Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Antworten
Ronja Räubertochter
Beiträge: 9
Registriert: 3. Feb 2019, 22:12

Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Beitrag von Ronja Räubertochter »

Hey,
ich bin neu hier und da ich noch nicht so richtig "gestöbert" habe, weiß ich nicht, ob es ähnliche Beitrage ggf. schon gab.
Für mich ist gerade ein großes Thema, dass ich vor ein paar Wochen erneut in eine depressive Phase gerutscht bin und ich sehr große Schwierigkeiten habe mich gegenüber meinem Freund zu öffnen. Da ich in letzer Zeit häufig Zusammenbrüche hatte, hat er sich natürlich Sorgen gemacht, viel nachgefragt was los ist und ob es was gibt, was er für mich tun kann. Doch häufig konnte ich das gar nicht genau sagen bzw. er hat nicht verstanden, warum der Prüfungsstress so viele Ängste und Zweifel in mir hervorrufen kann..
Neulich haben wir uns dann über unsere Beziehung unterhalten und er meinte, dass wir nebeneinander herleben und er weiß, wofür er mich liebt aber das da ja diese negative Seite ist, die er an mir nicht liebt. Von ihm war es so gemeint, dass er mich dadurch motivieren wollte mir therapeutische Hilfe zu suchen und er hat auch immer wieder betont, dass er mich unterstützt usw. aber trotzdem hat es mich auch wütend gemacht, dass er mir sowas sagt. Ich bin ihm gegenüber definitiv etwas offener geworden und das hat mich so viel Überwindung gekostet und jetzt habe ich wieder das Gefühl, ihm gegenüber nicht offen sein zu können, "weil er "diese Seite" nun mal nicht liebt" und ich ihn, in den Momenten in denen es mir schlecht geht es ihn noch weniger wissen lassen möchte. Dabei würde uns das ja auch noch mehr voneinander entfernen.
Das Ding ist, dass es mir sehr viel leichter fällt mit Freunden zu reden, die mir charakterlich ähnlicher sind, teilweise auch schon depressive Phasen hinter sich haben und mich dadurch auch so viel besser verstehen können und mir nicht das Gefühl geben, dass meine Reaktion übertrieben ist. Mein Freund meint es auf keinen Fall böse, nur ist er sehr extrovertiert und selbstsicher und manchmal nicht so taktvoll und in vielen Punkten einfach ganz anders als ich.

Ist vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation und hat ggf. hilfreiche Tipps, was die Kommunikation erleichtern könnte?

Eine letzte Sache: Ich habe Hemmungen meine Depression als solche zu benennen. Es wird eher von "schlechter Stimmung" geredet. Geht es da jemandem ähnlich?
Kräuterhexchen
Beiträge: 30
Registriert: 26. Okt 2018, 09:46

Re: Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Beitrag von Kräuterhexchen »

Liebe Ronja,

vielleicht wäre dein Post in "Umgang mit der Krankheit" besser aufgehoben. Dort lesen deinen Post wahrscheinlich mehr, die in der gleichen Situation wie du sind und du bekommst mehr Antworten.

Ich bin Angehörige. Ich finde es auf jeden Fall auch nicht taktvoll, dass dein Freund dir sagt, dass er einen Teil von dir nicht liebt. Dabei gehört es doch zu dir! Hoffentlich nur temporär.
Und ich hoffe, dass du dir Hilfe suchst. Deswegen bist du ja sicher (auch) hier, oder? ;-)

Mir hätte es geholfen, wenn sich mein Partner mir gegenüber geäußert hätte, wie es ihm geht und wie er sich fühlt. Ich hätte mir eine solche Offenheit sehr gewünscht, dass er die Kraft hätte es mir zu erklären. Leider hat er sich total zurückgezogen, so dass ich mir alles selbst anlesen und erklären musste.
Ich glaube nicht, dass es euch weiter auseinander bringt, wenn du dich ihm offenbarst. Es zeigt ja doch, dass du ihm vertraust und ihn liebst. Und ja, es kann auch das Risiko haben, dass er es nicht versteht und/oder nachvollziehen kann. :(
Viele, mit denen ich gesprochen haben, haben keine Ahnung, was es heißt depressiv erkrankt zu sein und wie sich ein Betroffener fühlen kann. Selbst gute Freunde haben keinen Nerv sich damit zu beschäftigen und tun es ab mit "so ne Phase hatte ich auch schon". :(
Mir half es, mir zu vergegenwärtigen, dass es eine Krankheit ist. Wie Diabetes oder ein gebrochenes Bein. Da lässt man den Partner ja auch nicht fallen, weil er gerade mal nicht auf der Höhe ist. :roll:

Vielleicht kannst du mal nach dem Video "schwarzer Hund" suchen. Wenn es deine Situation gut beschreibt, kannst du ihm das vielleicht zeigen. Dann musst du nicht selbst Worte suchen.
Oder du lässt ihn diesen Artikel lesen: https://mobil.stern.de/gesundheit/depre ... 71996.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; (Danke @dieNeue)

Dazu kannst du ihm einen Brief schreiben, in dem du ihm beschreibst, wie du dich fühlst, was es mit dir macht, wodurch es deiner Meinung her kommt, und was du dir für eure Beziehung wünschst und was er dir bedeutet. (huch, das war jetzt viel :shock: ) Ein Brief gibt dir die Gelegenheit alles in Ruhe zu überlegen, zu ordnen und auszuformulieren ohne unterbrochen zu werden.

Viel Kraft bei deinen Bemühungen um euch.
Und natürlich viel Erfolg trotzdem bei deinen Prüfungen!
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ronja,

ich kann deine Reaktion sehr gut verstehen. Ich würde mich da auch so fühlen. Was er gesagt hat, war echt taktlos.
Ich bin auch Betroffene und ich denke, im Forum "Umgang mit der Krankheit" wäre dein Beitrag auch gut aufgehoben. Wobei es hier natürlich auch mal gut tun kann, zu hören, dass es gut ist, wenn man sich als Betroffener dem Partner öffnet oder vielleicht haben auch die Angehörigen Tipps, was ihnen beim Verständnis der Krankheit geholfen hat.
Zu wissen, was ich brauche, habe ich durch meine Therapien und über die Jahre hinweg gelernt. Ich denke, da geht es den meisten Betroffenen so. Aber man kann es auf jeden Fall lernen!

Liebe Grüße,
DieNeue
Ronja Räubertochter
Beiträge: 9
Registriert: 3. Feb 2019, 22:12

Re: Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Beitrag von Ronja Räubertochter »

Ja stimmt, was den Beitrag angeht, habe ich mich wohl "verklickt". Danke, dass ihr trotzdem drauf eingegangen seid!
Ich glaube, dass mein Freund bisher wirklich wenig Berührungspunkte mit Depressionen hatte und ich ihm eigentlich nicht böse sein sollte, sondern versuchen sollte ihm mehr zu erklären und dadurch seinerseits überhaupt erst mehr Verständnis aufbringen kann. Ich kann mir ja auch sehr gut vorstellen, dass es verletzend ist, wenn der Partner einem gegenüber so verschlossen ist, nur kann ich mich so wenig mit dem, was ich denke identifizieren und schäme mich teilweise so sehr, dass ich ihn manches nicht wissen lassen möchte. Obwohl ich weiß, dass diese Gedanken Teil der Krankheit sind.
Vielleicht fällt es mir wirklich einfacher einen Brief zu schreiben oder meine Gedanken vor Gesprächen erstmal zu verschriftlichen. Und vielen lieben Dank für die anderen wertvollen Tipps!
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Partner

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ronja,
Ronja Räubertochter hat geschrieben:Ich glaube, dass mein Freund bisher wirklich wenig Berührungspunkte mit Depressionen hatte und ich ihm eigentlich nicht böse sein sollte, sondern versuchen sollte ihm mehr zu erklären und dadurch seinerseits überhaupt erst mehr Verständnis aufbringen kann.
Jein. Natürlich ist es gut, wenn du ihm erklärst, was in dir vorgeht. Aber es ist nicht nur deine Verantwortung, ihn über die Krankheit "aufzuklären". Er sollte sich auch selber darüber informieren, wenn er schon wissen will, was los ist.
Oder weiß er gar nicht, dass du Depressionen hast, weil du das Wort nie benutzt? Deine Wut wegen des Spruchs, dass er diese Seite an dir nicht liebt, finde ich nur verständlich und das würde ich ihm auch sagen und das nicht einfach so schlucken.
Ronja Räubertochter hat geschrieben:Ich kann mir ja auch sehr gut vorstellen, dass es verletzend ist, wenn der Partner einem gegenüber so verschlossen ist, nur kann ich mich so wenig mit dem, was ich denke identifizieren und schäme mich teilweise so sehr, dass ich ihn manches nicht wissen lassen möchte.
Wofür schämst du dich?? Für deine negativen Gedanken? Du brauchst dich nicht für deine Gedanken und Gefühle schämen. Gedanken und Gefühle kommen meistens einfach, ohne, dass man sie erwartet oder selbst produziert hat. Aber du bist ja in der Lage zu unterscheiden, dass du solche Gedanken nicht haben willst. Du kannst deine Gedanken aufteilen in normale Gedanken und Meta-Gedanken. Meta-Gedanken sind die Gedanken, mit denen du über deine anderen Gedanken nachdenkst und die beurteilst. Also dass du dir zum Beispiel denkst "Ich habe gerade XY gedacht. Aber ich finde den Gedanken XY blöd und will sowas gar nicht denken." Das ist doch eine gute Ausgangsbasis, um daran zu arbeiten, wie du denkst.
Hast du denn einen Therapeuten, mit dem du über sowas reden kannst?
Schämt sich dein Freund denn für seine Gedanken oder Sprüche? Sein Spruch war ja auch ziemlich verletzend.

Liebe Grüße,
DieNeue
Antworten