Umgang mit Dysthymie

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Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Hallo zusammen...
Ich hab mich nie wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt, da ich es nicht anders kenne. Ich war eigentlich schon in der Kindheit traurig, konnte mich selten an etwas freuen. Im Teenageralter kam auch noch extreme Trägheit dazu und Übergewicht.
Was passiert mit dicken Mädchen in der Schule die kein Selbstvertrauen haben? Richtig, die werden gemobbt.

Anspucken, schubsen, auslachen, ausgrenzen in der Pause, bei Gruppenarbeit ausgeschlossen werden weil man stinkt, Nase halten und so tun als muss man kotzen wenn ich vorbei ging, Dreck in die Schultasche schütten, usw... von jungen und von Mädchen gleichermaßen, super Schulzeit :(

Das ging soweit bis ich mich mit 15 im Treppenhaus aufgehängt habe. Glücklicherweise war ich zu schwer für den Strick und er ist gerissenen. Gesagt hab ich es niemanden, auch nicht den Eltern. Ich schwänzte so oft es ging die Schule um dem mobbing zu entkommen.
Die Lehrer halfen mir nicht, im Gegenteil. Meinen Eltern würde erzählt dass ich zu still bin und mich alle mögen, niemand hätte mich je geärgert ausgelacht oder angespuckt. Ich bilde mir das ein.
Ich hielt mich selber für Abschaum und hatte auch keinen einzigen Freund der sich für mich interessiert hätte. Mein Vater war sehr streng und ein Arbeitstier. Natürlich bekam ich richtig Ärger nach dem Gespräch mit dem Lehrer. Ich musste funktioniert, ich bin faul und dumm, aber nicht krank Und schon gar nicht hilfsbedürftig, unfähig, wertlos zu blöd fürs Abitur. Mit 16 ging ich von der Schule ohne Abschluss. Ich arbeite bis ich 20 war als Putzfrau. Meine Eltern haben sich geschämt und der Rest der Klasse hat sich im Ort das Maul zerissen.
Doch arbeiten tat mir gut. Ich war weg von der Schule. :)
Ich nahm viel ab, fand Freunde. Ich hatte endlich jemanden der mich möchte. Mit 21 hohlte ich meinen Abschluss nach. Kurz darauf begegnete ich meinem Freund. Ich fand eine Ausbildung und wurde Hotelfachfrau. Mein leben ist gut, ich bin weit weg gezogen, hab genug Geld und Leute die sich um mich kümmern. Auch zu den Eltern ist das Verhältnis inzwischen super. Ich bin über 30 und die meisten Leute die mir begegnen sind mir freundlich gesinnt.
Ich versteh es nicht warum geht diese endlose Traurigkeit nicht weg? In den letzten Jahren bemerke ich vermehrt seltsame neue Ängste wie Höhenangst vor zb Trittleitern oder dem Treppensteigen und der Furcht abzustürzen wenn ich das Geländer auslasse. Ich bewege mich im Schneckentempo, bin extrem vergesslich und habe Probleme mich zu konzentrieren. Mein Chef dreht langsam durch mit mir. Der Beruf ist stressig und man muss schnell arbeiten- das kann ich nicht und mir ist das so peinlich. Die in der Arbeit sind auch nicht blöd, sie wissen dass mit mir irgendwas nicht stimmt.
Mir wurde nahegelegt mir ärztliche hilfe zu suchen, andernfalls werde ich dort nicht bleiben können. Selbstmordgedanken hab ich keine, aber ich bin oft tieftraurig und müde, in letzter Zeit wieder sehr stark. Schlafstörungen und schwere Kopfschmerzen, Bauchweh und Antriebslosigkeit machen mir zu schaffen. Ich war nie beim Arzt deswegen. Was muss ich da tun? Ist das überhaupt heilbar oder hab ich gar keine Depressionen sondern bin einfach nur unzufrieden oder was ist das? Gibt es irgendwelche Einrichtungen an die ich mich erstmal schriftlich wenden kann, ich glaube ich will das nicht telefonisch und erst recht nicht persönlich machen bis ich weiss ob ich überhaupt berechtigt bin dass mir jemand hilft. Mir ist das so unangehm, ich bin froh dass dieses Forum anonym ist.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Luna,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum, ich fürchte du bist hier richtig ;-)

Das hört sich sehr nach einer behandlungsbedürftigen Depression an; nach der Kindheitsgeschichte wäre es auch nicht wirklich verwunderlich, wenn du eine Depression entwickeltest, so viele Verletzungen steckt niemand so einfach weg. Ich finde es bewundernswert, wie du damals aus deiner schlimmen Situation herausgekommen bist, Hut ab!!!!!!!! Und jetzt kommt es zurück.

Helfen kann dir vermutlich ein Psychoanalytiker, mit dessen Unterstützung du das Erlebte verarbeiten kannst. Ich mache auch eine Therapie, und es ist ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Eigentlich ist es einfach nur reden, ich darf erzählen und werde ernst genommen. Meine Bedürfnisse sind nicht nebensächlich, meine Wahrnehmung und meine Gefühle zählen. Und trotzdem ist es manchmal schwierig für mich, aufzumachen und zu erzählen, was mich früher verletzt hat und was mich heute verletzt.

Naja.
Hier kannst du dich erstmal mit anderen Betroffenen austauschen. Du bist nicht alleine.
Viele Grüße, deine Puk
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Bittchen »

Liebe Luna,

herzlich willkommen hier.
Du wirst vermuten ,dass du an einer Depression erkrankt bist.
Schon als Jugendliche hattest du ja sehr große Probleme.
Eine Diagnose sollte aber ein Arzt stellen.
Akzeptanz an einer depressiven Störung zu leiden ist der erste Schritt.
Spreche erst einmal mit deinem Hausarzt darüber.
Glaube mir,deine Symptome sind dem nicht fremd,der kann dann weitere Schritte einleiten.
So eine Kindheit wie deine hinterlässt Spuren und du hast da viel aufzuarbeiten.
Du bist daran nicht Schuld und hast trotzdem so viel erreicht.
Sei ganz stolz auf dich.
Ich wünsche dir hier einen guten Austausch ,hier wirst du Verständnis finden.
Wenn die Seele krank ist brauchst du Hilfe, genau wie bei einer körperlichen Krankheit.

Alles Gute und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Danke für eure Antworten.
Ich seh es ja ein, dass ich aus dem Schlamassel nicht von selber raus komm, aber was muss ich denn jetzt genau machen? Zum Hausarzt gehen und dem sagen dass ich Depressionen habe? Oder wie soll ich sowas formulieren? Muss man nicht jahrelang auf einen Therapieplatz warten? Ich bin sehr verunsichert ich hoffe ihr könnt mir einen Rat geben.

Frohe Weihnachten :)
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Camille »

Hallo Luna-alive,

Zunächst erst mal herzlich willkommen im Forum. Ich wünsche Dir eine konstruktiven und hilfreichen Austausch hier im Forum.


So wie du es selbst beschreibst, ahnst du ja oder zumindest ziehst du es in Erwägung, dass hinter all deinen Beschwerden so etwas wie eine "Depression" oder wie eine "Dysthymie" stecken könnte. Zumindest hast du deinen Threadtitel ja "Umgang mit Dysthymie"genannt, somit scheinst du dich ja mit dem Thema schon beschäftigt zu haben.


Allein aus deiner Beschreibung kann man mindestens 2 Hauptsymtome (niedergeschlagene Stimmung und Antriebslosigkeit) und eine Reihe an Nebensymtomen (Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Ängste, körperliche Beschwerden...) herauslesen und somit scheint iemlich sicher eine depressive Erkrankungvorzuliegen und ich würde dir dringend raten dir Hilfe zu holen.


Du hast nach allen schrecklichen Erlebnissen in deiner Jugend aus eigener Kraft so viel erreicht, auf das du mit Recht stolz sein kannst - es wäre so schade, dies alles wegen dieser fiesen "Erkrankung" aufs Spiel zu setzen. Und diese Sorge bringst du ja auch selbst zum Ausdruck.
. Ich bewege mich im Schneckentempo, bin extrem vergesslich und habe Probleme mich zu konzentrieren. Mein Chef dreht langsam durch mit mir.
Bitte mache nicht den Fehler, dir selbst die Schuld für dein "Schneckentempo" zu geben. Eine Depression kann zu Konzetrationsstörungen führen und auch dein Arbeitstempo, dein Denken und deine Bewegungen verlangsamen. Das bist nicht du! Das ist die Krankheit, die dir fieserweise, auch noch einreden kann, dass du daran schuld bist. Wahrscheinlich kannst du das jetzt nicht gleich annehmen - ich selbst tue mich bis heute schwer- aber versuche es bitte nicht als eigene "Schwäche" oder alsein "Unvermögen" zu interpretieren.

Dir steht es ganz klar zu dir professionelle Hilfe zu holen, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und du brauchst auch keine "Berechtigung" dazu oder schon mal vorab eine Diagnose. Bitte lass es nicht soweit kommen, bis auch noch Suizidgedanken" auftreten. Das ist KEIN zwingendes Kriterium ür eine Depression.
weiss ob ich überhaupt berechtigt bin dass mir jemand hilft. Mir ist das so unangehm,
Du bist berechtigt. Da gibt es keinen Zweifel. Dir geht es nicht gut. Was auch immer wirklich die Ursache ist - dazu brauchst du professionelle Hilfe.

Ich würde dir raten als erstes zum Hausarzt zu gehen. Der kann organische Ursachen für deine Beschwerden, z.B. Schilddrüsenerkrankungen ausschließen und die ersten diagnostischen/therapeutischen Schritte inleiten. Ich verstehe sehr gut, wie unangenehm das ist. Vielleicht hilft es dir jemanden mitzunehmen, dem du vertraust und der dich unterstützt. Oder du machst dir vorher Stichpunkte zu allem, was dir wichtig ist. Du kannst auch einfach dein Anfangsschreiben ausdrucken und mitnehmen ..... Ich finde das sehr "selbstredend."

Das mal fürs erste
Ich wünsche dir alles alles Gute

Liebe weihnachtliche Grüße
Camille
Marlene57
Beiträge: 505
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Marlene57 »

Liebe Luna,
Ich bewundere dich wie du dein Leben bisher gemeistert hast. Du hast schon soviel geschafft. Und mit der Unterstützung hast du gute Chancen auch den Rest noch zu schaffen. Ich wünsche es dir, du hast das verdient.
Liebe Grüße
Marlene
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Luna alive, du fragst, was du konkret tun kannst:

Du kannst zu einem Allgemeinmediziner oder einem Psychiater gehen, da kannst du deine Symptome erzählen, der Arzt stellt eine Diagnose, verschreibt dir u.U. ein Medikament und sagt dir, dass du dir einen Psychotherapeuten suchen sollst.
Ich habe in dieser Situation von beiden jeweils eine Liste mit Therapeuten bekommen, bei denen ich einen Platz erfragen sollte. Am Telefon kannst du dem Therapeuten sagen, was dich bedrückt (so wie du es hier auch schreiben konntest), wenn du Glück hast, macht er mit dir zeitnah eine Kennenlernsitzung. Mein erster Termin nach dem Telefonat war in 6 Wochen, das ist schnell. Und dann versucht der Therapeut, etwas mehr über deine Situation herauszufinden.
Wenn es passt, nimmt er dich in seinen Terminplan auf und ihr könnt loslegen, sofern auch du das Gefühl hast, der Therapeut ist gut für dich.
Du kannst auch Kennenlerntermine mit mehreren Therapeuten vereinbaren, dann hast du eine Wahlmöglichkeit.

Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter.
Viele Grüße und eine ruhige Nacht wünscht dir Puk
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Katerle »

Hallo Luna,

auch von mir herzlich Willkommen hier im Forum. Den anderen Meinungen kann ich mich nur anschließen. Du hast bereits in jungen Jahren schon viel Schlimmes über dich ergehen lassen müssen. Sowas dauerhaft standhalten zu können ist meist unmöglich. Deine Symptome sind ernstzunehmen, du brauchst unbedingt Hilfe. Wertvolle Tipps kamen ja schon einige. Wenn du dich nicht alleine traust, dann kannst du auch jemanden mitnehmen, der dich begleitet (die Erstenmale).

Alles erdenklich Gute für dich, Katerle.
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Vielen Dank für eure Antworten :D
Ich habe die Feiertage mit meinem Partner und der Familie verbracht. Ich bin froh dass ich mich getraut habe mich hier anzumelden und euch zu fragen. Immer war ich der Meinung dass ich mich an niemanden wenden kann, weil das keiner versteht.

Mein Partner hat jahrelang gesagt ich muss mich zusammenreißen das geht doch und andere haben auch Probleme und jammern nicht usw. Inzwischen rät er mir aber dass ich zum Psychologen gehen soll weil ich nicht mehr normal leben kann. Ewig traurig und müde und dann noch diese Angstattacken und die mangelnde Konzentration.
Vor einigen Wochen hat die AOK mir wie regelmäßig, ihre Zeitschrift zugeschickt.(Ich schmeiß die normalerweise immer weg, weils mich nicht interessiert, war wirklich Zufall dass ich kurz reingesehen habe.)
Dort war ein Beitrag über Depressionen und dass man die in verschiedene Kategorien aufteilen kann. Bei der "Dysthymie" trafen alle Punkte auf mich zu und seit dem informiere ich mich darüber.
Fälle in der Familie sind in der nahen Verwantschaft nicht bekannt, aber vielleicht verstecken sie es besser als ich?
Ich werde zum Hausarzt gehen und mir Notizen machen welche Symptome ich habe, ich habe leider auch Gedachtniss Probleme, wenn ich in Stress Situation gerate:( vor zwei Tagen hatte ich wieder einen "Schub". Ich hatte vor in der Stadt etwas zu kaufen. Als ich dann in der Stadt ankam war ich entsetzt, denn ich konnte mich nicht erinnern was es war. Mein Freund dachte ich mach einen Witz, aber ich wusste es nicht mehr und als es mir nach 15 min auch nicht einfliel fuhren wir wieder. Ich wollte ein Geschenk besorgen, etwas ganz bestimmtes was ich nur in der Stadt bekam... Hab dann etwas anderes gekauft, ich erinnere mich leider immer noch nicht:'(
Das ist nicht mehr auszuhalten!
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Katerle »

Hallo Luna,

es ist gut, dass dein Partner dir inzwischen zu einem Psychologen rät.

Solche Konzentrationsprobleme machen mir auch immer wieder zu schaffen und auch mit der Angst habe ich so meine Schwierigkeiten (was allerdings schon viel schlimmer war)...
Genau, mach das zum Hausarzt gehen und den Notizen.

Solche Gedächtnisprobleme hatte ich auch mal, nur meistens fällts mir dann nach ca. 10 min. wieder ein. Oder wenn ich schon wieder was anderes im Kopf habe, vergesse ich auch manchmal, was ich gerade machen wollte. Meistens fällts mir aber wieder ein, wenn ich den gleichen Weg nochmal gehe...

Sprich auf jedem Fall das alles beim Arzt an, LG Katerle
Katjusha
Beiträge: 20
Registriert: 24. Dez 2018, 20:28

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Katjusha »

Hallo Luna,

das ist echt erstaunlich, wie du trotz den schlimmen Ereignisse in deiner Kindehit/Jugend so viel in deinem Leben schaffen könntest. Nur hast du schwere traumatische Erfahrungen gemacht, die du noch verarbeiten muss.

Ängstlichkeit, Vergesslichkeit, Schlafstörungen, das klingt alles nach einer Depression. Sie ist normalerweise gut behandelbar und danach wirst du auch viel leistungsfähiger und konzentrierter. Es ist sehr wichtig einen guten Psychotherapeuth zu finden. Ich habe schon einige psychotherapeutische Verfahren ausprobiert und meiner Meinung nach ist die kognitive Verhaltenstherapie mit dem Abstand die beste.

Du kannst bei deiner Krankenkasse eine Liste mit Psychotherapeuthen anfragen, du kannst auch deinen Hausarzt fragen, ob er dich zu einem vermitteln kann. Außerdem gibt es noch eine Kassenärtzliche Vereingung, die dabei helfen soll, einen Psychotherapeuthen zu finden.

Du wirst dann 3 Termine bekommen, um zu entscheiden, ob der Psychotherapeuth gut für dich ist. Danach wird er einen Antrag bei der Krankenkasse stellen. Vielleicht muss du mehrere ausprobieren, bevor du den richtigen finden wirst.

Ich wünsche dir Erfolg!
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Danke nochmal für eure Antworten, mir gibt das ganz viel Kraft dass ich nicht alleine bin. Ich war heute beim Hausarzt, empfand das Gespräch als sehr ernüchternd.

Ein Blutbild oder Therapie hiel er für unnötig, stattdessen hat er mir ein Medikament verschrieben. Hat jemand Erfahrung mit Chitalopram? Eine Liste von Ärzten hat er mir mitgegeben, meinte aber ich warte mindestens ein Jahr auf einen freien Platz, Medizin würde ausreichen.
Stimmt das? Soll ich mir eine zweite Meinung einhohlen oder einfach nur Tabletten nehmen???

Ich lebe zwischen Deggendorf und Passau, falls jemand aus dieser Region ist und mir etwas empfehlen kann, würde ich mich sehr freuen ;)
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Camille »

Liebe Luna_alive,

Tut mir leid, dass dein Termin beim HA so "ernüchternd" ablief. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Auch nicht von der Aussage, dass du mindestens ein Jahr warten müsstest auf einen Therapieplatz. Das hieß es bei mir auch - und dann hatte ich doch jemanden gefunden, der mir ziemlich zeitnah einen "KennenlernTermin" anbieten konnte.


Das Telefonieren - und Mails-Schreiben ist mühsam und frustrierend, das stimmt. Vielleicht kann dir da jemand helfen.

Citalopram ist ein Antidepressivum, das ich selbst bisher noch nicht genommen habe. Die Wirkung und auch die möglichen Nebenwirkungen sind individuell sehr unterschiedlich. Die "Eingewöhnungsphase" wird leider oft von den NW dominiert. Da braucht man die ersten Wochen etwas Geduld und "Durchhaltevermögen" bis man dann burteilen kann, wie gut es bei dir wirkt und welche Dosierung für dich die Richtige ist.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wurdest du bei deinem Termin beim HA nicht auf mögliche andere körperliche Ursachen in untersucht. Hm. Da würde ich ggf. eine 2. Meinung einholen.


Weiterhin alles Gute

Camille
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von ndskp01 »

Okay, meine Vorurteile gegenüber Hausärzten und deren Umgang mit Depression wurden hier erneut bestätigt ...

Mein Rat: versuche eine/n Therapeuten/in zu finden. Wenn du ein bisschen räumlich flexibel bist, geht es sicher schneller. Ein Jahr ist der schlimmstmögliche Fall.

Citalopram ist ein SSRI, ein Serotoninwiederaufnahmehemmer, der bei Depressionen auf die Vorgänge im Gehirn wirkt. Ich denke die meisten hier kennen es. In ungefähr 4 Wochen wird es deine Stimmung deutlich aufhellen, deinen Antrieb verbessern. Wichtiger aber ist die Psychotherapie, in der du über deine Erlebnisse reden und diese endlich verarbeiten kannst.

Wie man zur Einnahme von SSRIs steht, ist ein individuelle Entscheidung. Ich sehe sie eher kritisch, ich würde gerne nach einer langen Einnahmezeit wieder davon wegkommen und es ist nicht einfach, von wegen keine Nebenwirkungen ...

Vielleicht kannst du dir auch einen Termin bei einem/r Psychiater/in vereinbaren, um eine zweite Meinung einzuholen?

Ich wünsche dir alles Gute und dass du bald Hilfe findest.
Viele Grüße, deine Puk
Katjusha
Beiträge: 20
Registriert: 24. Dez 2018, 20:28

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Katjusha »

Hallo Luna,

ich bin auch der Meinung, dass du eine Psychotherapie machen sollst. Ruf alle Ärzte nach und nach an, wenn sie keinen Therapieplatz anbeiten können, frag sie, ob sie dich auf die Warteliste setzen können. Manche Psychotherapeuthen wollen nur Patienten, die in der AOK Hausarzt-Programm sind, du kannst denen sagen, dass du bereit wärst diesen Programm anzuschließen.
Und wie ich schon oben gesagt habe, versuch es am Besten mit der kognitiven Verhaltensthearpie, sie ist richtig toll und effektiv.

Konzenntrationsprobleme habe ich leider auch. Ganz gut hilft es, wenn man jeden Tag ein Bißchen meditiert. Du könntest auch deine Tätigkeit bei der Arbeit ständig gedanklich begleiten, z.B.: jetzt telefoniere ich mit einem Kunden, jetzt schreibe ich die Information auf usw. Das hilft gedanklich präsent zu sein und schreib die wichtige Information auf.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Thearpeuthensuche, vielleicht wird das nicht so einfach sein, aber das wird sich auf jeden Fall lohnen!

Liebe Grüße und viel Erfolg!
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Hallo zusammen :)

Ich wollte mich nach 10 Wochen einmal bei euch melden und auf den neusten Stand bringen.
Die Citalopram vertrag ich überraschend gut. Ich habe auch nicht davon zugenommen, im Gegenteil. 5kg sind runter, ohne Sport oder Diät, allgemein ist mein Kreislauf wieder richtig in Schwung gekommen. Ich bin viel schneller in der Arbeit und vergesse selten etwas, ich trau mir auch viel mehr zu als früher. Mein Haus ist sauber :o
Das kann ich eigentlich am wenigsten fassen dass ich die Hausarbeit wieder ganz normal erledigen kann. Mein Partner ist oft sehr erstaunt wie ich mich verändert hab. Einen Therapeuten habe ich auch schon gefunden. Es tut gut über das erlebte zu sprechen.
Neue denkansätze und wie man alte Muster durchbricht werden mir aufgezeigt. Mir ging es noch nie so gut wie zur Zeit :D

Ich hoffe mein Beitrag macht auch denen Mut, die hier still mitlesen und sich noch nicht getraut haben um Hilfe zu bitten. Macht es. Macht es so schnell wie möglich. Ich bin so dankbar für dieses Forum und die lieben Menschen die mir Mut gemacht haben.
Tausend Dank!!!
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Camille »

Liebe Luna_alive

Ich habe mich so gefreut, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Ich komme insges. immer schlecht damit zurecht, wenn einzelne Forenmitglieder wieder "verschwinden" - manchmal mache ich mir dann Sorgen. Umso mehr freut es mich, dass es Dir in der Zwischenzeit so gut geht

Vielen Dank, dass du deine positive Entwicklung hier im Forum gepostet hast. Das ist so wichtig und spendet Hoffnung.

Herzliche Grüße

Camille
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Bittchen »

Liebe Luna,

schön zu lesen ,wie gut es dir geht.
Es ist richtig wenn du eine Therapie machst,damit du dich weiter stabilisieren kannst.
Weiterhin alles Gute
und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Hallo zusammen,

Heute habe ich mal eine Frage zu meinen Medikamente. Ich bin zur Zeit im Urlaub und naja... Ich hab vergessen meine Tabletten einzupacken :( ich habe jetzt seit Montag keine genommen, aber ich merke keinen unterschied, der große Zusammenbruch kam nicht :o mir gehts super. Ich bin fröhlich, aktiv und weniger hibbelig als mit den Pillen. Jetzt frag ich mich ob ich nach dem urlaub sie einfach wieder nehmen soll oder welche Risiken zu befürchten sind. Soll ich sie nicht mehr nehmen und schauen ob sich mein Körper von selbst normalisiert?
Mir gehts hervorragend, wir unternehmen viel ohne dass es mich überfordert wie früher. Ich hoffe ihr habt einen Rat für mich.

Liebe Grüße :)
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Peter1 »

Hallo Luna
Wir können und dürfen dir keine Antwort auf deine Frage geben, da wir keine Ärzte sind. Meine Empfehlung wäre, einfach nach dem Urlaub zum verschreibenden Arzt zu gehen, und ihn zu fragen.

Alles Liebe und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Marlene57
Beiträge: 505
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Marlene57 »

Hallo Luna,
nimmst du noch Citaroplam? Ich habe mein Venlafaxin 225 mg auch mal Zuhause vergessen, als ich eine Woche als Reisebegleitung mit einer Gruppe nach Mallorca gefahren bin. Mir ging es wie dir. Habe nach Rückkunft meine Psychiaterin angerufen, ob ich dir Tabletten überhaupt noch nehmen soll, wenn ich keinen Unterschied merke. Sie hat gemeint ich habe großes Glück gehabt, dass ich keine Probleme bekommen habe. Sie hat mir dann geraten, die Tabletten gleich wieder zu nehmen. Sie meinte wahrscheinlich hatte ich noch einen gewissen Spiegel im Blut, dass mein Körper nicht reagiert hat.
Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass ich später wieder in einr Depression gerutscht bin, als ich das Venlafaxin entgültig abgesetzt habe.
Liebe Grüße
Marlene
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Das habe ich fast befürchtet... Vielen dank, ich nehme sie wieder ein sobald ich heim komme. ;)
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Nicht einfach einnehmen.Zuerst den Arzt konsultieren, da nach 14 tägiger nicht Einnahme eventuell ein neues ein schleichen nötig sein könnte. Es können sonst Schwierigkeiten, bis hin zum Krampfanfall auftreten. Dies muss nicht passieren, kann aber

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Luna_alive
Beiträge: 8
Registriert: 19. Dez 2018, 09:46

Re: Umgang mit Dysthymie

Beitrag von Luna_alive »

Ok ich schreibe morgen meinem Arzt eine Email und frag ihn. Danke

Edit:

Der Arzt hat sich gemeldet und empfiehlt das Medikament wie gewöhnt weiter einzunehmen, da sonst ein Rückfall sehr wahrscheinlich ist.
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