss mich einbringen,ich darf nicht absagen,ich selbst bin nicht so wichtig.
Das war zwischendurch nicht so deutlich,kommt aber wieder,sobald jemand mich in die Pflicht ruft.
Nie habe ich das ablegen können,ich hatte auch noch einen helfenden Beruf,das war letztlich die Falle.
Wo ich anfange,wo der andere seinen Platz hat,wo ich für mich einfordern darf,das ist mir fast fremd.Ich übe,ich fühle es aber nicht.
Wenn ich anderen begegne schreckt mich ihr "Eingennutz" fast ab,weil das meine Baustelle ist,halte ich es kaum aus.
Mein Fuß zwingt mich jetzt zur Langsamkeit,das ist wie eine Übung.
Ich gehe meiner Wege und bin froh euch zu kennen und von euch zu lernen,danke!
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8328
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Ihr beiden,
Ja Anna, jede Krankheit ist eine Übung.Geduld zu üben. Wachsam zu sein.
Offen für Veränderungen zu bleiben.
Wir lernen und lehren.
Durch jede Krankheit.

Schönen Tag.
Liebe Grüße,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich gönne mir einen Tag der Pause,oder besser gesagt,kein Termin zwingt mich.
Zu lange schon muss ich die Beine hochlegen,auch wenn ich das krankheitsbedingt einsehe,fehlt mir der Tagesablauf der häuslichen Tätigkeiten.
Wie wichtig das für mich ist,spüre ich immer wieder.
Gestern fand in einen Bericht im Spiegel Nr. 14 über die Geschichte eines psychsich kranken Menschen,der beschreibt,was ich kenne,was ihr kennt.
Immer tut es gut,wenn berichtet wird,wenn offensichtlich wird,was psychische Krisen auslöst und wie sich das Leben auflösen kann.
Gefährdet immerzu und doch überlebt.
Letztlich hilft der Austausch mit denen,sie wissen wovon sie reden.
Schmerz läßt sich nicht messen,psychischer Schmerz und Leid,wohl noch weniger.
Aber immer versteht man den anderen,wenn Geschichten erzählt werden,wenn Zuhörer oder Leser sich wiedererkennen.
Ich bin nicht allein,ich bin nur eine,die nicht aufhört daran zu glauben,dass der eine Zukunft hat,der sich aufmacht sein Leben selber zu begreifen,seine Möglichkeiten erkennt,auch seine Besonderheiten.
Das ist nicht alles krankheitwertig,manchen Menschen stehen wir ja viel Eigensinn zu,andere sehen wir kritischer,wo beginnt das Kranke,wo endet das Gesunde.
Immer an der Kante des Schreibtisches meines Arztes,ohne Einsicht in meine Frage nach der Änderung meiner Medikation wischt er alles vom Tisch und ich bin wieder einmal fassungslos,wie mir da geschieht.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wieder ein neuer Schmerz,ein ganz lieber Mensch ist an Krebs erkrankt,er ist und war so wichtig für meine kranke Schwester.
Hoffentlich gelingt mir ein guter Brief an ihn.
Gestern hab ich mit Ulrike unsere Mutter besucht,heute schreiben wir die Danksagungen und treffen uns im Elternhaus.
Meine Mutter glaubt plötzlich,sie kann jetzt alles allein,sie will keine Hilfe mehr im Haus,aber sie sieht so schlecht,dass das nicht zu verantworten ist.
Wieder eine Baustelle.
Mein Fuß erholt sich,ich kann die Verbände jetzt selbst versorgen,die Haut erholt sich,ich kann humpeln und auch Auto fahren.
Bin hoffnungsvoll,dass ich diese schlimme Geschichte überstanden habe und bald wieder laufen kann,dann muss ich die Ursachen abbklären lasssen.
Die Tabletten haben mir damals diese Nebenwirkung eingebracht,wer will jetzt das überdenken und ändern,Ärzte winken ab,mein Pech?
Gestern hab ich den ersten Spargel gegessen,das ist immer der Beginn von guten Zeiten,wenn man frische Produkte bekommt,Bärlauch ist auch so eine Freude im Frühling.
Licht ist meine Quelle,ich sehe fast alles dann,wie man auch sagt: in einem anderem Licht.
Es kratzen zwar Probleme an meine Tür,aber ich kann mehr und mehr Ruhe zurückgewinnen.
Schlafen ist wichtig,gern so lange,bis ich allein aufwache,das ist eine weitere wichtige Quelle.
Menschen sind wichtig,jetzt auch mehr und mehr wieder die Hofleute,ich kann mir einen Plausch erlauben,ohne auf die Uhr zu sehen.
Gestern war ich auch am Friedhof,es ist gut,wie es ist,mein Vater hatte ausgelebt,mit 95Jahren.
Der Abschied war in Stufen,jetzt ist es gut,ich bin dankbar noch so viel Zeit mit ihm gehabt zu haben.
Abgrenzen muss ich mich von meiner Mutter,die ist unendlich fordernd und sehr anstrengend.
Ich kann es aushalten,wie es im Moment ist,mit dem Hintergrund,dass ich Zeiten für mich habe.
Die ersten Reiterleute sind zum Turnier,die Reiterkinder sind in den Ferien,neue Mieter ziehen bald ein,neue Leute,neue Hunde viel Gewusel,aber es fühlt sich gut an.
Das war der Preis des letzten Jahres,dass ich nie Zeit für den Hof hatte,dass ich nur unterwegs zu neuen Brandherden war.
Ich möchte mein Hochbeet wieder aktivieren,Blumen stehen bereit,die Abende werden länger und ab morgen wird es wärmer.
Diese Zeit ist besonders, das Grün kommt nur einmal, die Angst vor der Hitze des Sommers bleibt.
Kleine Signale kommen wie eine Warnung vor meine Augen,schleichen sich in meine Gedanken.
Bloß nicht zu viel,das Gleichgewicht halten,Auszeiten wichtig genug nehmen.
Ich will kein Osterfest,ich will Alltag und meiner Wege gehen.
Wo war diese glückliche Zeit,als ich mit den Kindern im Wartezimmer einfach "abgehauen" bin,wir sind Piepschen,Entchen, suchen gegangen,am Garten der Praxis war ein Weiher und wir haben sie immer gefunden,die Eltern,besonders der Chef stand kopfschüttelnd in der Tür.
Da konnte ich noch aus dem Vollem schöpfen,wer hat mir nur meine Energie geklaut, war es das Leben,die Depression,die vielen Krisen?
Kinderlachen ist ein Geschenk,ich hab viel davon bekommen.
Geschenke,die das Leben einfach schenkt,die unerwartete Freude,das freundliche Entgegenkommen,das sind meine Bausteine,wenn die Depression mir ihr Gelumpe vor die Füße wirft und Löcher mich wegfressen.
Das Trotzdem leben,das ist das Gegengewicht,das ist der Boden,der trägt. Keiner geht unbeschadet durch sein Leben,wenn es eine Krebserkrankung ist gelten auch andere Wahrheiten.
Ich möchte den Brief schreiben,dieser Mensch war und ist so wichtig,er leitet das Haus,in dem meine kranke Schwester wohnt,er war der Hoffnungsträger,der festgehalten hat,als er schwer und noch schwerer wurde.
Letztes Jahr bin ich während der Blüte des Frühlings mit Ulrike die Wege der geschlossenen Psychiatrie gegangen,eher geschlichen,festgehalten am Trotzdem.
Lasse nie etwas los,an das du wahrhaftig und unwiederbringlich glaubst!
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
es wird wärmer,welch ein Geschenk!
Gestern haben wir viel aufräumen müssen,in Haus meiner Eltern.
Danksagungen geschrieben.
Mutter will keinen Pfleger mehr im Haus,das wird eine Herausforderung,auch an mich.
Ich gehe Tag für Tag meinen Dingen nach,plane sorgfältig die Termine.
Mein Fuß macht Fortschritte,noch mal Glück gehabt?
Draußen wird viel gearbeitet,Ferienzeit macht sich breit,da sind viele Kinder hier.
Meine Ruhezeiten werden weniger,ich schlafe noch viel,aber spüre Tatendrang und vor allem viel Licht.
Meine Nichte ist schwanger,da kommen dieses Jahr zwei Babys in die Familie,das ist Freude.
Ich kann andere Themen wieder zulassen,das letzte Jahr war schon sehr schwarz gefärbt.
Wo konnte ich ausspannen,wenn zeitgleich der kranke Vater auf Hilfe wartete.
Hier wird alles gelb gefärbt,der Löwenzahn ist da.
Schwalben haben sich die Ställe wieder zurückerobert,sie sind wahre Kunstflieger.
Gestern hat unser bestes Hofpony wieder einen Preis geholt,das ist Freude im Stall und Lohn für harte Arbeit.
Ich bin wieder zurück,zwischen meinen Hofleuten.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

danke ,dass du an mich gedacht hast .
Deine lieben Worte tut mir immer wieder gut.
Auch ich möchte dich ganz herzlich grüßen und dir weiterhin viel Kraft wünschen.

Deine Bittchen

PS.Die Baustelle mit dem Pflegegrad habe ich auch noch,obwohl mir nur wenige Punkte gefehlt haben,habe ich darauf keine Lust.
Mir graust es davor,je länge ich darüber nachdenke, umso unangenehmer ist der Besuch von dem Psychiater des MDK in meiner Erinnerung.
Das habe ich Anfangs nicht so belastend gesehen.
Jetzt empfinde ich aber vieles was da war als übergriffig.
Gerade bin ich aber noch etwas tiefer unten auf der Kellertreppe,da ist es für mich schwer darüber zu entscheiden , was ich da machen werde.
Aber ich kletter auch wieder hoch,versprochen.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Bittchen
ich habe die Baustelle Pflegestufe noch nicht durch,hatte einen Termin verschoben,jetzt muss ich erst wieder aktiv werden.
Es kam bei mir ein Mitarbeiter des MDK,das war ein Krankenpfleger,es kommt kein Arzt,auch im Widerspruchverfahren nicht.
Meine Unterlagen waren nicht vollständig,hab erwartet,dass der MDK Arztberichte anfordert,macht er aber nicht.
So muss ich alte Berichte besorgen,das ist schwer,weil die Ärztin keine Unterlagen mehr hat.
Irgendwann fang ich wieder an.
Nur ist im Moment meine Kraft endlich,noch immer hab ich eine sehr hohe Antibiose,das macht schlapp und müde.
Mein Fuß ist fast ganz abgeheilt,da hab ich noch mal Glück gehabt.
Alltagsdinge werden wieder möglich,ich koche wieder.
Meine Schwester hat die Beerdigungsformalitäten für den Vater meist allein gestemmt,jetzt bemerke ich,dass sie mich bewußt außen vor gehalten hat.
Das ärgert mich und es schmerzt,weil sie sich die ganze Aufmerksamkeit gesichert hat.
Ich kann manchmal abwägen,wo ich eingreife,wo ich mich wehre,wo etwas ganz wichtig wird,und wo ich es vertagen kann.
Meist sind wichtigere Ereignisse sinnstiftender,gestern hab ich die Mutter unseres Nachbarn getroffen,der Sohn ist wieder an Krebs erkrankt,ein Hirntumor,nicht mehr operabel.
Da ist mir ein persönliches Gespräch wichtig,da nehme ich mir gern Zeit.
Dann hab ich ein junges Mädchen wiedergetroffen,das ich ganz früher in der Förderschule betreut habe. Sie ist jetzt 18Jahre,ihre Behinderung sichtbar,trotzdem schenkte sie mir ein Lächeln.
Sie ist Autistin und galt als kluge Schülerin,doch das System kannte keinen Weg für sie.
Jetzt wartet sie auf einen Platz irgendwo,Beschäftigung,Ausbildung kann man das leider nicht nennen.
Als Kind war sie sehr auffällig,sie sprach fast nie,Körperkontakt mußte man strikt meiden,sie war nie ausgeglichen,ihr Blick war enttäuscht,ist er immer noch.
Ihre Mutter hab ich kurz gesprochen,sie ist immer noch beschwichtigend,sie konnte auch damals nicht die passende Hilfe annehmen.
Eine Einladung hat sie angenommen,ich werde aber Kathrin wohl einfach holen,mal sehen,was mir gelingt.
Das ist der Unterschied,mit dem letzten Jahr war mein Blick nur auf die Not in der Familie gerichtet.
Jetzt kann ich wieder rechts und links wahrnehmen,und mich so verhalten,wie ich es gewohnt war und bin.
Ostern soll vergehen,ich will keine Feiertage,ich will keine Konzentration auf Familie,sie sind mir zu eng.Die Sonne macht Hoffnung,wie schwer waren die Tage,als ganz besonders an schönen Tagen die Depression erst recht durchbrach.
Blumen machen es mir leichter,sie sind Vermittler,sie sind einfach.
anna54
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Ostern soll vergehen - ja das wünsche ich mir auch.

"Freizeit" macht mir Angst.

Arbeit ist meine beste Therapie - egal, ob Haushalt, Praxis, Garten. Egal was - schützt mich vor mir selbst, bietet mir Abstand zu mir und meinen Gedanken. Und - Daseinsberechtigung. Zumindest ein bisschen.

Wir sind schon "verrückt."

Ich freue mich, dass es deinem Fuß wieder besser geht.

Trotz allem
Frohe Ostern
Camille
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

obwohl du keine Feiertage magst,denke ich an dich und wünsche dir eine gute Zeit.
Auch ich brauche nicht unbedingt den Hype mittlerweile um Ostern.
Für mich war das früher ein christliches Fest,mit Eiersuchen in der Natur und
etwas mehr Ruhe.
Klar, auch Familie,davon habe ich nie viel mitbekommen
Durch meine Berufe , ich hatte ja oft Dienst an den Feiertagen,habe ich da andere Erinnerungen.
Stress und viel Arbeit, aber auch schöne Momente.
In der Eingangshalle in dem Hotel ,in dem ich früher gearbeitet habe,waren immer frisch geschlüpfte Küken.
Da kamen viele Kinder und staunten,das fand ich immer sehr schön.
Da waren meine Kinder noch klein und haben mich auch mit meinem Mann im Hotel besucht.
Zu Ostern gab es auch Mal einen Holzroller für meine zwei Töchter,die Jüngste war noch nicht geboren,das war das Größte damals.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Camille
ich habe das nicht "Ertragenkönnen"von Freizeit als eines der ersten Vorzeichen der Depression inzwischen ausgemacht.
Nur der geplante Alltag mit Beruf,Famile und festen Pflichten hat noch getragen,was längst in Scherben lag.
Dazwischen gab es Sekundenbewußtsein,dass mir alles entgleiten könnte,das habe ich beiseite geschoben,ahnungslos,was auf mich zurollte.
Ewig hab ich an diesem System festgehalten,festhalten müssen.
Abwehren des drohenden Zusammenbruches war der wichtigste (falsche) Grundsatz.
Also ging ich nicht ahnungslose in die Krise,es gab Vorzeichen,den Tinnitus,die,wenn auch nur zeitweise,Ahnung des Verlustes aller Lebenskompetenzen.
Erst handfeste Panikattacken,schlimme Schlaflosigkeit,und Herzbeschwerden,sowie Bluthochdruck machten mir klar,es geht nicht weiter,zunächst hab ich mich verkrochen,in mein Bett,totmüde aber schlaflos.
Da habe ich dann nachgeholfen mit Medikamenten,die mich noch müder machten.
Irgendwann fiel das Gerüst zusammen,letztlich mit meinen Fehlzeiten im Beruf.
Mein Arbeitskreis,der monatlich eine große öffentliche Veranstaltung hatte,fiel in sich zusammen.

Keiner wollte,brauchte mich,als ich "krank" war.
Zuerst noch, angeblich als besorgt geltene Kollegen und einen Chef,der als Arzt nichts mitbekommen haben wollte.
Ich durfte einen, zum Scheitern verurteilten Arbeitsversuch machen.
Dann war ich raus und wurde auch noch "rausgeworfen",mußte mir einen Anwalt nehmen,um meine Dinge zu regeln,nach 20Jahren in diesem Arbeitsverhältnis.

Dass in dem Team Mobbing betrieben wurde,das hat dann irgendwann zu Konsequenzen dort geführt,für mich zu spät.
Es gab ein zufälliges Zusammentreffen mit einer früheren Kollegin,die in Tränen ausbrach,als sie mich sah.
Es gab öfter Tränen,weil dieses Team einmal etwas ganz Besonderes war,bevor eine Kollegin mit ihrem grenzenlosem Verhalten,alles zu Fall brachte.
Später hat man es klar vor Augen,in der Situation selbst fühlt man nur das Unstimmige,das Angstvolle,das Verlieren des Selbstvertrauen,man spürt das Weggleiten des Bodens,der zuvor alles trug.
Verrat,das war mein Fallstrick. Verrat eines Teams,dass Unvorstellbares leistete,wir arbeiteten mit
Kindern,das war Vertrauen das Wichtigste überhaupt.
So eine Praxis aufzubauen und 20Jahre zu führen,das war mehr die Stunden am Arbeitsplatz,jeder hat jeden gestützt,wir hatten alle Familie und haben das miteinander gelebt.
Einer für alle,alle für einen,im Notfall----.
Menschen machen Fehler,das Leben ist kein Wunschkonzert,aber es gab einen Ort an dem ich mich so getragen gefühlt habe,bis ich den Verrat der Kollegin aufdeckte,dann "mußte ich weg".
Meine Worte waren immer wahrhaftig,das wußte der Chef auch.
Hab ich mich selbst zu Fall gebracht,ja,ich hatte keinen doppelten Boden,meine Familie trug mich nicht.
Meine Kinder waren zu klein,mein Mann schaute weg und blieb stumm,wenn ich um Hilfe gebettelt habe.
Viel früher konnte ich das nicht durchschauen und mich retten,zehn Jahre hab ich verloren in der Ohnmacht.
Der größte Kampf war das endgültige Loslassen aus diesen Verstrickungen.
Ich konnte nur fallen.
anna54
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