Schuldgefühle

Sinnpflanze
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Sinnpflanze »

Hallo Candless, hallo Kräuterhexchen,

ich habe die Anregung gegeben gerade in der Hoffnung, dass sich die Situation durch verändertes Verhalten der Partnerin langfristig klärt. Denn seines kann sie nicht verändern - nur ihr eigenes.

So, wie es jetzt ist, kann es ja kein Dauerzustand bleiben, einfach, weil es unbefriedigend und Kräfte raubend ist. Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege.

Ich verstehe es so, Candless, dass Du der Überzeugung bist, dass Dein Partner von Dir erwartet, dass Du Dich so verhältst, wie Du Dich verhältst. Dass er im Grunde will, dass Du ihn regelmäßig mit authentischen Gefühlen konfrontierst, weil er es nicht anders kennt. Aus Gründen der Klar- und Greifbarkeit. Und dass eine Veränderung ihm nicht gut tun und die Situation verschlechtern würde. Verstehe ich das richtig?

Und, Kräuterhexchen:
Das Einzige, was ich mir für die Zukunft erhoffe, ist, dass er nicht einfach dicht macht und geht, nur weil es einfacher ist. Sondern, dass wir eine Chance haben uns neu kennenzulernen. Und das Erlebte irgendwann mal Stückchen für Stückchen aufzuarbeiten und darüber zu sprechen.
Hast Du ihm das so einmal gesagt? Und wenn ja, was war seine Reaktion darauf?

Gruß,
Sinnpflanze
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Kräuterhexchen »

Danke, Candless.

also ist deine Empfehlung für Kommunikation mit einem Erkrankten möglichst "gewaltfreie Kommunikation" anzuwenden: aus der Ich-Perspektive schreiben, möglichst beschreibend als bewertend, wenn nötig und dringend eine Änderung einer Handlung für die Zukunft als Wunsch formulieren...
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Sinnpflanze
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Sinnpflanze »

Bei mir setzte erst eine Veränderung ein, als mein Partner zusammenbrach und sagte: "Es geht so nicht weiter, ich kann nicht mehr". Erst dann fing ich an, aktiv zu werden und mich zu verändern.

Aber sollten wir nicht besser einen Extra-Thread aufmachen? Bevor wir den hier shreddern...
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Candless
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Candless »

Sinnpflanze hat geschrieben:Hallo Candless, hallo Kräuterhexchen,

ich habe die Anregung gegeben gerade in der Hoffnung, dass sich die Situation durch verändertes Verhalten der Partnerin langfristig klärt. Denn seines kann sie nicht verändern - nur ihr eigenes.
Also ich habe mit der Depression meiner Ex die Erfahrung gemacht, dass erst wenn ihre Krise abklingt, sich Dinge ändern können und sich alles aufklärt, nicht durch mein Verhalten. Denn durch mich ist das "Problem" auch nicht entstanden. Natürlich kann das kein Dauerzustand sein, aber bisher haben depressive Krisen bei meiner Partnerin sich wieder gelegt und ein Miteinander war wieder möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich durch veränderte Kommunikationsmittel etwas zum Positiven wenden kann, solange sie so tief in der Krise steckt.
Sinnpflanze hat geschrieben: Ich verstehe es so, Candless, dass Du der Überzeugung bist, dass Dein Partner von Dir erwartet, dass Du Dich so verhältst, wie Du Dich verhältst. Dass er im Grunde will, dass Du ihn regelmäßig mit authentischen Gefühlen konfrontierst, weil er es nicht anders kennt. Aus Gründen der Klar- und Greifbarkeit. Und dass eine Veränderung ihm nicht gut tun und die Situation verschlechtern würde. Verstehe ich das richtig?
Nein, das habe ich nicht gemeint. Ich habe gemeint, dass ich nicht taktieren will und bei mir bleiben muss und wenn ich anfangen würde, zu überlegen, wie ich auf sie einwirken kann, indem ich nun strategisch kommuniziere, etwa um sie aus ihrer Lethargie heraus zu reissen, meine Kommunikation anderes transportiert, als ich empfinde. Ich glaube, dann wäre die neurotische Verstrickung perfekt. Eine solche Kommunikation, etwas zu sagen oder nicht zu sagen, damit der andere so oder so reagiert, lehne ich ab, da es nicht mehr authentisch ist. Das ist aber für mich die Grundlage für eine ehrliche Verbindung. Sollte ich jemals an den Punkt geraten, ihr nicht zu schreiben, obwohl mein Herz sagt, dass ich das möchte, damit sie sich dann endlich von sich aus meldet, wäre es Zeit, sich endgültig zu verabschieden. So sehe ich das. Das bin dann nicht mehr ich. Und ich möchte nicht strategisch auf sie einwirken, sie soll sich freiwillig bei mir melden, oder nicht. Nicht deshalb, weil ein gewisser "Druck" entsteht, da ich mich zurückziehe.

Ist das iwie verständlich?
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Candless
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Candless »

Sinnpflanze hat geschrieben:Bei mir setzte erst eine Veränderung ein, als mein Partner zusammenbrach und sagte: "Es geht so nicht weiter, ich kann nicht mehr". Erst dann fing ich an, aktiv zu werden und mich zu verändern.
Ok, aber das kannst du nicht auf andere übertragen. Meine Ex ist seit Jahren in engmaschiger Behandlung, tut alles, was sie kann, nimmt Medikamente, ist in Therapie....

Aktiver als sie kann man das nicht angehen. Sie braucht keinen "Weckruf" durch mich! Sie braucht ein Ende ihrer Krise und sehnt das auch herbei.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Kräuterhexchen
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Kräuterhexchen »

Liebe Sinnpflanze,
Hast Du ihm das so einmal gesagt? Und wenn ja, was war seine Reaktion darauf?
Neee, hab ich nicht. Dazu müsste ich mich ja wieder melden. :roll: Genau das wollte er ja nicht. Er sagte, dass er sich bei mir melde. Das verstehe er so, dass ICH mich NICHT melde. Er ist ein wohl ein Verfechter des Null-Kontaktes. (Wie gesagt, kann ich das ab und zu nicht, weil ich Mensch mit nicht-immer beherrschbaren Gefühlen bin.)
Ich bin schon froh, wenn es eine Lesebestätigung zu meinen Nachrichten gibt! :oops: Rückmeldung zu allem was eventuell mit Emotionen behaftet sein könnte, gibt es nicht.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich ihn nicht allzu sehr zutexten sollte. Es ist sehr fragil.

Es hält mich über Wasser, dass er mit keinem Wort Trennung erwähnt hat. Er sprach es nicht aus.
Er machte mal die Andeutung, dass ER eine Entscheidung getroffen hätte, aber noch keine Kraft gefunden hat zu mir zu kommen. Mmmppff, sehr zweideutige Botschaft, was immer das heißen mag. :? Das werde ich erst erfahren, wenn er genug Kraft gefunden hat für ein Gespräch. Das heißt, abwarten und Kräuter-Tee trinken. ;)
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Sinnpflanze
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Sinnpflanze »

Das ist ja nicht auszuhalten.

Ich glaube, in dem Fall würde ich mir doch in Erinnerung rufen, eine Frau mit nicht-immer-beherrschbaren Gefühlen zu sein, und mich doch - ein letztes Mal - kurz melden: "Ich habe keine Lust mehr zu warten. Ich möchte die Antwort JETZT."

@Candless: Okay. Ich verstehe Dich jetzt besser.

So, mehr sage ich nicht dazu. Bis sich mal wieder die TE mit dem eigentlichen Thema zu Wort gemeldet hat. Gute Nacht!
Wiedererholtes Herz ist das bewohnteste.
Rainer Maria Rilke
DieNeue
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kräuterhexchen,

"Das Einzige, was ich mir für die Zukunft erhoffe, ist, dass er nicht einfach dicht macht und geht, nur weil es einfacher ist. Sondern, dass wir eine Chance haben uns neu kennenzulernen. Und das Erlebte irgendwann mal Stückchen für Stückchen aufzuarbeiten und darüber zu sprechen."
Das finde ich voll schön, was du geschrieben hast. Denn es zeigt, dass du verstanden hast, dass es nach der Krise nicht einfach so weitergeht wie vorher und nicht von ihm verlangst, wieder genauso zu sein wie früher. Sondern dass du wirklich Interesse an ihm hast und bereit bist, ihn auch anders anzunehmen.
Kräuterhexchen hat geschrieben: Ich bin schon froh, wenn es eine Lesebestätigung zu meinen Nachrichten gibt!
Das kann ich seeehr gut verstehen. ;)
Kräuterhexchen hat geschrieben: Er machte mal die Andeutung, dass ER eine Entscheidung getroffen hätte, aber noch keine Kraft gefunden hat zu mir zu kommen. Mmmppff, sehr zweideutige Botschaft, was immer das heißen mag. :?
Eine Entscheidung bezüglich eurer Beziehung oder hat er das nicht genau gesagt?

Liebe Grüße,
DieNeue
Kräuterhexchen
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Kräuterhexchen »

DieNeue hat geschrieben:Eine Entscheidung bezüglich eurer Beziehung oder hat er das nicht genau gesagt?
Hallo, ja, ich beziehe es aus dem Kontext auf die Beziehung, aber genau hat er es nicht gesagt.
Ich konzentriere mich erstmal auf das Warten, das besser Zuhören, was er sagte bzw nicht sagte und vor allem auf mein eigenes Leben und dass es mir und meinen Kindern gut geht.

Vielen Dank für eurer Zuhören und Interesse @dieNeue und @Sinnpflanze. Für einen eigenen Thread dachte ich reicht es immer nicht, denn die Kommunikation bestand mehr oder weniger aus drei Nachrichten. :oops:

@Stinker1512: was gibt es Neues bei dir? Hoffe, du bist gut in die Woche gestartet.
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Stinker1512
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Stinker1512 »

Es hält mich über Wasser, dass er mit keinem Wort Trennung erwähnt hat. Er sprach es nicht aus.
Er machte mal die Andeutung, dass ER eine Entscheidung getroffen hätte, aber noch keine Kraft gefunden hat zu mir zu kommen. Mmmppff, sehr zweideutige Botschaft, was immer das heißen mag. :? [/quote] (Zitat von Kräuterhexchen - bekomme ich nicht so ganz hin )

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mich hat dies die letzten Wochen auch noch etwas hoffen lassen. Aber dies brachte mich echt an meine Grenzen. Konnte nicht mehr klar denken. Und auch ich hatte die Angst ihn darauf anzusprechen um eventuell doch der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen, dass es nun vorbei ist?

ABER... genauso wie Sinnpflanze es sagt: es ist nicht auszuhalten. Und auch ich musste mich in meinem anderen Thread durch Zuspruch erstmal dazu durchringen ihm diese Frage zu stellen. Mir ging während dessen viel durch den Kopf.

So nun bekam ich eine Antwort von ihm in der nur stand, dass er mir in Zukunft nicht geben kann was ich brauche und wir beide damit unglücklich wären.
Ich musste auch erstmal daran knabbern. Aber durch einen anderen Blickwinkel wurde mir klar, es ist keine Trennung. Er hat dies ja nicht wirklich gesagt. Und so wie es DieNeue und Sinnpflanze in dem anderen Thread gut beschrieben haben, dass man das so hinnehmen soll, wie es der Betroffene wirklich sagt und nichts anderes reininterpretieren solle. Er sagte weder ja noch Nein. Er kann einfach im Moment nicht. Das heißt nicht, dass er dies nicht möchte.
Ja... Ich habe auch Zeit gebraucht in Ruhe darüber nachzudenken.

Aber jetzt geht es mir wesentlich besser. Seit dieser Nachricht war ich wie ausgewechselt. Ich konnte die letze Nacht nun endlich wieder einmal durchschlafen und hatte relativ gute Laune den Tag über. Das fand ich bemerkenswert. Was Unklarheit halt mit einem anstellen kann.

Ich weiß nun, es hat sich hinsichtlich der Beziehung zueinander nichts geändert. Und genau so wie Kräuterhexchen sehe ich es so, in der Hoffnung, dass man nach dieser Krise zusammen mit dem Partner daran arbeiten kann und daran zu wachsen und sich zusammen weiterzuentwickeln. Das man dieses Problem zukünftig eventuell anders angeht ? Ich hoffe ich konnte mich einigermaßen gut ausdrücken mit dem was ich meine

Und zu deiner Frage Kräuterhexchen. Ja ich hatte nun durch diese Klarheit einen guten Start. Ich hoffe, dass ich nun meine letzte Urlaubswoche etwas entspannter angehen kann als die letzten Wochen. Ich hatte eigentlich vor vielleicht mal 2 oder 3 Tage von hier zu verschwinden um mal "rauszukommen". Wüsste nur nicht wohin alleine :) und mit meinem Hund dabei.

Ich hoffe du hattest auch einen guten Start?

LG
Kräuterhexchen
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Kräuterhexchen »

Hallo Stinker1512,
So nun bekam ich eine Antwort von ihm in der nur stand, dass er mir in Zukunft nicht geben kann was ich brauche und wir beide damit unglücklich wären.
Solche Aussagen hab ich hier im Forum schon gelesen. Wenn ich so eine Antwort bekäme, ist die Antwort darauf klar und eindeutig für mich: DAS entscheiden WIR, was uns glücklich oder unglücklich macht, oder was wir brauchen und was nicht, womit wir momentan leben können und womit nicht. Das ist UNSERE Aufgabe als Angehörige, und nur unsere! :( Diese Entscheidung treffen wir jeden Tag aufs Neue.
Das man dieses Problem zukünftig eventuell anders angeht ?
Ein bisschen gaga ist daran, dass man versuchen sollte diese Klärungen und Änderungen "nach der Phase" zu besprechen. Also wieder Zurückhaltung und Geduld gefragt. :? Vielleicht aufschreiben.

Vielleicht kannst du eine Freundin besuchen?

Mein Start war so lala. Die Nachrichten von Sinnpflanze am Wochenende haben mich sehr zum Grübeln gebracht, etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Das ich es respektieren muss, wenn er mich bat mich nicht mehr zu melden. Aber es gilt hier ein Gleichgewicht zu finden, die Wünsche des Anderen zu respektieren und gleichzeitig sich selbst nicht aufzugeben und aus den Augen zu verlieren.
Und dieses Gleichgewicht hab ich erstmal für mich wiedergefunden, auch dank der Tipps, des Interesses und der aufbauenden Rückmeldungen von Sinnpflanze und dieNeue. Dankeschön!
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
DieNeue
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

warum wollen eure Freunde eigentlich nicht zum Arzt oder zu einem Therapeuten gehen? Bzw. warum wollen sie keine Hilfe?
Haben sie dazu was gesagt?

Ich finde das immer so schade, weil das soviel helfen könnte...

Liebe Grüße,
DieNeue
Candless
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Candless »

DieNeue hat geschrieben:Hallo ihr,

warum wollen eure Freunde eigentlich nicht zum Arzt oder zu einem Therapeuten gehen? Bzw. warum wollen sie keine Hilfe?
Haben sie dazu was gesagt?

Ich finde das immer so schade, weil das soviel helfen könnte...

Liebe Grüße,
DieNeue
Also meine Ex ist seit mehr als zweieinhalb Jahren in engmaschiger Behandlung und hat mindestens einmal pro Woche auch Psychotherapie. Bzgl. der Partnerschaft würde es nur helfen, wenn auch wir als Partner eingebunden wären, das ist aber offenbar bei einer Depression nicht üblich und so sind wir völlig aussen vor. Daher kann ich nur sagen, im Hinblick auf die Beziehung macht es -zumindest für mich- keinen erkennbaren Unterschied, ob sie in Therapie ist oder nicht. Und eine zusätzliche Paartherapie kommt in einer richtigen Krise ja gar nicht in Frage, denn wenn die Gefühle blockiert sind, kann man auch nicht an einer Beziehung arbeiten. Zu der "normalen" Therapie unserer Angehörigen haben wir wohl in der allergrössten Mehrheit der hier Schreibenden keinerlei Zugang.

So hoffe ich natürlich, dass die Therapie meiner Ex hilft. Irgendwelche hilfreichen Erkenntnisse zu unserer Beziehung hat sie nicht, da tut sich gar nichts, frage ich sie, kommt dasselbe wie vor fast neun Monaten: sie hat keine Ahnung und sieht sich nicht imstande, irgendetwas zu sagen. Warum? Sie beschäftigt sich nur mit sich selbst, auch in der Therapie.

So müssen wir als Angehörige in dem Punkt der Partnerschaft auf unsere "unbehandelten" Ex-/Partner/innen und Angehörige Rücksicht nehmen und hoffen, dass sie zu einem für uns erträglichen Beziehungsgeschehen durch ihre Therapie fähig werden und man dann vielleicht gemeinsam weitergehen kann. In jedem Fall fällt es meiner Ex seit Beginn der Therapie schwer, ihr dort Erlerntes auf Familie oder mich als Partner anzuwenden, da das nähere Umfeld bei ihrem Therapeuten eben gar nicht vorkommt. Eine Folge ist, dass ihr Kind sich entschieden hat, nicht mehr bei ihr zu wohnen. So sehe ich es als ein Riesennachteil, dass unsere Angehörigen oft eine Therapie absolvieren,die zwar hilft, im Allgemeinen besser handeln zu können, sich nicht zu überfordern, bei sich zu bleiben, aber eben die Schwierigkeiten, die bei einer nahen Beziehung für Betroffene entstehen (z.B. keine Maske aufbehalten zu können, schlechtes Gewissen/ Schuldgefühle, weil die Betroffenen meinen, sie werden Partner oder Kindern nicht gerecht etc.) nicht in den Blick nimmt. Und in dieses Umfeld dann zurück zu gehen, ohne zu wissen, wie man das gestalten soll, ist dann auch eine Hürde.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Kräuterhexchen
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Kräuterhexchen »

Hallo ihr,

auch mein Freund war bereits vor unserer Beziehung (irgendwann) in der Klinik mit Therapie. Von da hat er auch seine Diagnose. Er hat das also schon mal durch.

Soweit ich weiß hat er auch guten Kontakt zu seiner Selbsthilfegruppe.

Ich habe ihn als reflektiert kennengelernt. Große Streitgespräche hatten wir bisher nicht. Habe ihn auch nicht gedrängt mir alles bis ins kleinste Detail seines bisherigen Lebens zu erzählen. Dafür haben wir noch genug Zeit, dachte ich. :?

Ob er jetzt Therapie macht weiß ich nicht. Ich habe ja quasi keinen Kontakt. Werde ihn auch nicht fragen denn er "muss ja allein da durch!" :shock:

Ich kann nur Vertrauen haben, dass er weiß was er tut. Und ihm die Zeit geben, die er braucht.
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Stinker1512
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Stinker1512 »

Bei mir hieß es nur: "er braucht keine Hilfe".
Ich bin in dem Moment auch erstmal nicht weiter drauf eingegangen.


Ich hätte noch eine andere Frage. Wie würdet ihr damit umgehen, wenn ihr von eurem Partner in solche einer Situation dann auch noch angelogen werdet? Hat das auch schon jemand durchgemacht?
Das macht das alles nicht viel einfacher zu verkraften.

Am liebsten würde ich ihm das sagen, aber ich denke mal das dies im Moment nicht fördernd ist.
LG
Camille
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Camille »

[Stinker1512 hat geschrieben]Ich hätte noch eine andere Frage. Wie würdet ihr damit umgehen, wenn ihr von eurem Partner in solche einer Situation dann auch noch angelogen werdet? [/code]

Was meinst du mit angelogen?

Camille
DieNeue
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,

ich glaube, ich bin noch nie von einer Person absichtlich angelogen worden. Zumindest habe ich nichts bemerkt ;)
Aber für mich würde es schon mein Vertrauen und meine Sicht von mir und der Person ins Wanken bringen. Inwieweit kann ich der Person vertrauen, aber auch (je nachdem, um was es ging) warum traut sich die Person nicht mir die Wahrheit zu sagen?

Ich kann dir leider nicht wirklich sagen, was du tun sollst, da ich da keine Erfahrungswerte habe. Und ich ja auch nicht weiß, worum es bei euch ging (musst du auch nicht erzählen, wenn du nicht magst). Aber mir würde es auch so gehen, dass ich die Person drauf ansprechen wollen würde. Und wahrscheinlich jetzt genauso da sitzen würde wie du.

Vielleicht können dir die Anderen ja noch Tipps geben.

Liebe Grüße,
DieNeue
Stinker1512
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo Camille,

Wird für viele jetzt wahrscheinlich wie eine Lappalie klingen, aber ich habe keine ehrliche Antwort darauf bekommen, ob er nun Urlaub hat oder nicht. Er verneinte das jedoch weiß ich, dass es wohl so war.

Zunächst bin ich beim Thema "Lügen " sowieso empfindlich aber ich finde nicht, dass diese "Gesamtsituation" sowas erlaubt. Ich finde im Moment kann ich bei fast allem davon ausgehen, dass es durch die Krankheit kommt, aber ich denke sowas gehört da nicht zu.
Bitte korrigiert mich wenn ich damit falsch liege.

Ganz nebenbei war Lügen nie ein Thema bei uns. Es kam einmal vor (ist schon lange her) und da habe ich ihm die Grenze gezeigt. Und es kam nie wieder vor.
LG
DieNeue
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,

weißt du SICHER, dass es so war?
Ob Lapalie oder nicht, lügen ist definitiv kein Symptom einer Depression.
Vielleicht wollte er einfach seine Ruhe haben und wollte niemandem sagen, dass er zuhause ist... aber da wären wir wieder bei den Vermutungen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Stinker1512
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo DieNeue

Ja da bin ich mir sicher. Sagen wir mal, dass ich bei "Dingen " (Sorry weiß nicht wie ich es sonst beschrieben soll) sehen kann, dass er online ist. Und dies kann er nur von zuhause aus. Und dies war eben auch zu Uhrzeiten, wo er eigentlich arbeiten wäre. Man konnte auch sehen, dass er dort etwas mit Freunden macht.

Aber nun gut. Dies muss ich wohl erstmal so hinnehmen. Auch wenn dadurch die ganzen Gedanken wieder ein wenig durcheinander gebracht werden und man sich fragt, ob dies nun wirklich nötig war.

Aber ja zu den Gründen können wir nur Vermutungen aufstellen. Leider

LG
sanne_h
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von sanne_h »

Ich bin mir da nicht so sicher ob Lügen nicht doch in einer weise dazugehört...

ich kenne das von meinem Partner auch, wenn er einen Schub hab. als kleines harmloses Beispiel:
er ist wieder am toben, und alles wird ihm zu eng -> er muss raus..... wenn er sich einigermassen noch im Griff hat kommt dann schonmal dass er zu seiner Mutter fährt....
ich brauch ihn nur anzusehen und weiss dass er hier gerade gelogen hat. Aber was soll man machen? Zu sagen (jedenfalls direkt) macht keinen Sinn, denn dann würde er ja nur noch mehr rummtoben und sowieso gehen....

Ich handhabe das so, sofern er mal ein Gespräch zulässt, dass ich ihn darauf aufmerksam mache dass ich weiss wann er lügt. Darauf sehe ich in seinen Augen dass ich recht hatte.
Das wirklich schwierige ist, dass er dann auch wissen will bei was... mich beschleicht dann immer das Gefühl dass es nicht nur die "kleine" Lüge von wegen Mutter und so ist.
Aber mehr kann ich da nicht machen, ausser versuchen zu vertrauen, dass er im Großen und Ganzen weiss was er tut....
DieNeue
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo sanne-h,

ich verstehe leider nicht ganz, wo dein Partner dich genau anlügt. Könntest du das bitte nochmal erklären? Danke!

Liebe Grüße, DieNeue
sanne_h
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von sanne_h »

Kurz knapp: in diesem Fall ging er aus dem Haus und sagte er würde zu seiner Mutter fahren.

Was er nicht getan hat und auch nicht vorhatte....

Hab mich da wahrscheinlich unglücklich ausgedrückt.
Das hört sich ja jetzt erstmal nicht so schlimm an, aber das ist nur einer der vielen Lügereien.
Und ja ich weiss es definitv, da er ab und an so eine Notlüge - wie er es nennt zugibt.
Sinnpflanze
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von Sinnpflanze »

Hallo sanne_h,
sanne_h hat geschrieben:Ich bin mir da nicht so sicher ob Lügen nicht doch in einer weise dazugehört...
meiner Beobachtung nach nicht. Das scheint mir eher eine Charakterfrage zu sein. Auch nicht-depressive Menschen greifen zu einer (Not-)Lüge, wenn sie - aus welchen Gründen auch immer - zur Wahrheit nicht imstande sind.

Gruß,
Sinnpflanze
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Rainer Maria Rilke
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Re: Schuldgefühle

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

die Frage, ob Lügen, Betrügen, Fremdgehen etc. zur Depression gehören, taucht hier immer wieder mal auf.

Für mich (bin ja Betroffene) gehört das definitiv nicht zur Depression!
Vielleicht lügen manche, wenn sie ihre Depressionen verstecken wollen, benutzen Ausreden, damit nichts auffällt, aber es ist auf jeden Fall kein Symptom der Depression!

Gab hier auch mal den Thread "Depression vs. Charakter" oder so ähnlich. Da ging's auch darum.

Liebe Grüße,
DieNeue
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