Freund ist depressiv

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Stinker1512
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Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo ihr Lieben. Ich hoffe ich bin hier richtig um meine Geschichte zu erzählen da ich gerade ziemlich verzweifelt bin. Ich hoffe, dass mir irgendjemand helfen kann. Falls ich den Text an der falschen Stelle reinsetze, entschuldige ich mich schon mal, da ich neu bin.

Also zu meiner Geschichte.
Ich war jetzt 6 Jahre in einer Beziehung mit meinem Freund. Ich bin 24 und er 26 Jahre alt. Es war alles super. Er ist mein Traummann und für mich ist er einfach alles. In den letzten Wochen jedoch lief es nicht mehr so wie sonst.
Mein Freund hat sich mehr und mehr zurück gezogen. Und dann vor 5 Tagen kam die Trennung.
Es war so. Ich habe ihm geschrieben was mit ihm in letzter Zeit los ist. Er schrieb mir er muss nur noch arbeiten und hat kaum noch Zeit für sich.ich fragte ihn, wie es mit uns beiden so weiter gehen soll. Er meinte er weiß es nicht. Er sagte, dass er zu viel mit sich selbst beschäftigt ist und keine Zeit hat sich um mich zu kümmern und seine Verpflichtungen mir gegenüber einzuhalten. Ich sagte ihm, dass seine einzige Verpflichtung mit gegenüber sei, ehrlich zu mir zu sein und dass ich möchte das wir miteinander reden damit es wieder besser wird. Er sagte darauf, dass er nicht mehr kann, weil er es nicht mal mehr schafft dass wir uns treffen und dass er keine Termine einhalten kann und seinem Körper geben kann was er braucht zum erholen. Er hat keine Kraft mehr. Er ist unzufrieden mit seiner Arbeit und sagte er kann eh nichts anderes deswegen muss er dort bleiben. Ich habe ihm schon mal vorgeschlagen, dass wir uns in einem Berufsibfortmatinszentrum nach einer anderen Möglichkeit für ihn erkundigen können. Er sagte er hat keine Zeit dafür. Es war am Dienstag Abend als wir schrieben. Ich hatte das Gefühl er möchte Schluss machen aber kann es nicht weil erer es irgendwie doch nicht möchte. Ich sagte ihm , dass er mir das ins Gesicht sagen soll, weil ich es nicht akzeptiere wenn er mir das über Whatsapp etc sagt.esagt. Er sagte er kann nicht.
Darauf hin bin ich zu ihm gefahren und sagte, dass ich mit ihm reden möchte.er kam schon weinend aus dem Haus. Er sagte die ganze Zeit er kann nicht mehr er kann nicht mehr. Ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn da bin und ihm helfen möchte und dass ich mich trennen möchte weil ich ihn liebe. Weinte die ganze Zeit über. Er wollte nicht, dass ich ihn anfasse. Ich sagte ihm, dass ich das Gefühl habe das er Depressionen hat. Er zuckte nur mit den Schultern, was mir das Gefühl gab, dass er es auch so sieht. Ich habe gesagt, dass er sich Hilfe suchen sollte und ich ihm dabei unterstützen würde. Er sagte nur er braucht keine Hilfe. Er hat mir aber nicht wirklich gesagt , dass er schluss macht. Irgendwie so drum rum geredet. Kurz danach hat er mich total weinend umarmt. Ich glaube dass er mich wirklich liebt aber im Moment einfach nicht weiter weiß. Er ließ mich nicht mehr los. Dann sagte er muss jetzt gehen er kann nicht mehr. Für brach eine Welt zusammen. Ich fühlte mich wie gelähmt und mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen.
Ich weiß nicht mehr weiter.
Für mich fühlt es sich momentan nicht so an als wären wir getrennt, weil er es nicht wirklich gesagt hat.
Ich weiß im Moment nicht was ich tun soll. Soll ich ihn erstmal in Ruhe lassen oder ihm sagen dass ich für ihn da bin ? Ich habe ihm seit dem nicht mehr geschrieben und er mir natürlich auch nicht. Soll ich warten bis er sich bei mir meldet oder soll ich es in einiger Zeit wieder tun? Für mich ist es noch nicht vorbei.
Ich habe die letzten Tage sehr viel über Depressionen gelesen.
Kann ich noch hoffen? Was würdet ihr mir raten? Wie lange sollte ich mich nicht bei ihm melden. Ich habe gelesen dass ich aber zeigen sollte dass ich für ihn da bin. Aber ich möchte ihm im Moment seine Ruhe lassen.
Was soll ich tun?
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo.

Also ich habe ihm gestern eine Nachricht geschrieben , dass ich immer für ihn da bin und er sich immer melden kann und dass ich ihm deine Zeit gebe , die er braucht.

Es kam zwar keine Antwort zurück, aber in der Nacht hat er sie gelesen. Das ist für mich schon mal viel wert, da ich dachte, dass er nicht mal das tun würde.

Ich weiß nur noch mehr weiter. Sollte ich ihn jetzt komplett erstmal in Ruhe lassen bis er sich meldet? Aber ich weiß, dass ich ihm in spätestens 3 Wochen nochmal schreiben würde, weil um ehrlich zu sein möchte ich auch wissen, wie es nun um unsere Beziehung steht.

Was haltet ihr davon?

Lieben Gruß
Garda 14
Beiträge: 10
Registriert: 2. Sep 2018, 12:09

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Garda 14 »

Hallo stinker1512,

Ich denke es ist egal, ob du dich meldest, oder nicht. Mein Mann antwortet mir derzeit leider auch so gut wie gar nicht. Es ist schwer, ich halte das nicht melden auch nicht durch. Ich denke aber zwischendurch sollte man etwas von sich hören lassen. Ansonsten denkt er du hast mit ihm abgeschlossen und der Kontakt ist komplett weg.

Diese Ungewissheit, Wie der Stand der Beziehung ist, ist wirklich nicht einfach. Leider kann ich dir dazu auch keinen guten Rat geben, da ich zurzeit in derselben Situation bin und einfach nicht weiter weiß.
Es gibt so gut wie gar keinen Kontakt, Aber die Trennung ausgesprochen hat er auch nicht.
Ich wünsche dir aufjedenfall viel Kraft und dass sich bald alles klären wird :)
Petra2312
Beiträge: 25
Registriert: 3. Nov 2018, 21:24

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Petra2312 »

Hallo stinker1512, ich befinde mich in der gleichen Situation. Kontakt fast komplett eingeschlafen auch zu unseren Kindern. Ich Handhabe es so, dass ich einmal in der Woche eine Nachricht schreibe und frage wie es ihm geht und was es Neues gibt. Fragen zur Beziehung oder Partnerschaft würde ich ganz sein lassen. Das setzt den anderen unter Druck dem er nicht gewachsen ist. Man braucht Geduld und noch mal ganz viel Geduld. Ihn wissen lassen dass man da ist wenn er dich braucht ist alles was du machen kannst. Meine Beziehung liegt nach 31 Jahren jetzt schon 2 Jahre auf Eis. Ich wünsch dir viel Kraft und denk auch an dich dass es dir gut geht. Liebe Grüße
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Candless »

Kann mich dem nur anschliessen: Jetzt das Beziehungsthema anzuschneiden, ist nicht sinnvoll, denn er kann dazu nichts sagen, in dieser Phase, und es erhöht eben den Druck.

Ich würde mich schon etwas öfter melden, aber unverfängliche Themen anschneiden, ihm ein Bild per Whatsapp senden, vielleicht von einem Spaziergang oder so, und Grüsse schicken. Ich stelle nur Fragen, wenn meine Ex von sich aus Themen anschneidet und mir Dinge mitteilt. Sonst schicke ich nur Sachen, wo sie antworten kann, aber nicht muss.

Bisher hat das so geklappt. Ich glaube, drei Wochen hätte ich nicht durchgehalten, ganz am Anfang. Es muss ja auch für dich im Rahmen des Machbaren und Erträglichen bleiben, und so wie ich es herauslese, leidest du schon sehr unter der Situation. Könntest du die drei Wochen wirklich durchhalten? Wenn nicht, kannst du ja ausprobieren. Ich persönlich würde wohl einmal pro Woche etwas ganz unverbindliches schicken und dann abwarten, wie die Reaktion ist.

Wenn er es liest, so sehe ich das auch, ist es schon viel und ich wäre damit erstmal zufrieden. Bei meiner Ex ist es auch so, dass sie nicht viel schreibt, aber liest, was ich ihr schicke. Und jetzt schreibt sie mir sogar, warum sie nicht schreibt, sie kann langsam erklären, was mit ihr ist, was ein ganz grosser Schritt ist - oder zumindest nehme ich das gerade so wahr.

Ganz liebe Grüsse und ganz viel Kraft!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo.

Ich freue mich so sehr über eure Antworten. Das gibt mir alles wieder ein wenig Hoffnung. Ich hatte die letzten Tage in vielen Foren nur gelesen, dass viele Angehörige in der selben Situation steckten und vom Partner gar nichts mehr kam. Deswegen kamen mir die letzten zwei Tage schon die Gedanken komplett mit ihm abzuschließen. Ist paradox, denn eigentlich möchte ich das gar nicht, weil ich ihn so sehr liebe und ich für unsere Beziehung kämpfen möchte. Diese 6 Jahre kann und möchte ich nicht einfach so wegwerfen. Zwischendurch hätte ich ein richtig schlechtes Gewissen, dass mir solche Gedanken in den Sinn kamen. Ich glaube ich Verstand spielt gerade selber verrückt. Habe seit Tagen mal wieder eine Nacht durchgeschlafen.
Hattet ihr den Gedanken auch schon mal?

Ich habe nächste Woche Geburtstag, 3 Tage später hätten wir Jahrestag gehabt, dann kommt Weihnachten und Neujahr. Alles Tage, die wir die letzten Jahre immer zusammen verbracht haben. Für mich ist dieses Jahr irgendwie gelaufen.

Um ehrlich zu sein, wären diese 3 Wochen warten der Horror. Aber im Moment, denke ich nur daran , dass er sich erholt und ich ihn eigentlich nicht bedrängen möchte. Auch wenn ich weiß, ich müsste auch was für mich tun. Ist aber schwierig. Ich bin im Moment offener gegenüber Menschen, die von meiner derzeitigen Situation nicht Bescheid wissen. Und wenn ich mit ihnen etwas Spaß habe, habe ich im Nachhinein ein schlechtes Gewissen, da es eben so eine beschisse Situation im Moment ist. Kennt jemand das Gefühl?

Das mit den Bildern senden, wo ihm der Weg offen steht zu antworten oder nicht, finde ich sehr gut. Jedoch habe ich panische Angst davor, da ich ja nicht weiß ob er es überhaupt will und diese "Beziehungs-Situation" macht es noch schwieriger. Wie habt ihr das geschafft?

Und mir kam der Gedanken ihn vielleicht einfach mal zu fragen, ob wir uns treffen könnten und eventuell nur einen Spaziergang machen, wo wir über neutrale Sachen reden.
Oder meint ihr, das würde ihm in dieser Situation überrumpeln?

Ich bedanke mich sehr für diese tollen Ratschläge von euch. Das gibt mir momentan wieder Hoffnung und etwas Kraft.
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Stinker1512!

Dein Pseudonym macht mir so ein bisschen Sorgen... Okay, 15.12. kann ich mir noch zusammen reimen. Aber Stinker? (kleiner Scherz - bitte nimme es mir nicht übel)

Ich selbst habe beste Erfahrungen gemacht mit "in Kontakt bleiben". Es hat lange bei mir gebraucht bis ich so halbwegs sinnvoll dieses "in Kontakt bleiben" richtig umsezten konnte. Es ist halt kein Kontakt wie mit jemandem nicht Betroffenem. Große Liebesschwüre waren ein Flop. Versuche die Beziehung mit ihr analysieren zu wollen genau so. Was mich weiter gebracht hat, waren einfache Gesten. Zum Geburtstag ein Rosenstrauß, zu Weihnachten ein Päckchen, aus dem Urlaub eine Karte.... solche Sachen. Nie eine WhatsApp, nie angerufen, sondern immer nur Mails oder Briefe. Also eine Kommunikationsform, bei der man nicht sofort antworten muss. Daraus haben sich immer wieder kleine "Diskussionen" gebildet... Da gab es dann auch Antworten die ich einfach überört habe bzw. der Austausch wurde um einiges intensiver als ich dagegen gehalten habe. Eine Antwort war mal, dass sie mich eh nie wirklich gemocht hat. Was ein Quatsch. Niemand schreibt jemand am Tag mehrere Nachrichten - außer man mag sich. Genau auf diese Brüche hab ich immer wieder hingewiesen. Und irgendwann kam mal die Anfrage, ob wir uns nicht mal treffen könnten um genau dies zu besprechen.... wir sind wieder ein Paar.
Auch eine Anfrage von mir, ob wir nicht einfach mal einen Spaziergang machen sollten, klappte nicht. Ich war einfach währen ihrer Episode "out of space".
Kurzum, du musst einfach Geduld haben und selbst das ist keine Garantie das es klappt.

Die Gedanken mit allem abzuschließen hatte ich auch. Ich hatte auch einen heftigen Flirt in der Zeit und... nun ja, es hat mir nur gezeigt wie sehr ich sie mag. Der Flirt ging so richtig daneben und die Frau wird mich zurecht verfluchen - ich hab mit ihr ein Wochenende verbracht und.... ach egal. Auf der andere Seite hat es meinem Selbstbewusstsein gut getan. Was ich sagen will: Mal seinen "Marktwert" antesten ist so verkehrt nicht. Ich wusste danach warum ich warte und das es sich lohnt zu warten.

Mir hat folgendes immer geholfen: Ich hatte nie Zweifel daran das sie mich mag. Als junger Mann hätte mich einiges aus der Fassung gebracht - ich hätte einige Aussagen, aber vor allen Dingen Handlungen von ihr sehr persönlich genommen und daran wäre ich verzweifelt. Diesbezüglich bin ich sehr gelassen geworden im Alter.
Und dann wusste ich einfach aus ihrer Biographie heraus, dass ihre Krankheit in Episoden verläuft. Ich musste also nur abwarten bis ihre Episode vorbei ist. Von daher kann ich nur Empfehlunen machen in ähnlich gelagerten Fällen. Bei einer chronischen Form... uff, da fällt mir eigentlich nichts ein.

LG
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo ihr Lieben

Ich habe eure Ratschläge zu Herzen genommen und habe ihm jetzt zum Advent ein unverbindliches Bild geschickt, so dass ihm offen steht zu antworten oder nicht. Geantwortet hat er nicht, was mir sowieso klar war. Aber gelesen. Und das relativ schnell :)

Geburtstag hatte ich auch. Da habe ich ehrlich gesagt nicht mit viel gerechnet. Jedoch hat er mir schon sehr früh morgens eine Nachricht mit "alles gute" geschrieben. Als ich das gelesen habe, hat mich das so glücklich gemacht. Ich finde das schon sehr viel wert. Nicht nur hinsichtlich unserer Beziehung sondern auch dass er sich dazu aufraffen könnte, jemandem zu schreiben.
Wie seht ihr das?

Liebe Grüße
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Stinker 1512!

Jetzt hab ich dir eine längere Antwort geschrieben und beim Absenden.... weg, einfach weg!

Also noch mal ganz kurz:

Herzlichen Glückwuns nachträglich.

Hey, das hört sich gut an. Vor allem das er sich morgens von sich aus bei dir gemeldet hat.
Bleib geduldig. Auch dann wenn er sich meldet. Ich hab dann auch immer sofort zurück geschrieben und das war nicht so gut, da es meine Freundin wohl überfordert hat. Die eine Nachricht hat schon immer viel Kraft gekostet. Also, gewöhn dich dran das diese Kommunikation in Zeitlupe erfolgt.

Weiter so!

LG
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Ich danke dir sehr für deine Antworten FrequentFlyer. Die haben mir bis jetzt sehr geholfen etwas besser mit der ganzen Sachen umzugehen.ich habe nicht sofort geantwortet, weil ich mich sehr in diese Depressionsachen "reingesteigert" habe. Wenn du verstehst wie ich das meine. Habe nur noch in Forend gelesen, die Depressionshilfe angerufen, wo ich drei Tage versucht habe den richtigen Ansprechtpartner zu finden. Meiner Meinung nach hat mir das nichts gebracht.
Aber diese Antworten, die ich hier bekomme geben mir immer etwas Kraft.

Diese Geduld ist echt schwer. Wenn man den ganzen Tag arbeiten ist geht es noch, aber bei einem kurzen Arbeitstag fühlt es sich so an, dass der freie Nachmittag nicht vergeht :(
Ich freue mich wirklich sehr, dass er mir geschrieben hat und kann mir vorstellen wie viel Kraft er wohl aufbringen musste. Aber das gab mir das Gefühl, dass es mit der Beziehung vielleicht doch noch mal was wird aber vor allem, dass er vielleicht nicht mehr allzu lang in dieser Phase verweilen muss.

Ich sage mir die ganze Zeit, wenn er sich wirklich von mir getrennt hätte, hätte man sich nicht noch gegenseitig zum Geburtstag gratuliert. ;) das hilft mir ein bisschen.

Nun gut. Ich darf jetzt nicht übermütig werden und ihn mit Nachrichten bombardieren.
Wie weit kommt man denn mit einem "Wie geht's dir " Oder ist dies noch der falschen Zeitpunkt sowas zu fragen?

Liebe Grüße
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Candless »

Es ist schön, dass er gratuliert hat, aber ich würde nicht zuviel hineininterpretieren. Die Phase kann noch sehr lange andauern und was mit einer Beziehung ist, das entscheidet sich erst viel später, würde ich mal vermuten.

Bei meiner Ex geht diese Kommunikation schon seit fast 8 Monaten.

Im Moment gehe ich mal davon aus, steht eine Partnerschaft für ihn -wie es auch bei meiner Ex ist- an letzter Stelle der Prioritätenliste, das muss man sicher realistisch sehen, und Geduld aufbringen.

Es macht -so meine eigene Erfahrung mit dieser Situation- mehr Sinn, selbst auch nicht so "beziehungsorientiert" zu sein, solange die Partnerin/der Partner das krankheitsbedingt auch nicht ist bzw. sein kann.

Man fängt sonst an, alle "Signale" in Richtung Beziehungsgeschehen zu deuten, Chance ja/nein/ Wiederannäherung, usw., dabei sind so schwer Depressive ja emotional für solche Themen gar nicht erreichbar bzw. in der Lage.

Ich will dir keinesfalls die Hoffnung nehmen, ich bin ja am selben Punkt und habe sie auch nicht aufgegeben, aber ich würde derzeit nichts auf ein Beziehungsthema hin interpretieren. Ich sehe solche Zeichen eher als einen Versuch, noch ein Mindestmass an Anstand zu wahren, denn nach einer langen Beziehung, die ohne Streit wegen einer Depression abgebrochen ist, dann nicht mal kurz zu gratulieren, wäre ja wirklich nicht mehr akzeptabel.

Es macht sicher Sinn, sich weiterhin zurück zu halten, gelegentlich etwas schreiben, aber keine Fragen stellen. "Wie geht's dir" würde ich eher nicht fragen, denn was für nicht Depressive hier ja total unverbindlich klingt, legt beim Depressiven genau den Finger in die Wunde.

Nach so vielen Monaten bin ich mittlerweile an dem Punkt, wo ich einen ständigen "Eiertanz" auch nicht mehr mitmachen will. Ich schreibe also auch mal, wenn bei mir am Arbeitsplatz irgendwas tolles war oder so, und da muss sie dann durch, wenn es sie überfordert. Auf meine Befindlichkeit wurde und wird keinerlei Rücksicht genommen -sie kann das einfach derzeit nicht- aber irgendwo muss ich auch noch ich bleiben. Ich halte es mittlerweile für schwierig, dass man als Ex eines Depressiven, dessen Beziehung wegen der Depression abgebrochen ist, nach kleinsten Anzeichen sucht, dass die oder der Ex einem "Zeichen" sendet, dass es wieder was werden könnte usw. und bin inzwischen überzeugt davon, dass erst, wenn er oder sie tatsächlich das Thema Beziehung anspricht, es tatsächlich darum geht. Alles andere steht auf einem ganz anderen Blatt, meine ich.

Und diese Gefahr, dass man viel von seiner eigenen Art zu kommunizieren, aufgibt, und eigene schöne Momente verheimlicht, damit die oder der andere einem weiter simple "Lebenszeichen" sendet, über die man sich dann (eigentlich in übertriebener Weise freut -doch eigentlich wie jemand, der unerwidert verliebt ist.... was ja derzeit auch stimmt!) ist für mich schon der erste Schritt in die "Co-Depression", und da habe ich mich jetzt entschieden, werde ich mich mehr abgrenzen.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr lieben Liebenden!

@ Candless: Ich gebe dir in vielem Recht und vieles was du beschreibst habe ich selbst durch gelebt. Ich denke mir gerade am Anfang, wenn man wie Stinker sehr frisch mit dieser Krankheit konfrontiert wird, kann man durchaus etwas Optimismus verbreiten. Sie wird etwas Zeit brauchen um sich selbst zu positionieren und sie soll sich diese Zeit nehmen. Sie ist jung und muss halt nun Entscheidungen treffen, die für die nächsten Jahre wichtig sind. Willst sie eine Familie gründen mit jemandem der eine depressive Ader hat? Fragen die halt anstehen. In meinen Augen ist es immer ein guter Ratschlag, in solchen Sachen Zeit zu gewinnen.
Ich selbst habe auch den allgegenwärtigen Ratschlag „kümmer dich um dich selbst“ irgendwann auch mal so interpretiert, bleib vor allem du selbst. Deswegen Stinker, nimm dir die Zeit die du brauchst um für dich selbst herauszufinden was du willst.
Und, da hat Candless auch völlig recht, begib dich nicht in eine „Co-Depression“. Also richte dein eigenes Leben, dein eigenes Handeln nicht nach der Depression deines Freundes. Auch jegliche Versuche im helfen zu wollen, ihn zu einer Therapie bewegen zu wollen, werden, so meine Erfahrung, nicht funktionieren. Dein Freund ist nicht doof – er weiß das da etwas nicht stimmt. Nur das ist eine Aufgabe für Profis die nicht emotional involviert sind und nicht für Partner. Oder anders ausgedrückt: Dein Freund will eine emanzipierte, gleichberechtigte Partnerin an seiner Seite und keine die über ihn wacht, ihn bemuttert, ihm durchs Leben hilft.

Ich selbst habe die Strategie „in Kontakt bleiben“ irgendwann mal gewählt um genau das zu tun was sie besagt: In Kontakt bleiben. Mich hat dies nach mehreren Monaten der Trennung auch keine große Überwindung gekostet. Mein Gedanke war einfach, wie soll ich denn jemals erfahren ob sie aus ihrer Episode zurück ist, wenn ich diesen Kontakt nicht halte. Irgendwo in den Tiefen dieses Forums habe ich mal gelesen (ich glaub es war ein Hinweis auf einen Artikel im Spiegel), dass eine depressive Episode im Durchschnitt acht bis neun Monate dauert, wenn sie unbehandelt bleibt. Bei einer Behandlung nur drei bis vier Monate dauert. Und siehe da, bei meiner Freundin dauerte es achteinhalb Monate und ihr Auftauchen aus der Episode hat mich in dem Moment überfordert. Das ging so schnell wie ihr Abtauchen in diese. Dann musst ich auf einmal entscheiden, ob ich tatsächlich eine Beziehung zu ihr will, denn mir war klar, dass solch eine Episode jederzeit wieder kommen kann. Okay, ich hab mich für eine Beziehung mit ihr entschieden – hab mir allerdings dann auch etwas Zeit gelassen.

Den ganzen Ab- und Auftauchen ging eine Art „Aura“ voran – ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll: Also dem teilweise im Minutenwechsel Auftreten von zwei verschiedenen Zuständen: Depressiv oder halt nicht. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Bis es sich dann einpendelte. Ach, das ist alles so bizarr, das werden wir nicht betroffenen wohl nie nachvollziehen können – noch nicht mal in Ansätzen.
Bleibt einfach so wie ihr seid, lasst euch nicht durch einzelne Aussagen entmutigen, aber werdet auch nicht euphorisch durch einzelne Aussagen und verlasst euch auf euren eigenen Kompass.
Und versucht ein sonniges Gemüt zu bewahren.

LG
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: Freund ist depressiv

Beitrag von Stinker1512 »

Hey

Nun ist es wieder ein paar Tage her. Für mich hat sich in der Zeit einiges getan.
Vor allem hat mich der Gedanke weiter gebracht - so wie hier beschrieben wurde - dass Angehörige meist ihre Emotionen "zurück stecken müssen" Und diese nicht teilen können mit den Betroffenen wie vorher.
Auch wenn ich gerade nicht weiß wie es um meine Beziehung steht (wahrscheinlich eher sehr schlecht), fing ich an ihm von Sachen zu berichten über die ich mich freue. Dann kamen andere Fragen hinzu (nichts zum Beziehungsstatus etc.). Was mich "verwunderte " ist, dass er seit ein paar Tagen regelmäßig und ich sage mal sofort antwortet, so wie es vorher war. Damit meine ich z.b. als ich ihm in der Nacht eine Nachricht schrieb, er am nächsten Morgen direkt antwortete. Daraufhin schrieb ich ihm nach ca. 5 Tage stille noch eine Nachricht auf die ebenfalls schnell geantwortet würde.
Eigentlich sollte ich mich wahrscheinlich darüber freuen (was ich auch wirklich tue), aber auf der anderen Seite bereitet mir das IM Moment höllische Angst. Irgendwie kommt mir immer der Gedanke, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat. Natürlich habe ich auch gelesen, dass ich nicht jede Aussage "so ernst" nehmen sollte, wenn ihr wisst was ich meine. Aber ich habe das Gefühl, da kommt noch irgendwie eine Nachricht, dass er nichts Mehrheit mir zu tun habe möchte oder ähnliches. Ich weiß es nicht wirklich. Jedoch wieso sollte er mir dann andauernd zurück schreiben ? Nur aus Anstand Denke Ich nicht.

Das letzte was ich ihm schrieb , war was er an Weihnachten macht und er antwortete nur, dass er was mit seiner Familie macht. Nun lockt mich natürlich die ihm die Frage zu stellen, ob wir uns nicht sehen könnten, wenn er damit einverstanden ist. Jedoch hadere Ich mi mir ihn zu fragen oder es lieber sein zu lassen. Eventuell ist es noch zu früh?

Nun ja. Jetzt stehen die ganzen Feiertage an, an denen ich nicht wirklich erfreuen kann. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust und Nerven dazu Weihnachten mit der Familie zu verbringen und Essen zu gehen o.ä. was man halt macht an diesen Tagen. Wie verbringt ihr die Feiertage? Oder was macht ihr, um 3uch von der ganzen Situation etwas abzulenken? Ich wünschte, die Zeit wäre schon um.

So, nun habe ich mir fürs erste wieder alles von der Seele geschrieben.
Trotzdem hoffe ich für euch alle, dass ich gut durch die Feiertage kommt und mit euren Liebsten verbringen könnt.

Schöne Feiertage wünsche ich euch allen!

LG
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