Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hilfe

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Lorenz222016
Beiträge: 4
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Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hilfe

Beitrag von Lorenz222016 »

Hallo (eine sehr langer Brief)
Ich bräuchte dringen euren Rat, von jemanden der sich hier etwas auskennt, meine Frau hat Depressionen/Bourn out, sie weiss es, aber will sich nicht helfen lassen von einem Arzt, sie war schon bei zweien und beide, meinen es könnte ja noch schlimmer sein.
Meine Frau 40, hat Hasimoto, wird Seit Jahren mit Euterox 100 behandelt und ich bin fest überzeugt, dass meine Frau auch PMS hat. Schon als wir uns kennenlernten hatte sie oft vor ihren Tagen eine schlechte fase, dies ist heute immer noch so. Aber nach der Geburt unseres Sohnes vor 2 1/2Jahre, ist es bei meiner Frau immer schlimmer geworden. In den letzten Monaten erkenne ich meine Frau nicht mehr, dauer müde, genervt, gereizt, Schlafstörungen, depressiv, wütend, mit nichts zufrieden, sehr unruhig, mit allem Überfordert, vergeslich. Akne wie mit 17, Libido (kennt sie nicht mehr), Haarausfall, Rückenschmerzen, vor 8,00Uhr wird sie nicht wach und dan auch nur wegen unserem Sohn, jeden 2 Tage kommen Tränen. Denn Haushalt mache ich fast komplett, sie ist aber der Meinung sie wäre nur an putzen und kochen für unser Kind (Kochen für den kleinen ja, aber mehr wirklich nicht). Sie hat sich von allen Freunden zurückgezogen und sitzt fast nur noch zu Haus und langweilt sich (ich mache nichts mehr, mein sie). Ihre Arbeit hat sie auf 2x halbe Tage in der Woche reduziert wegen der Hausarbeit und unserem kleinen. Jetzt droht sie sogar sich was anzutun, da sie so ein Leben nicht mehr möchte (und das fast jeden Tag). Von Ihrer Familie habe ich keine hilfe zu erwarten (leben im Ausland) und die meisten Freundinnen, sind von ihr nur noch genervt oder haben selbst die gleichen Probleme. Zum Arzt möchte sie nicht mehr, der stellt immer was neues fest. Vitamin D u. Eisenmagel, Stille Entzündung usw. wurden festgestellt bei den letzten Arztbesuchen, aber wegen den Depressionen kommt keine hilfe.
Ich denke für meinen Teil, das meine Frau auch eine Östrogendominanz bzw . Progesteronmangel hat (hat aber noch kein Arzt bis jetzt festgestellt bzw. es in Betracht gezogen), was bei Hasimoto sehr häufig vorkommen soll (lt Internet). Ich kann meine Frau momentan nicht bewegen hilfe zu holen, ihr Hausarzt meinte es könnte noch schlimmer sein (oh je) und der Nuklearmed. sieht nur das die Werte im soll liegen und dann ist alles für ihn gut und alle Beschwerden haben nichts mit Hasimoto zu tun, meint er, dann ist doch körperlich alles im Lot meint meine Frau. Es liegt nicht bei Ihr, sondern bei mir und unserem Sohn (er ist schon anstr. Im moment), die sie zu sehr stressen und sie zu all dem zwingen, was sie gar nicht mag (putzen, kochen usw) und sie hat viel zu wenig Zeit für sich. Vor allem ich bin für sie an allem Schuld, weil ich ihr nicht bieten und sie überhaub nicht verstehe. Sie würde mich und auch unseren Sohn sofort verlassen, wenn sie wüste wo hin, deswegen bleibt sie halt. Wir haben leider keine Oma oder andere Familienmitglieder die näher als 250km wohnen.
Unser Sohn 2 ½ merkt es auch schon und kümmert sich um seine Mama und Fragt sehr oft Mama alles gut und Mama nicht Sauer, wenn es ihr nicht gut geht (aber er ist auch sehr anstrengend). Ich habe mein Leben voll auf meine Frau eingestellt, alle Hobbys aufgegeben und meine Freund auch sehr vernachlässigt um für sie da zu sein. Ich kümmre mich um unseren Sohn jede freie Minuten wenn ich Feierabend habe. Im Moment kann ich das noch, aber wie lange das noch geht?
Hat mir einer einen Rat, wie ich meiner Frau (und auch mir und meinem Sohn) helfen kann und kennt jemand sich mit Hasimoto / Östrogendominanz aus –oder auch den Wechseljahrbeschwerden (da ist sie noch viel zu jung dafür, meint sie). Im Moment hat sie eine ganz schlimme fase, aber stur wie ein Amb…
Ich kann mit der Verantwortung kaum noch leben, mich um meine Frau zu kümmern, dass sie sich nichts antut.

Danke im Voraus
Netzer73
Beiträge: 7
Registriert: 16. Mär 2018, 12:28

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Netzer73 »

Guten Morgen Lorenz,
da hat es Dich aber ziemlich hart erwischt.
Was soll, oder kann man da jemanden raten?
Mein Frau wollte anfangs auch keine Hilfe annehmen und erst als ich die Reißleine ziehen wollte (Trennung) ist sie freiwillig in die Klinik gegangen.
Und wenn Sie droht sich was anzutun, bleibt eigentlich nur die Klinik!
Aber das wird ja auch wieder schwierig, da Du niemanden für Euren Sohn hast........
Eine ganz schön verzwickte Kiste.
Wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft.
LG
DieNeue
Beiträge: 5571
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von DieNeue »

Hallo Lorenz,

ich kenne mich mit Hashimoto nicht aus, bin nur etwas an dem Östrogenüberschuss hängen geblieben. Du schreibst, sie hätte Akne und Haarausfall. Ich habe das polycystische Ovarsyndrom (PCO) und da sind diese beiden Sachen eine Folge eines Testosteronüberschusses bzw. zu wenig Östrogen. Auch in den Wechseljahren steigt der Testosteronspiegel, dachte ich. Ist das bei Hashimoto anders bzw. habt ihr schon mal in die Richtung geguckt?

Liebe Grüße,
DieNeue
Lorenz222016
Beiträge: 4
Registriert: 21. Jan 2019, 10:07

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Lorenz222016 »

Danke euch beiden
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Lorenz,
meine Laienhafte Meinung ist, dass da etwas mit dne "Freuenhormonen" und den Neurotransmittern durcheinander geraten sein könnte. War deine Frau denn schon beim Gynäkologen? Depressionen könne auch in der Schwangerschaft und im Wochenbett auftreten.
Ob die Wahrscheinlichkeit dafür höher ist, wenn man mit rund 40 ein Kind bekommt, und dann eventuell noch das erste, kann man nur vermuten. Auf alle Fälle ist es für den Körper und auch bezüglich des Lebens ein gewaltiger Umbruch mit einem Baby.
Bei mir selber war es so, dass in jungen Jahren ich überlastet war (auch ohne Kind) und wahrscheinlich auch depressiv wurde, und die Periode ausblieb, für immer (gut, nicht so ganz).
Man kann sich auch mit Baby und Kleinkind stationär behandeln lassen, das Kind mitnehmen. Manchmal sogar in der Nähe.
LG Gertrud
Grimmi
Beiträge: 13
Registriert: 30. Sep 2016, 17:34

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Grimmi »

Also ich hab beide Erkrankungen, PCO allerdings
nicht so schwer ausgeprägt.
Wichtig wäre zu schauen ob das TSH stimmt und die Dosis der Schilddrüsentabletten ausreicht. Der TSH Wert im Blut muss gut eingestellt sein. Eine Unterdosierung kann sich wie eine Depression anfühlen.
Dann wäre der Gynäkologe auf jeden Fall auch wichtig.
Die Hormonlage muss bestimmt werden. Dann kann mit entsprechenden Hormonen geholfen werden.
Schwierig wird es aber sicher werden sie zu allen Arztbesuchen zu bewegen.
VG
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Candless »

Lieber Lorenz222016,

ich kenne mich mit Hashimoto gar nicht aus, deshalb lasse ich mal alles dazu weg. Ich weiss auch nicht, ob es dir überhaupt etwas bringt, wenn man jetzt über Stoffwechselsachen spekuliert, da das ja an dem Zustand deiner Frau nichts ändert, denn dann müsste sie sich ja um die Infos kümmern und dann entsprechend Dinge unternehmen. In den seltensten Fällen bringt es bei Depressiven etwas, ihnen Ratschläge zu geben oder ihnen Infos zu ihrem Gesundheitszustand weiterzugeben. Dafür sind sie einfach nicht empfänglich. Insofern konzentriere ich mich mal hier nur auf das, was mit der Depression zu tun hat und dann auf das, was du vielleicht tun könntest.
Lorenz222016 hat geschrieben:Jetzt droht sie sogar sich was anzutun, da sie so ein Leben nicht mehr möchte (und das fast jeden Tag).
Lorenz222016 hat geschrieben:Ich kann mit der Verantwortung kaum noch leben, mich um meine Frau zu kümmern, dass sie sich nichts antut.
Das wichtigste mal zuerst:
Hier musst du vielleicht etwas unternehmen, auch gegen den Willen deiner Frau. Es ist wichtig, herauszubekommen, wie ernst ihr das ist. Hat sie nur Suizidgedanken, oder hat sie Suizidabsichten? Du musst sie direkt darauf ansprechen, ganz direkt: Du spricht davon, dir etwas anzutun. Wie wirst du das tun?
Wenn sie dann konkrete Dinge sagt, also konkrete Pläne hat, bleibt dir nichts anderes übrig, als den Notarzt zu rufen. Du kannst dann sagen: Du bist akut in Gefahr, bleibe einfach hier sitzen, ich gehe ins Nebenzimmer und rufe einen Arzt. Und dann muss man das machen. Nicht aus falscher Zurückhaltung nichts sagen, man muss die Betroffenen direkt ansprechen, ohne Umschweife, wenn sie Suizidgedanken äussern. Das ist erstmal das allerwichtigste.
Lorenz222016 hat geschrieben: Ich bräuchte dringen euren Rat, von jemanden der sich hier etwas auskennt, meine Frau hat Depressionen/Bourn out, sie weiss es, aber will sich nicht helfen lassen von einem Arzt, sie war schon bei zweien und beide, meinen es könnte ja noch schlimmer sein.
Wenn sie schon bei zwei Ärzten war, klingt das für mich schon so, als wisse sie, dass sie ärztliche Hilfe braucht und ist doch sicher auch deshalb zu den Ärzten gegangen. Ich denke, wenn sie einverstanden ist und Hilfe annimmt, dass du sie hier unterstützen könntest. Ich würde sie fragen, was du für sie tun kannst und mit ihrem Einverständnis vielleicht einen Psychiater finden, wo sie schnellst möglich einen Termin bekommt. Da muss man oft sehr viel herumtelefonieren, bis das klappt. Dazu fehlt den Betroffenen oft die Energie und Kraft. Vielleicht sprichst du sie mal ganz konkret darauf an?
Lorenz222016 hat geschrieben:In den letzten Monaten erkenne ich meine Frau nicht mehr, dauer müde, genervt, gereizt, Schlafstörungen, depressiv, wütend, mit nichts zufrieden, sehr unruhig, mit allem Überfordert, vergeslich. Akne wie mit 17, Libido (kennt sie nicht mehr), Haarausfall, Rückenschmerzen, vor 8,00Uhr wird sie nicht wach und dan auch nur wegen unserem Sohn, jeden 2 Tage kommen Tränen. Denn Haushalt mache ich fast komplett, sie ist aber der Meinung sie wäre nur an putzen und kochen für unser Kind (Kochen für den kleinen ja, aber mehr wirklich nicht). Sie hat sich von allen Freunden zurückgezogen und sitzt fast nur noch zu Haus und langweilt sich (ich mache nichts mehr, mein sie). Ihre Arbeit hat sie auf 2x halbe Tage in der Woche reduziert wegen der Hausarbeit und unserem kleinen.

Das ist alles mehr als typisch bei Depressionen. Alles was du schreibst. Solange sie so in der Krise ist, wird das auch so bleiben. Ich würde mich mal auf einen längeren Zeitraum einstellen, in dem das so weitergeht, und es nicht persönlich nehmen. Das ist alles Ausdruck der Krankheit.
Lorenz222016 hat geschrieben:Es liegt nicht bei Ihr, sondern bei mir und unserem Sohn (er ist schon anstr. Im moment), die sie zu sehr stressen und sie zu all dem zwingen, was sie gar nicht mag (putzen, kochen usw) und sie hat viel zu wenig Zeit für sich. Vor allem ich bin für sie an allem Schuld, weil ich ihr nicht bieten und sie überhaub nicht verstehe. Sie würde mich und auch unseren Sohn sofort verlassen, wenn sie wüste wo hin, deswegen bleibt sie halt.
Das ist auch typisch. Die Gefühle sind blockiert, selbst für den Sohn, sie haben dazu keinen Zugang, dass sie Menschen lieben. Das fühlt sich an wie nicht vorhanden. Daher trennen sich ja auch so viele Depressive, das, was sie mal empfunden haben, ist für sie nicht mehr greifbar. Auch hier: Das hat mir dir oder eurem Sohn nichts zu tun. Sie braucht wahrscheinlich erst einmal Medikamente, wenn nicht einen Klinikaufenthalt, und dann Therapie. Es geht aber alles nur in kleinen Schritten. Das braucht viel Zeit und bei dir viel Geduld!

Ganz viel Kraft!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Herz1234
Beiträge: 69
Registriert: 25. Dez 2018, 19:49

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Herz1234 »

@Candless
Lieber Candless, du gibst mir jeden Tag immer etwas Kraft . Danke für deine lieben Texte :)
Lorenz222016
Beiträge: 4
Registriert: 21. Jan 2019, 10:07

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Lorenz222016 »

Guten Morgen
@Candless - vielen vielen Dank - für diese mühe, deine Antwort ist wirklich klasse, mit so vielen infos in einer Antwort habe ich nicht gerechnet. !! Danke dir.

Aber auch an alle die mir geantwortet haben, vielen Dank
riverflow
Beiträge: 535
Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von riverflow »

Hallo Lorenz,

ich möchte kontrovers antworten.

Weil es mich aufregt, dass so gerne Medikamente empfohlen werden, ohne zu schauen, ob es auch ohne geht.
Weil auch mir, beim ersten Besuch dieses Forums, vor bestimmt mehr als 15 Jahren, direkt Medikamente empfohlen wurden und ich mich damit gar nicht abgeholt gefühlt habe.
Weil es in vielen Ländern beim Thema Depression eher zu einer Über- als Untermedikation gekommen ist.
Weil ich mich seitdem, sowohl im Studium als auch privat sehr intensiv mit dem Thema befasst habe und für mich zu dem Schluss gekommen bin, dass mein Weg ohne Medikamente sein soll.
Weil Studien belegen, dass die Wirksamkeit dieser Medikamente durchaus kontrovers diskutiert wird und weil es viele Betroffene gibt, denen damit nicht geholfen wird, die sich aber Jahr(zehnt)e später auf einem bunten Medikamentencocktail wiederfinden, von dem sie nur noch schwer loskommen, weil immer mehr Medikamente genommen werden "müssen".

Wann MUSS man ein Medikament nehmen? Ich habe auch schon eins verschrieben bekommen, hatte sowohl die Diagnose der chronischen Depression als auch mindestens einmal einer schweren Episode (= double Depression) also MUSSTE ich es nehmen? Habe ich aber nicht und heute bin ich nicht mehr sehr depressiv.
Ich denke dieses MUSS ist oft ein Delegieren von eigener Verantwortung. Entweder ich MÖCHTE ein Medikament nehmen oder nicht. Oft gibt es nämlich andere Wege, auch wenn diese beschwerlicher sind.
Die Depression kommt ja in den meisten Fällen nicht "einfach so", sondern zeigt an, dass im Leben etwas den eigentlichen Bedürfnissen zuwider läuft. Sie bremst einen aus, fordert Rückzug, um das Thema zu bearbeiten (allein oder mit Hilfe).
Ich habe begonnen, mein Leben zu ändern, Therapien absolviert, mit dort die Kraft geholt, einen neuen Beruf zu erlernen und Dinge gefunden, die mir viel geben und es wurde besser.

Haarausfall, Akne und Rückenschmerzen finde ich nicht typisch für eine Depression. Letztere können jedoch bei einer lavierten Depression vorkommen.

Nimmt Deine Frau denn Eisen und Vitamin D? Ich habe mit wiederkehrendem Eisenmangel zu tun. Ist dieser stark ausgeprägt, fallen mir die Haare aus. Das ist ein typisches Symptom von Eisenmangel. Ebenso wie ein Gefühl der Schwäche und Müdigkeit. Und trotz der Müdigkeit kann Eisenmangel sogar auch zu Schlafstörungen führen. Dieser ist in seinen Auswirkungen also schon gravierend.
Und auch ein Vitamin D-Mangel kann zu Müdigkeit führen.
Hashimoto habe ich vielleicht. Es gibt Indizien, die dafür und welche, die dagegen sprechen. Auf jeden Fall nehme ich auch Euthyrox und soll, laut Nuklearmedizin, gut eingestellt sein. Eine andere Aussage bekomme ich also auch nicht. Dabei belasse ich es aber auch.
Wenn Ihr diesbezüglich weiterforschen möchtet, dann wäre wohl ein Endokrinologe der passende Ansprechpartner. Dieser kann, meines Wissens nach, sämtliche Hormone untersuchen.

Möchte Deine Frau denn überhaupt Medikamente oder Hormone nehmen?
Wie gesagt, man kann gegen eine Depression Medikamente nehmen, die bekommt man in der Regel sehr schnell verordnet, man kann für die Wechseljaher Hormone nehmen. Würde ich auch nicht tun wollen, da man jahrelang von einem erhöhten Brustkrebsrisiko ausgegangen ist. In der letzten Zeit wird diesbezüglich zurückgerudert, aber trotzdem....
Ich, für mich, möchte den sich verändernden Östrogenspiegel einfach als natürlichen Prozess hinnehmen und z.B. mit Sport gegensteuern.

Du beschreibst die Überforderung und Unzufriedenheit Deiner Frau. Ein kleines Kind ist anstrengend, sie arbeitet noch und ist ja auch keine super junge Mutter! Bekommt sie genügend Schlaf?
Wenn sie sich beschwert, hast Du sie einmal gefragt, was sie möchte? Was sie braucht, um sich besser zu fühlen? Welches Leben sie führen möchte?

Dass sie droht, sich etwas anzutun, geht gar nicht. Diese Verantwortung darf sie nicht auf Dich übertragen. Wenn Du immer das Gefühl hast, sie überwachen zu müssen und gar nicht mehr Deinen Interessen nachkommen kannst, wirst Du vielleicht irgendwann ebenfalls depressiv...
Hier würde ich ebenfalls mit ihr reden und sie "liebevoll zu einem Arztbesuch zwingen". Eine Zwangseinweisung ist für die Betroffenen meist äußerst unangenehm und stigmatisierend.
Ich würde mit ihr einen Arztbesuch vereinbaren und ihr sagen, dass Du, wenn sie sich diesbezüglich sperrt, einen Arzt informieren wirst.

(Kleine) Kinder haben sehr feine Antennen für ihre Bezugspersonen. Oft geben sie sich auch die Schuld, wenn es diesen schlecht geht und wollen helfen.
Das nennt sich Parentifizierung. Nur damit Du es mal gehört hast und eventuell gegenwirken kannst....

Liebe Grüße
riverflow
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Candless »

Liebe/r riverflow
riverflow hat geschrieben: Weil es mich aufregt, dass so gerne Medikamente empfohlen werden, ohne zu schauen, ob es auch ohne geht.
Weil auch mir, beim ersten Besuch dieses Forums, vor bestimmt mehr als 15 Jahren, direkt Medikamente empfohlen wurden und ich mich damit gar nicht abgeholt gefühlt habe.
Weil es in vielen Ländern beim Thema Depression eher zu einer Über- als Untermedikation gekommen ist.
ich denke nicht, dass wir als Angehörige Medikamente empfehlen, wir schreiben hier lediglich über das, was wir erlebt haben und erleben, in der Behandlung unserer Angehörigen. Wenn ich schreibe, es geht wahrscheinlich erstmal nicht ohne Medikamente, dann sind das Erfahrungswerte. Auf solche Dinge muss man sich als Angehöriger schon einstellen, aber zu entscheiden haben wir das nicht! Auch wenn es auf Beziehungen z. B. eine Auswirkung hat, wie etwa AD, die verändern ja nun eine ganze Menge. Trotzdem, Medikamente "empfehlen" oder auch nicht, kann nur ein Arzt, die Entscheidung, sie zu nehmen, liegt beim Betroffenen. Insofern sind wir hier nicht diejenigen, die Entscheidungen treffen über Medikamente. Wir können nur berichten, wie es bei unseren Angehörigen läuft und müssen es akzeptieren. Insofern sind wir auch nicht diejenigen, die von Medikamenten abraten dürfen, meine ich, so wie du es eigentlich nahelegst. Sollen wir denn in die Behandlung eingreifen, von verschriebenen Medikamenten abraten oder durch solche Äusserungen unsere Angehörigen noch weiter verunsichern?

Ich finde, die Behandlung muss zwischen Arzt und Patient ausgehandelt werden und wir dann entsprechend dem, was dort entscheiden wurde, mittragen und unterstützen. Wenn wir anfangen würden, uns selbst als "Experten" in die Behandlung einzumischen, Studien über die Wirksamkeit zu zitieren und so weiter, kommen wir in eine ungesunde Rolle, die des "Hilfstherapeuten". Ich glaube, das wäre gar nicht gut.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
riverflow
Beiträge: 535
Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von riverflow »

Liebe/r Candless,
nein, nicht abraten, aber auch nicht sagen, es geht wahrscheinlich nicht ohne.

Die Art der Behandlung hängt doch zum Teil schon davon ab, welcher Fachmann aufgesucht wird. Bei den Psychotherapeuten gibt es durchaus welche, die Medikamenten gegenüber kritisch eingestellt sind. Bei einem Psychiater hingegen gehört es zu seinem seines Job, Medikamente zu verabreichen, allein schon, damit er gegenüber Kollegen, wie z. B. einem HNO-Arzt argumentieren kann, genauso somatisch zu behandeln, wie dieser auch und damit er nichts Schwammiges von wegen Psyche erzählen muss. Das Gehirn ist krank, der Neurotransmitterhaushalt muss anders balanciert werden (obwohl das nie nachgewiesen werden konnte) und schon zieht man mit anderen Fachgruppen gleichauf.
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

Akne und Haarausfall sehe ich auch nicht als Depressionssymptom an. Höchstens, dass jemand auf Stress mit Pickeln reagiert. Aber ansonsten würde ich da auch eher was hormonelles vermuten.

Liebe Grüße,
DieNeue
Lorenz222016
Beiträge: 4
Registriert: 21. Jan 2019, 10:07

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Lorenz222016 »

Guten Morgen riverfower,
vielen Dank für deine Antwort, Tabletten oder auch zum Psychologen möchte meine Frau auf keinen Fall. Das Gute oder Dumme, wie auch immer, ist das meine Frau aus dem Bereich der Kunsttherapie kommt und das alles mal Studiert hat, aber seit längerem nicht mehr auf dem Beruf arbeitet. Sie weis alles darüber und hat früher sogar in Kliniken mit deressiven Menschen gearbeitet. Meine Frau hatte keine einfache Kindheit (sie kommt Gebürtig aus einem Land, das nicht sicher ist) und hat dort anscheinend sehr viel erlebt, was nicht schön war, jetzt wo sie Zeit hat und nicht vollgepumpt mit arbeit und lernen ist und zusätzlich hormonell was nicht stimmt, kommt alles verstärkt raus, denke ich.
Ich möchte mir keinen Tabletten Zombi oder was ähnliches groß ziehen, ich möchte einfach nur, dass es meiner Frau besser geht und dann geht es mir und unserem Sohn auch besser (wie auch immer wir das hinbekommen)! Ich habe sie schon sehr oft gefragt was sie will, aber da sie selbst nicht weis was sie eigentlich möchte, ändert sich ihre Wünsche mit dem Gefühlsleben, geht es ihr gut ist alle in Ordnung – geht es ihr schlecht ist die Welt sche… und an den anderen Tagen was dazwischen!!
Das schlimme ist nur, nebenbei zu stehen, aber nichts tun zu können und vor allem nicht zu wissen, ob sie in 5minuten noch gut drauf ist oder ob die Welt zusammenbricht.
Ich hoffe sehr, dass gestern eine höhere macht mir seinen Arm zugesteckt hat um zu helfen, es ist nur ein dümmer Strohhalm, aber etwas Hoffnung. Eine alte Freundin meiner Frau, mit der sie seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr hatte, stand gestern vor der Türe, sie ist Therapeutin!!, war früher eine absolute Bezugsperson und vor allem, weis sie das meine Frau Depression hat!!! Ihre Worte, nach der Geburt unseres Sohnes liegen mir immer noch im Ohr, „ Jetzt müssen wir aufpassen das sie nicht ganz in die depression abrutscht und ihr helfen“ Ich habe das erst einige Zeit später verstanden was sie damit eigentlich meinte. Durch ein Schicksalsschlag ihrer seits, war sie leider nicht greifbar, aber sie gibt mir jetzt einen Hoffnungsschimmer.

Dank euch
DieNeue
Beiträge: 5571
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von DieNeue »

Hallo Lorenz,

warum will denn deine Frau keine Medikamente oder zum Psychologen?
Könnte mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, wenn man bei einer Therapie plötzlich "die Seite wechselt" und die früheren "Kollegen" einen therapieren. In meiner Tagesklinik war auch eine Patientin, die als Krankenpflegerin in der Psychiatrie gearbeitet hatte. War, glaub ich, erstmal schon komisch für sie, aber ich glaube, sie kam dann schon zurecht.

Liebe Grüße und alles Gute,
DieNeue
ßßßß

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von ßßßß »

@die neue

"Auch in den Wechseljahren steigt der Testosteronspiegel, dachte ich."
Nein tut er nicht.
Die Oestorogene, Gestagene usw. werden nur weniger.
Männliche und Weibliche Hormone sind Gegenspieler. Jeder trägt sie in sich. Entscheident ist was in der Wirksamkeit überwiegt.
Bei Männchen wird übrigens der Hormonspiegel langsam weniger schon in den 30er. Bei denen gibt es keinen abrupten Wechsel. Fals doch führt das nicht selten zu einer Depression die leicht mit Testosteron behoben werden kann.
DieNeue
Beiträge: 5571
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von DieNeue »

@ ßßßß: Ah ok, danke für die Info. Wenn Gestagene und Östrogene sinken und das Testosteron gleich bleibt, wirkt dann das Testosteron mehr, oder?
ßßßß

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von ßßßß »

@dieneue

pauschal ja
real ist es aber komplexer
in den eierstöcken wird erst testosteron gebildet und dann in oestrogen und ähnliches umgewandelt. Das ganze wird von der hypophyse gesteuert.
wenn nun die fähigkeit zur testosteron produktion nachlässt, lässt auch die oestrogenproduktion nach, dann versucht die hypophyse gegenzusteuern und steigert die testosteronproduktion. wenn das aber nicht umgewandelt wird, steigt der testosteronspiegel zu stark und die hypophyse hemmt dessen herstellung.
es kann aber auch erst die oestrogenherstellung nachlassen, dann das selbe spiel.
die hypophyse versucht das gleichgewicht zu halten. daher die schwankende symptomatik.
letztendlich wird die nachlassende produktionsfähigkeit durch das hüh hod der hypophyse noch beschleunigt. irgendwann funktioniert da nichts mehr. beide produktionen in den eierstöcken fallen aus.
wobei das bauchfett wie auch bei männchen da auch noch als oestrogenproduzent/testosteronverbraucher mitmischen kann.
als testosteronproduzent beleiben aber die nebennieren aktiv. auch hier steuert die hypophyse.
abgesehen von erkrankungen und verschleiß wird versucht die level gleich zu halten. deswegen kann aufgrund der steuerproblematik der testosteronspiegel kurzfristig leicht steigen, er sinkt aber auch schnell wieder. generell sinkt die produktionsfähigkeit von hormonen mit dem alter. bei den weiblichen geschlechtshormonen geht das nur in kürzerer zeit und fällt deswegen eher auf.
das testosteron wirkt nicht mehr seien wirkung fällt nur mehr auf.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Bitte um Rat, meine Frau ist depressiv, möchte keine hil

Beitrag von Gertrud Star »

Wobei die Frage ist, wenn depressionsbedingt oder aus anderen Gründen das Cortisol zu niedrig ist oder fast fehlt, was da zu tun wäre.
Denn der Stress wirkt auch auf den Hormonhaushalt, und der wieder auf die Depression.

Folgende Artikel hatte ich dazu mal gelesen kürzilich, als ich über Amenorroe suchte:
https://running-magazin.com/ratgeber/fe ... ete-triad/" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.pukzh.ch/default/assets/Fil ... ortmed.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;
Der Körper versucht sich vor einer möglichen Schwangerschaft zu schützen.

Das (Bauch)Fett kann auch bei Frauen relevant sein für den Hormonhaushalt.
Es wird spätestens dann wichtig, will sie schwanger werden, das soll da nicht mehr so leicht gehen.

Ich hörte auch mal von einem Mann, der über mehrere Jahre sehr lustlos war wegen Burnout der Existenzsicherung wegen. Bis der dann andere Möglichkeiten fand.
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