Bei uns läufts besch*eiden...

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klein-sadi
Beiträge: 4
Registriert: 6. Feb 2019, 10:31

Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von klein-sadi »

Hey ihr lieben,

bei mir und meinem Mann läufts grad echt beschissen. Seit Monaten. Wir finden jeden Monat in nem anderen Zimmer Schimmel hinter irgendwelchen Regalen oder Kleiderschrank oder anderen Ecken. Quasi neuer Monat neuer Schimmel. Für uns als Sammler von Büchern, Videospielen und DVDs natürlich immer die Angst ob nur die Wand oder auch die Sammlung betroffen ist und dann jedes mal alles abrücken und sprühen und wischen und Tapete abziehn und nochmal sprühen und wischen und mit Feuchtraumfarbe überstreichen und das alles dann mit Kind das immer dabei sein will aber eben nicht soll wegen zb Chlor im Schimmelvernichter. Und jedes mal die Sachen aus der befallenen Ecke wegräumen, nur dass es kein "weg" gibt weil alles voll ist überall weil die Wohnung viel viel viel zu klein ist und sich alles stapelt und türmt und quetscht.

Aber ne neue Wohnung gibts auch nicht, weil wir uns nach den Richtlinien vom Amt richten müssen, weil wir aktuell beide arbeitslos sind. Und diese Richtlinien sind utopisch. Also entweder zu teuer oder zu groß oder die Vermieter wollen keine arbeitslosen. Wir suchen seit ich wusste, dass ich schwanger war und unsere Tochter ist fast 2,5 Jahre mittlerweile...Und mein Mann soll sich selbstständig machen mit LARP (hatten wir geplant und das Amt will, dass er es auch umsetzt) aber der steckt auch in Depressionen fest die wegen der Gesamtumstände mittlerweile bei Selbstmordgedanken sind und die Motivation aktiv gegen die Arbeitslosigkeit vorzugehen wird durch die ganzen Rückschläge natürlich nicht gerade besser.

Und ironischerweise sorgt das dafür, dass wir erst recht nicht vom Amt wegkommen um vllt ne andere Wohnung ohne Vorgaben zu finden und damit vom Schimmel wegzukommen. Ich war so dumm meine Schwangerschaft preiszugeben bevor mein Vertrag verlängert wurde und somit bin ich damals arbeitslos in die Elternzeit und quasi gezwungen bis zum Ende der Elternzeit arbeitslos gemeldet zu sein also auch nicht vom Amt wegzukommen. Und jetzt versuch ich wenigstens für danach nicht nur wieder nen Job, sondern auch endlich ne Ausbildung zu kriegen die ich mit 28 immer ncoh nicht habe und hoffe dann in 4 Jahren einen Job zu haben, in dem ich mal mehr als 1000€ Brutto verdiene, denn wir brauchen ca 1500€ Einkomen um nicht mehr vom Amt abhängig zu sein.
Aber ich warte jetzt auf Antworten udn warte und warte. Bin schon froh über jeden der wenigstens bescheid gibt, dass meine Unterlagen angekommen sind und der Auswahlprozess einige Tage in Ansprucht nimmt. Dann gibts da noch die Tatsache, dass ich in Verstellungsgesprächen offensichtlich nicht überzeugend genug bin oder interessant genug bin um genommen zu werden, sonst hätt ich ja mittlerweile ne Ausbildung mal angefangen in den letzten Jahren. Aber im Augenblick will ich da erstmal hin kommen.

Oh und dazu hat mein Mann seit etwa 2 Monaten Bauchschmerzen die auf die Wirbelsäule drücken und laut Arzt kommt das von starken Blähungen aber nix anti-blähendes hilft und das bringt ihn noch weiter ins Tief und ich persönlich glaube das ganze ist zumindest teilweise psychosomatisch, weil der Stress eben auf den Magen geht (Magengeschwür wurde schon ausgeschlossen).

Ganz nebenbei wurde im Januar noch unser Auto aufgebrochen und das Navi geklaut. Dann hatten wir kein Auto und eine Werkstatt die uns sagt sie hat keine Ahnung wie lang es dauert bis das Ersatzteil da ist. Kann Tage oder Wochen sein. Wer braucht schon ein Auto. Vor allem mit Kind. Völlig überbewertet...Ging dann doch sehr schnell, nachdem die Versicherung mit der Werkstatt über einen möglichen Ersatzwagen sprach..

Dafür haben wir jetzt festgestellt, dass von unserer DVD Sammlung (mehrere 1000) einige Filme nicht richtig laufen und gegooglet und erfahren, dass entgegen der früheren Meinung heute bekannt ist, dass DVDs eine Lebensdauer von maximal 20 Jahren haben und wir haben hier einiges was locker über 15 Jahre alt ist und nun ist die Angst da, dass wir quasi alles in die Tonne kloppen können, weil es zwar kostenlose Programme für die Rettung der Daten gibt, aber diese Daten ja dann auf ein Speichermedium müssen und grob überschlagen würden auf eine 1TB Festplatte knapp 400 Filme passen (Die Bonusdiscs und Extras und so was immer auf DVDs mit drauf ist noch gar nicht beachtet) also müssten wir uns minimum 10 1 TB Festplatten kaufen und dafür fehlt bei weitem das Geld...

Und bei all dem dreht sich mein Mann hysterisch im Kreis, weil ihn seine Depressionen lähmen irgendein Problem zu lösen. (zb mir bei Schimmelentfernung zu helfen oder die Selbstständigkeit mal anzugehen, oder selbst auch mal nach Wohnungen zu gucken oder IRGENDWAS produktives zu machen ohne, dass ich sein Händchen halte)

So, das musste jetzt mal raus. Und ich habe nichtmal davon gesprochen, wie sich seine Depression äußert und wie wahnsinnig er mich damit teilweise macht...

Vielleicht gehört der Text auch gar nicht hier hin, denn eigentlich geht es ja nicht so richtig um die Depressionen aber andererseits ist das ein Blick in unseren Alltag mit dem Fokus auf eben all die Dinge die meinen Mann weiter runter ziehen und meine Verzweiflung, weil es eben keine eingebildeten Probleme sind, die mit Therapie und Tabletten nichtig würden, sondern tatsächliche tägliche für uns allgegenwärtige Probleme, die gelöst werden müssten, damit sein Zustand besser werden kann.
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von DieNeue »

Hallo klein-sadi,

ich bin zwar Betroffene, aber ich schreibe hier auch immer wieder mal mit.
Dein Beitrag hat mich sehr an meine Situation letztes Jahr erinnert. Ich hatte Schimmel hinterm Bett und es hat wochenlang gedauert, bis endlich der Vermieter kam und dann der Maler kam usw. Ich hatte die Tapete schon abgerissen, um mir das Ausmaß des Schimmelbefalls anzusehen. Ab da hat es in meiner Schlafecke gerochen wie in nem Kellerrohbau. Deshalb bin ich aufs Sofa umgezogen, hab die Matratze aus dem Bett, damit Luft an die Wand kommt. Ich hab eine 40qm große Einzimmer-Wohnung, also auch nicht viel Platz. Dann hat mein Trockner angefangen, nur noch stinkige Wäsche zu produzieren. Da hab ich dann alles mögliche ausprobiert und hatte ständig Wäsche rumstehen, wieder Wäsche, die wieder gestunken hat und nochmal gewaschen werden musste usw. In der Wohnung wollte ich die Wäsche nicht aufhängen, sonst schimmelt es noch mehr, draußen ging nicht, weil im Winter ständig wer geschürt hat und die Kleidung dann nach Rauch roch. Auf meinem Sofa bekam ich Rückenschmerzen, also hab ich auf der Matratze auf dem Boden geschlafen, dann lag die auch noch rum mit Bettzeug...
Es war echt furchtbar... meine Wohnung sah wochenlang aus wie in einer Wäscherei, alles Chaos, Möbel waren weggerückt und standen im Weg, man konnte kaum noch steigen...
Der Maler hat dann alles gemacht, aber keine Tapete mehr an die Stelle wegen besserer Belüftung. Tja, es riecht immer noch immer wieder nach Rohbau und es sieht aus, als käme der Schimmel wieder. Ich will die Fußbodenleiste gar nicht wegmachen, um nachzuschauen...
Ich kann dich echt gut verstehen. Das ist so ätzend.

Das mit dem Amt kenne ich auch. Als ich meine Wohnung gesucht habe, war ich auch noch beim Jobcenter gemeldet und du hast Recht, die Vorgaben für Wohnungen sind echt utopisch. Es ist so schwer, überhaupt mal eine Wohnung zu finden, die den Vorgaben entspricht und dann kommt man da hin als Hartz-IV-ler... und hat im Prinzip schon verloren. Ich habe zum Glück über einen Bekannten eine Wohnung gefunden, die auch genehmigt wurde.
Ich bin froh, dass ich wenigstens Hartz-IV hatte, aber der Umgang mit dem Jobcenter ist echt anstrengend. Und über 2,5 Jahre Wohnung suchen ist echt zermürbend.

Eine Psychiaterin hat mal gemeint, dass es schon ein großer Belastungsfaktor ist, wenn man mit wenig Geld auskommen muss. Und das ist wirklich so. Mittlerweile wurde meine EU-Rente genehmigt, ich habe mehr Geld und bin nicht mehr vom Jobcenter abhängig und es ist so ein Unterschied! Geld macht nicht glücklich, aber genug Geld haben löst viele Probleme schneller.

Hat sich dein Mann schon mal auf Lebensmittelunverträglichkeiten testen lassen? Das hat bei mir total angefangen, als es mir psychisch immer schlechter ging. Wenn nicht, würde ich das mal machen lassen. Wobei sich das eher im Darm bemerkbar macht als im Magen. Bei mir ist es gerade anders rum, bei mir gehe die Rückenschmerzen auf den Magen. Auch ätzend.

Dein Beitrag gehört auf jeden Fall hierher, denn es sind riesige Belastungen, die euch zu schaffen machen, und das fördert Depressionen mehr, als man sich vorstellen kann.

Alles Gute dir und einen guten Austausch hier.

Liebe Grüße,
DieNeue
Zuletzt geändert von DieNeue am 13. Feb 2019, 16:31, insgesamt 1-mal geändert.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
dieNeue hat das schon so geschrieben, dass mir nichts mehr einfällt außer:
Bei dieser Belastung könnt der Hausarzt oder der Psychiater oder am besten beide ein Attest ausstellen, dass dringend eine neue Wohnung her muss. Eventuell könnte dann eine höhere Miete übernommen werden, wenn nichts im Preislimit des Jobcenters gefunden werden kann.
Macht euch da mal richtig kundig.
LG
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich nochmal... Ist dein Mann denn gerade bei einem Therapeuten oder Psychiater in Behandlung? Wenn ja, was sagen denn die zu eurer Situation?
Wenn er schon Suizidgedanken hat, gehört er eigentlich in die Klinik...

Liebe Grüße,
DieNeue
klein-sadi
Beiträge: 4
Registriert: 6. Feb 2019, 10:31

Re: Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von klein-sadi »

Hallo
Danke für die netten Antworten. Jetzt fühl ich mich ein Stück weniger allein.

Wir waren bisher beim Hausarzt und der hat ihm eine Überweisung zum Therapeuten gegeben und uns gleich einen empfohlen. Bei diesem steht er jetzt auch auf der Warteliste die etwa 3-4 Monate Wartezeit hat.
Allerdings ist mein Mann der Überzeugung das ein Therapeut nicht helfen wird da der die Wohnung auch nicht grösser macht oder die Vorgaben vom Amt ändern kann oder für genug Geld sorgen kann damit wir vom Amt wegkommen oder dafür sorgen kann dass wir keinen neuen Schimmel kriegen etc.
Ich hoffe da mehr auf Medikamente die es ihm holt ermöglichen eben nicht sich hysterisch im Kreis zu drehen bei lösbaren Problemen sondern sie aktiv anzugehen.
In eine Klinik will er auch auf keinen Fall weil ein großer Teil unserer Probleme auch Zeitmangel ist und wenn er in einer Klinik steckt stihlt dieser Aufenthalt Zeit die wir anders "sinnvoller" nutzen könnten/müssten.
"Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll."
- Georg Christoph Lichtenberg
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Bei uns läufts besch*eiden...

Beitrag von Bittchen »

Liebe klein - sadi,

ganz abgesehen von der Depression deines Mannes,da habt ist ja schon der richtige Weg zum Therapeuten eingeleitet.
DieNeue hat Recht,bei Suizidgedanken immer eine Akutklinik aufsuchen,die Instituts Ambulanz einer Psychiatrie ist da die richtige Adresse.
Zu eurer Wohnsituation fällt mir noch das Umweltamt oder auch das Gesundheitsamt ein.
Unter den Umständen wird die Gesundheit von euch und eurem Kind stark gefährdet,da muss es doch Hilfe geben.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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