Gute Nachrichten...

Sinnpflanze
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Sinnpflanze »

Liebe TE,

ich hab Dich heute gesucht, und antworte Dir in Deinem Thread, weil ich den anderen nicht shreddern will, okay?
Dann habe ich es danach direkt bei meiner Hausärztin versucht. Und was ich ihr dann so erzählt habe - auch die Auswirkungen auf mich- sagte sie, dass es sich anhand meiner Symptome auch nach einer Depression anhört.
Die Befürchtung habe ich bei Dir schon seit Wochen. Was hilft es, über die Depression eines hier Unbeteiligten zu spekulieren, während es mit Dir nach und nach den Bach heruntergeht?

Was ich Neues zu dem Fall beisteuern konnte, wusste ich allerdings irgendwann auch nicht mehr. Die Sache drehte sich ja im Kreis. Achte auf Dich, halte ihn auf Abstand, suche Dir Dinge, die Dir gut tun... wie oft sollte ich das noch schreiben? Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf, immer dieselbe Platte aufzulegen. Deshalb die Idee mit der Therapeutin. Gut, dass Du Dir einen Termin geholt hast. Jetzt geht es um Dich.

Lieben Gruß,
Sinnpflanze
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Candless
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Candless »

Sinnpflanze hat geschrieben: Die Befürchtung habe ich bei Dir schon seit Wochen. Was hilft es, über die Depression eines hier Unbeteiligten zu spekulieren, während es mit Dir nach und nach den Bach heruntergeht?
Hm ich verstehe nicht, wie man das so sehen kann.... die "hier Unbeteiligten" sind die Menschen, die wir am meisten lieben und unter deren Depressionen wir mitleiden, solange wir lieben. Im Grunde ist das wie bei anderen schweren Krankheiten auch, wie oft sagte mir ein Freund, dessen Frau Brustkrebs hat, dass sein Umfeld ihm rät, er solle mal auf sich schauen, auf sich aufpassen, soll sich mal "nur um sich" kümmern, usw. Nur wie man das tun soll, damit ist man völlig alleine. Was es hilft, hier über die Depressionen unserer Angehörigen zu spekulieren? Das hilft ganz viel, man kann mal sagen, was man denkt, auch wenn das eigene Umfeld nichts mehr über unsere depressiven Angehörigen hören will und auch sagt: "wann kapierst du endlich, hör auf dich damit zu beschäftigen". Da wir alle in derselben Situation sind, wäre es schön, wenn das ein Ort bliebe, an dem man sich aussprechen kann, auch wenn man keine gutgemeinten Ratschläge umsetzen kann oder will.
Sinnpflanze hat geschrieben:Was ich Neues zu dem Fall beisteuern konnte, wusste ich allerdings irgendwann auch nicht mehr. Die Sache drehte sich ja im Kreis. Achte auf Dich, halte ihn auf Abstand, suche Dir Dinge, die Dir gut tun... wie oft sollte ich das noch schreiben? Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf, immer dieselbe Platte aufzulegen.
Genau diese Reaktion kennen wir wohl alle..... irgendwann hat das Umfeld keine Lust mehr. Dabei macht es einen erst recht krank, wenn man über diese Dinge nichts mehr sagen kann, weil alle genervt sind. Wenn jemand das mitgemacht hat, der weiss, was der Unterrschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit ist - auch in der grössten Gesellschaft. Hier geht es um die Qualität des Miteinanders, in dem am Besten nicht jeder schon vorab weiss, was für den anderen gut ist und welchen Weg er nun einschlagen soll. Wenn es einfache Schritte gäbe, die wir gehen können, würden wir das ja alle tun. Jemanden zu lieben, der schwer krank ist, und dabei ist es egal, ob psychisch oder physisch, ist ganz schwer. Aber diesen geliebten Menschen aus den Gedanken verbannen, das geht eben nicht. Etwas für sich tun muss daher kompabitel sein mit der belastenden Gedankenwelt, in der wir nunmal leben müssen, solange unsere Angehörigen tief in der Krise stecken.

@ ganz allgemein (vor allem zum Thema Freundeskreis/Näheres Umfeld): Manche Ratschläge kommen mir vor wie eine Filmszene die ich mal sah, da ging eine Frau zu einem Schamanen, weil sie so stark Liebeskummer hatte, nachdem ihr Mann sich nach 25 Jahren getrennt hatte. Der Schamane sagte irgendeinen Spruch, sie stand auf und sagte: bin drüber weg, jetzt lebe ich glücklich mein Leben. In einer Komödie funktioniert das also. Aber im realen Leben eben nicht.

Ganz liebe Grüsse!
Zuletzt geändert von Candless am 7. Feb 2019, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo Candless,

danke für deinen guten Beitrag. Jetzt ist mir auch klar, was mich an Sinnpflanzes Beiträgen so irritiert hat.
Candless hat geschrieben:Manche Ratschläge kommen mir vor wie eine Filmszene die ich mal sah, da ging eine Frau zu einem Schamanen, weil sie so stark Liebeskummer hatte, nachdem ihr Mann sich nach 25 Jahren getrennt hatte. Der Schamane sagte irgendeinen Spruch, sie stand auf und sagte: bin drüber weg, jetzt lebe ich glücklich mein Leben. In einer Komödie funktioniert das also. Aber im realen Leben eben nicht.
Empfindest du meine Ratschläge auch so? So möchte ich nämlich eigentlich nicht sein...

Liebe Grüße,
DieNeue
Sinnpflanze
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Sinnpflanze »

Nun ja: Die TE hatte doch - wiederholt und vehement - um Ratschläge gebeten.

Und die habe ich ihr gegeben. Genauso wie ihr. Was sie damit macht, ob sie diese reflektiert - liegt nicht in der Hand des Ratgebers. Wer sich waschen will, muss sich auch nass machen.
Manche Ratschläge kommen mir vor wie eine Filmszene die ich mal sah, da ging eine Frau zu einem Schamanen, weil sie so stark Liebeskummer hatte, nachdem ihr Mann sich nach 25 Jahren getrennt hatte. Der Schamane sagte irgendeinen Spruch, sie stand auf und sagte: bin drüber weg, jetzt lebe ich glücklich mein Leben. In einer Komödie funktioniert das also. Aber im realen Leben eben nicht.
Als Komödie habe ich den Fall hier weiß Gott nicht empfunden.

Dann zeigt Ihr der TE, wie sie im realen Leben - an dem ich offensichtlich nicht teilhabe - glücklicher wird.

Nur zu.

Ich halte mich zurück.

Gruß,
Sinnpflanze
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Kijo
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Kijo »

Das mit den Dingen, die einem selber gut tun ist auch so eine Sache...

Natürlich hat man einige Dinge, die Freude bereiten und die man auch macht.

Nur.... die Beziehung ist ja nun mal eine der Hauptsäulen die man hat und all diese Unternehmungen scheinen dann doch oft nur halb so schön, weil eben die Grundstimnung getrübt ist. Und das faerbt eben auf vieles ab.
Herz1234
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Herz1234 »

@Kijo
So siehts aus .
Ich habe alleine einfach keine Freude ohne meinen Mann .
Der Partner fehlt total .
DieNeue
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sinnpflanze, hallo Candless,

ich habe euch eine pn geschickt. :)

Liebe Grüße,
DieNeue
Salvatore
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Candless,
Hallo @all,
Candless hat geschrieben:wenn das ein Ort bliebe, an dem man sich aussprechen kann, auch wenn man keine gutgemeinten Ratschläge umsetzen kann oder will.
Dies kann so ein Ort auch bleiben, niemand macht euch das streitig. Aber Sinnpflanze hat es ja auch schon ausgesprochen: wenn man um Ratschläge bittet, muss man eben damit rechnen, dass man welche bekommt. Und im Zweifel halt auch welche, die einem womöglich nicht so ganz gut schmecken.

Dass der Tipp "kümmere dich um dich selbst" wie ein fieses Mantra von wirklich noch dem allerletzten Erdenbürger bis zum Erbrechen wiederholt wird, liegt nicht an einem grundlegen Unverständnis für die Situation, Bosheit oder einem fehlenden Einfühlungsvermögen. Sondern daran, dass es schlicht und ergreifend stimmt: wenn ihr das nicht macht, werdet ihr kaputtgehen. Der eine früher, der andere später, aber es wird passieren, wenn ihr keine Selbstfürsorge betreibt. Davon abgesehen kann man sowieso nur dem helfen, der die Hilfe auch will. Psychisch Kranke haben das gleiche Recht wie jeder andere, diese und jede andere Hilfe abzulehnen; genauso wie der Krebskranke das Recht hat, die überlebenswichtige Chemotherapie abzulehnen.

Ich weiß nicht, was das Beste für euch ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, was das Schlechteste für euch ist: nämlich das eigene Leben auf Pause zu stellen, weil der Partner krank ist. Es hilft euch nicht und macht ihn nicht Gesünder.

Du hast gleichzeitig Recht und könntest falscher nicht liegen damit, dass es egal ist, ob die Erkrankung physisch oder psychisch ist. Gleich ist in beiden Fällen, dass das Leben nun mal weitergeht. So brutal und unverständlich einem das vorkommt, die Erde dreht sich immer noch, auf die Nacht folgt wieder ein Tag und zwei plus zwei ergibt immer noch vier. Deshalb wird auch jedem Angehörigen von physisch Kranken dringend geraten, sich nicht in jeder Sekunde, mit jeder Faser des Körpers und mit jedem Gedanken an dem Kranken zu orientieren.
Seid ihr schon mal mit dem Flugzeug geflogen? Bei der Sicherheitseinweisung wird betont, dass man im Falle eines Luftdruckabfalls IMMER zuerst sich selbst die Maske überzieht und erst dann dem Sitznachbarn, falls dieser es nicht selbst kann, selbst wenn es sich dabei um das eigene Kind handelt. Denn ansonsten gehen beide drauf und davon hat nun wirklich niemand was.

Wenn ihr euch nun für einen Moment vorstellt, ihr selbst wäret schwer krank. Würde es euch helfen, wenn euer Partner sein Leben komplett für euch aufgibt und in tiefer Verzweiflung versinkt? Oder würde es euch mehr helfen, wenn er zwar für euch da ist, sich kümmert, ansonsten seinen gewohnten Alltag aber aufrecht erhält, so gut es eben unter den gegebenen Umständen geht? Ich kann für mich sagen, dass ich froh bin, wenn mein Mann trotzdem zum Sport geht, trotzdem seine Hobbys verfolgt und sich trotzdem verabredet, auch wenn es mir gerade schlecht geht; und ich kann auch sagen, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn es anders wäre. Ich könnte es nicht mit ansehen und wissen, dass es nur meinetwegen ist.

Der bedeutende Unterschied zwischen physisch und psychisch Kranken ist, dass physisch Kranke zwar nicht immer, aber doch oft, recht gut wissen und sagen können, was sie brauchen. Psychisch Kranke können dagegen meist nur sagen, was sie NICHT brauchen. Der Unterschied mag zunächst klein aussehen, aber er ist elementar. Und je länger ihr euch davon vereinnahmen lasst, ohne gegenzusteuern, desto eher geratet ihr in Gefahr, in den gleichen dysfunktionalen Strudel zu geraten. Und dies ist etwas, das wiederum eure Angehörigen wahrnehmen; wenn die sich dann irgendwann distanzieren, dann sind das nicht zwingend schlechte Freunde, sondern sie tun etwas, was euch in dieser Phase schon kaum noch gelingt: sie schützen sich selber, um nicht ihrerseits mitgerissen zu werden. Es ist eine gesunde Reaktion, auch wenn ihr euch anderes wünscht und es schmerzt. Es geht nicht um Lust oder keine Lust.

Und das tut es ebenso wenig, wenn euch geraten wird, ihr möget euch um euch selbst kümmern. Was das individuell für euch bedeutet, muss sowieso jeder für sich herausfinden und das gelingt sicher nicht sofort. Eine gute Orientierung sind die Dinge, die ihr in guten Zeiten gern gemacht habt oder Dinge, die ihr "schon immer mal" machen wolltet. Wichtig ist, ins Handeln zu kommen - wenn es mit Lust ist, wenn es Spaß macht, wenn es ablenkt, dann ist das super. Aber es ist gar nicht der Anspruch. Probiert einfach herum, wie und was spielt keine Rolle. Macht, was immer ihr tut, in dem Bewusstsein darüber, was ihr da gerade macht. Da ist das Stichwort die inzwischen etwas überstrapazierte Achtsamkeit: wenn ihr was esst, dann schmeckt hin. Wenn ihr was anschaut, dann seht hin. Wenn ihr euch bewegt, dann spürt euren Körper. Selbstverständlich werden die Gedanken immer wieder zu eurem Partner wandern. Das ist nicht schlimm.
Ihr könnt euch auch Tageszeiten nur für Gedanken an den Partner reservieren und dann nichts anderes tun als an ihn denken, um die Beziehung trauern, wütend sein, verzweifelt - aber macht es bewusst, spürt in euch hinein, was da alles zutage tritt. Bei allen anderen Aktivitäten schiebt ihr dann die Gedanken sanft, aber nachdrücklich für später beiseite. Es ist Übungssache, es dauert, es erfordert Geduld und ein ständiges wohlwollendes Ermahnen an sich selbst. Aber probiert es mal für ein paar Monate aus; zu verlieren habt ihr eh nichts, denn nichts was ihr denkt, hat einen Einfluss auf den Partner und da könnt ihr ja auch ruhig mal an was anderes denken als an ihn. Zumal das ja für euch auch nicht so gut funktioniert hat.

Es geht nicht um ein Entweder-Oder: entweder nur um sich selbst kümmern oder sich für den Erkrankten komplett aufgeben. Niemand hat je behauptet, dass es leicht wäre, dass man schlechte Gefühle umgehen, dass es voller Spaß und Elan gehen kann oder dass es einfache und schnelle Lösungen gibt.
Mein Therapeut nenn es "das Prinzip Pommestüte": es reicht nicht, die Dinge nur einmal zu tun und dann unter "klappt nicht" zu archivieren. Stellt euch vor, jede positive Aktivität ist ein Reiskorn, das ihr in eine Pommestüte werft. Das eine kleine Körnchen fällt bis nach unten durch in die Spitze und die Tüte wirkt immer noch leer. Auch das zweite, dritte, zehnte, zwanzigste Korn macht die Tüte nicht voll, aber wenn man dranbleibt und nicht aufhört, dann füllt sie sich eben doch und irgendwann merkt man, dass was passiert.

Nein, das Leben ist keine Komödie. Es ist ein Drama und oft gibt es kein Happy End.

Alles Gute für euch,
Salvatore
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Candless
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Candless »

@Salvatore: viele, schöne Ratschläge. Bringen tun sie mir nichts. Das habe ich alles schon hundertfach gehört. Nur mit mir und meiner Situation hat das gar nichts zu tun, gibt die wirklichen Themen nicht wieder und ich kann damit gar nichts anfangen. Einfach an meiner Realität völlig vorbei!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Bittchen
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Salvatore,liebe Mitleser,

die Aussage,dass das Leben ein Drama ist,finde ich gewagt und im Zusammenhang mit Depressionen nicht zielführend.
Für mich gilt als Betroffene"Das Leben ist schön"leider kann ich das als Betroffene durch die dunkle Depressionsbrille nicht immer sehen.
Eine Komödie ist es wohl auch nicht,oft gibt es kein Happy End,ja, doch gibt es auch gute Entwicklungen, immer wieder.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Candless
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Candless »

@all: Eigentlich hatte ich keine Lust, dazu etwas zu schreiben, da ich nicht einsehe, dass ich in einem Forenteil für Angehörige erklären muss, wie die Lebensrealität Angehöriger aussieht. Ich mache das aber jetzt trotzdem, denn die Gefahr scheint mir gross, dass die Angehörigen sich hier zurückziehen. Ich glaube ich muss dazu mal etwas ausholen.

Grundsätzlich: Bei uns geht es um komplexe Probleme, bei denen die Sehnsucht nach dem Partner/der Partnerin ein Unterpunkt ist.

@Salvatore: Du erweckst hier den Eindruck, als sei es das Problem der Angehörigen, sich komplett emotional von der Partnerschaft abhängig gemacht zu haben, das Leben auf Pause zu stellen, sich nur noch mit der Depression des Angehörigen zu beschäftigen, und dann ein Tipp wie "kümmere dich um dich selbst" ein passender Ratschlag sei. Auch im Hinblick darauf, dass unsere Angehörigen nicht irgendwann das Weite suchen, weil sie uns so leiden sehen.

Die Realität, die man hier im Forum lesen kann und die auch meine ist, lautet jedoch: Unsere Angehörigen distanzieren sich von uns, weil sie ihre Gefühle nicht mehr spüren und dadurch wird unsere Not erst ausgelöst. Es geht nicht um Abhängigkeit, es geht vor allem um Verantwortung. Die Not besteht nicht darin, sich für den Partner aufzugeben oder nicht zum Sport zu gehen, das ist für mich völlig lachhaft, ich musste wirklich laut lachen bei den Tipps, schmeckt in euer Essen hinein, usw. Unsere Not ist: Der Partner zieht sich urplötzlich zurück, weil er in einer schwersten Krise ist, bricht die Brücken ab, ist nicht erreichbar, geht nicht online. Wir fragen uns: Was müssen wir tun, damit der andere aus der Gefahrenzone kommt oder nicht weiter in sie hineingerät? Ist er suizidgefährdet? Wie bekomme ich das heraus? Wer kann mich unterstützen, das richtige zu tun? Kündigt er seinen Job? Bricht er den Kontakt zu seinen Angehörigen ab? Löst er Konten auf und verbrennt sein Erspartes, für dass er jahrzehntelang gearbeitet hat und nach Abklingen der Krise wiederhaben wollen würde, weil es die Ausbildung der Kinder mitfinanzieren soll? Trinkt er zuviel Alkohol und fährt dann irgendwo mit dem Auto hin? Diese Probleme sind ja nunmal da, und lassen sich weder wegschmecken, noch weg achtsamen. Sie betreffen auch gemeinsame Kinder, gemeinsames Eigentum, das gemeinsame Leben. Wir stellen uns die Frage: Bei unbekannter Dauer einer schweren depressiven Krise, was vorausgesetzt werden muss, wie lange kann ich es mir finanziell und emotional leisten, unser gemeinsames Leben aufrecht zu erhalten? Ab wann muss ich Entscheidungen treffen, die dann den Rückweg in eine gemeinsame Zukunft verschliessen? Wie kann ich für mich diese "Zwischenzeit" so gestalten, dass ich Wege offen lasse, aber trotzdem weiterleben kann und nicht untergehe. Die Kommunikation mit unseren erkrankten Angehörigen ist hier der wichtigste Punkt. Da wir uns dieser Kommunikation aber stellen müssen, solange wir uns entschieden haben, den Partner oder die Familie nicht abzuschreiben, ist das mit grossem Schmerz verbunden. Wir sind diejenigen, die eine Basis der Kommunikation schaffen, damit der Faden nicht abreisst, das wird vom Kopf gesteuert, kognitiv, nicht emotional, auch strategisch. Das schafft man nur, wenn man dem Partner noch emotional verbunden ist, aber nicht mit herumeiert, also für sich klar sieht was man tut, und seine eigenen Ziele verfolgt. Das ist also ein ganz anderes Standing, als was hier in den Beiträgen mit den diversen Ratschlägen anklingt.

Thema Ratschläge: Jeder weiss, dass Ratschläge überhaupt nicht helfen. Hier hat niemand im allgemeinen Sinn um Ratschläge gebeten. Hier wird durchaus darum gebeten, aus Sicht eines Angehörigen einem anderen Angehörigen zu erzählen, wie man selbst damit umgehen würde. Das ist etwas völlig anderes als ein allgemeiner Ratschlag. Ich gehe auch nicht in den Forenteil für Betroffene und schreibe dort den Depressiven: Achtet auf euch, steht morgens auf, trinkt doch einfach mal nen starken Kaffee, dann hat man mehr Energie, versucht bitte, jeden Tag etwas zu erledigen, z.B. Termine machen, geht bitte achtsam mit euch um, schaut doch mal die schönen Sonnenstrahlen an, die vertreiben dunkle Gedanken usw. Das bringt hier aber genauso wenig! Die tollen Ratschläge wirken auf mich wie ein Hohn. Die wahren Probleme, die wir haben, kommen gar nicht vor. Was hilft es mir, wenn ich "an mich denke" und meine Stiefkinder, die jetzt beim leiblichen Vater leben, dem Exmann meiner Ex-Partnerin, dürfen mich nicht sehen und leiden darunter? Wir brauchen keine Küchenpsychologie, oder psychologische Tipps, sondern vor allem den Austausch untereinander. Dass Liebeskummer und Sehnsucht dazu gehört und auch z.T. einfach ausgehalten werden muss, damit wir weitere Problemlagen angehen können, versteht vielleicht nur ein Angehöriger. Wir alle wissen, dass das aber nicht das Hauptproblem ist. In den Ratschlägen hier wird es aber zum Hauptproblem gemacht. Sicher gibt es extreme Tiefpunkte, die muss man dann sagen dürfen, das hilft, weil es wenig Orte gibt, wo es möglich ist. Aber unser Problem ist nicht unsere Stimmungslage. Das ist ganz und gar nicht das Problem. Natürlich kann es eines werden, dann hat man ein Problem mehr. Die anderen bleiben trotzdem!

Ich möchte hier mal ganz klar sagen: ich bin und war noch nie abhängig, ich lebe ein eigenständiges Leben, das weissgott nicht auf "Pause" steht. Davon, sich in ein Loch fallen zu lassen und das alles als eigenes psychisches Problem auszuleben, sind wir weit entfern. Das Prinzip "Pommestüte" ist für Betroffene vielleicht geeignet. Für mich als Angehörigem geht es nicht darum, positive Impulse zu sammeln. Ich bin selbst nicht depressiv und habe positive Momente. Hier schildere ich aber die Probleme, die aus meiner Situation entstehen und die sonst niemand versteht. Deshalb möchte ich sie hier besprechen und nicht in meinem Nahumfeld. Das heisst aber nicht, dass meine Welt grau oder schwarz ist und keine Lebensfreude mehr da ist, als hätte ich selbst die Depression. Mein Leben verläuft relativ gut, ich starte beruflich durch, treffe Freunde, gehe aus, fahre in die Ferien. Und ja, ich lache auch viel. Trotzdem gibt es diesen Teil, der da ist und für den hier der Ort sein sollte, ohne das man gesagt bekommt, "stell dein leben nicht auf Pause", als würden wir selbst nur leidend im Bett liegen. Da findet man sich als Angehöriger nicht wieder, fühlt sich missverstanden oder sogar auf den Arm genommen, bei all den realen Dingen, um die wir uns kümmern müssen.

Bei uns Angehörigen gibt es ein ganzes Puzzle an Problemen familiärer, beruflicher, partnerschaftlicher, kommunikativer, zeitlicher, räumlicher und finanzieller Art, zu denen wir nur fair und zukunftsweisend entscheiden können, wenn wir den Kontakt zum erkrankten Angehörigen aufrecht erhalten können und/oder es schaffen, einen Plan zu entwickeln, bei dem wir ihm eine gewisse Rolle einräumen. Die kleinste dabei wäre, ihn oder sie als Ex-Partner einzuplanen, eine etwas grössere als evtl. erneutem Partner, eine noch grösere als auf-jeden-Fall-wieder-Partner und die derzeitige Zeit zu gestalten. Der Prozess, wie es weitergehen soll, gehört für uns dazu uns ist langwierig. Wie wir uns die Zukunft vorstellen, wir nach und nach erst sichtbar und die Rolle, die wir dem Partner in unserem Leben noch zutrauen oder er sich selbst, verändert sich immer wieder. Wenn also jemand hier berichtet, "ich habe ihn getroffen und es war grauenvoll und ich bin am Boden zerstört" hat das in erster Linie damit zu tun: Lebenspläne immer wieder anzupassen, die Situation zu begreifen, zu schauen, an welchem Punkt man steht. Es geht nicht darum, dass man emotional abhängig ist und nun seine Sucht nicht ausleben darf.

Auf Dauer versuchen wir eben herauszufinden, wie es weitergehen kann, gemeinsam oder auch nicht, was ist gut für uns, aber auch den Partner und evtl. Kinder, Eltern usw. und im Auge zu behalten, wo der Angehörige steht und ob ich evtl. eingreifen muss, wie etwa bei akuter Suizidgefahr.

Die einzige Möglichkeit, das Leiden als Angehöriger sofort zu beenden wäre, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, beim Jugendamt vorzusprechen, dass der Partner erkrankt ist, finanzielle Dinge und Sorgerechtssachen zum Anwalt, Partner überall blockieren. Um das zu tun, müsste ich wahrscheinlich eine solche Ablehnung entwickeln, die dann diesen Weg möglich macht. Will ich das? Nein. Also muss ich weiter im Gespräch bleiben. Und das werde ich auch, auch wieder dann, wenns weh tut. Alles andere ist unfair und unmenschlich - zumindest ist das meine Meinung. Selbst wenn man auseinanderbleibt, muss der erkrankte Partner die Möglichkeit haben, Dinge auch in seinem Sinne zu regeln. Auch darauf lohnt sich das Warten, finde ich.

Und dass immer alles schlimm ist, stimmt auch überhaupt nicht. Auch in der Krise gibt es gute und schlechte Momente. Ich habe derzeit wieder mal sehr gute Momente mit meiner Ex in unserer Kommunikation. Und auch einige wichtige Dinge sind jetzt im Gespräch, die ich in den letzten Monaten gedanklich vorbereitet habe und die wichtig sind.

In der Hoffnung, es ist einiges deutlicher geworden.

Ganz liebe Grüsse, besonders an diejenigen, die in derselben Situation sind.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Aida1
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Bittchen
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Bittchen »

Lieber Candless,

da möchte ich mich auch anschließen,eine sehr einfühlsame Erklärung was Angehörige tun können um zu unterstützen.
Beides ist möglich, Angehörige sollen schon auf sich achten,aber das schließt ja Verständnis und Hilfe für den Betroffenen nicht aus.
Du hast das sehr gut formuliert,danke dafür.
Ich weiß nicht wo ich heute ohne meine Familie wäre!!!

Liebe Grüße und einen guten Sonntag

Bittchen

PS.Liebe LaLeLu,ich wünsche dir ganz schnelle Besserung.
Weinen können, ist für mich oft ein gutes Zeichen,das zeigt mir ,dass mir die Depression noch nicht Alles genommen hat, meine Gefühle sind noch da.
Gib nicht auf,es gibt kein wertloses Leben.
Diese üblen Gedanken will dir die Depression einreden,es geht auch wieder vorbei.
Ehrlichen Herzens wünsche ich dir alles Gute.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lösung
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Lösung »

Lieber Candless,

ich danke Dir sehr für Deine Darstellung Deiner Sichtweise und auch für Deine bisherigen Gedanken zu meinem Problem (darf ich überhaupt noch hoffen?), mit meinem "zurückgezogenen" Partner. Auch ich kann die üblichen Sprüche kaum mehr ertragen... .

Bitte sei froh, dass Du über der Situation noch nicht selbst depressiv geworden bist, das ist ein großer Vorteil und unterscheidet Dich villeicht ein wenig von uns anderen Partnerm, die vilelicht von der Grundsituation für diese Erkrankung anfälliger sind.

Ich gehöre leider aufgrund meiner Kindheitserfahrungen und der gewaltsamen Erlebnisse vor 4 Jahren zu den Partnern, die selbst, zumindest laut Diagnose, mittelschwer depressiv geworden sind. Aber genau da hilft es uns als Angehörigen nicht, die Sprüche zu hören, die bei Betroffenen eben auch nicht helfen, wie, sinngemäß: Betrachte das Leben doch mal von der positiven Seite.

Was mir hie im Forum immer wieder hilft ist, dass ich aus einigen Posts sehe, dass die unglaubliche Verhaltensweise, die unsere Partner an den Tag legen, tatsächlich mit der krankheit zu tun haben und nicht ihren Charakter wiederspiegeln. Insgeheim ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich denke, na, wenn das jetzt bei dir schon wieder möglich ist, dann verstehe ich nicht, dass Du nicht wenigstens mal ein Wort mit mir sprechen kanst. Ich glöaube immer wieder, dass ich einfach eiskalt zu den Akten gelegt worden bin, er nicht mehr einen Gedanken an mich verschwendet, mich nicht meer vermißt und noch nicht einmal den Anstand verspürt, mich das wissen zu lassen. Wenn die Angst vor eienr Auseinandersetzung so groß ist, könnte er mir das ja auch schreiben. Aber noch nicht einmal das scheine ich ihm wert zu sein!

Ich hatte vor wenigen Tagen meine 50 . Geburtstag, nicht einmal da kam irgendwetwas. Eigentlich weiß ich ja auch, dass ich immer wieder versuchen sollte, Brücken zu bauen. Aber nach der langen Zeit und dem Umstand, dass er alle Kanäle für eine Kommunikation verschlossen hat, weiß ich faktisch wirklich auch nicht mehr wie. Dazu kommt, dass ich langsam auch denke, ich mache mich nur noch lächerlich und dränge mich auf. Das fühlt sich so an wie: Man, merkt die dumme Kuh nicht, dass ich einfach nicht mehr will?

Tatsächlich würde mein Partner so nie formulieren und hat mir an jedem Punkt genaiu das Gegenteiel meiner üblen Befürchtungen gesagt, als wir noch miteinander sprechen konnen. Aber meine Wahrnehmungsverzerrung - oder eben auch die unliebsame Realität? - deuten alles um. Es ist wie auf zwei Flössen gleichzeitig zu stehen, immer rmit dem Risiko, dass eines gleich in eine ander Rictung "gestrudelt" wird..

Insoweit möchte ich auch Euch anderen Betroffenen und Angehörigen danken, wie ihr es hier oft schafft, Einblicke in Euer Seelenleben fühlbar zu machen. Mich rührt dies auch sehr oft zu Tränen. Da ich berufsbdingt jedoch darin geübt bin, immer sehr sachlich zu schreiben, merkt man mir meine Verzweiflung und Dünnhäutigkeit vielleicht nicht so an, dass man sich einfühlen könnte... Aber da sieht man mal, wie schwer es für ALLE ist, aus ihrer alten Haut zu kommen.

Lasst uns hier bitte weiter liebevoll füreinander da sein, denn das Fehlen dieser mitmenschlichen Wärme und des Veständnisses ist es in meinen Augen, warum sich diese Krankehti immer mehr ausbreitet...

Ganz liebe Grüße
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo Lösung,
Lösung hat geschrieben:Auch ich kann die üblichen Sprüche kaum mehr ertragen...
Nur eine kurze Verständnisfrage: Meinst du die Sprüche, die du von Freunden, Bekannten etc. im echten Leben zu hören bekommst, oder Sprüche hier im Forum?

Liebe Grüße,
DieNeue
Herz1234
Beiträge: 69
Registriert: 25. Dez 2018, 19:49

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Herz1234 »

@Candless
Du sprichst mir aus der Seele
Stinker1512
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Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Stinker1512 »

Habe nun meine Energie zusammengerauft und ihn gefragt, ob wir uns heute sehen können. Ich wollte ihm sagen, dass ich nun selbst zum Therapeuten gehen werde und wollte fragen, ob er nicht Lust hätte mich zum Termin zu begleiten. Zum einen, weil ich selbst ein wenig Angst davor habe und ihn gern dabei gehabt hätte.
Jedoch war seine Antwort auf das Treffen, dass er das nicht möchte.
Natürlich hat mich das erstmal getroffen, aber ich bin froh, dass er wenigstens ehrlich zu mir ist, da ich ihm beim letzten mal ja geschrieben habe, dass das sonst alles nicht funktioniert.

Nun jetzt überlege ich, ob ich ihm das mit meinem Termin nun einfach schreiben soll, damit er Bescheid weiß. Das ist nun auch nicht mehr so lange hin.

LG
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,

möchtest du denn, dass er dich nur dorthin begleitet und dann auf dich wartet oder dass er mit zu dem Therapeuten mit reingeht?
Das zweite stelle ich mir schwierig vor und würde ich, glaube ich, nicht machen. Denn er ist ja auch ein Teil deiner schwierigen Situation und ich fände es komisch, wenn dann in meinem Beisein darüber geredet wird, wie es mir geht und warum der Andere ein Problem damit hat. Und ich glaube, du könntest dann auch nicht so frei reden wie alleine.

Liebe Grüße,
DieNeue
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo,

Was mich seit einiger Zeit nun auch beschäftigt, ist, was er eigentlich seinen Eltern/Freunden über uns erzählt hat. Wäre das "in Ordnung" wenn ich ihn danach frage?

Wie denkt ihr darüber?

Liebe Grüße
Herz1234
Beiträge: 69
Registriert: 25. Dez 2018, 19:49

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Herz1234 »

Also ich würde das gar nicht erst fragen .
Die haben nämlich eine ziemliche Wahrnehmungsverzerrung ,
wer weiß, was sie erzählt haben ( und in Wirklichkeit gar nicht so stimmt...)
Was willst du dagegen machen ?
Ich würde mir das gar nicht erst antun .
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
Herz1234 hat geschrieben:Die haben nämlich eine ziemliche Wahrnehmungsverzerrung ,
wer weiß, was sie erzählt haben ( und in Wirklichkeit gar nicht so stimmt...)
Ich denke nicht, dass man das allgemein so krass sehen sollte. Bei deinem Mann spielt ja scheinbar noch eine psychotische Komponente mit rein, da ist die Wahrnehmung nochmal anders als bei einer reinen Depression.

Liebe Grüße,
DieNeue
Herz1234
Beiträge: 69
Registriert: 25. Dez 2018, 19:49

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Herz1234 »

@DieNeue
Das sag ich dir ... das ist schon heftig .
Er kann sich an vieles gar nicht mehr erinnern .
Und ganz ehrlich : das glaube ich ihm auch
DieNeue
Beiträge: 5834
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Hallo Herz,

hm, also von mir kenne ich das überhaupt nicht. Klar sieht man alles negativer als wenn man keine Depression hat, aber ich habe mit Sicherheit nicht den totalen Schmarrn erzählt und mich hinterher nicht mehr dran erinnert.
Aber schon heftig wie das bei deinem Mann ist. Das wollte ich auch gar nicht herunterspielen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Candless
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von Candless »

Ich kenne das auch, nämlich in dem Sinn, dass meine Ex viele Dinge in ihren schweren Episoden völlig anders interpretiert als es derjenige gemeint hat oder als andere es erleben, die dabei sind. Vielleicht ist das dann weniger einer Wahrnehmungsverzerrung, als eine sehr eigensinnige Interpretation, die auf vielen Vorannahmen beruht, die in ihrer Depression begründet liegen. Glaubenssätze wie "mich kann eh keiner leiden", "ich mache sowieso alles falsch", "nichts kriege ich hin", "egal wie es kommt es wird nur schlechter", "ich bin nicht liebenswert", usw. spielen wohl eine grosse Rolle. Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass sie manchmal von Ereignissen erzählt hat, die mir völlig unbekannt waren und sich dann herausstellte, dass ich sogar dabei war. Nur habe ich das alles ganz anders erlebt, z.B. was Bekannte zu ihr gesagt haben oder wie Arbeitskollegen ihr gegenüber waren.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Gute Nachrichten...

Beitrag von DieNeue »

Das mit der Interpretation nach Glaubenssätzen trifft es eher. Verzerrte Wahrnehmung, finde ich, klingt immer so danach, als wäre man irgendwie zu blöd die Realität zu sehen oder hätte Halluzinationen. Im Prinzip interpretiert ja jeder Mensch die Wirklichkeit nach seinen eigenen Glaubenssätzen. Nur bei Depressionen sind die halt sehr negativ.
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