Emotionale Schmerzen

kira-kira
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von kira-kira »

Das tut mir sehr leid. Das was du beschreibt, klingt wirklich schrecklich.
Weisst du denn einen Auslöser? Was macht dich so traurig? Was will dir deine Seele also deinen Schmerzen sagen?

Bist du in Therapie? Meine erste Anlaufstelle wäre ein Psychologe und dann anschliessend Psychotherapie.

Ich habe auch Schmerzen, aber die fühlen sich körperlich an.
Downman0
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Downman0 »

Mir tut es auch leid, das es dir so schlecht geht. Hast du dir alle möglichen Hilfen geholt (Psytherapie und Medikamente)? Wenn ich meine Phasen habe, schaffe ich es nicht selten mit der Einstellung "jedes Gedanke und jedes Gefühl das ich habe, wenn ich depressiv bin, nicht wirklich ernst zu nehmen, weil es eh nur Bullshit ist und eine gedankliche Neubewertung erst vornehmen kann, wenn es mir besser geht." Bis dahin heißt es: Ablenkung bis die AD wirken. LG Michael
ßßßß

Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von ßßßß »

@Pfugger

"Also bleibt mir nur übrig diese zu ertragen."
Ja leider.
Medis könnten helfen das zu dämpfen, wenn sie denn funktionieren.
Mittels Psychotherapie könntes du evtl an dem Auslösern arbeiten. Das ist heikl und nicht immer von Erfolg gekrönnt.

Es gibt etwas was sich "high sensitive" nennt. Das gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen. Bei dir hört sich das so an wie bei mir.

Und zum Thema 'Selbstmord'
"Die Wortwahl in Nachrichten ist entscheidend

München, 05.03.2018

Welchen Einfluss ein einzelnes Wort auf den Sprachgebrauch von Lesern und ihre Einschätzung von Suizid haben kann, zeigt eine empirische Studie.

Selbstmord, Freitod oder Suizid – welches Wort in der Berichterstattung über Suizid verwendet wird, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Suizid von Lesern wahrgenommen und in weiterer Folge bewertet wird. Das bestätigt erstmals eine empirische Studie, die Dr. Florian Arendt vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU gemeinsam mit seinem früheren Kollegen Dr. Sebastian Scherr (inzwischen Leuven School for Mass Communication Research in Belgien) und Forschern der Medizinischen Universität Wien gemacht hat. Sie erscheint aktuell im Fachjournal Social Science & Medicine.

An der Studie nahmen 451 Personen teil, die in drei Gruppen aufgeteilt wurden. Sie lasen mehrere kurze Zeitungstexte über Suizide, die sich nur in der Wortwahl für Suizid unterschieden („Suizid“, „Selbstmord“ oder „Freitod“). Jede Person las in den Texten immer nur einen der drei Begriffe. Anschließend wurden die Teilnehmer gebeten, das Gelesene mit eigenen Worten zusammenzufassen, einen Lücken-Text zu ergänzen sowie einige Fragen zu ihren Ansichten über Suizid zu beantworten. „Es zeigt sich ganz klar ein Effekt. So verwendeten etwa Teilnehmer überdurchschnittlich häufig jenes Wort, das sie zuvor in den Texten gelesen haben“, sagt Florian Arendt.

Zudem liefert die Studie erstmals Hinweise darauf, dass die drei Begriffe unterschiedliche Assoziationen bei Lesern wecken. So zeigten Probanden, die das Wort „Freitod“ gelesen hatten, größeres Verständnis für den Suizid unheilbar Kranker und befürworteten diesen. Dabei wird genau dieser Begriff aus Sicht von Suizidexperten kritisch gesehen: „Der Begriff ‚Freitod‘ impliziert, dass Betroffene eine freie rationale Entscheidung treffen. Die Forschung zeigt jedoch, dass suizidale Personen typischerweise eine verengte Sicht auf sich selbst, ihr Leben und ihre Umwelt haben – in etwa vergleichbar einem emotionalen Tunnelblick. Das macht es äußerst schwierig, ihre Entscheidung als ‚frei‘ und ‚rational‘ zu bezeichnen“, sagt Arendt.

In einer früheren Publikation konnte der Kommunikationswissenschaftler zeigen, dass deutschsprachige Medien am häufigsten den Begriff „Selbstmord“ verwenden, „Suizid“ jedoch inzwischen fast ebenso häufig verwendet wird. Aber auch der Begriff „Freitod“ wird in der Berichterstattung regelmäßig verwendet. Der Begriff „Selbstmord“ gilt als nicht empfehlenswert, da dieser einen vermeintlichen Bezug zu Kriminalität herstellt. „Freitod“ gilt als problematisch, da er die Assoziation einer freien, rationalen Entscheidung auslöst. Im Deutschen wird für die Berichterstattung der neutrale Begriff „Suizid“ empfohlen.

„Unsere Studie unterstreicht, welche wichtige Rolle Medien bei der Prävention von Suiziden einnehmen können. Für eine verantwortungsvolle Berichterstattung sollte auf eine möglichst neutrale Wortwahl geachtet werden“, sagt Arendt. Die Wortwahl sei allerdings nur „ein einzelner Baustein einer verantwortungsvollen Suizid-Berichterstattung, von der die empirische Forschung gezeigt hat, dass diese Suizide verhindern kann“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention veröffentlichten Medienempfehlungen für eine umfangreiche verantwortungsvolle Suizid-Berichterstattung. (Social Science & Medicine 2018)"
ßßßß

Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von ßßßß »

@pfugger

kommt drauf an was du sagen möchtest.
Wenn du die Betroffenen (dich selbst) herabsetzen und schmähen möchtest kannst du ruhig bei Selbstmord bleiben. Und ich werde dich immer wieder mahnen es nicht zu tun :roll:
Ich bevorzuge Selbsttötung weil Suizid als Fremdwort von den meisten dann ja doch mit Selbstmord interpretiert wird. Und es am ehest beschreibt worum es geht.


Deine Beschreibung kommt mir doch unschön vertraut vor.
Für dich die Stichworte: Trauma Typ II und Deprivation

Das kann Borderlien zur Folge habe, sofern die Diagnose stimmt.
Bei PTBS müsst es eigendlich flashbacks geben. Also unwilkürlich ausgelöste Erinnerung gerade emotionaler Art. und wäre auch eher für Trauam Typ I typisch.
Bei Angst wäre zu klären ob das auf Menschen zurückgeht oder unabhägig ist. Bspw wer ständig kontroliert ob irgend etwas verschlossen ist, dem ist das evtl ja für eingeimpft worden und er ist immer noch bemüht es anderen recht zu machen. Auch das mit dem ausser Haus geht könnte auf fühere Be-Abwertung im Sinne von Aufmerksamkeit gegen Wohlverhalten zurück gehen. Oder das ganz ist tasächlich im Sinner einer Angst vor freien Plätze, Menschenmassen o.ä.
Das musst du in der Psychotherapie abklären.
Dannach richtet sich das Behandlungsprogram.

Das mit den Schmerzen kenne ich so nicht. Evtl könnte da was medikamentöses helfen. Dazu müsste aber erstmal abgeklärt werden, dass nicht wirklich etwas körperliches dahinter steckt.
Christiane1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Pfugger,

ich verstehe dich irgendwie, ich kann noch nicht exakt sagen wie, aber ich versuche es mal
zu beschreiben.
Übrigens, was ßßß nett versucht zu sagen ist ebenfalls Verständnis auf seine Art. Pass auf, wie du was formulierst und da sind Unterschiede wichtig. Es bedeutet Schutz für dich, denn sagt man einfach nur Selbstmord, könnte das im Unterschied zu Suizid oder Freitod etwas ganz anderes bedeuten, obwohl am Ende alles auf das gleiche herauskommt. Ich empfehle dir hier im Forum keine solche (gedanklichen) Begriffe zu benutzen, man weiss sonst nicht, wie man sich so jemandem gegenüber verhalten soll. Das zur Info.

Dieser Schmerz, von dem du schreibst, ist sehr tief und bohrend, logisch nicht erklärbar und
er ist einfach da. Ich kenne das.
Was ich inzwischen weiss ist, dass er nicht heilbar ist, da er sich auf das früheste Stadium eines Menschen bezieht und man durch Therapie eines aber versuchen kann und das ist zu ergründen wie ein Wal in der Tiefe, was da unten alles so los ist. Das versuchst du gerade und ich finde das klasse.

Dein Schmerz berührt mich sehr, weil ich ihn so gut kenne und nie richtig fassen kann.

Du bist ganz normal damit und ich möchte dir einen Satz mit auf den Weg geben, der
mir ein bisschen geholfen hat (dank Therapeut) und mich ein bisschen normaler fühlen liess wieder "Sie sind so normal wie jeder andere Mensch und reagieren im Leben auf das, was ihnen passiert war." Ich dachte auch jahrzehntelang, ich sei unnormal. Ich habe Schäden und bemühte mich wie eine Irre um emotionale Anpassung "nach oben", es geht aber nicht. Kann nicht gehen, weil mir ein "Bein" fehlt. Wenn man das weiss bei sich, sind die Bemühungen umsonst. Damit zu leben, verstehen, darum geht es. Es tut weh und das kann auch anders gar nicht sein.

Für heute mache ich Schluss. Habe noch mehr zu sagen, aber das nur auf Anfrage;-)

Alles Gute dir,
Christiane
Tewi
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Tewi »

Ich spüre auch oft emotionale Schmerzen. Der Schmerz zieht bei mir vor allem in Arme und Beine, manchmal kaum aushaltbar. Aktuell bin ich in einer Tagesklinik und habe einen Tiefenpsychologen zugewiesen bekommen. Er sagt das ich meine traumatischen Kindheitserlebnisse immer wieder „durchleben“ muss in der sicheren Therapieumgebung bis das Geschehene an Kraft verliert und das dann auch die Schmerzen irgendwann besser werden.
Ich weiß noch nicht wie gut das klappt, wie anstrengend das wird oder ob ich erfolgreich sein werde, aber vielleicht hilft dir das weiter. Ich wünsche dir alles Gute!
kira-kira
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von kira-kira »

Ich hab mal eine generelle Frage: Also wenn man in seiner frühesten Kindheit schlimme Erfahrung erlebt hat und man es natürlich jetzt im Erwachsenenalter nicht mehr bewusst weiss, wie kann ich denn da ansetzten?
Also bei mir ist es z.b. so, dass ich meine Kindheit toll fand (also natürlich nur das was ich weiss). Aber es könnte ja auch anders sein. Mein Unterbewusstsein und Regionen in meinem Gehirn wissen das natürlich noch, nur ICH nicht. Wie kann man denn das dann herausfinden bzw. aufarbeiten, wenn ich mich doch an nichts mehr erinnern kann? Versteht man mich?

Sorry Pfugger, ich wollte jetzt nicht von deinem Thema abweichen, aber vielleicht ist es ja doch ganz interessant und hilfwert.
Christiane1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Christiane1 »

Hallo kira-kira,

interessante Frage.
Ich glaube, wenn du etwas Leidvolles in deiner Kindheit erlebt hättest, wüsstest du es bzw.
würdest es spüren auch ohne konkrete Erinnerung an etwas Bestimmtes.
Danach zu suchen, wenn gefühlt alles in Ordnung war, finde ich schwierig.

Viele Jahre war es bei mir so, dass ich nicht mal bennenen konnte, was mir fehlte und erst mein Therapeut kam darauf, dass es genau das war. Nicht konkrete Ereignisse führten zum Trauma, sondern das, was mir "fehlte". Also Liebe, Wärme, Sicherheit, positive Spiegelung meiner eigenen Gefühle durch Erwachsene (Eltern) damals, meine Basis für ein seelisch gesundes Leben wurde mir vom ersten Lebenstag an vorenthalten. Die ersten Lebensmonate eines Kindes sind entscheidend für die weitere Entwicklung (für Nichtkenner: Ein Katzen- oder Hundebaby geht ein, wenn man es vernachlässigt.).

Die Depression bei mir ist die Folge einer langanhaltenden negativen Stresssituation.
Ich habe immer gesagt, ich fühle mich wie Haus ohne Fundament und bildlich gesehen krachen solche Häuser auch viel schneller ein als solche mit festem Fundament.
Schöne Zeiten hatte ich auch in der Kindheit und an die erinnere ich mich genau.

Liebe Grüsse
Christiane
ßßßß

Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von ßßßß »

@kira-kira

"Aber es könnte ja auch anders sein. Mein Unterbewusstsein und Regionen in meinem Gehirn wissen das natürlich noch, nur ICH nicht. Wie kann man denn das dann herausfinden bzw. aufarbeiten, wenn ich mich doch an nichts mehr erinnern kann? "

Das geht gar nicht. Und Vorsicht vor Therapeuten die etwas vom erarbeiten von verschütteten Erinnerung faseln. Das läuft fast immer auf Erinnerungskonstruktion hinaus.
Wenn es etwas aus der frühesten Vergangheit gibt, dann hat es sich in den Stukturen des Gehirns eingebaut. Und damit beeinflusst es das aktuelle denken/fühlen.
Für das funktionieren von Psychotherapie ist es aber unwichtig wie die Strukturen zustande gekommen sind. Wichtig ist ein veränderbares Problemfeld zu finden und daran zu arbeiten. Dass geht natürlich auch ganz ohne Therapie.
Also mal ganz vereinfacht
mangelnde Führsorgeerfahrung als Kind -> Mangel vertrauen auf Mitmenschen ->Therapie-/Lebenserfahrung ermöglicht ein führsorgliche Erfahrung --> Veränderungen der Erwartungen -ideal-> Veränderung des Erlebens --> alles prima


@pfugger

dir muss nichts leid tuen.
Es geht um framing.
Gerade ist ja das mit Weihnachten. Im Denken fast aller Menschen ruft alleine das Wort Bilder von Kerzen, Schnee, Nadelbaum und einem dicken Man im roten Anzug hervor. Obwohl selbst in diesen Breiten selten Mitte Dezember Schnee liegt. In Hawaii und Australien wird's ganz absurd. Die Werbung arbeite weiter daran das zu verfestigen.
Das Wort 'Mord' ist assoziiert mit dem schlimmsten Verbrechen in fast allen Gesellschafften. Was auch am härtesten Bestraft wird. (In Großbrinanien galt bis 1961 für Selbstötungsversuche die Todesstrafe.) Deswegen wurde es ja ursprünglich auch verwendet. Hier haben die christliche Kirchen ihre Hand im Spiel, die Muslime sind nicht besser. Es gibt in Wien nicht umsonst einen extra Friedhof für die Toten der Donau oder eine Anfangssequenz in 'Königreich der Himmel'.
Wie du es nennst ist deine Sache.

wenn die Fragen an mich gingen
"Wenn das nicht heilbar ist, heißt das, ich werden diesen Schmerz für immer spüren müssen?
Wenn ja, wie soll ich damit leben?
Ich bekomme während dessen und auch danach eigentlich nichts mehr auf die Reihe...
Ich kann mir nicht vorstellen, wenn das bleibt, ein geregeltes Leben zu führen.
Ist das trotzdem möglich?
Schaffst Du das und wenn wie?"
Du überlebst von Tag zu Tag. Das ist zu wenig aber mehr wird ja nicht zugestanden. Mit etwas Zufallsglück kannst du dem einen oder anderem Tag etwas glorreichen abringen. Ansonsten bleibt dahinvegitieren.

Das mit dem Unverständniss kenn ich zu gut. Schlimmer wird's wenn es vorwurfsvoll wird, weil doch was für einen getan wird, das aber nicht honoriert wird, weil es eben nicht bringt.
Christiane1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Pfugger,

verschwundene Texte kommen leider oft vor, wenn man nicht aufpasst. Ich habe mir angewöhnt, während ich schreibe immer mal wieder den Text zwischenzuspeichern, bevor ich auf Vorschau bzw. Absenden drücke, so passiert nichts.

Ich habe noch beide Beine, keine Sorge, mein Rollstuhl ist auch mentaler Art.

Was du beschreibst, ist mir sehr vertraut, vor allem dein Umgang damit.
Ich bin mit meiner Äusserung, dass es nicht heilbar ist, etwas zu sehr vorgeprescht, was mir im Nachhinein schon leidtut, denn das hilft dir gerade überhaupt nicht. Krankheit kann man heilen, einen Zustand dagegen viellleicht verbessern oder verändern durch Therapie, ich habe mich unklar ausgedrückt, sorry.
Vermutlich bin ich durch die Zeit irgendwie abgestumpfter geworden und realistischer, was
meine Möglichkeiten betrifft insgesamt.

Im Vergleich zu anderen in meiner Familie und Freunden oder Bekannten habe ich auch schon früh feststellen müssen, dass es harte Arbeit bedeutete, da einigermassen mitzukommen im Leben.
Der Klopfer war, dass ich einmal nicht zu einer Hochzeit eingeladen wurde von hochtrabenden Handballfreunden aus der Bezirksliga, wobei der Mann ein Kindheitsmensch war von mir, die Frau
sich Sorgen machte über korrekte Pärchenlisten und da ich die meiste Zeit in meinem Leben, bis auf
einige wenige Jahre andauernden Beziehungen, Single war, passte ich nicht ins Konzept. Vielleicht gab es
keinen Katzentisch für mich oder sowas, aber auf jeden Fall tat es mir sehr, sehr weh, nicht eingeladen worden zu sein. Es war das Zeichen, du bist nicht willkommen. Ich habe es nur einmal so krass erlebt, aber mir ganz stark gemerkt. Dieses Pärchen ist übrigens heute getrennt und der Sohn hat vor lauter Studiererei und Mama-Zuhause mit Frühstück am Bett seine Mutter sicherlich mit Stolz erfüllt. Aber eine Single-Frau auszugrenzen, weil es nicht passte, das war schon tiefstes Mittelalter. Mein Bruder und meine beide Schwestern mit Partner waren auf der Hochzeit, ich nicht.

So ging es immer weiter und als ich in Frührente gehen musste, kamen einige geballte Vorurteile über faule Psychos auf mich zu, Angst und Sorge und teilweise schreiende Dummheit. Das auszuhalten war schon schwer genug, aber irgendwann beruhigte sich das auch.
Niemand möchte mit komischen Menschen zu tun haben, die von der Norm abweichen, nicht arbeiten, nicht in Urlaub fliegen, nicht normal leben, manchmal unmöglich aussehen oder nicht "können".

Ich erlebe das ja auch, aber die Trennlinie zwischen mir und den anderen, die noch alles schaffen, ist gar nicht so gross, eher vielfältig. Du musst nicht denken, dass andere Menschen ihre Probleme mit links bewältigen, das stimmt so nicht und führt nur noch mehr zu dem Gefühl des Versagens. Da würde ich ansetzen jetzt gedanklich. Nicht immer vergleichen.

Viele Grüsse
Christiane
Christiane1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Christiane1 »

Pfugger,

du solltest jetzt etwas zur Ruhe kommen und im Alltag schauen, was dich gerade nicht belastet und wo du dich wohlfühlst. Wenn du zum Beispiel Fernsehen magst, dann sehe fern und wenn du
ein Sammler bist, dann sammle, alles ist richtig.

Ich glaube, es ist zunächst mal wichtig, dass dein Schmerz überhaupt jemand versteht und das ist hier im Forum durch mehrere Menschen der Fall. Also das was du in deiner Umgebung vermisst.
Ein erster Schritt, den ich an deiner Stelle sacken lassen würde, denn du wirst ja gesehen.

Auf jeden Fall würde ich die Therapie weitermachen, weil nach meiner Erfahrung das Sprechen am meisten hilft. Es geht nicht von heute auf morgen, so funktioniert unser Gehirn nicht.

Wir, also meine Geschwister und ich, hatten immer die Angewohneit von unseren Eltern als "die Eltern" zu sprechen und uns fiel das gar nicht auf, aber anderen schon. Ungläubige Blicke kenne ich auch, weil das lustige Verpacken von ziemlich harten Erlebnissen irgendwe ein Sport war und ein geistiger Versuch, sich so gut es geht abzugrenzen von diesen "Leuten". Ich kenne auch den Spruch, dass ich zu empfindlich bin, habe ihn aber entlarvt, indem ich die Unempfindlichkeit anprangerte. Damit gab ich den Ball zurück dorthin, wo er hingehörte.

Man war und ist so daran gewöhnt sich selber zu schützen und irgendwo auch die Eltern, dass es eigentlich an Selbstverleugnung grenzte bzw. es war Selbstverleugnung zum Zweck des Überlebens. Vier Kinder wütend und traumatisiert ins Leben zu entlassen, das muss man erstmal schaffen, aber meine Eltern konnten das. Wir sind alle "komisch" geworden gefühlt, na, wen wunderts. Für mich persönlich war immer das Schlimmste, dass wir uns gegenseitig nur bedingt helfen konnten, weil die Zerstörungen und Verletzungen so tief waren und sind bei uns allen, dass wir auch untereinander eines Tages mit Schmerz und Verletzungen aufeinander losgingen.

Ich konnte mir auch zum Beispiel nie meine Ambivalenz im Verhalten meinen Eltern gegenüber erklären, weil ich ja selber manipuliert worden war bis zum Abwinken durch die beiden. Diese
Farce der heilen Welt ist heute noch Thema in meiner Familie, weil ich in den letzen Jahren böse Anklagen erhoben hatte gegen einige der "Zuschauer" damals, die allesamt zur Familie gehören und angeblich von nichts gewusst haben. Das ist eine Lüge und mir reicht es im Grunde schon, dass ich das weiss und aussprechen kann. Im Alltag bedeutet es, mit weniger Lügen und dafür mit mehr Klarheit zu leben, ich muss nicht mehr so kämpfen wie früher.

Leider kann ich dir nicht wirklich helfen, da ich diesen Schmerz ja auch noch habe in mir, ich nenne ihn das Vermächtnis. Man kann nicht normal sein, wenn man aufgewachsen ist mit nicht normalen Eltern, das ist eine festgeschriebene Formel. Da hilft auch kein Medikament auf Dauer oder grossartig angelegte Verhaltenstherapien mit dem Ziel sich selbst zu verändern.
Ich bin der Meinung, dass vor der Therapie des Betroffenen erst einmal die Frage gestellt werden müsste "Was ist mit Ihnen passiert?" oder "Woher, denken Sie, kommt ihre Not?".

Die meisten Menschen würden das beantworten können, da bin ich sicher.

Viele Grüsse
Christiane
Tewi
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Tewi »

Bei mir geht es um schmerzhafte Erlebnisse aufgrund alkoholkranker Eltern.
Mein tiefenpsychologischer Therapeut bringt mich immer wieder dazu in den Sitzungen belastende Situationen von früher zu schildern. Er sagt, dass durch dieses erneute „Erleben“ in einer sicheren Umgebung die Kraft der Erlebnisse mindert.

Die Definition dazu besagt:

„Durch das wiederholte Erinnern und Durchleben biographischer Erfahrungen in der therapeutischen Beziehung kommt es vor dem Hintergrund von Prozessen der Übertragung und Gegenübertragung zu einer gemeinsam konstruierten Realität. Im Hier und Jetzt gestalten Therapeut und Patient gemeinsam eine stabile Beziehung, in der der Zugang zu schmerzlichen, biographisch geprägten Gefühlen möglich wird und (kognitive und affektive) Einsicht gewonnen werden kann. Bei Patienten mit strukturellen Störungen übernimmt der Therapeut zeitweise Ichfunktionen für seinen Patienten, wodurch Affekte ertragbar und Handlungsimpulse kontrollierbar werden. Auch bereitet der Therapeut seinem Patienten gezielt korrektive emotionale Erfahrungen und der Patient schreibt ihm positive Elternmerkmale wie Fürsorglichkeit, Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit zu, Im Zentrum der tiefenpsychologisch fundierten Behandlung stehen aktuelle psychische Konflikte. Von ihnen ausgehend werden vor allem unbewusste Motive bzw. der zentrale Beziehungskonflikt bearbeitet, die das Problem für den Patienten unlösbar gemacht haben bzw. die Krankheit bedingt haben.“

Ich hatte erst zwei Sitzungen, kann daher noch nicht viel berichten. Der Ansatz klingt aber spannend finde ich. Hat jemand bereits Erfahrungen mit einer tiefenpsychologischen Therapie?
kira-kira
Beiträge: 92
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von kira-kira »

Hallo Tewi, das klingt interessant. Ich befinde mich auch grad bei meiner 4. Stunde einer TP Therapie. Erst mal wollte sie tausend Sachen über meine Kindheit und Jugend wissen. Ist das bei dir auch so?
Es ist interessant und ich bin gespannt wie es weiter geht.
Paul60
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Paul60 »

Hallo,
ich kann das gut nachvollziehen was ihr hier schreibt.
Bei mir gibt es auch immer wieder diese schlimmen Tage.
Es gibt auch für mich nur den einen Trost, das ich weiß dass es nach 2 bis 3 Tagen von alleine wieder weg geht.
Den n Schmerz mal kurz beschreiben.
Es ist tiefe Trauer. Ungefähr so als wenn ein guter Bekannter stirbt.
Vielleicht ist es euch ein Trost, dass noch einige Menschen gibt, denen es auch so schlecht geht.
Guss
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Bittchen »

Lieber Pflugger,

ich möchte dir zu nichts raten, denn auch ich finde Christianes Beitrag sehr hilfreich.
Meine Biographie ist da ganz anders.
Ich finde es ganz furchbar,was du in deiner Kindheit aushalten musstes.
Das kann glaube ich nur Jemand nachempfinden, der auch schon so früh so verletzt wurde.

Nur soviel,ich wünsche dir sehr,dass du gemeinsam mit deinem Therapeuten viele Verletzungen und Verluste aufarbeiten kannst und dadurch Besserung erfährst.

Alles Gute und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Christiane1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Christiane1 »

Hallo Ihr Lieben,

Pfugger, bei dir ist durch die ständigen Versuche, zu deinem Vater Kontakt aufzunehmen, sicherlich kaum an innerer Ruhe zu denken, könnte ich mir vorstellen. Gut, dass du da schon auf die Bremse trittst.
Du hast gut beschrieben wie sich das Ganze anfühlt.
Ich denke auch nicht, dass man frühe Enttäuschungen/Verletzungen einfach so abstreifen oder verarbeiten kann, da diese Dinge in den Entwicklungsjahren passiert sind und damit prägend waren.
Eine gute Kindheit trägt, eine schlechte ist wie ein Klotz am Bein und deshalb schlurft man (emotional) auch später noch durch die Gegend. Aber, die Verletzungen und der Schmerz sind nur ein Teil des eigenen Ichs, man ist nicht der Schmerz. So übermächtig er auch ist, er hat gute Gründe und will sich jedesmal in den Vordergrund spielen und beherrschen und er tut so, als würde er 100% unserer Persönlichkeit ausmachen. Das ist das Hinterhältige daran. Ich bin nicht der Schmerz, ich habe ihn. Gedanklich macht das ja etwas mit einem.
Ich drücke dich mal ganz feste.

@Paul60
Mir hilft es auch, dich, euch zu lesen.
Bei mir ist es auch Trauer. Es ist das Bewusstsein darum, um sich selbst zu trauern und das hat nichts mit Selbstmitleid zu tun, sondern eher mit Fürsorge für einen selbst. Ich spüre etwas Tröstliches darin, dass wir das aussprechen können.

@Bittchen
Man muss auch nicht alles verstehen, selbst wenn man etwas selbst so erlebt hat.
Oft ist es so, dass früh traumatisierte Menschen ihre Heiterkeit aus anderen Dingen beziehen können wie z.B. schrägem oder hartem Humor, ich gehöre auf jeden Fall dazu.
Der Überlebensmechanismus ist bei unsereins besonders stark ausgeprägt, weil so vieles nicht mitgegeben wurde. Normale Dinge wie ein gutes Selbstwertgefühl, die eigentlich mit der Muttermilch schon eingesogen werden sollten, müssen später hart erarbeitet werden, wenn das überhaupt geht.

Ich denke in letzter Zeit oft - neuer Gedanke - dass ich jetzt sogar machmal schon etwas verwechsle, wenn ich dunkel und traurig bin. Möglicherweise machen mir die aufgrund meiner fehlenden Basis später als Erwachsene erlebten Dinge mehr zu schaffen als der Ursprung.
Da bin ich grad dabei, das für mich auseinander zu tüfteln, weil es mir sehr wichtig ist, das zu
unterscheiden. Haben meine Eltern Schuld an meinen frühen Ängsten? Ja. Haben sie Schuld, dass ich einmal in einer schlechten Beziehung gelandet war? Nein. So in etwa, besonders wenn man schon ein paar Jahrzehnte lebt, kommt viel zusammen, was man selber verantworten müsste. Ich weiss und sehe das. Man hat nie echte innere Ruhe, das ist eigentlich das Quälende daran. Aber am Ende kommen gerne mal Depressionen heraus und damit haben wir alle wieder das gleiche Problem.

Liebe Grüsse
Christiane
Bittchen
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Bittchen »

Lieber Pfugger

ich bin überrascht wie jung du bist.
In deinem ersten Beitrag schreibst du,Kommunikation ist nicht deine Stärke.
Das sehe ich aber ganz anders.
Immer wieder wunder ich mich, wie so junge Betroffene, genau wie du,so reif und intelligent hier schreiben können.
Deine Intelligenz hat nicht gelitten und du wirst für dich den richtigen Weg aus der Misere finden.
Denn es ist schon eine große Ressource wie du dich hier austauschen kannst.
Mir hat mal ein Therapeut erklärt,dass jede Verletzung in der Kindheit, aber auch später, im Gehirn gespeichert wird .
Wenn es zu viele werden, sagt unser Körper stop und wir werden depressiv.
Das wäre ein Schutzmechanismus um uns Erholung gönnen zu "müssen".
Die Vergangenheit aufzuarbeiten und dir selbst keine Schuld zu geben ist ganz wichtig.
Du warst ein Kind und dir ist viel Unrecht passiert.
Diese Hilflosigkeit damals hat dich geprägt und erklärt bis heute dein Verhalten.
Der Rückzug wenn es darum geht zu dir und deiner Meinung zu stehen, ist ein Schutz für dich.
Immer ja sagen und keine erneute Verletzung oder Verlust riskieren wollen kenne ich sehr gut.
Es täte zu weh!!!
Aber sich immer wieder klein machen ist auch viel negativer Stress für die Seele.
Da ist nein sagen lernen und nicht überall beliebt zu sein, der richtige Weg.
Das ist gar nicht so einfach.
Streit und Auseinandersetzungen aushalten ist für mich heute noch schwierig,aber ich habe gelernt mich zu behaupten.
Die Konsequenzen kann ich mittlerweile auch ertragen,auch wenn es bedeutet Veränderungen hinzunehmen.
Wenn die Chemie mit deinem Therapeuten stimmt, kannst du Schritt für Schritt lernen selbstbewusster zu werden.
Deine Kindheit wird dich weiter begleiten,aber vielleicht kann du mit deiner Wut und auch die berechtigte Trauer darüber besser umgehen lernen.
Die Trigger wird es weiter geben,nur du kannst lernen das weniger stressig zu sehen.
Denn es ist leider nicht mehr zu ändern was in deiner Kindheit passiert ist ,du hast da selbst nichts zu verantworten!!!
Es ist sehr tragisch,dass sich Kinder leider immer wieder selbst eine Schuld einreden ,auch wenn sie den Handlungen der Erwachsen hilflos ausgeliefert waren.
Das in deinen Gedanken und Gefühlen zu ändern, kann dir mit therapeutischer Hilfe Schritt für Schritt gelingen.
Denke nur daran jetzt gut für dich zu sorgen,das ist das Wichtigste.
Gute Besserung und ich wünsche dir alles Gute.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Aida1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
DieNeue
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von DieNeue »

Hatte Winston Churchill nicht auch Depressionen?
Aida1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
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Aida1
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aida1 »

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Bittchen
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aida,

die depressive Störung begleitet mich schon seit meiner Jugend .
Da kenne ich auch die Auslöser.
Damals wusste man nicht viel über Depressionen.
Vieles ist bei mir über Jahrzehnte falsch gelaufen,nur immer wieder andere Medikamente,keine Psychotherapie usw.
Ich habe habe mich immer weiter überfordert und mir nicht eingestehen wollen,dass ich kürzer treten muss.
Aber auch Verletzungen,Verluste,Demütigungen, spielten dabei ein große Rolle,so dass mich der "Schwarzer Hund" immer wieder in die Knie zwang.
Da konnte es mir auf Dauer nicht besser gehen,weil ich mein Verhalten nicht verändert habe.
Wie dann eine bessere Behandlung statt fand,so vor 15 Jahren,hatte ich schon einen langen Weg mit vielen Auf und Abs hinter mir.
Da ging dann gar nichts mehr und ich schied mir 55 Jahren durch die Erkrankung aus dem Arbeitsleben aus.
Dann habe ich 5 Jahre kognitive Verhaltenstherapie gemacht.
Da konnte ich die Gedanken über mich verändern und einsehen ,ich habe keine Schuld daran, wenn es mir wieder schlecht geht.
Das ist genau wie bei jeder schweren körperlichen Krankheit auch,wenn man betroffen ist,kann man nur das Beste daraus machen.
Manchmal wird es wieder gut,aber es kann auch nötig sein, mit den Einschränkungen umgehen zu lernen.
Den Weg durch die Hölle bin ich einige Male gegangen und ich bin noch da.
Ich bin immer wieder weiter durch gegangen,bis ich etwas Licht gesehen habe.
Nicht so schnell wie ich es wollte,manchmal auch mit Stillstand aber die schwersten Zeiten gingen immer wieder vorbei..
Spazieren gehen ist da ja auch nicht falsch,wenn es dann wieder geht.
Oft geht bei es mir dann nur noch da,wo ich keine Bekannten treffe.
Kreativ sein ist auch gut,aber nicht so meins.
Denn ich bin eher der robuste Typ mit Helfersyndrom.
Ungern nehme ich praktische Hilfe an,will alles selber machen, immer noch eine große Baustelle bei mir.
Prominente Betroffene gibt es ja viele,das Wissen darüber tröstet mich nicht.
Außer dass es dazu beiträgt auch Mal etwas in der Presse zu lesen über die Krankheit.
Da hat sich schon viel verbessert.
Tobi Katze und auch Thorsten Sträter tragen viel dazu bei,dass Betroffene weniger stigmatisiert werden,weil sie offen mit ihrer Depression umgehen.
Nur was ich auch immer wieder merke,Außenstehende wissen zwar dass es die Depressionen gibt und finden die auch ganz schlimm,
aber die Einschränkungen,Gefühle ,Gedanken von uns,bleiben für sie unverständlich.
Wenn die Phase zu lange dauert oder immer wieder auftritt in vielen Jahren, kann das mit der Zeit Nichtbetroffenen auch immer mehr gleichgültig werden.
Freunde und Kontakte zu halten wird da auch schwieriger.
"Ich funktioniere dann nicht mehr so wie sich das gehört."
Da kann ich so manche Dinge nicht mitmachen.
Trotzdem habe ich Glück,meine engste Familie ist da aufgeklärt,aber ohne zwischenmenschliche Probleme ist es selbst da nicht.
Die Veranlagung bleibt,so meine Erfahrung,aber es gibt auch gute Zeiten,manche haben auch Glück und es bleibt bei nur wenigen Rückfällen oder nur einer Phase.
Die Hoffnung auf Besserung dürfen wir nie verlieren, es lohnt sich immer wieder weiter zu machen.
Schon morgen kann es uns besser gehen.
Aber Jammern über die sch....Krankheit ist erlaubt.
Es gibt nur sehr wenige Menschen,denen ich ein paar Wochen mit der depressiven Störung gönnen würde,aber danach wären die Lästermäuler gestopft.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Ich schreibe in der Ichform,in der Richtung habe ich keine Störung,aber ich kann meine Erfahrungen besser formulieren.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Aida1
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Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 19:06, insgesamt 2-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Aurelia Belinda
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Aida,
Ein sehr schönes Gedicht finde ich.
Ja, manchmal ist man natürlich auch betrübt, einsam. Hoffnung schwindet.
Aber sie darf nie ganz schwinden.
Sonst sind wir verloren.
Das wollen wir doch nicht.
Des Kampfes müde bin auch sehr oft. Zu oft. Aber kurz vor dem “ Untergang “ reisse ich immer das Ruder in die andere Richtung. In die des Lichtes.

Wie im Gedicht.
Ach ja. Mühsam alles, stimmt schon.
Aber wir müssen uns fest daran klammern, dass alles, auch Leid, seinen Sinn hat.
Seine Berechtigung.
Im großen Schmerz,Einsamkeit sieht man das nicht immer.
Und dennoch gibt es auch für uns, ganz, ganz kleine Lichtblicke.

Der Satz von John Milton macht etwas nachdenklich....
Irgendwo hab ich mal gehört, so ein starkes Leid, Kemrankgeit, oder Schicksalsschlag, kriegen nur Starke Menschen.....die anderen könnten es nämlich gar nicht aushalten.

Auch wir haben oft das Gefühl es reicht.
Aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Nicht von der Hölle, nein für uns steht auch noch gutes bereit.
Davon bin ich überzeugt.

Diese Hoffnung dass für dich auch noch schönes geschieht im Leben möchte ich mit dir teilen.

Was hattest du eigentlich an Therapien...
Waren das verschiedene, oder nur eine?

Ich wünsche dir in jedem Fall alles Liebe,lass den Kopf nicht hängen.
Man darf geknickt sein. Jawohl, auch klagen. Richtig.
Man darf den Kopf auch senken.
Nur nicht zu tief.

Ich denk an dich.
Gestern hatte ich auch wieder Aida im Kopf. Du weisst warum.
Kriege es noch hin. Ganz sicher.

Liebe Grüße,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Aurelia Belinda
Beiträge: 8339
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Re: Emotionale Schmerzen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Kurzer Nachtrag,
Ihr beiden Bittchen u. Aida,
Das ist so, ja. Wir gingen durch die Hölle. Da möchte man nicht mehr hin.
Man muss ständig wachsam sein.
Auf sich Acht geben, was gleichzeitig mit so viel Entbehrung, Verlusten zu tun hat. Durch Therapie hat man natürlich geschaut, besser damit umzugehen, vieles angepasst, immer hart an sich gearbeitet.
Aber es macht eben auch müde.
Aus dem Grund müssen wir so oft es geht, und gutes gönnen.
Da bleibt bei mir auch nur ganz minimal wenig.....
Das Genießen wie Gesunde es können, ist ja auch unter diesen Umständen gar nicht möglich.
Aber wir müssen es immer neu versuchen.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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