Körperliche Erschöpfung und Symptome - Wege raus?

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Littlelisto
Beiträge: 9
Registriert: 9. Nov 2017, 11:23

Körperliche Erschöpfung und Symptome - Wege raus?

Beitrag von Littlelisto »

Hallo, ich hätte gern mal euren Rat und Erfahrungen, wie ich aus der massiven ständigen körperlichen Erschöpfung mit zahlreichen vegetativen Symptomen herauskomme.
Ich habe Depressionen, stark somatisiert, und Angststörungen seit spätestens 2008 (erster Zusammenbruch), aber eigentlich schon Jahre zuvor.

Ich versuche wirklich mich "optimal" zu verhalten, aber seit fast 2 Jahren komme ich nicht mehr richtig raus aus dieser Episode, obwohl die Zeit davor fast symptomfrei war!
Ich mache Entspannungsübungen mit Yoga, gehe täglich an die Luft aber schaffe keine langen Spaziergänge, dann steigt sofort die Anspannung und ich bekomme Herzstolpern und weiche Beine und bin erschöpft! Ich bin kardiologisch herzgesund...
Ich versuche freiberuflich nicht mehr als 6 Std am Tag zu arbeiten, ernähre mich frisch und leicht, trinke viel, gehe seit 2009 alle 6 wochen zum gespräch in eine klinikambulanz, war 3x in der tagesklinik und habe auch eine psychotherapie seit diesem jahre jede woche.
Ich nehme Venlafaxin wieder ein seit Mai 2018 jetzt 75 mg, vorher lange 37,5 und davor schon mal 150 mg. zusätzlich Lyrica 3x 25 mg am Tag gegen Anspannung/Angst.
Es ist besser, ja, aber so richtig den Absprung schaffe ich nicht. Weihnachtsmärkte besuchen, Termine, Sport, ...alles große Hindernisse mit Stress und Symptomen verbunden. Egal wie langsam ich anfange, irgendwann haut es mich wieder zurück. Es ist zum heulen :cry:

Kennt jemand so hartnäckige Phasen? Eine Idee wie ich diese überwinden kann und belastbarer werde?? Ich möchte so gerne lange durch den Wald laufen können, mal mein Pferd reiten, Rad fahren...warum will ich so sehr aber KANN einfach nicht.

Ich verstehe das nicht... :(
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Körperliche Erschöpfung und Symptome - Wege raus?

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo Littlelisto,

bei mir hat es bisher fast 3 Jahre gedauert, aus der schlimmsten Erschöpfung rauszukommen, nachdem ich mich unwissentlich zuvor ca. 20 Jahre lang immer tiefer hineinmanövriert hatte. Inzwischen fühle ich mich manchmal schon wieder wie ein Mensch, aber es gibt immer wieder Rückschläge. Jede Erkältung, jede schlechte Nachricht, jede größere Veränderung in meinem Umfeld macht mich wieder so unendlich müde. :cry: Inzwischen lerne ich langsam, diese Müdigkeit zu akzeptieren, aber es fällt mir sehr schwer. Ich finde es zum Kotzen, dass ich nicht so belastbar bin wie andere und mit meiner Energie haushalten muss. Aber wenn ich es übertreibe, bekomme ich die Quittung und es geht erst mal wieder bergab.

Ich sehe die Erschöpfung inzwischen als Stopp-Signal meines Körpers und meiner Seele: "halt, ich brauche eine Pause. Hier passiert gerade zu viel, ich bin gerade zu beschäftigt mit anderen Dingen."

Wenn ich erkältet (oder anderweitig krank) bin, schleppe ich mich nicht (mehr) zur Arbeit, sondern besorge mir einen Krankenschein und lege mich ins Bett.

Wenn ich schlechte Nachrichten oder Veränderungen zu verarbeiten habe, versuche ich, nicht weiter zu funktionieren, sondern mir Zeit und Ruhe zu gönnen, um das zu verarbeiten. Das klappt noch nicht immer, aber ich lerne immer wieder dazu.

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mir über den Tag verteilt immer wieder kleine Pausen zu gönnen und nicht am Stück "durchzufunktionieren". Das klappt auch noch lange nicht perfekt, aber wenn ich es hinbekomme, merke ich, wie gut mir das tut: Mal an der frischen Luft tief durchatmen, einen Tee trinken, eine Minute in die Wolken schauen und dabei ganz bewusst nichts anderes machen, sondern sich ganz aufs hier und jetzt konzentrieren.

Was du machst, hört sich alles gut und hilfreich an. Aber mach dir bitte keinen zusätzlichen Stress, indem du dein Leben komplett durchorganisierst und nur noch der Optimierung aller Lebensbereiche hinterherrennst. Die Depression ist leider ein hartnäckiger Begleiter und wir brauchen viel Geduld im Umgang mit ihr.

Alles Gute für dich,
Frau_Wal
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