Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Rheinechse
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Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Rheinechse »

Liebe Forianer! :hello:

Vor 6 Jahren war ich zuletzt hier im Forum aktiv. Wie ich mir schon dachte, hat sich an den Themen, den Therapien und den Medikamenten einschliesslich aller damit verbundenen Probleme, nicht viel verändert. Habe ich doch in den Medien nichts wirklich durchschlagend Neues über Therapie bei Depression gehört. Was mich mehr verwunderte, war, dass tatsächlich einige Namen "von damals " immernoch hier auftauchten. Über dieses "Bekannte" habe ich mich natürlich in dem Augenblick gefreut. Obwohl das für den Betreffenden/ die Betreffende ja nichts anderes heißt , als dass die Depression umgangssprachlich "chronisch " ist.
Und genau das beschäftigt mich im Moment. Nach einem neunmonatigen Aufenthalt in einer Klinik 2012/2013 bin ich jetzt medikamentös wie ich finde gut eingestellt. Ich lebe ein von aussen betrachtet ziemlich normales Leben, mit Hobbys, einer Katze , einem Partner. ( nur arbeiten kann ich nicht, dazu ist die Depression zu stark) Das Problem ist , dass ich eine ganz ganz niedrige Belastbarkeit habe. Dann kann ich auch mal ganz schnell wieder in einer tieferen Depression sein. Wie Anfang dieses Jahres. Hormonelle Schwankungen , ein paar reale Sorgen, ein "aufputschendes" "Familien"-treffen, zack , war da wieder die Dunkelheit, und die totale Unfähigkeit zu agieren- eine schwere depressive Phase halt.
Ich musste zb einen Zahnarzttermin absagen, dann mache ich terminlich immer nur noch das Allernötigste, Termine bei meiner Psycholgin , evtl. ein Treffen mit jemandem, der eingeweiht ist, aber meistens nur einkaufen und sonst klappt nix.

Dieser Beitrag hier richtet sich an alle, denen das bekannt vorkommt! Wie geht ihr damit um, wenn nach einer relativ guten Phase die Dame in Schwarz wieder anklopft? :roll:
Wie wirkt es sich auf Euer Leben aus? Wie "verkauft" ihr das im Freundes - oder Bekanntenkreis, wenn ihr eine Verabredung absagen müsst? Wie bei einem Arzt ( ausserhalb des Psychiaters), wo ihr womöglich schon lange einen Termin hattet und drauf gewartet habt? Wie wirkt sich das auf Eure Freizeitaktivitäten aus? Wie auf Eure Partnerschaft? Nachbarn? auf das ganze Umfeld?
Und vor allem: Wie schafft ihr es , Euch dafür keine "Schuld" zu geben, sondern sich zu sagen, dass es "nur" eine verd. ...Krankheit ist.? Ich komme mir dann so langsam vor wie eine Schildkröte unter wieselflinken anderen Tieren. Wie eine Aussätzige. Und sehr oft kommt dann so ein Gedanke wie " jetzt ist ein Monat rum", was hast du eigentlich in der ganzen Zeit gemacht? :?: :( und dann geschieht fast automatisch und unwillkürlich wie die negativen Gedanken in der Depression) ein Vergleich mit "Gesunden." Und dann fühle ich mich schlecht. :( :(
Vielleicht habt ihr ja Methoden :idea: entwickelt, dann trotzdem helle Gedanken zu denken, ... das wäre hilfreich und wünschenswert. :) Gelingt mir aber weissgott nicht immer.

Ich bin 45 Jahre, weiblich und habe die Depression aus meiner Kindheit.

Ich wünsche Euch trotz allem viel Kraft und Licht nach da draussen in dieses Schmuddelwetter :hello: und freue mich auf Eure Antworten.
Herd04
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Herd04 »

Liebe Rheinechse,

ich bin jetzt seit 7 Jahren hier im Forum,eher mitlesend als schreibend.
Wie bei dir sind meine Depressionen auch chronisch. Ich behaupte, trotzdem ein relativ gutes Leben zu haben. Seit 2011 beziehe ich Erwerbsminderungsrente brauchte aber einige Zeit für die Einsicht,dass Arbeiten nicht mehr geht.

Mich nehmen immer wieder kürzere Depriphasen in Beschlag, wie jetzt gerade auch. Ich habe für mich ausgemacht, dass ich Belastungen erst einmal ganz gut aushalte, dass ich danach aber in die Depression rutsche.

Diese Erkenntnis hilft mir ,mit der Erkrankung umzugehen. Ich kann Belastungen nicht umgehen und will das auch gar nicht,weil sie oft auch mit Schönem verbunden sind, wie zum Beispiel Wochenenden mit den Enkeln.
Ich versuche aber zu akzeptieren,dass die "Belastungs-Latte " bei mir nicht hoch liegt. Ich kann zum Beispiel keinen Urlaub planen,ohne dass ich die Möglichkeit habe,kurzfristig zu stornieren. Es gehen ohnehin nur höchstens 7 Tage. Das ist so, und zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Mann.
Die Depressionsphasen halte ich auch deshalb halbwegs aus,weil ich weiß,dass mir energisches Kämpfen nur Kraft raubt.
Ich versuche, dieser Krankheit nicht mehr Raum als meinen anderen "Leiden" (Rheuma, Tinnitus,Hashimoto usw.) zu geben.

Ich weiß jetzt nicht ,ob es mit meinem Alter (61) zusammenhängt oder ob es gar die Depression war,die mich lernen ließ,zufriedener zu sein.
Ich achte mehr auf kleine Dinge im Alltag,die mich erfreuen. Entweder passieren sie einfach so,oder ich plane sie bewusst ein. Schon oft habe ich von meinen Enkeln (7,6 und 21 Monate) geschrieben. Das Zusammensein mit ihnen und auch das Vertrauen unserer Töchter in uns sind wahre Geschenke. Aber es gibt auch noch so viel anderes.

Meinen Mädels und auch meinen Freundinnen kann ich gut sagen,wenn es mir nicht gutgeht. Ich bin ja von Anfang an ziemlich offen mit der Krankheit umgegangen. Es ist noch nicht oft vorgekommen,dass ich Treffen oder ähnliches absagen musste.Sollte es jemand außerhalb unseres Freundeskreises nicht verstehen, wäre mir das egal.

Liebe Rheinechse,hoffentlich denkst du jetzt nicht,mein Leben mit den Depressionen wäre eitel Sonnenschein oder gar problemlos.
So ist es leider nicht. Jedes Mal aufs Neue erschrecke ich, bin antriebslos und angespannt. Aber ich denke dann auch gleich,dass es wieder vorbeigeht und dass es seit 8 Jahren nicht mehr an eine Klinik-Einweisung gedacht habe.

Ganz liebe Grüße von Edda
Zuletzt geändert von Herd04 am 28. Jan 2019, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Hallo Rheinechse,

hatte vor kurzem auch einen Zahnarzttermin abgesagt, was ich eigentlich sonst nicht mache. Und werde mir meine Zähne nächstes Jahr machen lassen, weil ich da hoffe, etwas mehr Geld zu haben.

Wenn die Dame in Schwarz wieder anklopft, versuche ich das anzunehmen und trotzdem das Beste draus zu machen. Verabredungen, die ich nicht wahrnehmen kann, werden verschoben, was sehr selten vorkommt. Wir sprechen uns da ab.

Falls ich doch mal einen Arzttermin absagen muss, wird ein neuer vereinbart.
Und ich achte auch darauf, nicht zuviel Termine auf einmal zu haben, damit sich das nicht auf meine Freizeit auswirkt. Wenn es mir nicht gut geht, dann sage ich das meinem Partner und er mir.(Klappt schon besser)
Wenn es sich ergibt, dann gibt es auch mal ein Nachbarschaftsgespräch. Manchmal rufe ich auch mal jemanden an und genauso wünsche ich mir das von meinem Umfeld.
Dafür, dass ich krank bin, gebe ich mir keine Schuld, ich akzeptiere das. Solche Gedanken kommen mir nicht, denn jeder Tag ist bei mir strukturiert.
Selbst wenn andere sagen, die muss eine Zeit haben oder Langeweile, ist mir egal. Natürlich habe ich mehr Zeit, was allerdings nicht heißt, dass ich Langeweile habe, sondern ich nutze meine Zeit im Interesse meiner Gesundheit.
Ansonsten achte ich auch darauf, dass keine weiteren Belastungen auf mich zukommen, was allerdings manchmal nicht zu vermeiden ist. Und in letzter Zeit waren gleich drei schlechte Nachrichten... Da ging es auch mir schlechter, aber nun geht es langsam wieder.

Ich versuche mich auf andere Gedanken zu bringen, wenns mir schlechter geht. Mache meine Entspannung, gehe weiter raus, Atemübung, Spaziergänge und lasse auch mal was liegen.

Liebe Grüße
Katerle
Herd04
Beiträge: 1347
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Herd04 »

Liebe Katerle,ich habe gerade deinen Beitrag gelesen. Wir haben uns nicht abgesprochen.Ich sehe aber, dass unser Umgang mit den Depressionen nahezu identisch ist. Du hast mir aus der Seele gesprochen .

LG,Edda
Peter1
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Peter1 »

Hallo Rheinechse
Seit 4 Monaten habe ich die Klinik hinter mir.(3 Monate) Seitdem geht es mir gut.
Vorher habe ich durch Vermeidung von Stress, und jedwedem Ärger mit anderen Menschen, (Familie, Freunde und Bekannte) versucht, die schwarze Dame von mir fern zu halte. Klappt leider nicht immer. Meine Partnerin ist sehr aufmerksam, das ich mich nicht überlaste, denn ich bin manchmal noch im Glauben, so Leistungsfähig zu sein, wie früher.
Meine Freunde, Ärzte und der Rest der Familie wissen alle Bescheid, also ist es kein großes Drama, wenn och mal einen Termin absage, was in der letzten Zeit sehr selten vorkam. Barbara, meine Partnerin und ich , haben es einfach allen erklärt. Ließ sich ja auch gar nicht vermeiden, denn drei Monate Klinik, da kommen Fragen auf, und um unnötige Spekulationen und dummes Gequatsche zu vermeiden, haben wir es einfach allen erzählt.
Wenn bei mir Gedanken von Minderwertigkeit oder Schuld aufkommen, setze ich meine Kopfhörer auf, und höre mir La Traviata oder Tosca, oder eine andere Oper an. Das funktioniert immer. Ich lasse mich einfach in die Musik hinein fallen, und identifiziere mich mit einer der Bühnenfiguren, meist mit der Tragischen. Wenn die Oper dann zu Ende ist, bin ich zwar total erschöpft, aber auch restlos glücklich und zufrieden.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Danke Edda.
Bittchen
Beiträge: 5430
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rheinechse,

ich kann mich meinen Vorschreibern/innen nur anschließen.
Seit meiner Jugend schon habe ich depressive Symptome.
Nach seelischen Verletzungen und und schmerzlichen Verlusten trat die Störung das erste Mal massiv mit 18 Jahren auf.
Es folgten zwei Suizidversuche,da gingen die Ärzte nicht sehr darauf ein.
Das erste mal noch in meiner Heimatstadt,wurde mir nur der Magen ausgepumt und das wars.
Bei meinem letzten Versuch,mit 24 Jahren,lag ich fünf Wochen in meinen jetzigen Wohnort, in einem ganz normalem Krankenhaus.
Vielleicht mein Glück damals,wer weiß das schon ?
Zu dieser Zeit war ich noch nicht erneut verheiratet.
Aber ich war auch schon immer ein sensibles ,ängstliches Kind,mit wenig Selbstbewusstsein.
Die Schulzeit war auch damals nicht einfach,Lehrern wurden nur wenig Grenzen gesetzt.
Da hatten Eltern auch damals wenig Chancen da einzugreifen.
Das Wort Mobbing an Schulen gab es nicht,trotzdem fand es statt,es hieß nur Schikane.
Das ist ja heute auch noch oft so,da musste und muss man durch,so die Ansage.
Bis heute habe ich depressive Phasen.
Mit meiner letzten Schwangerschaft(36 Jahre.) die fünfte,da habe ich das erste Mal Ads eingenommen.
Dann mit den Wechseljahren wurde es noch Mal sehr viel schlimmer.
Chemie hat mir auf Dauer nicht geholfen.
Äußere Faktoren spielten bei mir eine große Rolle.
Wieder war ich Verletzungen von der Familie meines Mannes ausgesetzt und erneute Angst um das Leben meiner jüngsten Tochter, hat mich in eine sehr schwere Krise gebracht..

Die depressive Störung beeinträchtigen mich bis heute,was Edda schreibt, könnte ich auch eins zu eins übernehmen.
Vergleichen mit anderen Menschen versuche ich mir nicht mehr anzutun,das tut mir auch nicht gut.
Mein Freundeskreis ist sehr übersichtlich,zwei Freundinnen,meist sind es Bekannte, mit denen ich Kontakt pflege,aber auch die wissen von meiner depressiven Störung.
Dass es nicht jeder verstehen kann,sehe ich mittlerweile sehr entspannt.
Manchmal erkläre ich etwas,aber meist lasse ich fünfe gerade sein.
Es ist mir zu anstrengend gegen Wände zu reden.
Den meisten Skeptikern geht erst ein Licht auf,wenn sie selbst direkt oder indirekt betroffen sind.
Da bin ich hier besser aufgehoben.
Aber ich bin offen und kann Termin aus ehrlichem Grund,ohne Scham oder schlechtem Gewissen absagen,wenn es nicht anders geht.

Zwingen zu Irgendwas tue ich mich schon lange nicht mehr,ich tue was ich kann,auch viel Ruhe, aber auch Dinge die ich gerne mache kriege ich immer öfter hin.
Meine Hobbys sind auch sehr übersichtlich,ich koche gerne und gehe auch gerne Mal schön aus.
In einer Krise schraube viele Pflichten im Haushalt zurück und warte ab,bis es wieder besser ist.
Meine letzte mittelschwere Krise war letztes Jahr vor Weihnachten.
Drei Wochen lang hat mich der schwarze Hund penetrant begleitet,es ist ja noch nicht so sehr lange her ,aber es hielt auch nicht so lange an.
Ausgelöst durch viele Probleme von Außen.
Aber die Winterzeit (nicht nur wegen weniger Licht)ist sowieso aus verschiedenen Gründen immer wieder schwierig für mich.
Es ist wie es ist,ich habe noch sehr viel,wofür ich dankbar sein kann und auch bin.
Was mir nicht gut tut,versuche ich zu meiden und bin auch durch mein Alter(68J.) gelassener geworden.
Das könnte die Altersweisheit sein,lach.
Aber es geschehen auch weiterhin negative Dinge,die ich nicht beeinflussen kann,das ist das Leben.
Dann versuche ich das Beste daraus machen,nicht immer einfach, aber es gelingt mir bis heute ganz gut.
Was morgen ist ,weiß kein Mensch.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben,evtl.keine Krise mehr zu bekommen, wenn ich mich meiner geringeren Belastungsgrenze entsprechend verhalte.
Den Anspruch,dass es mir immer gut geht habe ich nicht,das ist bei Gesunden ja auch nicht der Fall.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
so viel kann ich aus euren Beiträgen auch nachempfinden.
Eine gute Sache,unser Forum!
anna54
stef13
Beiträge: 17
Registriert: 25. Aug 2017, 11:02

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von stef13 »

Hallo Rheinechse,
ja, das kommt mir sehr bekannt vor, was du schreibst. Bei mir lautet lautet das Lebenslänglich-Urteil "Dysthymie", also eine chronische leichte Depression, auf die sich dann periodisch noch massivere depressive Phasen draufsetzen. Ich bin jetzt 55, nehme meine Medis und gehe zur Therapie, aber auf regelreche Heilung hoffe ich nicht mehr. Ich versuche, es anzunehmen, wie es ist, d.h. vor allem, mich nicht mehr zu verurteilen. Gelingt eher schlecht als recht, aber ich sehe keinen anderen Weg...
Liebe Grüße
Stef13
Rheinechse
Beiträge: 21
Registriert: 13. Jan 2019, 12:53

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Rheinechse »

Hallo ihr Lieben! :hello:

Vielen Dank für Eure wirklich wunderbaren und klugen Gedanken zu dem Thema :)
vieles Spricht mir aus der Seele, vieles ist ein Anstoß für mich, manches bestätigt mich auf dem Weg , den ich bis jetzt gegangen bin. Manches ( wie zb. das mit der Struktur) ist ein Thema, was bei mir in der Klinik schon eine große Rolle spielte ( da musste ich anfangs, als es mir sehr schlecht ging, aufschreiben, was ich wann, auf die Stunde genau tue, ) . Und heute habe ich meine eigene Struktur, zb. gehe ich mittwochs zum Sport, Donnerstags zur VHS und Samstag ist Freunde Besuchstag und Montag Putztag usw. Aber Katerle hat geschrieben, dass sie sich gar keine Schuld gibt, dass sie Depr. hat WEIL jeder Tag strukturiert ist. Das finde ich extrem nachahmenswert, und ich muss darüber wirklich nochmal in Ruhe nachdenken, ob ich mir zu viele "Zeitfenster" gebe, in denen die Gedanken doch mal völlig abdriften und eine Situation damit aus dem Ruder läuft...

Ich schaffe es, glaub ich , heute nicht auf alles einzugehen was ihr geschrieben habt, obwohl es das verdient hätte. Aber ich bin einfach zu unkonzentriert dafür ( bei mir auch eine unschöne Begleiterscheinung der Depression) und kann nicht so lange schreiben. Bitte seht mir das nach. Aber auf einige Punkte möchte ich doch eingehen:
@herd04
Das mit dem Urlaub planen läuft bei mir genauso. Wir fahren auch max. 7 oder 8 Tage und dann dorthin wo es ruhig ist. Mein Partner hat dafür ebenso Verständnis.
Das mit deinen anderen Leiden wie Tinnitus und Rheuma tut mir sehr leid. Ich wünsche Dir gute Besserung dafür.
Du schreibst, dass du schon lange hier unterwegs bist, mehr lesend. Vielleicht bekommst du ja jetzt Spaß, auch etwas zu schreiben, das hat doch gut geklappt! :hello:

@Katerle
Wie du auch, mache ich von vorneherein nicht zu viel Termine auf einmal. Trotzdem , obwohl ich manchmal zwei oder drei Tage ohne einen konkreten Termin verbringe, füllt sich mein Akku nicht immer wieder auf, ( und ich muss doch Verabredungen absagen.)
Noch eine Frage: Ist dein Partner auch erkrankt? Denn du schreibst
Du schreibst, du akzeptierst , dass du krank bist. Ich glaube ,das ist so ein Schlüsselsatz. WIRKLICH akzeptieren, das hiesse all die Gedanken nicht denken, mit denen man dagegen ankämpft , dass es so ist wie es ist. Für mich schwierig. Dass du mehr Zeit hast, und dich ganz und gar nicht langweilst das ist bei mir 100% genauso. Bei manchem Gesprächen fühle ich von anderen Menschen doch so einen gewissen Vorwurf, " du hast doch so viel Zeit warum gehst du nicht deinem Vater ( für mich mein Erzeuger) nicht mehr zur Hand? Natürlich schreibst du ganz richtig,dass du die Zeit anders verbringst im Interesse Deiner Gesundheit. Es ist NATÜRLICH grosses Unrecht , einem Depressiven zu sagen, dass er genauso zu funkioneren hat wie ein Gesunder. Und doch habe ich das in meinem Leben mehr als einmal erlebt.
Es tut mir leid, dass du 3 schlechte Nachrichten bekommen hast und hoffe, dass es wieder aufwärts geht bei dir. :hello:
@Peter1 Mir scheint, du bist von Anfang an offener mit der Depression umgegangen. Das war bei mir praktisch unmöglich . Als ich anfing , über Therapie nachzudenken mit ca. 26/27 Jahren, war es noch eine andere Zeit . Depression war ein TABU! ( und ich wohnte in einem Dorf!!)Deshalb würde mich interessieren, wie alt du bist. Gottseidank hat sich ja jetzt dank Internet endlich ziemlich rumgesprochen, dass Depression eine Krankheit ist. Dass das mit der Musik klappt, das freut mich für dich!
@Bittchen Dass du das sehr entspannt siehst, dass es nicht jeder verstehen kann mit den Depressionen genau DAS IST ES! Die Entspannung strebe ich auch an, denn ich habe zb. im Arbeitsleben so oft Menschen erklärt was diese doch nicht verstehen. Und es bringt natürlich genau nix. Man redet besser vor eine Wand. Traurig aber wahr, Menschen können meist nur das nachvollziehen was sie selbst erlebt haben. Also, niemanden erklären, der es nicht wert ist.!Und nicht vergleichen mit anderen. Auch ein Schlüsselsatz. Gelänge mir das immer, ginge es mir besser.
(das mit deiner jüngsten Tochter hört sich ja nach einer Tragödie an...ist aber wohl mehr was für Mail Austausch und nicht Forum)
Du schreibst, dass du aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben hast, evtl. keine Krise mehr zu bekommen, wenn du dich deiner geringen Belastungsgrenze entsprechend verhälst. Tja, diese Hoffnung habe ich auch, aber meine Belastungsgrenze ist momentan so niedrig, dass schon eine Kleinigkeit an Sorgen wieder eine depressive Phase einleitet.
@stef13
Tja, du hast eigentlich nochmal gut zusammengefasst, was hier auch öfters angeklungen ist.

Versuchen, es anzunehmen. :!: :!: :!:

Dann versuche ich das auch mal... :hello: Denn das ist ja eine Frage, die in diesem Thema ja ganz zuallerst verborgen liegt: Glaube ich noch an Heilung? oder wie du es schreibst " auf regelrechte Heilung hoffe ich nicht mehr."
Tja, jede Menge Stoff zum Drübernachdenken.

Auch wenn ich zugegebenermassen doch etwas erschüttert bin über manche -auch traurige- Lebensabschnitte, die viele Menschen , die hier schreiben, mitgemacht haben, bin ich doch froh, und dankbar für alles, was ihr bis jetzt hier geschrieben habt.

Viele liebe aufmunternde Grüße aus dem Rheinland, wo es gerade tatsächlich schneit! :hello:
Peter1
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Peter1 »

Hallo Rheinechse
Auch hier in Dortmund schneit es. Mein Hund hat sich über den Schnee sehr gefreut, und hat sich erst mal hin und her gewälzt. Zu deiner Frage, ich bin 64 Jahre alt, und seit gut einem Jahr in EU Rente. Das ich mit den Depressionen so offen umgehe, liegt nicht an meinem Elternhaus(O-Ton meines Vaters „Psychische Krankheiten sind nur was für arbeitsscheues Gesindel) sondern an meinem jetzigen Umfeld,Partnerin, Betreuerin,usw.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe Rheinechse,

auch ich hatte erst letztens von einem Bekannten zu hören bekommen, "du musst eine Langeweile haben" oder "du musst aber eine Zeit haben" und die Krönung war, als ich ihm gute Besserung wünschte, meinte er, er müsse wieder Kraft tanken. Darauf ich: "ich auch" und er "Fürs nichtstun". Darauf wieder ich: "Na so ist es aber nicht".

Anfangs war es auch nicht einfach für mich, zu akzeptieren, dass ich krank bin. Und noch größere Schwierigkeiten hatten Leute aus meinem Umfeld, was für mich auch keine Unterstützung war...

Solche Vorwürfe hatte ich schon öfters bekommen, wie bereits schon beschrieben und noch weitere. Von Leuten, die extreme Vorurteile hatten mit solch einer Krankheit und überhaupt mit Psychologen oder Psychiater.

Bis zum Schluss musste ich mir anhören, dass ich nur nicht arbeiten wollte oder warum ich nicht arbeiten wolle. Das war echt krass, sich gegen solche Äusserungen noch wehren zu müssen zusätzlich zu der Erkrankung.
Und noch dazu als dumm und faul abgestempelt zu werden, obwohl ich mein Zeug auch mit der Krankheit machte, alles zu bewältigen. Oder gesagt zu bekommen, warum bist du denn berentet, du siehst doch so gut aus...

Mein Partner ist auch erkrankt, aber der pfeift nach wie vor auf ärztlichen Rat und auch auf meine Meinung... Traurig aber wahr.

Danke dir, Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 30. Jan 2019, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Schlimm ist auch, wenn dir nach deiner Berentung lange versucht wird, ein schlechtes Gewissen zu machen oder du noch weiter in die Ecke gedrängt wirst, weil du nicht mehr so funktionierst wie vor deiner Erkrankung... Das ist jedenfalls keine Unterstützung für einen Betroffenen... LG
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Oder solche Äusserungen, nach dem ersten Klinikaufenthalt, wie " Bist du noch nicht gesund!", "Du mit deiner Angst!"," Warum willst du nicht arbeiten!", "Du willst dir wohl einen Kurschatten suchen!"... Oder wenn du eine realistische Meinung hast und einfach drüber hinweggegangen wird...
Zuletzt geändert von Katerle am 2. Feb 2019, 05:33, insgesamt 1-mal geändert.
Herd04
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,

liebe Rheinechse, ich finde es toll,dass du so ausführlich geantwortet hast,obwohl du gedacht hattest,es würde gar nicht so gut gehen.
So ganz außerhalb des Themas muss ich doch etwas aufklären. In meinen 7 Jahren Forumszeit kommen ,glaube ich,so etwa 900 Beiträge zusammen. In der ersten Zeit habe ich sicher fleißiger geschrieben.Und jetzt bemühe ich mich einfach wieder.....Aber keine Angst,ich habe mich nicht angegriffen gefühlt.
Dein Thema finde ich sehr interessant.

Liebe Katerle,lange habe ich mich über solche dussligen,dummen Bemerkungen von anderen,die überhaupt nicht mitreden können,geärgert.Aber die sind es gar nicht wert,dass man sich den Kopf zerbricht.Ich schließe auch nicht aus, selbst schon das eine oder andere Unbedachte gesagt zu haben,vor allem zu meinem Mann.Wird mir das bewusst,bitte ich ihn um Entschuldigung.
Ich war in meiner Kindheit und Jugend eher zurückhaltend. Anfangs habe ich mich gegen solche Sprüche :"Eine lange Dürre wird kommen" oder "Wie ist die Luft da oben?" nicht gewehrt. Aber da ich ja für meine Größe von etwa 1,80m nun absolut nichts kann, hatte ich dann mit etwas gewachsenem Selbstbewusstsein auch passende Antworten wie "Stinkt nicht so wie bei dir unten" parat. Die nöchsten Erfahrungen,die sich aber in Grenzen hielten,habe ich mit meinem Beruf (Grundschullehrerin) gemacht. Ein klassisches Beispiel ist der Satz :"Lehrer müsste man sein ",so nach dem Motto, als Lehrer ist man mittags fertig mit Arbeiten und hat ständig Ferien. Meine Antwort auf diese Weisheit war dann meistens die Frage,warum er/sie denn da kein Lehrer geworden ist.

Unsere Krankheit ist aber noch eine ganz andere "Größe". Ich selbst habe diesbezüglich zum Glück keine verletzenden Bemerkungen zu hören bekommen,also persönlich und die Depression betreffend nicht.(Dass mich 2009 die Eltern einer Klasse,die ich neu übernehmen sollte und dann auch übernommen habe, wegen meiner Krankheitsgeschichte ablehnten,ist ein komplexeres Erlebnis)
Deine Beispiele, liebe Katerle,sind ja der beste Beweis dafür, dass solche Verletzungen mehr als genug vorkommen.
Ich denke,wenn sie von Leuten kommen, die einem nicht nahestehen,sollte man sie ignorieren,also gar nichts sagen oder,wenn man es kann, kontern,ohne lange Erklärungen abzugeben,sodass der andere "Futter" zum Nachdenken darüber hat,wie das denn jetzt gemeint war.
Alles müssen wir uns nicht gefallen lassen.
Das heißt aber nicht,dass wir jedem Schlechtes unterstellen wollen.
Manchmal hilft vielleicht doch eine kurze Erklärung.

Ganz liebe Grüße von Edda
DieNeue
Beiträge: 5396
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich habe zum Glück noch nicht so viele blöde Sprüche abbekommen, aber ich glaube, dass mich manche trotzdem irgendwie "beneiden", dass ich so viel "Freizeit" habe.
Als ich mal einer Freundin erzählt habe, wann ich aufstehe, hat sie gemeint "Du hast ein Leben!" Sie hat allerdings zwei kleine Kinder, wegen denen sie nicht so viel Schlaf abkriegt und würde wahrscheinlich einfach nur gerne mal wieder ausschlafen. Ich dagegen finde es schwer, überhaupt einen guten Tagesrhythmus zu finden, wenn man absolut keine Termine hat. Es hat bei mir schon ewig gedauert, bis ich zumindest einigermaßen zur Mittagszeit Mittag gegessen habe und nicht erst Abends um 17.00 Uhr... Aber die anderen gehen wahrscheinlich davon aus, dass man in seiner ganzen "Freizeit" das gleiche machen könnte wie sie... mich strengt aber mein Haushalt schon an und ich kann nicht oft unter Menschen gehen oder zahlreichen Hobbys nachgehen, in den Urlaub fahren, oder sonst was machen.
Einmal hab ich meiner Tante gesagt, dass ich irgendwas vergessen habe, da meinte sie so "Weil du ja soviel zu tun hast!" Als hätte das eine mit dem Anderen was zu tun...
Meine Hausärztin hat mich neulich auch gefragt, was ich so den ganzen Tag mache. Nachdem ich ihr das gesagt habe, hat sie mich gefragt "Und das erfüllt Sie?" Was?!?

Mich nervt das ganze Erklären, was man wie anders macht, wo man Probleme hat, nur damit die Leute einen verstehen. Bei Leuten, die mir egal sind, hab ich keine Lust irgendwas zu erklären, aber bei Leuten, die mir wichtig sind, finde ich es schon gut, wenn sie einigermaßen Bescheid wissen. Dass man ne Woche Anlauf braucht, um seine Wohnung zu saugen, weil man so antriebslos oder überfordert ist, kann sich ja anscheinend keiner vorstellen... Und man ist im Prinzip tagelang damit beschäftigt, zu versuchen sich zum Saugen zu motivieren, steht immer wieder vor dem Staubsauger und schafft es dann doch nicht. Wenn ich da keine solchen Probleme hätte, hätte ich mit Sicherheit mehr "Freizeit" als jetzt. Aber dann wäre ich wahrscheinlich auch nicht krank...

Das was du Katerle zu hören bekommen hast, finde ich echt krass. Ich weiß nicht, ob ich das ausgehalten hätte.
Ich glaube, bei manchen Leuten (die man wahrscheinluch weniger mag) muss man wirklich knallhart sagen, wie der Hase läuft und was man will und was nicht. Man kann ja sagen, dass man weiß, dass es schwierig zu verstehen ist, aber dass man trotzdem die Sprüche A, B und C in Zukunft nicht mehr hören möchte. Vielleicht hilft mal auf den Tisch zu hauen ja...

Liebe Grüße,
DieNeue
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Liebe Edda und liebe DieNeue,

da habt ihr ja auch so eure Erfahrungen machen müssen, wie jeder hier im Forum...
Erst mal vielen herzlichen Dank für eure Anteilnahme. Als ich mir eure Zeilen heute durchgelesen hatte, kamen mir auch wieder Tränen und ich merke, dass ich wohl dieses Thema noch in meiner Therapie bearbeiten werde, da ich merke, dass ich immer noch nicht drüber weg bin... Sehe das ähnlich wie ihr. Und gerade von nahestehenden Menschen ist sowas auf Dauer mehr als verletzend, ich war tief enttäuscht und traurig, bin ich auch jetzt noch innerlich...
Hatte ja auch meine Meinung ruhig dazu gesagt und wenn dann trotzdem immer weitergemacht wird und das über Jahre von der Sm und man nicht mal in Schutz genommen wird v. P., dann reicht es eines Tages. Ich hatte das Erklären auch irgendwann satt und von daher blieb mir dann nur der Weg, von den Leuten Abstand zu nehmen bzw. Grenzen zu setzen. Das war auch ein langer Weg und einmal hatte ich tatsächlich mal auf den Tisch gehauen oder ein anderes Mal deutlich meine Meinung gesagt. Könnte aber noch mehr schreiben.
Dann kriegte ich mal so einen Satz zu hören: " Du sollst vor Angst zittern" oder "Wehe du trennst dich"... Und ich denke das soll jetzt auch reichen...

Danke euch, dass ihr mir zuhört. Jedenfalls wurde ich schon von meiner neuen Therapeutin gelobt, wie vorbildlich ich wäre, weil ich mir notiere, wie ich meinen Tagesablauf gestalte und ich habe auch ein gutes Gefühl dabei.

Liebe Grüße
Katerle
DieNeue
Beiträge: 5396
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von DieNeue »

Hallo Katerle,
Katerle hat geschrieben: Als ich mir eure Zeilen heute durchgelesen hatte, kamen mir auch wieder Tränen und ich merke, dass ich wohl dieses Thema noch in meiner Therapie bearbeiten werde, da ich merke, dass ich immer noch nicht drüber weg bin...
Das finde ich eine gute Idee! So eine andauernde Respektlosigkeit, gegen die man sich nicht gescheit wehren kann, verletzt einen sehr und es braucht Zeit, bis die Wunden (einigermaßen) verheilen. Und es ist gut, wenn man jemanden hat, der einem Recht gibt, der einem bestätigt, dass die anderen sich scheiße verhalten haben, dass man wirklich einen Grund hat sich verletzt zu fühlen und man nicht einfach nur wehleidig ist.
Ab und an mal ein blöder Spruch von jemandem, der keine Ahnung hat, das ist blöd, aber wenn man klar sagt, dass man bestimmte Aussagen nicht mehr gesagt bekommen will, sollten die Anderen das auch ernst nehmen und die Sprüche lassen, auch wenn sie es nicht nachvollziehen können. Trotzdem weiterhin blöde Sprüche zu machen ist einfach respektlos. Und Respekt erwartet jeder vom Anderen.
Katerle hat geschrieben: Dann kriegte ich mal so einen Satz zu hören: " Du sollst vor Angst zittern"
Das ist aber echt heftig! Richtig gemein...
Katerle hat geschrieben: Jedenfalls wurde ich schon von meiner neuen Therapeutin gelobt, wie vorbildlich ich wäre, weil ich mir notiere, wie ich meinen Tagesablauf gestalte und ich habe auch ein gutes Gefühl dabei.
Ich finde das auch sehr gut! Auch wenn ich lese, dass du so konsequent deine Entspannungsübungen machst, finde ich das echt bewundernswert. Ich tue mich immer sehr schwer solche Sachen konsequent und regelmäßig zu machen.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg in deiner Therapie.

Liebe Grüße,
DieNeue
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Bittchen »

Liebe Katerle,

wir haben ja schon öfter Gemeinsamkeiten, betreffend der Verwandschaft unserer Männer
diskutiert.

Mein langjähriger Therapeut sagte Mal zu mir :"Ihr Mann hat sie nicht beschützt,sie sind aber noch zusammen. Jetzt sollten sie ihm auch verzeihen können."

Ich habe das getan,hin und nur wieder kommt mir noch was hoch.
Aber trifft mich nicht mehr so ins Herz.
Mein Mann hat seine Einstellung seiner verstorbenen Mutter gegenüber sehr verändert.
Noch zu ihren Lebzeiten, hat mich mein Mann mehrmals um Verzeihung gebeten.
Es war Mobbing was ich an Hinterlist und Neid durch diese Familie erlebt habe.
Durch den Betrug seines Bruders , mit seiner Gier und seinen seinen üblen Beleidigungen, hat mein Mann auch diese verletzten Gefühle erleben müssen.
Das hat ihm auch die Augen geöffnet, was ich über Jahre hinnehmen musste.
Vieles hat meine Schw,M.scheinheilig hinter seinem Rücken praktiziert.
Er saß oft zwischen zwei Stühlen.
Mein Mann ist ein zurückhaltender Mensch,der stets freundlich bleibt.
Du kennst ihn ja.
Es ist sehr gut,dass wir uns noch haben,denn wir lieben uns noch.

Das Böse mit seinem Bruder ist noch nicht ganz vorbei, aber wir wollen,egal was es kostet,ihn nicht mehr in unsere Gedanken lassen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Nochmals vielen lieben Dank DieNeue, das hast du völlig richtig erkannt..., sehe das nämlich auch so und auch für das nette Kompliment. Es passiert nichts grundlos... Dir auch weiterhin alles Gute und auch Kraft.

Liebe Bittchen,

auch dir lieben Dank für deinen Beitrag. Im Prinzip habe ich auch meinem M. verziehen und es ist ja auch schon in der Hinsicht besser geworden, sein Umgang mir gegenüber. Nur ich hatte halt noch nicht über dieses Thema weiter geredet. Und von daher ist es auch gut, dass ich mich nochmal um eine neue Therapie bemüht habe. Meinem M. sagte ich einmal, was ich nicht i. O. fand in unserer Beziehung und auch wie seine M. mit mir umgegangen war... Jedenfalls war es nicht einfach... Die Antwort erspare ich euch mal lieber... und bespreche das bei meiner Thera weiter...
Tut mir leid, dass du auch einiges hast über dich ergehen lassen zu müssen mit deinem M.
Aber schön, dass du ihm verzeihen konntest.
Und das ihr euch noch liebt, es heisst ja nicht umsonst, in guten wie in schlechten Zeiten.
Diese Einstellung von euch über seinen Bruder gefällt mir, dass ihr euch da einig seid.

Euch auch liebe Grüße und weiterhin alles Gute,
Katerle
Gertrud Star
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Katerle,
du hast ja handfeste Drohungen abbekommen. Echt der Hammer.
Das liegt dran, wie deine Schwiegermutter mit ihrem Sohn umgegangen ist. Der hat auch keine besonders gute Meinung von sich, anderen und der Welt und ist überfordert.
Was keine Entschuldiung sein soll.
für alle.

Bei mir hats vor einigen Wochen auch mal "gedonnert", als mir Sachen zu Ohren kamen, die sich Leute bezüglich mir zusammen gereimt haben vor vielen Jahren und heute raus gekramt wird. Das habe ich klar gestellt und dann wieder mal erwähnt, dass ich nicht umsonst berentet und krank bin und im Moment halt mehr.
Die meinen immer, ich hätte es so gut: den ganzen Tag Zeit, nich arbeiten müssen und keinen Mann daheim, über den ich mich ärgern müsste.

Das macht es nicht einfacher, diese Zeit und alles mögliche los zu lassen.
Liebe DieNeue,
ja du beschreibst die Antriebsschwäche und das alles, was sich keiner vorstellen kann.
Die meisten projizieren dann das auf den Kranken, was sie selber gerne hätten oder auch nicht und meinen, man lebe doch im Paradies, den Preis sehen sie nicht, ist nicht vorstellbar.

LG Gertrud
DieNeue
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
Gertrud Star hat geschrieben:Die meisten projizieren dann das auf den Kranken, was sie selber gerne hätten oder auch nicht und meinen, man lebe doch im Paradies, den Preis sehen sie nicht, ist nicht vorstellbar.
Das hast du gut ausgedrückt. Der Preis für so ein "tolles Leben mit unendlich viel Urlaub" ist verdammt hoch. Ich weiß vieles an meiner Situation gerade sehr zu schätzen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich nicht arbeiten MUSS, auch wenn ich froh wäre, wenn ich arbeiten KÖNNTE. Ich bin froh, dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann, dass mir niemand sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Dass ich morgens so lange liegen bleiben kann, wie ich will, dass ich nicht jeden Morgen wie aus dem Ei gepellt irgendwo auf der Matte stehen muss. Ich bin sehr froh, dass es mir finanziell gut geht.

Das Ding ist halt, dass alle denken, ich hab ja keine Verpflichtungen, also kann ich den ganzen Tag machen, was ich will und worauf ich Lust hab. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Urlaub und einer EU-Rente ist aber, dass ich nicht immer das machen KANN, was ich WILL!
Ich bin froh, wenn ich es schaffe, meinen Tag zu strukturieren. Ich bin froh, dass ich in der Früh überhaupt rauskomme. Das liegt aber nur an den Medikamenten - die ich nehme, um überhaupt schlafen zu können. Und an denen, die ich nehme, um nicht den ganzen Tag ein heulendes Nervenwrack zu sein.
Dass ich finanziell gut klarkomme, liegt u.a. daran, dass ich leider keine eigene Familie habe, die ich versorgen müsste, dass ich nicht in den Urlaub fahren kann und auch sonst nichts unternehme(n kann), wo ich Geld ausgeben könnte.

Ich glaube, manchmal muss man den Leuten das auch mal vor Augen halten, dass man nicht die Möglichkeiten hat, die ein Gesunder im Urlaub hätte.

Aber ich glaube es ist immer so, dass man bei den Anderen immer nur das Tolle sieht, das einem selbst fehlt und das andere kriegt man nicht so mit. Entweder weil man so sehr auf das Tolle fixiert ist, oder weil der Andere seine Schattenseiten nicht zeigt oder oder...
Mir ist mal aufgefallen, dass es in meinem Bekanntenkreis niemanden gibt, wo ich sagen könnte, dessen Leben hätte ich lieber als meines. Es sind immer nur Teilaspekte, um die ich andere beneide, aber nie das "Gesamtpaket".

@ Bittchen und Katerle: Ich finde es echt beneidenswert (wo wir schon wieder beim Thema wären;) ), dass ihr euren Männern verzeihen könnt. Ich weiß nicht, ob ich das könnte... Ich bin, glaube ich, schon etwas nachtragender...

Liebe Grüße an euch alle,
DieNeue
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe Gertrud,

auch du bringst es auf den Punkt. Deshalb hatte ich auch eines Tages angefangen, Grenzen zu setzen und auch das war nicht einfach und dann hatte das auch seine Zeit gedauert, bis ich soweit war... Schlimm war eben auch, die Verwandtschaft mit einzuweihen, dass ich da auch kein Vertrauen hatte...

Meine T. sagte sogar schonmal zu mir: "Mama, willst du wirklich nicht arbeiten"? Soweit kam das schon, echt krass. Ich redete mit ihr...

Meinem M. sagte ich auch schon öfters, dass ich nicht für umsonst berentet bin...

Das mit den Drohungen war schon krass...

Alles andere bespreche ich weiter in der Therapie, habe ja auch noch anderes auf dem Herzen...

GLG Katerle
Katerle
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Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Katerle »

Liebe DieNeue,

du sagst es. Ich hatte sogar Angst vor der Verwandtschaft (nicht vor meinen Kindern und auch nicht meinen G.) Und als dann meine Sm verstorben war, hatte ich Angst, den anderen zu begegnen. Aber ich ging trotzdem zur Beerdigung, um mich auf meine Weise zu verabschieden. Es kam besser, als ich dachte... Jedenfalls durch ihren Neid mir gegenüber empfand ich sie als echt boshaft..., zu Lebzeiten...

Natürlich wäre ich gerne weiter in meinem Beruf, nur das war aufgrund meiner geringen Belastbarkeit nicht mehr möglich und umsonst wurde mir von den Klinikärzten keine ehrenamtliche Tätigkeit vorgeschlagen, damals. Dem war ich nachgegangen und das auch ohne Unterstützung von Angehörigen und heute freue ich mich, dass ich hin- und wieder bei meiner anderen S. auf Arbeit bin und zusammen mit jungen Leuten kreativ was mache und das mir auch unheimlich viel Spaß macht. Das erzählte ich stolz meinem M, der nur meinte: "Damit kommste aber nicht weit".... (kein Kommentar).

Das habe ich meinen Verwandten auch schon vor Augen gehalten, dass eine Reha kein Urlaub ist.

Ich habe das alles nur durchgehalten, weil ich so tolle Kinder habe, die mich so wertschätzen, wie ich bin und auch eine prima Therapeutin an meiner Seite hatte und auch jetzt. Mein anderer Therapeut war ja leider verstorben..., mit dem ich auch ganz gut klarkam... Jedenfalls habe ich immer noch starkes Misstrauen, anderen gegenüber. Und es wurde ja auch schon vor meinem Zusammenbruch ein Spiel gespielt durch meine Sm usw, also versucht, mich in die Ecke zu drängen und ich wog damals auch nur 43 oder 46 Kg ungefähr..., ich auch unterdr. wurde... zeitweilig. Wollte nur noch sagen, dass ich sonst immer meine Meinung gut vertreten konnte, nur meine Meinung zählte nie, um es so auszudrücken...

Aber das versucht wurde, mich in meiner KH weiter in die Ecke zu drängen und das ist lange noch nicht alles, was vorgefallen war, dass macht mich alles sehr traurig und entsetzt. Da werden wohl noch einige Tränen fließen, in der Therapie, denke ich.

Als ich mich mal öffnen wollte, kriegte ich dann zu hören, dass ich mir das alles nur einbilden würde und solche Scherze... Da hatte ich es dann doch lieber für mich behalten in der Verwandschaft. Ich war voller Angst und Schmerz...

So das wärs erstmal und entschuldigt bitte, dass ich mir soviel Raum genommen habe, darüber zu schreiben in diesem Thread. Aber es war mir doch wichtig, mal darüber zu schreiben, was mich zutiefst bewegt.

Wünsche euch allen einen guten Freitag.

Mein Tag wird gut, denn ich treffe mich mit einem lieben Menschen (Bekannte) und dann werde ich mir wohl auch ein Käffchen gönnen. Gestern war ich beim Friseur und nachmittags hatte ich mir meine Haare getönt und zwischendurch war ich nochwas besorgen und hatte auch meine Entspannung usw. gemacht. Ausserdem schien die Sonne so schön und das hatte ich auch noch genossen auf einer B. (Allerdings war es schwer für mich abzuschalten).

Dann schrieb ich mir nochwas von der Seele...

Liebe Grüße
Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 1. Feb 2019, 23:16, insgesamt 1-mal geändert.
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Wenn die Depression (ein Leben lang?) bleibt

Beitrag von Herd04 »

Liebe Katerle,

ich habe mir schon den ganzen Tag vorgenommen,dir zu schreiben, wie betroffen ich von den Reaktionen einiger deiner Familienmitglieder war.
Mit Sicherheit hätte es da auch mir die Sprache verschlagen.
Zuletzt habe ich von 3 Möglichkeiten geschrieben ,wie man reagieren könnte: kurze Erklärung oder ignorieren oder kontern. ..
Mir ist gerade durch deine Schilderung sehr bewusstgeworden,dass es so einfach meistens nicht geht.

Solche bösartigen Beschimpfungen,die ich nicht erfahren musste, hinterlassen Narben. .
Ich wünsche dir von Herzen,dass dir deine Therapie hilft,die Narben wenigstens etwas verblassen zu lassen.

Liebe Grüße,Edda
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