MICH mögen ???

[Thuja]

Hallo Ihr alle!

Ich hatte gestern ein Erlebnis, von dem ich Euch berichten möchte: In der Arbeit rief mich eine ehem. Kollegin an, wie hätten ja schon ewig nichts mehr voneinander gehört, sie sei jetzt wieder hier in die Nähe gezogen und habe sich erkundigt, daß ich immer noch dort arbeite, sie möchte den Konrakt wieder aufnehmen. Ich hab' mich erst riesig gefreut, nach Privat-Tel.-Nrn-Tausch hab' ich sie am Abend zurückgerufen und wir haben 2 Std. telefoniert. Da erzählte sie u. a., daß sie nach einer ziemlichen "Odyssee" nun einen kleinen Sohn hat, und da, wo sie nun wohnt, mit den Leuten nicht in Kontakt kommt.
(Zur Hintergrund-Info: Sie hatte damals bei uns ihre Lehre gemacht, dann ihr Abitur nachgeholt und studiert, geheiratet und war weit weggezogen, wo sie sich aber nicht sehr wohlfühlte. Als sie ihre Lehre beendet hatte (vor 13 Jahren), ging der vorher sehr intensive Kontakt sehr zurück, sie zog öfter um,so daß die jeweils aktuellen Tel.-Nrn. nicht mehr bekannt waren, sie kam aber manchmal vorbei bei uns in der Arbeit und, wenn ich nicht da war, ließ sie mir Grüße ausrichten.
So hatte sich der Kontakt einfach im Lauf der Zeit praktisch auf Null reduziert.)
Und wir vereinbarten, daß wir uns demnächst mal Live treffen wollen, in den Zoo gehen, daß der Kleine auch beschäftigt ist und wir dabei auch reden können.

Am späteren Abend kamen mir dann diese Gedanken: Bin ich jetzt "Lückenfüller", weil sie sonst grad' weniger Kontakte in der engeren Umgebung hat (wobei sie immer noch 45 min per Auto von hier weg ist!), das kann doch gar nicht sein, daß sie einfach den Kontakt wieder aufleben lassen will, weil sie MICH mag, wofür stehe ich, was erwartet sie von mir für sie zu tun ...
Irgendwie habe ich so das Gefühl, MICH um meiner selbst willen, so wie ich bin, kann man doch gar nicht mögen und Kontakt halten wollen. Das geht doch nur, wenn ich für andere irgendeine Funktion erfülle, etwas tue, wofür sie dann den "Rest" von mir in Kauf nehmen ... Aber wirklich MICH kann doch keiner meinen!
Dann sagt der Verstand wieder, wenn ich Leute sympathisch finde und auch mit ihnen 'was zu tun haben will, sind sie irgendwo auf meiner Wellenlänge, die Dinge entwickeln sich dann einfach, aber es geht mir bei anderen NIE darum, zu erwarten, daß sie was für mich tun sollen. Wieso sollte es bei anderen in Bezug auf mich so anders sein??? Außerdem merke ich doch im Lauf der Zeit selbst, wenn ich ausgenützt werde, da gehören 2 dazu, ich kann mich doch wehren!
Nur ich Depp hab' für mich nur dann die Existenzbereichtigung, wenn ich eine "Funktion" erfülle, 'was für andere tue...
Der Verstand kann "reden", wie er will, diese Gefühle dazu sind ganz schön virulent und ziehen mich wieder abwärts, sehr mächtig. Wem kann ich trauen von beidem in mir?
---- Kennt Ihr auch diese komischen Gefühle und Gedanken und wie geht Ihr damit um ??? ---
Ich hoffe auf eine Anwort, um das ganze Chaos wieder klarer zu kriegen!!

Annette

[jolanda]

Hallo Annette!

Das was du da beschreibst kenne ich sehr gut. Ich denke auch oft, mich kann doch nicht ernsthaft jemand mögen. Ich habe sogar einen Mann habe, der mich liebt, das kann ich aber auch manchmal garnicht glauben, obwohl ich weiß, dass das total unfair ihm gegenüber ist.
Dann denke ich auch oft, wenn dann mögen die Leute nur meine Fassade, wenn sie wüssten, ws wirklich in mir los ist, würden sie sich bestimmt abwenden.

Wie du auch schreibst, der Verstand sagt einem, dass es anders ist, aber die Gefühle kommen nicht mit.

Mit dem nötigen Abstand, den ich habe, kann ich dir aber nur gut zureden, dass deine Bekannte dich sicher wirklich sympathisch findet und wahrscheinlich ganz ohne Hintergedanken an einer Freundschaft interessiert ist. Wenn sie sich immer nach dir erkundigt hat und dich grüssen ließ, zeigt das doch auch, dass sie dich mag.

Ich wünsche dir sehr, dass du dich drauf einlassen kannst, den Kontakt mit ihr zu pflegen und zu geniessen, ohne es hinterfragen zu müssen.

Liebe Grüße, Jolanda

[down_under]

Hallo Annette,

kenne diese komische Denkweise auch. Wollte aber kurz darauf eingehen, das Du früher intensiven Kontakt zu ihr hattest, sie immer wieder versucht hat diesen Kontakt zu halten...
Klingt für mich sehr danach als ob sie mit Dir als Person Kontakt haben möchte.
Ach ja, das wir alle für andere auch noch Funktionen erfüllen gehört wohl im Leben immer dazu...
Kann mich jolanda nur anschließen..

Mit besten Grüßen,

down_under

[tomroerich]

Hallo Annette,

ich denke, dass "Mögen" und füreinander Funktionen zu haben sich nicht voneinander trennen lässt. Wenn wir von jedem Kontakt verlangen, dass er in sich reine Aufmerksamkeit und Liebe ist, die sozusagen frei von Eigennutz ist, übefordern wir unsere Mitmenschen. Es ist ganz normal und menschlich, dass wir den anderen auch deshalb mögen, weil wir etwas von ihm haben möchten. Und wir wählen den anderen aus, weil er uns dazu geeignet erscheint, uns etwas zu geben. Darin dürfen wir unbedingt etwas Positives und uns Zugewandtes sehen! Freilich bist du nicht DIE Person, die alleine und einzigartig in Frage kam, als die Bekannte dich anrief. Aber sie hat DICH ausgewählt. Damit gab sie dir etwas.

Der Anspruch der unbedingten und funktionslosen Liebe, und den kenne ich auch sehr gut von mir, ist einer, der schon längst verfallen ist. Wir hatten ihn in unserer Kinderzeit und die ist vorbei, sage ich mal ganz unverblümt. Es ist der alte Kinderwunsch nach bedingungsloser Liebe und wenn wir das auch heute noch suchen, behindern wir uns selbst. Wenn man den aber aufgeben kann wird man wach dafür, wieviel man geschenkt bekommt- von anderen Menschen. Bedingungslos lieben kann man sich nur selbst weil wir nur selbst auch wirklich Zugang zu uns haben, niemand anderes hat das. Jede menschliche Beziehung ist eine Schnittmenge zweier Kreise, die sich mehr oder weniger überlappen. Deckungsgleich können die nicht sein und deshalb kann auch niemand den anderen unabhängig von seinem eigenen Kreis mögen- es ist immer so etwas wie Funktion dabei und sei es nur die, dass man vom anderen auch geliebt werden möchte.

Schöne Ostern wünscht allen

Thomas

[Dendrit]

unnötig

[Thuja]

Hallo an alle!

Ganz herzlichen Dank für Eure Unterstützung!!!!!
@ Thomas und Down-under,
ja, Ihr habt recht, es sind immer beide zusammen - das Mögen und die "Funktion" ...

@ Sandra!
Und, es ist sicher richtig, es ging von ihr aus, so muß ihr an mir wohl doch 'was liegen, wie Du auch meintest. Tja, das mit dem Selbstvertrauen ... ist nicht so weit her und leicht erschütterbar...

@ Jolanda!
Es tut wirklich gut zu hören, dass es anderen auch so geht, ich komm' mir damit immer so bescheuert vor... Ja, ich werde versuchen, beim Treffen offen zu sein und diese ganzen Negativ-Gefühle weit weg zu verbannen, die machen alles nur kompliziert.

Habe mich heute erst mal ausgeschlafen und bin wieder ein bißchen "mehr bei mir". Hier neben dem Computer steht ein kleiner Strauß Freesien (hatte gestern das dringende Bedürfnis danach, mir welche zu kaufen), der duftet so fein, das tut richtig gut.

Liebe Grüße an alle!!
Annette

[tomroerich]

Ich wollte dazu noch loswerden, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich andere Reaktionen auf positive Rückmeldungen anzugewöhnen, auch wenn es schwer fällt. Wenn jemand etwas Nettes sagt wie "Du siehst gut aus", ist die Versuchung groß, etwas Ausweichendes oder Ablehnendes zu sagen. Wenn man aber etwas Akzeptierendes darauf antwortet wie "Danke, das freut mich" belohnt man den anderen und sich selbst. Man mag das nicht sogleich fühlen, aber es ist doch überraschend, wie die Worte, die man sagt, in einem selbst eine Art Wiederhall erzeugen. Man sollte sich regelrecht dazu trainieren denn das hat auch den Effekt, dass man solche Situationen bewusst wahrnimmt und eine Anstrengung aufbringt, das negative Gefühl nicht unwidersprochen zuzulassen.
Gell, du fotogene Sonne?

Grüße an euch alle,

Thomas

[Alba]

Liebe Annette, liebe Alle,

ich kenne die Gefühle nur zu gut und sie verbauen mir oft positive Wege. Ich kann mich denen nicht entziehen, obwohl die "ratio", die ich bauchmäßig aber nicht ernst nehmen kann, mir anderes versucht zu sagen. In dem Musik-thread hatte ich ja gesagt, dass mir das Zusammentreffen mit anderen sehr schwer fällt. Sehr oft sage ich Kontakte ab, weil ich einfach und dominierend "weiss", dass die anderen den Abend lieber ohne mich verbringen.

Das geht leider so weit, dass ich bisweilen wenn ich einen guten Kontakt mal zugelassen habe dann wieder zu Hause svv habe, weil es mir so abartig vorkommt den Eindruck zu haben andere akzeptieren und "mögen" (???) mich.

B

[Thuja]

Hallo Thomas,

gerade das, was Du vorhin schriebst, habe ich auch schon versucht, es ist mühsam, aber so langsam scheint's zu funktionieren, dass ich nicht sofort mich selbst dabei abwerte, indem ich das Kompliment abwehre. Aber ich muß immer wieder bewußt dran denken in solchen Fällen!!!
Übrigens, bzgl. Fotos vom Treffen in München, würde mich interessieren - wie käme ich da 'ran, wer ist da die "zentrale Sammelstelle" zum Ansprechen??

Viele Grüße
Annette

[Thuja]

Liebe Barbara!

Das geht mir in größeren Gruppen auch immer so, daß ich dann das Gefühl habe, ich bin da eigentlich bloß zuviel.
Im direkten Kontakt mit Einzelpersonen ist das dann viel klarer, was ist oder nicht. Das heißt nicht, daß ich dann nicht auch öfter "Fluchttendenzen" habe, aber es ist auf jeden Fall ein einfacherer Kontakt, ich muß mich nur auf eine Person einstellen, nicht gleichzeitig auf mehrere!
SVV habe ich, Gott sei Dank, nicht!
Da beneide ich Euch alle, die es betrifft, absolut nicht, ich denke, daß das sehr schwer aushaltbar ist manchmal. Bei mir "vergräbt" sich halt alles innendrin.

Liebe Grüße
Annette

[tomroerich]

Hallo Annette,

schreib mir ne mail und du bekommst die Bilder!

Thomas

[Alba]

Liebe Annette,

das Einstellen auf verschiedene Personen und einige auf einmal fällt mir nicht so schwer, mach ich auch in der Arbeit wenn die Leute was erwarten von mir.

Nee, bei mir ist es die innere Gewissheit, dass die anderen sich ohne meine Gegenwart wohler fühlen. DIeses "Wissen" ist imperativ und nicht anzuzweifeln bzw anzweifelbar.

Bei Einzelpersonen geht das dann besser, wenn ich mal mit ihr/ihm zusammenbin (und nicht im Vorfeld abgesagt habe).

Schrottkopf, echt.

Lieben Gruss,
Barbara

[maggy]

Liebe Sandra,

leider kenne ich Deine E-Mail-Addy nicht und deshalb bitte ich Dich auf diesem Weg um ein paar Fotos vom Treffen.
Würde mich wirklich freuen .

Alles Liebe
von
Maggy

[maggy]

Danke liebe Sandra,

die Fotos von Thomas habe ich schon.

Eine gute Nacht
schickt Dir

Maggy

[Thuja]

Liebe Barbara,

in der Arbeit muß ich mich auch immer sehr schnell auf viele Leute einstellen, das meinte ich nicht. Denn da ist ja meine Rolle fest "definiert", die Leute wollen da ja 'was Konkretes, da geht's um die Sache und ich bin nur "Mittler" dafür.
Ich hab's eigentlich auf die "Nicht-Rollen-Zeit" bezogen, wenn's also um private Kontakte geht, wo nicht von vornherein festgelegt ist, auf welcher Ebene man sich trifft.
Liebe Grüße
Annette

[Alba]

Guten Morgen!
Noch ein paar Worte zu den Mauils von gestern:

@ Thomas
Du schriebst:
„Ich wollte dazu noch loswerden, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich andere Reaktionen auf positive Rückmeldungen anzugewöhnen, auch wenn es schwer fällt. (……) Akzeptierendes darauf antwortet wie "Danke, das freut mich" belohnt man den anderen und sich selbst. Man mag das nicht sogleich fühlen, aber es ist doch überraschend, wie die Worte, die man sagt, in einem selbst eine Art Wiederhall erzeugen. „
Klingt wirklich gut, aber ist so schwer umzusetzen. Ich kriege die Diskrepanz in mir selber mit – wenn jemand was anerkennendes über meine berufliche Tätigkeit sagt, dann freut mich das, es ist schön, ein positives Echo zu bekommen, und ich kann die Anerkennung gut annehmen. Aber sobald es um was Persönliches geht (Wesen, Charakter, Art, weiss der Geier) dann gehen die Abwehzäume hoch und ich frage mich was derjenige wohl will oder was ihn/sie veranlasst sowas falsches zu sagen, was das denn soll. Sehr stark erlebe ich das grad mit einer lieben Familie, die ich beruflich betreue und die mir jetzt schon öfter signalisiert haben, dass sie michauch privat mögen, sie haben mich auch 2x schon eingeladen zu sich. Wenn sie da sind im Berufsrahmen – kein Problem. Aber die 2 Male, die ich (nach 3 oder 4 Absagen vorher) doch mal bei ihnen war, war ich wie im inneren Kleinkrieg, fand es eigentlich total nett und konnte es dennoch nicht annehmen, war garnicht so ohne, weil ich mir derart auf die Nerven gegangen bin.



@ Annette
Du schreibst:
“in der Arbeit muß ich mich auch immer sehr schnell auf viele Leute einstellen, das meinte ich nicht. Denn da ist ja meine Rolle fest "definiert", die Leute wollen da ja 'was Konkretes, da geht's um die Sache und ich bin nur "Mittler" dafür.
Ich hab's eigentlich auf die "Nicht-Rollen-Zeit" bezogen, wenn's also um private Kontakte geht, wo nicht von vornherein festgelegt ist, auf welcher Ebene man sich trifft.“
Ja, ein wenig entspricht das dem ja. Für mich ist es weniger „Rolle“ versus „Nicht-Rolle“ als vielmehr berufliche Fähigkeiten versus Persönlichkeit und „Mag-Wertigkeit“, Akzeptabilität. Und weil mein Kopf vorgibt zu wissen dass dieser krasse Gegensatz der Einschätzungen nicht berechtigt ist (oder doch???? Doch, sagt der Bauch) gehe ich mir bei solchen Gelegenheiten massiv auf den keks. Bei der Musik ganz ähnlich, leider – das „Wissen“ dass andere mich nicht wegen mir dazuholen, sondern weuil sie ne passable Geige / Bratsche brauchen.

Lieben Gruss,
B

[jolanda]

Hallo!

@ Thomas: danke für deine Anregung. Ich werde auch versuchen, das zu üben. Es fällt vielen von uns offensichtlich sehr schwer, positive Reaktionen von anderen zu aktzepieren.

@ Barbara: vielleicht hohlen dich die Leute bei der Musik ja dazu, weil sie eine passable Geige/Bratsche brauchen, die obendrein noch ein netter Mensch ist.

Es ist furchtbar schwierig, wenn Verstand und Gefühl einem immer unterschiedliche Dinge sagen.Ich leide auch sehr unter dieser ewigen Diskrepanz. Manchmal gelingt es mir aber, diese beiden Seiten quasi miteinander in Dialog zu schicken. Dann bekriegen sie sich wenigstens nicht mehr. In diesen Momenten gelingt es mir wenigsten zu akzeptieren, das es beides Teile von MIR sind, die beide zu mir gehören und beide ihr recht haben, wahrgenommen zu werden. Diese Balance versuche ich immer wieder herzustellen, wenn ein Teil überhand zu nehmen droht. Gelingt natürlich nicht immer.

Der Verstand sagt mir ja auch, dass es Leute gibt, die mich ehrlich mögen. Und wenn dann dieses Gefühl kommt, das kann doch nicht wahr sein, mich kann doch niemand gern haben, dann versuche ich mir vom Verstand her alle Beweise bewußt zu machen, dass sie mich eben doch mögen. Manchmal hilft das ein wenig.

Euch allen frohe Ostern
Viele Grüße, Jolanda

[Thuja]

Hallo, Ihr alle!

Ich bin zwar kein Fußballfan, aber in der gestrig/heutig/morgigen SZ steht 1/2 Seite lang (!) in der Rubrik "Sport" unter "Protokoll einer Rückkehr" ein folgendermaßen beginnender Bericht über den Fußballer Deisler:
"Es ist 5 Monate her, daß der Fußball-Profi Sebastian Deisler sich wegen Depressionen in Behandlung begeben hat. Er wurde zunächst stationär behandelt. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber drückte seine Anteilnahme damals so aus: "Ich gehe davon aus, daß S. Deisler nie mehr für den FC Bayern spielt," und falls das irgendwem nicht deutlich genug gewesen sein sollte, schob Stoiber nach: Deisler "ist eines der größten Verlustgeschäfte, die der FC Bayern je gemacht hat." ...[Dann folgt eine lange Auflistung, was Deisler in welcher Minute seines 1. Spiels seit der Krankmeldung wie spieltechnisch gemacht hat.]" Und die Reporter stellten letztendlich fest, daß er noch nicht wieder die alte Kondition hat und im Grundtenor des Berichts klingt's so, als sei er nicht wirklich ernst zu nehmen. So wie er auch wohl von seinen Mitspielern/Gegnern mit "Samthandschuhen" behandelt wurde. Irgendwie erinnert's mich daran, wie man einem kleinen Kind über'n Kopf streicht und sagt "es tut gar nicht weh", wenn's weint, weil es sich heftig weh getan hat.
Ich fand es absolut unmöglich, diese Stoiber-Zitate nun nochmal aufzuwärmen, daß jeder sie nochmal besser erinnert!!! Wenn D. sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen gehabt hätte, hätte natürlich die Sportwelt bei seinem 1. Spiel danach auch geguckt, wie's geht, aber doch sicher nicht in einem beinahe-jede-Spielminute-Bericht-Artikel argwöhnisch geäugt, ob er noch alle Tassen im Schrank (und Taktik etc. in seinen Fußballerbeinen) hat ... da wär's klar gewesen, daß da prinhzipiell nichts "verlorengeht".
Auf der einen Seite heißt's, man wolle Vorurteile abbauen, aber Stoibers Äußerungen zeigen ja, nochmals deutlich wiederholt doch, daß an alleroberster Stelle jemandem, der Depressionen hat, von vornherein, ohne ihm eine Chance auf Gesundwerden zu geben, als gesellschaftliche Stellung grade noch "Schrottwert", wenn überhaupt, zugebilligt wird.
Und wenn unsereins, der in seinem kleinen Kämmerlein damit kämpft, sich nicht ganz wertlos in der eigenen Umgebung zu fühlen, das dann in einer solchen eigentlich seriösen Zeitung liest, ist das doch wieder ein Schlag ins Gesicht!!!
Diese Art Berichterstattung, noch dazu so groß aufgemacht, hat mich sehr getroffen. Denn irgendwie heißt's damit ja, du bist nichts wert und sowieso eigentlich nicht ernst zu nehmen, wenn du Depressionen hast/gehabt hast. Ob du trotzdem irgendwie damit umgehen kannst und dein Leben (mit AD's oder was auch immer) meisterst, spielt keine Rolle dabei. - Kein Wunder, daß die Chefs in den Firmen ähnlich denken (wird ja in den Medien gut "vorgekaut") und es damit für uns Depris im normalen Arbeitsalltag u. U. noch schwieriger wird.
Und dann soll ich mir für mich vorstellen können, daß ausgerechnet Mich jemand wirklich mag, wo ich doch so viel falsch mache, das Gefühl habe, zuviel zu sein...?
Da kann der Verstand aber ganz schön reden ...!
Viele Grüße
Annette

[tomroerich]

Hallo Annette,

Fußball ist ein knallhartes Geschäft, hast du etwa erwartet, dass irgendwer Rücksicht nimmt? Dennoch frage ich mich, ob Stoiber damals nicht ganz anders formuliert hätte, hätte Deisler z.B. eine Krebserkrankung gehabt. So a la "Einen hoffnungsvollen Spitzensportler hat ein schweres Schicksal ereilt. Wir hoffen auf seine baldige Genesung und seine Rückkehr in die Fußballarena... bla, blubber" Doch, ich glaube, das wäre dann ganz anders gelaufen. Niemand hätte die Geschmacklosigkeit besessen, angesichts einer Krankheit von einem "Verlustgeschäft" zu sprechen, nicht einmal Herr Stoiber. Sich das herauszunehmen belegt gut, dass man es Deißler als Schwäche ausgelegt hat. Wir investieren soooo viel Geld in dich, Sebastian, und du machst schlapp und lässt uns hängen *groll*. Mir kommen die Eier hoch

Um so wichtiger ist es für uns alle, etwas gegen dieses Zerrbild zu tun, wie es ja in München angedacht wurde.

Gruß an dich und alle

Thomas