Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Alba
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Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Hallo zusammen,


bin heute zum ersten Mal in diesem Forum und habe sehr interessiert einiges gelesen. Es ist bei manchen Beiträgen als ob eigene Gedanken zur Schrift werden.

Was mich ein wenig verwundert - aber auch freut für die Betroffenen - ist dass einige doch sich so frei und oft auch so lange äussern können, auch wenn es ihnen ganz offensichtlich nicht so gut / ziemlich mies gerade geht. Ich habe das auch schon bei den Klinikaufenthalten gemerkt, dass wohl manche eher verstummen, wenn es ihnen nicht gut geht, und andere sich dennoch äussern können. Ich glaub ich gehör eher zu den Nicht-Rednern, was auch nicht immer dolle ist. Zur Zeit (extrem schwankend) gehts mir aber so, dass ich mal wagen wollte, ich was zu schreiben. Kennen einige von Euch das innerliche Verstummen?

Ich gehöre selber auch zu der "Weisskittelfraktion" (nun, gerade dies ausdrücklich *nicht*, da ich mit Kindern arbeite - aber Ihr wisst was ich meine) und da ist es bisweilen ziemlich schwer mit der D. umzugehen.

Frage 2: wer ist denn die Susanne, die einige Beiträge in den "Innenansichten" geschrieben hat? Ist sie auch hier im Forum?

Frage 3: habe natürlich nur die Themen überflogen und einige threads gelesen - aber habe nichts über Musik gefunden. Wie erlebt Ihr Musik - in einer tiefen Sturzphase, und wenn es besser geht? würde mich interessieren.


SO, jetzt grüße ich Euch unbekannterweise erstmal herzlich,

Barbara
Thuja
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Thuja »

Hallo Barbara!

Willkommen hier im Forum!
Zu Deinem Beitrag ein paar Gedanken von mir:
Ich gehöre auch eher zu den "Nicht-Rednern", bin auch sonst ein sehr stiller und zurückhaltender/zurückgezogener Mensch, habe aber (nicht daß Du mich falsch verstehst) durchaus gute Kontakte, aber eben mehr "Mezzoforte bis Piano". Ich habe den Vorteil, daß meine Therapeutin mich schon lange kennt und daher meine Situation jeweils gut einschätzen kann, wie ich mich äußere. Und da ich eine körperbezogene Therapie mache, ist vieles ohnehin ohne Worte durch die Bewegung bzw. Nicht-Bewegung klar!
Und meine Ärztin hatte sich mit meiner Therapeutin schon 'mal "kurzgeschlossen", so daß beide mich da gut verstehen, das ist auch mein Gefühl.
Wenn es allerdings alles nur über Worte gehen müßte, hatte ich auch schon mal, dann wird's z. T. doch ein bißchen schwierig.
Hier im Forum ist's halt so, daß man sich Zeit lassen kann beim Schreiben. Und für mich ist's Schreiben manchmal auch einfacher als Reden. Und man ist doch hier eher anonym, d. h. man muß keine Rücksicht auf die sonstige "normale" Umgebung nehmen, wo man manches einfach nicht äußern kann/sollte...
Zur Musik: Grade beim Forumstreffen am vergangenen Sa. fand ich's erstaunlich, daß überproportional viele aktive Musikerinnen dabei waren: von 19 Leuten waren wir zu dritt! Spricht doch für die Sensibilität der Künstler! Also, wenn ich mal wieder heftig auf "Talfahrt" bin, vertrage ich gar keine Musik mehr, da ist mir alles nur noch zu viel, auch akustischer Hintergrund. Was ich beim selber-üben weiß, spiele ich dann solche Sachen, die motorisch und kompositorisch vielschichtig und damit etwas anstrengender sind (also Prokofjew o. ä.) NICHT mehr, das schaffe ich dann nicht mehr. Mozart, z.B. ist da "leichter", da ist viel mehr Konzentration im Anschlag und von der Tonalität alles ganz logisch. Aber wenn ich ganz unten bin, bleibt das Klavier stumm. Und es dauert dann auch immer, bis ich wieder soweit bin, daß ich den Eindruck habe, es geht wieder etwas. Richtig konzentriert CD's oder Radio hören ist erst im "oberen Drittel" wieder drin, so Nebenbei-Berieselung mag ich gar nicht mehr.
Viele Grüße
Annette
kr
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von kr »

Hallo Barbara,

das Verstummen kenne ich nur zu gut. Bei mir hat es Jahrzehnte gebraucht ehe ich meine Gefühle in Worte fassen und dann noch hier niederschreiben konnte. Doch Du hast ja schon einen Anfang gemacht. Doch es ist schwer sein Herz zu öffnen, nur hier bist Du anonym und es fällt darum vielleicht etwas leichter. Nur wenn es mir sehr schlecht geht werde ich auch immer ganz ruhig und maulfaul, dann ist es gut Freunde zu haben, die einen verstehen, die wissen was mit einem los ist, einen mal ohne zu fragen in den Arm nehmen und das alles hier im Forum.

Es ist mir bislang noch gar nicht aufgefallen, dass kaum etwas über Musik gesagt wird. Vereinzelt wurde schon mal geschrieben was gerade gehört wird doch nicht vordergründig. Vielleicht liegt es daran, dass der Musikgeschmack zu verschieden sein kann. Und wer würde sich z. B. schon gern als Volksmusikhöhrer outen *grins* Von mir kann ich Dir sagen, dass Musik ganz wichtig in meinem Leben ist. Ich spiele selbst ein Instrument und höre auch viel, halt je nach Stimmung. Da kann es schon passieren dass ich bei manchen Sachen die Tränen nicht mehr aufhalten kann. Bin ich traurig höre ich auch traurige Musik, denn ich kann nicht mit Gewalt versuchen meine Stimmung aufzubessern. Doch wenn ich Musik höre dann richtig, nicht als Hintergrundgeräusch. Manchmal kann es auch sehr beruhigend sein, dass ich einschlafe – ist alles doch sehr positiv.

Deine zweite Frage verstehe ich nicht. Hier schreiben doch die meisten unter nickname. Wichtig ist doch WAS geschrieben wird.

Grüße vom Kleinen Raben
___________________________________________________


IMPOSSIBLE IS NOTHING.
Alba
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Liebe Annette,

mir geht es ähnlich wie Dir mit der Musik. Du spielst Klavier - beruflich? ich spiel(t??)e Geige und Bratsche,. und in den letzten Jahren leider wenig, teils wegen der Arbeit, aber vor allem wegen der Depri und der Scheu Leute zu treffen. Aber ich vermisse es sehr. letztes jahr habe ich wieder etwas begonnen, aber habe die vier anderen auch schon wieder etwas vor den Kopf gestossen mit Nichtkommenkönnen etc.

Musik hören geht auch nicht, wenn es mir nicht gut geht. Und Musik kann aber so eine Hilfe und Erfüllung sein, wenn ich sie hören kann - sprich, wenn es mir gut genug geht.

Geht es dir / euch auch so - in der Dunkelphase "vergisst" man, was einem eigentlich gut tut, es ist nicht mehr greifbar.

Sitze gerade noch in der Klinik und höre "Johannespassion".

Bach-klare liebe Grüße,
Barbara
Milena
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Milena »

Hallo Barbara,

es gab hier meines Wissens mal vor einiger Zeit einen Thread zum Thema Musik, aber soweit ich mich erinnere ging der dann ziemlich schnell in Richtung Liedtexte.

Was mich betrifft, so bin ich zwar keine Musikerin, aber Musik ist ein sehr sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens.
Im Moment geht es mir (nach langjähriger Therapie) insgesamt ziemlich gut, und aus dieser günstigen Position heraus, hilft mir Musik oft, wenn ich mich gerade abwärts bewege.
Es gibt aber auch Phasen, wo ich überhaupt nicht mehr weiß, was ich jetzt gerade hören oder spielen will und mit allem unzufrieden bin, und das ist dann für mich meist ein Anzeichen, dass ich mich gerade auf einen depressiven Schub zubewege.
Und wenn ich so richtig drinstecke ist gar nichts mehr mit Musik, dann ertrage ich sie auch nicht mehr - egal was.
Aber wenigstens habe ich mir inzwischen abgewöhnt, depressive Stimmungen gezielt mit Musik zu verstärken.

Mich interessiert deine Frage auch sehr und ich würde dazu gerne noch von anderen hier im Forum hören.

Und wie geht es dir selbst mit Musik? Welche Rolle spielt sie für dich?

Viele Grüße
Milena
Alba
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Lieber kleiner Rabe,

erst mal zur 2. Frage: die Susanne, die diese Kolummnen geschrieben hat, wie sie sie selber nennt, ist ja nicht hier im Forum, sondern im KND unter "Innenansichten" zu lesen. Weiss denn jemand ob sie im Forum ist?

Das Verstummen ist ziemlich übel, da es zumindest bei mir immer auch sehr gegen mich gerichtet ist. Freunde, die "das verstehen", wie du schreibst, habe ich sehr wenige - manchmal denke ich, so wirklich ist es für einen Nichtbetroffenen auch nicht zu be-geifen. Ich selber begreife es bislweilen ja nicht, wenn es mir schlechter geht.

Geht Euch das vielleicht auch so - wenn es einem besser geht, weiss man, dass man krank ist, und wenn es einem mies geht, "vergisst" man das, hat keinen inneren Zugang mehr dazu, dass da eine Pathologie abläuft. Für mich ist das bisweilen schon merkwürdig - "normal" wäre ja wissen dass man krank ist wenn man krank ist.

Was für ein Instrument spielst Du?

Kennt Ihr auch phasenweise Vorlieben? Mal klare und logische, auch spirituelle Musik (Bach, Pärt), mal romantisch, mal Orchester, mal Kammermusik....

Lieben Gruss,
Barbara
Alba
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Liebe Milena,


Du schreibst:
"Was mich betrifft, so bin ich zwar keine Musikerin, aber Musik ist ein sehr sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. "

Das ist für mich sehr stark ebenso. Ich hatte damals auch lange überlegt ob Med oder Mus....

Ich weiss nicht, ob mir Musik hilft, wenn es grade mal wieder abwärts geht. Als ich noch *sehr* viel selber gespielt habe, war das manchmal so. Beim Hören - eher nicht. Oft kann ich dann keine Musik hören. Oder keine "passt mir".
Ich finde das serh schade, dass ich diese positive Erfahrung, die ich ja machen kann mit der Musik, wenn es mir besser geht, nicht mit in die Depressionsphasen hinüberretten kann - aber es geht schlicht nicht.

"oder spielen will und mit allem unzufrieden bin, und das ist dann für mich meist ein Anzeichen, dass ich mich gerade auf einen depressiven Schub zubewege."

.... könnte von mir stammen...


Als ich noch viel gespielt habe, war die Musik auch ein wesentlicher Weg, mich nonverbal auszudrücken - und das fehlt mir jetzt schon sehr. Dennoch ist oft die Leutescheu heute zu groß, um mich zu trauen zum Kammermusikspielen zu gehen. Früher war es bisweilen, grad mit Leuten, die ich recht gut kannte, so als ob wir uns Dinge über die Musik mitteilen - und jeder kannte den anderen am Ende eines Abends etwas besser. Das war (und wäre, wenn ich es schaffte, sicher heute auch noch....) ein sehr wichtiger Weg des Ausdrückens für mich.

Lieben Gruss,
Barbara
Milena
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Registriert: 7. Feb 2004, 21:39

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Milena »

Liebe Barbara,

mit der Berufswahl ging es mir ganz ähnlich - allerdings nur innerlich. Da ich nämlich nicht Klavier spielen konnte, hatte ich keine Chance, Musik zu studieren. Es war lange ein Traum von mir, aber ich muss gestehen, dass ich inzwischen froh bin, dass es nicht möglich war. Denn auf diese Weise hat Musik nie etwas mit Druck zu tun und das finde ich wunderbar.

"Als ich noch viel gespielt habe, war die Musik auch ein wesentlicher Weg, mich nonverbal auszudrücken - und das fehlt mir jetzt schon sehr."

Das verstehe ich absolut. Es ist wirklich etwas völlig anderes. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich zwar meine langjährige Therapie vor einiger Zeit beendet habe (wie oben beschrieben), aber dafür vor kurzer Zeit eine Musiktherapie begonnen habe. Genau aus diesem Grund. Sich musikalisch auszudrücken und musikalisch verstanden zu werden ist nochmal etwas ganz anderes, trifft nochmal eine andere Ebene, und ich empfinde es als sehr wertvolle Ergänzung.

Liebe Grüße von Nachteule zu Nachteule
Milena
Alba
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Milena:

bei Musiktherapie: wird man da nicht sehr beobachtet?? ih stelle mir das als verschiedene Klangkörper zur "Bearbeitung" vor, so Orffsches Instrumentarium, und dann "ganz spontan" - oder?? würde mich interessieren (hat aber bis morgen Zeit!) ich fand / finde jedenfalls beim Spielen immer gut, dass eine Art Gerüst da war, in welches man sich entfalten konnte.

Ja, Gruß auch an die Nachteule!
Milena
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Milena »

Da meistens beide spielen, also der Therapeut oder die Therapeutin mitspielt, fühlt man sich eigentlich nicht so beobachtet. So geht´s mir jedenfalls. Aber ich kenne auch das Bedürfnis nach einem klaren Rahmen und den kann ich mir bei Bedarf in der Therapie auch setzen. Es ist schon ganz spontan, wie du schreibst, aber es gibt auch viele Möglichkeiten, sich erstmal entlangzutasten.
Und für mich alte Perfektionistin ist es auch eine Wohltat, dass es ganz schrecklich klingen darf, kein richtig oder falsch gibt.

So, jetzt sollte ich aber glaub ich doch mal langsam schlafen.

Also dann erstmal eine gute Nacht!

Milena
flora80
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Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen!

Also, hier ist noch eine Musikerin
Ich habe noch drei Threads in Erinnerung, in denen es um Musik ging. Der eine heißt "Angst vor der Therapie" und ist im Archiv zu finden, der andere heißt "kennt sich jemand mit Atemtherapie, Sprachtherapie aus?" und steht im Forum "Alternative Therapien" der dritte heißt "hilft Musik?" und ist auch im Archiv.
Das mit den Links kann ich irgendwie nicht, ich hoffe, ihr findet's auch so!

Lieber Gruß von

Flora
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Und noch eine Musikerin.
Ich höre eigentlich wenig Musik so nebenbei. wenn dann ganz aktiv, da habe ich dann einige Lieblinsstücke, die mir guttun. (von Beatles bis Beethoven)
Ich konnte eine Zeitlang garkeine klassische Musik hören, auch nicht ins Konzert gehen. Das lag daran, dass ich nach meinem Musikstudium verzweifelt versucht habe, einen Job im Orchester zu bekommen, was aber nie geklappt hat (außer mal ein befristeter Vertag). Wenn ich dann Musik hörte kam immer das Gefühl, ich möcht lieber selber spielen, als zuhören.
In meiner depressivsten Phase konnte ich nicht mal mehr üben. Einerseits war mein Verhältnis zum Instrument gestört, weil es zum Schluß nur noch mit Leistungsdruck verbunden war, andererseits mangelte es mir an der nötigen Konzentration.
Ich war dann lange in einer Klinik. Dort hatte ich auch Musiktherapie, als Gruppentherapie. Das hatte mit dem "normalen" Musizieren nichts zu tun. Da musste ich den perfektionistischen Musiker in mir erstmal ausschalten. Aber gerade, dass es dort kein falsch oder richtig gab, hat mir gutgetan. Mir hat diese Therapie sehr geholfen und ich kann es nur empfehlen.
In der Klinik habe ich dann auch wieder angefangen zu üben. Es war nicht leicht, das Instrument wieder in die Hand zu nehmen. Inzwischen merke ich aber, dass es mir guttut. Ich kann mich wieder drauf konzentrieren. So hilft mir das üben sogar in schlechten Phasen, weil ich dann auf das konzentriert bin, was ich tue und aus dem Grübeln rauskomme. Inzwischen lerne ich wieder Spaß am musizieren zu haben, ohne Leistungsdruck. Wenngleich es mir auch schwerfällt, dass ich diesen Beruf wahrscheinlich aufgeben muss, und mich beruflich umorientieren werde.

Liebe Grüße, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Thuja »

Liebe Barbara und weitere Mit-MusikerInnen!

Zuerst 'mal zu Deiner Frage, Barbara.
Ich spiele semiprofessionell Klavier (und auch, aber nicht ganz so gut, Querflöte), habe nicht Musik studiert, aber lange Privatunterricht. Da es aber wirklich für Klavier genügend tolle Solo-Stücke gibt, kann ich kammermusikalisch günstigerweise nur dann aktiv werden, wenn ich das Gefühl habe, ich bin momentan einigermaßen fit genug, erst mal diese Stücke zu üben und dann auch für div. Proben, denn andere zu enttäuschen, weil ich mich einfach nicht konzentrieren kann und schlecht spiele, das mache ich auch nicht gern. Und dann ist gleich wieder viel Druck da, den ich kaum aushalte, was dann alles nur noch komplizierter macht. Ist auch passiert, weiß also auch, wovon ich rede.
An der Flöte ist's einfacher, da spiele ich regelmäßig schon seit Jahren mit einem Gitarristen zusammen, er weiß von meinem Problem, und wir "arbeiten" nicht für Auftritte an den Stücken, sondern spielen zum Spaß und dabei üben wir natürlich schon, aber ganz locker. Und mit 2 anderen Flöten spiele ich deshalb nur selten, da ich aber ziemlich gut im Blattspielen bin (die anderen weniger), ist's da nicht so problematisch.
Wenn ich aber ganz unten bin, "vergesse" ich nicht, was mir sonst gut tut, aber ich habe einfach keine Kraft mehr dazu. Das ist alles dann so weit weg, daß ich keinen Bezug mehr dazu habe.
Aber jetzt muß ich ins Bett, bin nur noch MÜDE (Frühjahrsmüdigkeit???).
Viele Grüße
Annette
Alba
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »

Hallo Ihr Lieben,


ich finde das ja richtig schön und spannend dass doch einige Musiker(interessanterweise nur!)innen in diesem Forum sind!

@Milena:
"Da meistens beide spielen, also der Therapeut oder die Therapeutin mitspielt, fühlt man sich eigentlich nicht so beobachtet. So geht´s mir jedenfalls."

mir würde es da vermutlich anders ergehen. Ich kann mir vorstellen, dass ich immer im Kopf habe, dass der/die andere nur aus therapeutischen Gründen mitspielt, aber eigentlich nur hört was ich wie fabriziere - ich glaube kaum, dass ich locker lassen könnte bei Musiktherapie. Auch wegen des inneren Perfektionismus.

Aber ich spreche ab und an mit meinem Therapeuten über Musik, wie ich manches erlebe, was mich bewegt. Einmal habe ich ihm auch eine CD gebrannt, Anfang letzten Jahres, als mich "Morimur" überrannt hat. Morimur - kennt Ihr das? Kann davon erzählen wenn Interesse da, eine Musik die mir den Atem nimmt. Und ich fand es gut von ihm, dass er (wie ich erwartet hatte) dem nicht so viel abgewinnen konnte, aber dass er sich das ganz offensichtlich 2,3x angehört hat un zu verstehen versucht hat. (Überhaupt habe ich sehr großes Glück mit ihm, auch wenn das nicht immer hilft).


@Flora:

"Also, hier ist noch eine Musikerin
Ich habe noch drei Threads in Erinnerung, in denen es um Musik ging"

danke Dir dafür! ich habe in den "hilft Musik" hineingelesen (lang!) und auch wenn er nicht nur über Musik ging, war er extrem interessant zu lesen - wie ja so vieles hier im Forum.


@ Jolanda

"Und noch eine Musikerin.
Ich höre eigentlich wenig Musik so nebenbei. wenn dann ganz aktiv, da habe ich dann einige Lieblinsstücke, die mir guttun. (von Beatles bis Beethoven)"

ja, bisweilen kann ich nebenbei hören, nebenbei aktiv sozusagen, weil ich mich dann wesentlich besser konzentrieren kann und das Gedankenkarussell im Kopf weniger penetrant ist. Bin immer froh, wenn ich solche Phasen habe. Aber genauso kenne ich die Phasen, in denen ich nicht "nebenbei" hören kann - dann aber auch kaum aktiv und nur hören, dann ist das Gedankenchaos zu laut.

Und bei mir wechseln die "Lieblingsstücke" sehr.


"Ich konnte eine Zeitlang garkeine klassische Musik hören, auch nicht ins Konzert gehen. Das lag daran, dass ich nach meinem Musikstudium verzweifelt versucht habe, einen Job im Orchester zu bekommen, was aber nie geklappt hat (außer mal ein befristeter Vertag)."

Eine vertrackte Sache mit den Orchesterstellen, und einer der Gründe, weswegen ich es nicht studiert habe - die Vorspiele. Dabei habe ich recht (sehr) viel Konzerterfahrung im Orchester und Kammermusik (habe mir darüber auch das Studium mitfinanziert) - aber allein vorspielen? Auf Leistung und Kompetition, andere "ausstechen"? Panik.


" Es war nicht leicht, das Instrument wieder in die Hand zu nehmen. Inzwischen merke ich aber, dass es mir guttut. Ich kann mich wieder drauf konzentrieren. So hilft mir das üben sogar in schlechten Phasen, weil ich dann auf das konzentriert bin, was ich tue und aus dem Grübeln rauskomme. "

das klappt bei mir leider garnicht. Alleine für mich üben erfüllt mich mit Widerwillen und Abscheu gegen mich, kann mich und meine Nichtperfektheit nicht ab, und das dominiert derart, dass das alleine Üben wirklich ein Problem ist. Wenn andere dabei sind, kann ich viel leichter Abstand von mir nehmen und merke dann auch, dass ich besser und freier spiele als allein. Ziemlich schräg (nicht das Spielen, sondern diese Gefühle).


"Wenngleich es mir auch schwerfällt, dass ich diesen Beruf wahrscheinlich aufgeben muss, und mich beruflich umorientieren werde."

wIRKLICH? und eventuell nur ein anderer Weg, wie Unterrichten zB?


@Anette:

"... kann ich kammermusikalisch günstigerweise nur dann aktiv werden, wenn ich das Gefühl habe, ich bin momentan einigermaßen fit genug, erst mal diese Stücke zu üben und dann auch für div. Proben, denn andere zu enttäuschen, weil ich mich einfach nicht konzentrieren kann und schlecht spiele, das mache ich auch nicht gern."

und halten deine positiven Phasen denn soweit und solange an, dass du das so machen kannst? Bei mir sind das oft doch recht schnelle Wechsel (war bis vor 2 Jahren nicht so) - und wenn ich was ausgemacht habe für in einer Woche, kann es schon passieren, dass ich dann wieder diese Leute-Scheu (euphemistisch) bekomme und wegbleibe. Wenn ich es geschafft habe hinzugehen, geht das Spielen dann in der Regel auch gut. Diese Unzuverlässigkeit bei mir gefährdet grade diese Zeit auch wieder eine Kammermusikgruppe, die ich habe. Weiss aber nicht wie umgehen damit. Ich komme kaum gegen die Leutescheu an und gegen das Gefühl, dass die anderen eh froh sind, wenn ich nicht komme.

"...da ich aber ziemlich gut im Blattspielen bin (die anderen weniger), ist's da nicht so problematisch."

das ist ein riesiger Vorteil nicht wahr. Das bin ich auch, und es hat mir oft geholfen.


"Wenn ich aber ganz unten bin, "vergesse" ich nicht, was mir sonst gut tut, aber ich habe einfach keine Kraft mehr dazu. Das ist alles dann so weit weg, daß ich keinen Bezug mehr dazu habe."

vielleicht meine ich das mit "Vergessen"? ich weiss nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass mirdie Kraft fehlt, ich komme nur einfach nicht drauf, Dinge zu tun, die gut wären. Und wenn ich doch auf etwas komme (spielen, fotografieren) dann ist alles so hohl und ich widere mich und das was ich mache nur an, finde das was ich mache nur armselig und verachtenswert. Aber wie gesagt, meistens bin ich innerlich so weit unten und abgekapselt, dass ich an diese Dinge garkeinen inneren Zugriff habe.


Liebe Grüße!

Barbara
Alessandra
Beiträge: 5
Registriert: 11. Jun 2003, 15:54

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alessandra »

Allgemein: Ich bin ohne Musik nur ein halber Mensch. Musik beeinflußt meine Stimmung und drück sie auch aus. Auch wenn ich "unten" bin, dann allerdings etwas gedämpfter.

@Barbara:

Das Gefühl, daß man etwas tut, von dem man weiß "eigentlich macht mir das Spaß und tut mir gut" und sich dabei total bescheuert vorkommen... das kenn' ich zu gut.
Manchmal sehe ich auch anderen Menschen beim "Spaßhaben" zu und denke: Wie können die nur daran gefallen finden und darüber lachen? Das ist sooo schlecht und bescheuert. Oder ich kann eben nicht verstehen, daß diese Menschen überhaupt Lust haben am Leben. Danach fühle ich mich noch kranker als vorher und noch leerer.
PD Dr Barbara Käsmann schrieb:
> Hallo zusammen,
>
>
> bin heute zum ersten Mal in diesem Forum und habe sehr interessiert einiges gelesen. Es ist bei manchen Beiträgen als ob eigene Gedanken zur Schrift werden.
>
> Was mich ein wenig verwundert - aber auch freut für die Betroffenen - ist dass einige doch sich so frei und oft auch so lange äussern können, auch wenn es ihnen ganz offensichtlich nicht so gut / ziemlich mies gerade geht. Ich habe das auch schon bei den Klinikaufenthalten gemerkt, dass wohl manche eher verstummen, wenn es ihnen nicht gut geht, und andere sich dennoch äussern können. Ich glaub ich gehör eher zu den Nicht-Rednern, was auch nicht immer dolle ist. Zur Zeit (extrem schwankend) gehts mir aber so, dass ich mal wagen wollte, ich was zu schreiben. Kennen einige von Euch das innerliche Verstummen?
>
> Ich gehöre selber auch zu der "Weisskittelfraktion" (nun, gerade dies ausdrücklich *nicht*, da ich mit Kindern arbeite - aber Ihr wisst was ich meine) und da ist es bisweilen ziemlich schwer mit der D. umzugehen.
>
> Frage 2: wer ist denn die Susanne, die einige Beiträge in den "Innenansichten" geschrieben hat? Ist sie auch hier im Forum?
>
> Frage 3: habe natürlich nur die Themen überflogen und einige threads gelesen - aber habe nichts über Musik gefunden. Wie erlebt Ihr Musik - in einer tiefen Sturzphase, und wenn es besser geht? würde mich interessieren.
>
>
> SO, jetzt grüße ich Euch unbekannterweise erstmal herzlich,
>
> Barbara
Alessandra
Beiträge: 5
Registriert: 11. Jun 2003, 15:54

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alessandra »

Allgemein: Ich bin ohne Musik nur ein halber Mensch. Musik beeinflußt meine Stimmung und drück sie auch aus. Auch wenn ich "unten" bin, dann allerdings etwas gedämpfter.

@Barbara:

Das Gefühl, daß man etwas tut, von dem man weiß "eigentlich macht mir das Spaß und tut mir gut" und sich dabei total bescheuert vorkommen... das kenn' ich zu gut.
Manchmal sehe ich auch anderen Menschen beim "Spaßhaben" zu und denke: Wie können die nur daran gefallen finden und darüber lachen? Das ist sooo schlecht und bescheuert. Oder ich kann eben nicht verstehen, daß diese Menschen überhaupt Lust haben am Leben. Danach fühle ich mich noch kranker als vorher und noch leerer.
PD Dr Barbara Käsmann schrieb:
> Hallo zusammen,
>
>
> bin heute zum ersten Mal in diesem Forum und habe sehr interessiert einiges gelesen. Es ist bei manchen Beiträgen als ob eigene Gedanken zur Schrift werden.
>
> Was mich ein wenig verwundert - aber auch freut für die Betroffenen - ist dass einige doch sich so frei und oft auch so lange äussern können, auch wenn es ihnen ganz offensichtlich nicht so gut / ziemlich mies gerade geht. Ich habe das auch schon bei den Klinikaufenthalten gemerkt, dass wohl manche eher verstummen, wenn es ihnen nicht gut geht, und andere sich dennoch äussern können. Ich glaub ich gehör eher zu den Nicht-Rednern, was auch nicht immer dolle ist. Zur Zeit (extrem schwankend) gehts mir aber so, dass ich mal wagen wollte, ich was zu schreiben. Kennen einige von Euch das innerliche Verstummen?
>
> Ich gehöre selber auch zu der "Weisskittelfraktion" (nun, gerade dies ausdrücklich *nicht*, da ich mit Kindern arbeite - aber Ihr wisst was ich meine) und da ist es bisweilen ziemlich schwer mit der D. umzugehen.
>
> Frage 2: wer ist denn die Susanne, die einige Beiträge in den "Innenansichten" geschrieben hat? Ist sie auch hier im Forum?
>
> Frage 3: habe natürlich nur die Themen überflogen und einige threads gelesen - aber habe nichts über Musik gefunden. Wie erlebt Ihr Musik - in einer tiefen Sturzphase, und wenn es besser geht? würde mich interessieren.
>
>
> SO, jetzt grüße ich Euch unbekannterweise erstmal herzlich,
>
> Barbara
Alessandra
Beiträge: 5
Registriert: 11. Jun 2003, 15:54

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alessandra »

und auf den falschen Button hab ich auch gedrückt... sorry!
Chaos
Beiträge: 11
Registriert: 25. Mär 2004, 19:10

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Chaos »

Hallo ihr Lieben!

Ich gehöre zwar nicht zu den Musikern und doch ist Musik verdammt wichtig in meinem Leben. Mir geht es da wie dem kleinen Raben, ich höre halt das, was meiner Stimmung gerade entspricht.
Was das sich äußern können, angeht, ist mir aufgefallen, dass es hier im Forum eben oft viel einfacher ist, als im "normalen" Leben. Ich muß irgendwie keine Angst haben, mißverstanden oder schlimmer noch, ausgelacht zu werden für das, was gerade so in mir Vorgeht. In meinem ganzen direkten Umfeld, weiß glaube ich, keiner wirklich von meiner Krankheit, einige weil sie es auch gar nicht wollen. So habe ich mir ziemlich schnell abgewöhnt, mit jemandem darüber zu reden, aber irgendwann muß man das ja mal loswerden.

Liebe Grüße
Doreen
malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von malin »

Hallo!
Und noch eine Musikerin...-)
Nur daß ich, seit ich krank bin, nicht mehr musizieren kann..
Ich funktioniere im Alltag zwar ganz gut und studiere auch wieder etwas, aber Musik machen kann ich gar nicht mehr.
Meine "Fassade" braucht viel Kraft, damit sie hält, aber wenn ich musizieren würde, müßte ich auch loslassen und das traue ich mich noch nicht, denn wer weiß, was dann alles zum Vorschein kommt.
Die Musik wird bei mir viele Gefühle hochholen, die ich alle gut sortiert habe, damit sie nicht alle gleichzeitig rausstürmen und mich überfallen, und das kann ich mir nicht leisten...
Komisch, oder? Da habe ich immer Angst gehabt, daß ich mich an den Fingern verletze und mal eine Woche nicht spielen kann, da ich dachte, das wäre eine Katastrophe und nun spiele ich schon so lange nicht und es scheint mir nicht zu fehlen...-((
Naja, ich vertraue einfach mal darauf, daß ich es wieder kann, wenn es mir mal besser geht...
Liebe Grüße
Nele
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von jolanda »

Hallo allerseits!

Das hat sich ja echt zu einem interessanten und vielfältigen thread entwickelt. Es zeigt denke ich, wie wichtig vielen von uns die Musik ist. Vorallem deshalb glaube ich, weil Musik etwas ist, was unmittelbar an die Gefühle gehen kann. Und womit man auch seine Gefühle beeinflussen kann. Deshalb gehört sicher bei vielen die lieblings CD in den Notfallkoffer.

@ Nele: ich hatte auch das Gefühl, ich könne garnicht mehr spielen und hatte echt Angst davor,wieder anzufangen. Mich haben sie dann in der Klinik dazu überredet, es wieder zu probieren. Da habe ich mich natürlich sicherer gefühlt, weil ich wusste, dass mich zur Not jemand auffängt. Ich habe dann auch erstmal ganz klein wieder begonnen, mit Fingerübungen, Tonleitern und dergleichen, garnicht mit musikalischem Anspruch, sondern einfach die Finger wieder zum laufen bringen. Mit der Zeit habe ich aber den Klang vom Instrument wieder genossen, habe vor mich hin phantasiert und habe so dann wieder einen Zugang gefunden. Ich wünsche dir, dass dir das auch eines Tages gelingt.

@Barbara : Das kenne ich auch, das sich alles, was man tut schal anfühlt. Ich weiß eigentlich einiges, was mir hilft und guttut, aber manchmal tue ich dann alles mögliche und ich habe garnicht das Gefühl, dass es irgendwie trägt oder hilft. Manchmal ist es aber auch gut ung hilft und das ist bei mir eben auch das üben. Drum kann ich nur empfehlen: dran bleiben, immer wieder die Strategien anwenden, die helfen könnten. (fällt mir auch oft wahnsinnig schwer)

Beruflich habe ich wirklich erstmal abgeschlossen. Ich bin auch freiberuflich hier (wohne seit fast drei Jahren in dieser Stadt, mein Mann ist hier Berufsmusiker im städt. Orchester)nie auf einen grünen Zweig gekommen. In drei Wochen fange ich eine berufliche Rehamaßnahme an. Das geht ein Jahr Vollzeit. In der Zeit finde ich hoffentlich eine Perspektive, wie es weitergeht(nochmal studieren, oder eine Ausbildung machen, mal sehen). Auf jeden Fall aber wird die Musik und das Musizieren einen hohen Stellenwert in meinem Leben behalten.

Liebe Grüße an alle MusikerInnen un Musikliebhaber, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Milena
Beiträge: 12
Registriert: 7. Feb 2004, 21:39

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Milena »

Hallo ihr alle,

ich bin auch ziemlich überrascht über das große Echo hier.

Flora, vielen Dank, dass du die alten Threads rausgesucht hast. Ich habe leider bisher nur "hilft Musik?" überfliegen können, aber für mich wird ein roter Faden immer deutlicher: Da geht es auf der einen Seite wohl stark darum, dass Musik helfen kann zu strukturieren, einen Rahmen geben kann; dass die starke Konzentration - auch bei "langweiligen" Übungen viel Halt geben kann; und auf der anderen Seite steht der Perfektionismus, die extrem hohen Ansprüche, die wir (das machen Depressive ja sehr gerne) oder andere an uns stellen, die einem dann die Spielfreude gehörig verleiden können - weil es eben so gar nichts mehr mit s p i e l e n zu tun hat.

Und Musik hat wohl auch viel mit Loslassen zu tun - wie Nele geschrieben hat. Das ist befreiend und beängstigend zugleich.

@ Barbara:
Perfektionismus hin oder her: Was ist denn so schlimm daran, gehört zu werden?
Früher hattest du das Wort "beobachtet" gewählt und da klingt viel Misstrauen mit. Dein Therapeut "beobachtet" dich doch auch, versucht dich doch auch durch und durch wahrzunehmen. Das ist in der Musiktherapie nicht anders.
"Früher war es bisweilen, grad mit Leuten, die ich recht gut kannte, so als ob wir uns Dinge über die Musik mitteilen"
Genau das passiert für mich in der Therapie.

Aber ich rede hier so leichtfertig, dabei kenne ich diese Angst sehr gut. Und ich hatte auch Angst, dass mein Musizieren in der Therapie noch viel unmaskierter zeigt, wie unfähig ich im psychischen Bereich bin. Einerseits geht man ja deswegen in Therapie, andrerseits will man´s dann aber doch nicht so blank liegen haben. Aber beim Spielen gibt´s dann doch auch immer wieder Überraschungen.

"Morimur" kenne ich nicht. Ich hätte´s jetzt spontan in die Hilliard-Ensemble/Garbarek-Ecke gesteckt, aber vermutlich liegt das nur am Titel.
Mich würde es jedenfalls sehr interessieren, wenn du mehr darüber schreiben magst.

Liebe Grüße an alle

Milena
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Thuja »

Hallo, Ihr Lieben alle!

Das ist ja wirklich interessant geworden!

@ Barbara!
Die "großen" Tiefphasen sind bei mir so ca. 2x pro Jahr, dazwischen geht's auf und ab, ist aber mehr oder weniger erträglich. Und ich kann meist ganz gut einschätzen, wieviel Zeit ich zum Üben brauche, lasse mir auch noch "Puffer"-Zeit drin, wenn's um einen Termin geht. So klappt das meist ganz gut. Heißt aber nicht, daß es wirklich "einfach" ist.
"Morimur" kenne ich nicht, was ist das für eine Richtung o. ä. ?

@ Nele-Eule!
Schön, auch wieder 'was von Dir zu hören!!!
Ich wußte ja gar nicht, daß Du auch musikalisch "vorbelastet" bist ...
Meine "Fassade" braucht auch immer wieder einiges an Kraft. Als ich Deinen Beitrag las, habe ich mich an die Zeit mit meinem früheren Freund erinnert, wir waren 7 Jahre zusammen. Er war nicht so arg an Musik interessiert, wir sind zwar öfter in Konzerte gegangen und er fand das auch ganz interessant, aber wenn ich ans Klavierüben ging, kam er nach einer halben Stunde rein und fragte "Bist du bald fertig?", das Üben selbst fand er nicht so spannend wie ich...
Nur wenn ich Flöte geübt habe, hat ihm das nichts ausgemacht. Komisch, nicht? Na ja, das Klavier hatte eben einen höheren Stellenwert bei mir ...
Als ich dann selbst studiert habe, mußte ich ja nebenbei weiterarbeiten, von irgendwas muß der Mensch ja leben, da kam ich dann aus Zeit- und Konzentrationsgründen so gut wie nicht mehr zum Üben/spielen, und ich hab's erst mal auch nicht vermißt.
Erst als wir uns damals dann getrennt hatten und eine Freundin mich bat, mit ihr ein Stück an 2 Klavieren anzuspielen und sie dann zu mir sagte, "Du mußt wieder spielen" (das war der Anstoß, den ich brauchte!), fing ich wieder an... Es wartete ja niemand mehr mit dem Essen auf mich, da kam's auf eine Stunde früher oder später nicht drauf an. Und es brauchte dann auch keiner so lange Zeit zum Reden, war ja nun wieder allein in der Wohnung. Dann merkte ich, wenn ich das Üben noch schaffe, schaffe ich's auch, noch für's Studium was zu tun, das war so eine Art Entspannung und Konzentrations-Sammlung in einem. Und darauf, als ich wieder besser drin war, merkte ich erst, wie ich's vorher vermißt hatte und es mir gar nicht eingestanden hatte, es war einfach so "untergegangen", wollte ja auch Zeit mit meinem Freund haben, da blieb für mich nicht mehr viel übrig ... Seitdem habe ich beschlossen, wenn sich eine neue Beziehung ergibt, dann muß derjenige mich MIT dem Klavier (incl. Üben etc.) nehmen, im besten Fall hat er die gleichen Interessen, dann potenziert sich's, sonst war's das. Ich verbiege mich NIE mehr so wie damals, noch dazu, ohne es zu merken!!! Das Klavier gehört zu mir!!!
Vielleicht geht es Dir ähnlich?!?!
Welches Instrument ist denn das DEINE?

@ Milena und Jolanda!
Entsprechend dem oben gesagten hatte ich wegen dieses Hintergrundes in der Klinik absichtlich nicht Musiktherapie gewählt und meine Ärzte dort waren der gleichen Meinung, daß ich da in einer Musiktherapie-Situation große Schwierigkeiten hätte, mich umzustellen von meinem "normalen" Musikzugang und das dann gleich wieder frustrierend geworden wäre. So bin ich weit besser gefahren! Und hatte abends die Möglichkeit, im freien Musiktherapie-Raum für mich üben zu können, manchmal kamen andere herein, einfach zum Zuhören, das fand ich dann auch manchmal ganz nett. Und ich konnte mich damit musikalisch freier ausdrücken, in MEINEM Metier.

Für heute liebe Grüße
Annette
malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von malin »

Hallo Annette-Eule,
ja, ich bin auch musikalisch vorbelastet, allerdings hat es im Moment wirklich eher mit Last zu tun...-((
Schon komisch, denn sonst hat mir Musik immer geholfen, wenn irgendwas war und nun...
Ich gehöre übrigens zu den gaaaanz tiefen Streichern, obwohl ich so am rumspinnen bin, ob ich nicht vielleicht einfach mal auf ein anderes Instrument umsteigen sollte?! Ich würde auch gerne mal Bratsche lernen, vielleicht wäre etwas neues genau das richtige?
Ich habe auch sehr lange Klavier gespielt, aber ich habe mich nie wirklich mit dem Klavier anfreunden können, aber so richtig habe ich das erst gemerkt, als ich mein Streichinstrument in der Hand hatte und das war "Liebe auf den ersten Ton". Ist nur nicht mehr viel davon übrig...
Liebe nächtliche Grüße
Nele
malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von malin »

Liebe Annette,
mir fällt gerade noch ein, daß Du ganz oben etwas von "körperbezogener" Therapie geschrieben hast.
Magst Du mehr darüber erzählen, wer das macht, wer es zahlt (KK? Du privat?) und wie das so läuft?
Ich hatte in der Tagesklinik so eine Art Körper- und Bewegungstherapie und fand es toll, nur leider gibt es das nicht ambulant, jedenfalls konnte ich es nicht finden...
Liebe Grüße
Nele
Alba
Beiträge: 26
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Re: Neu hier, + Musik-Frage, und nochne Frage!

Beitrag von Alba »




Ihr Lieben,

finde ich ja toll, dass es so einen Austausch hier gibt! Bin zwar vermutlich die einzige, die jetzt noch auf ist, aber Schlafentzug soll ja auch gut tun (und hat es mir auch schon öfter)......

Ich will nur 2 Dinge aufgreifen:

@ Milena:
du schreibst (und zitierst mich):
"Perfektionismus hin oder her: Was ist denn so schlimm daran, gehört zu werden?
Früher hattest du das Wort "beobachtet" gewählt und da klingt viel Misstrauen mit. Dein Therapeut "beobachtet" dich doch auch, versucht dich doch auch durch und durch wahrzunehmen. Das ist in der Musiktherapie nicht anders."
"Früher war es bisweilen, grad mit Leuten, die ich recht gut kannte, so als ob wir uns Dinge über die Musik mitteilen"
Genau das passiert für mich in der Therapie. "

Aaaaalso: das ist ja nun was völlig anderes. Finde ich zumindest. "Gehört zu werden" finde ich wirklich sehr schwierig zu ertragen, wenn es um Musik geht, und vor allem dann wenn es um alleine spielen geht. Ich fühle mich da schon sehr beobachtet (im Sinne von abwertend beobachtet - anders kann es ja nicht sein). Und da ist es für mich hinsichtlich Musik schon schwieriger als in Worten. Klar "beobachtet" mich mein Therapeut auch - aber das ist doch was anderes, wenn ich zu ihm spreche als wenn ich etwas musikalisch ausdrücken sollte!!

Und dann : du schreibst, dass das Mitteilen für Dich in der Musiktherapie läuft - sprecht Ihr denn garnicht? nur die Musik? aber woher will ich denn dann wissen ob der Musiktherapist mich auch verstanden hat? Und wenn doch sprechen - mir würde es sicher schwer fallen, wenn ich mich schon über Musik ausdrücken sollte (und über eine Musik, die mir in Art und Ausführung schon fremd ist), dann auch noch drüber zu sprechen.

Das finde ich ja das Wunderbare an der kammermusik: man hat den gegebenen "Rahmen" (was ja oft schon so viel mehr ist!) des Komponisten, und kann sich in diesem Rahmen entfalten und mit den anderen "reden".

Fällt mir grad ein - Dvorak Amerikanisches Streichquartett, 2. Satz. Ich war in die Bratsche "verbannt", erste Geige und Cello kannten sich nicht an dem Abend. Im 2. Satz umschmeichelten sie sich mit dem Hin-und-Her der Kantilenen zwischen Geige und Cello, es knisterte richtig. 15 Monate später haben wir dann bei der Hochzeit gespielt

Nee, ich weiss nicht wie ausdrücken. Musik ist mir zu wesentlich, zu zentral in mir und bei mir, um eine Musiktherapie wie Du sie beschreibst zu machen. Aber ich finde es gut (und durchaus etwas beneidnswert!) dass du dich dem so öffnen kannst.

zu MORIMUR

Ja, Hilliard war schon nicht schlecht.

Es geht um die Solosonate d-moll für Violine, von JSBach. Die mit der berühmten Chaconne. Da hat eine Musikwissenshaftlerin aus Frankfurt entdeckt, dass neben alldem, was an Bachschem Schaffen darin bereits entdeckt worden ist (Fugen, b-a-c-h etc) auch noch Bach Choräle darin verborgen sind. Sie konnte das sehr schlüssig nachweisen.

Auf der CD spielt Christof Poppen zunächst die gesamte Sonate. Es folgen einige Choräle mit dem überirdischen Hilliard Ensemble. Dann wird die Chaconne einzeln gespielt. Dann werden die Choräle gesungen, die in der Chaconne versteckt liegen. Und dann (atemberaubend)wird die Chaconne gespielt und dabei werden die Choräle gesungen und man BEGREIFT dass es stimmt. Da ist tatsächlich ein "Vom Himmel hoch...." und ein "O Haupt voll Blut und Wunden..." und und.... darin! Stimmen fügen sich mit dem Klang der Violine zu einem unerhörten Ganzen.

Ich beneide die unter euch, die MORIMUR noch nicht kennen, euch steht eine gute tiefe Erfahrung bevor. MORIMUR - wir werden sterben. Diese Musik, aber in ihrer Komplexizität und Schönheit so dargestellt zu bekommen lässt einen im Gegenteil eher froh und in einer fast demütigen Art dankbar werden.
Ich bin eigentlich keine Schwärmerin. Aber diese Musik hat etwas Überirdisches und Spirituelles und hat - zumindest mir - schon manchmal einen kleinen Silberstreif am dunklen Depressionshimmel gezeigt. Das so etwas möglich ist, und ich es so erleben kann, spricht schon gegen SVV und andere Gedanken und Taten.

Nur schade, dass ich mich, wenn ich es brauche, nicht dran erinnern kann.

Alles Liebe,
Barbara
müde
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