Schlimme Phasen

Ay1988
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Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Hallo zusammen,
Obwohl ich schon so viele Erfahrungen mit dem Thema Depression gesammelt habe, brauch ich doch mal wieder Rat oder Zuspruch.
Mein Mann ist gerade wieder sehr schlimm drauf. Unsere Beziehung ist für ihn wieder nur ein rotes Tuch iund in jederlei Hinsicht schlecht. Und natürlich bin ich an fast allen Schuld. Solche Phasen hatten wir schon öfters aber es ist jedes Mal wieder ein seelischer Schlag für mich und fast nicht auszuhalten. Ich weis im Grunde dass es die Depression ist. Aber er versucht mir immer glaubhaft zu machen dass es nicht so ist. Das macht mich fertig und lässt manchmal mich sogar zweifeln. Wie geht ihr damit um? Ich hab schon alles probiert. Positives aufzeigen, bringt gar nix. Abstand nehmen bringt den nächsten Auslöser mir Vorwürfe und Schuld zuzuweisen. Er möchte seine Freiheit, toleriere ich alles, egal wie es mir weh tut.
Was tut ihr in der Situation? Ich freue mich auf eure Meinung
Herz1234
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Herz1234 »

Mein Mann ist ja ausgezogen . Ich bin machtlos . Was der alles zu mir gesagt hat ist ehrlich gesagt gar nicht mehr zu entschuldigen . Trotz Depressionen . Grauenvoll . Ich weiß aber nicht, ob man das alles wegen der Depressionen entschuldigen kann .
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Genau da liegt oft mein Problem. Woher weis ich ob die Depression aus ihm spricht oder sein persönlicher Charakter? Da es ihm wirklich sehr schlecht geht gehe ich davon aus dass es die Depression ist. Aber du hast recht. Meine Sache tun so unendlich weh dass man sich auch durch die Depression nicht trösten kann. :-(
Herz1234
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Herz1234 »

Mein Mann ist auch nicht so und hätte so etwas nie gesagt . Es müssen die Depressionen sein . Aber das ist für uns unvorstellbar !
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Ja weil wir eben keine Depression haben. Aber wir müssen trotzdem irgendwie damit umgehen und den Schmerz ertragen. Ich habe echt viel gelernt die letzten drei Jahre. Aber diese kränkenden aussagen kann ich bis heute schwer ertragen. Weil es so verdammt weh tut. Wie kann eib Mensch so negativ denken? Wir werden es nie ganz verstehen können nur akzeptieren. Wir haben halt unsere eigenen Grenzen, die ich gerade wieder erreiche. Bist du mit deinem Mann in Kontakt?
Herz1234
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Herz1234 »

Wir sind nur in Kontakt wenn es um Geld geht . Nur WhatsApp . Und weil es da immer Ärger gibt, bin ich echt schon froh , wenn ich nichts von ihm höre . Also 3 Jahre halte ich das nicht aus . Bis dahin habe ich auch Depressioneb .
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Manchmal frage ich mich auch wie ich das drei Jahre aushalten konnte. Wahrscheinlich weil ich ihn sehr liebe und ihn besseren Phasen meinen Mann wieder sehen konnte
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Bei mir ist es so schlimm dass ich in letzter Zeit immer häufiger Alkohol trinke und einfach nur noch am Ende bin. Ich wollte meinen Mann nie in dieser Situation aufgeben. Aber wie lange muss ich diesen seelischen Verletzungen aushalten? Ich habe auch noch zwei Kinder die mit mich brauchen. Ich bin am Ende und weis nicht mehr was ich tun soll. Bitte Helft mir. Ich drehe durch
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Bei mir ist es so schlimm dass ich in letzter Zeit immer häufiger Alkohol trinke und einfach nur noch am Ende bin. Ich wollte meinen Mann nie in dieser Situation aufgeben. Aber wie lange muss ich diesen seelischen Verletzungen aushalten? Ich habe auch noch zwei Kinder die mit mich brauchen. Ich bin am Ende und weis nicht mehr was ich tun soll. Bitte Helft mir. Ich drehe durch
Candless
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Candless »

Das ist ja eine unerträgliche Situation. Ich würde ihm deutlich zu verstehen geben, dass es so nicht weitergeht und würde eine Paartherapie anregen. Wenn er sich darauf nicht einlässt, gäbe es für mich keinen Ausweg und ich würde mich erstmal trennen. Ich habe auch viel Verständnis für die Krankheit und viel erlebt und selbst schwere Zeiten gehabt, aber bei einem solchen Verhalten geht man irgendwann selbst kaputt. Davor würde ich mich schützen.

Wünsche dir viel Kraft!!!
Ganz liebe Grüße!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Erstmal danke für die schnelle Antwort.
Ich hatte diese Woche schon zwei Nervenzusammenbrüche, so heftig ist es gerade. Ich habe dann nur noch geweint und geschrienen. Das ist für seine Depression natürlich nicht förderlich. Ich schäme mich auch dafür aber ich frage mich ob es nicht menschlich ist dass man irgendwann seine Grenzen erreicht. Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen. Die Kinder sind ja auch noch da und brauchen mich. Ich bin wirklich sehr verzweifelt und weis nicht mehr was ich tun soll. Jeden Tag muss ich mir anhören wie schlecht unsere Ehe doch ist und was ich alles falsch mache. Nach meinen Zusammenbrüchen gibt es jetzt bestimmt noch mehr Material für Vorwürfe...
Kräuterhexchen
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Kräuterhexchen »

Liebe Ay1988,

von Mutter zu Mutter muss ich dir sagen, dass du dir keine alleinigen Schuldzuweisungen oder gar Vorwürfe gefallen lassen solltest. Deine Aussagen klingen danach, dass du gesprächsbereit bist und auch reflektierst.
Das klingt vielleicht nach Aggressionen durch seine Depression, weil er sich oder sein Leben nicht versteht. Dennoch solltest du dir das wert sein, dass du dir das so nicht gefallen lässt. Bitte achte auf deine Grenzen. Du musst ja schließlich für deine Kinder da sein. Du kannst es dir nicht leisten dich kaputt zu machen bzw. machen zu lassen.
Ich muss mich Candless anschließen!
Und bitte lass den Sch...-Alkohol! Er macht auch nur kaputt!
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Danke für den Zuspruch. Ja das mit dem Alkohol ist echt mies. Nach dem letzten Zusammenbruch habe ich mir vorgenommen es sein zu lassen. Das lindert den Schmerz auch nicht...
Ich finde es ist so schwierig richtig zu handeln. Was ist richtig, was falsch? Soll ich jetzt alles einfach ruhen lassen und hoffen dass er sich für unsere Ehe entscheidet oder die Krankheit doch siegt über die Liebe? Kampflos aufgeben liegt mir nicht aber wie kämpft man gegen solche Mauern aus negativität, Frust und Depression? Ich muss echt sagen, ich weis nicht weiter. In einigen Wochen geht er wieder in die Klinik, dann wird das ganze wahrscheinlich erstmal wieder noch schlimmer, sofern das überhaupt noch geht. Was soll ich tun? Ich bin sehr verzweifelt
Ps: wie vermutet wird mein Nervenzusammenbruch als weitere Pfeiler gegen mich verwendet
Candless
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Candless »

Ich glaube, für mich wäre die Grenze erreicht. Ich habe den Eindruck, du kämpfst nicht mehr für etwas, sondern nur noch dagegen, selbst zugrunde zu gehen, gegen die Schuldzuweisungen und die Vorwürfe deines Mannes usw., dabei geht deine Gesundheit drauf, dein Wohlbefinden und dein Selbstwert.

Ich würde die Notbremse ziehen. Ich würde mich spätestens jetzt erstmal trennen, um nicht selbst depressiv oder abhängig zu werden. Aus dem was du schreibst, kann ich nur entnehmen, dass dein Mann jeden Respekt verloren hat und die Ehe und du als Projektionsfläche für all die negativen Gedanken herhalten müssen, die in ihm sind. Vielleicht hat er sich das angewöhnt, dass er alles tun kann und alles geschluckt wird und dass er keinerlei Beitrag mehr zur Partnerschaft leistet, ausser dir ständig neue Anlässe zu geben, zu kämpfen und einzustecken. Insofern hat er schon Recht, dass diese Partnerschaft auch für ihn nicht gut sein kann - alle Negativität ist ermöglicht und es gibt keine Grenze mehr für die schlimmen Dinge, die er sagt.

Es scheint mir derart aus dem Ruder gelaufen, dass hier etwas passieren muss, damit du nicht als nächste abrutschst und in einer Klinik landest. Zwei Zusammenbrüche sind Warnschüsse von Körper und Seele, die man nicht überhören sollte. Ich glaube, derzeit ist dein Mann so in seinem eigenen Film und ihm ist die Partnerschaft so egal, dass jedes Kämpfen ad absurdum geführt ist.

Ich würde die Beziehung auf Eis legen, ihm deutlich sagen, dass er dich kaputt macht und dass es so nicht mehr geht. Ich kenne eure Wohnsituation und finanzielle Lage natürlich nicht, aber ich würde mich in jedem Fall trennen und etwas vereinbaren zum Kontakt. Z.B. einmal in der Woche telefonieren, und dann beurteilen, wie die Lage ist. Eine Partnerschaft käme für mich erst wieder in Frage, wenn er sein Verhalten so weit ändert, dass weder meine Psyche und Gesundheit, noch die der Kinder gefährdet sind.

Sorry, dass ich das so direkt schreibe, aber ich glaube, dass du direkt auf den Abgrund zusteuerst und ausser dir niemand daran etwas ändern kann und wird.

Ganz viel Kraft!!!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ay1988,

ich kann mich Candless anschließen. Es liest sich echt schlimm, wie dich dein Mann behandelt!
Die Zusammenbrüche solltest du wirklich als Warnung sehen! Nimm die wirklich nicht auf die leichte Schulter.
Ich bin vor ein paar Jahren psychisch und körperlich komplett zusammengebrochen. Ich war so schwach und erschöpft, dass ich tagelang nichts mehr machen konnte außer auf dem Sofa liegen. Ich hab geheult nur vor Erschöpfung. Der Weg vom Sofa bis zum Klo und zurück war anstrengend wie ein Marathon. Einmal hab ich es nicht mehr geschafft, zum Küchenschrank zu gehen und mir ein Brot zu schmieren. Meine Schwester hat mir dann zum Glück eins gemacht.
Vor dem Zusammenbruch bin ich zweimal im Abstand von ein paar Wochen bewusstlos zusammengebrochen. Einmal in der Stadt auf dem Boden und einmal in der Straßenbahn. Körperlich war nichts auffällig, vorher hatte ich das noch nie. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass mein Körper eigentlich da schon schlapp gemacht hat. Nur hab ich mich jedes mal wieder aufgerappelt und weitergemacht, bis zum Komplettzusammenbruch. Von dem habe ich mich nie mehr erholt und bin jetzt mit 32 Jahren komplett erwerbsunfähig und berentet.
So eine Erfahrung wünsche ich echt niemandem und ich hoffe, dir geht es nicht auch so.

Falls du dich trennen solltest, muss das ja nicht zwingend heißen, dass es für immer ist. Aber du musst echt was ändern, so wie es jetzt ist, ist es absolut nicht gut.
Wie alt sind denn deine Kinder? Könntet ihr irgendwo unterkommen?

Ich wünsch dir alles Gute und ganz viel Mut!

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von DieNeue »

Ich nochmal...

"In einigen Wochen geht er wieder in die Klinik, dann wird das ganze wahrscheinlich erstmal wieder noch schlimmer, sofern das überhaupt noch geht."
Was meinst du denn damit? Warum wird es schlimmer, wenn er weg ist? oder wird es schlimmer, kurz bevor er geht, weil er dann die Krise kriegt?

Achja... und versuch bitte wirklich den Alkohol sein zu lassen! Sonst hast du bald noch das nächste große Problem an der Backe!  
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Erstmal danke für eure Feedbacks.
Zu deiner Frage: es wird in der Klinik immer schlimmer. Durch die Therapie dort, wieso auch immer das zustande kommt, zweifelt er meistens erst Recht alles an.
Ich habe schon öfters über Trennung nachgedacht, konnte mir aber immer wieder neuen Antrieb geben weiter zu machen. Aber ich glaube nicht mehr sehr lange.
Ich muss noch dazu sagen, dass unsere Situation bei weitem noch verzwickter ist. Mein Mann und mein Vater haben eine Firma zusammen, in der meine ganze Familie, mir inbegriffen arbeitet. Auf meine Familie hat er auch Hass, besonders auf meinem Vater... ihr seht da steckt noch mehr dahinter.
Meine Kinder sind 5 und 8 Jahre alt. Ich möchte sie nicht hier aus ihrem Umfeld reißen.
Ich werde jetzt erstmal abwarten und nicht mehr auf ihn zugehen.
Er ist eigentlich jeden Tag mit Freunden unterwegs bzw bei einer Freundin, die ihn ja so gut versteht. Mir schmerzt das alles sehr aber im Moment schaut er nur drauf was ihm gut tut. Es geht ihm wirklich sehr schlecht, auch körperlich deshalb toleriere ich das ganze einfach, auch wenn es mir weh tut.
Es tut gut sich das hier mal von der Seele reden zu können.
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Wie gerne ich ihm sagen würde wie sehr er mir mit seinem Verhalten, auch das ständige abhängen bei der Freundin wie sehr das schmerzt. Ist normal dass man sich da Gedanken macht oder?
Ich lasse es einfach aus Rücksicht weil es ihm so geht, seinem schlechten Zustand.
Und das mit dem Alkohol lasse ich wirklich sein!
Candless
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Candless »

Warum aus Rücksicht auf seinen schlechten Zustand schweigen und nicht aus Rücksicht auf deinen eigenen Zustand und deine Gefühlslage etwas sagen?

Die Depression darf ja nicht dazu führen, dass er totale Narrenfreiheit geniesst und alle anderen die Leidtragenden sind.

Ich würde, wenn du dort bleiben wirst, in jedem Fall die notwendigen Mindeststandards an ein Zusammenleben diktieren, an die er sich halten müsste, damit es überhaupt erträglich wird.

Meine Ex hat auch einen "Seelenverwandten", von dem sie sich verstanden fühlt und ich habe ihr auch mitgeteilt, wo meine persönliche Grenze ist, solange wir uns täglich weiterschreiben und dass ich es nicht mehr tue, wenn es für mich zu belastend wird. Nun hält sie sich auch daran.

Da die Empathie in der depressiven Krise ja auch nicht da ist, wissen die Betroffenen oft gar nicht, wie verletzend das alles ist und meiner eigenen Erfahrung nach darf man nicht nachlassen, seine Mindestanforderungen an einen Kontakt zu formulieren, bis es angekommen ist. Und dass man auch möchte, dass sie eingehalten werden, auch wenn der andere es gerade nicht nachvollziehen kann.

Viel Kraft!!!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von DieNeue »

@ Ay1988:
Geht er denn immer in die gleiche Klinik? Wenn ja, könnte es sein, dass ihm in einer anderen Klinik was ganz anderes gesagt würde. Nicht immer haben die Therapeuten recht. In meiner letzten Klinik haben mich die Therapeuten und Ärzte falsch eingeschätzt, waren am Ende alle der gleichen Meinung und haben natürlich ihre ganzen Handlungsvorschläge aufgrund des Bildes, das sie von mir hatten, gegeben.
Ich bin damit überhaupt nicht klargekommen und war nach der Klinik schlechter beieinander als vorher. Und total verwirrt, was denn jetzt überhaupt noch stimmt.

Das mit der Freundin würde mich auch extrem stören. Da bist du ganz normal :)
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Ja er geht immer in die gleiche Klinik weil er sich dort wohl und gut aufgehoben fühlt. Ich bin mir nur nicht sicher ob das was sie therapieren so gut ist. Es ist als so dass er erst recht Zweifel an seinem Leben bekommt weil er ja nur an sich denken soll und da alles was Probleme mit sich bringt sozusagen beseitigt werden muss. Ich muss sagen ich habe schon Angst davor was da wieder kommt in der Klinik wenn er auch noch in seinem Bedenken bestärkt wird. Ich habe mir dieses mal vorgenommen den Kontakt dann minimal einzuschränken falls es wieder so heftig ist...
Gestern Abend hatte ich den Mut ihn zu sagen wie sehr es mich verletzt dass er nur noch bei der Freundin sitzt. Dass ich es toleriere weil es ihm gut tut aber dass es mir weh tut und es Grenzen für mich gibt wie zum Beispiel dort übernachten. Zumindest hab ich darauf hin mal keins drauf bekommen.
Ich habe mir selbst jetzt Grenzen gesetzt und sobald ich merke dass er zu weit geht werde ich ihn warnen und die Notbremse dann ziehen. Diese seelische Zerstörung werde ich nicht mehr ertragen dazu geht es mir inzwischen echt zu schlecht.
Mal sehen was die nächsten Wochen vor der Klinik noch bringen...
Candless
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Candless »

Ay1988 hat geschrieben:Ich habe mir dieses mal vorgenommen den Kontakt dann minimal einzuschränken falls es wieder so heftig ist...
Gestern Abend hatte ich den Mut ihn zu sagen wie sehr es mich verletzt dass er nur noch bei der Freundin sitzt. Dass ich es toleriere weil es ihm gut tut aber dass es mir weh tut und es Grenzen für mich gibt wie zum Beispiel dort übernachten. Zumindest hab ich darauf hin mal keins drauf bekommen.
Ich habe mir selbst jetzt Grenzen gesetzt und sobald ich merke dass er zu weit geht werde ich ihn warnen und die Notbremse dann ziehen.
Prima, wenn du nun anfängst, deine eigene Grenze deutlich zu machen! Das ist sehr gut!!! Ich drücke dir fest die Daumen, dass du es schaffst und es für dich aufwärts geht!

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
DieNeue
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ay1988,

find ich auch gut, dass du dich zur Wehr setzt!

Es kann gut sein, dass einem in der Klinik gesagt wird, dass man auf sich schauen soll, man Grenzen setzen soll, sich wehren oder sagen, wenn einem was nicht passt. Viele Depressive habe überhaupt kein Gefühl dafür, was sie wirklich wollen, weil sie z.b. nie gelernt haben, auf ihr Gefühl zu hören, nicht Nein sagen können, weil sie Angst vor Streit haben und deshalb immer das gemacht haben, was andere gesagt haben usw. Oder merken nicht, wann ihnen was zu viel wird oder sie was ärgert, weil sie keinen Zugang zu ihren Gefühlen haben. Wenn man das dann in der Klinik lernt, dann kann es zuhause schon zu Problemen kommen. Denn der Betroffene lernt es ja in der Klinik nicht perfekt, sondern muss Erfahrungen sammeln. Erfahrungsgemäß fängt man in einem Extrem an (z.b. ich wehre mich gegen gar nichts) und fällt dann erstmal von der anderen Seite vom Pferd (= ich wehre mich gegen ALLES, aber auch wirklich ALLES, egal, ob es Sinn macht oder nicht). Das passiert natürlich nicht mit Absicht und sollte sich irgendwann dann langsam aber sicher irgendwo in der Mitte einpendeln.
Aber das wäre z.B. ein Grund, warum es für Angehörige schwierig werden kann, wenn Betroffene aus der Klinik kommen.
An sich ist das ja auch nicht schlecht, denn es kann auch sein, dass sich die Beziehung der beiden verbessert, auch wenn es erstmal eine Umstellung und unbequemer wird, wenn z.b. der Betroffene nicht immer macht, was man sagt, sondern man plötzlich Gegenwind bekommt.

Das, was du erzählst, hört sich aber schon krasser an...

Wie war denn dein Mann früher so?

Liebe Grüße,
DieNeue
Ay1988
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Ay1988 »

Die Frage beantworte ich gerne: mein Mann war immer sehr fürsorglich und zuvorkommend, hilfsbereit. Ich habe mich sicher und aufgehoben gefühlt und man hat gemerkt dass er mich liebt, er hat es mir oft gezeigt. In „besseren“ Phasen bzw in manchen Situationen kann ich die Liebe noch spüren. Das ist es was mich bisher immer aufbauen konnte. Aber selbst das kann mir langsam nicht mehr weiter helfen.
Ich hatte heute den Mut und ihm gesagt wie sehr ich leide und wirklich am liebsten das ganze beenden möchte. Dann steht er so vor mir sagt mir wie es ihm geht, dass er froh ist dass er überhaupt noch hier steht und ich mit meinen Verhalten alles verschlimmer...dann fühle ich mich wieder so unglaublich schlecht dass ich es zugelassen habe auf mich und mein Befinden zu hören anstatt einfach alles zu akzeptieren und hinzunehmen, stark zu sein für ihn . Kennt ihr dieses extrem miese Gefühl? Was sagt ihr euch in solchen Momenten?
Candless
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Re: Schlimme Phasen

Beitrag von Candless »

Ay1988 hat geschrieben: Ich hatte heute den Mut und ihm gesagt wie sehr ich leide und wirklich am liebsten das ganze beenden möchte. Dann steht er so vor mir sagt mir wie es ihm geht, dass er froh ist dass er überhaupt noch hier steht und ich mit meinen Verhalten alles verschlimmer...dann fühle ich mich wieder so unglaublich schlecht dass ich es zugelassen habe auf mich und mein Befinden zu hören anstatt einfach alles zu akzeptieren und hinzunehmen, stark zu sein für ihn . Kennt ihr dieses extrem miese Gefühl? Was sagt ihr euch in solchen Momenten?
Liebe Ay1988,

du hast das richtig gemacht und bist in erster Linie für dich verantwortlich, nicht für ihn und sein Wohlergehen - für das du ja sogar alles tust.

Ich glaube nicht, dass die Aufopferung bis zur Selbstaufgabe eine sinnvolle Strategie ist. Erstens gehst du selbst kaputt, zweitens geht es ihm dadurch auch nicht besser (die Depression unserer Angehörigen läuft iwie nach einem eigenen "Programm" ab ohne unser Zutun), und letztlich zerstört das auch die Beziehung, denn das Miteinander hat eine zerstörerische Richtung eingenommen, unter der du ja schon extrem leidest.

Für mich gibt es einen Unterschied zwischen dem, was er (krankheitsbedingt verzerrt) wahrnimmt und sagt und der Wirklichkeit. Insofern denke ich, dass es nicht stimmt, dass du etwas verschlimmerst, weil du sagst, wie es dir geht.

Ich würde seine Aussagen erst einmal bis zum Abklingen der Krise im Rahmen der Depression sehen und nicht als "die Wahrheit" anerkennen. Er konditioniert dich ja geradezu zum Aushalten, Schweigen, Leiden, indem er dir für deine authentischen Gefühle und Selbstaussagen ein schlechtes Gewissen macht und Schuld zuweist.

Ich würde in dieser Situation nicht zurückstecken, sondern ihn in seine Schranken weisen. Auch wer krank ist, hat nicht das Recht, andere zu zerstören. Das würde ich ihm mitteilen und darauf bestehen, dass er aufhört, dich schlecht zu behandeln.

Ich glaube, dass -wenn es so weitergeht- du auch in einer Depression landest. Ich habe fast den Eindruck, du bist schon mitten auf dem Weg dorthin. Dass du dich so schlecht fühlst und solche Schuldgefühle entwickelst, nur weil du auf dich selbst achtest, ist für mich schon ein Anzeichen dafür, dass die Depression sogar vielleicht schon da ist. Er zieht dich mit in den Abgrund. Von dort kannst du ihm auch nicht mehr helfen, und dir selbst vielleicht auch nicht mehr. Vielleicht holst du dir therapeutische Unterstützung?? Ich vermute fast, die Situation ist zu verfahren für eine Verbesserung.

Ganz liebe Grüsse!
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