Wir werden es schaffen ...

Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Lea,

sorry. Ich hatte wohl gerade schlechte Laune, wie ich deinen Beitrag gelesen habe (hatte ein Meeting mit meiner Chefin ) und daher als Unterton Aggression rausgelesen.

> Ich habe gerade eine Freundin durch S.
> verloren, der Schmerz ist unbeschreiblich....

Vorher habe ich diesen Satz nicht verstanden. Doch gerade musste ich schmunzeln Ich habe meinen Mann durch S. verloren, doch ist dieses S. weiblich ... *grins*

Wie schon gesagt, jetzt - mit wieder guter Laune - finde ich deinen Beitrag nicht mehr destruktiv und es ist gut dass du schreibst.

Viele liebe Grüße
Marlen
Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Hallo Rabe,

da haben sich unsere Beiträge wohl überschnitten bzw. meiner "klemmte" im virtuellen Raum fest.
Das klingt für mich ziemlich zynisch, wie du die möglichen Therapien siehst, töpfern und ähnliche Beschäftigungen scheinen nicht so dein Fall zu sein. Das ist mir auch klar, wenn du die Songs von Bob Dylan bevorzugst. Obwohl die meisten Lieder dich doch nur in deinen Depressionen bestärken, oder?

an Marlen:
Ist schon in Ordnung. Ich bin aber den rauhen Umgangston gewöhnt. Nein, ich bin mir ganz sicher, dass zwei Depressive sich nicht gegenseitig helfen können. Der Schwächere wird daran zerbrechen und damit haben beide verloren.
Lea
Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Lea,

> Nein, ich bin mir ganz sicher, dass zwei Depressive sich nicht gegenseitig helfen können. Der Schwächere wird daran zerbrechen und damit haben beide verloren.

Hast du damit Erfahrung gemacht? Ich denke mir, dass zwei Betroffene sich besser verstehen, da jeder den Zustand des anderen durch eigenen Erfahrung besser verstehen und sich reinversetzen kann.

Viele Grüße
Marlen
kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Ich doch noch mal: Zum Ausgleich höre ich die Kastelruther Spatzen.

Es gibt das Gutachten eines Nervenarztes aus der Zeit als die erste Eisenbahn gebaut wurde, das besagt, dass die Passagiere auf Grund der Geschwindigkeit (damals so um die 30km/h) den Verstand verlieren und wahnsinnig werden. Vielleicht haben sich die Passagiere nicht helfen können außer beim Ein- und Aussteigen, doch es soll wohl keine Verluste gegeben haben. Ja, der Einwand, dass ihre Nachkommen den Verstand verloren haben ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

Kleiner Rabe
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Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Hallo,

ja ich bin davon betroffen und wir befinden uns mitten in einer Krise.
Nach meiner Erfahrung ist es ein großer Irrtum, dass sich Depressive in einer Partnerschaft besser verstehen würden, weil ja jeder um das Leiden weiß.

Hier kann man immer wieder lesen, dass ein Depressiver von seinem (gesunden) Partner mehr Rücksichtnahme und mehr Verständnis erwarten darf und sogar einfordern soll. Und wer soll Rücksicht auf wen nehmen, wenn beide krank sind?

Glaubst du nicht, Marlen, dass sich jeder von beiden für viel kränker hält als der andere? Von einem gesunden Partner kann man auch Unterstützung erwarten, er macht dann das, wozu man als Depressiver keine Kraft hat und was ihn zu sehr belastet. Und wie sieht es bei zwei Kranken aus: Man erwartet, dass der andere mal das Frühstück macht, dass der andere die Einkäufe erledigt, dass der andere sich um den Haushalt und die Verwandtschaft kümmert, dass der andere auf Arbeit geht usw. Aber WER ist der ANDERE?

Das Leben muss trotzdem jeden Tag weitergehen und das merkt man in einer depressiven Partnerschaft sehr deutlich. Und wenn wir beide am Boden liegen und keiner von beiden es schafft, den anderen aufzuheben, dann kommen solche Gedanken wie: Das hat doch alles keinen Sinn. Und es geht sogar im schlimmsten Falle noch einen Schritt weiter: "Wie wäre es wenn wir beide zusammen .... gehen..."

Ja, Marlen, so sieht ein Zusammenbruch in einer depressiven Partnerschaft aus, weil keiner von beiden mehr Kraft hat, den anderen mit zu tragen, mit zu halten. Die Verzweiflung verdoppelt sich sozusagen. Jedenfalls erlebe ich das in meiner Partnerschaft. Bei anderen kann es ja anders laufen.
Lea
Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Lea,

> Nach meiner Erfahrung ist es ein großer Irrtum, dass sich Depressive in einer Partnerschaft besser verstehen würden, weil ja jeder um das Leiden weiß.

Wahrscheinlich ist diese Frage sehr schwer zu beantworten. Ich weiß nur von mir, dass ich offener über meine Krise mit Leuten reden kann, die selbst betroffen sind, da ich bei "Gesunden" immer das Gefühl habe, ich würde sie ausnutzen und zu sehr belasten. Ich denke, dass meine Beziehung an der Krankheit gescheitert ist, da mein Ex einfach nicht damit klar gekommen ist. Ob er nun depressiv ist (wie ich vermute) oder nicht, ist noch eine andere Sache. Aber die Beziehung ist auch gescheitert, weil wir die Krankheit noch nicht als solche erkannt hatten und dann war es zu spät. Leider kann ich die ganzen Verletzungen, die in der Zeit geschehen sind durch die Krankheit (Zurückweisung, schlechte Laune,...) nicht mehr ungeschehen machen.

> Glaubst du nicht, Marlen, dass sich jeder von beiden für viel kränker hält als der andere?

Weiß nicht. Ich halte meinen Ex für kränker als mich selbst.

> Und wenn wir beide am Boden liegen und keiner von beiden es schafft, den anderen aufzuheben, ...

Mir geht es so, dass ich in dieser "Aufgabe", den anderen zu unterstützen und zu motivieren, Kraft gewinnen würde. Kraft für uns und Kraft für mich. So lasse ich mich eher mal in meiner Stimmung versinken.

Viele Grüße
Marlen
Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Danke Marlen, für deine Antwort.
Ich glaube, du verstehst mich nicht. Und ich habe keine Kraft mehr, hier weiter zu schreiben.
Mach's gut!
Lea
Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Lea,

ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass deine Meinung falsch ist. Ganz bestimmt nicht. Ich wollte nur schreiben, wie es sich in meinem Fall darstellt. Vielleicht ist auch zu viel Hoffnung in meiner (leider) theoretischen Ansicht, denn ich kann ja nicht aus der Praxis sprechen.

Wenn du wieder Kraft hast, dann würde ich mich freuen, wenn wir weiterdiskutieren würden. Auch gerne über ein anderes Thema. Ich finde, seit dem Rundumschlag gibt er hier zu wenige Diskussionen.

Vielleicht verstehe ich dich besser, wenn ich deine Geschichte kenne. Welcher ist dein Thread?

Viele Grüße und ich hoffe, du hast bald wieder Kraft zu schreiben. Würde mich freuen.

Marlen
Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Data,

danke für deine Aufmunterung Es geht mir wieder gut. Ich habe meine Distanz wieder aufgebaut. Manchmal springt einfach mein Kummergen noch an, denn ich kann es einfach nicht sehen, wenn es meinem Ex schlecht geht. Da hilft mir nicht einmal, dass er bei S. ist Schon schwachsinnig, ich weiß, denn es ist eigentlich die Aufgabe von S., ihn aus seiner Krise zu helfen, zuzuhören und zu verhindern, dass er sich aufgibt. Denn genau das macht er zur Zeit.

Viele Grüße
Marlen
Emily
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Emily »

Hallo Lea,

es macht mich immer sehr betroffen, wenn ich lese, dass es jemandem sehr schlecht geht, so wie dir und deinem Mann wohl zur Zeit. Zu zweit betroffen zu sein, potenziert die Probleme ja bestimmt noch in erheblichem Maße. Deine Verzweiflung kann ich deshalb verstehen. Ich glaube nicht, dass du schon mal was dazu geschrieben hast, ob einer von euch oder ihr beide in ärztlicher/therapeutischer Behandlung seid, und wenn ja, ob euch das denn wirklich gar nicht weiterhilft. Deshalb frage ich diesbezüglich jetzt einfach mal nach.

Gruß von
Emily
kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Hallo Lea und Marlen,

mein Warten hat sich gelohnt, ihr beide habt bzw. hattet eine Partnerschaft mit einem depressiven Mann. Nur froher bin ich auch nicht, denn bei Dir Marlen ist es in die Brüche gegangen und Du Lea scheinst wohl tüchtige Schwierigkeiten zu haben, wenn ich Dein Posting richtig verstehe. Nein, ich kann meiner Frau nicht helfen, wenn ich selbst nicht mehr ein noch aus weiß. Im Gegenteil, das macht es nur noch schlimmer, weil ich mich ja in der Pflicht fühle, denn ich nehme das "in guten wie in schlechten Zeiten" wirklich ernst, genau so ernst wie es wohl auch meine Frau nimmt. Und genau das kann der Beginn einer Abwärtsspirale sein, einer Spirale, die im Chaos enden kann. Und es hat schon Situationen gegeben, wo ich, nein ich glaube wir beide, ins Herz der Finsternis gesehen haben. Und ich wünsche niemandem hier, auch nicht den Hobbypsychologen im Forum, so etwas jemals erleben zu müssen.

Die routinemäßigen Beileidsbekundungen verbunden mit guten Wünschen nehme ich dankend zur Kenntnis. Eigentlich gehe ich davon aus, dass hier jeder auf seine Art krank ist, und dies auch entsprechend zur Darstellung bringt, mich eingeschlossen. Also stimme ich in den so verschmähten Jammerchor ein, werde vielleicht auch weiterhin artig meine Probleme schreiben und darauf warten, dass sich jemand meldet, dem es genauso geht. Dann bin ich nicht mehr allein. Den Rest erledigen hoffentlich Medikamente, Ärzte und Therapeuten.

Kleiner Rabe
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kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Nachtrag:

Liebe Lea, liebe Marlen,

ich wünsche Euch von ganzen Herzen, dass Ihr mit Euren so unterschiedlichen Situationen klar kommen könnt, dass es für Dich Marlen und für Dich Lea mit Deinem Partner eine Zukunft gibt. Eine Zukunft, die in Regenbogensonnen leuchtet und Eure Wünsche und Hoffnungen einschließt.

Euer Kleiner Rabe
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kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Hallo Lea

wirkliche Hilfe und Trost kann man wohl nur in sich selbst finden. Auch bei der Bewältigung von Problemen und Krisen ist man letztendlich auf sich allein gestellt. Sicher kann es Hilfestellungen der verschiedensten Art geben (Medikamente, Ärzte, Therapeuten usw.) doch die eigentliche Triebkraft ist der eigene Wille. Je mehr ich hier im Forum von abgebrochenen Therapien, abgesetzten Medikamenten und Arztwechseln lese um so fragwürdiger wird für mich das Ganze. Ich selbst bin ein Mensch, der bei ersten Schwierigkeiten oft aufgibt oder gar nicht erst anfängt und da wirkt das auf mich doch sehr kontraproduktiv.

Auch mit dem schlimmen Verlust Deiner Freundin kannst und musst Du wohl allein fertig werden. Das sind Schmerzen, die niemand nachempfinden und erst recht nicht mit tragen kann. Gerade in einer solchen Situation offenbart sich die Sinnlosigkeit unseres Tuns und wir müssen uns fragen, wie und warum wir auf der Erde sind. Ich weiß nicht, wo meine Werte liegen, was ich tun kann, ich war mir meiner Schwäche noch nie so bewusst wie jetzt. So oder ähnlich wird es vielleicht auch in Deiner Beziehung sein. Jeder von Euch braucht Hilfe, ebenso wie meine Frau und ich. Und da nützt es wirklich nichts, wenn ich weiss, dass am anderen Ende der Welt auch zwei sitzen, denen es ähnlich geht.

Und trotzdem suche ich immer weiter, jeden Tag und jede Stunde, nach einem Weg für mich, um nicht zu scheitern, nach der nötigen Kraft diesen Weg auch zu gehen. Und mit dem Wissen, dass ich damit auch meiner Frau helfen kann, wenn mir das gelingt. Nein, ich will noch nicht aufgeben, niemals.

Kleiner Rabe
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Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Hallo Emily und andere,

doch ich habe schon früher über die Probleme mit meinem Mann geschrieben. Sie waren so massiv, dass ich mich vor der Wahl gestellt glaubte: Trennung oder Suizid, weil ich so nicht mehr mit ihm zusammen leben konnte. Ich liess mich dann von einem User hier aus dem Forum überzeugen, dass ich einen Arzt aufsuchen müsste. Seit dem nehme ich Medikamente. Die Situation mit meinem Mann spitzte sich allerdings weiter zu, denn eigentlich war er schon immer der depressivere Teil in unserer Ehe. Er fand es anfänglich geradezu lächerlich, dass ich wegen Depressionen zum Arzt gehe, wo es mir doch im Gegensatz zu ihm soooo gut ginge. Die Tabletten verliehen mir eine gewisse Kraft, und ich konnte meinen Suizid zurückstellen, um dafür anderes in Angriff zu nehmen. Also stellte ich meinem Mann vor die Alternative, entweder er geht zum Arzt oder ich ziehe aus. Er ging zum Arzt und nimmt seit dem ebenfalls Medis. Seitdem treten wir irgendwie auf der Stelle mit immer wieder heftigen Abstürzen.

Ja, du hast Recht Emily, ich glaube auch, dass sich unsere Probleme potenzieren oder zumindest verdoppeln. Oftmals stellt sich für mich alles so aussichtslos dar, weil letztendlich alle Kämpfe schon geführt sind und wir einfach nicht aus diesen Depressionen herausfinden, weil die äußeren Umstände es auch gar nicht hergeben. Wir versuchen auch immer wieder darüber zu sprechen und liegen uns oft nächtelang weinend in den Armen. Der Wille zur Veränderung ist vorhanden, aber es fehlen die Wegweiser, die aus der Verzweiflung hinausweisen. Alle Wege sind verbaut, außer dem zu einem anderen Ufer... (Das meine ich nur theoretisch! Nicht dass der Doktor jetzt gleich wieder ausflippt und alles löscht!)

Ich habe mich immer wieder vergebens nach Hilfe umgesehen, aber da gibt es immer nur Ablehnungen und Missverständnisse, gerade auch hier im Forum. Manch einer fühlte sich genervt, schüttelte den Kopf über mich, fand mich unverschämt oder antwortete mit einem Seufzen. Für andere war ich emotional zu aufdringlich und für andere gar beleidigend. Immer nur gab es Ablehnungen und Zurückweisungen aller Art: hier im Forum genauso wie im email-Kontakt. Der Doktor fühlte sich sogar einige Male beflissen, Beiträge von mir zu löschen, während andere hier den größten Unsinn schreiben dürfen.

Ich habe daraus gelernt, dass wir auf uns selber gestellt sind und dass es niemanden wirklich interessiert, was aus uns wird. Warum auch? Hier regt sich zwar mancher über die so genannte Ellenbogengesellschaft auf, aber auch hier wirken diese Kräfte nach dem Prinzip des Stärkeren (nur wer am meisten jammert, wird erhört).

Niemand hat sich jemals Gedanken darüber gemacht, wie solche hässlichen Reaktionen auf zwei Depressive wirken könnten, obwohl sie ja hier alle soo sensibel sein wollen. Ich jedenfalls war nach solchen "Aburteilungen" total zerstört und fühle mich immer mehr bestätigt, dass es so nicht geht. So, ich glaube, ich habe genug geschrieben. Eine Lösung gibt es sowieso nicht. Das habe ich gerade bei meiner Freundin erlebt...

An Marlen:
Es gibt keine Thread von mir. Ich habe mich immer mal und überall geäußert, aber meistens nicht sehr sinnvoll.

Bei Deiner Problematik verstehe ich nicht, warum du dir so viele Gedanken um einen Ex machst, der auch noch mit einer anderen liiert ist. Warum läufst du ihm denn nach. Er hat sich doch eindeutig entschieden und zwar für eine andere. Damit sagt er auch, dass er deine Hilfe nicht will. Ich bin selber schon zweimal geschieden und weiß, dass "alle Würfel gefallen" sind, sobald eine andere Frau ins Spiel kommt. Es ist wirklich vergeudete Liebesmühe, wenn du dir Gedanken um deinen Ex machst.

An den Kleinen Raben:

Danke für deine einfühlenden Worte bezüglich meiner Freundin. Und du hast wahrscheinlich Recht, dass man sich nur selber aus diesem Tief helfen kann. Ob der Wille allein genügt? Ich weiß es nicht, manchmal fehlt einfach die Kraft, wenn man schon alles gegeben hat.

Wo liegen eigentlich in deiner Beziehung konkret die Schwierigkeiten? Kannst du mit deiner Frau über deine Sorgen reden oder sieht sie nur sich selber als ach so kranke Frau? Erzähl doch mal.

Gruß Lea
Marlen-04
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Marlen-04 »

Hallo Lea

> Der Wille zur Veränderung ist vorhanden, aber es fehlen die Wegweiser, die aus der Verzweiflung hinausweisen. Alle Wege sind verbaut, außer dem zu einem anderen Ufer...

Du schreibst, dass ihr beide medikamentös behandelt werden. Wie sieht es mit Therapie aus? Nun, da ich nichts über die Ursachen und Gründe eurer Depri weiß, kann ich auch nicht abschätzen, ob alle Wege verbaut sind. Aber selbst sieht man oftmals die Wege nicht mehr. Mein Therapeut hat mir dabei sehr geholfen und auch die Menschen hier. Hast du darüber auch geschrieben? Wenn nicht, und du Lust und Kraft hast, dann schreibe doch darüber.

> Bei Deiner Problematik verstehe ich nicht, warum du dir so viele Gedanken um einen Ex machst, der auch noch mit einer anderen liiert ist. Warum läufst du ihm denn nach. Er hat sich doch eindeutig entschieden und zwar für eine andere.

Ich gebe dir recht. Das weiß ich im Grunde auch. Das Problem ... ich liebe ihn trotz allem noch und kann es nicht mitansehen, wie er in seiner Depri stecken bleibt bzw. tiefer rutscht. Das berühmte Kümmergen *grrr*. Diese Hoffnungslosigkeit, die er manchmal zeigt, ist für mich unerträglich. Es verursacht mir körperlichen Schmerz. Das ist das eine und dann noch das Problem, dass wir zusammenarbeiten müssen im Büro. Praktisch Tür an Tür. Dafür müssen die Feindseligkeiten ausgeräumt werden, weil sonst jedes berufliche Meeting im privaten Streit endet. Aber ja, ich habe meine Probleme damit, loszulassen. Das ist auch nicht gerade einfach, wenn du ihn ständig siehst ... ich arbeite hart daran und mache auch Fortschritte, wenn auch immer wieder mit Rückschritten; tja 2 Schritte vor 1 Schritt zurück.

Viele liebe Grüße
Marlen
Emily
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Emily »

Hallo Lea,

aus deinem Beitrag entnehme ich, dass ihr beide zwar Medikamente nehmt, aber nicht in einer Therapie seid. Oder ist das ein Missverständnis?
Hier im Forum wird ja viel von Medis geschrieben und davon, dass sie eine Art von Ausgangsbasis schaffen können, die wirklichen Probleme in Angriff nehmen zu können. Aber die Probleme lösen können sie wohl kaum, dafür braucht man eine geeignete Thera.
Du sagst, der Wille zur Veränderung ist vorhanden, aber es fehlen die Wegweiser zur Veränderung, und dass alle Wege verbaut sind. Ich weiß, in der Depression kommt es einem so vor, dass alle Wege verbaut sind. Aber man kennt eben nicht ALLE Wege, das ist das Problem. Und andere Menschen kennen oft andere Wege, von denen man noch nie etwas gehört hat, und die einem wieder Türen öffnen könnten, wenn man sie denn kennen würde. Ich würde das nicht sagen, wenn ich es nicht selbst genauso erlebt hätte.

Du sagst, du hast Hilfe gesucht, u.a. auch hier im Forum. Mit dem Forum ist es ein bisschen so wie mit diesem bekannten Spruch über Beton aus der Fernsehwerbung, den du bestimmt auch kennst: "Beton .... Es kommt darauf an, was man daraus macht." Das Forum kann keine therapeutische Hilfe ersetzen, denn wir sind "nur" Laien. Wenn du im Forum konkrete Hilfe suchst, dann ist das Forum einfach nicht der richtige Ort dafür. Es kann kein Ersatz sein für die Hilfe eines geschulten Therapeuten. Es kann eine Ergänzung sein dazu, auch eine Ermutigung, und es kann Verständnis bieten für die Tatsache, dass dein Leidensdruck sehr hoch ist.
Was mir schon oft aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass hier ganz gezielte und konkrete Tipps gegeben wurden, wenn ein Teilnehmer ein oder mehrere Problem/e ganz konkret geschildert hat, das/die zu den Depris geführt haben oder sie begünstigen. Vielleicht wäre diese Vorgehensweise auch mal eine Überlegung wert für dich. Es ist leider auch schwierig, im Forum konkret auf Probleme einzugehen, die nur ansatzweise bekannt sind.
Zu dem Problem mit eurer Doppelbelastung in einer Beziehung, in der beide depr. sind: Ich weiß aus meiner eigenen Depr., dass man unter so einem schweren Leidensdruck steht, dass man für die Probleme anderer Menschen fast überhaupt keine Kapazitäten mehr frei hat. Der Wille ist da, aber die Kraft nicht. Und wenn beide Partner betroffen sind, dann ist eben keiner mehr da, der die Last für den anderen mittragen kann. Die Fakten sind also knallhart. Das bedeutet, dass man vielleicht einfach mal überlegen sollte, ob folgende Vorgehensweise sinnvoll sein könnte: Jeder der beiden Partner macht für sich eine intensive Therapie, man spricht selbstverständlich immer wieder über die Fortschritte in den jeweiligen Therapien. Nach einer gewissen Zeit sieht man - hoffentlich - wieder etwas Land, man spürt Besserung. Dann bewegt man sich wieder aufeinander zu, man kann sich wieder besser gegenseitig unterstützen. Vielleicht ist dann auch eine Paartherapie möglich. In so einer schweren Krankheit muss man eben leider Prioritäten setzen. Diese sind oft genauso knallhart wie die Krankheit selbst und verlangen einem das Letzte ab, aber wenn man selbst so sehr leidet UND noch das Päckchen des Partners mittragen will, dann geht das schlichtweg nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass es besser ist, wenn jeder gezielt etwas für sich tut und man sich dann hoffentlich irgendwann wieder an ein gemeinsames Weitergehen machen kann.
Wenn dein Mann keine Therapie machen will, dann wäre eine Thera für dich alleine trotzdem eine Möglichkeit für dich, damit es wenigstens dir wieder besser gehen würde.

Liebe Grüße,
Emily.
kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

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Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Hallo Emily,

danke für deine Antwort. Es ist richtig, dass wir keine Therapie machen, wobei mein Mann wohl eine in Aussicht hat und sie auch wirklich machen will. Ich selbst werde keine Therapie machen, weil ich zum einen zu alt bin und zum anderen ich mich keinem Therapeuten anvertrauen werde. Allein schon der Gedanke versetzt mich in Panik und lässt mich die Flucht ergreifen...

Lassen wir es dabei. Danke Dir, Emily.

Hallo Marlen,

dieses Kümmergen scheint mir zu fehlen. Auch ich habe meinen Mann, nachdem er mit einer anderen Frau zusammen war, immer wieder begegnen müssen: er wohnte noch bei mir und ich war vom Gericht "verurteilt", ihn so lange ein Zimmer zu überlassen, bis er eine Wohnung für sich gefunden hat. Ich habe das meiste inzwischen erfolgreich verdrängen können, aber ich weiß, dass es furchtbar war. Aber es ist ja alles vorbei. Und jetzt gibt es andere Probleme für mich ..
Lea
dietmar45
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von dietmar45 »

Hallo liebe Lea,

ich hab diesen Thread in den letzten 2 Tagen mit verfolgt und möchte Dich einfach mal herzlich grüßen.
Ich weiß ja nicht was für ein Problem Dich und Deinen Mann so sehr in die Depression treibt. Du weißt ja, ich hatte ein Problem, das mir unlösbar erschien, und mit dem ich nicht leben konnte. Und was ist heute? Wenn morgens die Sonne ins Haus scheint, tanze und hüpfe ich manchmal vor Glück durch die Wohnung. Mein Problem ist zwar noch(!) nicht gelöst, aber meine Lebensfreude hängt nicht mehr davon ab. Wenn ich jetzt ohne Depribrille auf mein Problem und die damit verbundene Jammerphase zurückblicke kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Es ist nur schade, dass ich so viele Jahre gebraucht habe, den (meinen) Schlüssel zum Glück zu finden. Je unabhängiger ich werde, von Hilfe, von Zuspruch, von Liebe anderer Menschen, desto glücklicher werde ich.

Ich meine auch, dass euer Problem unbedingt mal von einem nichtdepressivem beurteilt werden sollte. Ich bin heute der Meinung, dass jedes Problem, wenn es nicht gerade eine schwere körperliche Erkrankung ist, irgendwie gelöst werden kann. Oder zumindest so eingeengt werden kann, dass es einen nicht mehr am Leben hindert.

Und nochwas, ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass sich zwei (liebende) depressive Partner zusammen aus dem depressiven Sumpf herausziehen können. Ich bin ganz sicher, wenn ich in meiner schlimmsten Zeit eine depr. Partnerin gehabt hätte, hätte mir das soviel Kraft verliehen, dass ich auch ihr eine Hilfe hätte sein können. Nun, den Beweis dafür muss ich mangels Partnerin schuldig bleiben.

Wenn es Dir und Deinem Mann so schlecht geht, dass ihr euch gegenseitig nicht mehr helfen könnt, dann muss jeder erstmal für sich etwas tun. Wenn einer von euch wieder "lebensfähig" ist kann er dem anderen helfen und dann wird sich die Spirale nicht mehr nach unten sondern nach oben drehen.
Ich hoffe, Du fasst das hier nicht als Kritik auf, sondern verstehst mich, wie ich das meine.

Viele liebe Grüße auch an alle anderen

Dietmar
kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Ich melde mich doch noch mal, nachdem ich alles gelesen habe geht es doch wohl nicht weiter und mit mir immer schlechter.
Gruß vom Kleinen Raben
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Emily
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Emily »

Hallo Kleiner Rabe,

kann man irgendetwas für dich tun?

LG, Emily.
kr
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von kr »

Hallo Emily,

vielen Dank, dass Du an mich denkst. Meine Frau kümmert sich um mich, es geht halt weiter und ich werde Ostern auch überstehen.

Kleiner Rabe
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atetobi
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von atetobi »

Ihr Lieben,

nach langer Zeit habe ich heute wieder ins Forum geschaut und freue mich, dass dieser Thread wieder "aufgelebt" ist.

Speziell aus diesem Thread, der bis auf einige "Querschläger" immer sehr liebe- und verständnisvoll war, habe ich u. a. viele Denkanstöße und auch Kraft zum Umgang mit meiner Krankheit und zum Weiterleben damit gewonnen. Ich fühlte mich nicht mehr so verzweifelt einsam.

Dann verließ ich das Forum vorerst, weil ich mich durch einige "Vorfälle" sehr verletzt fühlte.

Und da schließe ich mich Dir, liebe Lea, an: In diesem Forum versuchen verzweifelte und sehr sensible Menschen, sich selbst und anderen - auch durch gegenseitige Achtung und Unterstützung - ein wenig zu helfen. Durch rüde Sprüche und wenig feinfühlige Kommentare wird leider häufig ein fruchtbarer Austausch verhindert.

Aber ich bin überzeugt davon, dass gerade dieser Thread den daran Beteiligten Mut machen und viel Verständnis vermitteln wird.

Vielleicht könnte ja auch eine Fortsetzung "eröffnet" werden?!

Meine besten Wünsche und Gedanken für Euch!

Eure Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
atetobi
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von atetobi »

Liebe Lea,

Deine Postings haben mich tief berührt.

Es tut mir sehr leid, dass Du in Deiner eigenen Verzweiflung den Tod Deiner Freundin erleben musstest.

Wie Du lebe ich in einer Beziehung, in der beide Partner depressiv sind. Ich bin in Behandlung, mein Mann lehnt es für sich ab.

Auch wenn Du meinst, Du seist zu alt für eine Therapie: Der Versuch, aus dem Teufelskreis herauszukommen, lohnt sich immer! Egal, wie alt man ist.

Kaum ein Therapeut wird Dich zwingen, Dinge von Dir preis zu geben, die Du niemandem mitteilen möchtest. Es wird behutsam ein Schritt nach dem anderen getan. So, wie Du es zulässt.

Auch ich habe mich lange gegen eine Therapie gesträubt, weil ich vor vielen Jahren eine gemacht habe, die mir nicht viel weiter geholfen hat. Jetzt habe ich eine neue begonnen und bin froh darüber.

Bestimmte Gedanken (S.) kommen häufig und sehr stark. Über Jahre hinweg habe ich mir mit viel Mühe bewusst eine Strategie antrainiert, die sich inzwischen im letzten Moment förmlich in meine Gefühle katapultiert und mich vom letzten Schritt abhält.

Wäre das evtl. auch eine Möglichkeit für Dich und Deinen Mann, aus den tiefsten Löchern heraus zu finden?

Wie Du schreibst, liegt Ihr Euch oft in den Armen, weint gemeinsam, seid verzweifelt. Das heißt für mich, dass Ihr Euch sehr lieb und großes Vertrauen in einander habt. Allein dafür lohnt es sich weiterzumachen. Es ist nicht leicht, aber es ist zu schaffen. Davon bin ich fest überzeugt.

Meine guten Wünsche für Dich.

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Acedia
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Re: Wir werden es schaffen ...

Beitrag von Acedia »

Hallo Beate,

danke für deine Zuschrift. Manchmal erlebe ich einen Tag (oder eine Nacht) so schlimm, dass ich mir nur noch wünsche, die nächste Stunde heil zu überstehen. Meistens fangen unsere Gespräche ganz harmlos und mit den besten Vorsätzen an, und plötzlich sind wir beide so tief in unseren Gefühlen von Schuld, Niederlagen und Vorwürfen verstrickt, dass wir beide absolut keinen Ausweg sehen, jemals wieder gemeinsam froh und "normal" leben zu können. Dann schaut mein Mann mich ganz verzweifelt an und in seinen Augen steht deutlich der Wunsch nach dem Tod. Dann spüre ich nur noch meine Angst und Ohnmacht, denn ich weiß ja, dass ich gegen so einen Entschluss nichts ausrichten könnte. Man kommt einfach zu spät, man kann nicht rechtzeitig in Erfahrung bringen, wie nah der andere bereits an den Abgrund getreten ist... Meine Freundin sagte mir noch einen Tag zuvor, dass es ihr jetzt wieder besser ginge....

Manchmal habe ich Angst, dass mein Mann wirklich glauben könnte, es sei besser für mich, wenn ER nicht mehr wäre. Meine Liebe kann ihn oftmals gar nicht erreichen, dringt nicht in sein Herz.
Und das Schlimme ist, dass ich selber immer wieder von diesen S-Gedanken niedergedrückt werde, weil sie sich mir so stark aufdrängen. Aber mich hält am Leben, dass ich genau weiß, dass mein Mann mich braucht und dass ich ihm das nicht antun darf. Doch an manchen Tagen kann ich seine zusätzliche Last kaum aushalten, geschweige denn mittragen. All sein Leid, seine negativen Erfahrungen in seinem Leben, überträgt er auf mich – und was nützt es mir da, wenn ich genau weiß, dass er im Grunde genommen mich gar nicht meint? Manchmal provoziert er mich so sehr, dass alles darauf hindeutet, dass er nur darauf wartet, dass ich endlich sage: "Ich verlasse dich!" Dann würde er wahrscheinlich "aufatmen" und sagen, siehste, ich habe es doch gleich gewusst, dass du mich auch nur wieder verlassen willst. Keiner hält es bei mir aus!

Oftmals entstehen so viele Verwicklungen und Missverständnisse und auch Ungerechtigkeiten, wo mir einfach die Kraft fehlt, diese immer wieder auszuräumen. Wir treten immer wieder auf der Stelle. Manchmal fühle ich mich als Pseudotherapeutin von ihm missbraucht, aber ich kann das doch gar nicht auffangen.... ich bin doch nur eine Frau!

Lea
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