Tipps im Umgang mit depressivem Freund

femalepower
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Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Hallo ihr Lieben.
Mein Freund und ich führen seit 1 einhalb Jahren eine Beziehung und wohnen in einer wunderschönen Wohnung zusammen. Unsere Anfangszeit war wundervoll, wie im Traum - nun ist es seit circa 1 Monat so, dass mein Freund in ein schweres Burnout gerutscht ist, das sich mittlerweile auch in einer wie ich glaube tiefen Depression äussert.

Berührungen (oder Küsse) sind ihm zuviel, er ist sehr in sich gekehrt und wirkt auch generell genervt über alles - vorallem über mich. Am meisten verletzt es mich, wenn seit neuestem auch genervte Kommentare oder Augenrollen von ihm kommen.
Er weiss auch nicht mehr, ob er mich liebt - wobei er dann auch wieder an anderen Stellen meint, dass er Gefühle für mich hat. Das belastet mich sehr.

Es fällt mir im Moment sehr schwer einzuschätzen, was ich im Umgang mit ihm tun oder lassen sollte. Professionelle Hilfe will er nicht annehmen momentan... Habt ihr Tipps für mich wie ich in solchen Situationen reagieren soll? Bin für Hilfe dankbar da ich ein Neuling in dem Themengebiet bin.
lalle
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von lalle »

Hallo.
Ich habe das gleiche Problem mit meinem Partner. Wir führen allerdings eine Fernbeziehung. Seit Februar ist es allerdings so, dass sich seine psychische Verfassung verschlechtert hat. In diesem Zusammenhang kann er keine Gefühle mehr zeigen. Meldet sich kaum noch. Es sei ihm alles zu eng. Im nächsten Moment will er für mich da sein, möchte nicht, dass es mir schlecht geht. Es ist wirklich sehr schwer, diese Situation zu ertragen. Man fühlt sich so machtlos, schlecht behandelt. Es vermittelt mir das Gefühl von totaler Abneigung. Er hat jetzt einen Therapeuten gefunden. Aber wie lange wird dieser Zustand noch abhalten?
Ich werde auch wieder zunehmend depressiv. Er tut mir so gut. Und jetzt sowas
lalle
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von lalle »

Sorry, die eigentliche Frage habe ich nicht beantwortet.
Ich musste in den letzten Wochen leider feststellen, dass meine Bemühungen/Hilfestellungen leider das Gegenteil bewirkt haben. Je mehr ich ihn unterstützen wollte, mich für ihn und sein Gefühle interessiert habe, je mehr hat er sich von mir distanziert. Es würde ihn erdrücken, Druck auslösen. Zu letzt hat er mir sogar unterstellt, ich würde versuchen, Freude/Glück zu erzwingen.
Hier ist wirklich Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt, die richtige Dosierung an Interesse, Sorge und Zuneigung zu finden.
Leider ist es auch so, dass die Betroffenen erst fremde Hilfe zulassen, wenn der eigene Leidensdruck unerträglich für sie selbst wird.
Chrissi11
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Chrissi11 »

Hallo, leider muss ich dem zustimmen. Erst wenn der Leidensdruck sehr hoch ist, lassen sich viele helfen. Sie schieben die Schuld für ihre schlechte Stimmung, die negativen Gedanken auf die Umstände, die Arbeit, den Partner, die Familie, auf alles mögliche. Mein Freund ist leider auch erst zum Arzt a.k.a. ich dann sagte, ich ziehe aus. (Wir haben zusammen gebaut, eine halbwegs funktionierende Patchworkfamilie und jetz die 7 Jahre geschafft).
Als Partner kann man nur unendlich geduldig sein. Ich bin das nicht immer, es war auch wahnsinnig verletzend, wie er mit mir umgesprungen ist. Die Abweisungen sind echt hart. Man macht auf einmal alles falsch. Es gibt wohl Menschen, die aus der Depression allein wieder rausfinden. Aber wenn da vorher schon Phasen waren, denke ich, ist es eher schwierig. Da ist fachliche Hilfe vonnöten. Hat er Schlafprobleme? Das ist ein häufiger Grund für viele dich v zum Arzt zu gehen. Seine Ärztin war da recht blickig und hat ihn erstmal 4 Wochen krank geschrieben und ihm run Antidepressiva verordnet. Das wirkt aber unter 2 Wochen nicht. Es geht viel Zeit ins Land. Wenn er sich zurückzieht, ihn zu bedrängen, macht es meist schlimmer. Man muss dann irgendwie (einfach ist es ja nicht) sich um sich kümmern. Mal was schönes ohne ihn machen. Dann zurück kommen und signalisieren, ich bin da, ich bleib hier, auch wenn's schwer ist. Es ist ne Gratwanderung. Leider
femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Danke für die Antworten und ich wünsche euch ganz viel Kraft, um eure Probleme durchzustehen. Ich weiss wie hart es ist in manchen Momenten und es ist irgendwo schön sich darüber austauschen zu können und zu sehen dass man damit nicht alleine ist. Kraft finden ist glaube ich sehr wichtig. Für sich selbst vorallem...
Ich bin sehr hin und her gerissen. Zeitweise denke ich an die schönen Momente und erinnere mich zurück an den Menschen den ich lieben gelernt habe. Teilweise fühlt es sich so an als würde nun eine fremde Person neben mir sitzen. Und es ist schwierig mit den negativen Kommentaren umzugehen bzw zu sehen dass jemand den man liebt vor sich hinleidet.
Und man selbst dabei irgendwo machtlos ist. Denn man kann nur sich selbst steuern und nicht jemand anderen.

Wie schafft ihr es in schwierigen Momenten durchzuhalten? Manchmal kommen Zweifel hoch ob das alles Sinn macht und zu bewältigen ist. Es kostet soviel Energie. Gleichzeitig ist diese Liebe da für die man irgendwo alleine kämpft.
lalle
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von lalle »

Guten Morgen.
Deine Zweifel kann ich nur zu gut nachvollziehen. Man geht leider selber mit kaputt, wenn man nicht rechtzeitig die Kurve kriegt. Leider ist es bei mir so, dass ich mich von unserem Freundeskreis und der Familie distanziert habe. Der Grund ist, dass ich mich für ihn verantwortlich fühle, jederzeit für ihn da sein möchte, in Gesellschaft nur mit den Gedanken bei ihm und der Situation bin, dass ich selber keinerlei Interesse mehr an irgendwas habe.
Ich selber habe begonnen, ins Fitnessstudio zu gehen, gehe joggen, viel raus in die Natur. Ganz wichtig für mich ist es, das Weinen zuzulassen. Man fühlt sich hinterher etwas leichter.
Um mein Leben zu schützen, wir haben nur das Eine, habe ich mich jetzt distanziert, Chat-Verläufe gelöscht, Bilder archiviert um nicht ständig an die gute Zeit erinnert zu werden. Ja, ich bereite mich auf eine Trennung vor. Es ist so schmerzhaft, weil ich ihn noch so sehr liebe. Aber auch ich habe Gefühle! Und diese müssen gepflegt werden.
Ich werde sicherlich jetzt verurteilt, dafür, dass ich nicht stark genug bin. Aber ich gehe ohne dass man mir Liebe zurückgibt, kaputt
FrequentFlyer
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi ihr Lieben!

@lalle: Von mir wirst du nicht verurteilt das du dich nicht stark genug fühlst. Und ich glaube auch nicht von sonst jemand hier.
Ich glaube als junger Mann hätte ich auch nicht die Stärke und die Geduld gehabt, die ich im Alter von 52 aufbringen kann. Für mich stellt meine Freundin, die sich gerade in einer depressiven Episode befindet, ein Plus dar. Ich baue darauf keine Zukunft auf - das mit den Kindern habe ich mit meiner Exfrau hinter mir (na ja, das hat man wohl nie so ganz hinter sich - manch ein Kind befindet sich wohl endlos in der Pubertät), sowohl meine Freundin als auch ich sind "versorgt"... wir sind schlicht weg und einfach nicht aufeinander angewiesen. Wäre dem nicht so, und hätte ich Ansprüche auf eine gemeinsame Zukunft im Sinne einer eheähnlichen Beziehung, hätte ich mich wahrscheinlich ganz schnell vom Acker gemacht. Wenn meine Freundin in eine Episode rutscht und mal wieder alles beendet, dann bricht für mich kein Gebäude ein - es ärgert mich eher das sie damit nicht "souverän" umgehen kann. Ja, ich weiß das dies wahrscheinlich nicht wirklich geht. Ich wünsche es mir halt.
Ich propagiere ja gerne darauf zu achten, dass man sich selbst bleibt - nicht sein Tun und Unterlassen auf den kranken Partner ausrichten, ihn auch nicht total abschottet von seinen eigenen Gefühlen. Natürlich alles dosiert, aber halt nicht einfach sich selbst verleugnen. Und eines bist du übrigens auch nicht: Für ihn verantwortlich. Helfen kann nur es sich selbst.
Am besten wirst du abschätzen können wie viel er "erträgt". Aber ich würde meine Gedankengänge vor einem endgültigen Abwenden von ihr, ihr auch mitteilen. Ich würde dies auch schriftlich in einem altmodischem Brief machen. Ich bräuchte diesen Brief eigentlich auch mehr für mich selbst - um es sauber abzuschließen. Aber wenn ich jetzt dies hier so schreibe, wären es wahrscheinlich zwei Briefe von mir. Einen als Ankündigung um eine Reaktion zu ermöglichen und dann halt das Beenden der Beziehung. Aber lass dir durchaus noch etwas Zeit damit. Aus dem Bauch und spontan würde ich so etwas nicht entscheiden. Drüber schlafen ist immer ein guter Tipp.
Ich wünsche dir Kraft und wie gesagt, ich kann deinen Wunsch die Beziehung endgültig zu beenden sehr gut verstehen.

LG
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

femalepower hat geschrieben: Wie schafft ihr es in schwierigen Momenten durchzuhalten? Manchmal kommen Zweifel hoch ob das alles Sinn macht und zu bewältigen ist. Es kostet soviel Energie. Gleichzeitig ist diese Liebe da für die man irgendwo alleine kämpft.
@femlepower: Also wenn dein Nickname Programm ist, mach ich mir wenig Sorgen ;-)

Die Zweifel kommen bei mir auch sehr oft. Und die sind durchaus davon geprägt, dass es mit jemand anderem als Freundin wohl sehr viel leichter wäre und... beständiger. Als Beispiel habe ich, als es ihr gut ging Karten für ein Konzert besorgt im Mai. Dabei handelt es sich wirklich um ein besonderes klassisches Konzert in einer anderen Stadt, die auch sonst noch etwas zu bieten hat. Hotel ist auch schon reserviert. Okay, das kann storniert werden. Aber eigentlich freue ich mich auf dies Konzert, mehr würde sich allerdings meine Freundin drüber freuen. Nur, es geht derzeit nicht bei ihr - sie hat die Beziehung mit mir zum fünften (?) mal beendet, kommuniziert allerdings weiterhin mit mir. Und das nervt halt. Will man sich so etwas immer und immer wieder in der Zukunft antun?
Lass es dir nicht zu viel Energie kosten und versuche du selbst zu bleiben in dem du auf dich achtest. Aber was mir beim lesen deiner Nachrichten spontan eingefallen ist: Kannst du mal für ein paar Tage aus der Situation raus? Mal wegfahren zu den Eltern, Geschwister oder mal für ein paar Tage Urlaub machen. Mit einer Freundin oder vielleicht sogar alleine. Einfach mal die Ruhe haben um selbst seinen Standpunkt zu finden. Ich wohne ja nicht mit meiner Freundin zusammen aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es für mich sehr schwer wäre eine "Strategie" oder Standpunkt zu finden, wenn meine Freundin die ganze Zeit in der Nähe ist. Nur so eine Idee.
Ich wünsche dir viel Kraft.

LG
FrequentFlyer
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

Zwei mal verschickt...
Zuletzt geändert von FrequentFlyer am 12. Apr 2019, 01:30, insgesamt 1-mal geändert.
FrequentFlyer
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

Drei mal verschickt.... ich bin halt ungeduldig.
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo FF u. Femalepower,

Dieses Durchhalten, mit all der Verzweiflung, mit all den Niederlagen, den Entbehrungen, der schlummernden Liebe, ist Teil eines Plans.
So wie es Teil eines Plans ist, Schmerz auszuhalten. Ungewissheit zu ertragen.
Wir wachsen auch an dem Durchhalten.
Den anderen nicht aufgeben.
An uns glauben,an den anderen Glauben.

LG Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi ihr Lieben!

@Aurelia: Ich glaub ich weiß schon wie du es meinst.
Es ist allerdings kein Scheitern wenn man als Partner zu dem Schluss kommt, das es keinen Sinn macht, das man die Kraft dazu nicht hat. Wer sich um andere kümmert, muss sich als aller erstes um sich kümmern - sonst kann er sich irgendwann nicht mehr um andere kümmern. Und wenn die Gefahr besteht, dass das eigene Leiden einen vielleicht selbst zum Betroffenen macht, dann muss man schon auch die Konsequenz ziehen. Und das ist in dem Fall dann kein Scheitern, schon gar kein persönliches Scheitern und schon gleich gar nicht kann man so einem Menschen einen Vorwurf machen.

LG
femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Vielen Dank für eure Antworten.

Ich war bereits 2 Wochen bei einer Freundin um ihm etwas Freiraum zu geben.. Nun zieht es mich aber eben wieder nach Hause da ich diese auch nicht belasten möchte auf Dauer bzw meine Sachen dann herumpendeln muss...

Bezüglich Nickname: ja ich würde sagen dass ich eine kleine Powerfrau bin :) darum gebe ich auch nicht so schnell auf. Ich versuche mich auf mich zu konzentrieren. Mache viel mit Freunden, rede, gehe was mit ihnen essen oder tanzen, natürlich auch Zeit für Familie..
Dennoch ist es schwierig die Gradwanderung zu schaffen zwischen 'Ich lasse ihn mal liebevoll beiseite stehen und konzentriere mich auf mein Leben' und 'ich bin für ihn da'. Oft fühlt er sich von Emotionen überfordert gerade. Stark sein ist darum etwas das ich sein muss :)

Und verurteilen würde ich keinen der gehen will. Es ist eine harte Entscheidung und beide Richtungen haben ihre Berechtigungen.
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo FF u. Die Powerfrau,

Da gebe ich dir auch vollends recht FF.
Niemand muss sein Leben “ opfern “ oder ständig nach hinten anstellen.
Schon gar nicht als selbst betroffener dann enden.

Ganz klar. Natürlich darf man seine Konsequenz daraus ziehen.
Es ist einfach eine Besch.....eidene Erkrankung.
Die jenigen die als Angehörige, Lebenspartner damit lange Zeit, vielleicht auch Jahre versuchen damit umzugehen, sind nicht zu beneiden.
Einschließlich mich.

Viele Faktoren spielen eine Rolle, so denke ich. Wie gefestigt ist die Beziehung, wie frisch, wie stark die Liebe.
Du hast recht, es ist kein Scheitern.!!

Ich wollte mich nur halt kurz äußern aus meiner Sicht u. Erfahrung.
Und die habe ich genügend.
Seit über 20 J. Betroffen.
Jetzt der Mann.
In unsere gesamten Partnerschaft ging es nur um Krankheit, Klinik, Sorge, Folgen der Erkrankungen.
Depression ist nur eine davon.
Ich kann aber jeden verstehen der irgendwann die Reissleine zieht.
Nein, Vorwürfe braucht sich da niemand machen. Ihr, oder du habt euer Bestes gegeben, vieles nach hinten angestellt.

Schönes Wochenende,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von FrequentFlyer »

femalepower hat geschrieben: Dennoch ist es schwierig die Gradwanderung zu schaffen zwischen 'Ich lasse ihn mal liebevoll beiseite stehen und konzentriere mich auf mein Leben' und 'ich bin für ihn da'.
@femlepower: Kannst du denn überhaupt für ihn da sein? Also meine Freundin lehnt diesbezüglich wirklich alles ab. Sie zieht sich in ihr Schneckenhaus komplett zurück und will von mir eigentlich gar nichts mehr wissen.

@Aurelia: Ich hab dies mit dem Scheitern und dem verurteilt werden deswegen so explizit angesprochen, da ich den Eindruck hatte, dass Lalle etwas weiter oben davor Angst hat. Es ist aber halt kein Scheitern. Und verurteilen dafür tut sie hier auch niemand, wenn sie sich trennt. Wir alle hier wissen um die Schwierigkeiten und auch das es keinen Königsweg gibt. Wir müssen jeweils den richtigen Weg für uns finden.

LG
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

Guten Morgen FF,
Das sehe ich auch so.
Für mich persönlich kam es nie in Frage.
Aber ich kann jeden verstehen, dass er irgendwann, wenn er denkt dass es keinen Sinn mehr macht, und weil es zu arg an die eigene Substanz geht, dann eben die Entscheidung fällt, sein Leben neu in die Hand zu nehmen.
Von Scheitern darf man da nicht sprechen. Es wurde ja, wie man hier auch erkennen kann, alles versucht, Geduld geübt, eigene Interessen hinten angestellt, bzw. Auch Bedürfnisse.

Schönen Tag.
Aurelia Belinda
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femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

@FF. Sehr gute Frage. Er meint ich kann ihm eigentlich gar nicht helfen. Gestern war es wieder ganz schlimm obwohl wir davor wieder ein kleines Auf hatten. Er meinte ich nerve ihn momentan extrem :( und dass es für ihn Keinen Unterschied macht ob ich da bin oder er allein ist
lalle
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von lalle »

@fp. Das waren ja harte Worte. Besser gesagt, ein richtiger Tritt in die Fre....
Wie lange muss man es ertragen. Habe die Erkrankten das Recht, mit einem so unsensibel umzugehen?
Bei uns herrscht absoluten Funkstille. Außer kurze Nachrichten, wie“pass auf dich auf“ kommen nicht. Mir fällt es total schwer, ihm nicht zu schreiben. Habe habe auch Angst vor dem Ausbleiben einer Antwort. Also sitze ich das aus. Auch wenn ich selber daran kaputt gehe.
Allen weiter viel Kraft
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo lalle,
Ja, es ist wirklich schlimm.
Man geht nach und nach kaputt......
Aber nur, wenn man nicht genug auf sich aufpasst. Zumindest ist es bei mir so.
Ich war ja selbst betroffen. Lange.
Und jetzt mein Mann.
Eine schier unmögliche Herausforderung.
Die ich gerade bewältige.

Heute bin ich eigentlich soweit stabil.
Die Tatsache dass mein Mann jetzt betroffen ist machte mir Angst.
Auch Sorge dass ich rückfällig werde.

Die Spuren bleiben nämlich immer. Es ist glaube ich eine “ schlummernde Krankheit “ die immer wieder ausbrechen kann.
Für mich ist es nicht mal mehr eine “ Krankheit “. Aber man nennt es halt so.

Ich habe mich viel damit beschäftigt.
In der Therapie, und über Bücher.
Deshalb wurde mir klar, es ist ein inneres Ungleichgewicht, es gilt die Balance wieder herzustellen.

Das ist aber mehr als schwer. Schaffen die meisten nicht.
Weil es zu zermürbend ist.
So viel mit Wahrnehmung, Gefühlen, und Sue Sicht auf einen selbst und dem anderer, So Wie die Sicht des Lebens zu tun hat.

Für den Betroffenen ist es erheblich schwer. Er leidet stark.
Für den Angehörigen ist es aber auch eine unerträgliche Situation.

Es bleibt nur, versuchen es zu bewältigen.
( meine Strategie ).
Oder die Flinte Korn werfen bevor es die eigene Substanz zerstört.

Alles Gute,
Gruß Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Aber war es bei dir auch so dass du deinem Partner dann gesagt hast du liebst ihn nicht mehr? Passiert sowas öfter im Zusammenhang mit der Krankheit oder bin ich hier ein Einzelfall?
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Femalepower,
Meinst du mich oder FF mit der Frage.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Dich
femalepower
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von femalepower »

Oder generell alle hier
lalle
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von lalle »

Guten Morgen.
@Aurelia Belinda. Mich würde es sehr interessieren, wie man sich als Betroffener fühlt, wenn plötzlich alle Gefühle für den Partner weg sind. Wie ist es, denkt man garnicht mehr an ihn? Ist die Vergangenheit wie gelöscht. Was ist mit den Zukunftsplänen. Alles wie gelöscht? Oder wie betäubt? Oder wie gelähmt. Magst du drüber schreiben? Damit ich es endlich verstehe. Das ich akzeptieren kann, dass nicht ich schuld bin, es nicht an mir als Person liebt.
Danke
Aurelia Belinda
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Re: Tipps im Umgang mit depressivem Freund

Beitrag von Aurelia Belinda »

@ femalepower,
Nein du bist keine Ausnahme.
Man sieht es hier bei den Angehörigen öfter. Diese Kälte, keine Empfindung von Liebe....Das ist schon so in der akuten Episode, dass man in der Regel wenig bis nichts empfindet.
Je nach Ausprägung der Depression.
Bei ganz leichter Form sind manchmal Gefühle da, man kann sie mitteilen.

@ lalle, auf gar keinen Fall bis du oder deine Reaktion schuld!! Um Himmels Willen bitte keine Vorwürfe machen.
Von Schuld kann es nicht die Rede sein.
Man bemüht sich ja um den Partner.
Es kommt nur nichts oder wenig zurück.

Wir hatten ja von Anfang an zusammen gelebt. Wenn eine Beziehung neu ist, man lebt getrennt finde ich es schwierig.
Der Betroffene kann sich gut zurück ziehen, der andere muss auf Zeichen warten. Anrufe. Das ist irgendwie doof.
Bei uns war es aber auch schwierig,
Weil man ständig aufeinander hockt.
Heisst der Betroffene hat oft nicht den Rückzug der nötig ist. Der andere ist permanent konfrontiert mit dem Leid und der Hilflosigkeit.

Zum Thema ob alles gelöscht ist. Oder keine Planung der Zukunft mehr statt finden kann. Beim Betroffenen ist es so, er leidet selbst sehr arg unter seinen Gefühlsschwankungen. Unter der Kälte, dem er den Partner entgegenbringt.
Er möchte gerne ausbrechen, ist aber gefangen in der eigenen Wahrnehmung, der eigenen Identitätskrise, er möchte nicht so sein. Würde es gerne ändern. Ist aber im “ Schub “ nicht möglich.

Heute vergleiche ich es mit dem Anfang einer Demenz....die hat real nichts damit zu tun. Nur zum Veranschaulichen.
Also, der Betroffene merkt, mit ihm stimmt was nicht, er empfindet plötzlich keine Freude mehr, manche auch keine Trauer. Auch kein Mitgefühl.
Einzeln oder alles kann auftreten davon.

Ist eine ganz verwirrende Gedankenwelt für den Betroffenen. Durch die eigene verdrehte Wahrnehmung, andere Empfindungen, neue Gedankengänge ( ungewollte ), ist er derart mit sich beschäftigt, die äußere Umgebung, Liebe Menschen, sind plötzlich eine ( nicht reale ) Gefahr. Er ist völlig überfordert mit sich, und der Umwelt.
Weiß aber im Unterbewusstsein dass dies alles so nicht sein kann.
Deshalb der Rückzug.
Man muss mit deiner neuen Gedankenwekt klar kommen. Man möchte andere nicht verstoßen und doch tut man es.

Eine Planung die vorher da war. Lässt dich in diesem Zustand nicht fortsetzen, ist aber möglich bei Besserung, guter Behandlung. Die Planung, Liebe, Vergangenheit ist nicht gelöscht.
Rückt nur nach hinten ins Unterbewusstsein. Wird somit unwichtiger. Wichtig wird erst mal diesen So zermürbenden Zustand irgendwie zu überwinden.

So viel für heute mal.
Manch eine gute Beziehung kann sehr wohl fort geführt werden.
Die Rückfälligkeit ist aber auch vorhanden. Wenn man sich entweder zu viel zumutet, zu argen Stress hat, sich nicht genug um sich kümmert.
Das Kümmern hat nichts mit Egoismus zu tun. So wird es nämlich manchmal von Angehörigen gesehen.
Wenn ihr noch Fragen habt gerne.
P.S: die andere Antwort kommt auch noch.
LG Aurelia Belinda
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