Tiefe Phase

Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich,

Ich verstehe dich und habe dich auch nicht falsch verstanden.

Ich finde das so eine enorme Leistung, dass du deine Konzerte trotzdem gibst - obwohl du gerade so leidest.Und ich habe es ernst gemeint, dass ich darin eine Kraft spüre, die dir helfen wird mit der Krankheit zurecht zu kommen.


Ich wünsche mir, dass du etwas Abstand findest zu dem inneren Druck, der dich momentan so sehr belastet. Ich wünsche mir, dass du zurückfindest vielleicht auch nur in Tagträumen zu deiner Freude und deiner Passion, die dich zur Musik geführt hat. Vielleicht gibt es ein Ereignis, ein Konzert, eine Melodie - die dein Herz noch erreicht, die es durch den Nebel der DEpression schafft. Was hat dir als KInd das Herz geöffnet? Viele sind überzeugt, dass Gerüche die Erinnerung an Gefühle oder schöne Momente wachrufen können. Könnte dir das helfen?

Ich wünsche dir alles Gute
Herzliche GRüße
Camille
Katjusha
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Katjusha »

Hallo Rich,

Wie war dein Konzert?

Ich glaube, du hast eine Depression und auch ein starkes Selbstzweifel, ich glaube nicht, dass du unprofessionell bist. Deine Arbeit ist halt ziemlich anspruchsvoll und sehr wichtig für dich, deswegen machst du dir auch so viele Sorgen. Warum denkst du eigentlich, dass du unprofessionell bist, hat dir jemand so etwas gesagt? Was heißt für dich "Erfolg im Beruf" zu haben? Warum hast du Angst gekündigt zu werden?

Das ist super, dass du so einen kreativen Job für dich gewählt hast, der dir so viel Spaß macht, aber andersseits ist es schade, dass du nicht Mal Zeit für deine Familie hast. Einen positiven Stress soll man haben, aber ich glaube, dass die Belastung bei dir zu hoch ist. Geht es allen Musikern so, oder gibt es in diesem Bereich Stellen, die nicht so fordernd sind?

Ich würde dir nochmal raten, das Buch von David Burnns zu lesen, dort gibt es viel zu Selbstzweifeln.

Liebe Grüße
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich,

Wenn du hier nochmal lesen solltest - hast beim letzten Konzert gespielt?

Wie geht es Dir?


Ich würde mich freuen weiter von Dir zu hören.


Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo,
Danke für die Nachricht, sehr toll das Gefühl, dass jemand sich dafür interessiert!
Ja, ich habe das Konzert gespielt … es war gut so, dass ich es bis zu Ende durchgezogen habe, hätte ich da kurzfristig abgesagt, wäre ich wohl nie mehr dabei. Aber es war nicht einfach, das Gefühl in falschem Film zu sein blieb bis zu Ende. Und genau so bin ich nach Hause gefahren, ohne zu wissen ob alles in Ordnung war oder nicht, habe niemand was gefragt, keiner hat was gesagt ... in März spiele ich mit dem Orchester wieder, hoffe bis dahin etwas weniger verunsichert zu sein.
Jetzt geht das „normale“ leben weiter, ich unterrichte wieder, was zwar sehr anstrengt ist aber von außen spürt viel weniger Druck. Ich habe immer wieder versucht zu üben, was ganz wichtig ist, um weiterhin fit zu bleiben um das Instrument zu beherrschen. Das ist ein Kampf … früher habe ich ohne Probleme stundenlang geübt, heute ist sich konzentrieren und dabei bleiben nur mit großer Mühe begrenzt möglich. Habe oft gehört, das gehört zu der Symptomatik der Depression, kann selber nicht einschätzen ob es so ist. Tatsache ist, ich frage mich die ganze Zeit beim Üben ob das was ich grad tue richtig ist, wert hat, komme einfach nicht weiter.
Aber trotzdem, ich werde es morgen nochmal versuchen.
Liebe Grüße,
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich,

Das freut mich aber von Dir zu hören. Ich wusste nicht, ob du nochmals online gehen würdest - dabei wollte ich gerne hören, wie es Dir geht.

Ich wusste, dass du das Konzert spielen wirst. Und ja ich habe mir gedacht, dass es dir wieder gleich ergehen wird - dass du wieder das Gefühl haben wirst im falschen Film zu sein. Ich kenne dieses Gefühl leider auch sehr gut. Alles läuft an mir vorbei - als gehe es mich garnicht an. Unwirklich. Ich funktioniere - keiner merkt etwas. Wahrscheinlich, war das bei Dir im Konzert auch so. Keiner hat es Dir angemerkt.

Aber was ist mit Dir? Ich wünsche mir für Dich, dass Du da wieder "rauskommst". Kannst du Dir vorstellen es nochmal zu versuchen - z.B. mit einer Therapie. Vielleicht hatte das letzte Mal der Therapeut nicht gepasst oder die Therapieform....


Ich möchte noch mehr schreiben - bin zu müde.

Ich versuche, die nächsten Tage Zeit zu finden.


Auch wenn Ratschläge blöd sind - quäle dich nicht mit dem Üben. Deine Seele ist müde. Gönn ihr eine Pause - oder spiele Musik, die deine Seele tröstet. Nur für dich. Ohne Leistungsanspruch. Vielleicht auch nur ein Ton - der dich berührt.


Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo Camile,
Danke dass du trotzdem Müdigkeit geschrieben hast.
Deine Wortwahl trifft genau zu, funktionieren … das tue ich auch, bei spielen, bei Unterrichten, zu Hause. Zweifel daran, jemand mit dem ich zu tun hatte hat es irgendwann geahnt, wie ich mich fühle. Oder dass ich wöchentlich 3 Mal zur Therapie ging. Ich wollte auch niemanden davon erzählen, wenn es mit was anderes kollidiert hat sagte ich immer, ich muss zum Arzt. Manche haben sich so gewundert, wie so ich so oft zum Arzt muss, trotzdem …
Ich wollte damals nicht mit der Therapie anfangen, jetzt alles nochmal von vorne … überall anrufen, entweder eine Absage oder eine Wartezeit von mindestens 3 Monate als Antwort bekommen, um danach ausprobieren, ob es passt oder nicht passt. Ganz ehrlich, jetzt hätte ich die Energie dazu nicht. Auch wenn ich sehr gerne einen Ausweg finden möchte.
Die Ratschläge waren nicht blöd, es freut mich sehr zu merken, jemand macht sich Gedanken darüber. Herzlichen Dank dafür…
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Lieber Rich,

Ich überlege hin und her. Und finde keinen Anfang.

Ich kann Dir nicht helfen, das ist die Wahrheit. Auch wenn ich es gerne könnte.

Mir fällt nur auf, wie sehr du leidest unter dem großen Druck und der Angst, "nicht gut genug" zu sein. Das ist sehr belastend. Und in dem Wort "Belastung" steckt schon ganz bildlich, wie schwer es ist und kräftezehrend diese "Last" zu tragen. Kein Wunder, dass du müde und erschöpft bist und du Schwierigkeiten hast mit der Konzentration.

Aber wie schafft man das - sich von Angst und Selbstzweifel zu befreien. Was gibt es außer der Musik, was dir wertvoll ist und dir Kraft geben könnte? Du hast erzählt, dass Weihnachten in deiner Familie "eigentlich" ganz schön war. Könnte deine Familie dir helfen? Könnte das etwas sein - fühlst du dich da geborgen? Könnte es Dir helfen, mit deiner Familie über deine Beschwerden zu reden? Vielleicht können sie Dir helfen - z.B. rein praktisch einen Therapieplatz zu organisieren.....


Was gibt es sonst, was dich früher glücklich gemacht hat. Natur? Bewegung? Freunde treffen? Was hast du als Kind gerne gemacht?

Ich versuche gerade, deinen Blick weg von der Musik auf andere Bereiche zu lenken, die dir wertvoll sind und waren. Vielleicht wäre es hilfreich, Dir ein "2.Standbein" zu suchen - eine Kraftquelle, die die neben der Musik Erfüllung und Bestätigung geben könnte. Vielleicht könnte damit der Druck vom "perfekt Musizieren-Müssen" etwas genommen werden. Lass das mal auf dich wirken.....


Vielleicht hilft es auch, dein Musizieren unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Was war der Grund, dass du die Musik zu deinem Beruf gemacht hast? War es Freude an der Musik? WEnn ja - was löst diese Freude aus? Ist es das gemeinsame Musizieren? Ist es, dass die Musik deine Seele berührt und du deinen Gefühlen Ausdruck verleihen kannst. Oder ist es die Anerkennung für deine besondere Leistung? Was war es ursprünglich gewesen? Was lässt sich vielleicht wieder erwecken?


Was ist schädlich für dich beim Musizieren? Ist es die Position als Solist? Ist es der Umstand, dass du andere "Seiten von Dir" nicht leben kannst oder Wünsche und Bedürfnisse übergehen musst, weil dein Beruf so zeitaufwendig ist, dass dir einfach keine Zeit bleibt für andere Dinge, die Dir (früher) Freude bereitet haben, die du aufgeben musstest und die du heute vielleicht (wenn auch nicht bewusst) vermisst. Gibt es da etwas? Was könntest du vielleicht ändern?


Das sind so erste Gedanken - prüfe mal, ob es Dir hilfreich erscheint.

Dir alles Gute
Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo,
Vielen Dank für alles was du geschrieben hast ...
Es geht gar nicht darum, ob die Lösung für die Probleme die mir durch den Kopf gehen dabei ist oder nicht. Alleine die Tatsache dass du dir so viele Gedanken gemach hast und sich so viel Zeit genommen hast das alles zu schreiben, das ist mir wichtig. Nochmal, ganz herzlichen Dank dafür.
Ich probiere bereits einiges von dem was du geschrieben hast ... Musik nur für mich zu machen, ganz ohne Druck. Habe die letze Zeit z.B. Viel Klavier gespielt, was gar nich mein Instrument ist damit mir klar ist, ich muss da nichts leisten. Es funktioniert aber leider nicht immer. Dasselbe mit der Familie, man sollte sich darauf freuen, aber immer wieder empfinde ich als Belastung.
Es ist am Ende doch so, dass die Depression ein Loch ist aus dem aus eigener Kraft raus muss. Mann kann sich Hilfe holen, aber wirklich daraus kommt man nur wenn man selber das schafft. Klingt super einfach wenn ich das hier schreibe, es umzusetzen ist aber was ganz anderes.... hast du auch dieses Gefühl?
Ich wünsche dir, du müsstest gar nicht helfen, dann wären wir beide gar nicht in diesem Forum. Aber hoffentlich kommt das noch, auch wenn manchmal die Aussichhten so trüb sind. Jetzt, wenn noch eine schlaflose vor mir steht, denke ich auch, wie soll man das tun?
Liebe Grüße
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich,
. Mann kann sich Hilfe holen, aber wirklich daraus kommt man nur wenn man selber das schafft. Klingt super einfach wenn ich das hier schreibe, es umzusetzen ist aber was ganz anderes.... hast du auch dieses Gefühl?
Ja dieses Gefühl habe ich auch. Leider. Sonst wäre ich nicht hier im Forum.
Es hat viele Jahre gebraucht, zuerst zu erkennen, dass ich Hilfe brauche - und dann nochmal Jahre, dass es mir Hilfe zusteht. :?

Im Moment bin ich in der Phase - oder besser im Versuch - es umzusetzen....

Tja und leider "funktioniert" es nicht so. Auch bei mir nicht.

Manchmal gibt es Momente - Tage, die hoffen lassen - Freitag und Samstag fühlte ich mich so lebendig und unbeschwert, wie seit vielen Jahren nicht mehr - dann wieder lange Phasen unendlicher Erschöpfung dominiert von Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und Versagensängsten.

Geduld haben - es fällt mir schwer - trotzdem, dagegen zu rebellieren kostet nur unnötig Kraft - das habe ich die letzten 2 1/2 Jahre gelernt - Geduld - immer wieder von vorne beginnen - 2 kleine Schritte vor - einen zurück manchmal auch umgekehrt - 2 zurück - nur 1 vor

Das ist das Harte und Zermürbende der DEpression. Für und alle

Ich habe für dich noch 2 Gedanken:


1.) Ich habe mal einen Artikel über eine Therapeutin gelesen, die in Würzburg arbeitet und Coaching für Berufsmusiker anbietet mit "Lampenfieber" umzugehen. Sie hatte jahrelang Leistungssportler bei Olympia betreut - sie mental auf den Wettkampf vorbereitet. Hat sich vor Jahren jetzt umorientiert und hilft jetzt Musikern "innere Blockaden" abzubauen - bei Konzerten frei aufspielen zu können. Leider erinnere ich mich an ihren Namen nicht mehr - und habe sie gerade beim kurzen "Googeln" nicht finden können. Das würde sicher keine Behandlung ersetzen - vielleicht könnte es für Dich bei KOnzerten trotzdem hilfreich sein. Wenn ich mich richtig erinnere - kann man mit ihr auch skypen.


2.) Deine abgebrochene Therapie war wirklich sehr zeitaufwendig - 3 mal wöchentlich. Das müsste ja nicht wieder so intensiv sein. Die meisten arbeiten 1x wöchentlich - dann wäre es für dich auch nicht so ein "Zeitfresser" - oder besser mit deinen Alltagspflichten zu vereinbaren. 3x wöchentlich klingt nach analytischem Therapieansatz - stimmt das? Vielleicht wäre eine Therapie mit mehr konkreten Lösungsansätzen für dich geeigneter- z.B. kognitive Verhaltenstherapie. Möchtest du es nicht doch nochmal versuchen? Ich selbst bin kein Fachmann - ich selbst weiß nicht einmal für mich, was geeignet/hilfreich wäre. ES sind nur Gedanken...


Ich wünsche Dir, dass du deinen WEg findest.

Sei gut zu Dir


Herliche Grüße

Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo,
ich bin lange nicht mehr dazu gekommen, hier was zu schreiben.
Eigentlich bin ich in den letzten Tagen praktisch auf nichts gekommen ... alles was ich versucht habe lief ins Wasser, es fühlt sich wie ein großes Loch, dadrin dreht sich alles, man kommt nirgends an, alles ha keinen Sinn...
Als ich angefangen habe hier zu schreiben, habe mir eben Tiefe Phase als Thema ausgesucht. Ich dachte, ich mache eine schwierige Zeit durch, es geht aber vorbei. Leider sieht es nicht so aus, seit dem ich zum ersten Mal geschrieben habe ist schon so viel passiert, aber nichts hat sich verbessert ... die KOnzerte sind vorbei, die Feierzeit ist vorbei, aber ich springe weiter von einem Misserfolg auf den nächsten.,, habe irgendwie Angst,das hat kein Ende mehr.
Was kann man machen jetzt? Oder os nur eine frage der Zeit? Möglicherweis kann keiner mir eine Antwort geben, ich musste trotzdem das hier schreiben.
Grüße,
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich,

es tut mir leid, dass es Dir nach wie vor nicht gut geht.

Du hast gefragt, was du jetzt machen kannst.

Ich und viele andere haben ja schon mehrfach angeregt, dich bei einem Psychologen/ Psychotherapeuten vorzustellen. Katerle hat Dir auch schon von ihren guten Erfahrungen erzählt, die sie bei ihrer REHA machen konnte und wie viel ihr das geholfen hat.

Das könntest du machen.

Herzliche Grüße
Camille
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Ergänzung ;)

Das sind liebevoll gemeinte "Ratschläge". Du vermutest ja selbst, dass du vielleicht unter einer Depression leiden könntest. Für mich klingt es leider auch sehr danach, als dass du "Depressionen" hast. Die genaue Diagnose kann nur ein Fachmann stellen und deshalb möchte ich Dir raten, dich um einen Termin zu kümmern, damit weiter abgeklärt werden kann, warum es Dir so schlecht geht und wie man Dir am Besten helfen kann.


Du haderst so viel mit Dir selbst. Gibst dir die Schuld oder zweifelst zumindest. Das kenne ich selbst von mir so gut. Deswegen möchte ich nochmals betonen - DIESE GEDANKEN STIMMEN NICHT. Das ist KEIN Versagen von Dir. Daran bist du NICHT Schuld. Und es gibt viele Möglichkeiten eine Depression (wenn es sich bestätigen sollte) zu behandeln. Was für dich das Richtige ist, was Dir mal helfen wird - auch das kann nur ein Fachmann mit Dir besprechen. Vielleicht sind es Medikamente, vielleicht eine THerapie oder eine stationäre Behandlung.


Bitte sei es Dir Wert und kümmere Dich um dich selbst

Es steht Dir zu


Herzliche Grüße

Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo,
Erstmal, herzlichen Dank dass du dir so viel Mühe gibst hier zu schreiben...
Tatsächlich ist für mich bis heute noch eine große Frage, ist das wirklich Depression? Vielleicht habe ich schon erwähnt, mein Therapeut hat lange gebraucht den Begriff zu benutzen, und wenn dann nur halb hertzig, es gab „aus Therapeutischer Sicht gute Grunde das Wort nicht zu benutzen und sich nicht an eine Diagnose fest zu halten“.
Ich habe ja Probleme im Leben ... das hat aber jeder. Was ist davon Wirklichkeit, was tue ich aufblasen wegen der Depression? Ich komme da nicht weiter. Tatsache ist, ich schleppe mit mir ein großes Schuldgefühl, ohne genau erklären zu können, warum es so ist.
Das alles jetzt schlimmer geworden ist .. dafür habe ich keine Erklärung. Vielleicht hat sich zu viel angesammelt, aber nichts ist anders als es war. Oder vielleicht spielt das keine Rolle. Ich kann nur nicht sehen, wie ich mir Hilfe holen könnte. In meinem Umfeld, bekomme ich keine. Nochmal eine Therapie, alles von vorne, anrufen und Kämpfen für einen Termin der erst in frühestens drei Monate möglich ist bei jemand der mir möglicherweise nicht helfen kann ... kann mir nicht vorstellen.
Wünsche mir ich könnte einfach weg, das alles erst mal hier lassen...
Liebe Grüße
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Lieber Rich,

du weißt gar nicht wie ähnlich wir uns sind - in der Schwierigkeit unseren Zustand als "Krankheit" und nicht als "Versagen" wahrzunehmen. Ich bin in dem Bezug auf "Krankheitseinsicht" und "Entlastung im Hinblick auf Schuldgefühle" leider nicht so geeignet als "Austauschpartnerin." Ich glaube, da können Dir andere aus dem Forum sicher besser helfen, weil sie schon "weiter" sind im Verständnis dieser Störung oder aus anderen Gründen einfach "klarer" sehen als ich.

Du fragst dich und damit indirekt uns hier im Forum
Tatsächlich ist für mich bis heute noch eine große Frage, ist das wirklich Depression?
Das frage ich mich selbst auch bis heute - auch wenn ich diesbezüglich auch Dank des Austausches hier im Forum doch für mich mehr und mehr annehmen kann, dass ich unter einer Vielzahl von Symptomen dieser Störung leide.

Ich kann Dir auch nur sagen und mich damit wiederholen, dass alles was du beschreibst sehr danach klingt, dass es Depressionen sind unter denen du leidest.

Eine Diagnose kann da allerdings nur ein Fachmann stellen. Und um das abklären zu lassen, musst du nicht selbst wissen worunter du leidest oder selbst schon deine Diagnose kennen. Dazu sind Ärzte da.


Ich kenne diese Zweifel selbst sehr gut - die du hier äußerst
Ich habe ja Probleme im Leben ... das hat aber jeder. Was ist davon Wirklichkeit, was tue ich aufblasen wegen der Depression? Ich komme da nicht weiter. Tatsache ist, ich schleppe mit mir ein großes Schuldgefühl, ohne genau erklären zu können, warum es so ist.
Ich habe mich so sehr (und tue es immer noch) für mich und meine "Unfähigkeit mit dem normalen Leben zurecht zu kommen" geschämt. Probleme hat doch jeder - ich bin halt so unfähig und komme damit nicht klar - aber da kann mir doch niemand dabei helfen. Das ist doch meine "Schuld." Es gab und gibt keine "Traumata" in meinem Leben, eher das Gegenteil, das Schicksal meinte es bisher sehr gut mit mir. Erst als meine "Schuldgefühle" so übermächtig wurden, dass ich überzeugt davon war, mit allem was ich tue anderen Schaden zuzufügen und Suizidgedanken kamen, die imperativ und übermächtig waren - habe ich mir Hilfe geholt aus einem diffusen Verantwortungsgefühl meinen 2 Kindern gegenüber - das wollte ich Ihnen nicht auch noch antun. Für mich selbst hatte ich abgeschlossen.

Was will ich Dir damit sagen. Bitte warte nicht bis es Dir vielleicht auch noch so geht. Desto früher eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Und bitte versuche deine "schlechte Erfahrung", die du innerhalb deiner letzten Therapie gemacht hast zu vergessen. Ich habe Dir ja schon geschrieben, dass es nicht automatisch bedeutet, dass Dir eine Therapie nicht hilft, nur weil sie einmal für dich nicht hilfreich war. Das kann an der Art der Therapie oder am Therapeuten gelegen haben.

Du kannst dich zunächst an einen Facharzt für Psychiatrie wenden, der eine erste Diagnose stellen kann und andere Ursachen für deine Beschwerden ausschließen kann. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen, wie ihr deine Beschwerden lindern könnt. Vielleicht helfen Dir ja auch Medikamente sehr gut. Mir helfen sie z.B. sehr gelassener mit mir zu sein - "meine Schuldgefühle" sind dadurch nicht ganz weg aber sie "erdrücken" mich nicht mehr. Er kann Dir auch helfen in der Wahl einer geeigneten Therapieform.

Ich bin sicher, dass man Dir helfen kann und dass es Dir wieder besser gehen wird. Ich glaube, dass es für dich hilfreich wäre, Dir einen Termin bei einem Psychiater geben zu lassen. Versuche es doch bitte - zur Abklärung.

Gerne kannst du hier rotzdem auch weiter schreiben.

Herzliche Grüße
Camille
Katerle
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Katerle »

Hallo Rich,

wegen Schuldgefühlen hatte ich auch lange Zeit zu kämpfen, auch lange verdrängt... Aber mit Hilfe von Therapie konnte ich sie abbauen. Du siehst also, es lohnt sich, sich immer wieder aufzuraffen, sich Hilfe zu suchen bei einem Therapeuten. Und versuche es mal mit der Einstellung, dich auf eine Therapie einzulassen, dann liegt es näher, dass dir auch geholfen werden kann. Wenn sich im Laufe deines Lebens viel angesammelt hatte, dann braucht das auch seine Zeit, um auf- bzw. zu verarbeiten. Leider erfährt man manchmal im Umfeld nicht die notwendige Hilfe und da musst du für dich selbst wieder aufstehen und weitermachen. Ohne Mithilfe in der Therapie geht sowieso nichts...

Weiterhin Kraft und Durchhaltevermörgen,
Katerle
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Hallo Rich

Liest du hier noch manchmal?

Ich würde mich freuen etwas von Dir zu hören.

Liebe GRüße
Camille
Rich
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Rich »

Hallo,
Ja, ich war hier, immer wieder. Habe aber leider nicht geschafft zu schreiben... es kam nichts raus, so gar nichts. Habe mich gefreut dass jemand nachgefragt hat, habe mir gewünscht etwas los zu werden, es ging aber nicht.
Die letzten Wochen waren leider sehr schwer; ich weiß, nichts neues, ich schreibe über nichts anderes hier. Trotzdem... gab es ein paar Rückschläge, ich fühle mich total am Ende, alles wofür ich mich anstrenge führt zu nichts.
Ich wünsche mir ich könnte einfach einen Knopf drücken, alles pausieren und vielleicht dann einen Ausweg finden. Den Knopf gibt es aber leider nicht....
Ich hoffe nur dass etwas passiert, keine Ahnung was. So komme ich aber leider nicht weiter. Ich ziehe wahrscheinlich noch alle nach unten mit, die das hier lesen.
Sorry, es wäre vielleicht besser gewesen das zu lassen.
Rich
Camille
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Re: Tiefe Phase

Beitrag von Camille »

Lieber Rich,

NEIN - es wäre nicht besser gewesen, hier nicht zu schreiben. Bitte schreibe - wenn es FÜR DICH gut ist. Tue das, was geht und was Dir gewisse Erleichterung bringt.

Ich habe oft geschaut, ob du online warst. Aber wahrscheinlich hast du nur gelesen und Dich nicht angemeldet gehabt.

Lieber Rich -
gab es ein paar Rückschläge, ich fühle mich total am Ende, alles wofür ich mich anstrenge führt zu nichts.
Das kenne ich selbst so gut. Ich kam selbst nicht aus diesem "Teufelskreis" heraus. Ich weiß nicht, ob das "ohne Hilfe" überhaupt möglich ist. Ich konnte es nicht. Obwohl ich mich so "zusammengerissen" und angestrengt habe - das kannst du mir glauben. Es wurde allein sogar immer schlimmer - zum Schluß fühlte es sich nicht nur so an, als ob "nichts" herauskommen würde - sondern, als dass ich nur noch schade und Unheil anrichte und anderen zur Last falle.


Und diese Entwicklung lese ich jetzt auch bei Dir. Du entschuldigst Dich, dass du hier schreibst, weil es Dir schlecht geht. Rich - dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Dafür ist das Forum da.


Aber dieses Gefühl, dass Dich dazu veranlasst, tut Dir zusätzlich weh. Spürst du das?

Ich glaube, du spürst auf alle Fälle, dass du es alleine nicht schaffst "den Knopf" zu finden. Ich habe es alleine auch nicht geschafft. Keiner hier. Das ist kein Versagen. Das ist dieses Brutale und Zerstörerische dieser "Krankheit" - obwohl man alles tut, weit über seine Kräfte geht - irgendwann gelingt "nichts" mehr. Das hat nichts mit Schuld zu tun. Aber jeder "Rückschlag" treibt dich noch tiefer in diese hoffnungslose Verzweiflung.


Ich verspreche Dir nichts. Sich in Behandlung zu begeben ist ein großer Schritt - ganz sicher ohne schnelle Lösung. Aber eine Chance hast auch du mit Behandlung, dass es Dir besser gehen wird.


Ich erlebe gerade ein paar wunderbare Tage. Das kann es auch für dich geben. Bitte versuche es. Ich habe es Dir schon oft geschrieben. Gehe zu einem Arzt, den du vertraust - oder direkt zum Psychiater. Erzähle das, was Du hier schreibst.


Kannst Du Dir das inzwischen vorstellen? Hast du schon etwas in der Richtung unternommen?


Ich wünsche Dir so sehr die Hilfe, die Du brauchst


Du hast sie verdient


Herzliche Grüße

Camille
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